Briefspiel:Im Auge des Chaos/Widerstand ist zwecklos: Unterschied zwischen den Versionen

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Auch im Senat wird in der traditionell letzten Sitzung des Jahres zum Ende symbolisch ein Pamphlet verbrannt, welches alle gescheiterten Anträge und Einwürfe des Jahres auflistet. Doch in diesem Jahr brannte etwas anderes: Lodernde Flammen schlängelten sich als eilig errichteten hölzernen Barrikaden in den Gassen der Stadt empor, griffen auf Häuserzüge über und verwandelten Teile seiner Heimatstadt in eine tödliche Feuersbrunst. Doch noch viel schlimmer, die Werte und Worte der [[Republik Efferdas|Republik]], ihre Constitutio , die sich ihrer Jugend und Freiheit in der [[Coverna]] rühmte, standen in Flammen!
 
Auch im Senat wird in der traditionell letzten Sitzung des Jahres zum Ende symbolisch ein Pamphlet verbrannt, welches alle gescheiterten Anträge und Einwürfe des Jahres auflistet. Doch in diesem Jahr brannte etwas anderes: Lodernde Flammen schlängelten sich als eilig errichteten hölzernen Barrikaden in den Gassen der Stadt empor, griffen auf Häuserzüge über und verwandelten Teile seiner Heimatstadt in eine tödliche Feuersbrunst. Doch noch viel schlimmer, die Werte und Worte der [[Republik Efferdas|Republik]], ihre Constitutio , die sich ihrer Jugend und Freiheit in der [[Coverna]] rühmte, standen in Flammen!
  
Ein kräftiger Fußtritt in den Rücken des Senators weckte diesen aus seinen Gedanken. „Los, du Verräter!“ Der Säbel des Söldlings ließ keinen Zweifel daran, dass dieses Raubein den Senator di Camaro an dessen neuen Arbeitsort eskortieren wollte – einer Kerkerzelle im Keller. Auch um ihn herum hatten Soldaten der [[Republikanergarde]] anderen Senatoren unmissverständlich klar gemacht, dass sie das Ende dieser Senatssitzung nicht an dieser Stelle erleben würden. Wohlgemerkt den wenigen Senatoren und Beamten, die noch geblieben waren. Ja, [[Valerio ya Pirras]], [[Cordovan di Malavista]], [[Hesindio Vinarii]] und [[Dettmar Gerber]] hatten sich diese Sitzung sicher auch anders erhofft. Doch [[Celestina Kanbassa]], [[Bran ya Bocca]], [[Vitello Slin]], [[Massimiliano Changbari]] oder [[Barabo di Punta]] hatten die Stadt schon vor Wochen und Monaten verlassen müssen. Und mit ihnen mindestens zwei Dutzend Beamte, die seitdem das [[Efferdischer Magistrat|Behördentum]] fast zum Erliegen brachten und dem Treiben der „Goldenen Löwen“ unter [[Giacomo d’Oro]] entsprechend kaum etwas entgegenstellen konnten. So verhallte auch jeglicher Protest unbeachtet, als urplötzlich [[Serafinos Thirindar|Serafinos]], der Vertreter [[Halca Thirindar]]s mit den Rondrikan-Löwen im Schlepptau den Senat betrat und den anderen die Beteiligung an einem Mordkomplott an Baron [[Eslam von Efferdas]] vorgeworfen hatte. [[Datei:Serafinos Thirindar.png|thmb|200px|right]]
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Ein kräftiger Fußtritt in den Rücken des Senators weckte diesen aus seinen Gedanken. „Los, du Verräter!“ Der Säbel des Söldlings ließ keinen Zweifel daran, dass dieses Raubein den Senator di Camaro an dessen neuen Arbeitsort eskortieren wollte – einer Kerkerzelle im Keller. Auch um ihn herum hatten Soldaten der [[Republikanergarde]] anderen Senatoren unmissverständlich klar gemacht, dass sie das Ende dieser Senatssitzung nicht an dieser Stelle erleben würden. Wohlgemerkt den wenigen Senatoren und Beamten, die noch geblieben waren. Ja, [[Valerio ya Pirras]], [[Cordovan di Malavista]], [[Hesindio Vinarii]] und [[Dettmar Gerber]] hatten sich diese Sitzung sicher auch anders erhofft. Doch [[Celestina Kanbassa]], [[Bran ya Bocca]], [[Vitello Slin]], [[Massimiliano Changbari]] oder [[Barabo di Punta]] hatten die Stadt schon vor Wochen und Monaten verlassen müssen. Und mit ihnen mindestens zwei Dutzend Beamte, die seitdem das [[Efferdischer Magistrat|Behördentum]] fast zum Erliegen brachten und dem Treiben der „Goldenen Löwen“ unter [[Giacomo d’Oro]] entsprechend kaum etwas entgegenstellen konnten. So verhallte auch jeglicher Protest unbeachtet, als urplötzlich [[Serafanos Thirindar|Serafanos]], der Vertreter [[Halca Thirindar]]s mit den Rondrikan-Löwen im Schlepptau den Senat betrat und den anderen die Beteiligung an einem Mordkomplott an Baron [[Eslam von Efferdas]] vorgeworfen hatte. [[Datei:Serafanos Thirindar.png|thmb|200px|right]]
 
   
 
   
 
Der Vorwurf war lächerlich. Und die Motivation dahinter offensichtlich. Die Spatzen pfiffen von den Dächern, dass Baron Eslam heute verkündet hätte, dass die Senatswahl in drei Monaten nicht wie erst angedacht ausgesetzt würde. Die Stimme des Volks war zu laut geworden, der Druck zu stark gewachsen. Spätestens mit einem [[Alrik Binder]] als Senator wären die Zeiten der „Investigatoren“ vorbei gewesen.  
 
Der Vorwurf war lächerlich. Und die Motivation dahinter offensichtlich. Die Spatzen pfiffen von den Dächern, dass Baron Eslam heute verkündet hätte, dass die Senatswahl in drei Monaten nicht wie erst angedacht ausgesetzt würde. Die Stimme des Volks war zu laut geworden, der Druck zu stark gewachsen. Spätestens mit einem [[Alrik Binder]] als Senator wären die Zeiten der „Investigatoren“ vorbei gewesen.  
 
Doch ein Mordkomplott? Das war nichts anderes als ein Vorwand, um den Baron „aus Sicherheitsgründen“ an einen unbekannten Ort verschleppen zu können, wie ihm beim Vorbringen der Anschuldigungen schnell klar wurde.  
 
Doch ein Mordkomplott? Das war nichts anderes als ein Vorwand, um den Baron „aus Sicherheitsgründen“ an einen unbekannten Ort verschleppen zu können, wie ihm beim Vorbringen der Anschuldigungen schnell klar wurde.  
 
Doch was konnten die verbliebenen Senatoren tun als sich einstweilen in ihr Schicksal ergeben? Männer und Frauen des Senatsbanners, an sich verantwortlich für die Sicherheit der vom Volk gewählten Vertreter, hatten ihren Eid gegenüber der Republik wohl hintangestellt und sich der Sache ihres Hauptmanns [[Rondrigo d’Oro]], oder vielmehr der seines Vaters Giacomo, angedient. Nicht allzu verwunderlich, nachdem Verlassen [[Desideria di Punta|Desiderias di Punta]] waren sie das einzige Banner der stolzen Republikanergarde, das noch Sold erhalten hatte. Zweifellos hatten sie dies ihrem Marinaio  und seiner umtriebigen Familie zu verdanken.
 
Doch was konnten die verbliebenen Senatoren tun als sich einstweilen in ihr Schicksal ergeben? Männer und Frauen des Senatsbanners, an sich verantwortlich für die Sicherheit der vom Volk gewählten Vertreter, hatten ihren Eid gegenüber der Republik wohl hintangestellt und sich der Sache ihres Hauptmanns [[Rondrigo d’Oro]], oder vielmehr der seines Vaters Giacomo, angedient. Nicht allzu verwunderlich, nachdem Verlassen [[Desideria di Punta|Desiderias di Punta]] waren sie das einzige Banner der stolzen Republikanergarde, das noch Sold erhalten hatte. Zweifellos hatten sie dies ihrem Marinaio  und seiner umtriebigen Familie zu verdanken.
Diesen Dank zu vergelten, waren sie nun offenbar nur allzu bereit. Sie zögerten nicht der Anweisung Serafinos Thirindars nachzukommen und die anderen Senatsmitglieder zu verhaften. Darunter auch Cordovan di Malavista, Marinaio der Efferdischen Garde. Womit klar war, wer nun nicht zur Hilfe eilen würde. Wobei der Gedanke, dass die persönliche Garde [[Elanor von Efferdas]]‘ FÜR den Senat eintreten würde eh nie mehr als ein frommer Wunsch gewesen wäre.
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Diesen Dank zu vergelten, waren sie nun offenbar nur allzu bereit. Sie zögerten nicht der Anweisung Serafanos Thirindars nachzukommen und die anderen Senatsmitglieder zu verhaften. Darunter auch Cordovan di Malavista, Marinaio der Efferdischen Garde. Womit klar war, wer nun nicht zur Hilfe eilen würde. Wobei der Gedanke, dass die persönliche Garde [[Elanor von Efferdas]]‘ FÜR den Senat eintreten würde eh nie mehr als ein frommer Wunsch gewesen wäre.
 
   
 
   
 
Das musste Croënar dem Sohn Halca Thirindars zugestehen. Er hatte es hervorragend verstanden, innerhalb eines Jahres die gesellschaftlichen Strukturen von Efferdas komplett auszuhöhlen. Erst brachte er die Rondrikanlöwen sowie die [[Hylailer Seesöldner]] auf seine Seite, dann wurde die Admiralität zur Piratenjagd verleitet, die Niedergeschlagenheit des [[Efferdobal di Camaro|Tempelvorstehers]] der [[Tempel vom güldenen Dreizac|Efferdkirche]] schadlos ausgenutzt, der Popoli gegeneinander ausgespielt und unterdrückt, ehe schließlich auch die Regimenter unterwandert wurden und wichtige Amtsträger aus der Stadt vertrieben werden konnten. Und nun ein Staatsstreich! Ärgerlich, dass er erst jetzt all dies in ganzer Klarheit vor sich sah und verstand! Er konnte sich kaum vorstellen, dass allein die Thirindar und ihre Schergen hinter dieser Kabale steckten. War dies etwa ein Einstandsgeschenk des neuen [[Haridiyon Thaliyin|Seekönigs]]? Waren die [[Zyklopeninseln|Zyklopen]] jetzt auf einmal expansiv? Wenn ja, dann war dies eine beeindruckende Demonstration ihrer neuen Macht.
 
Das musste Croënar dem Sohn Halca Thirindars zugestehen. Er hatte es hervorragend verstanden, innerhalb eines Jahres die gesellschaftlichen Strukturen von Efferdas komplett auszuhöhlen. Erst brachte er die Rondrikanlöwen sowie die [[Hylailer Seesöldner]] auf seine Seite, dann wurde die Admiralität zur Piratenjagd verleitet, die Niedergeschlagenheit des [[Efferdobal di Camaro|Tempelvorstehers]] der [[Tempel vom güldenen Dreizac|Efferdkirche]] schadlos ausgenutzt, der Popoli gegeneinander ausgespielt und unterdrückt, ehe schließlich auch die Regimenter unterwandert wurden und wichtige Amtsträger aus der Stadt vertrieben werden konnten. Und nun ein Staatsstreich! Ärgerlich, dass er erst jetzt all dies in ganzer Klarheit vor sich sah und verstand! Er konnte sich kaum vorstellen, dass allein die Thirindar und ihre Schergen hinter dieser Kabale steckten. War dies etwa ein Einstandsgeschenk des neuen [[Haridiyon Thaliyin|Seekönigs]]? Waren die [[Zyklopeninseln|Zyklopen]] jetzt auf einmal expansiv? Wenn ja, dann war dies eine beeindruckende Demonstration ihrer neuen Macht.
 
   
 
   
 
„Damit werdet ihr nicht durchkommen! Das Volk von Efferdas liebt seine Freiheit und wird euch damit nicht durchkommen lassen. Sie werden euch bekämpfen, denn sie glauben an diese Republik!“, protestierte Dettmar Gerber lautstark zu Croenars Linken und kassierte dafür einen üblen Kinnhaken von seinem Bewacher. Hart schlug der Senator mit dem Kopf auf dem weißen Marmor des Senatsforums auf und blieb bewusstlos liegen. Der Söldner packte ihn nun bei den Füßen und schleifte ihn Richtung Ausgang, eine Spur aus Blut zurücklassend.  
 
„Damit werdet ihr nicht durchkommen! Das Volk von Efferdas liebt seine Freiheit und wird euch damit nicht durchkommen lassen. Sie werden euch bekämpfen, denn sie glauben an diese Republik!“, protestierte Dettmar Gerber lautstark zu Croenars Linken und kassierte dafür einen üblen Kinnhaken von seinem Bewacher. Hart schlug der Senator mit dem Kopf auf dem weißen Marmor des Senatsforums auf und blieb bewusstlos liegen. Der Söldner packte ihn nun bei den Füßen und schleifte ihn Richtung Ausgang, eine Spur aus Blut zurücklassend.  
Serafinos betrachtete die Szenerie gleichgültig. Dann wandte sich der hagere, bleiche, etwa dreißig Götterläufe zählende Mann mit den dunklen Locken an seine Gefangenen. „Ihr hattet schon immer zu viel Vertrauen in eure räudigen Pisspagen“, murrte er nur.  
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Serafanos betrachtete die Szenerie gleichgültig. Dann wandte sich der hagere, bleiche, etwa dreißig Götterläufe zählende Mann mit den dunklen Locken an seine Gefangenen. „Ihr hattet schon immer zu viel Vertrauen in eure räudigen Pisspagen“, murrte er nur.  
 
„Ihr solltet alle nicht vergessen, dass es die Schwäche des Volkes von Efferdas war, die all dies ermöglichte. Ein Unglück reichte und sofort war all ihre ach so wertvolle Moral und Freiheit vergessen, schon sehnten sich die Menschen nach einer festen Hand, die ihre Geschicke leitet und sie durch die Dunkelheit der Geschichte führt!“ Ein leichtes triumphierendes Lächeln ließ seine Lippen kräuseln. „Ihre sich so wichtig nehmenden Senatoren jedoch entpuppten sich als Geizhälse, Betrüger und nun auch noch Mordbuben. Solch eine Freiheit ist wertlos. In Zeiten der Not zeigt sich der Wert des alten Adels. Und die wird das Haus Efferdas ihnen nun wieder geben!“
 
„Ihr solltet alle nicht vergessen, dass es die Schwäche des Volkes von Efferdas war, die all dies ermöglichte. Ein Unglück reichte und sofort war all ihre ach so wertvolle Moral und Freiheit vergessen, schon sehnten sich die Menschen nach einer festen Hand, die ihre Geschicke leitet und sie durch die Dunkelheit der Geschichte führt!“ Ein leichtes triumphierendes Lächeln ließ seine Lippen kräuseln. „Ihre sich so wichtig nehmenden Senatoren jedoch entpuppten sich als Geizhälse, Betrüger und nun auch noch Mordbuben. Solch eine Freiheit ist wertlos. In Zeiten der Not zeigt sich der Wert des alten Adels. Und die wird das Haus Efferdas ihnen nun wieder geben!“
„Niemand hier hat dem Baron nach dem Leben getrachtet. Und das wisst ihr, Serafinos!“, zischte ihm Croënar entgegen, wofür er einen Klaps von seinem Bewacher erhielt.
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„Niemand hier hat dem Baron nach dem Leben getrachtet. Und das wisst ihr, Serafanos!“, zischte ihm Croënar entgegen, wofür er einen Klaps von seinem Bewacher erhielt.
 
„Ach, Senator di Camaro. Von allen werden sie euch dies am wenigsten glauben. Euer Vater hat die Stadt im Stich gelassen, als es gegen Piraten gehen sollte, euer Neffe hat sie im Stich gelassen, als sie jemanden brauchten, der ihnen ihren Glauben zurückgeben sollte. Und jetzt, wo wir hier sprechen, verkündet [[Violetta d’Oro]] in der ganzen Stadt von eurer jüngsten Missetat. Ihr Pfeffersäcke seid nichts weiter als eine großmäulige Plage und es hat sich gezeigt, dass die Götter ihre Wahl mit Bedacht getroffen haben, als es darum ging, wer die Menschen führen soll. Euer Machwerk hier hat nun ein Ende. Und ihr werdet sehen, dass euer Volk euch sehr schnell vergessen und seinen neuen Herren zujubeln wird. Und nun führt diese Verräter endlich ab…“
 
„Ach, Senator di Camaro. Von allen werden sie euch dies am wenigsten glauben. Euer Vater hat die Stadt im Stich gelassen, als es gegen Piraten gehen sollte, euer Neffe hat sie im Stich gelassen, als sie jemanden brauchten, der ihnen ihren Glauben zurückgeben sollte. Und jetzt, wo wir hier sprechen, verkündet [[Violetta d’Oro]] in der ganzen Stadt von eurer jüngsten Missetat. Ihr Pfeffersäcke seid nichts weiter als eine großmäulige Plage und es hat sich gezeigt, dass die Götter ihre Wahl mit Bedacht getroffen haben, als es darum ging, wer die Menschen führen soll. Euer Machwerk hier hat nun ein Ende. Und ihr werdet sehen, dass euer Volk euch sehr schnell vergessen und seinen neuen Herren zujubeln wird. Und nun führt diese Verräter endlich ab…“
 
   
 
   
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„Natürlich nicht! Wir müssen die beiden irgendwo in der Stadt in Sicherheit bringen.“
 
„Natürlich nicht! Wir müssen die beiden irgendwo in der Stadt in Sicherheit bringen.“
 
„Nur gibt es diesen Ort aktuell nicht, Dartan“, wandte Vigo ein.   
 
„Nur gibt es diesen Ort aktuell nicht, Dartan“, wandte Vigo ein.   
„Dann müssen wir eben einen schaffen. Diese ganze Sache kann nur beendet werden, indem wir die d’Oros aufhalten, den Baron befreien und Serafinos in Gewahrsam nehmen können.“
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„Dann müssen wir eben einen schaffen. Diese ganze Sache kann nur beendet werden, indem wir die d’Oros aufhalten, den Baron befreien und Serafanos in Gewahrsam nehmen können.“
 
„Wir und welche Armee?“, spöttelte Phelippa. „Das ist doch völlig utopisch. Die sind uns haushoch überlegen! Die Sache ist längst verloren, wir sollten die Stadt noch verlassen, solange es geht.“
 
„Wir und welche Armee?“, spöttelte Phelippa. „Das ist doch völlig utopisch. Die sind uns haushoch überlegen! Die Sache ist längst verloren, wir sollten die Stadt noch verlassen, solange es geht.“
 
„Und unseren Bruder seinem Schicksal überlassen? Oder die Efferdasi, denen wir unseren Reichtum verdanken? Das kommt nicht in Frage!“, machte Dartan klar.
 
„Und unseren Bruder seinem Schicksal überlassen? Oder die Efferdasi, denen wir unseren Reichtum verdanken? Das kommt nicht in Frage!“, machte Dartan klar.
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„Und wann kommt [[Cesareo di Camaro|Cesareo]] mit der Flotte zurück?“, traute sich Cassiopeia fast nicht in die Runde zu fragen.
 
„Und wann kommt [[Cesareo di Camaro|Cesareo]] mit der Flotte zurück?“, traute sich Cassiopeia fast nicht in die Runde zu fragen.
 
„Wochen? Monate? Das weiß leider keiner“, war Phelippa den Tränen nahe.   
 
„Wochen? Monate? Das weiß leider keiner“, war Phelippa den Tränen nahe.   
„So viel steht fest, solange wir hier nur rumsitzen, hat Serafinos bereits gewonnen. Cesareo mag noch unterwegs sein, aber jemand von uns könnte schon mal zu [[Neetya Vinarii d. J.|Neetya Vinarii]] gehen. Die [[Delphinocco|Delphinoccospieler]] hinter uns zu wissen, wäre schon mal ein schlagkräftiger Anfang. Cassiopeia, du könntest zu [[Madalena Trenti|Madalena]] gehen und schauen, ob die [[Familie Trenti]] irgend etwas tun kann. Vigo, du könntst versuchen, ob du es packst, dich in die Efferdgrotte zu schleichen. Wir müssen irgendwie Efferdobal zu Besinnung bringen. Wenn eine der Kirchen das Volk zum Widerstand aufruft, hat das Gewicht. Wir sollten auch bei einigen der anderen großen Familien anklopfen. Ich denke, die wenigsten von denen haben ein Interesse an einer solchen Ausgangssperre.“
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„So viel steht fest, solange wir hier nur rumsitzen, hat Serafanos bereits gewonnen. Cesareo mag noch unterwegs sein, aber jemand von uns könnte schon mal zu [[Neetya Vinarii d. J.|Neetya Vinarii]] gehen. Die [[Delphinocco|Delphinoccospieler]] hinter uns zu wissen, wäre schon mal ein schlagkräftiger Anfang. Cassiopeia, du könntest zu [[Madalena Trenti|Madalena]] gehen und schauen, ob die [[Familie Trenti]] irgend etwas tun kann. Vigo, du könntst versuchen, ob du es packst, dich in die Efferdgrotte zu schleichen. Wir müssen irgendwie Efferdobal zu Besinnung bringen. Wenn eine der Kirchen das Volk zum Widerstand aufruft, hat das Gewicht. Wir sollten auch bei einigen der anderen großen Familien anklopfen. Ich denke, die wenigsten von denen haben ein Interesse an einer solchen Ausgangssperre.“
 
„Meine Güte, Dartan, du willst, dass das Volk von Efferdas sein Leben aufs Spiel setzt und einen Straßenkrieg für uns durchführt? Während der Namenlosen Tage? Was noch? Ein Spontanbesuch des Horas?“
 
„Meine Güte, Dartan, du willst, dass das Volk von Efferdas sein Leben aufs Spiel setzt und einen Straßenkrieg für uns durchführt? Während der Namenlosen Tage? Was noch? Ein Spontanbesuch des Horas?“
 
„Genau das, Phelippa, Genau das! Weil es das Einzige ist, was wir tun können. Den Leuten zeigen, dass es sich lohnt, für die Republik Efferdas zu kämpfen.  Oder was dir gerade wichtig ist. Also los. Lasst uns Verbündete suchen und einen sicheren Hafen erbauen.“
 
„Genau das, Phelippa, Genau das! Weil es das Einzige ist, was wir tun können. Den Leuten zeigen, dass es sich lohnt, für die Republik Efferdas zu kämpfen.  Oder was dir gerade wichtig ist. Also los. Lasst uns Verbündete suchen und einen sicheren Hafen erbauen.“

Version vom 2. Mai 2023, 21:57 Uhr

Auge-grau.png

Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: Rahja 1044 BF Schauplatz: Efferdas Entstehungszeitraum: Herbst 2022
Protagonisten: gemäß Zeitleiste Efferdas 1032 BF - 1044 BF Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Di Camaro, Haus Efferdas.png Elanor, Haus della Pena jH.png Horasio
Zyklus: Übersicht · Ein Zug über Letrans Felder · Widerstand ist Zwecklos · Senatswahl 1045 BF


Von draußen klangen hundertfach Schreie in den marmornen Sitzungssaal des Senates. Er konnte nicht sagen, dass er sich an diese gewöhnt hatte, aber sie waren im vergangenen Jahr keine Seltenheit mehr. Viele schreiten vor Schmerz, weitere vor Kummer. Doch heute waren sie zahlreicher und verzweifelter als je zuvor. Und wenngleich er seinen Platz auf den Stufen dieses Gebäudes erst seit einem Monat innehatte, sprach sein Blick von Reue und Verzweiflung. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie hatte er es so weit kommen lassen können? Was jetzt geschah, war vielleicht sogar das logische Ende einer Entwicklung, die mit dem Erdbeben vor etwas mehr als einem Jahr seinen Anfang genommen hatte. Seitdem hatte die Angst Einzug in die Stadt gefunden und die Gier nach schnellen, radikalen Lösungen für ihren Weg aus der Not hatte viele das Miteinander vergessen lassen. Unter der Devise „mich wird es schon nicht treffen“ hatte es inzwischen jeden in der Stadt sehr wohl getroffen. Die Rondrikan-Löwen hatten ganze Arbeit geleistet, sich inzwischen einmal komplett durch die Bevölkerung geprügelt, beleidigt, erpresst und geplündert. Man hätte sie vielleicht viel früher in ihrem Tun stoppen müssen. Vielleicht hätte er etwas tun müssen. Seinen Vater vielleicht früher zum Rücktritt aus dem Senat drängen sollen, um sich selbst diesem Chaos entgegen zu stellen. So aber erlebte Croënar di Camaro eine Perversion des Reinigungsfestes, welches er sich so in seinen schlimmsten Alpträumen nicht hätte erdenken können.

Für gewöhnlich verbringt man in Efferdas den Tag des hesindegefälligen Festes mit einem Hausputz und der rituellen Reinigung der Tempelschätze. Nicht nur Unrat wird feierlich vor dem grünen Platz verbrannt, auch von Tand und Plunder, der einem materiell oder seelisch Ballast geworden ist, befreit man sich auf diese Art. So soll, heißt es, das Böse und Dunkle aus dem Haus getrieben und gebannt werden. Und so wie das Volk die eigene Wohnstatt pflegt und hegt, so trachten die Priester der Zwölfe danach einander bei der Purgato* der heiligen Tempel zu übertreffen. Statuen, Bildnisse, Devotonalien – alles blitzt und blinkt, so dass es manchen Gläubigen blenden mag, wenn er die Hallen in dieser Schönheit bei seinem Besuch erstrahlen sieht. Kurzum: Die Stadt gleicht einem emsigen Bienenhaufen, der sich herausputzt und der Dunkelheit der Namenlosen Tage rein und geläutert trotzen will.

Auch im Senat wird in der traditionell letzten Sitzung des Jahres zum Ende symbolisch ein Pamphlet verbrannt, welches alle gescheiterten Anträge und Einwürfe des Jahres auflistet. Doch in diesem Jahr brannte etwas anderes: Lodernde Flammen schlängelten sich als eilig errichteten hölzernen Barrikaden in den Gassen der Stadt empor, griffen auf Häuserzüge über und verwandelten Teile seiner Heimatstadt in eine tödliche Feuersbrunst. Doch noch viel schlimmer, die Werte und Worte der Republik, ihre Constitutio , die sich ihrer Jugend und Freiheit in der Coverna rühmte, standen in Flammen!

Ein kräftiger Fußtritt in den Rücken des Senators weckte diesen aus seinen Gedanken. „Los, du Verräter!“ Der Säbel des Söldlings ließ keinen Zweifel daran, dass dieses Raubein den Senator di Camaro an dessen neuen Arbeitsort eskortieren wollte – einer Kerkerzelle im Keller. Auch um ihn herum hatten Soldaten der Republikanergarde anderen Senatoren unmissverständlich klar gemacht, dass sie das Ende dieser Senatssitzung nicht an dieser Stelle erleben würden. Wohlgemerkt den wenigen Senatoren und Beamten, die noch geblieben waren. Ja, Valerio ya Pirras, Cordovan di Malavista, Hesindio Vinarii und Dettmar Gerber hatten sich diese Sitzung sicher auch anders erhofft. Doch Celestina Kanbassa, Bran ya Bocca, Vitello Slin, Massimiliano Changbari oder Barabo di Punta hatten die Stadt schon vor Wochen und Monaten verlassen müssen. Und mit ihnen mindestens zwei Dutzend Beamte, die seitdem das Behördentum fast zum Erliegen brachten und dem Treiben der „Goldenen Löwen“ unter Giacomo d’Oro entsprechend kaum etwas entgegenstellen konnten. So verhallte auch jeglicher Protest unbeachtet, als urplötzlich Serafanos, der Vertreter Halca Thirindars mit den Rondrikan-Löwen im Schlepptau den Senat betrat und den anderen die Beteiligung an einem Mordkomplott an Baron Eslam von Efferdas vorgeworfen hatte.

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Der Vorwurf war lächerlich. Und die Motivation dahinter offensichtlich. Die Spatzen pfiffen von den Dächern, dass Baron Eslam heute verkündet hätte, dass die Senatswahl in drei Monaten nicht wie erst angedacht ausgesetzt würde. Die Stimme des Volks war zu laut geworden, der Druck zu stark gewachsen. Spätestens mit einem Alrik Binder als Senator wären die Zeiten der „Investigatoren“ vorbei gewesen. Doch ein Mordkomplott? Das war nichts anderes als ein Vorwand, um den Baron „aus Sicherheitsgründen“ an einen unbekannten Ort verschleppen zu können, wie ihm beim Vorbringen der Anschuldigungen schnell klar wurde. Doch was konnten die verbliebenen Senatoren tun als sich einstweilen in ihr Schicksal ergeben? Männer und Frauen des Senatsbanners, an sich verantwortlich für die Sicherheit der vom Volk gewählten Vertreter, hatten ihren Eid gegenüber der Republik wohl hintangestellt und sich der Sache ihres Hauptmanns Rondrigo d’Oro, oder vielmehr der seines Vaters Giacomo, angedient. Nicht allzu verwunderlich, nachdem Verlassen Desiderias di Punta waren sie das einzige Banner der stolzen Republikanergarde, das noch Sold erhalten hatte. Zweifellos hatten sie dies ihrem Marinaio und seiner umtriebigen Familie zu verdanken. Diesen Dank zu vergelten, waren sie nun offenbar nur allzu bereit. Sie zögerten nicht der Anweisung Serafanos Thirindars nachzukommen und die anderen Senatsmitglieder zu verhaften. Darunter auch Cordovan di Malavista, Marinaio der Efferdischen Garde. Womit klar war, wer nun nicht zur Hilfe eilen würde. Wobei der Gedanke, dass die persönliche Garde Elanor von Efferdas‘ FÜR den Senat eintreten würde eh nie mehr als ein frommer Wunsch gewesen wäre.

Das musste Croënar dem Sohn Halca Thirindars zugestehen. Er hatte es hervorragend verstanden, innerhalb eines Jahres die gesellschaftlichen Strukturen von Efferdas komplett auszuhöhlen. Erst brachte er die Rondrikanlöwen sowie die Hylailer Seesöldner auf seine Seite, dann wurde die Admiralität zur Piratenjagd verleitet, die Niedergeschlagenheit des Tempelvorstehers der Efferdkirche schadlos ausgenutzt, der Popoli gegeneinander ausgespielt und unterdrückt, ehe schließlich auch die Regimenter unterwandert wurden und wichtige Amtsträger aus der Stadt vertrieben werden konnten. Und nun ein Staatsstreich! Ärgerlich, dass er erst jetzt all dies in ganzer Klarheit vor sich sah und verstand! Er konnte sich kaum vorstellen, dass allein die Thirindar und ihre Schergen hinter dieser Kabale steckten. War dies etwa ein Einstandsgeschenk des neuen Seekönigs? Waren die Zyklopen jetzt auf einmal expansiv? Wenn ja, dann war dies eine beeindruckende Demonstration ihrer neuen Macht.

„Damit werdet ihr nicht durchkommen! Das Volk von Efferdas liebt seine Freiheit und wird euch damit nicht durchkommen lassen. Sie werden euch bekämpfen, denn sie glauben an diese Republik!“, protestierte Dettmar Gerber lautstark zu Croenars Linken und kassierte dafür einen üblen Kinnhaken von seinem Bewacher. Hart schlug der Senator mit dem Kopf auf dem weißen Marmor des Senatsforums auf und blieb bewusstlos liegen. Der Söldner packte ihn nun bei den Füßen und schleifte ihn Richtung Ausgang, eine Spur aus Blut zurücklassend. Serafanos betrachtete die Szenerie gleichgültig. Dann wandte sich der hagere, bleiche, etwa dreißig Götterläufe zählende Mann mit den dunklen Locken an seine Gefangenen. „Ihr hattet schon immer zu viel Vertrauen in eure räudigen Pisspagen“, murrte er nur. „Ihr solltet alle nicht vergessen, dass es die Schwäche des Volkes von Efferdas war, die all dies ermöglichte. Ein Unglück reichte und sofort war all ihre ach so wertvolle Moral und Freiheit vergessen, schon sehnten sich die Menschen nach einer festen Hand, die ihre Geschicke leitet und sie durch die Dunkelheit der Geschichte führt!“ Ein leichtes triumphierendes Lächeln ließ seine Lippen kräuseln. „Ihre sich so wichtig nehmenden Senatoren jedoch entpuppten sich als Geizhälse, Betrüger und nun auch noch Mordbuben. Solch eine Freiheit ist wertlos. In Zeiten der Not zeigt sich der Wert des alten Adels. Und die wird das Haus Efferdas ihnen nun wieder geben!“ „Niemand hier hat dem Baron nach dem Leben getrachtet. Und das wisst ihr, Serafanos!“, zischte ihm Croënar entgegen, wofür er einen Klaps von seinem Bewacher erhielt. „Ach, Senator di Camaro. Von allen werden sie euch dies am wenigsten glauben. Euer Vater hat die Stadt im Stich gelassen, als es gegen Piraten gehen sollte, euer Neffe hat sie im Stich gelassen, als sie jemanden brauchten, der ihnen ihren Glauben zurückgeben sollte. Und jetzt, wo wir hier sprechen, verkündet Violetta d’Oro in der ganzen Stadt von eurer jüngsten Missetat. Ihr Pfeffersäcke seid nichts weiter als eine großmäulige Plage und es hat sich gezeigt, dass die Götter ihre Wahl mit Bedacht getroffen haben, als es darum ging, wer die Menschen führen soll. Euer Machwerk hier hat nun ein Ende. Und ihr werdet sehen, dass euer Volk euch sehr schnell vergessen und seinen neuen Herren zujubeln wird. Und nun führt diese Verräter endlich ab…“

Vor den Stufen des Senats erklang derweil die Stimme Violetta d’Oros. Sie mochte vor einer größeren Menge an Leuten sprechen, aber kaum einer hörte zu, was vor allem daran lag, dass sie von den Rondrikan-Löwen gerade windelweich geprügelt wurden. Eigentlich hatten sie sich versammelt, um sich zu vergewissern, dass Eslam von Efferdas auch wirklich die Durchführung der Senatswahlen verkünden würde. Doch schnell sahen sie sich vom Söldnerbanner des goldenen Löwens umstellt. So verhasst das Söldnerbanner unter dem geknechteten Volk Efferdas‘ auch gewesen sein mochte, so überlegen war es den unbewaffneten und friedfertigen Bürgern doch. Nun, so schien es, trachteten die Löwen danach, das Volk nun restlos zu brechen. Wer sich von der Massenkeilerei am Senatsvorplatz noch entfernen konnte, erlebte nun eine Treibjagd durch die engen Gassen der Stadt. Immer wieder versuchten die Verfolgten Barrikaden aufzubauen und hinter ihnen Schutz zu suchen, doch die Söldner schreckten auch vor dem Legen von Feuer nicht zurück und so brannte es an diversen Stellen in der Stadt lichterloh.

Und da, wo die Stadt Violetta nicht hören konnten, vernahmen sie es über andere Herolde, die dem Volk klar machten, dass es kein Entkommen geben würde. Der Senat wäre ein Haufen voller Mörder, die versucht hätten, den Baron zu töten. Um all dies aufzuklären, wäre eine Ausgangssperre über die Stadt erhoben worden. Der Hafen wäre unter der Kontrolle der Hylailer Seesöldner, die Stadttore in der Hand der Rondrikan-Löwen und vor den Toren würde jeden Flüchtenden die Söldner des Tarquinio della Pena erwarten, welche auch das Umland der Stadt entsprechend abgeriegelt hätten.

„… aber keine Sorge, dies alles geschieht nur zu eurem Schutze, um die Mordbuben ausfindig zu machen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Also, geht alle nach Hause. Dort seid ihr sicher. Und vergesst nicht, morgen ist der erste Namenlose Tag. Da wärt ihr eh zuhause geblieben. Stellt euch einfach vor, dass die Namenlosen Tage ein wenig früher anfangen.“ Kopfschüttelnd hatte Dartan di Camaro die Worte dieses Herolds vom Balkon seines Zimmers in der Villa Camaro zur Kenntnis genommen. Wie konnte es dieser Söldner aus dem Banner der Rondrikan-Löwen nur wagen, solche Nachrichten durch den Stadtteil Residencia zu brüllen. Doch ein Blick vom Balkon über die Stadt verriet ihm, dass es nicht gut aussah. Er konnte die zahlreichen Seesöldner im Hafen sehen und der Kampfeslärm aus dem benachbarten Stadtteil zog bis zu ihm herauf. Die schwarzen Rußwolken über der Stadt verdunkelten den Himmel in ein bedrohliches Grau. Und ja, ab morgen würde sich ein violett dazu gesellen. Welch tödliche Mischung. Dartan begab sich zurück ins Haus, wo einige Familienmitglieder ihn bereits mit besorgten Augen anblickten. „Es ist verheerend“, kommentierte er das Gehörte und Gesehene nur knapp, auch die anderen hatten natürlich mitbekommen, was der Herold von sich gegeben hatte. „Mein Mann ist kein Mörder“, schüttelte Cassiopeia Trenti unverständig den Kopf. „Jeder, der ihn kennt, weiß das. Was soll das ganze nur?“ „Natürlich ist er das nicht, aber darum geht’s gar nicht. Das Ganze ist ein lupenreiner Staatsstreich. Und es dürfte nicht lange dauern, ehe die Löwen auch vor unserer Tür stehen“, grummelte Dartan. „Dann lass uns eiligst die Stadt verlassen, lass uns zu Mama und Papa nach Lacrimento gehen“, warf seine Schwester Phelippa ein. „Das wäre das Schlechteste, was wir momentan tun könnten“, warf Vigo, der jüngste von Estebans Kindern ein. „Wenn vor unseren Toren wirklich ein urbasisches Söldnerheer steht, dass jeden abfangen soll, der versucht, die Stadt zu verlassen, wäre eine Senatorenfamilie auf der Flucht Wasser auf die Mühlen. Zumal wir so ihren Herolden ja auch noch recht geben und alles aufgeben, was hier aufgebaut wurde. Die Symbolwirkung auf die Stadt wäre kaum auszumalen. Wir würden vermutlich nie wieder nach Efferdas zurückkehren können.“ Cassiopeia blickte auf ihre beiden Kinder, die am anderen Ende des Raumes miteinander spielten. Man merkte auch der sechsjährigen Ardare an, dass sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Entsprechend blickte sie etwas besorgt auf ihre Mutter zurück. Genau so schien sich der vierjährige Genaro davon etwas anstecken zu lassen, es war kein unbesorgtes, freudiges Spielen wie sonst. „Und was sollen wir sonst tun? Ich kann und werde meine Kinder nicht den Löwen überlassen“, stellte Cassiopeia klar. „Natürlich nicht! Wir müssen die beiden irgendwo in der Stadt in Sicherheit bringen.“ „Nur gibt es diesen Ort aktuell nicht, Dartan“, wandte Vigo ein. „Dann müssen wir eben einen schaffen. Diese ganze Sache kann nur beendet werden, indem wir die d’Oros aufhalten, den Baron befreien und Serafanos in Gewahrsam nehmen können.“ „Wir und welche Armee?“, spöttelte Phelippa. „Das ist doch völlig utopisch. Die sind uns haushoch überlegen! Die Sache ist längst verloren, wir sollten die Stadt noch verlassen, solange es geht.“ „Und unseren Bruder seinem Schicksal überlassen? Oder die Efferdasi, denen wir unseren Reichtum verdanken? Das kommt nicht in Frage!“, machte Dartan klar. „Nun, einfach wird es nicht, aber tatsächlich glaube ich, dass es noch so manch andere gibt, die von diesen Ereignissen wenig begeistert sein dürften. Wenn wir es schaffen, diese Kräfte in der Stadt zu bündeln und in irgendeiner Form auszurüsten, sodass sie etwas standhalten können, bis die Camarino von der Piratenjagd zurückkehrt, dann geht da vielleicht was“, versuchte Vigo etwas Hoffnung zu verbreiten. „Und wann kommt Cesareo mit der Flotte zurück?“, traute sich Cassiopeia fast nicht in die Runde zu fragen. „Wochen? Monate? Das weiß leider keiner“, war Phelippa den Tränen nahe. „So viel steht fest, solange wir hier nur rumsitzen, hat Serafanos bereits gewonnen. Cesareo mag noch unterwegs sein, aber jemand von uns könnte schon mal zu Neetya Vinarii gehen. Die Delphinoccospieler hinter uns zu wissen, wäre schon mal ein schlagkräftiger Anfang. Cassiopeia, du könntest zu Madalena gehen und schauen, ob die Familie Trenti irgend etwas tun kann. Vigo, du könntst versuchen, ob du es packst, dich in die Efferdgrotte zu schleichen. Wir müssen irgendwie Efferdobal zu Besinnung bringen. Wenn eine der Kirchen das Volk zum Widerstand aufruft, hat das Gewicht. Wir sollten auch bei einigen der anderen großen Familien anklopfen. Ich denke, die wenigsten von denen haben ein Interesse an einer solchen Ausgangssperre.“ „Meine Güte, Dartan, du willst, dass das Volk von Efferdas sein Leben aufs Spiel setzt und einen Straßenkrieg für uns durchführt? Während der Namenlosen Tage? Was noch? Ein Spontanbesuch des Horas?“ „Genau das, Phelippa, Genau das! Weil es das Einzige ist, was wir tun können. Den Leuten zeigen, dass es sich lohnt, für die Republik Efferdas zu kämpfen. Oder was dir gerade wichtig ist. Also los. Lasst uns Verbündete suchen und einen sicheren Hafen erbauen.“


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