Briefspiel:Flügge werden (1)

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Familie Bolburri.png Briefspiel in Unterfels Haus Amarinto.png
Datiert auf: Phex bis Ingerimm 1045 BF Schauplatz: Unterfels Entstehungszeitraum: 2024
Protagonisten: die Familie Bolburri und das Haus Amarinto Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Bolburri.png Philburri
Zyklus: Übersicht · I · II · III


Palazzo Bolburri, am 24. Phex 1045 BF

"Wenn Du so ein Gesicht machst, verehrte Tante, und mich dann noch unter vier Augen sprechen möchtest, dann weiß ich nicht, ob das ein gutes Zeichen ist." Malvolio Bolburri stand noch in der Tür der Sala Grande und vermied es, seine Tante Elanor anzuschauen. Stattdessen schaute er lieber den beiden Hausdienern beim Abräumen der letzten Reste des familiären Abendessens zu. Jeden Praiostag kam die Familie so zusammen. "Lass uns in den Salotto gehen." Malvolio folgte seiner Tante besorgt und gespannt in den kleinen Salon.

Elanor setzte sich auf einen der bequemen Sessel, Malvolio zog es vor stehenzubleiben. "Deine Tochter scheint seit neuestem in aller Munde zu sein, zumindest bei meiner Belegschaft.“ Malvolio schaute Elanor lediglich fragend an und ließ sie weitererzählen. "Ich konnte zufällig ein Gespräch meiner Druckergesellen hören. Bellatrice scheint sich häufiger mit Hesindiago Amarinto zu treffen. Die beiden..."

Malvolio unterbrach sie aufgebracht. "Das ist doch einer dieser Rabaukenzwillinge! Was will sie denn von dem? Und was ist genau passiert?""Das weiß ich natürlich nicht. Ich habe meine Druckergesellen direkt gefragt, was sie alles wissen. Sie haben mir lediglich erzählt, dass Bellatrice und Hesindiago öfters zusammen gesehen wurden, in den Gärten der Adriana und in diversen Wirtshäusern. Meistens waren sie mit anderen unterwegs, aber auch zu zweit."

Unvermittelt ging Malvolio zur Tür. Elanor hörte ein paar wenige Schritte im Gang. "Du, hol mir sofort Bellatrice hierher." Er kam wieder herein. So verärgert hatte Elanor ihren sonst sehr beherrschten Neffen noch nicht oft erlebt. Deswegen schwieg sie und wartete das Gespräch ab. Malvolio schaute aus dem Fenster, in ihm brodelte es.

Kurze Zeit später kam die junge Frau herein. Sie blickte kurz zu Elanor, dann zu ihrem Vater, der ihr den Rücken zudrehte. "Setz Dich." Bellatrice tat wie befohlen. Sie hatte sofort verstanden, dass es Ärger gab. Ruhig drehte sich Malvolio um und sah seine Tochter an. "Bellatrice, was treibst Du Dich mit Hesindiago Amarinto herum?"

Bellatrice ließ sich einen Moment Zeit, bis sie antwortete. "Wir haben uns ein paar Mal getroffen. Ich verbringe gerne Zeit mit ihm. Mit ihm, seinem Bruder und seinen Freunden.""Dann stimmt das also tatsächlich! Dir ist hoffentlich klar, dass der Junge ein stadtbekannter Halunke ist. Und auch, was das für Deinen Ruf und den Ruf unserer Familie bedeutet. Es wird über Euch geredet. Warum gibst Du Dich überhaupt mit ihm ab?"

Nun war es an Bellatrice, ein wenig verärgert zu sein. "Vater, mir ist klar, dass er nicht den besten Ruf hat. Ich halte mich aber von Ärger fern. Bisher dachte ich, ich dürfte meine Gesellschaft selbst aussuchen." Trotzig schaute sie ihren Vater an. "Ich glaube, Hesindiago mag mich ein wenig. Und ich ihn auch.""Warst Du schon allein mit ihm?"

Bellatrice musste kurz lächeln, wurde aber beim Blick zu ihrem Vater schnell wieder ernst. Dann schaute sie nach unten auf ihre Hände und antwortete vorsichtig. "Ein paar Mal, ja. Wir waren spazieren und haben auch schon ein Konzert im Rahjaneum besucht. Hesindiago kann eine ganz interessante Begleitung..." Malvolio unterbrach sie barsch. "Habt Ihr Euch geküsst?"

Trotzig schaute Bellatrice wieder zu ihrem Vater. "Das geht Dich nichts an!" Zornig antwortete Malvolio. "Doch. Was denkst Du, was das ein Licht auf uns wirft, wenn die ganze Stadt über Euch redet. Du bist weder verlobt, noch gibt es Absprachen mit dem Haus Amarinto. Oder mit anderen Kandidaten. Das ist nicht sehr traviagefällig! Vergiss nicht, dass Du zu einer der angesehensten Familien in Unterfels gehörst."

Er machte eine kurze Pause. "Also?" Bellatrice schaute nach unten und nickte kurz. "Ja" sagte sie leise. Malvolio ging zu ihr. "Bellatrice, hör mir zu. Ich hoffe, Dein Verhalten hat uns noch keinen Schaden gebracht. Ich werde mit Deiner Mutter darüber sprechen, wie es weitergeht. Und Du wirst Dich nicht mehr mit Hesindiago treffen, hast Du mich verstanden?" Bellatrice zögerte, bevor sie antwortete. In ihrer Stimme klang ihre Enttäuschung durch. Sie schluckte und kämpfte mit den Tränen. "Ich werde auf Dich hören, Vater, schweren Herzens. Hesindiago gefällt mir. Er tut mir gut." Dann stand sie auf und ging hinaus, ohne ihren Vater eines Blickes zu würdigen.

Nachdem die Tür ins Schloss fiel, hörte man einige Minuten nur das Prasseln des Feuers. Malvolio schaute wieder aus dem Fenster. "Nun, was denkst Du?" Elanor stand auf und stellte sich zu Malvolio. "Dass Deine Tochter ziemlich sauer auf Dich sein wird. Und enttäuscht." Malvolio drehte sich energisch zu ihr um. "Sicherlich, aber da muss sie durch. Ich kann dieses Verhalten nicht gutheißen und akzeptieren!"

Ein feines Lächeln zeigte sich im Gesicht von Elanor. "Und Du meinst, sie wird zu ihrem Wort stehen?" Malvolio überlegte kurz und erwiderte: "Davon gehe ich aus. Die Familie war ihr schon immer das Wichtigste. Sie weiß, was zu tun ist."

Elanor setzte sich wieder in den Sessel am Kamin. "Ich denke, Du irrst Dich, Vetter. Sie wird Hesindiago wieder sehen. Vielleicht nicht sofort. Aber irgendwann. Ihre Gefühle sind echt. Und stärker als ihr Pflichtgefühl." Der Advokat setzte sich ihr gegenüber in einen der Sessel und wirkte verunsichert. "Meinst Du? Aber Bellatrice war immer loyal und ehrenhaft. Sie würde sich doch nicht gegen mein Wort und gegen die Familie stellen!" - "Da hast Du recht. Sie ist wirklich eine zuverlässige Stütze im Druckhaus und steht - bisher - loyal zur Familie. Aber diese Loyalität stellst Du nun stark auf die Probe. Auch wenn Hesindiago für die Familie nicht der passende Ehemann zu sein scheint: Du treibst Deine Tochter in ein schwieriges Dilemma. Und mal ehrlich, was ist für die Familie ein größerer Schaden: eine Ehe mit dem Haus Amarinto oder eine Liebelei im Verborgenen ohne den Segen der Familie und der Götter?"

Malvolio dachte darüber nach. Ganz augenscheinlich konnte er sich mit Hesindiago als Schwiegersohn nicht so wirklich anfreunden. "In Ordnung, verehrte Tante. Mir ist Deine Einschätzung sehr wichtig. Was soll ich Deiner Meinung nach nun tun?"

Elanor ließ sich mit der Antwort Zeit. "Meiner Meinung nach sollten wir einen Traviabund zwischen Bellatrice und Hesindiago ins Auge fassen - auch wenn es Dir nicht wirklich passt. Ich würde vorschlagen, informell mit den Amarinto das Gespräch zu suchen. Und es wäre sicherlich besser, Onkel Bassiano von der Sache zu erzählen." - "Könntest Du Deinen Sohn bitten, auf die Amarintos zuzugehen? Er hat doch bestimmt einen vertrauensvollen Kontakt in die Familie." - "Sertorius? Den kann ich fragen, gute Idee. Sprichst Du mit Onkel Bassiano?" - "Ja, das mache ich." Elanor erhob sich. "Gut, dann haben wir das geklärt. Mal sehen, wie die Dinge sich entwickeln." Malvolio stand auch auf und schenkte seiner Tante ein ehrliches Lächeln. "Danke, Elanor." Elanor lächelte zurück, verabschiedete sich und verließ den Salotto. Malvolio blieb in Gedanken versunken zurück.

Palazzo Bolburri, am 29. Phex 1045 BF

Bellatrice erwachte von dem leisen Klopfen auf dem Glas ihrer Fensterscheiben. Noch etwas verschlafen tastete sie sich im Dunkel ihres Zimmers bis zum Fenster um nach der Ursache des Klopfens zu sehen. Kaum hatte sie das Fenster geöffnet, schälte sich ein ihr wohlvertrautes Gesicht aus der Dunkelheit und ehe sie sich sammeln konnte, legte sich ein Arm und eine überraschend warme Hand um ihren Nacken.

"Hesindiago?" flüsterte sie und bevor sie noch mehr sagen konnte, spürte sie seinen forschen Kuss auf ihren Lippen. Er lächelte: "Ja, meine Schönheit. Wer sonst?" Er kletterte von der Leiter auf das Fensterbrett und saß lässig und mit seinem fast schon ein wenig arroganten Grinsen vor ihr. Seine Hand wanderte dabei immer weiter von ihrem Nacken nach unten über ihr seidenes Nachthemd. "Hast du mich vermisst, Rose der Nacht?"

"Das habe ich!" hauchte Bellatrice und küsste ihren Geliebten leidenschaftlich. Sie genoss die Nähe.

Plötzlich und abrupt entzog sie sich ihm und schaute zur Seite. "Bitte...lass das." Sie schluchzte leise. "Ich...wir dürfen uns nicht mehr sehen."

Hesindiago lachte auf. "Und wer sollte uns das verbieten, Rose der Nacht?" Bellatrice schaute ihn traurig an. "Mein Vater. Weil schon über uns gesprochen wird, obwohl wir noch nicht verlobt sind." - "Das will ich hoffen, wo doch die schönste Frau der ganzen Stadt in meinem Arm liegt!" Diesem Blitzen in seinen Augen konnte sie immer schon schwer widerstehen. Sie lächelte ihn an, wurde aber schnell wieder ernst. "Er meint es ernst. Ich darf Dich nicht mehr sehen."

Hesindiago zuckte zusammen, diese Worte hatte er bereits schon einmal gehört. Wenn auch nicht von Bellatrice. Dann straffte er sich und setzte ein verwegenes Lächeln auf. "Dann gehen wir eben fort, dorthin wo uns niemand etwas verbieten kann. Belhanka, die Stadt der Rosen! Wie geschaffen für eine Rose wie dich! Duftwasser, feinste Ballkleider und Kostbarkeiten aus fernen Landen. Ich werde dich verwöhnen wie es einer hohen Dame zusteht, meine Rose!"

Er nahm ihre Hand und zog sie langsam wieder an sich. "Sollen sie doch versuchen, uns voneinander fernzuhalten, bei Rahja, die wahre Liebe kann niemand aufhalten! Was sollen sie denn schon tun?"

Bellatrice schaute ihren Liebhaber an. "Du willst, dass ich mich gegen meinen Vater wende? Gegen die Familie? Und einfach so Unterfels verlasse?" Sie rang sichtlich um Fassung darüber, dass Hesindiago dies von ihr verlangte. "Nein, es muss eine andere Lösung geben. Ich werde noch einmal mit meinem Vater sprechen."

Hesindiago hielt sich schauspielernd die Brust über dem Herzen. "Meine Rose, du brichst mir das Herz. Er wird dich einsperren wie eine Nachtigall in einem goldenen Käfig." sagte er mit theatralischer Stimme. "Aber wenn es das ist, was du wünschst, werde ich mich fügen. Doch schenk mir noch einen letzten Kuss, eine letzte Wonne in deinen Armen zu liegen, bevor sie unsere Liebe gewaltsam auseinander reissen!"

Bellatrice musste lachen und ließ sich von Hesiandiago zu sich ziehen. Wie sollte sie es ohne ihn aushalten? Leidenschaftlich küsste sie ihn, dann löste sie sich langsam von ihm. "Es gibt vielleicht noch eine andere Lösung, mein Liebster." Herausfordernd schaute sie ihn an. "Du wirst wohl einfach meine Eltern davon überzeugen müssen, den Traviabund mit mir eingehen zu dürfen!"

Heiraten?!? Ein lähmendes Gefühl breitete sich in Hesindiagos Brust aus. Ihm wurde ein wenig schwindelig, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. "Äh, ja natürlich. Aber äh...wir sind doch noch so jung. Glaubst du nicht sie halten uns für zu jung, um den Traviabund einzugehen?" Er hoffte inständig, dass nicht nur seine Mutter, sondern auch Bellatrices Familie solche Vorbehalte hegte, aber er entschied sich, vorerst mitzuspielen.

Die Unsicherheit blieb Bellatrice nicht verborgen, sie schaute ihn prüfend an. "Liebster, was ist los? Zweifelst Du an unserer Liebe?" Sie nahm seine Hand in ihre und sah ihm in die Augen. "Ja, wir sind noch jung. Aber ich kann und möchte mich nicht zwischen meiner Familie und Dir entscheiden." Sie wandte sich ab, entzog ihm ihre Hand und sprach mit leiser Stimme weiter. "Wenn Du nicht bereit für diesen Schritt bist, dann sei aufrichtig und sag es lieber jetzt."

"Nein, das ist es nicht. Ganz und gar nicht meine Rose. Ich habe nur Zweifel, dass unsere Familien die Aufrichtigkeit unserer Liebe verstehen werden." Er lächelte charmant und hoffte innerlich, dass dieses Thema damit fürs erste vom Tisch war.

Palazzetto Bolburri, am 5. Peraine 1045 BF

Malvolio saß in seinem Büro und las konzentriert einen Kaufvertrag, den er für die Familie Cirrention prüfen sollte. Der Kauf eines kleinen Weinbergs entpuppte sich als komplizierte Sache. Malvolio machte sich nebenbei Notizen zu dem Vertrag und war in seine Arbeit vertieft. Ein lautes Klopfen ließ ihn hochfahren.

Auf ein knappes "Herein" öffnete seine Nichte Dulacia vorsichtig die Tür. "Verzeih bitte die Störung. Sertorius Brahl ist hier und möchte dich sprechen." Malvolio legte, wie gewohnt, einige belanglose Papiere über die Dokumente auf seinem Schreibtisch und stand auf. "Schön! Er kann gerne hereinkommen. Bring uns bitte einen Wein." Dulacia verbeugte sich leicht und verschwand. Einen Augenblick später kam Sertorius in das Büro und begrüßte Malvolio herzlich, die beiden tauschten Höflichkeiten und Neuigkeiten aus. Dann kamen sie auf den eigentlichen Grund des Besuchs zu sprechen.

"Nun, Sertorius, hast Du etwas herausfinden können?" Es sollte beiläufig klingen, aber Malvolio konnte seine Neugier schlecht verbergen. "Leider habe ich nicht mit einem Mitglied des Hauses Amarinto sprechen können. Hier in Unterfels residiert nur Rumina von Calven mit ihren Söhnen. Ich bin mir aber unsicher, wie gut ihr Kontakt zu Dareius Amarinto ist, deswegen sollten wir noch eine weitere Möglichkeit suchen. Hast Du schon mit Onkel Bassiano gesprochen?"

Malvolio rief sich das Gespräch mit seinem Onkel ins Gedächtnis. "Das habe ich. Er war nicht erfreut - über die Wahl von Bellatrice und darüber, dass auf den Straßen schon etwas darüber erzählt wird. Deswegen sieht er aber keine Alternative zu einer Verlobung der beiden und hat der Verbindung letztendlich zugestimmt." - "Gut. Dann müssen wir nur mit den Amarinto sprechen. Meinst Du, für die kommt ein Traviabund in Frage?" Der Advokatus hob leicht die Schultern. "Warum nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für die Zwillinge schon andere Pläne gibt." Sertorius dachte kurz nach. "Vielleicht sollten wir doch noch auf die Mutter von Hesindiago zugehen."

Widerwillig verzog Malvolio das Gesicht. "Das machst dann aber Du." Sertorius lächelte seinen Vetter an und nickte. "In Ordnung, ich kann mit ihr sprechen." Malvolio wirkte erleichtert. "Danke. Mir ist gerade ein Gedanke gekommen, wie wir auf die Familie Amarinto zugehen können: Horathio und Riccardo reisen doch zum Turnier nach Mortêc. Da können sie mit dem Familienoberhaupt sprechen und ihn vielleicht sogar nach Unterfels einladen." - "Ich wusste gar nicht, dass die beiden dort sind. Das ist natürlich eine exzellente Gelegenheit! Wann reist Riccardo ab?" - "Ich glaube übermorgen, gemeinsam mit Larona ya Scarpone, die sie ja begleiten. Horathio kommt aus Methumis. Ich werde Riccardo gleich instruieren und Onkel Bassiano um eine Einladung bitten. Das fügt sich wirklich gut."

Malvolio nickte zufrieden, dann zwinkerte er Sertorius zu. "Und Du sprichst mit der Signora von Calven. Pass auf Dich auf!"

Palazzo Bolburri, am 27. Peraine 1045 BF

Nach seiner Ankunft in Unterfels machte sich Riccardo Bolburri pflichtbewusst direkt auf den Weg zu seinem Onkel Bassiano Bolburri. Dieser freute sich über einen Bericht seines Neffen von seiner Reise nach Mortêc. "Riccardo! Schön, dass Du sicher wieder zurückgekehrt bist. Ich bin schon ganz gespannt, was Du zu erzählen hast!" Er lud Riccardo ein, sich zu setzen und schickte einen Diener los, etwas zu trinken zu holen. "Vielen Dank, verehrter Onkel. Wir sind gut wieder zurückgekehrt. Es waren aufregende Tage!"

Sie wurden kurz vom Diener unterbrochen. Riccardo ließ seinen Onkel nicht ungebührlich lange warten und fing gleich mit dem Erzählen an. “Larona hat auf jeden Fall für Aufsehen gesorgt. Sie hat sich im Tjost nicht schlecht geschlagen und sogar das Schildstechen gewonnen!" Bassiano war überrascht. "Das freut mich zu hören. Da werde ich ihr bei Gelegenheit gratulieren." - "Tu das. Wir haben uns alle gefreut. Sie hat ihr Können wahrlich gezeigt, ihre Ausbildung hat sich gelohnt. Zum Sieg bei der Tjoste reichte es leider nicht, sie unterlag der späteren Siegerin Fugate Caril." - "Fugate Caril? Der Name sagt mir nichts." - "Der Name war auch nur ein Pseudonym. Eigentlich heißt sie Rondinella von Trebesco." - "Trebesco? Das gehört doch zum Haus Tribêc." - "Richtig. Aber mehr konnte ich auch nicht erfahren, außer dass sie wohl auf den Zyklopeninseln lebt. Aber Rondinella kannte niemand näher, mit dem ich gesprochen habe." Bassiano wischte mit der Hand durch die Luft. "Wie dem auch sei. Gab es sonst noch nützliche Begegnungen oder Gespräche?" Riccardo musste schmunzeln über diese Formulierung. "Nun ja..." Bei der Erinnerung an seine Begegnungen mit Bellatrix wurde ihm warm ums Herz.

Nach einem kurzen Moment konzentrierte er sich wieder auf seinen Onkel. Er hatte sich seine Worte schon vorher im Geiste zurecht gelegt. "Ich habe Bellatrix Sirensteen, eine Großcousine Comto Sirensteens, kennen lernen dürfen und einige intensive Gespräche mit ihr gehabt." Nun musste er wieder schmunzeln. "Wenn Du dem zustimmst, könnte es bald sein, dass Du mit Comto Sirensteen über einen Traviabund sprechen musst." Trotz seiner fast 90 Götterläufe erfasste Bassiano die Situation wie immer in wenigen Momenten. "Eine Verbindung mit dem Haus Sirensteen? Das ist formidabel! Dann war der Besuch des Turniers sehr erfolgreich. Ich bin zufrieden." - "Comto Sirensteen war auch zugegen und es gab eine kleine Einladung für uns Unterfelser. Ich denke, er ist der Verbindung mit uns auch zugeneigt." Bassiano lächelte zufrieden. "Das hoffe ich sehr. Riccardo, das hast Du wirklich gut gemacht."

Riccardo holte den Brief, den er von Aurelio van Kacheleen bekommen hatte, hervor. "Außerdem habe ich Signor Aurelio getroffen. Er hat nach Dir gefragt und richtet Dir sehr herzliche Grüße aus! Er hat auch etwas Geschäftliches erwähnt und mir diesen Brief für Dich anvertraut. Er würde sich freuen, Dich mal wieder zu sehen!" Bassiano nahm den Brief entgegen. "Wie geht es ihm?" - "Gut, so war mein Eindruck. Ich freue mich immer, ihn zu sehen." Bassiano erinnerte sich an das letzte Mal, als er seinen Schwager gesehen hatte. Es lag schon einige Jahre zurück. Kurz dachte er auch wehmütig an seine verstorbene Frau. "Ich mich auch. Unsere Begegnungen sind leider seltener geworden. Umso mehr hoffe ich auf ein Wiedersehen. Danke für den Brief. Gibt es sonst noch etwas zu berichten?"

Riccardo hielt noch einen Brief in der Hand. "Ich konnte mit Cavalliere Dareius Amarinto bezüglich eines Traviabundes von Bellatrice und Hesindiago sprechen. Er ist einem Traviabund nicht abgeneigt, im Gegenteil! Er möchte gerne in drei Wochen nach Unterfels kommen, um mit Dir und den Eltern von Hesindiago zu sprechen. Hier noch sein offizielles Schreiben." Bassiano nahm den Brief. "Nun gut, dann gehen wir also diesen Weg. Ich hoffe, es wird nicht zu unserem Schaden sein. Aber ich freue mich, Dareius Amarinto kennen zu lernen." Er erhob sich. "Ich denke, Du solltest mal im Palazzo della Signoria (Unterfels) nach dem Rechten sehen." Mit einem Nicken war Riccardo entlassen.