Briefspiel:Königsturnier/Wächterpflichten

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Horasturnier.png Geschichten am Rande des Königsturniers Horasturnier.png
Datiert auf: 24. Rahja 1038 BF Schauplatz: Arivor Entstehungszeitraum: Juli/August 2015
Protagonisten: Folnor von Firdayon-Bethana, Travian di Faffarallo, Niam von Weilenschein, Isonzo Honorio von Punin und weitere Autoren/Beteiligte: Haus Firdayon-Bethana.png Athanasius


Die Briefspielgeschichte Wächterpflichten findet am Rande des Königsturniers in Arivor statt und setzt Inhalte der Geschichten Briefspiel:Königsturnier/Ehrenangelegenheiten sowie Einen Mörder zu morden? fort.

24. Rahja 1038 BF, Arivor, Geronsbahn

Folnor von Firdayon-Bethana war auf die Geronsbahn zurückgekehrt, um, wenn er schon nicht selbst aufs Pferd steigen konnte, dem Aufeinandertreffen von Tilfur von Eskenderun und Adalrik von Schreyen beizuwohnen. Wenn es nach ihm ginge, dann würde einer dieser beiden das Turnier für sich entscheiden. Er war geblieben, als die anderen Tjoster ihre Duelle ausfochten, immerhin war mit Mondino von Calven auch ein Mann unter den Streitern, der seinen Onkel Erlan von der Geronsbahn getrieben hatte. Als sich dann im letzten Duell des Tages Travian di Faffarallo, der Heiligenmörder, und Sirlan di Matienna, ein ponterranischer Ritter in Diensten Toricums, gegenüberstanden, war Folnor bereits nicht wenig erschöpft von der sengenden Hitze. Aber er konnte sich dennoch nicht von der Bahn entfernen. Die Taten des Condottiere hatten auch Folnors Schicksal verändert. Wäre Salkya Firdayon nicht bei Westfar unter dem Rabenschnabel di Faffarallos gefallen – dann wäre nicht nur die Geschichte des Reiches anders verlaufen, sondern er wäre vermutlich heute nicht Baron von Aldyra und Erbe des mächtigsten Mannes im Reich. Den Arinkener kannte Folnor zwar nicht, aber er war angeblich damals im Gefolge Salkyas gen Urbet geritten und konnte also kein schlechter Streiter – oder Mann – sein.
Schließlich begann das Duell, das sich anders entwickelte, als es Folnor vermutet hätte. Schon im Zweiten Lanzengang hatte der Arinkener den Heiligenmörder bezwungen, mit heftigen Treffern! Folnor gehörte zu jenen, die mit einer schwachen Genugtuung den Fall des Condottiere beobachteten, wenn er sich auch nicht den Schmährufen des Popolo anschloss. Doch dann verwirrten sich die Ereignisse. Di Faffarallo wurde, offenbar schwerer verletzt als zunächst erwartet, vom Feld getragen – und Sirlan di Matienna von den Persevanten der Turniermarschallin Elvena d'Abbastanza zum Gespräch gebeten.
Dann verkündete Signora d’Abbastanza, dass sich Sirlan unerlaubter Ausrüstung bedient habe, sich daher aus dem Turnier zurückziehe und der verletzte Condottiere einstweilen zum Sieger erklärt werde! Das Volk kochte und auch der Baron war zutiefst verwirrt. Bald schon stürmte der ein oder andere wütende Arivorer auf die Geronsbahn. Nun war es an den Ardariten – selbst nicht eben Freunde des Condottiere – die wütenden Bürger davon abzuhalten, zum Verletztenzelt zu rennen.
Folnor beschloss, zu helfen. Immerhin war er als Adliger des Reiches aufgerufen, den Dienern der Rondra zu helfen, wo es nötig und möglich war.

Einige Zeit später, vor einem Lazarettzelt

Einige Zeit später fand sich Folnor von Firdayon-Bethana allein vor dem Zelt wieder, in dem Travian di Faffarallo behandelt wurde. Drinnen war ein schmerbäuchiger Medicus mit gepudertem Haar zu Gange. Die letzten beiden Wächter, zwei Ardariten, die zuvor noch gemeinsam mit Folnor am Zelt gestanden hatten, waren vor wenigen Augenblicken abgeordnet worden, um dabei zu helfen, das noch immer wütende Volk zu beruhigen. Folnor wünschte jetzt, er hätte seinem jüngeren Bruder erlaubt, mit ihm auf die Turnierbahn zu kommen. Aber nach seinem Alleingang des letzten Tages, hatte er ihm dies verboten. Nun stand er allein in der sengenden Hitze dieses Sommertages. Dem Medicus wollte er auch nicht unbedingt Gesellschaft leisten. So wartete er also weiter vor dem Zelt, um ausgerechnet den Mann zu bewachen, der die "Heilige" Salkya getötet hatte...
Die Zeltplane wurde zurückgeschlagen und der Medicus stand vor ihm, seine Hände waren blutig. Er wischte sich mit einem ebenfalls blutigen Tuch die schwitzende Stirn und wandte sich dann hastig an Folnor. „Signore...Comto, Ihr bleibt zurück. Ich muss unbedingt diesen Magier holen. Ein Stück Panzer hat sich mit der Lanze ins Fleisch des Condottiere gegraben, ich fürchte, ohne arkane Hilfe ist der Mann verloren.“ Der Medicus lauschte kurz dem Lärm, der vom Schwerterfeld herüberdrang. „Am besten lasst Ihr niemanden zu ihm.“ Ohne lange zu warten, eilte der Medicus davon.
Eine Weile hörte Folnor unbewegt weiter den Unruhen von der Turnierbahn zu, die durch eine Reihe von Zelten von seinem Blick getrennt war. Langsam beruhigte sich die Menge zwar, aber von den anderen Wächtern war noch immer niemand zu sehen. Ein prüfender Blick ins Zeltinnere verriet einen dunklen Schemen, der auf einem Tisch in der Mitte lag. Er atmet noch. Folnor steckte rasch den Kopf wieder an die Luft. Dadrinnen stank es nach Tod.
Schritte ließen ihn sich umwenden, die Hand am Griff seines Langschwertes. Er entspannte sich etwas, als er Niam von Weilenschein, die Persevantin der Turniermarschallin erkannte. Sie strebte nach kurzem Zögern auf das Turnierzelt zu und blieb mit gerunzelter Stirn stehen, als Folnor ihr den Weg verstellte. „Entschuldigt, Signora, aber der Medicus hat mich angewiesen, niemanden vorbeizulassen.“
Niam grinste humorlos. „Aber das gilt doch nicht für mich, mein lieber Baron!“ Sie hatte ihn offenbar erkannt. Folnor zögerte, schüttelte dann aber den Kopf. Die Miene der Waffenmeisterin Arivors verfinsterte sich. Dann warf sie einen Blick über die Schulter. Irgendetwas schien sie zu beunruhigen.
Sie musterte ihn kurz. Dann änderte sich etwas in ihrem Gesicht.
„Folnor, Comto... Dort drinnen liegt der Mann, der unsere wahre Königin, Eure Base, getötet hat. Der Mann, der für hundertfachen Tod von tapferen Rondrianern bei Westfar verantwortlich ist. Er wird vermutlich ohnehin sterben. Ich habe den Medicus reden hören. Lasst mich zu ihm.“
Folnor straffte sich, war aber noch unschlüssig. Er hatte Salkya Firdayon kaum gekannt und sein Vater hatte über die „Rebellion“ der Ardariten auch wenig Gutes zu berichten gehabt. Niam fuhr eindringlich fort: „Ich werde Euch etwas anvertrauen. Die Niederlage des Heiligenmörders gegen Signore Sirlan war kein Zufall. Und auch nicht das Ergebnis des großen Kampfgeschicks des Arinkeners. Jemand hat dafür gesorgt, dass das passiert. Jemand, der das bei diesem Turnier nicht zum ersten Mal getan hat – und nicht zum letzten Mal tun wird!“
Die Gedanken des Barons rasten. Er hatte von dieser Entführung der Sirensteen und vom nächtlichen Angriff auf Dareius Amarinto gehört. Natürlich war er dazugestoßen, als man den leblosen Körper der Löwenritterin Oljana von der Geronsbahn getragen hatte, die Kehle von der Lanze des Schwarzen Turms zerrissen.
„Amarinto, Oljana...?“
Die Waffenmeisterin nickte. „Und Ihr auch, Folnor.“ Der Baron stockte. Er wusste selbst wie knapp er beim Kampf mit Torreon de Torri dem Tode entronnen war. War das alles Sabotage?
Niam von Weilenschein nickte mit eisiger Miene, als habe sie seine Gedanken gelesen. „Und es wird nicht das letzte Mal sein.“ Sie deutete noch einmal auf das Zelt. „Lasst mich hinein, nur kurz. Und ich will Euch sagen, wer dahintersteckt. Sonst wird es wieder passieren. Und wieder...“
Folnor zögerte. Der Stoß Torreons hatte ihn nicht besiegt, aber er hatte ihn das Turnier gekostet. Ihm beinahe die Ehre genommen. Und wer weiß, wer noch alles zu Schaden kommt! Er machte einen Schritt zur Seite.
Niam lächelte und betrat das Zelt. „Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen.“ Sie trat an die Bahre, auf der der Heiligenmörder lag. Der Mann war ohne Bewusstsein, er stammelte irgendwelche sinnlosen Worte. Fieber. Er stirbt. Die Waffenmeisterin nahm einen langen Dolch, der in ihrem Gürtel gehangen hatte. Sie blickte auf den Condottiere herab und flüsterte einen Namen.Isida.“ Sie hob den Dolch.
„Halt.“ Folnor trat einen Schritt ins Zelt hinein. „Das ist nicht recht!“ Die Waffenmeisterin fluchte. „Jetzt ist es zu spät für Reue, Comto! Ein Leben für ein Dutzend Leben... oder mehr.“ Sie zeigte mit dem Dolch auf di Faffarallo. „Oder wollt Ihr einen Miles, der andere Tjoster aus dem Weg räumt, um zu gewinnen?“ Sie wandte sich wieder zum Heiligenmörder um. „Benutzt Euren Dolch und ich muss mein Schwert benutzen.“ Folnor zog die Klinge halb aus der Scheide. Niam von Weilenschein zögerte nur kurz, suchte seinen Blick. „Tötet mich und Ihr werdet nie erfahren, wer dahintersteckt.“ Sie wandte sich wieder zum Heiligenmörder um. „Es ist nur ein Stich...“
Blut quoll hervor und färbte das weiße Gewand rot. Ein Stöhnen kam über die Lippen, dann sank der Körper zusammen, fiel auf die Bahre.
Folnor von Firdayon-Bethana atmete schwer. Er legte sein Schwert auf den Tisch mit den Utensilien des Medicus. Dann blickte er auf den Leib Niams von Weilenschein hinab um den sich eine rasch größer werdende Lache bildete. Er schaute zum Zelteingang hinüber. Sie würden ihn bei der Leiche finden. Er würde nicht erneut vor seiner Verantwortung fliehen. Man würde ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Aber es musste sein.
Folnor von Firdayon-Bethana blickte auf den Mann auf der Bahre, betrachtete, wie sich sein Brustkorb hob und senkte.