Briefspiel:Ritterturnier von Mortêc 1045 BF/Brautschau wider Willen
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Brautschau wider Willen
Autor: Ya Pirras,
Eine kleine Reisekutsche aus Richtung Ruthor kommend rumpelte über den Karrenweg nach Mortêc. Zwei Bewaffnete ritten seitlich auf Höhe der Türen. An der Kutsche und auf der Brust der Soldaten war das Wappen der Baronie Ruthor zu sehen.
In der Kutsche saßen zwei junge Damen. Eine war augenscheinlich als Magierin zu erkennen. Sie trug eine graue Reiserobe mit silbernen Stickereien, welche mit einem einfachen Gürtel gehalten wurde. Unter der Kapuze lugten schwarze Haarsträhnen hervor. Über ihren Knien lag ihr Magierstab. Es war ein schön gedrechselter Stab aus Steineiche, in dessen Spitze von Astwerk umschlossen eine milchig schimmernde Kugel befand.
Die andere trug eine weiße Seidenbluse mit einer schwarzen Weste, dazu eine schwarze Hose mit passenden Schuhen. Ihre schwarzen schulterlangen Haare hatte sie mit einem Band zusammengebunden. Um ihren Hals trug sie eine Kette an dessen Ende ein silbernes Boronsrad hing. An der rechten Hand prangte am Zeigefinger ein klobiger Ring mit einem schwarzen Onyx.
"Ich danke dir so sehr, dass du mich begleitest." Die junge Magierin Corvona di Bellafoldi atmete tief durch. "Ich kann auch nicht verstehen, wie unser Familienoberhaupt gerade auf mich kommt, um jemanden wie meinen Cousin Eolan auf dem gesellschaftlichen Parkett einzuführen." Orleane ya Pirras konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Nun, ich denke, bei mir ist es das gleiche wie bei dir. Unsere werten Familienoberhäupter denken, dass es wieder an der Zeit ist, uns aus dem dunklen Kloster heraus zu holen. Dabei ist ihnen der Vorwand ziemlich egal. Zumindest ist es bei meinem Vater immer so. Gleichzeitig wird auch noch aufgezeigt, dass wir noch auf dem Heiratsmarkt zu haben sind. Sehen wir das Positive daran. Wir kommen wirklich einmal raus und es springen bei Besuchen zu Hause immer ein paar zusätzliche Dukaten für unser Kloster heraus." Demonstrativ rieb sie Daumen und Zeigefinger aneinander. "Sag, wo wollten wir uns noch einmal mit ihm treffen?" "Im Gasthaus 'An der Arena'. Er wollte uns nicht in seinem Turnierzelt empfangen, sondern für eine standesgemäße Umgebung sorgen. Einer Maga gebührend." Orleane öffnete die Klappe zum Kutscher. "Guter Mann, wann erreichen wir Mortêc." "In einer knappen halben Stunde, hohe Dame.", antwortete dieser. "Nun liebste Corvona, dann erzähl mir noch etwas mehr über eure familiären Beziehungen, damit wir bei unseren Bemühungen nicht eine neue Fehde auslösen."
Das Gasthaus war wegen des Turniers sehr gut besucht. An einem der Tische saßen die beiden Frauen aus der Kutsche und ein junger großgewachsener, muskulöser Mann gekleidet in eine schlichte weiße Reiserobe. Einzig das Wappen auf seiner Brust, ein gekreuzter Stab und Schwert in Rot, wiesen ihn als Ordensritter des Stab-und-Schwert-Ordens aus. Seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten und an seinen markanten Gesichtszügen konnte man sehen, wie angespannt er war.
Die Begrüßung unter den Verwandten war recht kühl und unbeholfen, ganz so wie man es bei zwei solchen Charakteren, die sich nicht viel um die menschliche Gesellschaft außerhalb ihrer gewohnten Umgebung scherten, erwarten konnte. Auch über den Grund ihrer Anwesenheit war Eolan di Bellafoldi nicht sehr erfreut und zwischen Cousin und Cousine entbrannte unversehens eine Diskussion. Orleane nippte an ihrem Wein und machte sich Notizen in ihrem Buch. Nachdem das Essen aufgetragen wurde ergriff diese auch das Wort. "Meine liebe Corvona, hoher Herr Eolan. Ich darf Euch doch beim Namen nennen, oder? Die ganze Streiterei über das Wieso, Weshalb und Warum bringt überhaupt nichts. Wir sind nun mal in dieser Lage und sollten das Beste daraus machen. Da es nur noch wenige Tage bis zum Bankett sind, sollten wir uns Gedanken über unser Auftreten machen. Und auch über unsere knurrenden Mägen." Damit griff sie zu, nahm sich ein Stück Brot, dazu Schinken und auch zwei Rotwürste. "Ich denke, in Eurem Orden habt ihr auch eine Art Gardeuniform oder so etwas Ähnliches. Diese solltet ihr tragen und nicht das Zeug womit ihr auf dem Turneyfeld streiten werdet. Und sagt, welche Tänze beherrscht ihr? Die Yaquirella? Die Volta? Die Pavane?" Mit jeder weiteren Erwähnung eines Tanzes wurde das Gesicht Eolans verschlossener. "Ich bin nicht hier um auf dem Parkett zu streiten, sondern auf dem Turneyfeld und…." Orleane unterbrach ihn. "Also keinen. Nun, dann solltet ihr zu den üblichen körperlichen Ertüchtigungen auch noch dieses einstudieren. In dieser kurzen Zeit werdet ihr nicht alles erlernen, aber zumindest Euch nicht komplett blamieren. Und Eurem Hause zur Ehr solltet ihr Euch auf beiden Schlachtfeldern auskennen. Schließlich geht es auch darum, Ausschau nach einer geeigneten Braut zu halten. Und damit meine ich nicht mich. Sollte ich Euch zu forsch, zu brüsk oder gar unverschämt erscheinen? Ja, das bin ich. Und das ist wahrscheinlich genau der Grund, warum ich heute hier sitze." Corvona legte eine Hand auf die Schulter ihrer Freundin. Gleichzeitig lächelte sie ihren Cousin beschwichtigend an. "Was meine Freundin sagen möchte, sind hier einige interessante Häuser anwesend. Allen voran Rondralia della Pena. Auch das Haus Torrem ist anwesend. Darüber hinaus das Haus Amarinto als Gastgeber, in dessen Gefolge….." Eolan winkte unwirsch ab. "Genug jetzt. Dies alles können wir in den nächsten Tagen besprechen. Es sind auch noch nicht alle Teilnehmer vor Ort. Unter anderem fehlt auch noch der Teilnehmer Eures Hauses." Orleane stutzte. "Meines Hauses?", fragte sie überrascht. "Ja. Auf der Teilnehmerliste steht Sarpedon ya Pirras."
Nach dem Essen trennten sich die Wege des jungen Ordenskrieger und der beiden Damen. Viel hatte man sich auch nicht mehr zu sagen. Gedankenverloren nahm Orleane noch einen Schluck Wein. "Wer ist Sarpedon? Du hast in vielen Gesprächen schon Mitglieder Deines Hauses erwähnt, aber nie den Namen Sarpedon." Die Angesprochene atmete schwer durch. "Mein Bruder. Sarpedon ist mein jüngerer Bruder. Ich, oder besser gesagt wir alle hatten seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihm. Er war noch nicht einmal zu Hause, als unsere Großmutter, unser Oberhaupt gestorben ist." Ihre Stimme geriet ins Stocken. "Bei der Wahl des neuen Oberhauptes war er auch nicht zugegen. Ein Schreiben hatte er dafür aufgesetzt. Sonst nichts. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er in den Orden der Aldinogenser eintreten wollte und dies über alles stellte. Sogar über die Familie." Sie wollte mit einem Wink eine neue Karaffe Wein bestellen, aber Corvona hielt sie zurück." Möchtest du abreisen?", fragte Corvona besorgt. "Nein, nein. Ich lasse dich nicht alleine. Ich bin nur unsicher, wie ich ihm gegenübertreten soll. Unser Verhältnis war nicht gut. Er hat mich für meinen Weg verurteilt und es als Schande angesehen, dass ich mich dem Dunklen Vater und nicht dem Herrn des Lichts zugewandt habe." Corvona nahm Orleane fest in den Arm. "Diesmal stehe ich Dir zur Seite und werde Dich unterstützen so gut ich kann."
Nach dem Bankett
"Tairena Carson und Saphirella ze Westherfolden sind die beiden holden Streiterinnen, die deinem Cousin im Tjost gegenüberstehen werden. Vielleicht kann man da ja schon tätig werden." Orleane ya Pirras und Corvona di Bellafoldi schlenderten nach dem üppigen Bankett und ausreichend Musik und Tanz gemächlich zurück zu ihrer Herberge. Man hatte sich höflich von Eolan di Bellafoldi verabschiedet und höflich seine Angebot der Begleitung abgelehnt. Orleane hatte kurz nach ihrem Bruder und seiner Frau gesucht, aber nicht gefunden. Dabei war sie sich sicher, ihn bei der Ziehung der Gruppen noch gesehen zu haben.
"Wir sollten uns nach den beiden Damen in ihrem Umfeld erkundigen, ob sie als Braut für deinen Cousin in Frage kommen könnten." "Meinst du das wirklich?" "Aber natürlich. Beide haben einen rondragefälligen Hintergrund, sind in seinem Alter und wohl auch von adeliger Herkunft. Damit sind wohl einige grundlegende Bedingungen erfüllt." "Aber wie sollen wir das denn anstellen?" Orleane lachte auf. "Das ist jetzt nicht dein Ernst. Beide werden Gefolge dabei haben. Vielleicht auch Wesenheiten männlichen Geschlechts darunter. Und du weisst ja, dass dieses Turnier auch in Zeichen der Herrin RAHja steht und daher…." "Du denkst doch nicht etwa..", erschrak Corvona und errötete. "Nein. Soweit will ich gar nicht gehen. Vielleicht nicht. Ein Augenaufschlag hier und nette Worte da und dann werden wir sehen, ob sich Zungen lösen werden." Corvona schaute skeptisch. "Es ist ja auch möglich, dass die Damen auch in Begleitung Zauberkundiger sind. Es würde dir bestimmt leichter fallen fachzusimpeln als leichte Konversation zu betreiben. Was läufst du denn jetzt so steif? Leg doch nicht gleich jedes Wort auf die Goldwaage."
Das Turnier beginnt
Nach dem Frühstück begaben sich beide jungen Damen zum Zelt des Eolan di Bellafoldi um mit ihm das morgendliche Training zu absolvieren. Dieser hatte bereits seine kriegerischen Übungen abgeschlossen und konnte, es laut seiner Gesichtsmimik, gar nicht mehr erwarten.
Sie zogen sich in sein Zelt zurück Orleane strich ihr Kleid glatt. "Nun gut, ohne Musik wird es etwas schwierig, aber wir fangen mit einem einfachen Tanz an. Einer Pavane." Mit ruhiger Stimme erklärte Orleane Eolan die Grundschritte und Haltungen. Danach nahm Orleane die erste Position für den Tanz ein und deutete Eolan an das gleiche zu tun. Dieser stellte sich direkt neben ihr und ergriff mit seiner rechten ihre linke Hand. "Stellt Euch jetzt Trommeln vor die im Takt schlagen. Und eins… "
Eolan fiel es schwer sich die Reihenfolge der Schritte zu merken. Mal verpasste er es nach hinten zu gehen, oder machte einen Schritt zuviel. Als der Teil mit seinem Kniefall kam, begann Orelane um ihn herum zu schreiten. "Wir haben uns nach der ersten Kandidatin erkundigt. Saphirella ze Westherfolden. Leider wird sie als zukünftiges Oberhaupt ihren Familiensitz nicht gegen ein Kloster in den Goldfelsen eintauschen." Eolan stand auf und dann versuchte sie die nächsten Schritte einer Ronde zu bewältigen. "Es ist gar nicht so einfach jemanden für Euch zu finden. Aua. Fast so holprig wie Euer Tanzen." Orleane löste sich aus seinem Griff und rieb sich die schmerzende Stelle. Eolan konnte ein leichtes Grinsen nicht verbergen. "Aber ich werde nicht aufgeben." Dabei tippte sie dem Ritter mit dem Zeigefinger gegen die Brust. Sanft schob Eolan die Hand zur Seite. "Euer Ehrgeiz ist beeindruckend. Aber nun entschuldigt mich bitte. Bald stehen die ersten Kämpfe im Tjost an und ich möchte mich gerne auch darauf vorbereiten." Corvona hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. "Wir werden unter den Zuschauern sein und Euch unterstützen, Cousin." Danach halte sie sich bei ihrer Freundin ein und führte diese freundlich aber bestimmt aus dem Zelt.
Eolan di Bellafoldi ließ sich gerade den Brustpanzer anlegen, als der Zelteingang sich öffnete und Orleane ya Pirras eintrat. "Was wollt ihr denn hier? Seht ihr nicht, dass ich für meinen Kampf im Tjost vorbereitet werde. Wo ist Corvona?" "Wenn ihr diesen Agression gleich auf dem Turnierfeld zeigt, werdet ihr zweifellos den Sieg davon tragen. Den Sieg über Tairena Carson, einer weiteren Kandidatin aus altem Arivorer Adel, wie mir zugetragen wurde." Sie fing an in ihrem Buch zu blättern. "Wie geschaffen für einen Ordenskrieger der Rondra. Tochter des Herrn von Prateria und selbst Herrin von L'Odina einem kleinen Landgut bei Ruthor. Nichts was man nicht für einen prächtigen Krieger wie Euch…. "
"Werte Dame Orleane. Es reicht mir für heute mit irgendwelchen Kandidatinnen, Bräuten oder sonstigen Weibsvolk. Würdet Ihr bitte damit aufhören, solange der Tjost andauert, mich damit zu behelligen? Später, bei den Feierlichkeiten oder den anderen Vergnügungen könnt ihr mir gerne Eure Vorschläge unterbreiten. Wenn ich nun bitten dürfte." Orleane schaute ihn von oben bis unten an. "Wie ihr wünscht." Danach verließ sie das Zelt.
An seinen Knappen gewandt sagte Eolan, "Sollte diese Dame hier noch einmal erscheinen, verweigert ihr den Zugang. Das ist ein Befehl."