Archiv:Eine Verlobung zu planen (BB 19)

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Eine Verlobung zu planen
von
Gerilian von Torrem
Den Passus Rahjanis zu erfüllen

Wie es im Passus Rahjanis festgelegt, sollte der Vertrag von Oberfels und Weidleth durch den Traviabund eines prinzlichen Paares erfüllt und somit vor den Göttern bezeugt werden. Doch was sich leicht in Worte kleiden ließ, entwickelte sich in den kommenden Monaten zu einem diplomatischen Verwirrspiel. Zunächst zierten sich sowohl mittelreichische als auch horasische Hoheiten mit der Auswahl eines geeigneten Kandidaten, dann wurden Namen gehandelt, wie Prinz Timor oder Prinzessin Yppolita, nur um wenige Tage später über den Enkel eines Kaisers Bardo zu diskutieren, denen der horasische Hof eine Firdayon-Striazirro gegen­setzte. Die Gespräche schienen noch vor Ablauf der ersten Jahresfrist zu scheitern.
Nach dem Sieg über den Dämonenmeister dann überschlugen sich die Ereignisse. Aus Gareth wurde der tapfere Alarich von Gareth zur Sighelmsmark ins Gespräch gebracht, ein junger Adliger von königlichem Blute, in der Thronfolge nur theoretisch aufgeführt. Was lag näher eine Tochter unseres Erzherzogs Hakan auszuwählen. Eine Lorindya von Firdayon-Bethana, die selbst von königlichem Geblüt war. So ward das ideale Brautpaar gefunden.
Auf der neu fertiggestellten Pfalz Cumrat sollten die Verlobungsfeierlichkeiten stattfinden.
Jener gewaltigen Pfalz, die vor Jahren als Bollwerk gegen die Novadis und auch gegen das Horasiat errichtet wurde. Aller Welt sollte nun gezeigt werden, zu welchen großartigen Leistungen die Almadaner fähig sind, ein Fingerzeig gen Vinsalt, aber auch gen Gareth.
Dieser stillen Provokation bewußt wollten Worte und Gesandtschaft des Horasreiches wohl gewählt sein. Herzog Hakaan hatte eine Reise gen Cumrat abgelehnt – wodurch er das Gerücht schürte, die Hochzeit fände gegen seinen Willen statt –, Prinzessin Aldare war durch die Niederkunft noch immer zu sehr geschwächt und die Herzöge Cusimo und Eolan waren verletzt, der eine am Leib, der andere am Herzen.
So begleitete die Braut nun ihr Bruder Graf Perainhilf Firdayon-Bethana von Neu-Horasia und ihr Vetter Baron Ralhion Cronenar v. Aralzin u. Selzin-Bethana.

Eine Gesandtschaft zu wählen

An den Cron-Convent erging nun die Weisung einen Vertreter der Kaiserin zu erwählen, der die Botschaft Amene-Horas überbringen sollte. Somit entledigte sich die Krone der lästigen Auswahl, die ohnehin nur Mißmut und Ärger unter den Adligen ausgelöst hätte. Seit dem Blutkonvent von Arivor und der Cron-Vogt-Wahl vom Efferd-Convent und dem daraus folgenden Zerwürfnis zwischen Adel und Krone reagierte man in der Staatskanzlei und im Kaiserpalast vorsichtiger.
Im Cron-Convent wurden dann zahlreiche Namen diskutiert und wieder verworfen. So verwies Gräfin Hesindiane von Bethana auf das Auftreten eines Vetters, Graf Croenar Marvinko von Sikram verweigerte sich von Beginn an, wohl wissend, daß sein Auftreten als Gesandter der Kaiserin unerwünscht war. Der Erzherrscher von Arivor war noch immer zu sehr geschwächt und auf Graf Mondino Torbenias ver­zichtete der Cron-Convent dankbar, seit seiner bürgerlichen Verlobung gilt er als nicht mehr repräsentativ.
Somit war die Reihe nun an den Baronen des Königreiches. Die Kronbaronen Kuslik und Vinsalt schieden von vornherein aus, ebenso wie Bethana, Aldyra, Terubis, Shumir und Onjaro. Baronin Delhena von Ankram war ebenso verhindert, wie die Barone von Kabash, Suderstein und Marudret. Der Baron von Hussbek verzichtete dankend, ebenso wie der Baron von Ruthor. Es schien gar als wolle niemand diese Aufgabe über­nehmen. Der Baron von Tikalen, Comto Rimaldo di Scapanunzio war mit dem Vorsitz des Horas-Hofes beschäftigt und der Baron von Sewamund stritt sich seit einigen Tagen mit dem Signor von Nupercanti, der mittels fremder Hilfe Sewadâl besetzt hatte. Letztlich blieben alleine Efferdas und Veliris für diese ehrenvolle Aufgabe übrig. Und war man sich in Vinsalt schon sicher, daß Baron Ariano wegen seiner Shumir-Eskapa­den ohne Zweifel untauglich schien, verzichtete die Baronin aus Methumis plötzlich auf die Gesandtenrolle, wodurch der Konvent den Baron nur noch bestätigen mußte, da dieser sich widererwartend zur Wahl stellte.

Einen Schrei des Erschreckens soll Staatsminister Abelmir von Marvinko ausgestoßen haben, als sein Sekretär ihm die Nominierung des Velirisers mitteilte und der Baron im gleichen Augenblick mit einem breiten Lächeln unter dem roten verbrämten Drei­spitz, das Markenzeichen Arianos, in die Amtsgemächer schritt.
Was genau dort zwischen dem aufsässigen Baron aus Grangoria und dem Staatsminister besprochen wurde, die ist nicht bekannt. Wohl aber hörte man später aus Unterfelser und Bomeder Kreisen, Baron Ariano wolle seine Stellung nach der Shumir-Aktion bei Hofe aufbessern. Das würde auch erklären warum Baronin Elanor auf diese Ehre verzichtete, schmiedet sie doch gerade ein Bündnis mit dem Baron. Und so wunderte es auch niemanden mehr, daß Baronin Elanor als zweite Gesandte gen Cumrat reiste.
Doch die Gesandtschaft des Cronconventes umfaßte noch weitere Persönlichkeiten. So wurde der Baron von Comtessa Yanis von Felsfelden, sowie den Signores Vascal von Mantrash und Erlan Sirensteen begleitet. Spötter behaupteten, der Baron könne das Liebliche Feld nicht verlassen, ohne diesen Dreierbund gegen ihn mitzunehmen.
Eine absurde Behauptung, insbesondere wenn man bedenkt, daß Baron Ariano keinerlei Einfluß auf die weiteren Gesandten hatte. Die da waren, Randulfio Aurandis von Elmantessa, Endor von Shenilo, Rendariell de Millenis, die letzten beiden im übrigen Gegner des Barons in der Shumir-Krise. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, war der Hohe Gesandte der Kaiserin doch von seinen ärgsten Feinden umgeben. Da war das letzte Lachen wohl doch auf Seiten des Staatsministers. Als weitere Gesandten reisten gen Cumrat ein Sproß aus Kabash, Signora Lupercalia, Signor Donocampé. Zahlreiche Gardisten, Zofen, Pagen und Dienerschaften vervollständigten den Zug der Horasier. Alles in allem an die Hundert Personen.

Alle restlichen Ereignisse in und um Pfalz Cumrat konnten bereits diverse Male in den einschlägigen Gazetten nachgelesen werden. So will ich es hiermit belassen.

A.H.

Auch bei der Wahl der Geschenke für das Brautpaar bewies die horasische Gesandtschaft gleichermaßen Rechtgläubigkeit und Kultur ihres Heimatlandes (beides Eigenschaften, die ihm selbst nach dem Oberfelser Frieden von manchem Neureicher noch abgesprochen werden), war doch jede der zwölf Gaben einem der Zwölfe und einer Region Yaquiriens zugleich gewidmet:

Im Namen RAHjas überreichte Comtessa Yanis von Felsfelden für Schradok und Grangoria zwölf mal zwölf Flaschen des berühmten Comturei Felsfelden Rahjenstrunk, einer der rahjagefälligsten Weine Aventuriens, da er von den selben Reben wie der geheiligte Tharf stammt.

Im Namen INGerimms überreichte Signore Lorion III. Vistelli von Donocampé für Arivor und Vinsalt von der kaiserlichen Vinsalter Mechanici-Schule zu Aldyra eine Spieluhr, welche die berühmte Melodie 'Für Elissa' spielte, die ein unbekannter Vinsalter Komponist zu Ehren Königin Elissas im Jahr 2351 Horas komponierte.

Im Namen PERaines überreichte Baron Ralhion Croenar von Aralzin und Selzin-Bethana für Bethana und Yaquirbruch einen güldenen Apfel mit feinen kandierten Früchten aus Vinsalt.

Im Namen PHExens überreichte Baronin Elanor von Efferdas für Kuslik einige Ballen des feinsten horasischen Tuches, als ein Zeichen für den phexgefälligen Handel zwischen den Reichen.

Im Namen TSAs überreichte Signore Vascal ya Berîsac de Mantrash für den Yaquirbruch eine kostbare Kristallschale aus dem Quarzsand des Yaquirs. Als Archo-Defensor vom Bund des Wahren Glaubens überbrachte er auch eine kurze Grußbotschaft der Illumnestra XII. von Mantrash'Mor, die dem Verlobungspaar, eingedenk des tsagefälligen Friedens von Oberfels und Weidleth, den Segen der Zwölfe wünscht, auf daß dieser Bund den Edlen beider Reiche ein Vorbild sei.

Im Namen FIRuns überreichte Kaydan da' Malagría einen über 1000 Jahre alten geheiligten Wolfsfänger, den Burggraf Alarich in seiner neuen tobrischen Heimat (ein Teil des tobrischen Geschenkes war ein Landgut in tobrischen Landen) sicherlich gut gebrauchen könne.

Im Namen HESindes überreichte Signore Randulfio Aurandis für Pertakis und Horasia ein Exemplar des bekannten Werkes 'Menschen und Nichtmenschen – ein phänotypischer Vergleich' in der neuen und überarbeiteten Auflage der Pertakis-Edition.

Im Namen BORons überreichte Signore Teucras Irian Dorgando Schwarzenstamm de Solstono, der Heermeister des Edlenzuges, in einer Urne die sterblichen Überreste von Bernhelm Praiodan von Gareth zur Sighelmsmark, dem an der Trollpforte verstorbenen Vetter des Burggrafen, welcher sichtlich gerührt darüber war, daß der Zug der Edlen die Seele seines Anverwandten aus den Klauen der Borbaradianer retten konnte.

Im Namen TRAvias überreichte Erlan Sirensteen von Irendor, designierter Comto zu Bomed, für Bomed und Grangoria einen traviageheiligten Kessel aus dem Tempel des Herdfeuers zu Bomed mit den feinsten grangorischen Spezereien, als ein Zeichen, daß dank TRAvias Gastfreundschaft dem Verlobungsaltar alle Höfe des Horasreiches offenstehen.

Im Namen EFFerds überreichte Baronin Elanor von Efferdas für Efferdas und Methumis eine Rose von Cantera, welche die Rote Harika von ihrer Güldenlandfahrt mitbrachte, welche bei Berührung mit Wasser nach kurzer Zeit ihre Schönheit – und eine efferdblaue Perle – offenbarte.

Im Namen RONdras überreichte Signore Randulfio Aurandis für Arivor dem Burggrafen eine Miniatur-Ritterrüstung, als ein Zeichen dafür, daß ihm eine maßgeschneiderte Turnierrüstung durch Meister Saladan aus Arivor angefertigt werde.

Im Namen PRaios überreichte Baron Ariano für das Horasreich den Signorie-Stab der Signorie Trarion, welche Kaiserin Amene-Horas dem Verlobungspaar als Geschenk machte.

J.M.