Briefspiel:Verschollen (3)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Ende Rahja 1039 BF bis Anfang Praios 1040 BF Schauplatz: Urbet, Umland Aldan und Arivor, Burg Quellstein Entstehungszeitraum: 2018-2024
Protagonisten: Sanjana ya Malachis, Rondrigo Pelargon, Lorian di Salsavûr, Timor Sâl d. J. di Salsavûr und andere Autoren/Beteiligte: Familie ya Malachis.png Cassian, Haus di Salsavur.png Rondrastein
Zyklus: Übersicht · Ein besorgniserregender Brief · Eine zufällige Begegnung · Eine unerfreuliche Begegnung · Gefunden · In Sicherheit · Ein Schrei


Am nächsten Tag im Rahjamond 1039 BF, auf der Straße nach Arivor

Die Praiosscheibe nährte sich schon dem Zenit, als sie endlich aufbrachen und der Seneb-Horas-Straße folgten. Sanjana schlug ein flottes Tempo an. Es drängte sie vorwärtszukommen. Erfreut stellte sie fest, dass ihr Begleiter reiten konnte. Durch Pasquada ritten sie ohne Pause.
Die Straße war, wie immer, viel benutzt. Nur fielen heute tatsächlich die vielen Familien mit Handkarren, kleinen Fuhrwerken oder einfach mit voll bepackten Kiepen und Körben auf. „Alles Flüchtlinge“, erklärte Rondrigo auf Sanjanas fragenden Blick. „In und um die Stadt herum ist alles zerstört und da wo die Horaslegion gerade nicht hinschaut wird geplündert und geraubt. Sie stehen alle vor dem Nichts.“
In Trevisio stießen die beiden Reisenden auf ein Hindernis. Einige Gerüstete versuchten den Flüchtlingsstrom zu stoppen und umzulenken. Sie hatten eine Straßensperre errichtet. Sanjana zügelt ihr Pferd und betrachtet missmutig den Posten.

Rondrigos Pferd neben Sanjana wurde unruhig. Dabei war es offensichtlich, dass das Ross nur unruhig wurde, da es sein Reiter ebenso war. Der junge Bursche hatte geweitete Augen und zitterte leicht. „Lasst uns schnell ausweichen, bevor sie uns bemerken.“

Von den Gerüsteten waren drei beritten, aber alle wendeten den beiden Reisenden den Rücken zu. Es war, selbst für, Laien ersichtlich, dass es sich bei den Bewaffneten nicht um eine reguläre Garde eines Adligen oder Teile der Horaslegion handelte. Viel mehr trugen sie verschiedenste Rüstungen und auch ihre Bewaffnung schien zusammengesammelt und nicht in gutem Zustand zu sein.
Es konnte sich entweder um Söldner oder eine Gruppe von Räubern handeln. Auf jeden Fall sah es so aus, als ob sie von jedem, der passieren wollte, die Weiterreise bezahlen ließen. Es schien so, dass sie dabei nicht nur Gold, Silber und Kupfer nahmen, sondern auch andere Gegenstände, die sie für wertvoll hielten.
Die drei Berittenen, von denen einer die Anweisungen gab, trugen eine Plattenrüstungen, welche keine gute Machart zu haben schien, sowie Säbel an ihrer Seite und einen Schild am Sattel. Die anderen Männer und Frauen trugen leichte Rüstungen, wie sie üblicherweise Leichtes Fußvolk trugen, und hatten neben einem Schild zahlreiche verschiedene Bewaffnungen bei sich.

„Bitte, Herrin, lasst uns weiterziehen, so schnell wir können...“ Rondrigos Stimme hatte einen flehenden Ton angenommen. „Bitte... Sie dürfen uns nicht bemerken.“

Sanjana hatte die Szenerie mit zunehmendem Unmut beobachtet. Endlich antwortete sie ihrem Begleiter: „Ja, du hast Recht. Es ist wohl einfacher einen Umweg zu machen, als den Ärger mit diesen Haudraufs in Kauf zu nehmen, zumal ich nicht in Bestform bin.“ Sie tätschelte ihren dicken Bauch und animierte Rubina dazu zu wenden. Rondrigo folgte ihr mit deutlicher Erleichterung.
„Hey! Ihr Zwei!“, hörte Sanjana eine raue Stimme hinter sich rufen, „wo wollt ihr hin?“

Ohne zu wenden, blickte die Adlige über die Schulter und auf den unrasierten Gesellen, der sie angerufen hatte. Seine Rüstung war fleckig und verbeult, seine ganze Erscheinung ungepflegt. Nur seine Waffe machte da eine Ausnahme. „Zurück“, antwortete sie, „denn ab hier wird mir die Straße dann doch zu … schmutzig.“ Ohne auf eine Erwiderung zu warten, drückte sie ihre Schenkel ans Pferd und Rubina sprang vom Stand in den Galopp.

Binnen Augenblicken hatte sie den kleinen Ort verlassen. Rondrigo folgte ihr in kurzem Abstand. Nach etwa einer Meile bog Sanjana, in einem Wäldchen, von der Straße ab und verlangsamte das Tempo. „Nun, dann reiten wir ab hier eben querfeldein. Wenn wir uns immer grob gen Firun halten, stoßen wir schon irgendwann wieder auf die Straße.“

Rondrigo hatte den kurzen Wortwechsel beobachtet und war immer noch dabei das gesagt zu verarbeiten. Er ließ sein Pferd, mehr aus Reflex als aufgrund von Wollen, hinter der ya Malachis herlaufen. Er hielt sich dabei wesentlich uneleganter auf dem Ross und folgte langsamer als Sanjana vorweg ritt.
In ihm stieg die Angst auf, dass es zu spät gewesen war zu verschwinden. Er traute sich gar nicht einen Blick zurückzuwerfen, da er befürchtete Verfolger zu entdecken. Der Junger versuchte mehr schlecht als recht sein Ross anzutreiben, um vielleicht doch noch zu der Schwangeren aufzuschließen. Trotz seiner Angst gewann die Neugier und Haupt drehte sich zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Seine Augen weiteten sich und Panik stieg in ihm auf. „SIE KOMMEN“, panisch trieb er sein Pferd noch stärker an. „SIE VERFOLGEN UNS!“
Seine Stimme überschlug sich als er Sanjana hinterherrief, dabei versuchte sein Reittier anzutreiben und parallel nicht von diesem herunterzufallen oder abgeworfen zu werden.

Hinter ihm hatten die drei gerüsteten Reiter die Verfolgung der Beiden aufgenommen und kamen schnell näher. Dabei schien es, dass auch sie mehr schlecht als recht ihren Pferden hielten, zumindest zwei von ihnen. Der dritte Berittene trieb sein Tier mit Leichtigkeit voran und hatte keine Mühe sich bei der Geschwindigkeit auf dem Ross zu halten. „Ihr zwei! Anhalten!“

Rondrigo hörte die Worte der Verfolger kaum, war er doch mehr damit bemüht nicht zu stürzen und weiter den Abstand zu halten. „Sie kommen näher...“, wieder überschlugen sich die Worte hinter der jungen Adligen.

„Götterverfluchter Mist“ fluchte Sanjana. Sie griff sich ihren Bogen und fummelte einen Pfeil aus dem Köcher. „Rubina, attende!“
Auf ihren Zuruf spitzte die Stute die Ohren, sie wusste, dass ihre Kommandos nun verbal kommen würden, damit ihre Herrin die Hände frei hatte. „lentement“, Rubina wurde langsamer. Sobald Sanjana auf Rondrigos Höhe war, wies sie den Jungen an: „Du reitest weiter! Ich werde sie aufhalten, aber nicht lange… fall ja nicht vom Pferd und warte nicht! Ich kann dich jederzeit einholen.“ Rondrigo öffnete den Mund, um zu widersprechen… „Keine Diskussion“, schnitt ihm Sanjana das Wort ab. „Im Nahkampf sind wir unterlegen, entweder ich erledige das mit Pfeil und Bogen oder gar nicht! Rubina und ich sind gut, also vertrau mir.“
Kurz zögerte der Junge noch aber ein gebrülltes „Anhalten!“ von hinten, was schon furchtbar nahe klang brachte ihn dazu ergeben zu nicken.
Sanjana riskierte einen Blick über die Schulter. Zwei der Reiter lagen gute 800 Schritt zurück, die waren keine Gefahr. Aber einer schien reiten zu können. Er würde sie wahrscheinlich einholen. Ihn musste sie stoppen.
Sie legte den Pfeil auf die Sehne und schloss kurz die Augen. Im Sattel umdrehen und schießen war nicht, dafür war ihr Bauch zu sperrig. Sie musste stoppen wenden und schießen. Entschlossen öffnete sie die Augen: „Rubina, autour, debout!“

Die Ohren der kleinen Stute flatterten kurz, dann stoppte sie und warf sich herum, um sofort wie ein Reiterstandbild zu erstarren. Sanjana jauchzte innerlich über ihr kluges Pferdchen. Gleichzeitig hob sie den Bogen an die Wange, zielte und ließ den Pfeil fliegen. Wie beabsichtigt drang er dem Reittier des schnellsten Verfolgers in die Schulter, was dieses aus dem Tritt brachte. „Der nächste Pfeil trifft deinen Kopf! Lass uns in Ruhe“, schrie Sanjana, bevor sie leiser zu Rubina sagte: „Autour, Galopp.“
Während die Stute noch wendete, sah Sanjana, dass ihr Verfolger massive Schwierigkeiten hatte sein Pferd wieder unter Kontrolle zu bringen. Das Tier war nicht dafür geschult auch verletzt noch ordentlich zu laufen. Sie lehnte sich im Sattel nach vorne und bedeutete Rubina so schnellstmöglich zu laufen. „Gut gemacht, mein Mädchen“, raunte sie ihr ins Ohr.

Der Reiter brüllte vor Schreck, als sein Ross getroffen wurde und sich aufbäumte. Unter wildem Fluchen versuchte er es zu beruhigen, was ihm aber nicht mal ansatzweise gelang. Die beiden weiter entfernten Berittenen hatten zu ihrem Kumpanen aufgeschlossen, zögerten aber den Verfolgten weiter nachzusetzen.
Es dauerte lange, bis der Reiter sein Pferd unter Kontrolle hatte. Diese Zeit half Sanjana und Rondrigo mehr Entfernung zwischen sich und die Verfolger zu bringen.

Der Junge versuchte nach wie vor verzweifelt sein Ross anzutreiben, was ihm aber nur leidlich gelang. Immer wieder schaute er panisch über den Rücken, ob die junge Malachis ihm folgte und ob auch die vermeintlichen Räuber ihnen weiter nachsetzten. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass der Pfeil der Schwangeren das Reittier des Wichts getroffen hatte, der ihnen am nächsten war und dass die anderen die Verfolgung scheinbar aufgegeben hatten.

Ihre Flucht brachte das Pärchen ab von der Straße in das Hügelland. Als die Pferde zu schäumen begannen verringerte Sanjana das Tempo und hielt auch Rondrigo dazu an. Sie hielten an einem Tümpel und ließen die müden Reittiere saufen und rasten. „Gut geritten Rondrigo“, lobte die junge Adlige.
„Eigentlich hatte ich geplant in Aldan zu nächtigen, aber wer weiß wie es dort ausschaut? Welcher Söldnerhaufen über die Stadt gebietet… das ist mir zu heikel. Ich denke, wir fahren besser, wenn wir die Nacht irgendwo unter freiem Himmel oder einer Feldscheune verbringen. Oder was meinst du? Hat in Aldan noch Reon ya Torese das Sagen, weißt du das?“

Rondrigo fiel mehr von seinem Reittier, als dass er abstieg. Er wirkte mindestens genauso fertig wie die beiden Rösser und nahm Sanjanas Lob nur mit einem müden Lächeln zur Kenntnis. Als Antwort auf ihre Frage schüttelte er den Kopf. „Ich weiß nicht, wer in Aldan das Sagen hat, Herrin.“ Der Junge wirkt niedergeschlagen, da er die Fragen nicht beantworten konnte. „Ich glaube, es wird bald dunkel und wir sollten auf keinen Fall hier draußen sein, wenn es dunkel ist. Wer weiß, ob sich hier noch mehr solcher Unholde herumtreiben.“
Ängstlich schaute er, während seiner Worte zu Sanjana. Dass sie ein Kind unter dem Herzen trug, war auch für den Jugendlichen erkennbar. Durch seine ältere Schwester, wusste er, wie anstrengend es war in diesem Zustand zu reisen. „Wir sollten uns bald eine Unterkunft suchen, damit ihr euch ausruhen könnt und wir in Sicherheit sind.“
Er musterte sie und überlegte kurz bevor er weitersprach. Er musste sie davon abbringen nach Arivor zu gehen. Dort war es auf keinen Fall sicher und schon gar nicht in ihrem Zustand. „Wir sollten nicht nach Arivor gehen. Dort herrscht sicherlich noch mehr Chaos als vorher und es wird, dort vor Räubern und Halunken nur so wimmeln. Was ist, wenn euer Ehemann gar nicht mehr dort ist und sich bereits zu seinen Verwandten durchschlagen konnte? Sollten wir nicht besser dorthin reisen?“ Er schaute sie erwartungsvoll an und ergänzte dann noch: „Nachdem wir uns eine Unterkunft gesucht und geschlafen haben.“

Sanjana schaute düster vor sich hin und überlegte. „Das dürfte nicht ganz so einfach sein“, gab sie ihm schließlich zur Antwort. „Wir sind in Richtung Osten von der Straße abgebogen. Ich hab keine Ahnung wie weit wir noch von Aldan entfernt sind, ob wir schon an Trevisio vorbei sind oder nicht. Außer diesem Dorf und es liegt westlich der Straße gibt es hier keine Siedlung mehr. Vielleicht das ein oder andere Gehöft oder Jagdschloß im Einhornwald, da kenne ich mich aber auch nicht aus. Von Aldan nach Alicorno sind es auf jeden Fall gute zehn Meilen, wenn nicht mehr, quer durch den Wald, das schaffen wir heute auf gar keinen Fall mehr. Es wäre aber schon eine gute Idee, wenn wir östlich von Arivor blieben. Du könntest ja recht haben und wenn Timor die Stadt verlässt oder verlassen hat, dann in Richtung Montarena.“
Sanjana sah momentan keinen Grund das Missverständnis, dass sie zwar den Vater ihres Kindes, aber nicht ihren Ehemann suchte, aufzuklären. „Ich denke, wir machen es so, wir reiten jetzt noch ein Stück Richtung Aldan, sobald wir die Stadt sehen, schlagen wir einen Bogen in Richtung Einhornwald und sollten so auf die Straße nach Alicorno kommen. Wenn wir Glück haben, gibt es an dieser Straße eine Herberge, die noch steht und wir kehren da ein, wenn nicht, nun dann campieren wir eben im Freien.“

Auf dem Gesicht spiegelt sich Rondrigos Empfindungen zum Thema jetzt weiter zu reiten wider. Seine Beine schmerzten, ebenso wie sein Hintern und er war tot müde. „Herrin, wir... ihr müsst rasten. Wenn wir vom Pferd fallen und uns verletzten, bringt das weder eurem Mann noch euch oder eurem Kind was.“
Der Junge versuchte, Sanjana mit den Worten davon zu überzeugen doch sobald wie möglich einen Rastplatz zu suchen. Dass er dies auch aus Eigenutz tat, verschwieg er ihr lieber und versuchte sich an einem aufmunternden und freundlichen Lächeln, welches er aber nicht ansatzweise zustande brachte. Andererseits war der Ausblick auf eine mögliche Herberge auch interessant, da er seit einigen Tagen stets im Freien hatte schlafen müssen. „In Ordnung, lasst uns weiter reiten, aber nur noch so weit, wie ihr könnt oder wir eine Herberge finden. Was eben früher eintrifft.“
Er drückte seinem Ross die Hacken leicht in die Seiten, damit es weiterging. Sein Pferd setzte sich langsam in Bewegung und bewegte sich mehr oder weniger in die Richtung, die die Adlige vorgegeben hatte.