Briefspiel:Ein Praiostag im Rondramond (5)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 9. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast in Urbasi Entstehungszeitraum: Winter 2010 bis Frühjahr 2011
Protagonisten: etliche Mitglieder der Signoria Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell Arbiato.png Dellarbiato, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai
Zyklus: Übersicht · Im Vorfeld · Eröffnung · Der Mund der Wahrheit · Machtwort und Valpoza-Problematik · "Der Löwe brüllt" · Militärische Gesamtüberlegungen · Nach der Pause · Abstimmung

Teil 5: “Der Löwe brüllt”


Autor: Dellapena

Als der Gonfaloniere seine Faust auf den Tisch hatte niederfahren lassen, war Leomar Romualdo aus seinen Gedanken aufgeschreckt. Er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, den verbalen Schlagabtauschen in der Signoria nur noch halbherzig zu folgen und die Zeit stattdessen zu Nutzen, um seine Gedanken zu sortieren. Mit einem halben Ohr hatte er natürlich mitbekommen, dass der dell'Arbiato mal wieder einige Spitzen in seine Richtung zum Besten gegeben hatte – nicht besonders überraschend. Wie hatte er nur glauben können, dass jemals ein Schulterschluss mit Ihnen möglich sein könnte – vermutlich wurde zum wiederholten Male die Torremund-Affäre aufgetischt. Zum Gähnen!

Nachdem es zu Beginn noch ganz interessant gewesen war, als es um die angeworbenen Söldner ging, hatten schon kurze Zeit später die üblichen Sticheleien wieder Überhand genommen. Wie kleinlich!

Priore Leomar

In dieser Zeit war er die ersten Ergebnisse zu den Lilienbande-Ermittlungen durchgegangen. Wenigstens diese hatte ihm seine Tochter zugänglich gemacht. Der Haussegen stand nicht zum Besten im Palazzo Lacrimosa seit Thalionmel Bargella war, aber davon musste zunächst einmal nichts nach außen dringen. Ihre Aufgabe erfüllt seine Tochter zumindest gewissenhaft, was ihn mit einem gewissen Stolz erfüllte.

Nun musste er aber einschreiten. Gonfaloniere Romualdo hatte versucht die Diskussion auf den nötigen Marudret-Feldzug zu fokussieren, nun drohte ihm die Initiative aber wieder zu entgleiten. Der Salsavûr war sein wichtigster Verbündeter hier und er musste ihm zur Seite stehen, ehe wieder die üblichen Grabenkämpfe die aufkommende sachliche Diskussion im Keim erstickt hätten:

"Valpoza hin oder her", rief er aus, "es ist wichtig, dass wir schnell zuschlagen und Härte zeigen. Ich gebe freimütig zu, dass auch ich zunächst bedachtes Vorgehen gefordert habe, aber die Situation war zunächst zu verworren und die Berichte von der Front", er benutzte dieses Wort bewusst, um klar zu machen, dass der Konflikt ein Schwelle überschritten hatte, die nur noch Waffengewalt als Lösung gelten lassen würde, "zu unsicher, um auf sicherem Grund zu handeln. Grundsätzlich hat sich an dieser unsicheren Faktenlage nichts geändert, aber die Berichte Yandrigas über die heldenhafte Verteidigung seiner Burg durch Baron Macrin ändern vieles!"

Er machte eine kurze Pause, um die Worte wirken zu lassen, ohne jedoch einem anderen Gelegenheit zu geben, ihm das Wort zu nehmen: "Ein Signor von Urbasi, einer von uns, sitzt auf seiner Burg und kämpft um sein Leben, sein Recht und die Besitzungen der Fürstlichen Gemeinde! Wir dürfen ihn nicht im Stich lassen und mit langem Gerede und endlosen Debatten um juristische Feinheiten zu Urteilen, die vor Jahren in gänzlich anderen Situationen fielen, den Vormarsch unserer Truppen verzögern!

Momentan behindern wir uns in unseren Eitelkeiten, Animositäten und Grabenkämpfen nur gegenseitig und lähmen die Kräfte Urbasis. Viele von euch", - Leomar zeigte in die Runde, "machen es unserem geschätzten Gonfaloniere und Priore militaris beinahe unmöglich, seine Aufgabe zu erledigen, indem ihr durch eigene Condottas oder unbedachte Militäraktionen in der Urbasiglia die Praios- und Rondragefällige Ordnung der Streitkräfte stört, die nötig ist, um in einer konzertierten Aktion zuzuschlagen.

Wir schlagen Folgendes vor:

Ad Primum: Alle Signori ziehen ihre selbst angeheuerten Söldnerkontingente aus der Gegend um Brasimento ab. Auch wenn die Unterstützung der edlen Vascinia sicher gut gemeint war", hierbei warf er einen Seitenblick auf seinen jungen Verwandten Tarquinio, "obliegt es dem Podestaten und Baron von Sibur hier für Ordnung zu sorgen. Wir gedenken die Silbernen Löwen in Marsch zu setzen, um in diesen Gebieten für Ruhe zu sorgen und uns den Rücken freizuhalten. Gleichzeitig werden damit wohl die Kritiker verstummen, die es nicht ertragen können, dass die Löwen während schwieriger Zeiten auch in der Stadt dem Gesetz zur Geltung verhelfen.

Ad Secundum: Die freiwerdenden Kontingente aus der Gegend Brasimento werden ebenso wie Valpozas Schar, der wir für diesen Feldzug wohl einmalig freien Durchzug durch die Südstadt erlauben können - die Zunftgarden werden sicher bereit sein, mögliche Übergriffe durch die Begleitung des Zuges zu verhindern und Signor Panthino wird sich sicher auch für den Condottiere verbürgen, wenn es nötig ist - dem Aufgebot der Fürstlichen Gemeinde zugeführt. Ebenso sollten wir Teile der Miliz ausheben, sowie die Cavallieres der Stadt Urbasi in den Heerbann einbringen, der dann dem Befehlshaber Romualdo di Salsavûr unterstellt wird, um den Marsch auf Marudret vorzubereiten.

Ad Tertium: Baldmöglichst sollten wir wieder daran gehen eine neue Gardeeinheit der Stadt aufzustellen. Unser militärischer Sachverstand lässt uns weiterhin zu einer leichten berittenen Einheit raten, jedoch sollte man auf die anfälligen Schusswaffen verzichten und die Reiter mit mittelschweren Handwaffen ausstatten. Dieses Unterfangen sollte möglichst rasch betrieben werden, um die Einheit noch im aktuellen Konflikt einsetzen zu können.

Ad Quartum: Es sei empfohlen die Kettenhunde, die nach wie vor in Siburetta stationiert und der Sache Urbasis treu verbunden sind, unter Sold zu nehmen, um gesicherte Berichte aus dem umkämpften Marudret zu erhalten. Diese Einheit ist erfahren in Kommandomissionen und im Häuserkampf und unser Schwiegersohn Drakon verfügt bekanntlich über einige besondere Möglichkeiten, schnelle Ergebnisse zu erzielen.

Soweit zu meiner bescheidenen Meinung, wie mit der aktuellen Situation umzugehen ist."

Mit der langen Rede hatte er den schnellen Wortwechsel zumindest etwas unterbrochen und bei aller Verbundenheit mit Gonfaloniere hoffentlich zeigen können, dass seine Erfahrung als Feldherr unter den Signori herausstach. Es stand zu hoffen, dass ab nun zielgerichteter diskutiert würde …


Autor: Aspoldo

Therengar konnte dieses hin und her nicht ausstehen. Grad sprach man noch über die Söldner-Geruechte und im nächsten Augenblick hatten die Marvinkos einen Handel mit Valpoza abgeschlossen. Mit erstaunlichem Elan stemmte sich Therengar aus seinem Sitz empor.
"Ein Handel mit Valpoza ist wohl das ungünstigste, was wir in dieser Situation tun können. Dem Söldnerführer in diesem Moment der Schwäche die Tore zu öffnen ist doch geradezu eine Einladung an diesen Schurken. Dem Wort dieses Mannes kann man ohnehin nicht vertrauen. Bedenkt nur, was er erst kürzlich mit den anderen Söldnerkontingenten in Urbet angestellt hat. Nein, da müssen vertrauenswürdige Söldner her. Die Donnerer oder die Bandiera Bianca sind wesentlich verlässlicher und noch dazu schlagkräftiger. Infanterie haben wir genug, wenn wir die Armillaneri und die Miliz ausschicken."

Kurz verschnaufte Therengar, bevor er fortfuhr.

"Die Familie Aspoldo wird ihre Kämpfer aus Brasimento abziehen, sobald die Brüder des Blutes mit gesenkten Fahnen das Feld räumen."

Trotzig reckte Therengar sein Kinn in die Höhe. Diese Söldnerbande hatte nicht nur Königin Salkya auf dem Gewissen, sondern auch seinen Sohn Mondino und viele weitere Familienmitglieder.

"Ich muss Signore Leomar jedoch in einem Punkt recht geben. Die urbasische Gardeeinheit muss wiederaufgestellt werden. Eine berittene Einheit erscheint tatsächlich am sinnvollsten. Die Ausrüstung sollte aus den Beständen meines Hauses auch in dieser kurzen Zeit in ausreichendem Masse sinnvoll sein."


Autor: Gonfaloniere

Priore Panthino ließ einige Augenblicke verstreichen – in Erwartung einer Wortmeldung Signore Grothos, der als Armbruster mit dem Bewaffnungsvorschlag Leomars nicht recht einverstanden schien. Doch als der Angroscho nur etwas in seinen Bart murmelte, erhob sich Panthino schließlich wieder.

“Signore Therengar, meine Unterstützung ist ihnen gewiss – in der Sache der Gardeeinheit”, wandte er sich an seinen Vorredner. An Leomar gerichtet: “Collega Priore, seid für die pragmatische – und einzig sinnvolle, wenn ich das hinzufügen darf – Haltung in der Sache Valpozas bedankt!”

Er deutete kurz ein wertschätzendes Nicken an.

“Die Vorfälle in Urbet, auf die sich Signore Therengar bezieht, liegen ja auch bereits drei Götterläufe zurück, und fanden in einer Zeit statt, da sich viele Anwesende selbst noch unversöhnlich gegenüberstanden. Valvassor Valpoza hat der Gemeinde, die ihm gegenüber scheinbar allein Verachtung übrig hat, seit dem Ende des Drachenkriegs nur treue Dienste geleistet.”

Erwartetermaßen fingen einige Anwesende wieder zu murren an, doch die Empörung schien sich abzuschwächen.

“Zu den Vorschlägen, Priore”, sah Panthino nach einem Blick in die Runde erneut Leomar an, “auch wenn sie teils schon auf nachfolgende Tagesordnungspunkte ausgreifen, sei vermerkt: Die Auflösung der Brasimento-Problematik erachte auch ich als dringend – ohne beteiligten Parteien, die ihr als Opfer der Uneinigkeit bezeichnet …” Ein Seitenblick traf niemand geringeren als den Gonfaloniere selbst. “… eine Teilschuld absprechen zu wollen. Die Notwendigkeit einer erneuten ‘Sicherung’ der Brasi-Güter durch die Silbernen Löwen sehe ich gleichwohl nicht! Auch diese stünden dem Heerbann Urbasis wider Comto Croenar weit besser zu Gesicht …”

Panthino machte eine kurze Pause, um weit vorwurfsvollere Worte herunter zu schlucken.

“Des Weiteren lehne ich entschieden eine Verwendung der städtischen Miliz außerhalb des direkten städtischen Umlands ab – derlei ruft nur den Unmut der Popoli hervor, ohne militärisch wirklich zu nützen”, fasste er sich dann betont kurz und setzte sich auch prompt wieder.