Briefspiel:Feuernacht (1): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 26. August 2023, 20:12 Uhr
Nach der Signoria-Sitzung
Autor: Gonfaloniere
„Lass dich anschauen“, begrüßte Panthino, das Familienoberhaupt des Hauses Urbet, seine jüngste Rückkehrerin.
Istirde, die Nichte des Barons, war erst an diesem Tag mit Verspätung aus Methumis angekommen. Das Mädchen, das vor acht Jahren als erstes Mitglied seiner Familie die Studien an der berühmten Universalschule Eolans IV. aufgenommen hatte – und dazwischen immer nur zu kurzen Besuchen in der Heimat weilte – war zu einer hübsch anzuschauenden, jungen Frau herangewachsen.
„Hochgeboren“, sprach sie den Baron bewusst mit einer altertümlichen Anrede an und machte dabei einen Knicks.
Auricanius neben ihr schüttelte den Kopf. „Du solltest doch nicht …“
Panthino sah beide ernst an.
„Sie hat das Necken noch nicht verlernt“, hob der Geweihte entschuldigend seine Hände.
„Du hast mich provoziert“, warf sie ihm mit einem Lächeln vor.
„Mein Fehler, in der Tat.“
„Nun, wie ich sehe, habt ihr euch schon einiges zu erzählen gehabt“, mischte sich Panthino ein. „Gut, denn dann habt ihr nachher wohl Zeit, euch in erster Linie um die Gäste unserer kleinen Feier zu kümmern.“ Die Erwartungshaltung des Barons, dass sich seine Familienmitglieder dabei in den Dienst der Familie stellten, war deutlich herauszuhören.
„Bestimmt“, versicherte ihm Istirde in einem ebenfalls ernsteren Tonfall. „Aber klein ist wohl das falsche Wort, wenn ich mir die Vorbereitungen so anschaue. Ich wollte doch kein großes Aufheben um meinen Abschluss machen …“
Neben den drei Adligen rannten immer wieder Bedienstete quer durch den Innenhof des Palazzos, der insgesamt einem Bienenstock voller geschäftiger Menschen glich.
„Es ist angemessen so“, gab Panthino zurück, „… für eine Tochter unseres Hauses. Zumal für eine, in die wir so hohe Erwartungen stecken und darin bislang nie enttäuscht wurden. Sieh dich nur vor: Mancher Gast heute abend mag in dir wenig mehr sehen als eine gute Partie – für seinen Sohn, seinen Neffen oder sich selbst …“
„Dass du viel mehr als nur einen Namen und ein hübsches Gesicht hast“, setzte Auricanius den Gedanken Panthinos fort, „werden die meisten gar nicht wissen. Auch deshalb aber diese Feier zu deinem Quadrivium, auf dass sie merken, dass mehr in dir steckt.“
„Nun hör schon auf …“, war Istirde die Lobhudelei Auricanius‘ schon etwas unangenehm. Mit Blick auf den ernsteren Hauschef ergänzte sie jedoch schnell: „Es ist ok, ich freue mich und hoffe den … Erwartungen auch weiter gerecht zu werden.“
„Das ist gut, denn unser Haus ist auf einem guten Weg, wieder etwas darzustellen, da wird jeder gebraucht werden.“ Panthino fasste seiner Nichte fast väterlich auf die Schulter, zog die Hand dann aber selbst zurück, als ihm das Ganze komisch vorkam. Für die emotionalen Momente war er einfach nicht gemacht.
„Wie lief es denn in der Signoria?“ Auricanius‘ Neugier riss den Patriarchen aus seinen Gedanken.
„Der Gonfaloniere hat die Debatte am Ende mit haarsträubenden Vorwürfen ein wenig in den Dreck gezogen“, antwortete Panthino, „dafür am Anfang aber direkt ein so nicht unbedingt zu erwartendes Zugeständnis gemacht. Eine Bandiera Söldner hatte er schon in den Wind geschossen, kaum dass ich ausreden konnte …“ Der Baron konnte sich ein ehrliches Grinsen nicht verkneifen. „Es haben sich selten zuvor fünfzig Bewaffnete so schnell in Luft aufgelöst!“
„Manchmal verblüfft er einen halt doch“, kommentierte auch Auricanius diese Entwicklung süffisant. „Und was kam am Ende dann heraus?“
„Die Abstimmung wurde auf die nächste Sitzung verschoben“, schüttelte Panthino mit dem Kopf. „Was aber auch ein Gutes hatte: Marbadane war gar nicht anwesend, der Stuhl Borons stand den ganzen Tag leer. Hat sie irgendwas gesagt? Dass die Sitzungen rund um die Wahlen die wichtigsten sind, hattest du ihr doch verdeutlicht, oder?“
Auricanius machte einen selbst nicht sehr sicheren Gesichtsausdruck, antwortete dann aber bestimmt: „Natürlich. Ich habe keine Ahnung, wo sie steckt, ehrlich gesagt. Sie spricht ja auch nicht sehr viel … Oder ist sie schon auf dem Weg in die Nekropole? Morgen ist doch auch dieser Boronfeiertag, St. Isiz, wo die Grüfte besucht werden …“
„Naja, egal“, würgte Panthino die Ausführungen seines Vetters ab, „nächste Woche muss sie aber in der Signoria sein, denn dann ist Schicksalstag für unseren Gonfaloniere!“