Briefspiel: Die Raloffkrise/Akt 1/Eintreffen der Gäste
- Briefspielgeschichte aus: Briefspiel in Efferdas
- Zyklus: Übersicht - Akt 1 - Akt 2 - Akt 3
- Datum (aventurisch / irdisch): 14. Efferd 1033 BF bis ... / 2012 (laufend)
- Beteiligte (aventurisch / irdisch): Patriziat und Nobilitat Efferdas, Bürger und Einwohner der Republik / Count, Kanbassa; Dajin, Changbari, Elanor, Luntfeld, di Onerdi, Varducchio, Vinarii, ya Bocca
- Schauplatz: Palazzo Slin
Übersicht Akt 1 | Eintreffen der Gäste | Heitere Stunden | Folgenschwere Unterredungen |
Ein paar Tage zuvor
Niothon Espharion bog in eine Seitengasse am Alten Markt und ließ die zauberische Maskerade fallen. Schnell wuchsen Bart und Haare und verloren wieder die kurz zuvor erlangte Farbe. Ein langer Umhang verdeckte die Dienstbotenkleidung vor den Blicken anderer Leute, die nach Einbruch der Dunkelheit noch in den Straßen unterwegs waren. Jetzt erinnerte nur noch seine durch viel Schminke geglättete Haut und die Schulterpolster an den stämmigen Knecht, der vor einigen Minuten die Antwort des Barons zum Palazzo der Slin gebracht hatte.
Kurz zuvor war die Schwester des Barons an ihn herangetreten mit der Bitte, die Einladung schnellstmöglich an den noch in Neetha weilenden Baron zu überbringen - und nötigenfalls mit diesem ebenso schnell zurückzukehren. Doch dieser hatte zwei Stunden darauf abgewunken. Das Rennen um Thalionmels Rock hatte zwar einigen Wirbel nach sich gezogen, aber ein Schiff würde ihn dennoch schnell genug nach Efferdas bringen. Niothon hatte daraufhin - bei dem Gedanken an eine Seereise graute es ihm - sogleich vorgeschlagen, dafür doch die Antwort im Wortsinne postwendend an die Slins zurück zu tragen. Und so geschah es dann auch, bevor der alte Magier, um einen Beutel Dukaten reicher, seine Gewänder wechselte und den doch etwas anstrengenden Tag in der "Natter" ausklingen ließ. |
Autor: di Onerdi
Vorbereitungen
„Wollt ihr vielleicht noch Pauken und Becken zu den Pasteten tragen, damit ihr gewiss jedes Gespräch übertönt?“, herrscht Cusmara Slin die Bediensteten an, welche auf ihre Anweisung hin das lautlose Servieren zu üben haben. Ohne sich auch nur umzublicken wendet sie sich an den Majordomus: „Brigonetti, ich hätte es nie für möglich gehalten, dass meine Abwesenheit aus dem Haus zum Wohle der Stadt dermaßen einreißen würde! Vielleicht sollte ich mein Amt darniederlegen, denn das Personal taugt wohl kaum noch dazu, dass Haus und Heim eines Primos würdig zu repräsentieren! Offensichtlich seid ihr allein nicht in der Lage den nötigen Standard zu maintenieren!“
Eher zufällig denn gewollt betritt Hibernatius Slin auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer die Szene. Sachlich überblickt er die Lage und spricht: „Verehrte Schwägerin, es ist doch nun einmal so, dass der Teppich zur Seite geschafft wurde um Platz zum Tanze zu bieten, deshalb erscheinen euch die Schritte so...“
Doch Cusmara unterbricht ihn: „Erinnert mich nicht daran, Hibernatius, ein Chor zyklopäischer Schiffer hätte ein gefälligeres Stück gespielt, als dass was vorhin bei der Probe zu hören war. Mir scheint es wurden zwölf Pfeifen engagiert!“
„Zwölf exzellente Pfeifen, welche exzellent flöten, bratschen und violinieren.“, merkt Giusta Slin mit einem verschmitzten Grinsen an.
„Du unterstehst dich heute Abend zu viel zu orgeln, nein zu äugeln, liebste Tochter, und bemühst dich besser um eine vernünftige Partie, bevor ich dir eine verschaffe. Und wo wir grad dabei sind. Hibernatius, teile meinem Ehemann mit, dass wir den Tanz eröffnen werden und ich ihm über die Maßen verbunden wäre, wenn er bis dahin den Blick nicht übermäßig auf die Teller oder in die Balkonetten wirft.“, fährt Cusmara ganz in Element fort.
Durch die Ablenkung gelingt es Ronbaldo Slin gemeinsam mit seinem Vetter Gaspard im Hintergrund unbemerkt bis zur slinschen Ahnenhalle vorzudringen. Vorsichtig schließen sie die Tür hinter sich. „Werdet ihr wohl leise sein!“, zischt Vitello Slin durch die Stelle, „Vergesst nicht, das Personal wird dafür bezahlt den Wahn eurer Mutter zu ertragen. Wir sehen nicht einen Kreuzer dafür!“
„Du musst gestehen, Vater, ohne ihren Wahn wäre es wohl kaum möglich gewesen ein angemessenes Fest innerhalb so kurzer Zeit zu inszenieren. Sie ist darin wohl eine wahre Meisterin“, wirft Ronbaldo ein, „ihr gelingt es immer wieder, die Eingangshalle in einem ganz anderen Licht erscheinen zu lassen. Die Wappenschilder der Senatorenhäuser an der Treppe zu platzieren verschafft einem gleich das richtige Gefühl, gemeinsam mit den Ölschalen, welche einen herrlichen Duft nach Meer, Olivenöl und Thymian zugleich verbreiten." - "Efferdas in einem Geruch beschrieben.“, fügt Gaspard hinzu.
„Ihre raren Qualitäten weiß ich wohl zu schätzen. Umso mehr will ich ihnen nicht im Weg stehen, auf dass sie sich frei entfalten können.“, antwortet Vitello mit einem Lächeln, „Kommt jetzt mit, mein Arbeitszimmer ist der einzige Ort in diesem Haus, den sie nicht betritt. Die letzten zwei Stunden bis meine Ehefrau sich zur Begrüßung der Gäste in einen liebreizenden Schwan verwandelt, wird es uns ein sicheres Refugium sein.“
Während sich die drei Männer so leise als möglich zurück zogen überdachte auch Vitello kurzzeitig die Vorbereitungen zum Fest. Cusmara hatte den Saal zweiteilen lassen, so das sich linkerhand der Flügeltüren ein Bereich befand, welcher groß genug war um den Gästen Platz zum Tanze vor dem kleinen, aus 12 Mann bestehenden Orchester zu geben. Hier standen auch recht lose Stuhlgruppen und Canapees zur abseitigen Zerstreuung bereit. Zur rechten Hand befand sich die zu einem geschwungenen S angeordneten Tische, für die gestern in der Werft extra Verbindungsstücke hergestellt worden waren. Eine kluge Idee Cusmaras. Sie vermied es, dass er, obwohl es sein gutes recht als Primos und Herr des Hauses gewesen wäre, an einem Kopf an einem herausgehobenen Platz der Tafel saß, da es keinen alleinigen Kopf gab. So dinierten alle und vor allem er, der erste Primos Efferdas', als Gleiche unter Gleichen.
Wie üblich würde Cusmara bis zum Beginn des Festes das Haus und das Personal in ein Uhrwerk verwandelt haben, welches von einer unerbittlich harten Feder minutiös und ohne Fehler vorwärts getrieben wurde. „Wäre sie doch auch im Satin so eine Perfektionistin wie an der Suppe, ich hätte keine Sorgen.“, murmelte er vor sich hin.
Autor: Count
Resal Montazzi erscheint
Sanft schaukelte die Sänfte, ruhigen festen Schrittes überquerten die Träger die Piazza Draconis um zum Palazzo Slin zu gelangen. Resal konnte im Herannahen einen Blick auf das Hauptportal werfen, welches weit geöffnet war, sodass man berits einen Blick auf die dahinter liegende Empfangshalle und die Treppe hinauf ins Obergeschoss werfen konnte. Bereits oft hatte er Vitello in seinem Anwesen aufgesucht. Früher noch war es umgekehrt gewesen, damals hatte meist das Oberhaupt ihm in der Gantur-Kapelle Reverenz erwiesen. Doch die Zeiten hatten sich unwiderbringlich geändert, Zeit war ein rares Gut des bedeutendsten Gönners der Kapelle und seiner Familie geworden und dem musste sich auch der mehr als achtzig Götterläufe zählende Resal beugen. Die Sänfte hielt und kurz verweilte er noch, bevor er begann mühsam der Sänfte zu entsteigen. Auf einen gestrengen Wink von Cusmara Slin hin, welche mit dem neuen Primos der Stadt am Fuße der Treppe wartete, löste sich eine der vier Hauswachen aus dem Doppelspalier vor dem Portal und schickte sich an ihn zu stützen, doch Resal winkte ab, während sich in seinem Rücken die Träger anschickten, sich wieder mit der Sänfte zu entfernen.
"Euer Ehren Montazzi, wie immer betrachte ich es als Privileg, das ihr mein Haus mit eurer Anwesenheit beehrt.", begrüßte Vitello den alten Mann. "Lasst euch von Federico auf der Treppe begleiten, er wird euch oben im Saale zudem einen besonderen Platz zuweisen, welcher beim Mahle eurem Rücken hoffentlich den nötigen Komfort verspricht."
"Habt wie immer Dank für eure aufmerksame Gastlichkeit, Padrone.", erwiderte Resal und machte sich über die Treppe auf in die Festhalle. Dort angekommen griff zu einem der Gläser mit einem leichten Weißwein, welche allenthalben gereicht wurden und blickte über die versammelten Gäste. Viele hatten noch nicht den Weg her gefunden, doch noch war es früh am Abend.
Autor: Count
Ankunft der di Onerdi
Schon recht früh am Abend hielt eine große Kutsche vor dem Palazzo Slin. Ein Diener, der das bekannte Emblem des Barons von Parsek trug, sprang herunter und öffnete die Tür der Karosse. Dieser entstiegen sodann drei in beste, wie Kenner beurteilen mochten, von Meistern der Changbari gefertigte Kleider gewandete Personen.
Der erste war Nicolo di Onerdi, ehemaliger Senator der Stadt und Herr der Baronie Parsek. Er trug ein an der Hofmode orientiertes Gewand, darunter ein Wams aus Brokat, einen mit Nerz besetzten Mantel sowie eine Seidenschärpe mit dem Emblem des Geflügelten Herzens.
Ihm folgte, von seiner Hand nur leicht gestützt, seine Gemahlin. Baronin Joela, die aus dem Haus di Salsavûr stammt und durch ihre zahlreichen Brüder mit vielen bedeutenden Familien verschwägert ist, hatte ihre braunen Haare zu einer komplizierten Frisur stecken lassen. In einem prächtigen Ballkleid und mit dezent ausgesuchtem, aber fein gearbeiteten Schmuck war sie eine wahre Perle an der Seite ihres Mannes und trug den Reichtum des Hauses gerade so zur Schau, wie es die Grandezza erfordert.
Die dritte war die anmutige Schwester des Barons, Tariya, die Justicial-Capitana. Diese war am heutigen Abend in Kleider alla Aureliana gehüllt, ein Stil, der sich gerade in Belhanka höchster Beliebtheit erfreut. Ihr reinweißes Seidenkleid kontrastierte farblich mit dem in blau und grün gehaltenen, um den Körper geschlungenen Tuch, ihr lockiges Haar trug sie wie gewöhnlich offen.
Nur einer der vom Baron angekündigten Gäste fehlte – Migaele di Onerdi, der Ordinar-Capitan. So schritten die drei zum Eingang, wo der Patriarch des Hauses sie erwartete.
Vitello Slin begrüßte die Gäste. "Baron di Onerdi, Baronin, Capitana! Wie schön, dass Ihr alle meiner Einladung in mein bescheidenes Heim folgen konntet. Es erfreut mich umso mehr, als Ihr, Baron, so ein vielbeschäftigter Mann seid. Darf ich fragen, wie es um Neetha steht?"
Nicolo erwiderte: "Ganz vortrefflich, Primos, ganz vortrefflich. Ich bin so kurz erst wieder zurück, dass ich nicht einmal meiner geliebten Gattin habe berichten können. Wenn Ihr also ein wenig Zeit findet, so könnt Ihr zu den Ersten gehören, die vom Rennen erfahren. Und, ich muss hinzufügen, darüber gibt es leider auch Schlechtes zu berichten. Umso trauriger ist, dass ein Mitglied eines efferdischen Hauses dabei eine unehrenhafte Rolle gespielt hat. Doch lassen wir das vorerst – seid bedankt für Eure Einladung. Sie wahrzunehmen war mir besonders wichtig, da ich mich Eurer Familie sehr verbunden fühle. Und bitte entschuldigt meinen Bruder, der sich aufgrund dringender Aufgaben verspäten wird."
So wechselten Baron und Primos noch einige Worte, denn noch immer waren erst wenige Gäste eingetroffen. Nicolo hatte sich bewusst entschieden, früh zu erscheinen, um den Stellenwert zu unterstreichen, den die Einladung für ihn hatte.
Tariya blickte sich derweil im Saal um, betrachtete anerkennend die Gestaltung des Raumes im Blick auf die Feier und entdeckte schließlich den Diener Ingerimms. An den Baron gewandt meinte sie: "Werter Bruder, erlaubt mir, mich bereits zu entfernen. Mit dem Meister der Kapelle habe ich noch etwas zu bereden." Nicolo entließ sie, und Tariya entfernte sich.
Autor: Di onerdi
Ankunft der Luntfeld
Weder Tempelvorsteherin Rahnanja Changbari noch ihr Stellvertreter Haldan Vinarii hatten die Zeit erübrigen können, an der Feier teilzunehmen und hatten die Repräsentation des Hesindetempels ihrer Kollegin Hesindiane Luntfeld überlassen. Diese hatte kurzerhand ihre Kusine Bospranya, die neue Maestra del'Oro mitgeschleift. Erstens war Bospranya das zweitgeborene Kind der Matriarchin Lania Luntfeld aus Sewamund, mit der fast die Hälfte der anwesenden Senatsmitglieder geschäftliche Kontakte pflegte und damit für die meisten anwesenden jungen Herren eine vorzügliche Partie. Und zweitens, was wäre besser geeignet für ein Neumitglied des efferdischen Magistrats, die Mächtigen Efferdas', ihre Sitten und Gebräuche besser kennen zu lernen als der anliegende Anlass?
Kurz nachdem die Kutsche der Onerdi den Einfang freigegeben hatte, hielt eine einfache Mietdroschke vor dem Eingang. Hesindiane Luntfeld war in das traditionelle Gelb und Grün der Hesindegeweihten gewandet, allerdings hart an der Grenze der Schicklichkeit, worüber hinaus es eher einer Rahjageweihten geziemte. Bospranya dagegen trug ein eher dezent gehaltenes Kleid, eine Mischung zwischen dem nüchternen Grangorischen und dem Renascentia-Stil, wie es nördlich des Yaquirs in Kuslik und am Horashof gerade in Mode war.
Die Bediensteten höflich grüssend betraten sie das Haus und sahen sich nach Bospranya bereits bekannten Gesichtern um.
Autor: Luntfeld
Die Familie Changbari trifft ein
Das Wetter war gut, kaum eine Wolke am Himmel zu sehen. Lange nicht mehr hatten die Changbaris einen Ausflug mit ihrer jüngsten Tochter unternommen. Dies wurde nun nachgeholt, auch wenn die Fahrt in der offenen Kutsche lediglich in den Stadtkern zum Quarto Novo führte.
Natürlich hatten sich die Patrizier zuvor Gedanken über den Anlass und die entsprechende Garderobe gemacht, eine Tugend oder auch ein Fluch der Familie. Doch wer verdenkt es dieser Sippschaft, die selbst den Herzogenhof mit feinsten Stoffen beliefert. "Das Aushängeschild ist man nun einmal selbst", wie Massimiliano stets zu sagen pflegte.
Die Fahrt dauerte nicht lange auch wenn der Weg, dem Geschmack des Kutschers nach, ein oder zwei mal nicht schnell genug frei gemacht wurde.
Als der Zweispänner das Quarto Novo erreicht hatte übergab der Patriarch dem Kutscher einige Papiere, die dieser schnell in der Tasche verschwinden ließ. Nach kurzer Rücksprache nickte dieser und die Changbaris stiegen aus. Kaum war der letzte Fuß von dem Tritt genommen, schnalzte der Mittdreißiger und der Wagen nahm Fahrt auf. Diese war jedoch sehr kurz, da der Palazzo der Familie angesteuert wurde.
Die Räumlichkeiten der Slin waren Massimiliano nicht neu. Er war schon oft hier im Palazzo gewesen und er hatte vergnügt dem Treiben auf der Werft, herab vom Berg, zugeschaut.
Ludovica indes begutachtete anerkennend die Ausstattung. Kenner der Familie wussten jedoch, dass das die junge Frau leicht durch hübsche Dinge zu entzücken war.
Nach den üblichen Begrüßungsriten wurde zu Tisch gerufen, einem Ruf, dem man gerne folgte.
Autor: Changbari
Eintreffen der Vinarii
Die Anfahrt zum Palazzo Slin war kurz und unbeschwerlich gewesen. Larona war die erste, die die Kutsche verließ. So oft schon war sie in diesem Gebäude sowohl zu frohen wie betrüblicheren Ereignissen gewesen. Außer den Palazzi Vinarii und Kanbassa müsste sie diesen mitlerweile am besten kennen. Als auch Neetya und Hesindio das Gefährt verlassen hatten, betraten sie gemessenen Schrittes das Haus und begrüßten die schon Anwesenden.
Autor: Vinarii
Ankunft der Varducchio
"Schnell jetzt, beeilt euch!" – Rondriacus lief in der Vorhalle auf und
ab. Die Stunde war schon vorgerückt und er wollte möglichst bald am
Palazzo Slin erscheinen; die Einladung war zu wichtig für seine Familie,
als dass sie es sich erlauben könnten durch eine zu späte Ankunft, den
Eindruck zu erwecken, sie hätten besseres zu tun. Er selbst hatte sich
seine beste Kleidung schon vor Stunden angelegt: ein weinrotes,
golddurchwirktes Wams, dessen ebenfalls goldene Knöpfe in der Abendsonne
schimmerten, über einem blütenweißen Hemd, dazu eine Pluderhose und
Spangenschuhe.
Nun wartete er ungeduldig auf seine Kinder, die aber just in dem Moment erschienen. Der Schneider hatte wirklich hervoragende Arbeit geleistet, dachte sich Rondriacus. Phedro und Efferdan sahen hervorragend aus in ihrer neuen, in blau und braun gehaltenen Kleidung. Der Schnitt entsprach der neuesten Mode, der Stoff glänzte, ja, so konnten sie sich zeigen. Und auch Rahjanes' Kleid war ein Meisterwerk in grün und schwarz. Es war eher schlicht, sodass der Blick schnell auf eine aufwendig ziselierte Brosche gelenkt wurde, und betonte vorteilhaft ihre Figur. Alles bestens - den Gedanken an die ausstehende Rechnung vertagte Rondriacus lieber - jetzt schnell los! Er verabschiedete sich von seiner Frau, die beim Krankenbett ihrer Jüngsten wachte, und die vier bestiegen die Kutsche, in der Rondriacus' Vetter Thuan schon wartete. An dessen Anblick konnte Rondriacus sich immer noch nicht gewöhnen. Thuan trug eine weiße Toga nach Art der Bosparaner, gefertigt aus edlem Stoff und zusammengehalten von einer goldenen, onyxbesetzten Fibel in Form eines Olivenzweiges. Vor 1100 Jahren wäre sie sicher der letzte Schrei gewesen, nur heutzutage..? Aber wie viele Stunden hatte er schon mit seinem Vetter diskutiert? Dieser war was seine Verehrung des Alten Reiches anging beim besten Willen nicht umzustimmen. Und so versuchte Rondriacus an ein Mindestmaß an Verständnis zu gelangen: "Ich bitte dich, dass du wenigstens zur Begrüßung in der Sprache dieses Reiches und nicht in der Sprache des längst vergangenen Reiches sprichst, Thuan." --- Thuan gefiel zwar nicht, wie Rondriacus vom "vergangenen Reich" sprach - es hatte sich schließlich nur in den Nebel der Geschichte zurückgezogen, aber würde aus diesem früher oder später wieder hervortreten und die Menschen zu wahrhaft edlem Leben führen - dennoch wollte er seinem Vetter in dieser Bitte folgen: "Id considerabo." Und tatsächlich: nach einer ereignislosen Fahrt beim Palazzo angekommen, dankte und beglückwünschte Thuan den neuen Primos auf Horathi. Erleichtert - die erste Hürde war genommen - betrat Rondriacus mit den Seinen zum ersten Mal den Palazzo Slin, gespannt, was der Abend bringen würde.
Autor: Varducchio
Zwei späte Gäste
Viele der Gäste freuten sich bereits auf das angekündigte Bankett, als doch noch eine späte Kutsche vor das mächtige Hauptportal des Palazzo Slin vorfuhr. Das Wappen an der Tür wies sie als Fuhrwerk des efferdischen Magistrats aus und es eilten schnellstens 2 Pagen hinzu, um sie zu öffnen und den Treppenschemel bereit zu stellen. Einige Gäste in der Nähe schauten teils neugierig, teils interessiert herüber und hörten die Ankündigung: "Die Residenzkapellmeisterin, - Signorina Rahjanessa Kanbassa!"
Die junge Frau trug ein smaragdgrünes Samtkleid, das mit goldenen Stickereien allerlei familiärer und städtischer Symbole, allen voran natürlich Delphinen, besetzt war. Auch Perlenstickereien war zu sehen, aufgenähte Goldplättchen und drôler Spitze, weshalb es augenscheinlich wurde, dass die Garderobe aus feinster changbarischer Machart gefertigt war. So manch ein junger Galan mochte sich wohl schon eine geneigte Begrüßung überlegen, oder gar eine Aufforderung zum Tanze formuliert wissen, als der Page einem zweiten Gast aus der Kutsche zu steigen half und ausrief: "Seine Exzellenz, der Ordinar-Kapitan der efferdischen Republik Efferdas: Signor Migaele di Onerdi!" Sodann wurden die beiden Spätankömmlinge ins Innere begleitet.
Autor: Kanbassa
Zwei noch spätere Gäste
Im Tumult um die Ankunft der Kutsche wäre das Nahen zweier weiterer Nachzügler beinahe übersehen worden, was jedoch verzeihlich erschien, leisteten sich die beiden Damen des Hauses Efferdas - Sovilai und Orleane - doch den Luxus den Weg von der Residenz zum Slinschen Anwesen zu Fuß zurückgelegt zu haben. Eine Extravaganz, welche hernach sicherlich auf dem Fest und in den Salons der Stadt für Gesprächsstoff sorgen werden würde, galten die beiden Damen in Efferdas doch in Stilfragen als Koriphäen. Nach nur kurzen freundlichen Worten am Portal, ließ man sich in den Festsaal führen, wo Sovilai in Vertretung des Senators Ebius von Efferdas, ihres Gemahls, aber auch des Hauses di Punta, in welchem sie geboren, kurze Worte des Grußes und der besten Wünsche für die Ausübung seines Amtes an den Primos richtete. Hernach ließ sie sich ermattet in einen bereitgestellten Stuhl fallen. Mag der Fußmarsch sie ermüdet haben, ihren Appetit schien er nicht beflügelt zu haben, ließ sie sich doch nur herab ein wenig am angebotenen Wein zu nippen. Immerhin trat sie die ihr Aufwartenden mit der ihr eigenen höflichen Heiterkeit entgegen und begrüßte einen jeden mit ihrem strahlendsten Lächeln. Ihre Schwägerin Orleane hingegen ließ auch an diesem Abend nichts von ihrer gewohnten anmutig jugendlichen Frische vermissen, wirkte jedoch ungewohnt still und in sich gekehrt und folgte der Konversation um sie herum kaum.
Autor: Elanor