Archiv:Visionen von der Heldenkönigin (BB 38)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 38, Seiten 1, 28
Aventurisches Datum: Frühling 1034 BF



Visionen von der Heldenkönigin

Träume von Salkya halten Urbasi in Atem – Splitter ihres Schwerts gefunden?

von Sinjara Acciaioli


Am 18. und 19. Phex 1034 BF jährte sich die Schlacht von Westfar zum fünften Mal. Jene Schlacht, in der die Heldenkönigin Salkya auf dem Höhepunkt ihrer Regentschaft inmitten des Thronfolgekriegs fiel. Unter den Hieben des Heiligenmörders Travian di Faffarallo. In der Arivorer Mark und im Silbertal gedenkt man ihrer seither nicht zuletzt der Befreiung von den Lutisanen wegen.
Doch ist die Königin wirklich tot? Ihr Leichnam, aufgebahrt in der Königinnenkammer unter dem Goldenhelm, am Schwerterfeld von Arivor, scheint Antwort genug auf diese Frage zu sein, müsste man meinen. Und doch: In Urbasi, wo die Blutfahne der Königin im Tempel verwahrt wird, machen seit dem fünften Jahrestag der verhängnisvollen Schlacht Visionen einer wiederauferstandenen Salkya von sich reden. Die einzig betroffene Vorstadt Camponuovo verzeichnet Dutzende Bewohner, deren Berichte sich alle gleichen.

“Ich habe sie gesehen, richtig. Zuerst lag sie nur da, auf einem großen Schlachtfeld, inmitten vieler Toter. Blutüberströmt war sie, aber es war wohl schon getrocknetes Blut. Sie war selbst tot, das war ganz deutlich zu sehen. Die Wunden, der Ausdruck in ihrem Gesicht, alles deutete daraufhin. Doch dann, einfach so, stand sie auf. Das geborstene Schwert hatte sie noch in der Hand. Jaja, den Griff und das untere Stück der Klinge meine ich. Und dann zeigte sie in eine bestimmte Richtung, so als wenn sie das Zeichen zum Aufbruch gab. Da kam plötzlich ein Pferd angetrabt, ein wunderschönes, richtig silbern schimmerndes, und die Königin griff in die Mähne und zog sich daran hoch. Wo sie hingeritten ist, das habe ich nicht mehr gesehen. Das Schlachtfeld war so groß, und es lagen ja noch überall Tote. Nur Salkya, die war wieder auferstanden. Ja, bei allen guten Göttern, so habe ich es gesehen, ganz klar, in meinen Träumen, und der Hochgeweihten berichtet …”
–Bericht des Lastenträgers Ciro, aufgezeichnet am 19. Phex, nach seinem Besuch im Rondra-Tempel Urbasis

Sechs Berichte dieser Art erfassten die Geweihten des örtlichen Rondra-Tempels unter der Schwertschwester Amene di Salsavûr schon am ersten Tag, vier weitere am darauf folgenden. Und auch wenn sich die Anzahl danach weiter verringerte, sind es bis zum Anfang des Ingerimmmonds insgesamt bereits 27. Der Erzherrscher in Arivor, der Salkya einst krönte, entsandte früh einen Vertrauten, ebenso die ältere Schwester der Heldenkönigin, die erhabene Kaisermutter und Magisterin der Magister Aldare. Doch die Visionen blieben über Wochen für alle Beobachter rätselhaft. Sie veränderten sich von Nacht zu Nacht, drohten nach wenigen Tagen bereits gänzlich in einem nebulösen Schleier zu verschwinden, setzten sich dann jedoch fort. Zuletzt stieß die verstorbene Königin darin ihr geborstenes Schwert in den Boden und zog es dann so unversehrt daraus hervor, als wäre es nie zerbrochen.
Welch schrecklichen Preis diese Träume fordern mochten, enthüllte sich spät. Am 15. Peraine fand man den ersten verzeichneten Visionär, den Hausierer Efferdo, erhängt in seiner Hütte – er hatte sich mutmaßlich selbst getötet. Dies ging im Trubel des Großen Gestechs (siehe Artikel auf Seite 24) noch unter. Als am 24. auch den zweiten Visionär, den Schmiedegesellen Sal, der Tod ereilte, machte sich dann aber Angst breit. Was, wenn dasselbe rätselhafte Schicksal nun alle Visionäre treffen würde? Es gab ja sogar Familien, in denen dies gleich mehrere Personen betraf, wie die des jungen Talor, der am selben Tag als erster ein zweites Mal von Salkya träumte und dessen Mutter und Schwester ebenfalls zu den Visionären zählten. Ob es überhaupt wirrer innerer Antrieb oder höhere Mächte waren, die die zwei tragischen Tode auslösten, vermochte nicht einmal die angesehene Seelenheilerin Thespia Aldyranis, die Gesandte Aldares, zu sagen.
Welch Rätsel hinter all den Visionen steckt, deutete sich womöglich erst nun, am 3. Ingerimm nämlich an: Der Ausgräber Tassilo, ein Gehilfe des Custos Relicti Bosparani, war selbst bereits am 30. Phex einer der Visionäre und grub schließlich nächtens, ohne dass er sich später daran erinnern konnte, einen glänzenden Metallsplitter aus, der nach erster Überprüfung einem vor nicht allzu langer Zeit geborstenem Schwert entstammen mochte. Das Fundstück wird mittlerweile im Rondra-Tempel Urbasis verwahrt und harrt der Überprüfung, ob es sich dabei tatsächlich um einen der verschollenen Splitter des Schwerts der Heldenkönigin handelt, wie gemeinhin vermutet wird.
Schon der Fund an sich ließ jedoch den Tod des Schmiedegesellen Sal in einem neuen Licht erscheinen. Dieser hatte sich beim barhändigen Graben in der Erde die Arme zerschunden, bevor er wohl verblutet war. Die Adligen Camilla dell'Arbiato, selbst eine Ritterin des Ardaritenordens, und Aramir dyll Arkis, ein erst zu Beginn der Visionen in Urbasi aufgetauchter Zyklopäer mit Beziehungen zur verfemten Familie ya Ranfaran (deren Oberhaupt Alarion seit dem Jaltekenaufstand 1028 im Kerker sitzt, siehe BB#31), ließen kurz nach Bekanntwerden des ersten Fundes auch an der Stelle, an der man Sal gefunden hatte, noch einmal graben und förderten dabei einen weiteren noch glänzenden Metallsplitter zu Tage.
Dennoch, die Frage bleibt: Ist dies nun das Rätsel, das hinter den Visionen steckt? Und wie kommen die Splitter, die möglicherweise vom Schwert Salkyas stammen, ausgerechnet in den Boden unter der urbasischen Vorstadt Camponuovo, der ärmsten der Nachbarschaften der Silberstadt? Gibt es überhaupt noch mehr – und was soll am Ende mit ihnen geschehen?
Die Schildwacht berichtet zu nächster Gelegenheit weiter von all diesen rätselhaften Vorgängen im einst so beschaulichen Urbasi, das plötzlich im Zentrum einer Geschichte von höchster religiöser Relevanz steht.

Armin Bundt, mit Dank an Kai Tragesser, Michael Ballocco, Markus Köster, David Bauer, Sophie Jiang, Jonas Monsees, Jürgen Berger und Eike Wendland, die alle bereits Anteil hatten



Irdische Anmerkung: Das Briefspiel um die ‘Träume von Salkya’ ist eine laufende Abenteuergeschichte, die Urbasi noch einige Zeit länger beschäftigen wird. Näheres hierzu lässt sich bereits jetzt dem Wiki des Horasreichs entnehmen. Bei Interesse sind auch Ermittler und Experten von außerhalb Urbasis gerne gesehen.