Archiv:Strategien (BB 31)
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e. Strategien
Die Carroccio Als erstes führte Belhanka den Carroccio in der Schlacht auf den Rosenfeldern ein, später übernahm mitunter Urbasi diesen Brauch. Hierbei führen Söldnereinheiten, die für eine Stadt in den Krieg ziehen, einen Wagen mit sich, auf dem an einem Bügel eine Glocke befestigt ist und Standarten mit Fahnen stehen. Dieser Wagen wird von einer Stadt, in deren Namen die Söldnereinheit kämpft, gestellt und ist dementsprechend mit den Zeichen der Stadt versehen. |
Weißt du nicht, dass der Krieg mich ernährt und der Friede mein Ruin ist?
– Antwort eines Condottiere auf die Schelte eines Tsa-Geweihten
Die Zeit vor dem Kampf ist für einen Condottieri keine Ruhezeit. Es gibt viel zu tun: zur Vorbereitung wird der Feind ausspioniert und das Wetter beobachtet. Ein schlauer Condottiere versucht, möglichst viele Angelegenheiten vor der Schlacht zu klären und zu planen, um jeden noch so kleinen Vorteil für sich zu gewinnen.
Dabei ist er sich durchaus bewusst, dass sein Handwerk der Krieg ist und die vollständige Vernichtung eines Feindes bedeuten kann, selbst arbeitslos zu werden. Das ist ein Grund, Gnade walten zu lassen.
Es ist durchaus Gang und Gäbe, in Planung einer Schlacht Horoskope, Prophezeiungen und ähnliche Zukunftsdeuterei einzubeziehen. Reiche Condottiere beschäftigen zu diesem Zweck mitunter eigene Astrologen, andere wiederum betrachten den Vogelflug oder betreiben Deromantie, die Lehre von der Vorhersage der Zukunft aus scheinbar willkürlich arrangierten Dingen wie der Anordnung von Felsen, dem Baumwuchs eines Gehölzes, der Art, in der Wellen Muster am Strand hinterlassen, dem Vogelflug und dergleichen mehr.
Schlachtrufe und Ansprachen
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Die Moral der Truppe ist bedeutend für den Schlachterfolg. Wichtigster Punkt hierbei ist die Bezahlung. Wer nicht bezahlt wurde, fragt sich, wozu er sein Leben aufs Spiel setzen sollte. Deswegen ist die oberste Aufgabe des Condottiere die Beschaffung des Soldgeldes. Eine hohe Moral resultiert hernach bei entsprechender Ausbildung in eine gute Disziplin, der Grundvoraussetzung für den Erfolg der Schweren Infanterie, um Reiterangriffen standzuhalten und in Formation anzugreifen ebenso wie bei der Reiterei, im Geschosshagel standhaft zu bleiben und den Angriff durchzuführen.
Allgemein herrschen im horasischen Thronfolgekrieg zwei verschiedene Strategien der Kriegsführung vor, die Zandoresci und die Folnoresci, benannt nach ihren Vorreitern Zandor von Nervuk und Folnor Sirensteen (mehr dazu HdT 23). Je nach gedanklichem Geschick würzen manche Condottieri diese Grundtaktiken mit eigenen Ideen, speziellen Anpassungen an die jeweilige Lage und wechseln sogar zwischen beiden Schulen. Es gibt natürlich auch solche, die stets einer Schule folgen. Das hängt mit bisherigen Erfolgen, mit Aberglauben und mit besonderer Bewunderung für einen der beiden Taktiklehrer zusammen, aber auch mit dem Geschmack des Auftraggebers, der vielleicht nur Condottieri einer Schule anwirbt, weil er diese für überlegen hält.
Bei Fußkämpfern der Zandoresci wird der Großteil der Compania, der Helle Haufen, der aus Pikenieren, Hellebardieren, Schützen und leichter Infanterie besteht, vom Condottiere selbst oder einem Stellvertreter geführt. Sie nimmt dabei eine rechteckige Formation ein, das Geviert. Die Doppelsöldner und Hauptleute der Einheit bilden hierbei den Abschluss am hinteren Teil des Heeres. Sie treiben den Haufen voran und sorgen dafür, dass die Kämpfenden der Mut nicht verlässt, zur Not mit Gewalt. Weiterhin wird aus ausgelosten Söldnern, Sträflingen und freiwilligen Veteranen der Verlorene Haufen gebildet, der beim Angriff den Feind vor dessen Formierung überrumpeln und so Lücken in dessen Reihen schlagen und bei der Verteidigung die gegnerischen Piken unterlaufen kann. Besonders heldenhafte Kämpfer ziehen womöglich viele Piken auf sich, um den Kameraden zum Durchbruch zu verhelfen. Für einen guten Angriff braucht es nun nur noch folgende Dinge: gute Kampfmoral (Flucht unter keinen Umständen), Professionalität, Grausamkeit (gewähr dem Feind kein Pardon) und rasches Taktieren. Den Hauptteil der zandorescischen Armee bilden dabei Pikeniere. Die von ihnen gebildete Hecke ist für Kavallerie undurchdringlich. Im Kampf werden sie in ihrer Formation von Schützen unterstützt. Die bevorzugte Angriffsweise ist der schnelle Vorstoß, um die Fernkampfkraft des Gegners zu mindern, und die Wucht des Aufpralls.
Formationen der Fußkämpfer Viel Koordination und Einübung ist für die Verwendung der Terzio nötig, bei der nach alter bosparanischer Ordonanz ein Geviert gebildet wird, zu dessen Vorderseite hin die Piken gehalten werden und das mit der Wucht der Fußkämpferreihen in die feindlichen Reihen stößt. Mehrere Gevierte werden zueinander versetzt aufgestellt. Weniger Aufwand benötigt der Igel oder das Rädlein, bei dem sich die Einheit auf einem Fleck aufstellt und mit den Infanteriewaffen kreisförmig nach außen weist. Hierzu braucht man weniger Kämpfer, es gibt keine Vorderseite mehr sondern nur ein Außen. Diese Formation ist eher bei geschwächten Einheiten zu sehen. Formationen der Reiterei Jeder Kavallerieoffizier sollte immer daran denken, dass nur zwei Dinge nötig sind, den Feind zu schlagen: erstens ihn mit größter Schnelligkeit und vollster Kraft anzugreifen und zweitens seine Flanke zu umgehen. |
Die Kampfweise der Folnoresci setzt auf Beweglichkeit und Tempo. Während sich die Pikeniere der Zandoresci noch aufstellen, kann es gut sein, dass die Reiterei der Folnoresci bereits heran geritten ist und den Kampf eröffnet. Ihre Stärke liegt also darin, den Gegner zu überraschen und sich, bevor er zurückschlagen kann, wieder zu entfernen. So kann man im Kampf gut Rücksicht auf die eigene Ausdauer nehmen und sich nicht zermürben lassen. Während die Zandoresci wie ein Hammerschlag auf den Feind treffen, gleicht das Vorgehen der Folnoresci einem Rapierstreich. Der Vorteil der Reiterei gegenüber den Fußkämpfern ist, dass diese zwar bei erfolgreicher Aufstellung von Piken und Schützen schwer zu schlagen und weitaus billiger sind, aber einer aufwendigeren Organisation bedürfen. Wenn die Reiterei zuschlägt, bevor sich die Truppe zur Schlacht formiert hat, oder sich gar auf dem Marsch befindet, ist sie im Vorteil. Gerade die Leichte Reiterei sollte sich dieser Taktik bedienen. Ihr Einsatzgebiet ist es weiterhin, die Versorgungswege des Feindes zu kappen, dem solcherart geschwächt mithilfe der Caracolla der Todesstoß versetzt werden kann. Hierbei reiten Berittene Schützen in mehreren Reihen hintereinander auf die feindlichen Soldaten zu, geben eine Salve ab und kehren um, wobei sie auf dem Rückweg ihre Schusswaffe nachladen. Ist der Feind geschwächt, wird er in einer geschlossenen Attacke, angeführt von der Schweren Reiterei, überwältigt.
Auch der Tross kämpft auf seine Art und Weise in der Schlacht mit. Die Kinder der Söldner bringen ihren Eltern Erfrischungen, Pfeile, Bolzen und Ersatzwaffen und passen auf nicht benötigte Pferde auf. In manchen Söldnereinheiten ist es zudem die Aufgabe der Nachwuchssöldner, auf dem Schlachtfeld feindliche Söldner zu fesseln oder ihnen den Gang zu Boron zu garantieren, um mit wenig Risiko erste Kampferfahrung zu machen. Manch später berühmte Condottiere-Karriere begann als Junge oder Mädchen eines Hauptmanns einer anderen Söldnereinheit.
Rückzugsarten
Es gibt es den geordneten und den ungeordneten Rückzug. Ersterer ist erwünscht, Flucht nicht. Deswegen werden manchmal Veteranen hinter die Söldner positioniert, um sie im Fall des Falles am ungeordneten Rückzug, sprich: der Flucht zu hindern. Flieht erstmal eine Einheit, setzt das der Kampfmoral der ganzen Truppe zu. Deserteure werden meist mit dem Tod bestraft.
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