Briefspiel:Königsturnier/Alkoholprobleme

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Horasturnier.png Geschichten am Rande des Königsturniers Horasturnier.png
Datiert auf: 23. Rahja 1038 BF Schauplatz: Schwerterfeld zu Arivor Entstehungszeitraum: Juni 2015
Protagonisten: Batiste d'Imirandi, seine Knappin Xeila di Lionessa, Thalion Gabellano (indirekt) Autoren/Beteiligte: Haus Gabellano.png Athanasius, Familie Imirandi.png Imirandi


Die junge Knappin betrat das Zelt, in der einen Hand einen Kelch, in der anderen einen Krug. Batiste prüfte derweil gerade – zum vielleicht dritten Mal – den Sitz der Gurte von Rüstung und Sattel auf dem Holzgestell, dass Xeila zusammengezimmert hatte. Sie reichte ihm den Kelch und er nahm einen Schluck des aufgekochten Wassers, in das sie an diesem Morgen verschiedene Kräuter gemischt hatte. Viele Kämpfer tranken auch vor dem Lanzengang verdünnten Wein, aber seit seiner Zeit im Kloster Rondrisfels hatte der Patriarch der Imirandi kaum noch Vergorenes getrunken. Klares, manchmal eben mit Kräutern versehens Wasser, half ihm dabei, seinen Kopf von Gedanken an den bevorstehenden Kampf freizubekommen.
Batiste wandte sich nun zu Xeila um, die immer noch neben ihm stand, und in den Krug hineinstarrte. Ihre Stirn war auf eine Weise gerunzelt, die Batiste schmunzeln ließ. „Wovon träumst du, Xeila?“
Die Angesprochene zuckte zusammen, wobei das Wasser in dem Krug aufschwappte und blickte ihn fast erschrocken an. „Es ist nichts, Herr...Ich musste nur gerade an etwas denken...“ Batiste legte die Hand auf den Oberarm seiner Knappin. „Mädchen, es hilft nichts, wenn mein Geist klar ist, aber deiner wandert und du mir das Schild auf der falschen Seite reichst, wenn wir auf die Bahn gehen!“
Xeila machte einen verdrossenen Gesichtsausdruck; sie mochte es nicht, wenn er ihr mangelnde Sorgfalt unterstellte. Gut so.
„Also, raus damit! Was beschäftigt deine Gedanken?“
Die Knappin nickte und blickte ihn dann an, ihre Augen waren auf einen Punkt zwischen seinem Kinn und seinem Mund gerichtet. „Also, Herr, seit ihr den Gabellano gefordert habt, muss ich an etwas denken, was mir sein Vetter Beleno erzählt hat, als er das letzte Mal auf dem Rondrisfels war.“ Beleno Gabellano war ein junger Rondra-Geweihter, der im Kloster Rondrisfels ausgebildet worden war, Batiste hatte ihn selbst während seines Aufenthaltes dort kennengelernt.
„Beleno, seine Gnaden, meine ich, also er hat gesagt, dass Thalion nicht auf den Pferderücken steigt und keine Klinge hebt, bevor er nicht vorher einen Weinkelch gehoben hat.“ Xeila hatte die Stimme gesenkt, nickte ihn mit großen Augen an.
„Und ich weiß, dass es stimmt. Seinen Knappen sehe ich vor jedem Duell in eines der Weinzelte, dass die Morgunorer drüben aufgestellt haben, verschwinden. Und er bringt keinen Wasserkelch mit, wenn er zurück ins Zelt des Signore Thalion geht!“
Batiste dachte einen Augenblick über das Gesagte nach. Er kannte Thalion Gabellano nicht gut, obwohl er dessen Frau einst zu einer längeren Reise durchs Almadanische begleitet hatte. Aber das war lange her, damals war Geronya Menaris noch mit Batistes Vetter Carolan verheiratet gewesen.
Armer Carolan. Der Magus war schon lange tot, gefallen vor mehr als fünf Jahren während der Landherrenhändel. Nur kurz danach hatte Geronya erneut geheiratet, diesmal den jungen Cavalleristo der Gabellano, Thalion. Die Götter hatten allerdings noch weitere Prüfungen für die Magierin ersonnen, denn vor drei Jahren war ihr Kind, der junge Gyldarion, im Arinkelwald verschwunden. Batiste hatte damals selbst seine Kenntnisse über den Wald mit den Suchenden geteilt – Erfolg hatten sie nicht gehabt. Seither hatte er Geronya kaum noch getroffen, aber gehört, dass sich die Frau sehr zurückgezogen hatte, sie war gar ein Jahr lang nach Vinsalt gegangen, angeblich, um dort zu studieren. Wenn einer einen Grund hätte, dem Rahjengetränk zuzusprechen, dann Geronya.
Aber er kannte ihren Mann nicht. Es mochte also stimmen, was Xeila berichtete.
Der Patriarch der Imirandi schüttelte den Kopf. „Selbst, wenn es so wäre, wüsste ich nicht, was mich das anginge.“
„Naja, Herr...Seht Euch an...also, ich meine, ich habe gesehen, wie der Gabellano Gegner aus dem Sattel geworfen und in den Sand gestoßen hat, die erfahrener waren als er. Ich wette, dass er das ohne seinen Wein nicht schaffen würde. Ich habe das gesehen, bei einem alten Krieger, der schon damals in Drôl dabei war. Der hat morgens immer gezittert, bis er den ersten Schluck getrunken hat!“ Sie blinzelte Batiste an.
„Wär' doch sicher nicht schlecht, wenn jemand Thalion auch mal einen Krug mit Wasser bringen würde, oder, Herr?“

Auf einen Schlag war es Still im Zelt. Batiste schien wie aus Stein gemeißelt und Xeila kam es wie eine Ewigkeit vor bis sich ihr Batiste wieder zuwandte. "Du weißt, warum ich Thalion gefordert habe?" Das "Du" war kein gutes Zeichen.
"Weil er nicht der Schwächste, aber auch nicht der Stärkste der verbliebenen Streiter ist und es deswegen nicht so aussieht, als wenn Ihr den einfachen Weg gehen, es euch aber auch nicht zu schwer machen wollt?" antwortete Xeila zögernd. Und wieder hielt Batiste kurz inne.
So hatte Xeila ihren Schwertvater noch nie erlebt und sie wußte nicht, wie sie damit umgehen sollte.
"Deine Mutter ist eine ehrenhafte Frau und Rondra schaut wohlwollend auf deine Familie herab, aber so wie sie dich jetzt sieht..."
"Meine Mutter oder...?" fiel sie Batiste ins Wort.
"Still jetzt! Ich habe Thalion Gabellano gefordert, weil ich seiner Frau und seiner Familie meine Ehre erweisen will. Weißt du wieviel sie in den letzten Jahren durchmachen mussten... besonders seine Frau?" Xeila blickte verstohlen auf ihre Füße.
"Wir müssen wie ein Fels in der Brandung sein. Ein Fels der Gewissenhaftigkeit und Ehre! Aus diesem Grund habe ich überhaupt wieder eine Pagin aufgenommen. Ich will diese Ehrenhaftigkeit, die viele anscheinend vergessen haben, wieder in die Welt hinaus tragen und bei dir fange ich an."
Er zeigte auf den Ausgang des Zeltes und Xeila nahm diese Aufforderung dankend an.
Anscheinend war sie noch einmal ohne Strafe davongekommen.
"Wenn wir zurück in Imirandi sind wirst du sowohl die Geschichte des Hauses Gabellano, als auch die des Hauses Menaris studieren und mir dann frei vortragen."