Briefspiel:Kaiserjagd/Flucht nach vorne

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Kaiserjagd.png Städteübergreifendes Briefspiel Kaiserjagd.png
Datiert auf: 1.-6. Firun 1046 BF Schauplatz: von Aldyra in den Wald von Persenciello Entstehungszeitraum: ab März 2024
Protagonisten: Khadan II. Firdayon, etliche Hochadlige und weitere Noble des Reiches Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Solivino.png Bella, Familie della Carenio.png Carenio, Familie ya Malachis.png Cassian, Reichswappen.png Dajin, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie Flaviora.png Flaviora, Familie Gerber.png Gerberstädter, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie van Kacheleen.png Kacheleen, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Legari.png Nebelzweig, Haus Carson.png OrsinoCarson, Familie di Cerrano.png Princeps, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Haus Romeroza.png Savinya Romeroza, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Familie Ventargento.png Silberwind, Haus Tribec.png Tribec, Wappen fehlt.png Vairningen, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras u.w.
Zyklus: Übersicht · Teilnehmer · Schauplätze · Regeln · Gerüchteküche · Erster Tag · Zweiter Tag


Flucht nach vorne

1. Firun 1046 BF spätabends, im Zeltlager zwischen Vanca und Persenciello

Autor: Amarinto

Bekommt spät Besuch: Cavalliera Dela von Saladuk

Der erste Jagdtag war verklungen, und über dem Zeltlager legte sich die samtene Dunkelheit einer frühen Winternacht. Zwischen den Fackeln und Feuerkörben wehte der süßliche Duft von Wildbraten, Pferdeschweiß und edlem Parfum. Musik klang leise aus der Ferne, und das Lachen einer noblen Dame wehte wie ein ferner Glockenklang durch die Reihen der Zelte.
Dareius Amarinto stand vor einem davon – einem, das durch das unverkennbare Wappen und den südländischen Teppich am Eingang zweifelsfrei als das von Dela von Saladuk zu erkennen war. Er zögerte, den Griff der Zeltplane in der Hand, wie ein junger Knappe vor dem ersten Turnier. Dann trat er ein.

Dela hatte ihn gespürt, lange bevor sich der Schatten seiner Silhouette gegen das flackernde Licht ihres Zeltes abzeichnete. Er roch nach Belhankaner Parfum, nach Rauch und dem staubigen Leder einer Jagd, die ihn selbst mehr gehetzt haben mochte als das Wild.
Dareius Amarinto. Dieser eingebildete Schnösel, dieser phecadische Barbar mit seinem Enthusiasmus, latenten Selbstüberschätzung und diesem enormen Selbstvertrauen. Und doch ...
Verdammt nochmal, Dela, schalt sie sich, du bist keine törichte Magd, die sich in den edlen Herrn verguckt, der ihr ein silbernes Lächeln schenkt. Sie spannte die Finger auf dem Kelch aus Bronze. Du bist eine Tochter Saladuks. Du hast Räuber und Novadis in den Hohen Eternen und staubigen Ebenen Chababiens gejagt. Du hast Männer abgewiesen, die diesen Poeten mühelos in die Knie gezwungen hätten.
Aber seine Augen ...
Diese Augen hatten sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, als er sie in Vinsalt angesehen hatte. Als sie Geschichten erzählte, deren Rhythmen sie selbst vergessen hatte, bis er sie mit seinen Liedern in ihr weckte. Geschichten, die nach der Wüste klangen, nach Sand im Licht des Madamals und dem dunklen Wasser alter Legenden.
Jetzt war er hier. Und ihre Kehle wurde unerklärlicherweise trocken.

„Ich bin hier, um Euch zu bitten, mich am letzten Abend der Jagd zu einer Audienz beim Kaiser zu begleiten. Mir wurde gestattet, eine Anzahl Namen zu nennen und ich dachte an Euch, Signora.“
Sie antwortete nicht sofort, es fiel ihr schwer, die Überraschung zu verbergen. Wieder hatte er es geschafft, sie zu überrumpeln.
Schließlich sagte sie mühsam: „Es wäre mir eine Ehre, Signor.“
Er lächelte. Aber etwas beschäftigte ihn dennoch.
„Euer Geist ist nicht frei“, sagte sie halb fragend, halb konstatierend. Ihre Stimme war tief, fest, schneidend wie ein Krummsäbel. „Und doch ... habt Ihr an mich gedacht.“
Dareius wandte sich halb ab, als wolle er fliehen.
„Ich weiß nicht, was ich suche, Signora. Vielleicht nur einen Ort, an dem ich atmen kann. Vielleicht jemanden, der mich … spüren lässt, dass ich nicht verloren bin.“
Bei den Wüstenwinden, dachte sie. Er meint das ernst. Dieser Schürzenjäger, dieser Levthansjünger … meint es ernst.
Sie stand auf, trat an ihn heran. Ihre Schritte waren leise, aber fest – wie auf dem heißen Sand der Wüste.
„Ihr seid nicht verloren, Signor“, sagte sie, obwohl sie selbst nicht glaubte, dass jemand wie er gefunden werden musste. „Ihr seid nur auf der Flucht.“
Ihr Blick fiel auf seine Lippen. Verflucht, sie wollte das nicht. Und doch. Ihr Innerstes, das sie so oft in Eisen gekleidet hatte, wurde plötzlich weich wie Vinsalter Daunenkissen.
Sie hob die Hand, berührte sein Gesicht. Und dann, als gäbe es keine Vernunft mehr, keine Prinzipien, keine Disziplin – da küsste er sie.
Und sie ließ es zu.
Erst war es sein Kuss, dann ihrer. Leidenschaftlich. Sie zerbrach in seiner Nähe und fand sich in seiner Umarmung. Dann nahm sie alle Kraft zusammen und straffte sich wieder, ohrfeigte ihn und strafte ihn mit dem feurigen Blick, den so nur eine Tochter Chababiens beherrschte.
Er nahm die Ohrfeige hin, als ob er sie bereits erwartet hatte.
„Entschuldigt Signora, ich … ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“
Sie sah ihn jedoch mit lodernem Blick an, packte ihn im Nacken und zog ihn heran, küsste ihn. Gemeinsam sanken sie nieder auf den mit seidenen Kissen ausgelegten tulamidischen Teppich, während sich die Nacht weiter über das Zeltlager senkte.
Vor dem Zelt der Cavalliera aus Saladuk, stand einsam Arion Amarinto und blickte auf den in der Entfernung aufragenden Wald von Persenciello, musterte die düsteren Silhouetten der riesigen Bäume. Ein dünnes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als er aus dem Zelt hinter sich vertraute Geräusche aus dem Reich der heiteren Göttin vernahm. Es waren zwar neue Zeiten angebrochen, sein Vetter blieb sich jedoch wie immer treu.