Briefspiel:Verschollen (1)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Ende Rahja 1039 BF bis Anfang Praios 1040 BF Schauplatz: Urbet, Umland Aldan und Arivor, Burg Quellstein Entstehungszeitraum: 2018-2024
Protagonisten: Sanjana ya Malachis, Rondrigo Pelargon, Lorian di Salsavûr, Timor Sâl d. J. di Salsavûr und andere Autoren/Beteiligte: Familie ya Malachis.png Cassian, Haus di Salsavur.png Rondrastein
Zyklus: Übersicht · Ein besorgniserregender Brief · Eine zufällige Begegnung · Eine unerfreuliche Begegnung · Gefunden · In Sicherheit · Ein Schrei


In den letzten Tagen des Rahjamonds 1039 BF, in einem Palazzo in Sikramara

Sanjana

Sanjana saß im Schatten und fächelte sich Luft zu. „So muss sich ein gestrandeter Wal fühlen…“ ging es ihr durch den Kopf. Als ihr Blick an sich hinabglitt und die enorme Wölbung ihres Bauches begutachtete, die auf die baldige Geburt ihres ersten Kindes schließen ließ. Es nervte sie gewaltig, dass sie schnell erschöpfte und an heißen Tagen wie heute einen Platz im Schatten dem Sattel vorzog. Sie sehnte die Geburt mittlerweile herbei. Seit Wochen war sie nicht mehr auf der Jagd gewesen und aus lauter Langeweile hatte sie begonnen ihrem Schwiegervater bei der Geschäftsverwaltung zur Hand zu gehen.
Eigentlich hatte sie erwogen zum Königsturnier und Opernsaison nach Arivor zu reisen, aber diese Idee hatte sie wegen der Strapazen verworfen. Seit gestern, als die ersten Meldungen aus Urbasi kamen, die von dem schrecklichen Unglück während des Turniers berichteten, war Sanjana dem Schicksal sehr dankbar. Träge schloss die junge Frau die Augen und hielt Zwiesprache mit dem kleinen Wesen unter ihrem Herzen.
„Herrin? Herrin!“ Die Stimme ihrer Zofe ließ Sanjana hochschrecken. „Gillia… ja was ist denn, was schreist du denn so?“
„Ein Brief für euch, von eurem Neffen, dem Knappen.“ Gillia schwenkte im Näherkommen einen versiegelten Umschlag.
Sofort war Sanjana völlig wach. Calvert diente beim Baron von Montarena und das lag sehr nahe an Arivor. Hastig nahm sie das Schreiben entgegen und begann ohne Umschweife zu lesen:

Ein mitteilungsbedürftiger Neffe

Hochgeschätzte und geliebte Tante,
Mach dir keine Sorgen. Sicher hast du bereits von der Katastrophe von Arivor vernommen. Was auch immer du gehört haben magst, nicht die ganze Gegend ist verheert. Es ist nur Arivor und die direkte Umgebung, was zerstört ist.
Mit diesen Zeilen möchte ich dir Gewissheit und Zuversicht geben, dass ich hier in Montarena nicht betroffen bin. Mein Dienstherr hat nicht an dem Turnier teilgenommen und wir waren gar nicht in der Stadt.
Leider hat mein Ritter aber durchaus Familie verloren. Momentan ist er noch in höchster Sorge, denn von seinem Freund und Vetter Timor Sâl fehlt noch jede Spur.
Ich hoffe, bei dir steht alles zum Besten und du befindest dich wohl?
Mit herzlicher und inniger Zuneigung
dein Neffe Calvert ya Malachis.
Sanjana wurde es schlagartig eiskalt und es rauschte ihr in den Ohren. Timor… ihr Timor. Nein! Das konnte nicht sein!
„Herrin? Ist euch nicht gut? Ihr seid plötzlich so blass…“ Gillia stand scheinbar immer noch neben ihr. Mühsam riss sich Sanjana zusammen.
„Nein, es ist alles in Ordnung. Meinem Neffen geht es gut. Den Göttern sei Dank. Das Kind hat mich nur gerade getreten. Ich glaube ich ziehe mich zurück.“
Damit erhob sich Sanjana und wandte sich dem Haus zu. Sie musste packen….

Zwei Stunden später saß die junge Malachis auf ihrer Stute und strebte zügig der Straße nach Urbet zu. Sanjana hatte nur das Nötigste in ihre Satteltaschen verpackt. Von ihren vielen Streifzügen zusammen mit Fevon wusste sie genau, was sie brauchte und was nicht. Neben ihrem Bogen hatte sie noch ein Rapier am Sattel hängen. Ihrem Gatten hatte sie gesagt, sie würde für einige Tage nach Urbasi reiten, zu ihrem Vater.
Rubina marschierte fleißig voran, die kleine Fuchsstute schien froh zu sein endlich wieder einmal geritten zu werden, Sanjana dagegen biss schon bald die Zähne zusammen. Obwohl Rubinas Gang sicher nicht kantig war, stauchte sie jeder Schritt. Ihr Bauch machte sich unangenehm bemerkbar und wieder einmal fragte sie sich, wie große Heldinnen es schafften schwanger in eine Schlacht zu reiten. Aber gut, wenn die das konnten, dann würde sie wenigstens bis Arivor kommen, um herauszufinden, ob der Vater ihres Kindes noch lebte.