Briefspiel:Exkursion nach Althosamor/Unter Baronen

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab Praios 1045 BF Schauplatz: Markgrafschaft Goldfelsen und benachbarte Territorien Entstehungszeitraum: ab September 2022
Protagonisten: Auricanius und weitere Urbets, Kalman della Tegalliani, Doriana Solivino, Nepolemo van Kacheleen, Sumudan Talligon u.w. Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Familie van Kacheleen.png Kacheleen
Zyklus: Übersicht · Kalmans Ermächtigungen · Aurelias Journal I · Im Feuerschein · Unter Studiosi I · Unter Studiosi II · Unter Studiosi III · Unter Dozenten · Überfall · Erstes Blut · Unter Baronen · Braijaan · Fragen und Antworten

Unter Baronen

Autoren: Bella, Gonfaloniere

Fortsetzung von hier.

Doriana wagte kaum zu atmen, so nah standen die drei flüsternden Gestalten nun bei ihnen. Sie warf einen schnellen Blick auf die Ältere und stellte fest, dass diese angespannt und jederzeit zum Aufspringen und Kämpfen oder Weglaufen bereit war. Die Jüngere machte sich ihrerseits bereit.
„He!“, zerriss es da die Stille, sodass Doriana unwillkürlich zusammenzuckte. Sie waren entdeckt worden!
Im selben Augenblick, als jemand die Blende von der Laterne nahm und die Umgebung in helles Licht getaucht wurde, sprang sie fluchtbereit auf.
Sie hatte es nur dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass alle drei Männer von ihr abgewandt waren und offensichtlich jemand anderen entdeckt hatten, dass sie nicht sofort gesehen wurde.
Doch das ungewohnt helle Licht der Laterne hatte sie geblendet, weswegen sie nicht erkennen konnte, von was die drei Fremden abgelenkt waren.
„So trifft man sich wieder, Baron“, sagte da der mittlere ‚Flüsterer‘ mit einer ihr unbekannten Stimme.
Zu ihrer Überraschung sprang Rahjada nun ebenfalls auf. Sie hatte die Klingenwaffe kampfbereit in der Hand.
„Lauf!“, die ältere Studiosa sagte es mit ruhiger Stimme, aber dennoch so laut, dass die drei ‚Flüsterer‘ und wen immer sie entdeckt hatten, es unmöglich überhört haben konnten. Tatsächlich fuhren sie herum, die Laterne war nun auf die beiden Mädchen gerichtet. Doriana, der nichts Besseres einfiel, rannte los. Noch immer mit tanzenden, hellen Punkten vor Augen.
Sie blinzelte energisch und die Punkte, die seit dem blendenden Licht ihre Sicht störten, wurden schwächer. Nach wenigen Schritten sah sie kurz zurück, sie wollte ihre Schicksalsgefährtin dicht hinter sich wissen und hoffte, keine Verfolger auszumachen ...

Rahjada zitterte vor Anspannung, während das sich plötzlich von den beiden Studiosas abwendende Geschehen seinen Lauf nahm. Das Knacken, das die Aufmerksamkeit der ‚Flüsterer‘ von der Suche nach ihnen abgelenkt hatte, schien ihr das Wunder zu sein, das sie dringlich herbei gesehnt hatte. Dennoch erschauderte sie fast beim Gedanken, dieses Geschenk durch eine zu hastige eigene Reaktion wieder zunichte zu machen. Sie sah sich kurz um … und bemerkte, dass Doriana hinter ihr bereits aufgesprungen war.
„So trifft man …“ Rahjada sprang mitten im Satz selbst auf. „… sich wieder, Baron.“
Die Comtessa hörte die Worte, achtete aber gar nicht auf ihre Bedeutung.
„Lauf!“, forderte sie stattdessen die Jüngere mit möglichst ruhiger Stimme auf. Dies ließ die Laterne unmittelbar wieder zurückschwenken, mit diesmal geöffneter Blende!
‚Mist‘, ging ihr nur ein einziges Wort durch den Kopf, als sie merkte, dass sie nun selbst voll geblendet werden würde.

Poldoron wich instinktiv einen Schritt zurück, als die Blendlaterne auf ihn und Auricanius gerichtet wurde, nahm, als es ihm schwerfiel gegen das Licht etwas zu sehen, dann aber eine defensive Kampfstellung ein. Das eigene Schwert war dabei, wie es ihm Koromar gelehrt hatte, zu einer schnellen Konterattacke jederzeit bereit.
Die Vertrautheit der nächsten Äußerung des mittleren der ‚Flüsterer‘ irritierte ihn für einen Moment, ehe er sich besann: ‚Natürlich, der Talligon stand Auricanius in zwei Prozessjahren bestimmt Dutzende Male gegenüber!‘
Dann hörte er plötzlich Rahjadas Stimme hinter ihren Widersachern und sah, dass sich zumindest der Träger der Laterne unmittelbar wieder umdrehte.
‚Gut‘, war sein erster Gedanke; ‚Gar nicht gut, das ist Rahjada‘, der zweite.
Sofort danach sprang er vor, hielt mit dem vorgestreckten Schwert auf den nun halb abgewandten Laternenträger … und wurde von dessen Nebenmann, dem Talligon, pariert. Als der den Laternenträger mit einem leichten Stoß aus der Reichweite des Schwerts Poldorons schob, ließ der die blendende Lichtquelle fallen. Das Lampenöl spritzte in mehrere Richtungen und entzündete sich großflächig. Nur ein geistesgegenwärtiger Sprung zur Seite bewahrte den Träger davor, selbst vom Feuer getroffen zu werden.

Auricanius, der stehenblieb, als Poldoron zunächst zurückwich, hielt ihren Widersachern gleichfalls das scharfe Ende Neresians entgegen. Wie der Cavalliere drehte er den eigenen Blick gerade noch rechtzeitig weg, bevor er geblendet wurde.
Dann hörte er die hämischen, an ihn gerichteten Worte des ehemaligen Barons von Ucurino, ohne diesen selbst gegen das Licht genau ausmachen zu können. Seine Gesichtszüge verhärteten. Er hatte nun endlich den seiner gerechten Strafe Entflohenen direkt vor sich. Den mutmaßlichen Drahtzieher des Mordes an Panthino zudem …
„Lauf!“
Rahjadas Stimme riss ihn aus den nach Vergeltung rufenden Gedanken. Dann preschte Poldoron plötzlich vor und er machte etwas verzögert selbst zwei Schritte nach vorn. Im letzten Moment sah er dabei die Speerspitze des dritten ‚Flüsterers‘ auf sich selbst zuhalten, und parierte in höchster Not.

Rahjada war geblendet und wie erstarrt, als ihre beiden Verwandten gegen die ‚Flüsterer‘ anstürmten. Dann wurde ihr anhand des soeben Gehörten überhaupt erst klar, dass es sich bei einem von ihnen um Auricanius handeln musste. Sie hörte mehr, dass die Laterne zu Boden ging, als dass sie es sah. Und merkte dann, dass ihre Sicht zurückkam.
‚Doriana?‘ Ihr nächster Gedanke galt der Jüngeren, die aber nicht mehr zu sehen war. Für einen Augenblick überlegte sie, ob sie sich ebenfalls zum Lager flüchten sollte.
‚Was für ein absurder Gedanke‘, griff sie dann jedoch die von Doriana gereichte Klinge noch fester … und stürmte auf den mittleren der ‚Flüsterer‘ zu.

‚Wo ist Rahjada?‘, dachte Doriana verwirrt. Die hinter ihr vermutete ältere Studiosa war zurückgeblieben. Ohne darüber nachzudenken, verlangsamte sie ihre Schritte und versuchte, die Lage zu erfassen.
‚Immerhin kann ich wieder etwas sehen.‘, dachte sie erleichtert.
Noch im gleichen Wimpernschlag brach der Kampf los. Sie hörte das Klirren von aufeinanderprallenden Waffen und sah schemenhafte Gestalten, die sich im blendend hellen Licht der Laterne bewegten. Einen Augenblick später fiel die Laterne zu Boden und Flammen loderten auf.
Entsetzt verfolgte Doriana das schwer zu erkennende Geschehen, während sie sich gleichzeitig in Richtung Lager bewegte.
‚Hilfe! Ich muss Hilfe holen.‘, dachte sie.
‚Oder geh zurück und kämpfe!‘, meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf. Doch die schnelle Frage: ‚Wie denn? Mit was?‘, brachte sie wieder zum verstummen.
Das blinde Vorwärtslaufen und Zurückblicken ging ein paar Schritte lang gut, bis sie plötzlich gegen etwas prallte. Kein Baum, dafür war es zu weich ...
Sie riss den Kopf herum und starrte in das überraschte Gesicht eines breitschultrigen Mannes. Da schnellte geistesgegenwärtig die Hand des Fremden nach vorne und hielt sie fest, jedoch nur leicht, so als hätte er eine fortgelaufene Katze wieder eingefangen.
Doch die Studiosa war zu überrumpelt, um sich loszureißen.
„Wen haben wir denn hier?“ Ein weiterer Fremder, der ein Lächeln, das wohl charmant aussehen sollte, auf den Lippen hatte, lief in ihr Blickfeld. Er hatte ein Schwert in der einen Hand, in der anderen eine Fackel.
Bei dem Anblick der Fackel schoss Doriana wieder das Bild des ausbrechenden Feuers nur einige Schritte entfernt durch den Kopf. Leben kam in sie, sie musste hier weg und das Lager erreichen!
Aber als sie versuchte, sich mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung loszureißen, packte der breitschultrige Mann sie fester, so fest, dass es schmerzhaft wurde. „Lass mich los!“, sagte sie, ohne zu glauben, dass es einen Effekt haben würde.
„Oh nein, Kleine.“ Das Lächeln des zweiten Fremden wurde noch breiter. „Du bleibst schön brav bei uns. Vielleicht bist du uns ja noch von Nutzen.“
„Nenn mich nicht ‚Kleine‘!“, fauchte Doriana ihn an.
Das Lächeln wurde zu einem boshaften, überlegenem Grinsen.
„In einer solchen Position hast du nicht zu entscheiden, wie ich dich nenne, Süße.“
Er trat so dicht an sie heran, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte, dann hielt er ihr die Klinge seines Schwertes an die Kehle.
„Verstehst du jetzt, wovon ich rede?“

Sumudan Talligon sah den Umriss der jungen Angreiferin im Augenwinkel heranstürmen und machte im letzten Moment einen Schritt zur Seite, der sie ins Leere laufen ließ. Ein Schlag seines Schwerts gegen die leichte Klinge der Studiosa entwaffnete sie, mit dem anderen Arm packte er sie am Hals und nahm sie in den Würgegriff.
„Du willst es aber wissen“, hauchte er der tolldreisten jungen Dame mit einem genüsslichen Grinsen ins Ohr, während seine beiden Begleiter gegen den jungen Cavalliere und seinen Erzfeind, den Praioten, die Stellung hielten.
„Bringt ihr solche Dummheit bei …“, wandte er sich sofort danach an den Baron von Cindano, „… oder bringen die Schüler in Methumis die schon mit, wenn sie ankommen?“
Das überlegene Grinsen Sumudans wurde dabei noch breiter. Eine Antwort bekam er erwartetermaßen nicht. Erst dann bemerkte er, dass die beiden Männer umgehend von weiteren Angriffen auf seine Begleiter abließen. ‚Ich habe doch noch gar keine Drohung gemacht‘, wunderte er sich über die plötzliche Übervorsicht seiner Kontrahenten. Die standen verteidigungsbereit da, glotzten jetzt aber fast ängstlich auf ihn und seine gemachte Beute. Ungläubig sah er sich die in seinem Würgegriff zappelnde Studiosa nochmal genauer an. Dann verstand er und sein Grinsen wurde noch breiter.
„Scheiße, bist du die kleine Fürstin?“, fragte er sie direkt und lachte herzhaft auf. Er konnte sein Glück gerade kaum fassen.

Doriana erstarrte sofort und hielt den Atem an, als die Klinge so dicht an ihrem Hals lag. Sie starrte angsterfüllt in das hämisch grinsende Gesicht des Fremden und bekam kein Wort mehr heraus.
„Weiter jetzt!“, befahl der Fackelträger und ließ von ihr ab.
Zitternd rang sie nach Atem und fasste sich mit der freien Hand an den Hals. Noch nie war sie dem Tod näher gewesen, als eben gerade!
„Bist das harte Leben wohl nicht gewohnt, was?“ Wieder sprach nur der zweite Mann, derjenige, der sie festhielt, war anscheinend eher Beiwerk. Sie setzten sich in Bewegung, zu Dorianas Erstaunen in die Richtung, aus der sie gekommen war und nicht etwa zum Lager, wie sie vermutet hatte. Sie gab auf, sich gegen den Griff um ihren Arm zu wehren und lief mit.
„Wahrscheinlich bist du eine verdammt verwöhnte, kleine Adlige, die noch nie über ihre sichere Villa und die Universität hinausgeblickt hat. Ach, ihr Studiosi seid doch alle von diesem reichen Pack, die nicht wissen, wohin mit ihrem Gold!“, setzte der zweite Mann seinen Monolog fort. Er klang verbittert und hasserfüllt.
Die Studiosa schwieg, ihr Blick ruhte besorgt auf dem Schwert des aufgebrachten Fremden. Deswegen bemerkte sie auch nicht, wie ihre beiden Häscher langsamer wurden.
Erst als der Fackelträger „Scheiße, da vorne brennt‘s!“, sagte, sah sie auf.
Das Feuer, dessen Ausbruch sie beobachtet hatte, hatte sich noch weiter ausgebreitet und schon auf umliegende Büsche übergegriffen.
Doch viel wichtiger für sie waren die Gestalten, die sich vor den Flammen abzeichneten.
„Das ist der Baron! Schneller!“, meinte nun der Fackelträger und beschleunigte seine Schritte wieder.
„Rahjada!“, rief Doriana erschrocken aus, als sie die ältere Studiosa im Würgegriff eines Fremden erkannte. Auch zwei der anderen vor den Flammen stehenden Personen kamen ihr bekannt vor. Das waren doch der Cavalliere Poldoron und der Exkursionsleiter Auricanius von Urbet!
Sie konnte nicht verhindern, dass beim Anblick des Cavalliere und des Praiosgeweihten leise Hoffnung in ihr aufkeimte, doch noch lebend aus der Sache herauszukommen.

Rahjada wehrte sich nach Kräften gegen den Griff Sumudans, konnte sich aus selbigem aber nicht befreien. ‚Warum musste ich mich direkt auf ihn stürzen?‘, haderte sie mit ihrer eigenen Entscheidung, doch machte sie das eher noch trotziger als ängstlicher. Der verfluchte Verräter hatte sie ‚die kleine Fürstin‘ genannt! Was wagte er es, sein Ketzermaul überhaupt in ihrer Anwesenheit aufzumachen?
‚Na warte‘, setzte sie zu einem bösen Tritt nach hinten an, um ihn möglicherweise am Schienbein zu treffen und zu Fall zu bringen. Stattdessen durchfuhr ihr zutretendes Bein ein brutaler Schmerz. Ihr feiger Drangsalierer trug schwere Platte, wo sie ihn getroffen hatte. Ihr Tritt hatte ihr mehr geschadet als ihm. Gequält verzog sie das Gesicht und erlahmte in ihrer Gegenwehr.
‚Zumindest ist Doriana in Sicherheit‘, wollte sie sich selbst zureden, als erstmals Furcht ihre Kampfeswut zu überwältigen drohte.
Gerade da hörte sie den erschrockenen Ruf der Jüngeren.
‚Doriana, nein!‘ Ihre Gedanken rasten. War alles umsonst gewesen?

Poldoron stand wie erstarrt, doch jederzeit zur Parade bereit, vor den drei Verschwörern. Der Talligon hatte die Situation voll im Griff, seit er Rahjadas habhaft wurde. Warum musste die Familienerbin so impulsiv, so unüberlegt agieren? Er bewunderte ihre Verwegenheit insgeheim oft genug, doch diesmal hatte sie den Bogen überspannt!
Da er sich selbst keinen Rat aus dieser ausweglos erscheinenden Lage wusste, sah er verstohlen zu Auricanius. Der Baron schien weniger verzweifelt zu sein als er selbst, wirkte konzentriert, und machte doch keine Anzeichen, einen Ausweg parat zu haben.
„Rahjada!“, ertönte da von rechts die Stimme Dorianas. Zwei weitere Schergen des Talligon rückten mit der gefangenen Studiosa aus der Familie Solivino ins Blickfeld des Cavalliere. Sein Herz schien ihm dabei schon in der Bauchgegend zu hängen …

Hier geht es weiter.