Archiv:Gefechte in Mantrash (BB 14)
Signorie Irendor/Signorie Mantrash. Kaum ist der Tod der Signori von Irendor und Mantrash bekannt geworden, überschlagen sich die Ereignisse im Yaquirbruch. Auch wenn wir vom Bosparanischen Blatt die Trauer der Familien respektieren, ist es interessant zu betrachten, wie nun die Herrschaftsverhältnisse aussehen. Weder Erlan Sirensteen noch Vascal ya Berîsac sind bislang vermählt, so daß keiner der beiden Erben hinterließ. Folglich müssen die Erben in der näheren Verwandtschaft gesucht werden.
Der Bruder Erlan Sirensteens, Geron von Irendor, ist erst kürzlich all seiner Titel und Ämter verlustig gegangen und nach Tashbar verbannt worden, während danach wohl seine Schwester die Directrice Erlgard Sirensteen von Irendor die Herrschaft über Irendor übernehmen würde. Doch nur zwei Tage nach der Todesmeldung kam es zu einer Wende in diesem Fall, denn noch bevor Erlgard in Irendor eintreffen konnte, besuchte die Tante des verstorbenen Signores (und damit die Schwester des Horas-Marescallio) Carmina Sirensteen-Schelf die Burg Irendor in Begleitung eines Justiciar des Staatsordens vom Goldenen Adler und einigen sie begleitenden Truppen.
Der Justiciar erklärte dem verdutzten Cancellario Irendors, daß nunmehr Carmina Sirensteen-Schelf die neue Signora von Irendor sein würde, denn es habe sich ein altes Testament gefunden, in welchem der Vater der Cavalliera (welche zuletzt für Aufsehen sorgte, als sie die Auflösung der Baronie Hussbek und der Verurteilung der Fürstin von Kuslik juristisch "...für fragwürdig..." befand), seinem erstgeborenen Kind Ascanio (dem Vater von Erlan, Geron und Erlgard) enterbte, da dieser unstandesgemäß eine Händlerstochter heiratete, so daß nun sein zweites Kind, die Cavalliera Carmina die nächste Erbberechtigte sei. Die Cavalliera erklärte dem erstaunten Cancellario, daß sie das Testament welches sie zufälligerweise vor einigen Jahren entdeckt hatte nur deswegen nicht offenbart hatte, um ihrem Neffen Erlan nicht schaden zu müssen. Nachdem dieser jedoch nun leider verschieden sei, wäre es nur recht und billig, daß sie dieses Testament offenbare und ihre Rechte wahrnähme. Der Justiciar des Staatsordens vom Goldenen Adler bestätigte den Anspruch der Cavalliera, obwohl er hinzufügte, daß es für eine ehemalige Docentin an der Vinsalter Rechtsschule doch befremdlich sei, daß sie die praiosgefällige Wahrheit so lange verschwiegen habe, wofür sie jedoch nicht zu belangen sei, denn "nulla poena sine lege", außerdem sei ja kein weiterer Schaden entstanden.
Diese überaus unvorhergesehene Entwicklung hat bisher keine weiteren Reaktionen hervorgerufen. Sowohl die anderen Mitglieder der Familie Sirensteen halten sich äußerst bedeckt, als auch die Marchesa der Cronmark Yaquirbruch konnte sich noch nicht äußern, diese reist zur Zeit desöfteren zwischen Grangor, Bomed und Oberfels hin und her, und bisher konnte die Marchesa für eine Stellungsnahme nicht erreicht werden. Auch die übrigen Adligen der Region halten sich zurück, so hat sich z.B. der Baron Ariano von Veliris-Treuffenau bisher nicht zu der Lage geäußert, was sicher nicht nur daran liegt, daß er gerade mit der Befriedung der Signors-Fehde in Shumir beschäftigt ist, auch sollte nicht die Tatsache vergessen werden, daß die die Cavalliera begleitenden Truppen ohne besonderes Aufsehen die Baronie Veliris durchquerten.
Doch nicht nur diese Truppen vermochten das Gebiet Seiner Hochwohlgeboren unbehelligt zu passieren. Denn wie weiterhin bekannt wurde, hat am 2. RONdra eine Streitmacht von über 60 Kämpen via Unterfels nach Mantrash übergesetzt. Unter dem Kommando Jezcaraldos di Clastumeia, der nach jüngst bestätigten Aussagen Leibsecretario des Signore Horasio della Pena von Kullbach-Marvinko ist, besetzen Mercenarios aus Hylaîlos und den Bornlanden den Hauptort Coriolenne und begannen mit der Belagerung des dortigen Castello d'Alricio. Gleichzeitig wurden die ersten Flugblätter bekannt und in ganz Mantrash verlesen, in denen Lysandra Berîsac, die Schwester des Signore Vascal, des Brudermordes bezichtigt wird. Sie solle ihren Bruder in eine Falle gelockt haben; nicht verwunderlich wäre es da, daß die Mantrash-Mandataren unter ihrem Befehl keinerlei Spuren gefunden hätten. Vielmehr hätte die Signorina selbst dafür gesorgt, daß die Leichen ihres Bruders und seiner Freunde verschwunden seien. Das Volk dürfe nicht vergessen, daß es sich bei der Signorina um eine gefährliche Maga handele. In Folge wird ihr der selbst zugesprochene Titel der Signora aberkannt und der Anspruch ihres jüngeren Bruders Ravelian geltend gemacht.
Das Volk war zunehmend verunsichert, wußte doch niemand, was sich hinter dem mysteriösen Tod ihres Signors verbarg. Zudem schien es doch, als hätte Signorino Ravelian mit den kullbachschen Mercenarios die Signorie ohnehin in seiner Hand. Denn auch wenn Lysandra Berîsac flugs vermochte, mutversprühende Depeschen zu den Freunden des Hauses Berîsac zu schicken, darf nicht vergessen werden, daß Mantrash faktisch schutzlos ist. Ein Teil der Mantrash-Mandataren weilt schon länger in Millenis, um das Haus ya Grendol in Shumir zu unterstützen; und die letzten Kämpfer hatte die Comtessa von Felsfelden am 1. RONdra auf ein Zugeständnis Vascal ya Berîsacs mit sich genommen, um diese ebenfalls für die Pertakiser Seite beim Streit um Shumir einzusetzen. Die militärische Übermacht und die Angst des Volkes veranlaßte den Cancellario Mantrashs, Cindran Sirensteen-Berîsac am 3. RONdra dazu, das Castello d'Alricio kampflos zu übergeben. Jezcaraldo di Clastumeia versicherte ihm, von öffentlichem Blutvergießen abzusehen.
Umgehend wurde auf dem höchsten Turm die Lutisanaflagge gehißt und Ravelian ya Berîsac zum rechtmäßigen Signore de Mantrash ausgerufen. Diesem Akt folgte die bereits erwähnte Depesche der Signorina, die des Cancellario Handeln streng verurteilte und ihn wegen Verrats aus seinem Amt entließ.
Verworren ist somit die Situation in den hohen Kreisen Mantrashs, doch eindeutig ist die Lage des Volkes. Auch wenn die Kullbacher bislang kein Blut vergossen haben, so scheuen sich die Mercenarios doch nicht, in ganz Mantrash Angst und Schrecken zu verbreiten und das Volk auszupressen. Unbehelligt ziehen sie durch die Signorie, während sich des ehemaligen Signore Schwester handlungsunfähig auf Burg Alveransehr verschanzt hat. Ihre Hoffnung, der Bund des Wahren Glaubens würde Ihr zur Seite stehen, hat sich endgültig zerschlagen. Man würde sich keinesfalls in Familienangelegenheiten einmischen, verlautete es von Mantrash'Mor.
Der einzige Widerstand, der sich den Truppen Jezcaraldos entgegenstellte, kam gänzlich unerwartet, als dieser von einem Beutezug aus Rûndoc zurückkehrte. Aus dem Schutz des Waldes griffen unbekannte Streiter seine Kämpfer an und fügten dem Kullbacher hohe Verluste zu. In den letzen Tagen haben sich diese Attacken wiederholt, so daß der Edle von Clastumeia nun die Waldregionen meidet und seine Truppen beisammenhält. Nach Angaben des Cancellario kann es sich bei den Aufständischen nur um eine kleine Gruppe von Maraskanern handeln, die am 30. PRAios bei ihm um Aufnahme in Mantrash gebeten hatten, aber abgewiesen wurden. Über unsere Frage, was man dieser Bedrohung entgegensetzen wolle, lachte der Cancellario nur.
So darf man gespannt sein, wie sich die Lage in Irendor und Mantrash entwickeln wird, beide sind derzeit nach Ansichten der örtlichen Geweihtenschaft und der langläufigen Meinung des Volkes von "Feinden mit ungewissen Absichten" besetzt. Ob die Okkupanten ihre Absichten durchzusetzen vermögen, das wissen nur die Götter...
Jens Matheuszik / Felix Füzi / Mark-Rainer Paffrath