Briefspiel:Ritterturnier von Mortêc 1045 BF/Lilienhafter Besuch
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Autor: Erlan
Sewamund, 14. Peraine 1045 BF.
Die Praiosscheibe stand schon tief am Himmel als die drei Reiter sich vom Osten her dem Schloss Corello näherten. Vorneweg auf einem Rappen ritt ein fast zwei Schritt großer Mann mit schulterlangen weißblonden Haaren, dessen edle Bekleidung für seine adlige Herkunft sprach und dessen Wappen eine Sirene auf goldenem und einen Igel auf grünem Grund zeigte. Links von ihm ein jüngerer Mann, kurze dunkelblonde Haare und ein deutlich schlichteres Gewand auf einem Schimmel und rechts von ihm eine vielleicht gerade mal etwas über 20 Sommer junge Frau mit lockigen Haaren, die einen blauen Wappenrock mit einer silbernen Lilie trug und auch auf einem Rappen ritt.
Wäre man im Nordosten des Horasreiches unterwegs, ob in Bomed, Oberfels oder Unterfels - da wären die drei sofort identifiziert worden, doch hier in der Sewamunder Neustadt schien sich niemand auch nur ansatzweise für sie zu interessieren oder gar zu erkennen.
Erlan ließ sein Pferd ein paar Schritte zurückfallen, als sie kurz davor waren den achteckigen Grundriss der Neustadt zu verlassen und auf den letzten Metern zu ihrem Ziel waren und sprach mit seinen beiden Begleitern: "Ist es nicht auch mal schön irgendwo her zu reiten, ohne dass man direkt angesprochen, bejubelt oder aber auch angefeindet wird?"
Während die Gardistin vielleicht zu schüchtern war zu antworten, erwiderte der andere Begleiter: "War es nicht so, dass wir zu dritt damals erstmalig zum Palazzo Yaquirbruch in Oberfels reiteten und ... wie soll ich es ausdrücken? ... die Stimmung eine andere war?"
"Genau darauf wollte ich anspielen, Romin! Irgendwie erinnerte mich der Weg hier an damals. Nur das es diesmal unaufgeregter war." "Dafür kann ich Euch diesmal keine Arange anbieten, um Euren Durst zu stillen."
Erlan lachte ein wenig auf, als er sich an damals erinnerte. Auf dem Weg zum Palazzo Yaquirbruch hin, ritteten sie durch Oberfels und irgendwer, der wohl nicht ganz damit wieder einverstanden war, dass die praiosgefällige Ordnung im Yaquirbruch wieder hergestellt wurde, warf eine Arange in Richtung des neuen Barons vom Yaquirbruch. Jedoch gelang es Romin diese Arange mit seinem Schwert zu "fangen" bzw. aufzuspießen und konnte so die Arange seinem Herrn überreichen.
"Ja, da erinnere ich mich dran. Und noch mehr erinnere ich mich daran, wie man den guten Alborn, BORon habe ihn selig, dran hindern musste, dem unbekannten ... Gönner? ... hinterherzujagen."
Inzwischen waren sie am Eingangsbereich des Schlosses angekommen, wo sie einige Bedienstete schon erwarten. Die drei stiegen von ihren Pferden und übergaben sie an die Burschen, die die Pferde in die Stallungen brachten und sich um sie kümmerten.
Vor dem Portal wartete ein besonders vornehm livrierter Bediensteter, vermutlich der Verwalter des Schlosses. Während er den beiden Begleitern nur kurz zu nickte, verneigte er sich vor dem Adligen länger und richtete das Wort an den Gast:
"Comto Erlan Sirensteen, es ist eine Freude Euch hier zu empfangen. Signore Irion von Streitebeck freut sich schon Euch zu empfangen."
Mit einem freundlichen Nicken bedankte sich Erlan für die Begrüßung und folgte dann ins Schloss hinein, seine beiden Begleiter folgten auf dem Fuße. Die Flügeltüren zum Traviasaal waren geschlossen, der Bedienstete voran klopfte kurz und zwei Gardisten in roter Uniform, also Mitglieder der Sewamunder Stadtgarde, öffneten die beiden Flügeltüren.
Der Bedienstete ging voran und hatte plötzlich einen schweren Stab in der Hand, mit dem er jetzt dreimal auf den Boden stampfte und mit lauter Stimme kündigte er an: "Hiermit kündigen wir an: Comto Erlan Sirensteen, Baron des Yaquirbruchs, Consiliere von Unterfels, Herr zu Irendor, Oberhaupt des Hauses Sirensteen etc.pp."
Auch wenn Erlan solche Begrüßungen gewohnt war - es war schon ein wenig übertrieben, vor allem weil Baron Irion und er sich doch schon etwas länger kannten.
Erlan betrat den Saal, seine beiden Begleiter direkt hinter ihm, und in wenigen Schritt Entfernung stand der Baron von Sewamund, Irion von Streitebeck mit ausgestreckten Armen:
"Ihr seid zu früh, Comto. Ich müsste noch die Krone und die Kette anlegen..." - und dabei grinste er leicht.
"Mein lieber Irion - ich glaube ich erkenne Euch auch ohne diese Insignien gut genug. Und ehrlicherweise wäre ich dankbar, wenn wir darauf verzichten könnten, denn dann müsste ich ja noch selber einen berittenen Boten nach Oberfels schicken."
Erlan umarmte seinen Amtsbruder, drehte sich um und stellte ihm kurz seine Begleiter vor: "Das sind Svelinya, meine Leibgardistin von der Irendorer Liliengarde und Romin, der Secretario der Garde." Irion nickte ihnen freundlich zu, bevor Erlan fortfuhr: "Aber ich denke eine Gefahr für meinen Leib besteht jetzt nicht, daher könnt ihr, Svelinya, jetzt gerne gehen." Etwas hinter Irion stand ein junger Mann von vielleicht 30 Sommern, den der Baron nun vorstellte: "Darf ich Euch vorstellen? Mein Privatsekretär Pandrigo ya Diamero." Sowohl Erlan als auch Romin nickten Pandrigo zu und Romin schüttelte ihm auch die Hand.
Nachdem die Gardistin den Saal verließ, wies Irion auf eine Sitzgelegenheit am Rande des Saals hin, wo schon einige Weinpokale, eine Karaffe und Spezereien standen. Auf dem kurzen Weg dahin fragte Irion seinen Gast: "Wie seid ihr mit dem Palazzo Phecadien zufrieden, den Euch der Lilienrat vermietet hat?" "Das ist eine gute Frage, die ich noch gar nicht beantworten kann. Wir haben uns direkt nach der Ankunft in Sewamund auf dem Weg zu Euch gemacht. Für die Details dort sind auch andere verantwortlich. Mir war es wichtig, Euch sofort nach Ankunft in Sewamund aufzusuchen."
Während sie sich setzten musterte Erlan Irion ein wenig. Er überlegte sich, wann sie sich persönlich zum letzten Mal gesehen hatten. Das musste bei einer der letzten Sitzungen des Hauses der Edlen im Kronkonvent gewesen sein, wo er am Rande Irion begegnet war. Jedoch konnte er sich tatsächlich nicht mehr genau daran erinnern, wann dass das letzte Mal war. Ihm fiel auf, dass Irion langsam aber sicher ergraute. Ein Schicksal was Erlan zwar schon länger kannte, was aber kaum einer erkannte - das war der Vorteil seiner weißblonden Haare.
"Ein wenig Wein? Zwar kein Yaquirbrucher, aber dennoch ein guter Tropfen", fragte Irion. Sowohl Erlan als auch Romin bejahten die Frage mit einem Nicken deutlich, so dass der Gastgeber den beiden Gästen aber auch seinem Sekretär jeweils einen Pokal einschenkte.