Briefspiel:Steine kommen ins Rollen (4)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: EFF 1038 BF Schauplatz: Urbasi Entstehungszeitraum: Sommer 2016
Protagonisten: Lucrezia ya Scalior und andere Mitglieder der Familie Scalior, weitere Mitglieder der Steinzunft Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Scalior.png Djamilla
Zyklus: Übersicht · Die letzte Sitzung vor der Patronatswahl · Neroli - die Maurer · Frappante - die Ziegelei · Triffon - die Steinmetze · Landor Maddalari – der Malergeselle · Die Ratssitzung mit Wahl des Patrons · Epilog

EFF 1038 BF, Palazzo der Familie Scalior

Nummer drei würde wieder etwas komplizierter werden. Um mit den Triffons einen Handel abzuschließen, würde sie die Unterstützung ihrer Mutter Cesara ya Malachis benötigen, da diese die Hand über den familieneigenen Steinbruch in Marudret hielt. Und ihre Mutter war eine der wenigen Leute, die Lucrezia nicht täuschen konnte. Ergo mußte sie ihre Mutter vollumfänglich einweihen und überzeugen. Außerdem stand Vittoria Triffon als Steinmetz-Meisterin in direkter Konkurrenz zu ihrem Onkel Ugolino – eine Tatsache die die Dinge nicht vereinfachte.
„Einen schönen guten Tag Muttern“ lächelte Lucrezia als sie den Salon betrat. Mit einer kurzen Geste bedeutete sie dem Bediensteten, ihr auch einen Tee zu bringen. „Guten Tag, Lucrezia“ Cesara hob leicht erstaunt den Kopf. „Was verschafft mir diese seltene Ehre?“ setzte sie leicht süffisant nach. Lucrezia seufzte innerlich. Natürlich war es ihrer Mutter nicht entgangen, dass sie die letzte Zeit nicht müßig gewesen war und entsprechend wenig Zeit für regelmäßigen Familienplausch gehabt hatte. „Brauche ich einen Grund, um mit meiner liebsten Mutter einen Tee zu trinken?“ antwortete sie leichthin. Doch brachte ihr diese Aussage lediglich eine hochgezogene Augenbraue ihrer Mutter ein. Kurz wartete Lucrezia noch den Diener ab, der ihr gerade den Tee einschenkte, doch dann war wohl reiner Wein angebracht. Sie nahm einen Schluck des Früchetees. „Vater hat Dir von der vorgestrigen Ratssitzung erzählt?“ hub sie an. Die leichte Verdunklung in Cesaras Augen sprach für Lucrezia Bände. „Ich sehe, Du bist auch nicht ganz so glücklich über ihren Ausgang.“ Na immerhin etwas, dachte sie sich. „Meinst Du nicht auch, dass es mal an der Zeit ist, dass unsere Familie endlich das Patronat der Zunft übernimmt?“ Bedächtig wog Cesara ihren Kopf hin und her. „Nun“ fing sie langsam an und wählte ihre Worte weislich „Dein Vater scheint noch nicht dieser Meinung zu sein.“ Lucrezia schnaubte und blickte ihre Mutter mit genervten Augen an „Komm schon – Du weißt auch, dass wir alt und grau sind bevor er von sich aus so weit ist!“ Nun war es an Cesara zu seufzen. „Da hast Du wohl Recht“ gab sie zu. „Was hast Du vor?“ sie faßte ihre Tochter nun scharf ins Auge „Du bist nicht hierher gekommen, um darüber nur zu lamentieren.“ Lucrezia lehnte sich zurück. „Selbstverständlich nicht“ lächelte sie ihre Mutter an. „Ich höre“ forderte Cesara sie auf. „Du weißt, wie Vater diesen Turnus noch Patron werden kann?“ fragte Lucrezia zurück. Die Ältere legte kurz die Stirn in Falten „Da gibt es irgendeine Sonderregel, wenn ich mich recht entsinne.“ „Genau“ hakte Lucrezia ein „dem Kandidaten muß das Mißtrauen ausgesprochen werden, dann wird ein Gegenkandidat aufgestellt der mit der Mehrzahl der Stimmen gewählt werden muß.“ Das löste nun eine leichte Heiterkeit bei Cesara ya Malachis aus. „Ach – es muß nur jemand wahnsinnig genug sein, Aliena di Taresellio sein Mißtrauen auszusprechen.“ Ihr Lachen brach abrupt ab „Du hast doch nicht etwa vor, das selbst zu machen?“ fragte sie dann entsetzt. Ungläubig sag Lucrezia ihre Mutter an – hielt diese sie wirklich für so blöde? „Mutter? Habe ich jemals auf Dich den Eindruck gemacht, total von Hesindes Gaben verlassen zu sein?“ Cesara entspannt sich wieder etwas. „Selbstverständlich werde ich das nicht selber machen, aber ich habe schon einen perfekten Kandidaten dafür.“ Setzte sie triumphierend nach. „Aber es ist wohl besser, wenn Du da nicht zu viel drüber weißt.“ Cesaras Augenbrauenspiel sprach wieder Bände. „Wirklich Muttern, es ist besser.“ Meinte sie beschwichtigend. „Aber ich verspreche, dass das nicht auf mich zurückfallen wird.“ Ganz schien das Cesara nicht zu überzeugen, aber sie ließ es erst einmal darauf beruhen. „Und warum kommst Du nun zu mir?“ fragte sie stattdessen. Jetzt war das Gespräch wieder in geordneten Bahnen und Lucrezia fuhr in geschäftsmäßigem Ton fort „Meisterin Elaria Neroli ist nun auf unserer Seite, genauso wie wir die Loyalität von Meister Curon Frappante gesichert haben.“ Cesara nickte ihrer Tochter zufrieden zu „Soso, haben *wir* das“ schmunzelte sie. Lucrezia grinste zurück „haben wir“. Nachdenklich sah Cesara sie an „Maddalari wirst Du nicht bekommen, das heißt uns fehlt noch Triffon?“ Zufrieden lächelte Lucrezia, ihre Mutter war auch nicht auf den Kopf gefallen. „Genau so ist es“ pflichtete sie ihr bei „und diese werden nicht ganz so einfach zu bekommen sein.“ „Was hast Du vor?“ dann schien Cesara ein Licht aufzugehen „... der Steinbruch?“ Lucrezia nickte. „Wir müssen uns nur einen attraktiven Handel einfallen lassen, dem Vittoria Triffon nicht widerstehen kann.“ Nun lächelte Cesara „na das sollten wir doch hinbekommen.“ Lucrezia lächelte zurück, erleichtert. Ihre Mutter war im Boot und wenn jemand gute Handelsabkommen schließen konnte, dann sie.
Das nächste halbe Wassermaß verbrachten sie nun gemeinsam damit, Details eines Handelsabkommens auzufeilen, welches den Triffons Sonderkonditionen und gewisse Vorkaufsrechte im Marudreder Steinbruch der Familie Scalior zusicherte. Nachdem sie mit diesen Formalien fertig waren, nahm sich Lucrezia noch einmal ihre Mutter vor. „Noch ein Wort, Mutter“ sie sah in fragende Augen „das muß Vater nicht unbedingt vor der Wahl wissen, was meinst Du?“ Ihre Mutter musterte sie eindringlich „Da hast Du vielleicht Recht, Lucrezia, solche geschäftlichen Details sind für Deinen Vater wahrscheinlich nicht von Belang“ meinte sie dann bedächtig und die beiden Frauen blickten sich mit stillem Einvernehmen an.
Nachdem diese Hürde nun genommen war, war das Gespräch mit Vittoria Triffon eine Leichtigkeit. Lucrezia fing die Verhandlungen mit einer weniger attraktiven Form der vorher mit ihrer Mutter vereinbarten Konditionen an, um sich dann immer weiter dem gewünschten Ergebnis zu nähern. Am Ende der Verhandlung befand sich Meisterin Triffon in dem Glauben, Lucrezia gehörig übervorteilt zu haben. Allerdings sicherte sie ihr auch ihre Loyalität und die Loyalität ihrer Familie zu. Aller guten Dinge sind drei – Lucrezia rieb sich vergnügt die Hände.