Briefspiel: Die Raloffkrise/Akt 1/Folgenschwere Unterredungen

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Briefspielgeschichte aus: Briefspiel in Efferdas
Zyklus: Übersicht - Akt 1 - Akt 2 - Akt 3
Datum (aventurisch / irdisch): 14. Efferd 1033 BF bis ... / 2012 (laufend)
Beteiligte (aventurisch / irdisch): Patriziat und Nobilitat Efferdas, Bürger und Einwohner der Republik / Familie Slin.png Count, Familie Kanbassa.png Kanbassa; Haus di Camaro.png Dajin, Familie Changbari.png Changbari, Haus Efferdas.png Elanor, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus di Onerdi.png di Onerdi, Familie Varducchio.png Varducchio, Familie Vinarii.png Vinarii, Familie ya Bocca.png ya Bocca
Schauplatz: Palazzo Slin


Übersicht Akt 1   Eintreffen der Gäste   Heitere Stunden   Folgenschwere Unterredungen    

Orleane und Bosparanya unterhalten sich angeregt

Zwei Tische weiter setzte sich Orleane von Efferdas nach beschwingten Tanze mit Ifirnion Kanbassa wieder zu Bospranya Luntfeld, die ihrerseits gerade von Croenar die Camaro verabschiedet worden war und deren ansonsten heitere Fröhlichkeit von der erfahrenen Orleane sofort als aufgesetzt erkannt wurde.

"Was schaut ihr immer noch so düster, Teuerste? Hat auch der junge di Camaro es nicht vermocht eure Gedanken aufzuhellen. Warum erzählt Ihr mir nicht, was euch so bedrückt, es hat doch wohl nichts mit den Amtsgeschäften zu tun, denn dann müsste auch ich mich geistig vom Amüsement entfernen.", lachte sie.

"Doch, genau darum geht es!", erwiderte Bospranya. "Ich wollte Euch eigentlich noch nicht damit behelligen, ehe die Überprüfungen abgeschlossen sind. Doch da Ihr mich so direkt anfragt, kann ich Euch auch gleich davon erzählen: Es fanden sich Diskrepanzen in den Steuerangaben der Familie Raloff in den vergangenen Jahren, deren Ausmass noch nicht endgültig feststehen. Nur dass die ausstehenden Beträge beträchtlich sind..."

Orleane hob fragend eine Augenbraue und winkte ab, was Bospranya veranlasste hastig fortzufahren: "Ich weiss, ich weiss. Ihr habt mir bei meinem Amtsantritt bereits mitgeteilt, dass die Familie schwere Zeiten durchmacht und ihr seit Jahren die Steuern gestundet werden. So weit, so gut. Eine Überprüfung der vorhandenen Zahlen ergab jedoch, dass die Familie sich einen solchen Wahlkampf wie den letzten schlicht nicht hat leisten können. Untersuchungen in Richtung Unterstützung durch eine auswärtige Partei ergaben bislang keine Ergebnisse, allerdings verdichten sich die Hinweise, dass die ehrenwerte amtierende Bürgermeisterin Fusca Raloff in den letzten Jahren für eigene Zwecke tief ins Stadtsäckel gegriffen hat. Viel tiefer als ihr von Amts wegen gestattet war und, soweit mir die Unterlagen vorliegen, dies alles ohne Rücksprache mit dem Magistrat oder gar dem Senat..." Bospranya liess ihre Worte ein paar Sekunden nachwirken, ehe sie Orleane mit einem gequälten Lächeln gestand: "Ihr versteht, wenn ich als ehemalige Bedienstete der Raloff - auch wenn es nur ein paar Wochen waren - aus Loyalität der Familie gegenüber besonders sorgfältig vorgehen und praiosgefällige hieb- und stichfeste Beweise erbringen wollte, ehe ich Euch von der Sache in Kenntnis setze."

Autor: Luntfeld

Orleane wendet sich an den Primos

Die Fiskalkapitania blickte die ihr Untergebene kurz versonnen an. "Immerhin seid ihr schlussendlich doch zur mir gekommen, Maestra Luntfeld. Wiewohl Zeit verloren gegangen sein mag. Darum nun nicht mehr gesäumt. Folgt mir!"
Mit einem Ruck erhob sie sich und eilte zu ihrer Schwägerin Sovilai - die etwas erschrocken wirkende Bospranya hinter sich her ziehend. "Verehrteste Schwägerin, verzeiht Signora Slin. Es nun wirklich Zeit aufzubrechen, doch natürlich nicht ohne uns von unserem großzügigen Gastgeber zu verabschieden." Ihre Schwägerin mit der anderen Hand mit sich ziehend, erweckte Orleane den Eindruck eines fröhlichen jungen Mädchens, dass durch den Salon tobte. Die Worte, die sie dann an den Primos richtete, waren dann deutlich ernster, wie auch Umstehende, die das gesprochene Wort nicht verstanden, erkennen konnten. "Signor Slin, ungern nur verlassen wir Euer Ehrenfest. Und noch weniger möchten wir Euer Fest mit schlechten Nachrichten stören. Darob bitten wir Euch daher zum zweiten Morgenmahl, wenn Ihr erlaubt, in die Residenz, wo wir gleichwohl in intima jedoch vom Anlass her höchslichst offizial mit schwerwiegenden Vorgängen zu konfrontieren gedenken, welche Signora Luntfeld dortens mit Dokumenten untermauern wird. Können wir mit Eurem Kommen rechnen?"

Autor: Elanor

Vitello wünscht eine Erklärung

Der Ton der Fiskalkapitana ließ keinen Zweifel an der Dringlichkeit der Angelegenheit, was Vitello veranlasste als erste Handlung in aller Ruhe seinen Weinpokal abzustellen um Zeit für eine Antwort zu gewinnen. Etwa auf halbem Wege verdrängte ein zweiter, ihm nicht weniger wichtiger Gedanke den Ersten über die Natur der drohenden Gefahr: "In die Residenz? Zitiert die Kapitana gerade den Primos an den Ort ihrer Wahl? Nur die Angewohnheit der von Efferdas oder gar politisches Kalkül um ihn auf die Probe zu stellen?" Während er sich wieder in Richtung der beiden Signoras drehte, traf er eine Entscheidung und wählte seine Worte:

"Verehrte Signora von Efferdas, so sicher ich mir bin, dass die Sache keinen Aufschub duldet, so sind meine Verpflichtungen offizialer Natur durch den Anlass dieser Festivität noch weiter gefächert als dies bisher der Fall war. Das Auge des Volkes ruht auf uns wie das unsere auf ihm. Und somit werde ich ad primus am morgigen Tage nicht vor den frühen Abendstunden verfügbar sein, da ich nicht gedenke das Volk durch meine Abwesenheit beim Saisonabschluss zu verunsichern. Ad secundum wünsche ich jetzt in diesem Moment Genaueres über die Art und Weise und die Betroffenen dieser höchst dringlichen Angelegenheit zu erfahren, da mir euer Wort ebenso schwer wiegt wie ein jedes offiziale Dokument welches ihr zu präsentieren gedenkt. Wenn die Damen mir wohl folgen würden?"

Vitello wollte sich in Richtung der rückwärtigen Türen des Saals hinter welchen sich seine Privatgemächer und Arbeitszimmer anschlossen, wenden, doch Cusmara Slin hielt ihn noch im Ansatz auf. "Du wirst uns die Peinlichkeit ersparen dich vor aller Augen mit den beiden Damen zurückzuziehen um ungesehen und ausdauernd zu konferieren, nicht wahr?", flüsterte sie ihm deutlich ins Ohr und forderte somit eine weitere schnelle Reaktion von Vitello ein.

"Im Geiste folgen, meine ich.", korrigierte er sich mehr schlecht als recht. In ihrer näheren Umgebung befanden sich vor allem Amtskollegen des Senators sowie Mitglieder des Magistrats, vertrauenswürdige Personen also, welche von Berufs wegen über die Vorgänge in der Republik informiert sein mussten. Ein unfreiwilliger Zuhörer aus diesem Kreis konnte nicht schaden. "Nun Signora von Efferdas, Signora Luntfeld, ihr habt das Ohr des Primos, es wartet."

Autor: Count

Vielsagende Gerüchte

Etwas Unwillen schwang durchaus in der Stimme der Fiskalkaptana mit, als Sie gezwungenermaßen erneut das Wort ergriff: "Wie ihr wünscht, Signore Primos." Dann senkte sie den Ton noch weiter ab und berichtete dem Vorsteher des Senats in knappen aber deutlichen Worten von den Entdeckungen der Bospranya Lunftfeld. Mit angestrengter Miene lauschte Vitello ihren Worten und an der pinkantesten Stelle entfuhr ihm gar ein: "Dies gleicht Verrat!" bevor er sich weiter konzentriert den Erläuterungen der beiden Damen zuwandte.

Die lauteste Musik vermag innerhalb der horasischen Gesellschaft nicht die leistesten Dissonannzen zu überspielen; und in der efferdischen sowieso nicht. Keine fünf Minuten nachdem die brisanten Informationen kaum hörbar von der einen Mund in des anderen Ohr gewechselt waren, kannte der Saal kaum ein anderes Thema mehr. Allenthalben wusste jemand ein neues Detail herbeizusteuern, vermeinte Verdächtiges oder gar höchst Aufschlussreiches gesehen oder gehört zu haben. Dass auf dem Fest keiner der Raloffs selbst anwesend war, beflügelte die Gäste noch zusätzlich:

"Ich war mir sicher dass sie das Kleid bereits letztes Jahr einmal trug und es nur hat Umarbeiten lassen. Dass Sie natürlich angeschrieben hat, brauche ich nicht zu erwähnen." "Ich bin in Sorge, derzeit sind 30 Ballen Bausch für mich auf einem raloffschen Fuhrwerk auf dem Weg in die Stadt. Ob sie die auch schon unterwegs abverkauft haben?" "Wehe uns wenn sie nicht mal ihre Leute mehr bezahlt haben. Der Pöbel marodiert derzeit ja selbst zum Vergnügen" "Sind die Einsätze auf ihre Mannschaft am morgigen Tag denn noch gültig?" "Ich bin ruiniert, meine Bücher bestehen fast ausschließlich aus Forderungen gegenüber diesen Halunken, wenn ich einen von denen in die Finger kriege."

Autor: Count

Orleane verabschiedet sich

"Fühlt Ihr Euch nunmehr hinreichend in Kenntnis gesetzt Signore und ist Eure Frau nicht mehr in Sorge, dass böse Gerüchte aufkommen?" fragte Orleane den Sprecher des Senats mit einem Augenzwinkern, um gleich ohne eine Antwort abzuwarten fortzufahren: "Nun dann gehe ich davon aus, dass Ihr nunmehr Eurer Aufgabe nachkommt den Senat in eben selbigen Kenntnisstand zu setzen, womit Ihr uns von dieser Pflicht befreit, wie ich hoffe. Denn wir gedenken nunmehr uns unseren Aufgaben und uns dem geliebten Aktenstudium zuwenden. Sollte der Senat im Allgemeinen und natürlich Ihr verehrtester Vitello Interesse an den Ergebnissen haben, so halte ich die Einladung für den morgigen Tag natürlich aufrecht und hoffe sehr auf Euer geschätztes kommen. Gleichwohl möchten wir uns nun verabschieden, doch verzichte ich darauf Euch eine geruhsame Nacht zu wünschen, welche wir sicherlich alle haben werden."

Autor: Elanor

Man berät sich

Umgehend versammelte der Primos die in seiner Nähe befindlichen Senatoren, Kapitani und Marinaios um sich, "Signoras und Signores, wie mir soeben zugetragen wurde, ziehen stürmische Wolken am Horizont des Gemeinwohls auf." Anschließend wiederholte er das soeben aus dem Mund der Kapitana Erfahrene. "Es ist nun unsere vordringlichste Aufgabe die möglichen Auswirkungen eines derartigen Falles im Geiste durchzuexerzieren um nicht von den Ereignissen überrascht zu werden. Zudem erhoffe ich mir, dass die Gedanken dieses Kreises gehaltvoller sein werde als jene an den anderen Enden des Raumes. Sprecht frei."

Alsbald entspann sich eine angeregte, doch um unerwünschte Ohren zurück zu halten ausgesprochen leise Diskussion, welche bis in die frühen Morgenstunden fortdauerte.

Autor: Count