Briefspiel:Exkursion nach Althosamor/Unter Dozenten

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab Praios 1045 BF Schauplatz: Markgrafschaft Goldfelsen und benachbarte Territorien Entstehungszeitraum: ab September 2022
Protagonisten: Auricanius und weitere Urbets, Kalman della Tegalliani, Doriana Solivino, Nepolemo van Kacheleen, Sumudan Talligon u.w. Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Familie van Kacheleen.png Kacheleen
Zyklus: Übersicht · Kalmans Ermächtigungen · Aurelias Journal I · Im Feuerschein · Unter Studiosi I · Unter Studiosi II · Unter Studiosi III · Unter Dozenten · Überfall · Erstes Blut · Unter Baronen · Braijaan · Fragen und Antworten

Unter Dozenten

Autoren: Gonfaloniere, Kacheleen

Windstag, 11. Ingerimm, in den Goldfelsen oberhalb der Tegalquelle

„Letzter Nachschlag jetzt“, schallte es durchs Lager der Exkursion. Die Essenszeit gerade für die Studiosi war damit fast abgeschlossen.
„Ich komme schon“, brüllte eine andere Stimme zurück, die natürlich Orbano, dem stets hungrigen Spross der Juweliersdynastie Desterzia aus Belhanka gehörte.
‚Auf ihn ist Verlass‘, musste Auricanius schmunzeln. Es war erstaunlich, wie sich selbst in einer so ungewohnten Umgebung wie dem Hochgebirge unter den Studiosi immer wieder solche Rituale herausbildeten.
Dann ging der Blick des Praios-Geweihten wieder zurück zur Karte, die auf dem Tisch im Leitungszelt der Exkursion ausgebreitet war. Eine Handvoll Dozenten und Experten stand oder saß drumherum, zum Teil mit aufgeschlagenen Notizbüchern, zum Teil mit bereits geborgenen Exponaten, die weiterer Untersuchung bedurften, in der Hand. Diese Besprechung vor allem des geplanten Ablaufs des Folgetags war ihr allabendliches Ritual.
„Werden wir es morgen bei Tageslicht bis zur Stätte Nr. 10 schaffen?“ Cyrana di Pervazzo, die nur wenige Jahre jüngere Dottora, sah Auricanius an und deutete mit dem Finger zugleich auf einen hervorgehobenen Punkt auf der Karte. Diese markierten die vermuteten Verstecke der Aufständischen des Unabhängigkeitskriegs.
„Das werden wir sicher“, antwortete der Angesprochene. „Aber ob wir bei Tageslicht auch noch viel Zeit für die Erkundung der Stätte haben, wird vom Fortkommen abhängen. Wenn’s gut läuft, bleiben zwei, vielleicht drei Stunden. Ansonsten werden wir zunächst das Lager aufschlagen müssen und erst übermorgen mit der Erkundung beginnen können.“
„Wie steht es um den Knöchel?“ Farbonius Folbermanns Frage war an Cyrana adressiert.
„Er fühlt sich gerade gut an.“ Dabei beugte sie sich vor und rieb an ihrem Unterschenkel. „Das ungewohnte Auftreten hat darüber aber zu Verspannungen geführt. Und es war nicht den ganzen Tag über so schmerzfrei.“
Cyranas Sturz auf einem Geröllfeld vor zwei Tagen hatte zu leichten Verzögerungen geführt, über die sich die Betroffene mit am meisten ärgerte. Auricanius war jedoch sehr froh, wenn dies die größte Unbill blieb, die ihnen während der Exkursion widerfahren sollte.
„Meister Nepolemo“, wandte er sich deshalb auch an einen der anderen Gelehrten im Zelt, „benötigt ihr noch Hilfe beim Transport eurer Fundstücke?“

Tief in Gedanken versunken hörte Nepolemo seinen Namen. Irritiert und aus seinen Gedanken herausgerissen sah er, dass das Tageslicht abgenommen hatte. Wieviel Zeit er sich wohl dieser ausgesprochen alten Fundstücke gewidmet hatte, konnte er gerade nicht feststellen. Einige Zeit muss es wohl gewesen sein.
Als er der Stimme nachging und Auricanius erblickte, sprach er: „Euer Gnaden, habt Dank. In der Tat wäre es von großem wissenschaftlichem Nutzen, diese Fundstücke fachgerecht zu bergen, besonders gut zu verpacken und mitzunehmen. Doch lasst mich vorher noch eine Skizze anfertigen und die Gegenstände entsprechend katalogisieren.“
Bei den letzten Worten zückte er sein lederumwickeltes Notizbuch.

„Ihr habt heute Abend alle Zeit der Welt dafür“, lächelte der Geweihte sein Gegenüber an. Dessen Antwort verriet ihm schon, dass er dem Gespräch davor nicht allzu aufmerksam gefolgt war. „Ich wollte eigentlich wissen, ob ihr für den weiteren Transport morgen noch Hilfe benötigt. Wir könnten euch noch eins der Packtiere zuteilen, wenn es hilft. Die Vorräte lassen sich inzwischen auf einem weniger verteilen, deshalb.“
Er sah den Gelehrten mit fragendem Blick an.

Dankbar lächelte Nepolemo, während er sprach: „Da habt ihr wohl Recht. Es ist bislang einiges zusammengekommen. Es wird einige Zeit dauern, es ordentlich zu verpacken. Vielleicht könnt ihr mir zwei tüchtige Burschen schicken? Die Möglichkeit ein Packtier zugeteilt zu bekommen, nehme ich dankbar an. Wenn ihr einen kurzen Augenblick habt, zeige ich euch ein besonderes Stück Zeitgeschichte.“
Dabei schaute er sein Gegenüber erwartungsvoll an.

Auricanius sah sich kurz zu den anderen Dozenten um, doch die schienen erstmal auch ohne ihn auszukommen.
„Natürlich, Nepolemo. Ihr wisst, dass ich ein weitgefasstes Interesse an der Historie habe.“
Dann machte er ein paar Schritte, halb um den Tisch mit der Karte herum, und stand wenige Augenblicke später an der Seite des van Kacheleen.

Nepolemo war sich schon sehr sicher, was er da gefunden hatte. Er hatte nicht an dieser Stelle mit solch einem Fund gerechnet, doch spiegelte es das Wesen dieser Expedition wieder.
Während Auricanius um den Tisch herum kam, holte er aus einer Truhe einen in ein Tuch gewickelten Gegenstand hervor. Sehr vorsichtig legte er diesen vor sich auf den Tisch.
Die Karte der Region, die dort neben anderen Karten lag, zeigte die Berge, in denen sie sich augenblicklich befanden. Eine weitere Karte lugte unter dieser hervor und zeigte einen kleinen Ausschnitt aus der unmittelbaren Umgebung. Die letztere Karte schien von Nepolemo selbst skizziert worden zu sein. Auch befanden sich Ziffern an diversen Stellen wieder.
„Schaut selbst“, dabei wickelte er vorsichtig das Kleinod aus.
Auricanius sah einen spitzen Stein, der offensichtlich Spuren einer Bearbeitung aufwies.
„Seht ihr diesen bearbeiteten Stein?“ Nepolemo schaute mit prüfenden Blick auf das Kleinod. „Er ist etwa 2 Spann lang und fast 2 Finger breit. Bearbeitetes Steinwerkzeug. So wie ich es sehe mit einer Klinge. Diese Klinge könnte sogar eine Messerklinge sein. Die Kanten des Steines sind einfach bearbeitet.“
Er räusperte sich kurz.
„Ich schlussfolgere, dass es eine charakteristische Bearbeitung sein könnte. Die für dieses Werkzeug angewandte Bearbeitungstechnik könnte sicherlich als eine Neuerung der Epoche gelten, als es noch Echsenwesen in dieser Region gab. Im Lieblichen Felde wurde diese Technik hauptsächlich von Goblins angewandt.“
Seine letzten Worte sprach er mit Bedacht, aber auch fragend.
„Wisst ihr was mich stutzig macht?“

Auricanius folgte den Ausführungen Nepolemos aufmerksam, aber vielleicht erstaunlicherweise nicht überrascht. Das Lächeln des Geweihten war zwar nicht aufgesetzt, mochte jedoch trotzdem etwas verbergen. Vor allem als Nepolemo von ‚Goblins‘ sprach, schien ihn der Geweihte abschätzend zu fixieren.
„Ähm … nein“, beantwortete Auricanius die Frage. „Was macht euch stutzig?“

„Zuerst sah ich es nicht, da mich der Fund in dieser Umgebung zu sehr abgelenkt hatte.“ Nepolemo klang vorwurfsvoll zu sich selbst.
„Es sieht zu vollendet aus. Seht ihr diese nachpolierte Stelle am hinteren Ende?“ Vorsichtig wendete Nepolemo den Gegenstand und zeigte auf eine bestimmte Stelle.
„Hier wurde offenkundig nachgearbeitet … und das zu einer späteren Zeit. Diese Poliertechnik gab es erst viele Hundert Jahre später … um nicht zu sagen, in der Zeit um 600 bis 750 BF.“
Grübelnd und noch immer nicht zufrieden kratzte er sich an der Stelle, wo sein Haupthaar langsam zurückwich.
„Es gibt weitere Gegenstände. Ähnliche.“

Der Geweihte konnte den Ausführungen des van Kacheleen nicht zur Gänze folgen und legte die Stirn in Falten.
„Der Stein ist schon vor sehr langer Zeit bearbeitet worden, von Goblins, wenn ich euch richtig verstehe, ja? Aber poliert wurde er erst vor 300, 400 Jahren? Also möglicherweise in der Zeit des Unabhängigkeitskriegs? Interessant …“
Auricanius sah Nepolemo dabei an, als wolle er von ihm eine Bestätigung haben, dass das soeben Rekapitulierte das war, was zuvor ausgeführt wurde.

Nepolemo nickt kurz bestätigend.
„So scheint es. Zumindest bei diesem Gegenstand. Allerdings bedarf es weiterer und eingehender Untersuchungen, die im Hier und Jetzt in der dafür notwendigen Komplexität nicht angestellt werden können. Dafür nehme ich mir im Nachgang an unsere Expedition die Zeit.“
Er schien soweit zufrieden.
„Aber diese Gegenstände ...“ Er zeigte auf eine kleine Truhe am Tisch, direkt vor Auricianius, mit weiteren, sehr ähnlichen Gegenständen. „... diese ähnlichen Gegenstände sind zweifelsfrei wesentlich jüngeren Datums. Sie wurden anders, aber eindeutig von goblinischen Können und Hand bearbeitet. Nicht so fein und wahrlich auch äußerst zweckorientiert, aber goblinisch.“ Dabei nahm er einen der Gegenstände aus der Truhe, hielt diesen gegen das spärliche Licht und schaute sich prüfend diesen an und drehte diesen dabei.
„Sei es drum, das Essen ist bald vorüber. Eurer Gnaden, sollten wir den letzten Nachschlag noch zu uns nehmen?“