Archiv:Ein schwarzer Miles, zwei lichte Paladine (BB 42)

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Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 42, Seiten 1-2
Aventurisches Datum: Praios 1039 BF



Ein schwarzer Miles, zwei lichte Paladine

Schwarzer Calven ist Streiter des Horas! Khadan beruft Prinz Folnor zum ersten Paladin!

von Arracio von Morrisca


Arivor/Sangreal. Kaum ungleicher könnten jene drei Männer sein, die im ausgehenden achten Götterlauf der Herrschaft unseres jungen Horas von diesem ausgezeichnet wurden.

Zunächst muss vom Miles Horanthis, dem Streiter des Horas, gesprochen werden. Mondino aus dem Hause Calven, den viele nur den Schwarzen Calven nennen, hat sich in der Vergangenheit sicherlich als Kämpfer, aber nicht eben als Vorkämpfer des Kaiserhauses einen Namen gemacht. Seinen Aufstieg erlebte der Sheniler im Gefolge des berüchtigten Horasio della Pena, des letzten großen Galahanistenführers, den im vergangenen Götterlauf sein Schicksal ereilte. Unter dem selbsternannten Grafen machte er vor allem durch eine kurze, aber blutige Herrschaft als dessen Podestat in Oberfels und diverse Fluchten aus almadanischer Kerkerhaft von sich reden. Sein Weg durch das Arivorer Königsturnier war von einer ebensolchen Zielstrebigkeit gekennzeichnet: Nur der Heldin der 1000 Meilen von Yaquiria, Luca di Onerdi, musste er sich in der Hauptrunde geschlagen geben – aber auf dem Weg zum Tjostsieg bezwang er große Kämpen unserer Tage. Reo di Valese, der einstige Königsturniersieger, war darunter, ebenso Travian di Faffarallo, dessen Name hier in Arivor noch immer die Gemüter mehr als erhitzt, und schließlich Adalrik von Schreyen, der so vielgerühmte, aber offenbar von Düsternis beseelte Tjostmeister der Gerondrata. Die Fähigkeiten Mondinos mit der Lanze und auf dem Pferderücken sind mithin erwiesen, aber der Mann ist auch ein herausragender Fechter. Die Fähigkeiten eines Streiters des Horas weist der Schwarze Calven also zweifelsohne auf – nun muss sich sein Wesen noch seiner neuen Berufung anpassen, aber freilich steht zu erwarten, dass ihn die Ausübung seiner Pflichten und die Ehre, die mit seinem Titel verbunden ist, zur Läuterung führen werden.

Die beiden Männer, die der Horas aber mit einer ganz anderen Erhebung ehrte, könnten sich vom Yaquirbrucher kaum deutlicher unterscheiden. Erst einige Monde später, nach der Jahreswende, wurde nämlich allgemein bekannt, dass der Horas offenbar unter den Streitern des Königsturniers zwei weitere Männer für besondere Ehren auserwählt hat. Denn zwölf Männer und Frauen wurden in einer Zeremonie unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Drachensaal des Sangreal zu Paladinen des Horas erhoben. Der Aufgabenbereich dieses bisher unbekannten Titels wurde vom Horas nicht offengelegt. Bei der Erhebung ließ der Horas durch seine Herolde lediglich verkünden, dass diese insgesamt zwölf Paladine in Zukunft die Zwölfgöttlichen Reiche verteidigen sollen. Dass die beiden Paladine, von denen nun die Rede sein soll, auf dem Turnier jedoch ritterliche Tugenden wie Kampffertigkeiten, aber auch Opferwillen unter Beweis stellten, bestätigt, dass der Titel nicht rein zeremoniell bleiben wird.

Der erste zu nennende Paladin stammt aus der Verwandtschaft des Horas – und soll gar im nächsten Jahr zum Schwager unseres geliebten Herrschers aufsteigen, dann nämlich, wenn seine Schwester Udora den Horas ehelicht. Die Rede ist von Folnor von Firdayon-Bethana, einem Prinzen von Geblüt und dem künftigen Fürsten von Vinsalt – wenn der Comto Protector, was die Götter noch viele, viele Jahre verhüten mögen, dereinst in Borons Hallen eingeht. Zudem ist Folnor, dem von seinem Vater der nachrangige Titel eines Barons von Aldyra gegeben wurde, ein talentierter Reiter, was er nicht zuletzt durch seinen Platz unter den besten acht Streitern des Königsturniers unter Beweis stellte. Seine Tapferkeit zeigte der junge Baron während des Turniers besonders, als er sich der schrecklichen Kraft des Schwarzen Turms, Torreon de Torri, gleich zweimal in den Weg stellte. Durch sein kühnes Eingreifen gegen den wildgewordenen Cavalliere vom Sikram rettete Baron Folnor nicht nur das Leben der von diesem blindwütig Attackierten, sondern spornte auch die umstehenden Streiter dazu an, den Turm mit gemeinsamer Kraft niederzuringen.

Der andere Paladin, dessen Name bekannt geworden ist, ist Baronet Darion Amarinto, der Seneschall Sewamunds und Patriarch der berühmtesten Tjosterdynastie der Septimana. Anders als der noch am Anfang seiner Karriere stehende Baron Folnor – und anders als der umtriebige Mondino, von dem zuvor die Rede war – hat sich Baronet Darion in den Jahren zuvor bereits einen Namen als großer Turnierstreiter gemacht und gewann in seiner Jugend schon das Arivorer Königsturnier. Signore Amarinto hat sich zudem während des Krieges der Drachen als treuer Diener des Hauses Firdayon erwiesen, als er die Baronien Ruthor und Veliris gegen galahanistische Umtriebe verteidigte. Beim gerade vergangenen Königsturnier schien Darion Amarinto noch einmal an alte Erfolge anknüpfen zu wollen. Nach sechs ungeschlagenen Lanzenritten und dem Sieg über namhafte Gegner wie Batiste d'Imirandi oder Yandriga von Urbet, unterlag er jedoch zunächst einem weiteren Turnierveteranen, dem einstigen Königsturniersieger Reo di Valese. Doch seinen Wert bewies der alternde Recke ohnehin nicht vom Pferderücken im Kampf um begehrte Trophäen, sondern durch seine Reaktion auf die schändlichen Taten des falschen Greifen Adalrik von Schreyen! Während manch anderer tatenlos zusah oder floh, war Darion Amarinto als erster zur Stelle, um sich dem tödlichen Hieb auf den Erzherrscher buchstäblich in den Weg zu stellen. Es ist gewiss nur dem Geschick der Medici und der Gunst der Götter zu verdanken, dass Baronet Darion den Schwertschlag, der das Leben des Erzherrschers hatte beenden sollen, überlebte. Durch seine Tat aber verschaffte er anderen Mutigen überhaupt erst die Zeit, den Attentäter niederzuwerfen und den Erzherrscher in Sicherheit zu bringen.

So sind es denn Kühnheit und Opferwillen, den der Horas mit dem Titel des Paladins ausgezeichnet zu haben scheint, während die kriegerische Tugend des Kampfgeschicks in Gestalt des neuen Streiters des Horas, Mondino von Calvens, in die Dienste des Herrschers berufen worden ist.

(Torben Stretz, mit Dank an alle dilemmageplagten Tjoster, die „Bärenjäger“ und die „Retter Nepolemos“)