Briefspiel:Zeit des Wandels/Rückkehr aus Almada: Unterschied zwischen den Versionen
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Die beiden Männer tauschten kurz Blickte aus, dann sah Ingrimo wieder zu Gwena: ''"Da uns niemand in der Heimat erwartet soll uns ein Umweg nicht stören, zumal Merito sowieso das Horasreich kennenlernen wollte fügt es sich doch ganz gut nicht den direkten Weg zu wählen. Somit ist es ausgemacht, Signora Gwena ya Pirras bis zu den Toren Efferdas‘ werden wir euch getreulich begleiten."'' Er erhob seinen Becher nun ebenfalls ''"Auf das die Alveransleuin und der Weber des Schicksals unserer Reise ihren Segen schenken mögen!"'' <br> | Die beiden Männer tauschten kurz Blickte aus, dann sah Ingrimo wieder zu Gwena: ''"Da uns niemand in der Heimat erwartet soll uns ein Umweg nicht stören, zumal Merito sowieso das Horasreich kennenlernen wollte fügt es sich doch ganz gut nicht den direkten Weg zu wählen. Somit ist es ausgemacht, Signora Gwena ya Pirras bis zu den Toren Efferdas‘ werden wir euch getreulich begleiten."'' Er erhob seinen Becher nun ebenfalls ''"Auf das die Alveransleuin und der Weber des Schicksals unserer Reise ihren Segen schenken mögen!"'' <br> | ||
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+ | Und Vencelâo Merito Baltagui bekam einiges vom Lieblichen Feld zu sehen. Der Weg führte über die Grenze in die Söldnerstadt [[Unterfels]] und von dort aus weiter nach [[Vinsalt]]. Dort verbrachte man einige Tage um das Treiben in der Hauptstadt zu genießen und dem [[Tempelberg]], und dabei besonders den Tempel der Leuin, einen Besuch abzustatten. <br> | ||
+ | Von dort aus ging es nach [[Gerrich]], zum Gestüt der [[Familie Vinarii]]. Dort mussten sie auch länger als geplant verweilen, denn Gwena musste ihr erworbenes Wissen in Sachen almadanischer Pferdezucht in jeder Einzelheit erklären. Besonders ihr Cousin [[Thersion ya Pirras|Thersion]] zeigte grosses Interesse daran. <br> | ||
+ | Danach ging es weiter nach [[Margine Amena]] auf die Burg von Gwenas Onkel [[Lucrann ya Pirras|Lucrann]] und seiner Frau. Dort musste selbstverständlich der neueste Tropfen aus der Brennerei probiert werden, was die Abreise um einen Tag verzögerte. <br> | ||
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+ | Eine der letzten Etappe war das [[Landsitz Aureum Pomum]] kurz vor [[Malur]]. Auch dort wurden sie herzlich von Gwenas Cousin [[Quentan ya Pirras|Quentan]] und seiner Frau [[Elvene Dalidion|Elvene]] empfangen. Das Landgut war immer noch eine Baustelle, aber es sah um einiges besser aus, als bei Gwenas letzten Besuch. <br> | ||
+ | Vencelâo gefiel die Reise und auch Ingrimo genoss es unterwegs zu sein. Die beiden Männer machten sich nützlich wo immer eine Hand benötigt wurde. Da die Beiden weder ein richtiges Ziel hatten, noch irgendwo erwartet wurden, war ihnen einerlei wie lange sie bei den jeweiligen Zielen der Esquiria Gwena ya Pirras verweilten, zumal die Signora stets dafür sorgte das sie gut versorgt waren und stets Quartier erhielten. Das Landgut machte den Eindruck als habe es einiges in jüngerer Vergangenheit durchgemacht. Auch hier machte sich die beiden Männer nützlich und fanden gefallen an der Arbeit. Vor allem Vencelâo, den auch hier alle Merito nannten war als gelernter Schmied sehr gefragt. Ingrimo, der einige Erfahrung in der Holzbearbeitung hatte ging hauptsächlich den Zimmerleuten zur Hand. Abends machten die beiden ehemaligen Gardisten Schießübungen mit ihren Armbrüsten oder sie übten sich im Nahkampf, was wiederum das Interesse der Handwerker weckte und so wurde es bald schon eine Art Ritual dass sich des Abends ein knappes dutzend Männer und Frauen traf und sich, mit von Ingrimo gefertigten Holzschwertern im Schwertkampf unterrichten ließ. Natürlich ging es deutlich lockerer zu als auf einem Kasernenhof, aber es wurde nicht minder engagiert geübt. Gelegentlich ließen die beiden Armbruster auch Interessierte das Schießen mit einer Armbrust versuchen. | ||
+ | Es wollte fast scheinen als hätten die beiden Männer vergessen dass sie eigentlich nach Ranaqídes und Efferdas wollten. <br> | ||
+ | Eines Abends, als die Handwerker und ihre beiden Helfer um ein Feuer herum beisammen saßen, kam die Herrin des Hauses dazu. Elvene Dalidion hatte ein Tablett mit mehreren Tonbechern, sowie zwei Krüge mit Wein dabei. Eine Zofe brachte noch ein weiteres Tablett mit Brot, Wurst und Käse. ''"Greift zu ihr Damen und Herren Handwerker. Wer gut und fleißig arbeitet hat auch gutes Essen und Trinken mehr als verdient."'', sprach Elvene und drückte einem der Schreinergesellen ihr Tablett in die Hand und begann die Becher zu verteilen und einzuschenken. <br> | ||
+ | Als sie Vencelâo und Ingrimo erreichte schenkte sie beiden ein besonders herzliches Lächeln. ''"Auf ein Wort Signores. Ihr habt uns in den letzten Tagen so fleißig geholfen. Habt ihr Euch schon Gedanken gemacht, wie es für Euch weitergeht? Gwena erwähnte, dass ihr sie nur nach Efferdas begleitet. Wir könnten jede helfende Hand gebrauchen.in den nächsten Wochen sollen die Schafherden kommen und draußen muss noch einiges hergerichtet werden. Zäune, Stallungen und noch mehr."''<br> | ||
+ | Die beiden Männer tauschten kurz Blicke und Merito nickte seinem Kameraden zu ehe Ingrimo antwortete: ''"Nun in der Tat sind wir Signora Gwena im Moment nur bis zu den Toren der Stadt Efferdas verpflichtet und euer Angebot ehrt uns sehr Signora Elvene. Es ist nur so, wir sind Soldaten Signora, gerne helfen wir euren Handwerkern, bevor wir untätig herumsitzen, aber unser Handwerk ist das Kriegshandwerk. Wenn ihr eine Haustruppe aufstellen wollt, sind wir, nachdem wir unsere Absprache mit Signora Gwena erfüllt haben, eure Männer. Die meisten der Frauen und Männer hier haben im Übrigen großes Potenzial, auch auf Rondras Pfaden zu wandeln."'' Kurz überlegte er, dann fügte er an: ''"Ihr seid eine wirklich großzügige Dienstherrin, wir werden in jedem Fall gerne davon erzählen und berichten, dass ihr nach tüchtigen Handwerkern sucht."'' <br> | ||
+ | Kurz zeigte Elvene eine leichte Spur von Enttäuschung, fand dann aber sehr schnell das Lächeln wieder. ''"Dann erzählt gerne davon. Und was das mit der Haustruppe angeht, liegt es leider nicht in unserer Entscheidungsgewalt, sondern in Efferdas, beim Onkel meines Mannes, dem Familienoberhaupt. Aber wer weiss, vielleicht sehen wir uns doch schneller wieder als gedacht."''<br> | ||
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+ | Am nächsten Tag ging es weiter. Man reiste die [[Silem-Horas-Straße]] an der Küste entlang. Zur großen Verwunderung der beiden Männer ritten die Damen einen Bogen um [[Belhanka]]. Auf Nachfrage kam mir ein kurzes ''"Wir ya Pirras sind in Belhanka nicht gerne gesehen und auch wir machen lieber einen Bogen um dieses Loch."'' Damit war für Gwena dieses Thema auch erledigt. | ||
[[Kategorie:Briefspiel in Efferdas|Zeit des Wandels]] | [[Kategorie:Briefspiel in Efferdas|Zeit des Wandels]] |
Version vom 14. Juli 2024, 19:12 Uhr
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Rückkehr aus Almada
Im Gasthaus Dâlblick in Dâl Anfang Boron 1046 BF
"Auf keinen Fall, Kyrilla. Lieber reite ich tagelang durch, bevor ich wieder auf so einen wackeligen Kahn steige. Nicht nur, dass wir viel Überredungskunst brauchten, um die Pferde überhaupt mitnehmen zu können, auch das Väterchen Yaquir war uns nicht wohlgesonnen. Mir wird nur an den Gedanken daran speiübel. Und das wäre schade um das gute Essen."
Der Wirt hatte es mit der Kriegerin und der Knappin gut gemeint. Er hatte zwei Schüsseln bis zum Rand gefüllt mit einem Eintopf aus weißen Bohnen ,Schweinebauch, Paprikawurst, Blutwurst, Zwiebeln und Knoblauch serviert. Dazu ein großes Stück Weißbrot und einen Becher, auf Wunsch, verdünnten Wein.
"Wie ihr wünscht Herrin.", antwortete die Knappin und schob sich einen gefüllten Löffel in den Mund.
Gwena ya Pirras begann auch zu essen und hing ihren Gedanken nach. Es war ein komisches Gefühl gewesen das Selkethal nach zwei Götterläufen zu verlassen, um wieder nach Efferdas zurückzukehren. Sie hatte viel gelernt, aber aus Sicht ihres Vaters nicht genug. Dies hatte er in seinem letzten Schreiben auf seine gewohnte direkte Weise verewigt. Und doch freute sie sich auf Efferdas. Auf die frische Meeresbrise, den fangfrischen Fisch und natürlich ihre Familie.
"Herrin.", riss sie ihre Knappin Kyrilla Gaspardo aus ihren Gedanken. "Sagt, wie geht es denn weiter, wenn wir Efferdas erreicht haben?” “Nun, das entscheidet ganz allein mein Onkel, unser Familienoberhaupt. Ich befürchte, wir werden wohl etwas länger in Efferdas verweilen dürfen." Gwena setzte ein verzerrtes Grinsen auf.
Im Hintergrund des Gasthauses wurde eine Gitarre gestimmt und einige Tische zur Seite gestellt. Zwei Zahori traten in ihr Blickfeld. Ein Gitarrenspieler und eine Tänzerin. Sie musste an Farfanya und Ta’iro denken und ihr Herz wurde schwer. Nein es war schon besser, wenn sie Almada jetzt verlassen. Die ersten Töne erklangen und das rhythmische Stampfen der Tänzerin begann.
Die Tür wurde geöffnet und zwei recht große, breitschultrige Männer in Lederrüstung, Lederhosen, schweren Stiefeln und braunen Umhängen traten in die Gaststube. Der Erste war wohl Mitte Dreißig, trug sein blondes Haar zu einen dicken Zopf geflochten, der ihm weit über die Schultern reichte. Er sah sehr gepflegt aus und wirkte recht vergnügt. Der Zweite schien etwas jünger, hatte kurzes, braunes Haar und einen üppigen Vollbart. Auch er machte einen gepflegten Eindruck und blickte freudig zu der Tänzerin, keine zwei Augenblicke später bewegte er sich zum Takt der Musik und es sah durchaus gekonnt aus. Der Blonde ging zum Wirt und bestellte einen Krug Roten und zwei Schüsseln Eintopf. Sein Kamerad tanzte ihm hinterher.
"Khabla mein Freund sag mir, spielen sie bei euch in Ranaqídes auch so schöne Musik?“ „Keine Sorge Merito auch in der Coverna kennt man Musik und Tanz. Nur weil ich wenig für’s Tanzen übrig habe heißt es ja nicht gleich dass man in der ganzen Republik Efferdas keinen Sinn für Tanz und Musik hat.“ „Khabla du solltest tanzen, ist gut für die Seele!“ „Ich denke du tanzt genug für uns Beide!", lachte der Blonde und sah sich nach zwei freien Plätzen um.
Sein Blick fiel auf einen Tisch etwas abseits, an dem zwei Frauen saßen. Sie schienen Kriegerinnen zu sein. Beide trugen Wappenröcke und man konnte darunter Teile einer Lederrüstung samt Zeug erkennen. An der Wand gelehnt standen wohl ihre Waffen. Eine Glefe, ein Stoßspeer und ein Schild mit einer halbrunden Kerbe.
Die Schwarzhaarige war wohl die Ältere und auch die Größere von den beiden, während die Blonde mit dem geflochtenen Zopf wohl in ihren Diensten stand. Er hatte kurz das Wort ‘Herrin’ vornommen.
Da sonst nur noch wenige Plätze frei waren, entschloss sich der blonde Hüne an der Tafel der beiden Damen um freie Plätze zu fragen. Zumal dieser Tisch sehr günstig platziert war, man überblickte die gesamte Gaststube inklusive der Eingangstür und ein Fenster bot auch einen Blick auf die Geschehnisse vor dem Gasthaus. Es rechtfertigte jedenfalls die Annahme, die Damen verfügten über ein gewisses strategisches Gespür und waren wohl nicht unerfahren im Kriegshandwerk. So trat er auf die Damen zu, deutete eine Verbeugung an: "Rondra mit euch werte Signoras, ist es zwei, der Alveransleuin treuen Reisenden gestattet an eurer Tafel Platz zunehmen?" Inständig hoffte er, dass das Verhalten des immer noch stampftanzenden Meritos in seinem Rücken die Damen nicht verstörte. Kurz stutzte er, war das nicht das Wappen des Hauses ya Pirras auf den Wappenröcken der beiden Kriegerinnen?
Beide Damen schauten auf und lächelten. "Der Sturmherrin zum Gruße.", antwortete die Ältere und musterte den Ankömmling von oben nach unten. Danach machte sie eine einladende Geste. "Gewiss.Nehmt doch Platz, Dom…?" Ehe Ingrimo antworten konnte schaltete sich sein bärtiger Begleiter ein, der immerhin zumindest für den Augenblick das Tanzen eingestellt hatte: "Rondra möge immer an eurer Seite stehen, Signoras. Dies ist Corporal Ingrimo Khabla Gerber und meine Wenigkeit ist Vencelâo Merito Baltagu], Partisanieri und Armbruster." Der Almadaner sah von der Schwarzhaarigen zu Ingrimo "Khabla, du hast die Signora gehört, setz dich doch!", und tat genau das, während er noch sprach.
Der blonde Corporal verfluchte Meritos untrügliches Gespür, immer zu unpassender Zeit die Initiative zu ergreifen. Er neigte noch einmal sein Haupt und setzte sich, während er das Wort wieder ergriff: "Vielen Dank Signora! Wenn ich mich nicht sehr irre tragt ihr die Farben des Hauses ya Pirras aus Efferdas."
Er vermied es Belhanka zu sagen, wo die ya Pirras eigentlich herstammten aber verbannt worden waren, es war ja schon genug Spannung dass eine ya Pirras und ein Gerber an einem Tisch saßen. Aber vielleicht war sie ja auch eine Cavalliera im Dienste der ya Pirras. "Unsere Namen kennt ihr ja nun, mit wem haben wir die Ehre, Signora?“
"Wohl wahr, dies sind die Farben der ya Pirras und vor Euch sitzt Gwena ya Pirras, Abgängerin der Kriegerakademie Mutter Rondra auf Hylailos in Begleitung ihrer Knappin Kyrilla Gaspardo aus Aquiliano. Und ihr seid ein Gerber, Signor?" Gwena fiel von der almadanischen Ansprache zurück in der liebfeldische. "Versteht mich bitte nicht falsch. Aber die einzigen Gerbers, welche mir bekannt sind, haben handwerkliche Qualitäten und damit meine ich nicht das Waffenhandwerk. Und Eure Familie hat einen Sitz im Efferdischen Senat. Sagt, an welcher Akademie habt ihr Eure Ausbildung genossen und was führt Euch nach Almada?"
Natürlich war es eine ya Pirras persönlich. Aber immerhin schien sie nicht besonders voreingenommen. Er nickte anerkennend, als sie ihre Ausbildung an der Kriegerakademie der Zyklopeninseln erwähnte. Ingrimo lächelte, als er antwortete: "Ihr habt recht Signora, die Familie Gerber hat sich bislang nicht gerade als Kriegsherren oder Schlachtstrategen einen Namen gemacht und ich denke nicht, dass sich das allzu bald ändert. Meine Akademie war unteranderem die Befreiung von Terubis und die Schlacht auf den Rosenfeldern. Meine Sache war es nie, ein Gelehrter oder Geweihter zu werden und ich wollte mich nicht in die Abhängigkeit der Familie begeben, weil sie mir den Besuch einer Kriegerakademie oder Fechtschule finanziert hat. So habe ich mich zur Efferdischen Garde gemeldet und wurde zum Hellebardieri ausgebildet. Meine Mutter stammt aus Ragath und so habe ich mich 1031 BF aufgemacht, nach meinen almadanischen Wurzeln zu suchen. Letztlich war ich etwas über 14 Götterläufe im Dienst der Gräflichen Ragather Partisanieri und Armbrustschützen. Wie ihr seht Signora ya Pirras, die Anrede Signor steht mir nicht zu, wenn es euch beliebt sagt Ingrimo."
Die Schankmagd kam an den Tisch. "So hier kommt die Stärkung für die Herren. Ein Krug Roten und zweimal Eintopf und Brot!" Sie stellte das Bestellte auf den Tisch und blickte abwartend in die Runde. "Bring uns noch einen Brig-Loer Südhang.", bestellte Gwena und machte dann eine abwinkende Bewegung. "Wie Ihr wünscht, Domna.", erwiderte die Schankmaid mit einem schnippischen Unterton und entfernte sich flink.
"Ihr erwähntet gerade zwei Schlachten, wo ihr gelernt habt. Auf welcher Seite habt ihr gekämpft?" Ihr Blick wurde angespannt, fast lauernd.
Ingrimo nahm einen ersten Löffel des schmackhaften Eintopfs und biss ein Stück Brot ab. Als er hinunter geschluckt hatte antwortete er der Esquiria wahrheitsgemäß. "Die Efferdische Garde ist die Hausmacht des Hauses Efferdas und unterstanden seinerzeit Baronin Elanor von Efferdas. So auch wir Hellebardieri vom Bandiera des Heiligen Parvenus. Wir stritten also auf Seite der Baronin Elanor gegen die Galahanisten und die Belhankaner." Er hatte Gwena während seiner Antwort ernst angesehen. Ihm war nicht entgangen, dass seine Antwort wichtig war und wohl den weiteren Verlauf dieses Gesprächs maßgeblich beeinflussen würde.
Mit einem Lächeln reagierte Gwena auf die Antwort. Sie nahm einen Schluck Wein. "Dann habt ihr Seite an Seite mit meinem Vater gekämpft. Gut, gut." Man sah ihr die Erleichterung an. Nicht auszudenken, wenn er auf der Gegenseite gekämpft hätte. Der Gedanke kam ihr kurzzeitig, als Ingrimo Armbrüste erwähnte, aber als sie darüber nachdachte, war es doch eine rein zwergische Einheit, die seinerzeit auf den Rosenfeldern übergelaufen war. "Die Gräflichen Ragather Partisanieri und Armbrustschützen haben hier aber keine Garnison. Was führt Euch dann in diese Gegend?" Sie suchte in ihrer Suppe gezielt nach einem Stück der leckeren Blutwurst und ließ sich diese dann auch schmecken.
Während Gwena sprach, aß Ingrimo von den Eintopf. "Interessant, wer hätte es Vermutet, ein Gerber und ein ya Pirras, die für die selbe Sache, auf der selben Seite ins Feld ziehen." Der Hellebardieri hatte seinerzeit nicht sonderlich darauf geachtet, welche Wappen und Banner auf wessen Seite ins Feld geführt wurden. Es änderte für den einfachen Soldaten wenig. "Ich hielt die Zeit für gekommen etwas anderes zu machen! Zuerst spielte ich mit dem Gedanken nach Norden zu gehen doch mein Waffenbruder Merito wollte gerne das Horasreich kennenlernen und so fassten wir den Entschluss Efferdas einen Besuch abzustatten." Er musterte Gwena kurz. "Erlaubt mir eine Gegenfrage Signora ya Pirras, was führt eine adlige Efferdierin so weit von der Heimat weg? Gab es ein großes Turnier oder seit ihr auf ventiure?" Neugierig blickte er die junge Adlige an.
"Es war von jedem etwas.", begann Gwena. "Zuerst war es eine familiäre Angelegenheit. Dann war es eine Teilnahme an einem Pferderennen im Selkethal, welches die Neugierde weckte. Daraufhin ging ich in die Lehre bei dem Ausrichter des Rennens, um mein Wissen und Talent über das Reiten und das Verhalten der Pferde zu verbessern. Dies wurde auf meiner Akademie sträflich vernachlässigt, müsst ihr wissen. Und nach zwei Götterläufen Lehrzeit geht es wieder an die Küste, wo neue Aufgaben auf mich warten. Wie Ihr seht, haben wir für eine gewisse Zeit wohl den gleichen Weg." Gwena prostete Ingrimo zu. "Es sei denn, Ihr setzt Eure Reise auf so einem Flusskahn fort."
Ingrimo erhob ebenfalls seinen Becher: "Es ist uns eine Ehre in eurem Gefolge zu reisen Signora ya Pirras! Und nein, ich bin in der Coverna auf einem Landgut nahe Ranaqídes aufgewachsen, mir ist ein Pferderücken sehr viel lieber als Kähne oder Schiffe." Während Ingrimo einen Schluck von seinem Wein nahm, ergriff sein Gefährte das Wort: "Ich fürchte, nur unsere Reittiere können nicht so ganz mit den sicher sehr edlen Pferden mithalten. Diese zwei Mischungen aus Büffel und Ackergaul ist zwar trotz ihres Alters ausdauernd aber nicht besonders schnell und es könnte gut sein dass eine Meile in vollem Galopp sie direkt in Borons Hallen befördern würde!" Merito beendete seine fröhliche Erklärung mit einem Lächeln und prostete den beiden Damen und Ingrimo zu!
Der Blonde zuckte kurz mit den Achseln. "Das Gehalt von Gardisten reicht leider nur für Pferde, die eigentlich für den Abdecker bestimmt sind! Ich fürchte also wir können euch nur Gefolgschaft leisten, wenn ihr nicht sehr in Eile seid, Signora ya Pirras!"
"Ich glaube, da müsst Ihr keine Sorge haben, werte Herren. Wir reisen auch nicht direkt nach Efferdas, sondern werden noch einige Orte besuchen, wo Mitglieder meines Hauses sesshaft sind. Also werden wir Gerrich, Shenilo und Margine Amena aufsuchen bevor wir Efferdas erreichen. Natürlich nur, wenn Ihr vorhabt uns auf diesem Wege zu begleiten." Kyrilla schaute etwas misstrauisch, aber sie war die Offenheit ihrer Herrin fast schon geeohnt. Diese erhob ihren Becher. "Nun, seid ihr einverstanden?"
Die beiden Männer tauschten kurz Blickte aus, dann sah Ingrimo wieder zu Gwena: "Da uns niemand in der Heimat erwartet soll uns ein Umweg nicht stören, zumal Merito sowieso das Horasreich kennenlernen wollte fügt es sich doch ganz gut nicht den direkten Weg zu wählen. Somit ist es ausgemacht, Signora Gwena ya Pirras bis zu den Toren Efferdas‘ werden wir euch getreulich begleiten." Er erhob seinen Becher nun ebenfalls "Auf das die Alveransleuin und der Weber des Schicksals unserer Reise ihren Segen schenken mögen!"
Eine Reise über Land
Und Vencelâo Merito Baltagui bekam einiges vom Lieblichen Feld zu sehen. Der Weg führte über die Grenze in die Söldnerstadt Unterfels und von dort aus weiter nach Vinsalt. Dort verbrachte man einige Tage um das Treiben in der Hauptstadt zu genießen und dem Tempelberg, und dabei besonders den Tempel der Leuin, einen Besuch abzustatten.
Von dort aus ging es nach Gerrich, zum Gestüt der Familie Vinarii. Dort mussten sie auch länger als geplant verweilen, denn Gwena musste ihr erworbenes Wissen in Sachen almadanischer Pferdezucht in jeder Einzelheit erklären. Besonders ihr Cousin Thersion zeigte grosses Interesse daran.
Danach ging es weiter nach Margine Amena auf die Burg von Gwenas Onkel Lucrann und seiner Frau. Dort musste selbstverständlich der neueste Tropfen aus der Brennerei probiert werden, was die Abreise um einen Tag verzögerte.
Eine der letzten Etappe war das Landsitz Aureum Pomum kurz vor Malur. Auch dort wurden sie herzlich von Gwenas Cousin Quentan und seiner Frau Elvene empfangen. Das Landgut war immer noch eine Baustelle, aber es sah um einiges besser aus, als bei Gwenas letzten Besuch.
Vencelâo gefiel die Reise und auch Ingrimo genoss es unterwegs zu sein. Die beiden Männer machten sich nützlich wo immer eine Hand benötigt wurde. Da die Beiden weder ein richtiges Ziel hatten, noch irgendwo erwartet wurden, war ihnen einerlei wie lange sie bei den jeweiligen Zielen der Esquiria Gwena ya Pirras verweilten, zumal die Signora stets dafür sorgte das sie gut versorgt waren und stets Quartier erhielten. Das Landgut machte den Eindruck als habe es einiges in jüngerer Vergangenheit durchgemacht. Auch hier machte sich die beiden Männer nützlich und fanden gefallen an der Arbeit. Vor allem Vencelâo, den auch hier alle Merito nannten war als gelernter Schmied sehr gefragt. Ingrimo, der einige Erfahrung in der Holzbearbeitung hatte ging hauptsächlich den Zimmerleuten zur Hand. Abends machten die beiden ehemaligen Gardisten Schießübungen mit ihren Armbrüsten oder sie übten sich im Nahkampf, was wiederum das Interesse der Handwerker weckte und so wurde es bald schon eine Art Ritual dass sich des Abends ein knappes dutzend Männer und Frauen traf und sich, mit von Ingrimo gefertigten Holzschwertern im Schwertkampf unterrichten ließ. Natürlich ging es deutlich lockerer zu als auf einem Kasernenhof, aber es wurde nicht minder engagiert geübt. Gelegentlich ließen die beiden Armbruster auch Interessierte das Schießen mit einer Armbrust versuchen.
Es wollte fast scheinen als hätten die beiden Männer vergessen dass sie eigentlich nach Ranaqídes und Efferdas wollten.
Eines Abends, als die Handwerker und ihre beiden Helfer um ein Feuer herum beisammen saßen, kam die Herrin des Hauses dazu. Elvene Dalidion hatte ein Tablett mit mehreren Tonbechern, sowie zwei Krüge mit Wein dabei. Eine Zofe brachte noch ein weiteres Tablett mit Brot, Wurst und Käse. "Greift zu ihr Damen und Herren Handwerker. Wer gut und fleißig arbeitet hat auch gutes Essen und Trinken mehr als verdient.", sprach Elvene und drückte einem der Schreinergesellen ihr Tablett in die Hand und begann die Becher zu verteilen und einzuschenken.
Als sie Vencelâo und Ingrimo erreichte schenkte sie beiden ein besonders herzliches Lächeln. "Auf ein Wort Signores. Ihr habt uns in den letzten Tagen so fleißig geholfen. Habt ihr Euch schon Gedanken gemacht, wie es für Euch weitergeht? Gwena erwähnte, dass ihr sie nur nach Efferdas begleitet. Wir könnten jede helfende Hand gebrauchen.in den nächsten Wochen sollen die Schafherden kommen und draußen muss noch einiges hergerichtet werden. Zäune, Stallungen und noch mehr."
Die beiden Männer tauschten kurz Blicke und Merito nickte seinem Kameraden zu ehe Ingrimo antwortete: "Nun in der Tat sind wir Signora Gwena im Moment nur bis zu den Toren der Stadt Efferdas verpflichtet und euer Angebot ehrt uns sehr Signora Elvene. Es ist nur so, wir sind Soldaten Signora, gerne helfen wir euren Handwerkern, bevor wir untätig herumsitzen, aber unser Handwerk ist das Kriegshandwerk. Wenn ihr eine Haustruppe aufstellen wollt, sind wir, nachdem wir unsere Absprache mit Signora Gwena erfüllt haben, eure Männer. Die meisten der Frauen und Männer hier haben im Übrigen großes Potenzial, auch auf Rondras Pfaden zu wandeln." Kurz überlegte er, dann fügte er an: "Ihr seid eine wirklich großzügige Dienstherrin, wir werden in jedem Fall gerne davon erzählen und berichten, dass ihr nach tüchtigen Handwerkern sucht."
Kurz zeigte Elvene eine leichte Spur von Enttäuschung, fand dann aber sehr schnell das Lächeln wieder. "Dann erzählt gerne davon. Und was das mit der Haustruppe angeht, liegt es leider nicht in unserer Entscheidungsgewalt, sondern in Efferdas, beim Onkel meines Mannes, dem Familienoberhaupt. Aber wer weiss, vielleicht sehen wir uns doch schneller wieder als gedacht."
Am nächsten Tag ging es weiter. Man reiste die Silem-Horas-Straße an der Küste entlang. Zur großen Verwunderung der beiden Männer ritten die Damen einen Bogen um Belhanka. Auf Nachfrage kam mir ein kurzes "Wir ya Pirras sind in Belhanka nicht gerne gesehen und auch wir machen lieber einen Bogen um dieses Loch." Damit war für Gwena dieses Thema auch erledigt.