Briefspiel:Palio della Balestra 1032 BF

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png


Beteiligte (irdisch)
Haus della Pena jH klein.png Horasio

Die vorliegende Briefspiel-Geschichte Palio della Balestra 1032 BF beschreibt den Moment des Sieges der Nachbarschaft des Einhorns beim Palio della Balestra Ende des Jahres 1032 BF und wirft ein Blick zur urbasischen Consigliowahl 1033 BF voraus.


29. Rahja, auf dem Palio-Feld (nachmittags):

Starr blickte er auf die Erde vor sich. Die Massen um sie waren verstummt und erwarteten den nächsten Schuss seiner Konkurrentin, der Titelverteidigerin. Finnian schluckte und wartete auf das Geräusch des klickenden Abzuges woraufhin der Bolzen aus dem Lauf geschleudert und auf das Ziel zu rasen würde. Einzelne Anfeuerungsrufe oder Beleidigungen der Zuschauer durchbrachen die Stille, während er hörte wie unendlich langsam der Abzug gezogen wurde, ehe er mit einem Ruck völlig nach hinten gedrückt wurde. Sofort riss er den Kopf hoch und blickte zu dem Heuballen auf dem man die kreisrunden Zielscheiben angebracht hatte. Der Bolzen raste auf die Zielscheibe zu und schlug mit Wucht in der Mitte ein.

Lauter Jubel brandete auf und der junge Finnian warf seiner Konkurrentin ein unsicheres Lächeln hinüber. „Nun zeig was du drauf hast,“ raunte sie grinsend zu ihm, während sie sich zum Publikum umdrehte und triumphierend ihre Armbrust in die Luft hielt.

Der junge Mann, der für die Nachbarschaft des Einhorns zum ersten Mal an einem Palio teilnahm, sog tief die Luft ein und versuchte den tosenden Applaus auszublenden. Zwei Schweißtropfen tropften von seiner Stirn auf den trockenen Boden und beim Anlegen der vorgespannten Armbrust spürte er wie feucht seine Hände vor Aufregung geworden waren.

Du hast dir nichts vorzuwerfen, wiederholte er in seinem Geiste, genau wie in den letzten drei Runden des Wettkampfes. Niemals hatte er vorher damit gerechnet ins Finale einziehen zu können und seiner Familie und deren Patron so große Ehre zu erweisen. In der ersten Runde hatte er vor Aufregung beinahe gepatzt, hatte die Scheibe gerade eben noch erwischt und sich letztlich nur darüber freuen können, dass der Vertreter der Schnecke seinen Bolzen in den Heuballen über dem Ziel jagte. Danach war er zwar Runde für Runde weiter gekommen, nie weil er der beste Schütze war, sondern nur weil er eben besser als der Schlechteste gewesen war.

Das Publikum war wieder verstummt, während er nun seine Augen zielend zusammenkniff und versuchte ruhig ein- und auszuatmen. Er spürte wie ein Schweißtropfen über seine Stirn hinunter lief, zwischen den Augenbrauen hindurch auf seine von Sommersprossen bedeckte Nase und von dieser hinunter tropfte. Ein letzter Blick auf den Bolzen seiner Konkurrentin verriet ihm, dass ihr Geschoss einen Tick zu weit rechts eingeschlagen war. Wenn es ihm gelänge der Mitte näher zu sein, dann wäre vielleicht ...

„Nun schieß schon Junge,“ kreischte eine Frau hinein, Finnian begann die Luft anzuhalten. „Du albernischer Jauchehund willst uns wohl nicht feiern lassen!“ Schob eine tiefe Männerstimme beleidigend hinterher. Der rotblonde Jüngling stieß die Luft aus und zog den Abzug durch, wie ein Blitz katapultierte die vorschnellende Sehne den Bolzen nach vorne und schleuderte ihn auf die Zielscheibe. Wie als habe ein Zauberer Satinavs Wirken verlangsamt, schien der Flug des Geschosses eine Ewigkeit zu dauern, ehe es in die Zielscheibe einschlug.

Finnian konnte es nicht glauben. Während um ihn herum ohrenbetäubender Jubel aufbrandete, sich die Anhänger seiner Nachbarschaft, des Einhorns, in den Armen lagen, betrachtete er immer noch seinen Bolzen. Ein Meisterschuss! Mit einem solchen Schuß hätte er jemanden einen Silberling aus den Fingern schießen können. Das musste ein Traum sein.

Er erwachte erst, als er eine kräftige Hand auf seiner schmalen Schulter spürte. „Gratuliere,“ hörte er die Unterlegene sagen, „genieß den Tag, denn nächstes Jahr verarbeite ich dich zu Sikrami!“ Er nickte schnell, ehe er sich umdrehte und sah wie das grüne Banner des Einhorns wild geschwungen wurde. Seine Verwandte, Freunde und Bekannte stürmten über den großen Platz auf ihn zu. Endlich riss ihn der Freudentaumel mit und er verstand, dass ihm die Götter tatsächlich hold gewesen waren, sie hatten ihm den Sieg geschenkt. Jubelnd riss er die Faust nach oben und schritt einige Ellen voraus, wo ihn der schnellste seiner Freunde, der muskulöse Salquirion umarmte und hinaufzog. Bald schon waren die anderen heran und trugen ihn auf Händen, während sie das Lied des Einhorns anstimmten.


Etwas später am gleichen Tag in Camponuovo:

Tarquinio della Pena

„Hurra! Hurra! Hurra!“ Immer wieder brandeten Jubelrufe auf, als die Einwohner Urbasis, an ihrer Spitze die Anhänger des Einhorns, über die Piazza Salkya Regina zurück zur Stadt zogen. Der siegreichen Nachbarschaft voran ging ihr ganzer Stolz, der rotblonde unscheinbare Jüngling, dem auch die besten Freunde und Gönner ein solches Abschneiden niemals zugetraut hätten. Er trug den Palio, jenes legendenumwobene alte Banner der Stadt Urbasi und trotz der Strapazen des Tages führte er seine Unterstützer mit schnellen Schritten. Nun galt es alsbald in Sikramargino zu feiern.

Auf den Stufen des Rondratempels hatten sich einige Patrizier der Stadt versammelt und betrachteten den Zug. Unter ihnen war auch Tarquinio della Pena, der voller Glück den Erfolg seines Schützlings beobachtet hatte.

„Ah, Comto Tarquinio.“

Er drehte sich lächelnd um. „Signora! Ich bin verwundert euch hier zu sehen.“ In einem Moment wie diesen konnte noch nicht einmal Elfa d'Auspizzi, mit der er einige pikante Geheimnisse teilte und die ihn damit von Zeit zu Zeit aufzog, seine Freude schmälern.

„Verwundert?“ Die für ihr reifes Alter überaus attraktive Frau ließ ihren roten Fächer schnell flattern um sich Luft zu verschaffen. „Aber ich muss sagen, heute hat die leidenschaftliche Göttin ihre Finger im Spiel gehabt. Der Sieger ist ein wirklich ansehnlicher junger Mann. Und so unschuldig.“

Der junge Herr von Sikramara schmunzelte bei ihren Worten kurz, ehe er sich entschloss das Thema zu wechseln. „Nun, ich hoffe dies lenkt eure Aufmerksamkeit nicht von der bevorstehenden Wahl des Consiglio ab, auch ihr habt eine Stimme zu vergeben.“ Er lenkte seinen Blick wieder auf die Menschenmassen, die in die Stadt zurück strömten.

Nun war es an ihr aufzulachen und während sie ihren Kopf kurz zurückwarf um ihre schwarzen Locken zu bändigen schloss sie den Fächer. Sie trat einen Schritt an ihn heran, schon zu nahe für einen unwissenden Beobachter und flüsterte ihm leise ins Ohr. „Gebt euch keiner Hoffnung hin, was immer ihr euch von der Wahl erhofft. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich Romualdo di Salsavûr die halbe Signoria gekauft hat. Wenn ihr nicht aufpasst, dann seid ihr eure Ländereien schneller los als ich die meinen damals.“

Er atmete tief durch die Nase ein, machte einen Schritt zur Seite und drehte sich wieder zu ihr, um eine Verbeugung anzudeuten. „Entschuldigt mich nun bitte, Signora. Ich möchte dem Sieger meine Gratulation persönlich überbringen.“

„Natürlich Comto Tarquinio, immerhin schoss er mit eurer Armbrust die ihr damals vom Fürsten Traviano zum Geschenk erhalten hattet.“ Den letzten Satz sprach sie für sein Gefühl einen Tick zu laut aus und verursachte ein leises Tuscheln der sie umgebenden Edelleute.


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