Briefspiel:Die Sünden des Bruders

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Beteiligte (irdisch)
Haus Gabellano klein.png Athanasius (kommissarisch)
Haus Calven klein.png Calven
Haus Carson klein.png OrsinoCarson
Haus di Matienna klein.png Di matienna

Die Briefspielgeschichte Die Sünden des Bruders stellt ein Ereignis gegen Ende der Ponterranischen Landherrenhändel dar. Von den vorrückenden Kräften Pertakis' bedroht sammeln sich am 25. Travia die Signores der alten Signoria Nobili Shenilos um ein gemeinsames Vorgehen nach dem Ende der Herrschaft Ludovigos von Calven zu beraten - und dessen Nachfolger als Patriarch des Hauses Calven zu empfangen.

Côntris, im späten Travia 1033 BF, Spiegelschloss von Côntris

Marino von Calven-Imirandi

"Ihr Herren Shenilos!

In Demut trete ich vor Euch. Viele von Euch haben in den letzten Monden bitteres Unrecht erlitten, manche Familie hat Lücken in ihren Reihen, die nie wieder zu schließen sind. All dies hat mein Bruder, all dies habe aber auch ich als sein Nachfolger zu verantworten. Für lange Zeit ist der Name des Hauses, das einen solch hochfahrenden Spross zeugte, gemindert. Wir wissen, dass wir dem Rechnung tragen müssen. Herren Shenilos, ich kann nicht ungeschehen machen, was geschah. Die Toten werden nicht wieder lebendig und das Zerstörte wird nicht wieder ganz.

Auch ich trauere. Ich trauere um viele, die gestorben sind durch die Hand oder mit dem Willen meines Bruders. Eines muss mir jedoch erlaubt sein: ich trauere auch um meinen Bruder, wie es göttliches Recht und meines Herzens Pflicht ist. Er war kein finsterer Knecht der Daimonen. Er war einer, dem die Götter in ihrem unerklärlichen Ratschluss die Gabe genommen haben, zu erkennen, was Recht ist und was Unrecht und der so das Recht und die Ordnung dieser Lande umstürzen wollte.

Das darf nie wieder geschehen. Eine Ordnung kann sich umformen, eine Ordnung kann im Lauf der Jahre sich ändern. Sie muss es auch tun, denn die Ströme der Zeit gehen sonst über sie hinweg. Doch dass ein Mann, sei er von hoher oder von niedriger Geburt, das Ruder in seine Hand nimmt und diese Ordnung, die weise Menschen mit dem Segen der Höchsten erdacht haben, außer Acht lässt - das darf nimmer, meine Brüder und Schwester, das darf nimmer wieder geschehen!

Dafür will mein leidgeprüftes Haus nun ein Garant sein. Wir wollen, wenn Ihr uns Eure Hand zum Bunde noch einmal reichen mögt, im Rate der Sheniloer einen Platz einnehmen, der nicht größer ist als der jedes anderen. Die Menschen sind alleine nichts, zu wenigen einiges, aber alles in der Menge. So lasst uns in der Menge derer, die für den Fortschritt sind, die Zukunft unserer Vaterstadt gestalten, die größer ist als noch jede Anzahl an Einzelnen.

Wer uns die Hand reicht, dem sei Dank und Preis vor dem Throne der Höchsten. Wer es nicht vermag, weil ihm Schmerz und Trauer um die Liebsten noch am Herzen zehren - ich bin der letzte, der Euren Schmerz nicht zu verstehen vermag. Ich und meine Verwandten respektieren Eure Entscheidung. Es ist schwer, mit dem Hause dessen zu verkehren, der die Freunde töten ließ. Möge die milde TSA geben, dass dennoch Frieden, wenn auch nicht Freundschaft zwischen uns herrschen mag. Und dereinst mag TRAvia uns das Geschenk machen, dass auch die letztere in unsere Heime einkehrt.

Hochgeehrte Signori und Signore, habt Dank für Eurer Gehör."

Guiliana di Matienna

"Werter Signore Marino, für die anderen kann ich nicht sprechen, doch ich selbst werde euch nicht im Wege stehen, euren Platz in dieser Runde einzunehmen. Dies ist nicht der Ort für Rache, die blinde Vergeltung aus den Händen des Popolo findet in Shenilo statt, doch hier mögen wir eine edlere Lösung finden. Das vergossene Blut klebt nicht an euren Händen, Marino, es verteilt sich über viele und auch die meinen. Ihr selbst habt weise Zurückhaltung bewiesen. Wie also kann ich euch nicht hier willkommen heissen, wo ich doch selbst hier stehe? Der Bund steht vor dem Abgrund, vorerst hat er überlebt, aber niemand kann sagen ob dies von Bestand ist. Ihr seid ein Teil davon, so lange es ihn noch gibt. Bevor dies alles anfing, waren unsere beiden Familien Freunde, der Prüfstein für die Freundschaft sind Zeiten wie diese. Ich werde euch jetzt nicht alleine lassen."

Leomar Gabellano

Leomar fuhr sich mit der Linken durch die blonden Haare und nippte an dem Tee, den eine kleinwüchsige Dienerin ihm soeben gereicht hatte. In Gedanken war er hin und her gerissen, welcher Anblick absurder war, diese Frau, deren unsaubere Hände verrieten, dass sie sich eher mit der Arbeit im Garten, denn als Dienstbotin beschäftigte. Oder jener der um ihn herum stehenden und sitzenden Adeligen, die im eigenartig verwinkelten Teesalon im Spiegelschloss der di Côntris zusammengekommen waren. Die Herrin von Arinken, die soeben angekommen war, hatte noch die Kleidung einer Reiterin an, nur die ledernen Handschuhe lagen vor ihr auf einem Beistelltisch. Die neben ihr aufrecht, fast steif sitzende und - wie immer - streng dreinblickende Mazarina di Selshed sah übernächtigt aus und hatte einen noch fast frischen Schmiss auf der Wange. Der Patriarch der Gabellano hatte nur soviel von seinen Leuten gehört, die sich in Viacuslicana, dem Gut der di Selshed besser auskannten als er selbst, dass Mazarina und ihre Tochter Elysmenia in den vergangenen Tagen den Vormarsch der Pertakker auf der Seneb-Horas-Straße aufgehalten und damit den Verhandlungen mit Jatane di Côntris die Zeit verschafft, die man benötigt hatte.
Was als außerordentliches, jedoch formelles Treffen der Signoria Nobili deklariert worden war, konnte informeller nicht sein. Zudem fehlten die Vertreter mehrerer Landadelsgeschlechter: Rondrigo Amando Schwarzenstamm war noch immer spurlos verschwunden, Orsino Carson weilte bei seinen Eroberungen in Clameth und Sharane ya Papilio war nicht - oder jedenfalls noch nicht - zu sehen. Im Widerspruch zum gerade gesagten, saßen Randulfio Aurandis und Endor Dorén an der gegenüberliegenden Seite des Raumes, während Guiliana und Marina nebeneinander Platz genommen hatten. Der jüngste Adlige im Raum, Dartan di Côntris, saß etwas verloren in der Mitte des Salons und strich mit einem Finger an der Feder seines Baretts entlang. Um sie herum an den Wänden hingen Jagdtrophäen: Ein beeindruckender Zwölfender, ein Keiler und sogar eine Khoramsbestie waren zu sehen. Ihre aufgereckten Mäuler ließen Leomar kurz die Augen zusammenkneifen, als er sich vorstellte, wie die Bestie ihn attackierte. Aber die Tiere waren so tot, wie der Bund es bis vor einem Tag gewesen war. Bis der Vormarsch der Pertakker vor Côntris durch diplomatisches Geschick gestoppt werden konnte - vorerst.
Leomar stellte seine Tasse ab und räusperte sich. "Ich stimme der Herrin Arinkens zu: Niemand sollte alleine gelassen werden. Aber das Strafgericht über die Täter ist, wie mir aus Shenilo berichtet wird, bereits in die Wege geleitet worden, wir sollten nicht den Fehler begehen, zu glauben, dass hier und heute irgendwelche Taten gesühnt werden könnten." Er blickte bedeutungsschwanger zwischen den bis vor Kurzem noch auf gegnerischen Seiten stehenden Signores hin und her. "Es gilt zunächst den Blick auf das hier und jetzt zu richten, bevor wir es wagen können, die ruhmvolle Zukunft anzusteuern. Ich weiß nicht, ob alle Brände in den Straßen Shenilos gelöscht sind, aber ich bin sicher, dass es dort noch an vielen Orten schwelt. Ich möchte daher dazu aufrufen, dass wir - und zwar wir alle! - uns nach Norden begeben, um Sorge zu tragen, dass die Ordnung wiederhergestellt wird. Wenn ich recht sehe, dann sind die Köpfe der Curia zuletzt auf der Flucht, im Kerker oder am falschen Ende eines Mobs gesehen worden. Es gilt, die Führer der ehrenwerten Geschlechter, die in Shenilo verblieben sind, zu sammeln und auf ein rasches Ende des Blutvergießens hinzuwirken. Ich glaube nämlich" und dabei neigte er sein Haupt in Richtung des Gastgebers "dass die Pertakker in Bälde zeigen werden, dass sie mitnichten bereit sind, ihre verwundete Beute entkommen zu lassen."