Archiv:Die Kleine Delegation (BB 45)
| Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 45, Seite 19 | 
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Datiert auf: Mitte Travia 1045 BF |
Urbasi/Marvinko. Am Tag der Heiligen Ricarda, dem traditionellen Beginn des Weinfests in Urbasi, kam es vor dem Magistratspalast zu einem nüchternen Abschied. Gonfaloniera Duridanya entsandte, bevor sie sich selbst in die Feierlichkeiten stürzen konnte, zwei der mit ihr ins Priorium gewählten Patrizier der Silberstadt auf eine heikle Mission ins nahe Marvinko. Nach ausgiebigen Beratungen innerhalb der Signoria sollten nämlich der Priore pecunis, Miguel Flaviora, und die neue Priora iuris, Istirde von Urbet, Vorverhandlungen zum weiteren Status der Vorstadt Agreppara führen.
Die Aufgabenfelder der beiden Amtsträger, die vor allem finanzielle und rechtliche Fragen abdecken, machten sie zu einer naheliegenden Wahl, wie danach von eingeweihten Amtsleuten zu erfahren war. Die Familie Flaviora sei zudem als einziges in der Vorstadt ansässiges Patriziergeschlecht ohnehin vom Ausgang der Gespräche übermäßig betroffen – und hat ein starkes Interesse, eine für die Stadt Urbasi gute Einigung zu erzielen, heißt es.
Es gibt aber auch Stimmen, die in der Entsendung Miguels und Istirdes einen weiteren gerissenen Garadanzug der Gonfaloniera sehen: Weil sie nämlich gar kein für Urbasi Gesicht wahrendes Ergebnis aushandeln könnten, positioniere die Stadtherrin sie bereits als sehr genehme Sündenböcke. Der Priore pecunis habe sich als Zweiter der letzten Prioriumswahl gerade erst wieder als größter Rivale Duridanyas ums höchste städtische Amt herausgestellt, die jüngere Istirde dagegen offen mit ihren Korruptionsvorwürfen gegen die Gonfaloniera um Stimmen geworben. Dazu wird dem Haus Urbet sowieso eine allzu gefährliche Nähe zum Grafen nachgesagt. Nur ein nicht genannt werden wollender städtischer Amtsmann warnte hinter vorgehaltener Hand: „Wie kann man das Schicksal Urbasis in die Hände von Urbetern und Cindanern legen? Mit dieser Auswahl hat die Gonfaloniera die Vorstadt zum Ausverkauf freigegeben. Ich spucke auf sie!“
