Briefspiel:Luca di Onerdi gegen Amaldo di Matienna

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Briefspielgeschichte aus: Städteübergreifendes Briefspiel
Zyklus: Briefspiel:Die 12 Duelle der Luca di Onerdi
Datum (aventurisch / irdisch): Tsa 1034 BF / Ende 2011
Beteiligte (aventurisch / irdisch): Luca di Onerdi und Amaldo di Matienna; Arana von Shenilo, Diener und Zuschauer / Haus Onerdi klein.png Nicolo Faellan, Haus di Matienna klein.png di Matienna
Schauplatz: Burg Banquirfels


Im Tsa 1034 BF trifft Luca di Onerdi in einem bemerkenswerten Kampf auf den alternden Recken Amaldo di Matienna.

Eine Burg am Banquir

Schauplatz: Burg Banquirfels und die Turnierbahn (südwestlich, nicht mehr im Bild)

Es war ein kühler Tag Ende Tsa 1034 BF, als Luca di Onerdi ihren Streitwagen von Nordwesten kommend auf die alte Burg Banquirfels zulenkte, deren Herren Amaldo di Matienna sie zum Kampf gefordert hatte. Um genau zu sein, war der Tag eben warm genug, um Schnee zu Matsch zu machen, aber mehr als kalt genug, um kalte Nässe durch alle Kleider ziehen zu lassen. Piro, ihr treuer Begleiter durch das Donnersturmrennen, ritt hinter ihr und führte dabei Lucas Schlachtross, sowie ein Packpferd mit den wenigen Dingen, die für einen Besuch in Arinken nötig waren. Luca warf einen Blick den Berg hinunter und dankte im Stillen den Händler, den sie in Orsofina getroffen hatten, für seinen Rat. Der Mann hatte ihr dringend empfohlen, den Weg von Norden nach Arinken zu nehmen, und wenn sie sich den Weg von Süden so besag, wäre sie womöglich direkt an der Stadt vorbeigeritten. Kein Wunder, versperrte doch ein Ausläufer des Banquirfelses den Blick auf die Stadt.

So aber hatten sie die Burg erreicht und ritten in den Innenhof. Den ersten Innenhof, um genau zu sein. Eine Wache stand gelangweilt am Tor und schien sie nicht zu bemerken. Als sie näher hinsah, merkte Luca, dass der Mann eingeschlafen war. Weiter ging es an der gewaltigen Schildmauer vorbei zum zweiten Innenhof, der ebenfalls erschreckend leer war. Erst im dritten begegneten die beiden wieder Menschen, und einer dieser Menschen, ein dürrer Mann, der so aufrecht ging, als habe er sich an einer Lanze verschluckt, kam auf sie zu. Er stellte sich mit gestelzten Worten als Bal Salvamêt vor, persönlicher Sekretär Amaldos, und fragte, ob sie den Burgherren auch zu sprechen wünschten, oder nur zur Besichtigung der Anlage hier seien. Luca machte ihr Anliegen deutlich und bemerkte, man erwarte sie womöglich, doch Bal erwiderte, der Herr habe ihm nichts dergleichen gesagt. Erst nach einigen Minuten war er dann bereit, die Cavalliera zu Amaldo zu führen, nicht ohne anzumerken, wie sehr dies den wohl organisierten Tag durcheinander bringe.

Eiligen Schrittes führte der Sekretär Luca nun in ein wuchtiges, dunkles Gebäude. Innen wurde mit Beleuchtung, nicht aber mit Abzweigungen, Ecken und verwinkelten Fluren gegeizt. Kaum hatte Luca einmal für einen Moment und nur im Vorbeigehen einen an der Wand hängenden Holzschnitt betrachtet, da hatte sie Bal auch bereits verloren. Sie befand sich an einer Flurkreuzung, und Bal konnte jede Richtung genommen haben. Zu ihrer Rechten schlug eine Tür, also folgte sie dem Gang, nur um wenige Schritt später am Ende des Ganges auf drei Türen zu stoßen: Eine große Tür in der Mitte, eine schwere Pforte an der linken Wand unmittelbar vor den beiden anderen und eine verzierte rechts neben der mittigen. Luca zögerte, doch dann hörte sie ihren Namen von irgendwo hinter der verzierten Tür. Nur normal, dass es die schmuckvolle Tür war, dachte sie bei sich, doch etwas verwirrt davon, dass Bal sie beim Vornamen gerufen hatte. Unbekümmert ob dieses Missgriffs in der Etikette öffnete sie die Flurtür – und stand im Dunkeln. Luca hustete, das Öffnen der Tür hatte viel Staub aufgewirbelt. Was hatte das zu bedeuten? Ihr Name? Die Cavalliera nahm eine Fackel aus einer Halterung im Flur und leuchtete in den Raum. Die Kammer war niedrig, kaum mehr als zwei Schritt, aber ihre Schritte hallten von den Wänden wieder. Ein großer Raum, aber ohne jede Einrichtung, lediglich einige Regale standen zur rechten Wand. Sie machte einige vorsichtige Schritte und meinte, erneut ihren Namen gehört zu haben. Luca... Plötzlich erschrak sie. Das Licht der Fackel fiel auf einen großen Stapel Holz. Gesplittert, teilweise mit verbogenem Metall beschlagen und mit abblätternder Farbe bemalt. War das dort der Rest eines Rades? Und hier, könnte dies eine Deichsel gewesen sein? Luca schauderte. Dies musste der Wagen sein, mit dem Benedict di Matienna verunglückt war, bei den 1000 Meilen von Yaquiria. Woher kam nur die Stimme?

Nach einem Augenblick fasste sie den Entschluss, es besser nicht genauer wissen zu wollen. Schnell drehte sie sich um und verließ den Raum. Um ein Haar wäre sie dabei mit Bal zusammengestoßen! Wo sie denn geblieben sei, ob sie sich verlaufen habe, was sie denn gerade in der Abstellkammer zu suchen habe, wollte er wissen, und, warum sie so blass sei. Luca entgegnete, im kargen Licht dieser Burg müsse ein jeder blass aussehen, ob er sie denn nun endlich zu Amaldo führen könnte.

Der Herr vom Banquirfels

Schließlich betrat sie mit Bal einen übergroßen Rittersaal, geschmückt mit altertümlichen Holzschnitzereien, archaischen Waffen und einem Bärenfell. Am anderen Ende des Saales stand ein hünenhafter Mann. Das musste Amaldo sein. Neben ihm stand Arana von Shenilo, Schwertschwester der Kriegsgöttin und Richterin über das Duell. Die beiden gaben ein ungleiches Bild ab: Schon mit seiner schieren Körpergröße, aber auch den breiten Schultern - und seiner Bassstimme, wie Luca alsbald bemerkte - strahlte Amaldo Tatkraft und Autorität aus. Wahrscheinlich bewusst verstärkte er diesen Eindruck noch durch die edlen, schweren Gewänder und seinen prächtigen, weißen Vollbart. Die Rondrianerin neben ihm wirkte winzig, war sie doch sicher anderthalb Spann kleiner, und weder vom Alter noch von der Statur konnte sie mit Amaldo mithalten. Doch auch sie strahlte großes Selbstbewusstsein aus und machte viel mit ihrer charismatischen Erscheinung wett.

Bal kündigte den beiden ein wenig kompliziert und langatmig die Besucherin an, Luca trat vor sie und grüßte beide nach rondrianischer Art. Auf die Frage der Shenilesin, ob sie gut hergefunden habe, entgegnete Luca, die Reise zur Burg sei ereignisloser gewesen, als der Weg vom Hof in den Rittersaal. Amaldo schien dieser Aussage keine weitere Bedeutung beizumessen. Vielmehr bedankte er sich mit donnernder Stimme für die Gelegenheit, sich in den hehren Künsten zu beweisen, ohne dafür ehrlosen Pertakken oder gar Serilliern gegenüberstehen zu müssen. Auch die Herausfordererin dankte für die Ehre, einen so weit bekannten Meister fordern zu dürfen. Ob ein rondrianischer Segen für das Duell gewünscht sei, machte sich die Geweihte bemerkbar. Beide Kontrahenten entschieden jedoch nach kurzer Beratung, dass dies wohl nicht erforderlich sei.

Nach einem kurzen Gespräch über die Lage im Reich und eine nicht lang zurückliegende Kronkonventsdebatte kam ein Diener herein, der einige Speisen zur Stärkung brachte. Luca nahm ein wenig von Weißbrot und Ziegenkäse und einen Peraineapfel, Amaldo dagegen verschmähte jede Art von Speise und trank nur einen Becher Wein. Dies dafür jedoch beinahe in einem Zug, bevor er den Becher wieder auf den Tisch schlug…

Nun meinte der Burgherr, die Damen mögen ihm in die Waffenkammer folgen, er müsse eine Auswahl treffen. Bal folgte ihm mit verdrießlicher Miene. Schon auf dem Weg aus dem Saal hinaus zeigte sich, warum, als Amaldo begann, die ein oder andere Waffe von der Wand zu nehmen und sie dem Diener zuwarf. Luca wiederum wunderte sich, hatte sie die seltsamen Kriegsgeräte im Saal doch nicht für nutzbar gehalten. Nach kurzem Marsch durch völlig verwirrende Gänge erreichten sie die Waffenkammer und Amaldo begann, auszusuchen. Bald schien der arme Sekretär beinahe zu verschwinden unter den schweren Äxten, klobigen Hämmern, gezackten Schwertern und einer altertümlichen Hellebarde, doch Amaldo lud weiter ein Kriegsgerät nach dem anderen auf ihn und murmelte dabei Unverständliches vor sich hin. Schließlich presste der überladene Bal ächzend hervor, er könne verstehen, dass der Burgherr in seinem Alter nicht mehr derart viele Waffen tragen könne, er müsse aber bei weiterer Überforderung der Tragkraft seines Dieners mit dem Zubodenfallen der Kampfausrüstung rechnen. Einige Herzschläge lang herrschte eisige Stille, während der der Burgherr jedoch begann, seine Gesichtsfarbe über hellrot und knallrot dem Purpurnen anzunähern. Entsetzt stammelte Bal, es täte ihm leid, dies sollte keine despektierliche Bemerkung über das Alter sein, doch das machte es nur schlimmer. Amaldo platzte endgültig der Kragen und warf dem Diener einen Topfhelm an den Kopf. Ob Bal wohl gemeint hätte, dass er für diesen Kampf zu schwächlich und senil sei und vom Gegenteil überzeugt werden müsse, brüllte er. Vor Schreck ließ der Angeschrieene einige Waffen fallen und wollte flüchten. Amaldo wiederum griff nun nach einer Saufeder, um die Verfolgung aufzunehmen, als sich die junge Priesterin ein Herz und den Herrn an der Schulter fasste. Spätestens jetzt, beschwichtigte sie, zweifle keiner, und sei er der geringste Knecht, länger an Amaldos Fähigkeiten. Es sei dennoch nicht von der Hand zu weisen, dass ein Kämpfer umso länger durchzuhalten vermöge, je jünger er sei. Wenn Luca also tatsächlich über mehr Ausdauer verfüge als der Kastellan, so solle sie einfach mit ihrem Streitwagen nach Arinken hinunterfahren und sodann zu Fuß wieder hinaufsprinten. Wenn sie derart erst die St. Leomarskurve überstanden haben würde und sodann den ganzen Berg hinaufgelaufen wäre, könne von einem Vorteil der späteren Geburt sicher keine Rede mehr sein. Und mit diesen Worten nahm sie einige der heruntergefallenen Waffen auf und führte Amaldo aus der Waffenkammer hinaus.

Von Golgari und dem Heiligen Leomar

Gesagt, getan! Schnell hatten sich die beiden Kontrahenten darauf verständigt und Luca bestieg ihre im Hof abgestellte Quadriga. Piro führte derweil die Reitpferde in den Stall und suchte Rapier und Schild für den Kampf. Als die die vier Zugtiere des Wagens anzogen, rief Amando Luca hinterher, so der Heilige Leomar wolle, treffe man sich in einer halben Stunde auf der Turnierbahn.

So der Heilige Leomar wolle... Ein wenig pathetisch, der Gute. Sie ließ die Pferde antraben. Rasch ließ sie die Burg hinter sich, von deren Mauern sich gerade ein Vogel erhob, unmöglich zu erkennen, ob es Rabe oder Geier war. Er schien eine ähnliche Richtung einschlagen zu wollen, womöglich zum Boronsanger von Arinken. Der Wagen hatte nun eine gute Geschwindigkeit erreicht, bei der Luca auch vor engeren Kurven jederzeit abbremsen und die Kontrolle behalten konnte. Die erste Anspruchsvolle kam dann auch, eine scharfe Links-Rechts-Kombination bei gleichzeitig heftigem Gefälle, die ungeübten Fahrern bereits alles abverlangt hätte. Doch nicht ihr! Schon näherte sie sich in hohem Tempo der Weggabelung und lenkte nach rechts, wo die Straße sich nun endgültig nach Arinken hinabsenkte – und zwar durchaus steil, waren doch etliche Höhenmeter zu überwinden. Schneematsch wurde unter den Rädern in alle Richtungen geschleudert, während das Gefährt auf der langen Geraden weiter an Geschwindigkeit zulegte! Doch Luca hatte die folgende Rechtskurve rechtzeitig als sehr steil erkannt, riss kräftig die Zügel und brachte ihr Gespann sicher herum, um auf der folgenden, kürzeren Geraden erneut Fahrt aufzunehmen. Mittlerweile konnte sie vor Aufregung ihr eigenes Herz schlagen hören. Für dieses Gefühl liebte sie das Wagenfahren! Am Ende dieser Geraden nun kam eine Linkskurve, danach, wie Luca mit kurzen, konzentrierten Blicken erkannt hatte, nur noch der letzte harmlose Weg nach Arinken hinein.

Kurz vor der Kurve verringerte sie erneut das Tempo, um ihren Wagen in die Kurve zu lenken. Erst im allerletzten Moment, womöglich sogar eher schon zu spät, erkannte sie es. HEILIGER LEOMAR! Die Kurve war mindestens doppelt so eng, wie die letzte! Nur ein Wahnsinniger konnte so etwas erbaut haben! Die Zugpferde hatten die tödliche Gefahr soeben realisiert und versuchten fast auf der Stelle zu drehen, um ihre Leben zu retten. Doch Luca ahnte, dass spätestens der schleudernde Streitwagen sie mit sich in die Tiefe reißen würde, wenn die Tiere auf der matschigen Straße nicht ohnehin stürzten. Mit aller Kraft riss sie an den Zügeln. Der Wagen war bereits im Scheitelpunkt der Kurve, ohne jedoch in die richtige Richtung zu fahren. Ein Pferdehuf traf nur noch mit einem fingerbreiten Stück den Weg und das rechte Rad des Wagens hing in der Luft, als Luca plötzlich das Rauschen von Flügeln über sich hörte. Luca war in einer Situation, die nur wenige Sekunden dauerte. Und doch schien sie genug Zeit zu haben, darüber nachzudenken, dass der Vogel von der Burg keinen so mächtigen Flügelschlag haben konnte. Die Zügel zogen sich tief in ihre Handschuhe und hätten ungeschützte Hände förmlich zerschnitten, dann schlug das rechte Rad hart gegen den Stein. Luca befürchtete, es würde brechen, doch mit der Gnade aller zwölf Götter hielt es der Belastung stand. Sie zog noch kräftiger, der Wagen schlitterte noch einmal bedrohlich zu beiden Seiten und war endlich gewendet. Eilig lenkte sie ihr Gespann, das in etwa überhaupt keinen Abstand zur Kante hatte, ein wenig nach links und verringert das Tempo noch ein wenig. Vor ihr lag nun eine gerade Strecke, die mit einer scheinbar unendlich weiten Rechtskurve im Tal und damit in Arinken anlangte.

Mit zitternden Händen, einem Herzschlag wie der Fausthieb eines Ogers und so blass wie Schnee kam Luca nun in Arinken an; der Wagen rollte kaum schneller, als ein Ochsenkarren...

Jetzt nur noch der Aufstieg. Ein weiter Weg, doch die Anspannung ob der soeben überstandenen Todesgefahr ließ den Berg kleiner erscheinen. Luca begann zu laufen, kein Sprint, das wäre bis oben nicht durchzuhalten, aber auch nicht langsam. Die Kriegerehre musste gewahrt werden. Eilig hastete sie die Straße zurück, die langsam, aber sicher steiler wurde. Nach kurzer Zeit kam sie keuchend an der Kurve vorbei, die sie wenige Minuten vorher noch vor Schreck bei ihrem Namen gerufen hatte. Sie war wirklich unbeschreiblich eng in das Gelände gebaut und an der schlimmsten Stelle, wo sich das Wagenrad wieder gefangen hatte, klaffte ein Loch! Bei Rondra, nur weiter. Immer mal wieder überholte sie einige Menschen, die anscheinend unterwegs zum Turnierfeld waren, um das Duell zu sehen. Sie lief weiter, doch bald schon merkte sie die vielen Schritt Aufstieg in den Knochen und wurde langsamer. Noch eine Kurve, noch eine, ein kleiner Sturz im Schneematsch, dann endlich weniger Steigung. Und schließlich kam Luca dann oben auf der Turnierbahn an, keuchend, hustend, aber noch immer blass.

Blutige Seltsamkeiten

Piro kam ihr entgegen und brachte ihr Helm, Rapier und Schild. Um die Turnierbahn hatten sich neben der Rondra-Priesterin und einer Handvoll Dienern auch etwa ein halbes Hundert Zuschauer eingefunden, die trotz des Schneematsches den Aufstieg zum Feld gewagt hatten. Auf der anderen Seite des Platzes stand Amaldo, der nur bemerkte, seine Eltern seien die Strecke vor 35 Jahren noch ein wenig schneller angegangen, er wiederum sei froh, Luca wiederzusehen. Diese betrachtete den alten Recken für einen kurzen Moment eindringlich. Der muskulöse Hüne trug eine massive Plattenrüstung, die zwar recht alt zu sein schien, aber derart poliert war, dass sie den Weißen Reitern Ehre gemacht hätte; seine Stimme tönte blechern durch das Visier. Zu einem Vollmetallbuckler trug er einen übergroßen, aber von ihm einhändig geführten Hammer, oder mochte es ein Brabakbengel sein? Luca hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn Amaldo ging unvermittelt, aber scheppernd in einen Sturmangriff über.

Mit Macht krachte der Hammer auf Lucas Schild, und während sie noch ihr Gleichgewicht zu finden versuchte, hatte Amaldo bereits den zweiten Hieb geführt. Anscheinend waren die Zuschauer von der schnellen Eröffnung überrascht, um zu jubeln. Stattdessen kamen nur ein paar deutlich verspätete Ah! und Oh! von den Rängen. Ihre Schildhand schmerzte bereits, aber Luca führte nun selbst einen ersten Schlag gegen seine Seite. Amaldo parierte, sein nächster Hieb verfehlte sie knapp. Zeit, etwas Tempo ins Spiel zu bringen. Luca verschaffte sich mit einer Finte Luft und begann einen Ausfall gegen den alten Kämpen, was ihr anerkennende Rufe aus dem Publikum einbrachte. Doch bereits nach wenigen Streichen ließ er sich nicht weiter zurückdrängen, sondern blieb einfach stehen. Luca war kurz desorientiert, was Amaldo zu einem kräftigen Schlag mit dem Schild nutzte, der sie zurücktaumeln ließ. Die Zuschauer bejubelten laut den Mut ihres Recken. Sofort setzte dieser seinerseits nach, ein Hagel ein wuchtigen Schlägen prallte auf Lucas Schild, das bald beängstigend knirschte. Schließlich holte Amaldo zu einem gewaltigen Hieb aus, der das Ende ihres Schildes gewesen wäre. Im letzten Moment gelang es ihr, auszuweichen und Amaldo wurde von der Wucht seines Schlages herumgerissen. Luca warf sich mit dem Schild voran gegen ihren Gegner, der zurücktaumelte, sodass sie nachsetzte und einen Treffer gegen den Brustpanzer setzen konnte. Amaldos Gegenschlag wurde von einem lauten Knall gefolgt – doch wider Erwarten war ihr Schild noch ganz, stattdessen steckte der abgebrochene Kopf der seltsamen Waffe in ihm! Rufe der Überraschung gellten über die Bahn und viele Köpfe wandten sich mit fragendem Blick Arana von Shenilo zu, nicht aber der Amaldos.

Der zuckte bloß mit den Schultern und wandte sich, schon leicht schnaufend, zu Bal. Während Luca fluchend den Kopf aus ihrem Schild entfernte, suchte Amaldo nach einer neuen Waffe. Seine Wahl fiel diesmal auf einen Morgenstern, jedoch mit zwei Kugeln, jede mit einem einzigen, sichelförmigen Stachel von etwa 8 Halbfingern Länge bestückt. Ein solches Ding wurde Ogerschelle genannt, aber dieses Exemplar war noch um Vieles barbarischer, als die, von denen Luca gehört hatte. Auch meinte sie, Spuren schlecht abgewischten Blutes entdeckt zu haben. Fast zärtlich strich Amaldos gepanzerte Hand über die Waffe, bevor er seine Linke wuchtig gegen die Brust schlug. Das Publikum begann, rythmisch zu klatschen und forderte lauthals eine Demonstration dieser seltsamen Waffe.
Luca erwiderte das Zeichen Rondras, ergriff jedoch diesmal selbst die Initiative. Ein schneller, angetäuschter Stich gegen das Bein verschaffte ihr eine gute Position, sodass sie dem mehr versuchsweise geführten Angriff ihres Gegners leicht entging. Dann tat sie einen Schritt nach vorn, setzte einen Schwung von rechts und versuchte, den Angriff Amaldos mit dem Schild zu blocken. Doch zu ihrem Schrecken musste sie feststellen, dass die Eisenkugeln an der Kette an der Kante ihres Schildes nicht halt machten! Einer der Sichelstachel fuhr mit einem widerlichen Geräusch, halb quietschend, halb knarzend, zwei Finger von Lucas Arm entfernt in die Innenseite des Schildes. Mit einem Ruck befreite sie ihn wieder, doch der Stachel riss ein merkliches Loch in das Holz. Luca sandte ein Stoßgebet zur Göttin, auf das der Schild halten möge, denn dieser Waffe wollte sie nicht ohne gegenüberstehen. Es folgten weitere beängstigende Schwinger der archaischen Waffe, deren pfeifendes Geräusch allein das Blut in den Adern gefrieren lassen könnte. Luca versuchte, Raum zu gewinnen, setzte hier und da einen Schlag und achtete auf ihre Deckung. Amaldo antwortete mit immer rücksichtsloseren Schlägen mit voller Kraft, er schien den Kampf endlich entscheiden zu wollen. Nicht alle Schläge fanden ihr Ziel, doch einmal wurde Luca von einer der Kugeln erwischt, was starke Schmerzen im getroffenen Schildarm zur Folge hatte. Minuten vergingen mit brachialem Schlagabtausch, beide Kontrahenten konnten leichtere Treffer landen, keiner einen entscheidenden. Die Gunst des Publikums blieb launisch, wie auf dem Feld konnte auch unter den Zuschauern keiner der beiden entscheidend punkten. Arana sah dem Verlauf mit gespannter Miene zu und beobachtete aufmerksam und mit fachmännischem Blick die Attacken und Paraden.

Nach einer Weile nahmen beide kurz etwas Abstand und musterten sich aus der Entfernung einer Kriegslanze. Fast konnte man in diesem Moment den Eindruck gewinnen, die gewaltigen Hiebe sowie das enorme Gewicht seiner Waffe wären ein wenig zuviel für den alten Recken. Dennoch schwang er wieder und wieder seine furchteinflößende Waffe gegen die Cavalliera. Mit viel Glück konnte sie einen seitlich geführten, kraftvollen Schwinger mit dem Schild abblocken, doch diesmal schließlich nur zu dem Preis, dass fast die gesamte untere Schildhälfte einfach abbrach! Wenn sie noch siegen wollte, wurde es, Amaldos Erschöpfung zum Trotz, dringend Zeit. Der nächste Stich brachte mit meisterlicher Präzision Amaldo in Bedrängnis. Plötzlich befand sie sich in einer guten Position und eröffnete einen Hagel aus Schlägen, die mit Wucht den Buckler des Burgherrn trafen. Ein Ausfallschritt nach dem nächsten drängte ihn zurück, die Waffe zu schwer für den Gegenschlag. Endlich gelang Luca ein Treffer gegen den Helm, dann ein zweiter gegen die Brust.
Wieder standen sich beide Kontrahenten schnaufend gegenüber, nur wenige Schritt von der Absperrung der Turnierbahn entfernt, auf der gespannte Stille herrschte. Amaldo machte einen unsicheren Schritt vorwärts, führte dann aber einen erneuten Hammerschlag gegen Luca, doch durch einen Schritt zur Seite entgegen der Schlagrichtung entging sie dem Treffer. Nun standen beide nebeneinander, doch Amaldos Waffe schwang noch immer in die entgegengesetzte Richtung. Luca nahm jetzt alle verbliebene Kraft zusammen, holte aus und donnerte Amaldo die flache Rapierseite gegen die Armschiene der Waffenhand. Mit lauten Klirren und Scheppern prallte Stahl auf Stahl, Amaldos Hand verlor den Griff der Waffe und die Ogerschelle flog in weitem Bogen durch die Luft. Nur wenige Spann neben Bal schlugen die Kugeln ins Holz, was diesen dazu veranlasste, leichenblass umzufallen. Luca blickte zu ihrem Kontrahenten: Amaldos Rüstung schepperte, beugte sich, und unendlich langsam fiel auch der Alte der Länge nach zu Boden. Luca hatte gerade noch die Kraft, ihre Waffe in die Höhe zu reißen, dann sank auch sie vor Erschöpfung auf die Knie. Einen Herzschlag später, als sie sich über den Ausgang sicher waren, brachen dann auch die Zuschauer in – gemessen an ihrer geringen Zahl – tobenden Applaus aus, der beiden galt und nicht enden wollte.

Ausklang eines kräftezehrenden Tages

Eine halbe Stunde später waren beide wieder soweit bei Kräften, dass sie zumindest zu Pferd den Aufstieg zur Burg in Angriff nehmen konnten. Kaum oben angekommen, entschuldigte sich Amaldo, er müsse erst einmal wieder zu Kräften kommen. Sprachs und war auch schon verschwunden. Während Piro den Wagen auf Schäden untersuchte und es danach schaffte, andere Bedienstete aufzutreiben, ließ sich Luca von Bal einen bequemen Sessel im Rittersaal ausklopfen. Kaum hatte sie sich gesetzt, döste sie ein und wurde erst wieder wach, als der Diener mit einem entnervend hellen Glöckchen vor ihrer Nase bimmelte und fragte, ob Signora etwa schliefe und dass das Abendessen nun angerichtet sei.

Das ließ sich die Dame nicht mehrfach sagen, der Bratengeruch tat sein Übriges, um die Müdigkeit zu vertreiben. Auch Amaldo erschien schnell im Saal, sah aber immer noch etwas mitgenommen aus. Wahrscheinlich, dachte Luca bei sich, gab sie auch selbst kein besseres Bild ab. Aber das Mahl ließ keine Wünsche offen! Serviert wurden neben köstlichem Brot mit Schinken aus Arinken vor allem über Kohle gegrillte Spieße nach Contriser Art. Bei Weinspezialitäten aus der Region gab Amaldo sodann einige skurrile und ein wenig morbide Anekdoten aus den letzten Jahren zum Besten, während Arana von Shenilo Luca ausgiebig zu ihren Erlebnissen beim Donnersturmrennen befragte. Dank des Weines und womöglich auch des zurückliegenden Kampfes schlich sich gar so etwas wie eine gelöste Stimmung ein.

Bald überkam Luca aber erneut eine starke Erschöpfung, es war doch ein sehr anstrengender Tag gewesen. Zu ihrer Erleichterung war Amaldo noch geschaffter als sie, sodass er sich schon früh entschuldigte und zu Bett ging, bevor Luca die wenigen Gesprächsthemen mit dem Arinkener ausgingen. Ihre Kammer lag in einem der vielen Türme und sie war der einzige Gast mit Ausnahme des kalten Windes, der durch alle Fugen zog. Als sie am nächsten Morgen erwachte, spürte sie erste Anzeichen einer bösen Erkältung, die sie als Andenken an den Banquirfels mitnehmen würde.

Nach einem bescheidenen Mahl verabschiedete sie sich von dem alten Burgherren und lenkte ihren Wagen erneut, aber dieses Mal sehr vorsichtig, nach Arinken hinab und von dort gen Heimat.


Briefspiel:Die 12 Duelle der Luca di Onerdi