Archiv:Angriff auf die Fürstliche Gemeinde (BB 40)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 40, Seite 39 Schildwacht.png Datiert auf: Ende Ingerimm 1037 BF


Angriff auf die Fürstliche Gemeinde!

Valvassor von Urbet entführt urbasische Patrizierin!

von Sinjara Acciaioli


Als der in der Fürstlichen Gemeinde verhasste Condottiere Valpoza im Rondra 1036 gewaltsam als Valvassor von Urbet abgelöst wurde (BB#39), schien dies vielen Beobachtern der politischen Verhältnisse am Sikram die Chance für einen Neubeginn im traditionell belasteten Verhältnis zwischen Urbasi und Urbet zu sein. Nun aber enthüllte der Nachfolger im Amt des Valvassors der Lutisanastadt, Rondralio von Urbet, seine ebenso hässliche Fratze! Wenige Tage vor dem Fest der Freuden entführte er eine Patrizierin Urbasis, um sie wohl wie einst sein Bruder, der tyrannische Traviano, zur Heirat mit ihm zu zwingen. Pira Rahjalina della Pena, die Verlobte Carolans aus dem Geschlechte della Turani, war das Opfer dieser infamen Tat. Doch wie konnte es soweit kommen?

Der Urbeter und die Signora della Pena sind sich nicht unbekannt, wie treue Leser der Schildwacht schon vor Jahren erfahren konnten. Beim Besuch des mittlerweile verstorbenen Grafen Horasio della Pena in Urbasi im Travia 1030 (BB#34) lernten sich beide kennen. Rondralio gab sich damals noch ganz galant, obwohl selbst noch mit der Torrem-Erbin und heute in Toricum herrschenden Comtessa Perainia vermählt. Erst Ende 1035 wurde diese unsägliche, für vielerlei Zwist am unteren Sikram sorgende Verbindung aufgelöst. Pira aber verlobte sich bereits 1034 mit Carolan – und diese Zurückweisung scheint der Valvassor seither nicht verwunden zu haben. Eine Entschuldigung für seinen Rahja-Frevel kann dies jedoch nicht sein, allenfalls der Versuch, ein Motiv hierfür zu finden.

Als Signora Pira sich nun aber im ausklingenden Ingerimm-Mond in einer Kutsche und mit Bedeckung auf dem Weg nach Belhanka befand – um dort die Nähe zur Göttin der Liebe zu suchen, wie es heißt, auf dass sie ihrem Verlobten nach der nun endlich bevorstehenden Vermählung eine treue Gattin sein könnte – überfiel der Valvassor ihre Reisegesellschaft wie ein gemeiner Wegelagerer. Seine maskierten Schergen überwältigten Kutscher und Wachen auf der Efferdstraße hinter Urbet, um die Karosse der Signora danach in einen nahegelegenen Wald zu lenken, wo der Valvassor selbst sie bereits erwartete. Welch niederhöllische Angst er der Signora dabei einjagte, ließen die Schilderungen ihrer Zofe nur erahnen.

Im dunklen Tannicht eröffnete er der Patrizierin dann in einer sicherlich einstudierten, rührseligen Rede, dass er nur sie lieben und keinesfalls zulassen könne, dass sie „diesen Turani-Wicht“ heirate. Die tapfere Signora bot ihm trotz seiner Drohgebärden allerdings die Stirn und wies ihn geradezu zurecht, wie er es wagen könne, auf solch plumpe Weise eine Patrizierin der Fürstlichen Gemeinde zu entführen und ihr solche wirren Vorhaltungen zu machen. Recht so!

Wer weiß, zu welchen Verzweiflungstaten der Valvassor danach noch fähig gewesen wäre, hätten die zunächst am Ort des Überfalls zurückgelassenen Wachen der Signora nicht mit Hilfe einiger rechtschaffener Gesellen den Schuft im Wald aufgespürt und gestellt. Überrascht und feige vermied dieser nun jedoch eine weitere bewaffnete Eskalation und musste die Signora ziehen lassen, wie er es von Anfang an hätte tun sollen.

Die Kunde von diesem Überfall verbreitete sich danach in Urbasi jedenfalls wie ein Lauffeuer und rief all jene gerechten Vorbehalte wieder wach, die man schon der Herrschaft Valpozas in Urbet entgegen gebracht hatte. „Dass sich das Haus Urbet noch immer Teil des Patriziats Urbasis nennen kann, ist eine Schande“, brachte es ein Empörter auf den Punkt. Wer weiß, wie lange noch …

Armin Bundt