Archiv:Das Leid der Drachen (BB 32)

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Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 32, Seiten 20-21
Aventurisches Datum: Sommer 1031 BF



P(o)ena Draconum1 – Das Leid der Drachen
Von Tersion Gedra


Unterfels / Shenilo im Sommer 1030/1031
In diesen Tagen gilt die Aufmerksamkeit der beiden unterschiedlichen Städte an Yaquir und Gugella dem Haus Romeroza, genauer dessen Oberhaupt, der Signora Savinya von Arreth. Zum 20. Rahja hatte sie alles was Rang und Namen hat in die Residencia Romeroza eingeladen, ein phexgefälliges Kostümfest zu begehen. Und voller Prunk, Spaß und friedlicher Gemeinsamkeit hatte der Abend begonnen, von der Gastgeberin penibelst und voller Leidenschaft vorbereitet. Das Wohlwollen aller Geladenen schien der Signora sicher und einem deutlichen Aufstieg im Ansehen des Lieblichen Feldes nichts im Wege zu stehen. Doch schändliche Missetat und schurkischer Mordbuben, versuchten Savinya Romeroza und den Gästen die Freude zu nehmen – gleich zweifach verübten gedungene Meuchler ein Attentat!
Jeder Mitfühlende ist daher, neben dem Schutz der Ehre des Hauses Romeroza, vor allem der Sorge um die Verwundeten und Ermordeten verpflichtet: Zuerst ist dem Gefolgsmann Horasio della Penas zu gedenken, der die für den Grafenanwärter von Bomed bestimmte Klinge aufnahm. Boron sei mit Ralhion Trebesco! Und Rondra und Hesinde mögen den Verfolgern der Mordbuben ihre Gaben reichlich darbieten, auf dass sie in Bälde ihrem gerechten Urteil zugeführt werden mögen.
Fast in ungewollter Überraschung und Trauer verloren gegangen ist allerdings ein nicht minder niederträchtiger Anschlag den, die Zwölfe seien gepriesen, das Haus Menaris am gleichen Abend heil überstand. Es muss heute scheinen als sei der als Hoher Drache Branibor verkleidete Gefolgsmann Horasios genau in jenem Moment von der Klinge durchbohrt worden, als in den Faunsgärten die Armbrüste auf eine Kutsche angelegt wurden. In dieser waren die ebenfalls als Drachen verkleideten Tankred und Brigona Menaris, das Oberhaupt der sheniler Patrizierfamilie und dessen Schwester, gerade auf dem Weg zur Residencia Romeroza. Der arme Kutscher der Menaris fiel den Bolzen zum Opfer und beide Patrizier wurden verwundet – nur der Hesindegabe der Bethaner Magierin war es zu danken, dass der Plan der Meuchler nicht aufging. Den Meucheldolchen und der Straßenbarrikade entgingen die kluge Magierin und ihr Bruder durch einen kräftezehrenden Zauber. Während im Garten der Romerozas nach einem Heiler für den vermeintlichen Grafen gesucht wurde, war es der geistesgegenwärtige Peraine-Geweihte Fedesco Brahl, der die schwer verwundete Brigona Menaris noch auf dem Tanzparkett zu heilen vermochte.
Nachdem die Feier zu Ende und der erste Schock überwunden waren machte man sich in Shenilo und Unterfels gleichermaßen an die Aufklärung der Attentate. Das zu bewerkstelligen war allerdings nicht ganz einfach – die meisten Gäste mussten trotz ihrer Bestürzung ob der Ereignisse recht bald nach Ende der Feierlichkeiten wieder in ihre Heimat zurückkehren, so dass Befragungen schwierig und zeitaufwendig waren, sofern sie nicht noch auf dem Fest stattgefunden hatten. Magister Hesindialis Tankred Menaris musste dem Haus della Pena die Verfolgung der flüchtigen Söldlinge überlassen, schließlich hatte der Anschlag auch Horasio della Pena gegolten. Das Oberhaupt der sheniler Familie ließ es sich jedoch nicht nehmen, ebenfalls einen Bevollmächtigten nach Unterfels zu entsenden um eigene Untersuchungen anzustellen. So war es auch dieser junge Neffe des Oberhauptes, Angrond Timshal, welcher die ersten Ergebnisse nach Shenilo meldete. Erneute Befragungen eines in Unterfels gefangenen Söldlings ergaben, dass der gleichzeitige Angriff auf die drei „Drachen“ offenbar keine gemeinsame Erklärung hatte. Die Söldlinge, die der Condottiere Cardolfo zum Angriff gegen die Menaris geführt hatte, wussten zumindest nichts von einem Attentat auf den Grafen von Bomed. Im Grafenschloss von Coriolenne sei, so berichtete der junge Krieger nach Shenilo, diese Nachricht mit wenig Überraschung aufgenommen worden. Bei der Verfolgung der Attentate ging man fortan getrennte Wege; von Shenilo aus stattete das Oberhaupt der Menaris seinen Neffen mit allem aus, was für die Verfolgung der Attentäter nötig war. Mittlerweile hat sich ergeben, dass „Condottiere Cardolfo“ wie er heute in Unterfels bekannt ist, aus der ehemals velirischen Familie della Carenio stammt. Die heute in Sewamund ansässige Familie, die in jüngerer Zeit unter dem Stigma der Verräter zu leiden hat, ließ über ihr Oberhaupt Dimiona verkünden, dass sie keinerlei Beteiligung an den Attentaten von Unterfels gehabt hätten. Dies ist angesichts der fehlenden Beziehungen zur Familie Menaris bisher auch nicht bezweifelt worden. Condottiere Cardolfo gilt in seiner Familie vielmehr als Abtrünniger, hielt er während des Thronfolgekrieges doch stets zum Haus Veliris.
Bei der Jagd auf den ruchlosen Condottiere entschloss sich die Familie Menaris, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Um den im Yaquirbruch erfahrenen Söldlingen auf die Spur zu kommen, brauchte man mit der Landschaft und den Gegebenheiten dort vertraute Männer. Gefunden wurden diese in Gestalt des Söldnerbanners Viejo de Ragatia und dessen Anführer, dem berüchtigten Hernán von Aranjuez, der Angrond Menaris vom Sheniloer Buhurt bekannt war, wo sie noch auf unterschiedlichen Seiten um das Schicksal der Stadt der Drachen gekämpft hatten. Der Almadaner erklärte sich bereit, die Goldene Distel gemeinsam mit dem jungen Menaris zu verfolgen, mit denen er offenbar noch eine Rechnung zu begleichen hatte. Nach tagelanger Suche zwischen den Hügeln und Wäldern des Yaquirbruches, brachte ein Kundschafter der Viejo schließlich Kunde von einer bewaffneten Gruppe, die sich in den Bomeder Bergen herumtrieb. Menaris befahl den Söldnern rasche Bewegung, um die Goldene Distel abzufangen, denn bei den Bewaffneten handelte es sich tatsächlich um Cardolfo und seine Mannen. Ein Bote wurde zu Rimon Sal gesandt, um Missverständnisse zu vermeiden und man eilte sich, zu den Söldlingen aufzuschließen. Dies gelang schließlich am Rande der Blütensümpfe, praioswärts der so geschundenen Grafenstadt. Bei einem Gefecht inmitten der Sümpfe, wohin sich die Söldner angstvoll geflüchtet hatten, gelang es Angrond Menaris und Hernán von Aranjuez den Condottiere zu stellen. Schon hatte der übermütige Almadaner sein Schwert gezogen, um Cardolfo niederzustrecken – ob für seine Meucheltat oder ein früheres Vergehen bleibt ungewiss. Doch der vorausschauende Patrizier warf sich in seinen Waffenarm, denn wie sollte man den Condottiere in Borons Hallen oder den Niederhöllen zu seinem Auftraggeber befragen? Die Ablenkung nutzend, gelang es dem feigen Cardolfo, sich mit einem Sprung in das brackige Wasser der Sümpfe in Sicherheit zu bringen. Ihm und einigen seiner Männer gelang, Praios Strafe sie!, in Nebel und Sumpfgewässer die Flucht.
Doch die Goldene Distel wird keine Erde mehr finden, um darin zu wurzeln, denn in Unterfels harrt der grollende Junker Hernán ihrer, Angrond Menaris bleibt ihr weiter auf der Spur und schon senden die Menaris warnende Nachricht über die Taten des Condottiere zu ihren Bekannten, Freunden und Verwandten in den großen Städten des Reiches. Geben die Zwölfe, dass Angrond Menaris und die, die mit ihm sind, sie bald zur Strecke bringen können, bevor sie weitere strozzackische Taten begehen!



1 Im BB#32 "Poena Dracorum", was jedoch nicht sprachrichtig ist.