Briefspiel:Kronkonvent Tsa 1035 BF (2)

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Horasreich-klein.png Briefspiel im Kronkonvent Horasreich-klein.png
Datiert auf: Tsamond 1035 BF Schauplatz: Konventshalle zu Vinsalt Entstehungszeitraum: Sommer 2012
Protagonisten: etliche Delegierte des Edlenhauses Autoren/Beteiligte: Familie Menaris.png Athanasius, Haus Calven.png Calven, Haus di Camaro.png Dajin, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Haus Efferdas.png Elanor, Stadt Ramaud.png Gishtan re Kust, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Familie Zorgazo.png Toshy
Zyklus: Übersicht · Einladung nach Albernia · Eine Heiratskandidatin? · Zur Abstimmung! · Causa Amaryll · Die Kandidatinnenwahl

Ebius von Efferdas ergreift das Wort

Autor: Elanor

Die entstehende kurze Pause nutzend erhebt sich der in eine weiße Senatorentoga mit den goldenen Borten gewandete Efferdier vom Sitz der Barone zu Efferdas. Ein fragender Blick der Edlensprecherin in seine Richtung genügt ihm, um anzusetzen:

"Bevor nun schon die Hochzeitsglocken geläutet werden, verehrte Herrn Luntfeld, Calven -nehme ich an- aber auch Weyringer und jener andere Zwischenrufer (eine Geste in Richtung des Signore della Pena), sollte doch noch einmal die Stimme der Vernunft laut werden. Jener albernische Prinz ist nunmal ein Erbe der Galahans. Eines Geschlechtes, welches nun schon mehrfach Hader, Leid und Krieg über unser Liebliches Feld gebracht hat. Nicht kleinlicher Zank, Signore Weyringer, Krieg! Krieg in dem das Blut der Besten unseres Lieblichen Feldes vergossen wurde, bei Pertakis, in Kuslik, vor Terubis. Damit sind erneut alle Ansprüche dieses Geschlechtes in unserer Heimat hinfällig geworden. Ein Umstand, den die Familie Galahan jedoch nie akzeptiert hat. Und ihr wollt ernsthaft eine Fürstenhochzeit in Erwägung ziehen? Diesem unpatriotischsten aller jemals im Lieblichen Feld beheimateten Geschlechter? Ihnen eine goldene Brücke bauen, aus der erneut Leid erwachsen wird? Niemals! Die Wunden, welche Galahans geschlagen, sind noch zu frisch.

Und welches Fürstenhaus wird sich denn wirklich mit diesem Geschlecht einlassen wollen? Oder noch schlimmer: Welches Fürstenhaus würde sich der Gefahr aussetzen wollen von diesen Abtrünnigen und Verrätern zurück gewiesen zu werden?

Sollte sich dieser Convent jedoch dafür entscheiden entgegen allen guten Argumenten eine Heiratsofferte unterbreiten zu wollen, sollten wir darauf bestehen, dass das Haus Galahan allen ohnehin schon verwirkten Ansprüchen entsagt und wir sollten dafür Sorge tragen, dass ein nachrangigeres Geschlecht die Kandidatin stellt, auf dass nicht erneut überbordende Ansprüche entstehen".

Ebius legt seine Rohalskappe auf den Tisch vor sich und lässt sich in das prachtvoll verzierte Gestühl fallen.

Der Gesandte des Barons von Veliris wendet sich an das Hohe Haus

Autor: Schatzkanzler

Reon Sal della Tassino erhob sich. Das mit dem Lilienwappen des Hauses Veliris verzierte Gestühl, lag dem des Hauses Efferdas nahezu gegenüber, gehörten beide Häuser doch zu den Großen des Reiches. Und noch eins hatten sie gemein: der Glanz alter Tage war längst verblasst. Während die Glorie des Hauses Efferdas auf den Rosenfeldern vor Belhanka verwelkte, fiel das Haus Veliris mit dem Ende der Galahans in Ungnade und so durfte man gespannt sein, was der Deputierte von Veliris zu sagen hatte:

"Signores, in seltener Einigkeit stimmt das Haus Veliris der Meinung derer von Efferdas zu. Krieg haben uns die Galahans gebracht."

"Ihr nicht minder!" "Das Blut Bomeds klebt an Euren Fingern", riefen manche aufgebracht dazwischen.

"Das Haus Veliris hat aus diesem Fehler gelernt! Denn schaut, was hat es Baron Ariano eingebracht?"

"Die gerechte Strafe, den Tod", brüllte jemand von den hinteren Bänken.

"Nicht nur den Tod", fuhr Signor Tassino fort, "Fahnenflucht und Untreue war die Währung der Galahans, mit der sie Treue und Gefolgschaft vergolten haben! Der Vater des jungen Prinzen hat seine Freunde und Unterstützer dem Untergang überlassen. Viele davon haben ihr Ende gefunden, manche sind gefallen und nur die Glücklichen sind gestrauchelt!"

"Ihr Glücklichen", höhnte es aus den Reihen der Edlen.

Signor Tassino fuhr unbeirrt fort: "Wer will ernsthaft mit diesem Haus von Hochverrätern und Schlangen verbandelt sein, das seine Freunde schlechter behandelt, als seine Feinde? Und dies ist nur die Seite des Vaters! Auf Seiten der Mutter paaren sich Piraten, ebenfalls mit Hochverrätern! Ich sage Euch, selbst der Geringste des Horasreiches hat mehr Ehre und Anstand in seinem kleinen Finger, als dieser Spross von Seeräubern, Verrätern und Eidbrechern! Mag Praios der Strahlende sich dieser verderbten Familie annehmen, aber kein Haus dieses Landes sollte sich sein Blut durch eine Heirat mit diesem Geschlecht besudeln!"

Mit hochrotem Kopf nahm der Vertreter des Hauses Veliris wieder Platz.

Otravio, die Vierte (ein gar libertarisches Plädoyer)

Autor: Gonfaloniere

Das zustimmende Nicken vieler Delegierter schien die Worte della Tassinos für recht und gut zu befinden. Hatte der Gesandte des Barons von Veliris mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer die unterschwellige Stimmung des Hohen Hauses auf den Nagel getroffen? ‘Langweilig’, dachte sich Otravio ya Quast, ‘… dem wird doch noch eine weitere Wendung zu geben sein.’

“Mit Verlaub”, erhob sich der Delegierte aus Cindano erneut, “… aber hätte man das Haus vom Großen Fluss seiner Historie wegen dann nicht auch meiden müssen wie die Duglumspest?”

“Infame Verleumdung”, erscholl es aus einer Gruppe grangorischer Edler.

“Und überhaupt … seit wann gilt es hierzulande als ehrabschneidend, sich vom Throne Rauls des Mordbrenners loszusagen? Gibt es nicht guten Grund, derlei Verstand vielmehr lobend hervorzuheben?”

Otravio machte eine Kunstpause, bevor er sich direkt an seinen Vorredner wandte: “Was eure Erfahrungen mit dem nicht mehr existenten Haus Galahan angeht, Signore Reon … selbst schuld! Ihr hättet es von vorneherein besser wissen müssen.”

Bevor der Angesprochene ihm dazwischen fahren konnte, wandte sich Otravio bereits wieder an alle: “Auf der Einladung der Kronverweserin Albernias ist mir dieser gar nicht mehr existente Name aber ohnehin nicht aufgefallen. Bennain steht dort, Fürstenhaus Albernias, einer, ja der Seehandelsprovinz des Mittelreiches. Ein Land und ein Geschlecht, dass sich mit der Glorie Horasiens nicht messen kann, gewiss. Doch wer außerhalb der Grenzen dieses Reiches kann dies schon? Sollten wir gutes Blut deshalb nur noch in der Heimat heiraten lassen? Jeden Kontakt zum rückständigen Rest unseres kleinen Kontinents aufgeben? Ehrenvoll mochte man derlei nennen, doch auch vernünftig? Soll wieder ein Paligan fürstlich heiraten, während wir uns das Ganze aus der Ferne anschauen? Wollen wir die Chance ergreifen, das Schicksal auch jenseits unserer Grenzen in die eigene Hand zu nehmen … oder der rasenden Verblödung Vorschub leisten und uns auf die nächsten Kriege mit missgünstigen Nachbarn vorbereiten?”

Otravio machte endlich wieder eine Pause.

“Nun, dies sollte jedenfalls jeder Anwesende in dieser Debatte bedenken. Nur mich entschuldigt jetzt, denn ich fürchte fast, mich ein wenig mit der Libertarier-Krankheit angesteckt zu haben … und muss mich erstmal dringend waschen …”

Festo ya Escelino für den Baron von Parsek

Autor: Di onerdi

Vom Stuhl des Barons von Parsek erhebt sich Festo ya Escelino, dessen Delegierter. Der junge Mann, etwas hager, in schlichte, von blau und weiß dominierte Kleider gewandet und mit dem Emblem des Geflügelten Herzen auf der Brust, räuspert sich. Als die Stimme der Edlen auf ihn aufmerksam wird, sammelt er sich kurz und spricht:

„Verehrte Sprecherin dil Cordori, verehrte Signori und Signorae, nur kurz möchte ich zweierlei Aspekte zu Gehör bringen." Nach einigen Jahren Erfahrung klingt seine Stimme mittlerweile sicher, nur dann und wann ist er ein wenig hastig im Vortrag, denn seine eigentliche Stärke liegt in der Schrift.

"Zum Ersten… es ist gut, dass Signore ya Quast soeben den Saal verließ, dann vernimmt er nicht, dass ich ihm zu Teilen zustimme." Vereinzelt Heiterkeit im Publikum, doch Festo wird nun ernster. „Wer sich mit Galahans einlässt, hat selbst sein Schicksal auf dunkle Pfade gelenkt. Nur er selbst trägt also die Schuld an dem Unbill, das ihm widerfahren ist, Signore Tassino!

Im Übrigen, so denke ich, besteht dann aber doch ein Unterschied zwischen dem Haus vom Großen Fluss und dem Haus Galahan. Und wäre nun der Heiratskandidat ein vom Großen Fluss, so denke ich doch, dass hier weit weniger angeregt diskutiert werden würde. Und das zu Recht! Niemals sollten wir vergessen, dass der Prinz nicht irgendwer, sondern nun gerade der Sohn Romins ist. Da könnte das Horasreich ja gleich im alanfanische Granden oder Thorwaler Piraten buhlen.

Zum Zweiten hat der grangorische Signore geäußert", Festo blickt zu Khardan Luntfeld, „entschuldigt, wenn ich Euren Namen nicht erinnere… Ihr sagtet, es sei eine großartige Vorstellung, wenn die Nachfahren Herzog Cusimos einsten Herrscher über Grangorien, Windhag und Albernia seien. Ich wüsste gern, welchen Vorteil dies nicht für das Haus Garlischgrötz, sondern für unser Horasreich haben soll? Ist es nicht vielmehr so, dass die Fürstenkrone Albernias die Herzöge von der horasischen Sache entfernen würde? Man bedenke, dass das Haus damit als höchsten Titel einen mittelreichischen führen würde, wogegen sie Herzöge von Grangorien nur an zweiter Stelle wären.

Ich sehe all dies eher als Gefahr für das Horasreich. Nicht auszudenken, zu was die traditionell separatistischen Ideen der Albernier in Kombination mit der Machtfülle eines Herrschers des Westens führen könnten, wenn auf dem Thron einmal womöglich ein weniger rechtschaffender Herr sitzt, als es Comto Cusimo ist.

In diesem Sinne würde ich dafür plädieren, Handel und Wohlstand zu fördern, doch von dem Galahan-Kinde die Finger zu lassen. Vielen Dank."

Mit diesen Worten und einer angedeuteten Verbeugung ordnet er kurz sein Gewand und setzt sich.

Leomar Gabellano für ... Leomar Gabellano

Autor: Athanasius

In den an diesem Tage recht prall gefüllten Rängen der Unabhängigen, unweit des Sitzes der Geronsstadt Shenilo, von dem vor einiger Zeit deren Erster Rat, Gishtan re Kust, gesprochen hatte, beugte sich ein Mann in grünem Gewand der Priesterschaft der Herrin Hesinde zu einem in seiner Nähe sitzenden Edelmann mit blonder Mähne. Während der Kirchenmann lediglich von den besser informierten ob seiner in der Vergangenheit häufiger werdenden Teilnahmen an den Kronkonventssitzungen als Hoher Lehrmeister von St. Brigon in Shenilo identifiziert wurde war sein Gesprächspartner besser bekannt. Leomar Gabellano war einer der wenigen prominenten Galahanisten, die den letzten und katastrophalsten Versuch der gefallenen Kusliker Fürstenfamilie, ihre Besitzungen zurückzuerobern überlebt hatten. Der ehemalige Cancellario von Ruthor war als Gransignore der Geronsstadt Shenilo mittlerweile auch über die Grenzen der Septimana bekannt geworden. Jetzt wandte sich der Hohe Lehrmeister Menaris kurz um und reichte einem nebenstehenden Diener eine pergamentene Notiz, die dieser sogleich an sich nahm und sich diskret zu einer der Banksbänke aufmachte, um einem dortigen Freiherren die Notiz zu überreichen.

Einige Zeit später waren es daher nicht der Hesinde-Geweihte oder der Ruthorer Leomar, der sich erhob, sondern Ralhion, der Baron von Selzerino.

"Signori und Monsignori, ehrenwerte Mitglieder dieses Hauses, Marino von Calven, der Schirmer der Flut und Andere haben mehrfach über ihn gesprochen, doch gewährte ihm bisher niemand die Gelegenheit, selbst zum Gesagten Stellung zu nehmen. Ich möchte daher Seiner Edelwohlgeboren Leomar aus dem Hause Gabellano, Gransignore von Shenilo, in dieser Sache von meinem Wortrecht Gebrauch machen lassen."

Die Reaktionen der Delegierten und Freiherren als sich Leomar aufrichtete und das knappe Zwiegespräch mit dem Hohen Lehrmeister Tankred mit einem ernsten Nicken beendete, waren ob der Vergangenheit des Gabellano gemischt: Diejenigen, die soeben dem Gesandten des Barons von Veliris am lautesten gebrüllt hatten, raunten auch jetzt den Namen des verfehmten Hauses und begleiteten den Gransignore mit finsteren Gesichtern. Andere verhielten sich abwartend, gespannt, manche Delegierte nickten dem Gabellano respektvoll zu. Mit einem wachsamen Blick zur Bank der Barone, wo der Stuhl des Delegierten von Cindano noch immer leer war, erteilte Polyana dil Cordori dem Sheniler das Wort.

Leomar warf den knappen anthrazit-farbenen Umhang, der seine rechte Schule bedeckte hinter seinen Rücken und hob den Kopf, so dass seien Stimme möglichst bis in die Ecken des Sitzungssaales drang.

„Ich spreche heute nicht als Gransignore der Civitas Shenilo, deren Stimme aus der Kehle des Barons von Ramaúd erklingt. Es sind vielmehr die Rechte meiner Geburt und meines Hauses, die ich in aller Bescheidenheit wahrzunehmen die Ehre habe. Als Mitglied dieses Hauses habe ich die Pflicht zu seiner Vergangenheit als Vasallen jenes Hauses, das noch immer die Gemüter erhitzt, zu stehen.“ Nun war überraschtes Flüstern in den Reihen des Konventes zu vernehmen, die unruhigeren Gegner der Galahan nickten nun mit hämischem Grinsen, als hätten sich ihre Vermutungen soeben bewahrheitet.

„Sieben Jahre ist es her, dass Romin Galahan seine Vasallen, Verbündeten und Freunde im Stich ließ, doch noch immer sind seine Taten nicht vergessen. Drei Jahre ist es her, dass er für diese Taten den gerechten Tod starb, doch noch immer wird sein Name mit Abscheu und Hass ausgesprochen. Manche der hier Anwesenden führten noch andere Titel als das Haus Galahan zu existieren aufhörte und dennoch ist nichts vergessen und weniger vergeben.“ Jetzt wurden wieder Stimmen laut, Leomar glaubte den Delegierten von Nevorten, Korrago Broccia, und einige andere Adlige aus der Septimana und den Kernlanden zu hören. „Nimmer! Verräter! Tod allen Galahanisten!“

Er hob die Rechte beschwichtigend, ließ Wut und Spott regungslos über sich ergehen. „Und es sollte auch nicht vergessen werden. Was dagegen vergessen wird, aber nicht vergessen werden sollte, weil es für die heute zu beratende Frage von großer Wichtigkeit ist, ist die folgende Wahrheit!“ Er beugte sich von seinem Platz vor, eine Hand auf die vor ihm liegenden Plätze gestützt, den Blick über die Bänke schweifen lassend. „Romin Galahan floh um seine Frau Invher ni Bennain, und eben jenen Sohn, Finnian ui Bennain, von dem nunmehr die Rede ist vor den nordmärkischen Söldlingen und Rittern zu schützen. Er ließ all‘ seine Vasallen und Verbündeten, ja, selbst seine Verwandten aus dem Hause Galahan zurück, der gerechten Rache ihrer Feinde ausgeliefert, um seine Familie zu retten. Er verließ das Horasreich nicht als Galahan, sondern als Gatte der Fürstin Invher ni Bennain!“ Der Patriarch der Gabellano schüttelte den Kopf um seine Worte zu unterstreichen. „Genausowenig ist jener Jüngling, dessen Schwiegervater die Granden Al’Anfas und die Fürsten des Mittelreiches zu werden trachten, ein Galahan! Finnian hat Kuslik nie gesehen, ehrenwerte Mitglieder dieses Hauses! Er hat nichts mit Romin gemein, denn sein blondes Haar und als die letzte Galahan-Fürstin von Kuslik starb hatte ihm Tsa nicht einmal das Geschenk des Lebens gewährt!“

Leomar, der über die Vehemenz seiner Rede dem Augenschein nach selbst überrascht war, hielt einen Augenblick inne, senkte die Stimme und fuhr dann ruhiger fort. „Ich sage Euch, ehrenwerte Mitglieder dieses Konventes, lassen wir die Galahans ruhen und denken über unsere Beziehungen zum Fürstentum Albernia nach. Von Handel und Politik war die Rede, aber nicht vom Frieden.“ Er maß seinen Vorredner mit kurzem, undeutbarem Blick bevor er fortfuhr. „Nach allem, was man hört, ist der junge Kronprinz ein friedfertiger und friedliebender Mann, der weniger den Rondrenmut seiner Mutter, als den Glauben an den Herren der Meere seines Großonkels im Herzen trägt. Doch wodurch, so frage ich, kann vermieden werden, dass Finnian jemals die Frage nach verlorenem Erbe und verlorenem Vater stellt? Wenn die Heimat dieses Vaters ihn als Galahan-Erben verschmäht? Seiner Vermählung gar mit Argwohn fernbleibt? Oder vermag nicht ein freundliches Gesicht die freundliche Wahrheit über die Heimat seines Vaters ihm zu Gehör zu bringen? Ein Gesicht, das selbst im Land des Vaters aufgewachsen ist? Dem Frieden des Reiches und dem Frieden zwischen den Reichen ist dann am besten gedient, so meine ich, wenn nicht die Bande eines hingerichteten Vaters Finnian ui Bennain an das Horasreich binden, sondern das Band der treuen Travia ihn an das Land seiner Gattin bindet.“ Leomar endete, als er sah, dass seine Worte zumindest einen Teil seiner Zuhörer zum Nachdenken bewegt hatten.

„Ich möchte den Konvent nicht weiter mit meinen Worten überschwemmen, sondern andere, womöglich weisere Stimmen Gehör ermöglichen. Mir scheint, soviel sei erlaubt zu sagen, dass die Frage einer Entsendung einer Heiratskandidatin zu entscheiden ist, bevor über eine Person beraten werden kann. Doch ob eine Abstimmung Klärung verschaffen kann, vermag ich nicht zu sagen.“ Leomar schickte sich bereits an Platz zu nehmen, als der Delegierte der Urbet-Marvinko auf seinen Sitz zurückkehrte. Der Gransignore von Shenilo neigte bedauerend den Kopf in Richtung der Stimme der Edlen bis Polyana ihn mit gerunzelter Stirn zum weiterreden aufforderte.

„Ich spreche nicht als Gransignore von Shenilo, sondern als Mitglied des Sheniloer Bundes, als Bewohner der Geronsstadt.“ Er wandte sich nun direkt Otravio ya Quast zu und versuchte dessen noch etwas ungeordneten Blick einzufangen. „Wie Romin Galahan, so hat auch der Despot Ludovigo viele seiner Verbündeten und Verwandten im Stich gelassen. Leider ist das Haus ya Quast ist nicht das einzige Geschlecht, das Boronräder flechten musste, weil es die Nähe zu Ludovigo suchte. Nicht Shenilo hat Euren Onkel getötet, sondern der Tyrann, der sich Shenilos bemächtigt hatte. Wenn ich einen Weg sähe, euren Schmerz über den Verlust zu lindern, Signore Otravio, so würde ich ihn beschreiten. Aber mir scheint, zumindest in Urbasi hat man bereits einen Weg gefunden, einen Teil des Schmerzes in Sheniloer Münzen zu ertränken?“ Mit einem Lächeln, das keinen Spott verriet und einem dankenden Nicken in Richtung Polyana dil Cordoris setze sich Leomar Gabellano wieder auf seinen schildlosen Platz.

Festo ya Escelino erwidert

Autor: Di onerdi

Festo ya Escelino war bereits während der Rede Leomars aufgesprungen, konnte sich aber grade so beherrschen und blieb stumm. Als dieser aber geendet hatte, ergriff er noch einmal das Wort, wobei man ihm anhören konnte, wie aufgebracht er war.

"Gabellano, ja, dieser Name hat einen besonderen Klang. Ist das alles, was Ihr uns erzählen wolltet, dass der Prinz alles von seinem Onkel... pardon, Großonkel in sich trage, von seinem Vater dagegen nichts?

Ihr fragt, wie man vermeidet, dass der Prinz die Frage nach dem verlorenen Erbe stellt?" Nun war seine Stimme bedrohlich hoch geworden, sodass er eine Atempause einlegte. Mit ernster Miene ließ er seinen Blick über die Barone und die Rondrianer schweifen, um sich ihrer Unterstützung zu vergewissern. "Möge er klug genug sein, das vermeintliche Erbe ruhen zu lassen. Ist er es nicht, dann sage ich Euch: Wir sind bereit! Lasst ihn kommen, und wir werden ihn und seine Soldaten zerschlagen. Und dann, sollte es dazu kommen, werden die letzten Galahanisten, die es bei uns noch gibt, in ihrem Blute liegen! Fluch über sie!"

Bei zustimmenden Rufen aus Reihen vor allem der Murakisten und Rondrianer blickte Festo zunächst zu Leomar Gabellano, dann zum Delegierten della Tassino, bevor er sich wieder setzte. In den Reihen der Libertarier dagegen herrschte Kopfschütteln.

Gishtan erwidert

Autor: Gishtan re Kust

Die Wortbeiträge gingen nun flugs hin und her, und die Stimme der Edlen hatte Mühe, die Fäden der Debatte gebündelt zu halten. Daher dauerte es einige Zeit, bis Baron Gishtan erneut das Wort erteilt bekam.

"Ich möchte gerne an das von Reon della Tassino Gesagte anknüpfen, edle Versammelte", begann der Erste Rat von Shenilo. "Denn ich denke, er hat einen Blick auf die Dingen, der den meisten nicht gegeben ist." Einige fragende Blicke und manch Gemurmel ergab diese Einleitung. "Und doch kommt der Signor zum gleichen, wenn nicht gar drastischeren Urteil über jenen, der Vater des künftigen Fürsten von Albernien war. Diesen Ausführungen will ich nichts hinzufügen ..."

"Weshalb setzt Ihr euch dann nicht wieder und lasst andere sprechen!?", erklang die näselnde Stimme des pertakischen Delegierten Halian di Pertakir. Es wunderte niemanden, dass jener einen Zwischenruf gegen Gishtan re Kust einbrachte, welcher einst ein hoher Amtsträger in der erloschenen Domäne Pertakis gewesen war. Doch Shenilos Sprecher ging mit keinem Wort, keiner Geste, keinem Blick auf den Pertaker ein.

"... außer dass man, was das Ansehen des havener Herrscherhauses betrifft, wohl genauso gut einen altreichische Spross ins trahelische ... sagen wir höflich "Königshaus" verheiraten könnte. Es scheint keiner treu zum Haus Firdayon stehenden Familia zuzumuten, seine Tochter mit dem Sohn Romins zu vermählen." Nur verhalten erklang Zustimmung, deuteten der Aufbau der neuerlichen Rede des altgedienten Diplomaten, seine Gestik und nicht zuletzt schlicht die Tatsache, dass er stehen blieb, auch unerfahrenen Mitglieder des Hauses an, dass er fortfahren wolle.

"Ich will dieser in der Versammlung vorherrschend wortlaut gewordenen Meinung nicht widersprechen. Doch gebe ich eines zu bedenken: Es wird andere Reiche und Regionen geben, die aus einer anderen Vorgeschichte heraus, aus Gründen der Staatsräson oder bloßem Nutzenhoffen, weit weniger Bedenken hegen, zu Havena eine oder gar mehrere ihrer Töchter als künftige Gemahlin Finnian ui Bennains anzupreisen und - soweit dazu in der Lage - das Mägdelein gar mit einer ansehnlichen Mitgift auszustatten." Man sah so manchen Gesandten nicken und zu grübeln beginnen.

"Aus dieser als gesichert zu geltenden Tatsache heraus stelle ich zweierlei Fragen.

Zum einen: Darf das Horasreich da überhaupt darauf verzichten, das Gleiche zu tun und eine Heiratskandidatin vorzustellen? Verzichten, und dadurch von vornherein den ohnehin vorhandenen Graben zwischen Horasiat und Fürstentum noch tiefer auszuheben, statt demonstrativ den Spaten in die Hand zu nehmen, um zu zeigen, dass man bereit ist, anzufangen den Graben zuzuschütten? Womöglich den Anschein erwecken, dass man nicht nur nicht willens, sondern womöglich nicht in der Lage ist, eine dem Neffen der mittelreichischen Kaiserin entsprechende Kandidatin vorzustellen? Nicht nur im Raulsreich könnte man das Ausbleiben einer solchen aus dem Lieblichen Felde als Zeichen missverstehen, dass es dem hiesigen Adel an Nachkommen und auch Mitteln mangeln könnte, jene für eine Hochzeit in höchste Häuser angemessen auszustatten.

Zum anderen: Es ist ja gar nicht gesagt, dass ein Frouwelin aus dem horasischen Adel überhaupt den Gefallen des Hauses Bennain findet. Doch darf man leichthin die bloße Aussicht auf diese Möglichkeit ablehnen, über eine eheliche Verbindung die Entwicklung Albernias auf lange Sicht zugunsten des Horasreichs zu beeinflussen? Eine willensstarke Gemahlin könnte durchaus eines Tages das entscheidende Gran werden, welches die Schicksalswaage zugunsten einer Parteinahme des Fürstentums für unsere Heimat gegen Feinde sinken lässt - seien sie aus dem Süden, Norden oder Osten.

Ich gebe diese beiden Überlegungen zu bedenken, ohne damit den in der Versammlung geäußerten Stimmungsbekundungen grundsätzlich widersprechen zu wollen."

Otravio schweigt

Autor: Gonfaloniere

Otravio hatte die letzten Redebeiträge nur noch mit halber Aufmerksamkeit verfolgt. Sie erschienen ihm einfach viel zu lang – oder im Fall des Parseker Ruinen-Gesandten zu populistisch. Was hatte man in der Coverna auch mit Galahanisten zu tun? Die Worte des Galahanisten selbst, Leomar Gabellanos also, klangen ihm hingegen noch immer durch den Kopf.

‚Leider ist das Haus ya Quast nicht das einzige Geschlecht, das Boronräder flechten musste, weil es die Nähe zu Ludovigo suchte.‘

Wann hat seine Familie die Nähe Ludovigos gesucht? Wollte der Gransignor ihn in ein schlechtes Licht rücken?

‚Nicht Shenilo hat Euren Onkel getötet, sondern der Tyrann, der sich Shenilos bemächtigt hatte.‘

Der Tyrann, den sich Shenilo selbst erwählt hat!

‚Aber mir scheint, zumindest in Urbasi hat man bereits einen Weg gefunden, einen Teil des Schmerzes in Sheniloer Münzen zu ertränken?‘

Ungeheuerlich! Sowas wird einem noch dazu an den Kopf geworfen. Die angebliche Bereitschaft zur Entschuldigung war letztlich nicht mehr als ein willkommener Anlass für immer neue Unterstellungen … Die Zungen Gishtans, Marinos, Leomars, ja aller Sheniloer waren falsch, falsch und nochmal falsch!

Otravios Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er die drei ausgemachten Feinde seines Hauses auf den Edlenbänken fixierte. Ob sie dies bemerkten, war ihm vollkommen egal. Sie mochten ruhig wissen, dass diese Rechnung noch nicht beglichen war, auch wenn er sich heute nicht mehr dazu zu äußern gedachte.

Ebius, die Zweite

Autor: Elanor

Zunächst ungläubig, dann mit versonnenem Lächeln hatte der Efferdier die Ausführungen des velirischen Gesandten verfolgt. Dem nachfolgend Gesagtem dagegen war er wohl zu Teilen gefolgt, als er eine kurze Pause ausnutzend mit fröhlicher Stimme anhob:

"Doppelten Verrat also schließlich zeiht man dem Vater des albernisch-galahanschen Sprößlings schließlich." Mit einem spöttischen Blick über den Kopf des Gesandten hinweg auf das Wappen des Hauses Veliris, fuhr er nach einer kleinen Pause fort: "Nun manche brauchen eben etwas länger, um einen Verräter auch als solchen zu erkennen. Manche dagegen wagen schon Blicke in die Zukunft, dass selbst das Orakel von Balträa nunmehr absolet zu sein scheint. Stellt sich in summa also die Frage: Sollen wir Verrat mit Mißachtung strafen oder erneut bestes liebfeldischen Blut mit Verräterblut kreuzen. Was hat uns die letzte Vermählung um des Friedens Willen eingebracht? Jedenfalls nicht den Frieden mit den firungewannten Reichen. Jener Galahan überzog das Reich mit Krieg, von den Zuständen im Yaquirbruch möchte ich gar nicht reden.

Wenn also erneut eine Hochzeit -oder zumindest das Freien um jenen Albernier- den Frieden sichern soll -und wie hörte ich- Gräben zuschütten soll, welche ja durch die Taten des Galahan aufgerissen worden sind, sei es mir gestattet, eine bereits gestellte Frage zu wiederholen: Welchen firdayon- und somit reichstreuen Geschlecht sei es zuzumuten hierfür einen Sproß zu geben? Oder auch bildlich erläutert: Warum sollen wir den Graben, welchen nicht wir aufgerissen, erneut alleine zuschütten? Vielleicht -und ich sage vielleicht- weil wir uns eine noch goldenere Zukunft nicht durch Kleingeistigkeit verstellen sollten. Doch würde ich nicht viel darauf geben, dass es uns einen Frieden oder gar jene Zukunft einbringt, buhlten wir um den Albernier. Ergo sollte unser Einsatz nicht zu hoch sein.

Signor di Camaro aus Efferdas bedeutete mir hierzu interessante Ausführungen beisteuern zu können, welche er -und ergo erbitte ich Eure Zustimmung ihm das Rederecht zu erteilen, Excellecia- nun gerne zu Gehör brächte."

Mit leichter Verbeugung in Richtung der Edlensprecherin und fahriger Handbewegung in Richtung des Signore di Camaro nimmt der Efferdier wieder Platz.

Efferdobal, die Erste

Autor: Dajin

Der Geweihte des Tempels zum goldenen Dreizack zu Efferdas blickte kurz nach links und rechts, als wollte er auch ganz sicher gehen, niemanden zu verärgern, wenn er in dieser bedeutenden Halle das Wort ergriff. Nachdem die Edlensprecherin kurz in seine Richtung nickte, stand er langsam auf, blickte erneut fast schüchtern nach links und rechts. Seine Stimme jedoch wirkte fest. „Ich danke euch für diese Erlaubnis, ich begreife dies als große Ehre und gelobe, dieses mir erteilte Privileg auch nicht über Gebühr zu strapazieren.“ Sein Blick ruhte nun kurz auf Ebius von Efferdas. „Auch danke ich euch, euer Hochgeboren für das Vertrauen, mir in diesem Haus die Gelegenheit zu geben, meinen Vorschlag vorbringen zu dürfen.“ Erneut ging der Blick in den Rund.

„Vorab, es mag den ein oder anderen Anwesenden verwundern, dass ausgerechnet ein Geweihter der Efferdkirche sich in einer solch travia-, vor allem aber praiosgefälligen Angelegenheit äußert. Hier geht es um Politik, um Macht und Einfluss und gerade die Efferdkirche hält sich in solchen Themen gerne neutral, was auch gut so ist. Doch die Geweihtenschaft des Efferd hat auch ein Interesse an dieser Verlobung.“ Efferdobal breitete kurz die Arme aus. „Wo der Adel derweil auf den Nachnamen achtet, achtet die Kirche jedoch auf den Vornamen. Wir stellen uns die Frage: Wer ist dieser Finnian. Und während die hier anwesenden sich berechtigt die Frage stellen, wie viel Galahan im kommenden Fürsten steckt, so fragen wir uns „Wie viel efferdgefälliges steckt in ihm.“ Und mit Verlaub, wir sehen darin Großes. Ihre Liebden sucht bei jeglicher Gelegenheit die Nähe des Meeres, ist ein geschickter Seefahrer, ja scheint im Meer gar seine Passion zu finden. Und in diesem Wissen wagen wir eine Prognose, dass wer auch immer die Braut stellt mit diesem Amt bald weitaus mehr Verantwortung tragen wird, als man es sich heute noch ausmalen vermag.“

Efferdobal führte die Hände zusammen. „Und dadurch hätten wir nun einen Fall, in dem Adel wie Klerus einen gemeinsamen Nenner haben könnten. Von Seiten der Efferdkirche sehen wir die Entwicklung Finnian ui Bennain mit höchstmöglichem Wohlwollen. Wenn ein talentierter Junge sich ins Meer verliebt, sehen wir es als Pflicht, ihm dabei helfend zur Seite zus tehen. Der Adel derweil muss um so weniger befürchten, dass sich der Fürst an das verräterische Erbe seines Vaters … und übrigens auch der Mutter erinnert, deren Aktionen im Nachbarland auch ähnlich aufgenommen wurden wie die Romins in unseren Landen.

Und somit hätte ich einen Vorschlag zu unterbreiten, welcher vielleicht so manch Bedenken beseitigen kann. Man verzeihe mir dabei meinen Opportunismus, aber ich habe eine Tochter, Amaryll di Camaro. Sie lernt derzeit noch in Shenilo mit ihrem magischen Erbe umzugehen, doch wäre mit 12 Lebensjahren etwa im Alter Finnians. Als Mitglied der adeligen Familie di Camaro zu Efferdas und als Tochter eines Tempelvorstehers im Range eines Baronets wäre das Erbe existent, aber nicht zu hoch, sodass die hirarchische Bedeutung ganz im Sinne seiner Hochgeboren Ebius von Efferdas nicht verschwendet wäre. Mehr noch darf sie im Mittelreich als magisch begabte Person nicht selbst in die Thronfolge eingreifen, eine Eigenständigkeit wäre mittelfristig auch nicht zu erwarten. Mit dieser Liaison wäre es der Efferdkirche möglich, den Einfluss des Meeresgotts zu verstärken und seine Liebden eine Erziehung gemäß seiner Interessen zukommen zu lassen. Und der Adel des Horasreiches könnte sich sicher sein, dass jeglicher rebellische Gedanke des Fürsten früh erkannt und verhindert werden könnte. Der Adel des Horasreiches hätte also Ruhe, Sicherheit, Einflussmöglichkeiten und hätte zudem das Gesicht gewahrt, da die Braut als Signal des Klerus gewertet werden könnte.

Ich hoffe, dieser Vorschlag kann Gefallen finden in diesem Rund. Ich danke nochmals für das Vertrauen und werde nun wieder das tun, was meine Aufgabe in diesen Hallen ist. Stille. In diesem Sinne Efferd mit euch, geheiligt sei die Flut und die Ebbe, die ihr folgt.“ Mit diesen Worten setzte sich Efferdobal di Camaro wieder auf seinen Sitz.

Amaldo erwacht aus dem Schlummer

Autor: DiPiastinza

Signor Amaldo di Piastinza, der Justitiar von Sewamund, hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich zu diesem Thema zu äußern. Nur aufgrund anderer Tagesordnungspunkte war er überhaupt anwesend, denn Sewamund wurde vom Delegierten der Stadt normalerweise gut vertreten. Diese Heiratswerbung ließ ihn kalt - er plante seine eigene dynastische Verbindung mit dem Mittelreich, denn sein jüngster Neffe würde eine Almadanerin heiraten. Es war die Wortmeldung des Efferdgeweihten, die ihn aus seiner Indifferenz weckte, genauer: die Tatsache, dass es die Efferdkirche war, die sich hier mit einem Eigeninteresse zu Wort meldete. Das berührte ein anderes großes Vorhaben, das er seit einigen Monden auf den Weg zu bringen hoffte, zu welchem er den Zuspruch und Segen speziell dieser Kirche und dieses Gottes dringend brauchen würde. Und folglich, so entschloss Amaldo sich spontan, konnte es nicht schaden, sich der Gottheit und ihrem hier sprechenden Vertreter in eine wohlgefällige Erinnerung zu bringen. Die vorgeschlagene Kandidatin war die Tochter des Geweihten? Egal, er würde auch einen Delphin als Heiratskandidatin befürworten - diese Gelegenheit war zu passend, um sie verstreichen zu lassen.

In dieser Sitzung war Khardan Luntfeld der Sewamunder Delegierte - das war äußerst praktisch, weil es sich um einen seiner bürgerlichen Geschäftspartner handelte, mit dem er sich vorab auf Handzeichen geeinigt hatte, falls er selbst würde das Wort ergreife wollen. Er saß ihm nahe genug, damit dieser sein zurückhaltendes Räuspern vernehmen konnte und sich ihm zuwandte: auf eine Geste von Amaldos Händen hin nickte Khardan kurz und bat, nachdem Efferdobal di Camaros Redeflut abgeebbt und er, ein Marschland der Stille zurücklassend, in meerestiefes Schweigen zurückgewichen war (und welches hoffentlich nicht darauf hindeutete, dass des Geweihten Vorschlag in den Ansichten der meisten bereits als ungebührlich präjudiziert war), für den Justitiar seiner Stadt um das Wort. Auf seine Legitimation durch die Sprecherin hin erhob sich Amaldo.

"Verehrte Anwesende - vergebt mir, dass ich mit meinen Worten diese Debatte verlängere, doch als Amtsinhaber einer anderen Hafenstadt, nämlich des septimanischen Sewamund, dünkt es mich, dass die efferdgefällige Initiative meines Vorredners der Fürsprache wert ist! Wenngleich viele der Anwesenden meine Person und meine Ansichten in diesem erlauchten Hause zweifellos mit Recht als von nur geringem Gewicht erachten werden, so möchte ich doch die Stimme erheben im Namen eines Interesses, welche dem wiedererstandenen Horasien wohl ansteht - dem Interesse am Meer! Und wie mein Vorredner trefflich ausführte, ist das Meer das große Gut, welches in dem anstehenden casus nuptialis in der Waagschale liegt! Ist nicht Horasien durch Tapferkeit, Fähigkeit und Göttergefälligkeit seiner Seeleute und Admirale zur glorreichen Herrin des siebenwindigen Meeres geworden? Haben wir nicht die Pestbeule des Südens aufgeschnitten und mit Salzwasser ausgespült? Haben wir nicht unser Banner aufgepflanzt in der nördlichen Heimat thorwalscher Räuber, und hat nicht die Vortrefflichkeit unserer Kapitäne den Weg übers westliche Meer erschlossen? Warum nicht Einfluss nehmen auf den, der Alberniens Geschicke der See zuneigen mag, warum nicht mit den zarten Banden der Liebe binden, was andernorts nur Stahl und Feuer vermochte?"

Amaldo begann die Stärke seiner Stimme zu steigern: "Nicht für Wildermärker Ochsenpfützen oder Weidener Elfenweiher bieten wir die Hand einer Horasierin - wir tun dies für das Ohr eines Mannes, welcher, mitsamt dem großen Havena, über den gesamten Küstenstreifen herrscht, den das Raulsche Reich an diesem Ufer des Kontinents sein eigen nennt! Darum, verehrte Anwesende, seid in eurem Geist und im Bedenken eurer Entscheidung so weit wie das Meer selbst! Horasisch denken, Männer und Frauen des edlen Hauses, heißt groß denken, und mich dünkt, es ist der HErr Efferd selbst, der um Seines Ruhmes willen zu dieser Größe uns aufruft!"

Seinen letzten Satz steigerte er zur Fanfare: "Contra alanfanis torovaliisque per mare bella gerimus - propterea nubimus cum alberniis! Mit den Alanfanern und Thorwalern mögen wir zur See Kriege führen - mit den Alberniern lasst uns um seinetwillen heiraten!"

Er verharrte für einen Augenblick in dramatischer Pose und nahm sodann mit gemessener Würde erneut seinen Platz ein. "Hmm ...", dachte er bei sich. "Das war jetzt nicht alles logisch zwingend, aber ich hoffe, das Pathos macht es wett!"