Archiv:Zwischen Ruthor und Aldyra (BB 17)

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Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 17, Seiten 21-24
Aventurisches Datum: Ende 1021 / Anfang 1022 BF



Zwischen Ruthor und Aldyra


Rangkrone
Wappen

Namensgebend für die Shumir-Krise: die Baronie Shumir

Der Comto Schatz-Canzler Yaquirias stand etwas verlassen auf einem kleinen Hügel. Das Zelt unter dem er vor dem Unwetter Schutz gefunden hatte, wurde heftig von starkem Wind bedrängt. Drei rote Lilien zierten die Zeltplane. Es war das Feldherrenzelt Baron Arianos gewesen. Noch vor wenigen Minuten tobte auf dem Feld unter der Hügel die Schlacht auf den Schwarzen Marschen von Shumir. Einige Gefallene und Verwundete kündeten noch immer von dem Aufeinandertreffen der Heere Prinz Ralmans und Baron Arianos. Der Baron war jedoch vor dem Wetter und einer drohenden Niederlage in die nahe Stadt Shumir geflohen. Dort würde er sich vermutlich nun verschanzen. Prinz Ralman bliebe nur eine Belagerung. Mit seinen Truppen aus Pertakis und Horasia war der Sohn des Erzherzoges Hakaan zumindest schon mal dem fliehenden Baron gefolgt. Je schneller er den Belagerungsring um die Stadt ziehen würde, um so besser.

"Euer Excellenz", erscholl es urplötzlich durch den Wind.
"Wer da?" Noch war niemand zu sehen.
"Comto Tarin ... kommt ...", trug der Wind abgehackt dem erschrockenen Schatzkanzler zu.
Plötzlich tauchte aus dem Regenschleier ein Gardist auf. Er trug die Farben der Baronin von Efferdas.
"Comto Tarin, Euer Excellenz", keuchte der Soldat, "kommt mit, dort unten wartet meine Herrin mit ihrer Kutsche. Sie dachte sich schon, daß Ihr noch hier wäret. Folgt mir."


***


Mit einem beruhigenden dumpfen Geräusch fiel der Balken hinter das Stadttor. Nun waren sie erst einmal in Sicherheit. Immer näher waren ihnen die Truppen des Prinzen gekommen, und beinahe sah es so aus, als müßten sie die Nachhut vor den Mauern der Stadt zurücklassen. Welch ein Glück, daß die Ritter des Barons ihnen wegen des morastigen Untergrundes nicht nachsetzen konnten. Sie mußten zwar auch einige der schweren Feldgeschütze zurücklassen, aber dieser Verlust war zu verschmerzen.

Baronet Ariano Sal blickte noch immer auf die schweren Steineichenbohlen des Tores. Mit Befriedigung nahm er das knirschende Geräusch wahr, als die Zugbrücke hochgezogen wurde. Nun galt es die Belagerung so lange wie möglich durchzuhalten. Denn die starken Mauern der Stadt würde Prinz Ralman so schnell nicht überwinden können.

"Euer Hochgeboren." Ein Page seines Vaters hatte ihn gefunden. "Der Baron wünscht Euch zu sehen. Im großen Saal von Burg Schwarzzack."
"Geht nur schon, ich will nur eben nach meinem Pferd sehen."
"Ich soll Euch unverzüglich holen", entgegnet der Page verlegen.
"Ob in der Garde, oder Zuhause, überall wird man rumkommandiert. In Vinsalt werde ich aber wenigstens respektiert."
"Euer Hochgeboren?"
"Schon gut. Geht voran, ich folge schon."


Ralman von Firdayon-Bethana, Widersacher Baron Arianos
***


Die Befehle der Capitanya gellten durch die Nacht. Überall wurden in Windeseile Gräben ausgehoben und Zelte gespannt. Der unaufhörlich Regen trommelte auf seinen Helm, die Nässe hatte lange schon ihren Weg durch alle Ritzen der mittlerweile stumpfen Rüstung gefunden. Der rote Umhang hing klatschnaß über dem Rücken seines kräftigen Pferdes. Sein Hengst Targelion schnaubte und stampfte. Wäre er ein Pferd, so würde er in diesem Moment genau dasselbe tun. Zumindest war ihm so zumute.

Prinz Ralman blickte die düsteren Mauern von Shumir empor. Belagerung - wie er das Wort schon haßte. Der Baron wußte wohl, was er ihm damit angetan hatte. Das hier war kein Erfolg, Monate könnte er jetzt hier hocken. Warum nur hatte keiner daran gedacht die Stadt gefügig zu halten. Nun saßen sie hier im Dreck, während der Baron in den Federbetten der Burg liegen konnte. Wut und Enttäuschung stiegen in dem Prinzen auf.

Mit einem Mal riß er sich den Helm vom Kopf und warf ihn seinem verdutzen Knappen vor die Füße. "Pack ihn weg, Odo. Nun mach schon! Geh!", brüllte der Prinz.
Leicht verängstigt hob der junge Bursche den Helm auf und lief davon.
Welch eine Wohltat den warmen Regen sich ins Gesicht fallen zu lassen. Er schloß die Augen. Das schreckliche Trommeln auf dem Helm hätte ihn noch wahnsinnig gemacht.


***


Schnellen Schrittes eilte der Schatzkanzler auf die Kutsche zu. Ein Diener stand schon bereit und öffnete ihm den Verschlag und er sprang sofort hinein.

"Alveran, was ein Wetter", schimpfte Comto Tarin, "die launische Peraine ist doch längst vorbei und bis Rondra den Himmel erzittern läßt ist es doch auch noch ein Weilchen hin. Ausgerechnet heute."
"Wolltet Ihr, daß der Baron obsiegt?"
"Verehrte, liebe Elanor, ich bin Euch zu tiefem Dank verpflichtet, daß Ihr mich aus diesem niederhöllischen Wetter errettet habt, doch diese Frage, sollte ich doch wohl lieber Euch stellen." Er zwinkerte der Baronin aus Efferdas zu.
"Wie meinen, Euer Excellenz?"
"Ich meine, daß Ihr Euch wohlweislich zurückgehalten habt, als Baron Ariano beinahe die Überhand gewonnen hatte und als ihm dann nur noch der Todesstoß fehlte, ließet Ihr ihn gen Shumir fliehen. Oder liege ich falsch?"
"Comto Tarin, Ihr habt Euch erkältet. Aus Euch spricht der Fieberwahn, Ihr phantasiert."
Wie zur Bestätigung hustete der Schatzkanzler und kam erst nach einiger Zeit wieder zu Atem. "Euren Künsten bin ich nicht gewachsen", keuchte er und lächelte verschmitzt, bevor er erneut einen Hustenanfall bekam.
"Wohin kann ich Euch bringen, Euer Excellenz?"
"Ich kenne einen schnellen Weg nach Ruthor. Alwîn muß eiligst Kunde von den Geschehnissen erhalten."
"Kutscher", die Baronin klopfte an die Wand hinter sich. Eine kleine Luke zum Kutschbock öffnete sich. "Fahrt nach den Anweisungen des Comto Schatz-Canzlers."


***


"Ah, mein Sohn gesellt sich auch zu uns." Baron Ariano war äußert schlechter Stimmung und sein jüngster Sohn war ihm nie eine Freude gewesen. "Nun sag uns, was ihr in Vinsalt auf der Akademie zu einer solchen Situation gelernt habt. Die haben doch immer einen unnützen Vorschlag auf Lager."
"Mein Vater", begann Ariano Sal, er wollte seinen Vater keinesfalls mehr reizen, "es gibt keine Standardlösung zu unserem Problem."
"Da könnte man einmal einen Rat gebrauchen, und wieder wird man enttäuscht."
"Vater, Ihr habt keinen Rat nötig", sagte Ariano Sal ruhig.
"Erspare Mir Deinen Spott. Wärst Du zeitiger zum Schlachtfeld gekommen, hätte jemand die Bürger unter Kontrolle gehabt."
"Aber, Vater..."
"Kein aber! Und nun geh' und sorge für die Unterbringung der Soldaten."
"Aber Euer Hochgeboren", versuchte Signor Romualdo dem Baronet beizustehen, "damit wurde doch bereits Capitano Mondino be..."
"Der kann bestimmt Hilfe gebrauchen. Und nun will ich nichts weiter hören. Oder möchte sonst noch jemand die Unterbringung der Soldaten beaufsichtigen?" Die Stimme des Barons wurde zunehmend gereizter. Baronet Ariano Sal kannte seinen Vater, verbeugte sich und verließ wortlos den Saal. Hinter ihm fiel die Tür mit lautem Krachen ins Schloß. Alle Anwesenden verharrten in betretenem Schweigen, wußte doch so gut wie jeder in der Halle, daß die Beziehung zwischen Vater und Sohn nicht gerade gut war.

"Anscheinend kann meinen ach so ruhigen Sohn, doch noch etwas aus der Fassung bringen." Der Baron seufzte und lehnte sich zurück. "Tarim Ciras, wie ist unsere Lage?"
"Durchwachsen, Euer Hochgeboren. Hier in der Stadt sind wir natürlich erst einmal in Sicherheit. Durch das ... äh ... schnelle Handeln Eures Sohnes konnte sogar die Nachhut rechtzeitig hinter die schützenden Mauern gebracht werden."
"Sieh an. Aus meinem Sohn wird eines Tages ein brauchbarer Zeugmeister. Fahrt fort."
"Die Soldaten sind nach dem Kampf sehr geschwächt, einige Dutzend Verwundete und die Stimmung ist erklärlicherweise gedrückt. Die Unterbringung dürfte sichergestellt sein. Auf dem Burghof wurden bereits Zelte aufgeschlagen und die Kasematten sind herrichtbar."
"Verluste?"
"Nun, an Material verloren wir fünf Feldgeschütze und zwei Zelte, sowie zwei Troßwagen und achtzehn Pferde. An Leib und Leben beschädigt sind nach ersten Zählungen: Bewohner der Stadt - gefallen 30, verwundet weitere 20; Söldlinge - gefallen 13, verwundet 17; Fußsoldaten der Garde - gefallen 11, verwundet 24; eigene Fußsoldaten - gefallen 8, verwundet 12; Berittene der Garde - gefallen 3, verwundet 5; eigene Berittene - gefallen 4, verwundet 7. Von Stand wurde niemand getötet, mit Ausnahme des Connetabels, dessen Schicksal ungewiß ist. Cavalliere Rinaldo ya Capoggio wurde gefangen."
"Welche Verluste hat die andere Seite?"


***


"...Pertakiser - gefallen 22, davon 7 Berittene, verwundet 14, davon nur zwei Berittene; Hylaîler Söldner - 10 gefallen, 20 verwundet; unsere Schwertschwinger - 7 gefallen, 8 verwundet; Mantrasher und Irendorer - 2 gefallen und 3 verwundete; von Stand ist niemand gefallen, lediglich zwei eigene Ritter wurden verwundet. Erbeutet wurden zwei Troßwagen mit Ausrüstungsgegenständen, sowie ein Feldgeschütz. Alle restlichen wurden vom Gegner zerstört. Die relativ hohe Zahl Gefallener zu Verwundeten rührt von den Einschlägen der feindlichen Geschütztreffer."

"Habt Dank für den Rapport." Der Prinz entließ seine Capitanya. "Nun meine Herren", er wandte sich Signorino Endor von Shenilo-Felsfelden, Signor Rendariell ya Grendol, Signor Vascal ya Berîsac und Signor Erlan Sirensteen von Irendor zu, "was jetzt?"
"Es läuft wohl auf eine Belagerung hinaus", bemerkte Signorino Endor.
"Recht bemerkt, doch kennt ein jeder hier auch die Konsequenzen?"
"Mein Onkel sagt immer, 'Willst Du eine Stadt belagern, so brauchst Du drei Dinge: Zeit, Zeit und nochmals Zeit."
"Wohl gesprochen, Schwager Erlan. Nun die Frage in die Runde, wer der edlen Herren hat denn diese Zeit?"
"Ich werde zwar in den heimischen Gefilden gebraucht", wiegelte Signor Erlan ab, "aber meine wenigen Mannen stehen Euch auch weiterhin zur Verfügung."
"Nehmt mich aus, Durchlaucht", begann Signor Vascal, "mir ging es allein um diese Feldschlacht. Ich habe in Mantrash den Inquisitor Treuffenau-Veliris sitzen. Dessen Treiben gilt es zu entgegnen. Ich werde noch morgen bei Sonnenaufgang abreisen. Ich überlasse Euch jedoch eine Lanze meiner Cavallieri, Durchlaucht."
"Auch ich...", begann Signor Rendariell, bevor ihm der Prinz das Wort abschnitt.
"Wagt es nicht Euch aus dem Staube zu machen, Signor Rendariell. Ihr wart es doch, der in Shumir Pfründe sammeln wollte. Nun bezahlt auch den Preis."
"Durchlaucht, Ihr mißversteht mich, ich wollte nur für einige Tage auf Burg Millenis meine Abwesenheit regeln. Das werdet Ihr mir doch nicht verwehren wollen?"
"Geht. Doch übermorgen bis Sonnenuntergang seit Ihr zurück. Das gleiche gilt auch für Euch Shenilo. Und nun laßt mich allein."


***


Rangkrone
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Nachbarbaronie Shumirs: die Baronie Ruthor

Die Kutsche ratterte über das Pflaster von Ruthor. Manch ein Bürger fuhr erschrocken aus dem Schlaf, denn es war schon nach Sonnenuntergang. Selten hörte man zu dieser Zeit Geräusche auf den Gassen, denn Ruthor war keine Handelsstadt wie Sewamund, sondern Residenzsitz des Barons. Und da man hier etwas abseits von den großen Metropolen des Landes lag, pflegte man eine provinzielle Ruhe und Gelassenheit. Die Residenz des Barons lag ziemlich zentral in der Stadt und galt als eine der schönsten des Landes.

Die Kutsche der Baronin Elanor rollte über den großen Innenhof auf das Hauptportal zu, wo bereits einige Diener bereitstanden um den Verschlag zu öffnen. Der Baron von Ruthor und Comto Seneschall Yaquirias hatte sich bereits zu Bett begeben und ließ seine Gäste nun in der großen Orangerie warten. Nach einiger Zeit erschien er dann in brokatenem Morgenrock und Pantoffeln.

"Tarin, was treibt Euch zu so später Stunde hierher. Doch bevor Ihr antwortet laßt mich zunächst Baronin Elanor begrüßen. Welch seltener Gast in meiner bescheidenen Hütte. Ich freue mich." Galant gab er der Baronin einen Handkuß alten Stils. Diese bedankte sich mit einem leichten Kopfnicken.
"Es geht um Shumir, nicht wahr?" Der Baron Alwîn di Bellafoldi hatte sich in einen Korbsessel gesetzt und wartete nun gespannt auf den Grund des nächtlichen Besuches. Noch bevor der Schatzkanzler antworten konnte störte ein Diener des Barons vorsichtig die Runde und stellte ein Tablett auf einem eigens mitgebrachten Beistelltischchen ab. Auf der Serviertafel standen drei Tassen mit dampfendem Inhalt.
"Wenn ich Euch zuvor noch ein Schlückchen dieses mohischen Teufelsgetränkes anbieten dürfte. Es macht den Schlaf vergessen und ist in Belhanka die neueste Salon-Mode. Dort nennt man es 'Cawa', wenn ich mich recht entsinne." Der Baron ließ seinen Gästen je eine Tasse reichen. "Aber aufgepaßt, um es genießen zu können wird es sehr heiß aufgebrüht."
Comto Tarin nippte leicht an seiner Tasse und zog sogleich die Augenbrauen hoch. "Alwîn", rief er aus, "dieser Trank wird doch bei den Mohas nicht etwa zur Nekromantie genutzt? Damit könnte man ja Tote wecken." Er schüttelte sich.
"Versucht es mit einigen Candiscaramel-Stückchen. Aber nun zum Grund Eures so späten Besuchs."
"Ihr hattet schon ganz recht, Alwîn. Es geht um Shumir. Die Schlacht ist geschlagen, die Heere Baron Arianos und des Prinzen Ralman standen sich in einer offenen Feldschlacht gegenüber..."
"Aber...?"
Der Schatzkanzler nippte erneut an seinem 'Cawa' und erfreute sich an der so entstehenden Pause. "Sind die Tassen aus güldenländischem Porcellanum?"
"Aber ja, doch. Was ist nun mit der Schlacht?"
"Es konnte kein Ergebnis erzielt werden."
"Baron Ariano hatte es verhindert", berichtigte Elanor von Efferdas.
"Verhindert?"
"Er zog sich nach Shumir zurück und hat sich dort verschanzt."
"Und Prinz Ralman?"
"Der belagert nun die Stadt."
"Belagerung?", der Comto Seneschall war überrascht. "Prinz Ralman will ernstlich Shumir belagern? Die ganze Stadt ist eine Festung. Er wird sie aushungern müssen."
"Das ist im allgemeinen Sinn einer Belagerung."
"Aber das wird ewig dauern."
"Ihr vergeßt die Soldaten, die Baron Ariano mit in die Stadt gebracht hat. Und die Pferde."
"Der Prinz muß sich aber auch verpflegen. Und wenn ich das richtig verstanden habe, so ist das Umland von Shumir eher auf Seiten des Barons."
"Dessen Soldaten sind aber in der Stadt und die des Prinzen davor, wem glaubt Ihr wohl werden die Bauern ihr Korn verkaufen", bemerkte die Baronin.
"Dann sind wir mal gespannt, wer den längeren Odem hat, der belagerte Fuchs, oder der ungeduldige Sandlöwe." Der Baron lehnte sich zurück.
"Ich tippe auf den Prinzen", meinte der Schatzkanzler, "Er ist zwar ungestüm, aber von großer Weitsicht und politischem Geschick." Der Comto von Salicum-Selzin stellte seine Tasse vor sich auf das Tischchen. "Und womit unterhaltet Ihr uns nun, lieber Alwîn? Ich glaube, ich werde die ganze Nacht nicht schlafen können..."


***


"Zwei Woche sitzen wir hier nun schon auf Burg Schwarzzack, wie lange sollen wir noch hier bleiben?" fragte der Capitanwachtmeister Ralhion Trebesco den Baron.
"Wie lange noch?" fauchte der Baron zurück. "So lange, wie der Prinz glaubt seine Zeit mit einer Belagerung verschwenden zu müssen."
"Unsere Zeit, Euer Hochgeboren."
"Was wollt Ihr von mir, Trebesco?"
"Baron Ariano, nachdem Euer Schwiegersohn und mein Connetabel nicht mehr unter uns weilt, stehe ich unter niemandes Befehl. Kurz gesagt, ich will die Stadt verlassen."
Der Baron wandte sich vom Fenster ab, von dem aus er die gesamte Umgebung überblicken konnte. Fast im Flüsterton antwortete er dem Capitanwachtmeister: "Der Connetabel von Grangoria hat mir den Oberbefehl über sämtliche Truppen übertragen, erst wenn er oder der Herzog diese Ordnung bricht, untersteht Ihr nicht mehr meinem Kommando. Solange aber tut Ihr das, was ich von Euch verlange. Und glaubt mir, ich werde Euch den Rest der Belagerung in den Verliesen von Burg Schwarzzack schmoren lassen, wenn Ihr Euch mir widersetzt. Und diese Belagerung kann noch sehr lange dauern. Haben wir uns dann verstanden?"
"Ich werde mich beim Herzog über Euch beschweren, Baron."
"Tut das, wenn er wieder da ist. Und nun geht."
"Es wird mir eine Freude sein, Euch dereinst fallen zu sehen." Mit verbittertem Gesicht verließ der Capitanwachtmeister den Raum.
"Euch stört doch nur, daß Eure Base auf Seiten des Prinzen steht und vielleicht obsiegt. Aber das ist nicht der Krieg der Trebescos, das ist meiner", rief der Baron hinter dem Capitanwachtmeister hinterher.
"Obschon die dreihundert Mäuler, die nicht weiter zu stopfen wären uns beträchtlich helfen würden, Hochgeboren", wandte sich Julara von Selzin an den Baron.
"Aber was wäre das für ein Zeichen, wenn die Hälfte unserer Truppen aus der Stadt ausziehen würde? Der Prinz wartet doch nur auf ein Signal, daß ihn aufmuntert. Wir haben mehr Zeit als er."
"Haben wir die wirklich? Was wenn der Herzog wiederkehrt, oder wenn die Vorräte in wenigen Wochen aufgebraucht sind?"
"Ich brauche eine günstigere Position zum Verhandeln, Julara. Das ist alles. Einfach nur ein besseres Blatt. Die Karten werden mit jeder Woche neu verteilt."
"Möge PHEx, Euch und uns beistehen."


***


Rangkrone
Wappen

Nachbarbaronie Shumirs: die Baronie Aldyra

Prinz Ralman ging bereits zum wiederholten Male den Korridor auf und ab. Seit nunmehr einem Mond belagerte er Shumir. Es hatte überhaupt keine Fortschritte gegeben. Eher im Gegenteil. Die Ankunft des Herzogs von Grangoria würde sich wohl noch einige Zeit hinziehen, da er sich während der Schlacht an der Trollpforte eine böse Verletzung zugezogen hätte, wie es hieß. Nun nervte ihn sein Vetter in Bethana wieder mit den Selzinschen Ländern in Horasia und letzte Woche hatte man sogar Boten abgefangen, die den Belagerungsring um Shumir durchbrochen hatten. Und jede Taube des Barons hatte man wohl auch nicht abgeschossen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er Hilfe bekommen würde. Zwar gab es auch positive Meldungen, so hatte sein Vater ihm wenigstens einige Soldaten aus Kuslik geschickt, die halfen den Ring nun endlich zu verstärken und für den gefangenen Ritter aus den Reihen des Barons hatte man auch ein ordentliches Lösegeld erhalten, aber an der eigentlichen Situation hatte sich nichts verändert. Und für was tat er das eigentlich alles, er würde nicht einmal eine Hufe von Shumir bekommen.

Nun stand er hier im Schloß zu Aldyra und wollte sich mit Cronprinzessin Aldare über die Lage in Shumir austauschen. Die Thronfolgerin hatte sich nach seiner Bitte um große Feldgeschütze persönlich eingeschaltet. Der Prinz durfte also hoffen.

"Durchlaucht, Ihr könnt nun eintreten", eine der Hofdamen der Prinzessin schreckten Prinz Ralman aus seinen Gedanken auf. Der Prinz betrat das Kabinettszimmer des Schlosses zu Aldyra. Hinter ihm wurde die Tür wieder zugezogen. Die Prinzessin erwartete ihn bereits. Der Prinz sank vor Aldare auf die Knie und küßte die ihm entgegengestreckte Hand. "Euer Kaiserliche Hoheit, ich bedanke mich dafür, daß Ihr mich empfangt."
"Erhebt Euch, Vetter. Ich freue mich Euch zu sehen. Tragt mir Eure Wünsche vor."
Der Prinz erhob sich und warf einen Blick auf die Prinzessin. Cronprinzessin Aldare trug ein hochgeschnürtes grünes weit ausladendes Kleid, das über und über mit Perlen und Halbedelsteinen bestickt war. Auf dem hochgesteckten Haar trug sie ein Schlangendiadem. Aus der unbeschwerten jungen Geweihten der HESinde, war eine selbstbeherrschte Politikerin geworden.
"Kaiserliche Hoheit, wie Euch sicherlich bereits zugetragen wurde, belagere ich seit einigen Wochen die Stadt Shumir, um den anmaßenden Baron von Veliris daran zu hindern den Stuhl der Baronie an sich zu reißen und den kaiserlichen Gütern Holdan und Baliiri Schaden zuzufügen."
"Dafür sind wir Euch auch sehr dankbar, lieber Vetter. Aber nun seid Ihr seid der Belagerung überdrüssig, Ralman, oder", fragte die Prinzessin.
"So ist es, Eure Kaiserliche Hoheit. Und daher fragte ich beim Staatsminister an, ob man mir einige schwere Torrisionsgeschütze zur Verfügung stellen könnte."
"Mir wurde von Comto Rimaldo di Scapanunzio zugetragen, daß das Cronkabinett Eure Wünsche zuvor bereits ablehnend beschieden hatte."
"Ganz recht Kaiserliche Hoheit, doch in der Angelegenheit die das Cronkabinett zu entscheiden hatte, ging es um die Bereitstellung von Einheiten der Cron-Legion und um Brief und Siegel der Krone, die mein Eingreifen stützen sollten. Diesem Antrag wurde nicht stattgegeben. Doch auch mit meinen eigenen Kräften vermochte ich den Baron auf den Marschen zu besiegen, so daß ihm alleine der Rückzug nach Shumir blieb."
"Und Ihr glaubt Vetter, mit den kaiserlichen Geschützen könntet Ihr den Baron aus der Stadt bombardieren?"
"Ich denke, daß einige wenige Tage ausreichen und Baron Ariano sieht die Aussichtslosigkeit seiner Lage ein und kapituliert."
"Und wenn der Baron von Veliris standhaft bleibt, wollt Ihr dann versuchen Burg Schwarzzack in Trümmer zu legen?"
"Das wäre die letzte Konsequenz, Kaiserliche Hoheit."
"Aufgrund unserer engen familiären Bande und der Tatsache, daß Ihr gleichfalls für die Sache Firdayons streitet, werde ich mich für Euch verwenden. Doch gilt es natürlich auch weiterhin Dinge des Staates gegen Euren Wunsch abzuwägen."
"Habt Dank, Kaiserliche Hoheit. Ich fühle mich mit Eurer Stimme an meiner Seite bereits gestärkt, ganz gleich, wie die Entscheidung des Staats-Ministers letztlich ausfallen wird."
"Mögen HESinde und RONdra Euch in Eurem Tun stets beistehen, lieber Vetter." Die Prinzessin hielt ihm erneut die Hand entgegen. Mit einer tiefen Verbeugung und einem festen Handkuß verließ der Prinz den Raum. Als sich die Tür hinter ihm schloß, trat die Hofdame der Cronprinzessin wieder ein.

"Zisia, Ich werde nun meinen anderen Gast empfangen."
"Ich werde ihn sogleich hereinbitten, Hoheit." Zisia von Paquirella wollte soeben wieder entschwinden, als sich die Tür öffnete und ein gut gewandeter junger Mann, mit völlig ebenmäßigen Zügen den Raum an ihr vorbei betrat. "Ihr könnt nun gegen, Comtessa." Die Angesprochene blickte den Mann mit dem Ausdruck der vollkommenen Verblüffung an. Dieser winkte nur mit der Hand in Richtung Tür.
"Es ist schon in Ordnung, Zisia. Geht nur"; sagte die Prinzessin beruhigend.
"Sehr ... wohl, ... Hoheit." Ohne den Neuankömmling aus den Augen zu lassen, verließ sie den Raum.
"Ist die immer so?" Der junge Mann hatte eine tiefe wohlklingende Stimme.
"Nur wenn man sie überrumpelt."
"Geht es Euch nicht gut?" Der Mann trat auf die Prinzessin zu. "Ihr seht blaß aus."
"Ich habe nur seit einigen Tagen leichte Übelkeit. Es handelt sich wohl nur um ein Bauchgrimmen, das am Hofe grassiert. Außerdem betrübt es mich Prinz Ralman enttäuschen zu müssen."
"Er wird demnach keine Katapulte oder andere Geschütze von der Krone erhalten?"
"Der Staats-Minister wollte von vorne herein keine Geschütze zur Verfügung stellen, und der Staats-Marschall erklärte mir, daß die Geschütze ohne Techniker und Bombardiërie nicht zu bedienen seien, und Einheiten der Horas-Legion dürften ohnehin nicht in diesen Konflikt hineingezogen werden. Das sei auch die Linie der Kaiserin, versicherte mir Principe Folnor. Wenn ich mich nicht persönlich für den Prinzen einsetze, wird sein Gesuch abgelehnt."
"Das werdet Ihr natürlich nicht tun."
"Schweren Herzens, nein. Schließlich war das Euer Wunsch."
"Gut. So wird er dann auch nichts treffen, was er nicht einmal zu treffen glauben würde."
"Was könnte er denn treffen?"
"Jemand, der in der Burg gefangen gehalten wird. Ein Bruder von mir."
"Ein Bruder?" Die Prinzessin sah ihn erstaunt an.
"Es ist schon so lange her und der Schmerz sitzt zu tief, als das ich darüber sprechen möchte." Der Mann nahm sich einen Apfel vom Tisch, biß herzhaft hinein und schüttelte sich leicht. "Es ist doch immer wieder ein komisches Gefühl in eine so kleine Frucht zu beißen." Er schüttelte sich erneut. "Hier eßt", er warf der Prinzessin den angebissenen Apfel zu, "er wird Euch guttun, ich glaube nämlich nicht, daß Ihr an so einer Krankheit leidet ... Ihr tragt ein Kind unter dem Herzen."


***


Baron Ariano tobte wieder einmal. Sie saßen nun seit sechs Wochen in Shumir fest und eine Hiobsbotschaft wechselte die andere ab. "Was wagt sich dieser Mann? Wie kommt er darauf dem Herzog Lösegeld abzufordern?"
"Nun ja Vater, es heißt, er habe Signor Vascal sein Wort gegeben, kein Geld von Euch zu fordern."
"Jetzt wird er auch noch witzig, wie?"
"Nun ja, zumindest wissen wir nun, daß der Connetabel noch am leben ist", bemerkte Ariano Sal, der jüngste Sohn des Barons.
"Hast Du es schon Tsadanja gesagt?"
"Sie war überglücklich, jetzt wo sie doch ein Kind erwartet."
"Wenigstens muß ich mir nun nicht mehr jeden Tag Ihr Wehklagen anhören."

Der Baronet schwieg lieber. Wenn sein Vater schlechte Laune hatte, war es besser ihm aus dem Weg zu gehen, und wenn das nicht ging, schwieg man besser. Obwohl das auch ein Fehler sein konnte.
"Was stehst Du da so herum, wie eine Salzsäule? Was hat der Bote aus Grangor weiter gesagt? Weiß er wann Cusimo zurückkehrt?"
"Er berichtete nur von der Lösegeldforderung des Signors Rendariell ya Grendol an den Herzog, wenn dieser seinen Connetabel wieder haben wolle. Über die Rückkehr des Herzogs konnte er nichts berichten."
"Cusimo wird sich freuen, wenn er aus Darpatien nach Hause kommt. Und an wen glaubst Du wird er sich wenden, um die Goldstücke zurück zu bekommen?"
"An Euch, Vater." Ariano Sal wußte, daß er sich auf Dolches Schneide bewegte.
"Ein schlaues Kerlchen, mein Sohn."

In diesem Augenblick konnte man laute Fußtritte auf der Treppe hören. Amaldo von Yaquirello, der Leibritter des Barons riß die Türe auf. "Hochgeboren ... Baron Ariano, es wurde jemand in den Gemächern des Schwarzen Turmes gefunden."
"Jemand?"
"Es ist ein Mensch."
"So etwas findet man gelegentlich in den Zimmern eines Turmes. Ich müßte an dieser Stelle auch noch den ein oder anderen Gefangenen haben, was ist daran so ungewöhnlich?"
"Baron Ariano, der Gefangene behauptet Filburn von Shumir zu sein."


***


"Nun Tarin, mein Lieber, was führt Euch zu mir." Der Comto Seneschall begrüßte seinen Freund in der großen Bibliothek des Ruthorer Stadtschlosses.
"Es ist wieder einmal Shumir, Alwîn", entgegnete der Signor von Salicum und Selzin.
"Shumir, nichts als Shumir. Ich kann es bald nicht mehr hören. Aber nehmt doch Platz und berichtet mir die neueste Kunde."
"Habt Dank, Alwîn." Der Comto Schatz-Canzler setzte sich in einen der hohen Lehnsessel. Mit Genuß nahm er eine der gerollten Tabakblätter, die ihm der Comto Seneschall reichte und entzündete sie an einer bereitstehenden Kerze. Nach einigen genießerischen Zügen und kunstvollen Rauchwolken brach der Baron das Schweigen. "Feinster Tabak aus Methumis, Eolan sandte sie mir vor wenigen Tagen. Wir hatten doch auf der letzten Kabinettssitzung darüber gesprochen."
"Ach ja, ich entsinne mich. Also genieße ich gar nicht die großzügige Gabe eines Freundes, sondern die Arbeitsmittel des Cron-Cabinetts. Lang lebe die Kaiserin." Comto Tarin paffte an seinem Tabakblatt. "Nur aus übereifrigem Amtspflichtbewußtsein, unter welchen Posten hat der Cron-Convent die Mittel bewilligt?"
"Kost und Logis der Cronbeamten."
"Als wär's von mir erdacht!" Beide lachten herzhaft.
"Wenn ich mir vorstelle, was Viburn, der alte Fuchs, im Laufe von einem Jahrzehnt in diesem Amt wohl alles auf die Seite schaffen konnte. Das müssen Unsummen gewesen sein."
"Damit finanziert er jetzt seine Söldlinge in Terubis."
"Wie in den alten Zeiten unter König Therengar. Doch bevor ich mir Gedanken zu Terubis mache, möchte ich Shumir vom Tisch haben."
"Tarin, Ihr werdet alt, wie mir scheint."
"Ach", seufzte der Comto Schatzkanzler, "ich mußte mir in den letzten Tagen die Klagen von Signor Lorion Vistelli anhören. Da in Arivor scheint sich einiges zusammenzubrauen. Aber Shumir ist ja wenigstens so gut wie erledigt."
"Sagt an, was geht? Ich hörte nichts dergleichen."
"Seit nunmehr zwei Monden liegt Prinz Ralman nun schon vor Shumir und läßt keinen Wagen in die Stadt hinein, noch einen hinaus. Doch wie ich ihn kenne, ist er schon vom ersten Tage an unzufrieden mit der Belagerung gewesen. Doch nun murren seine Verbündeten immer lauter und auch sein lieber Vetter in Bethana macht ihm Sorgen. Er ist nicht zu beneiden der aufstrebende Prinz."
"Das Millenis und Shenilo dem Prinzen schon seit Tagen in den Ohren liegen die Belagerung aufzugeben ist ja bekannt, schließlich werden die Überfälle aus Clameth immer dreister. In Pertakis geht es beinahe zu wie Tsatempel zu Fasar. Doch was hat Euer Vetter Ralhion damit zu schaffen?"
"Nun ja, seit langem gibt es einen Streit zwischen den Häusern Bethana und Firdayon über einige Dörfer in Horasia. Davon müßtet Ihr doch gehört haben."
"Der alte Bethana-Selzin-Firdayon-Mitgiftstreit?
"Es waren Selzinsche-Güter, lieber Alwîn, sie werden auch in meinen Urkunden erwähnt."
"Tarin, die Güter waren Galahanisch und wurden den Baronen von Bethana damals von Kusmara überlassen. Das ist doch ein alter Hut."
"Ja, genau Kusmara. Die hatte die Ländereien aber den Selzins weggenommen."
"Was heißt hier weggenommen, getauscht hatte sie, um ihre Ländereien zu bündeln."
"Unsinn, gewaltsam entrissen!"
"Darüber gibt es doch Urkunden."
"Ich habe auch Dokumente."
"Hört doch damit auf. Alle Dokumente der Selzins sind doch gefälscht. Allein die Schenkung von Salicum ..."
"Ihr seht, lieber Alwîn, um eine weitere Diskussion bereits im Keim zu ersticken, diese Güter sind sehr umstritten. Und da hat Vetter Ralhion die Abwesenheit des Prinzen Ralman genutzt und die besagten Dörfer in Horasia kurzerhand mit fünfzig seiner Soldaten besetzt. Nun sammelt er fleißig den Zehnten ein und Prinz Ralman schäumt vor Wut."
"Das wird die Verhandlungsbereitschaft des Prinzen sicherlich beträchtlich erhöht haben, wenn ich Euch recht verstehe."
"So ist es. Die Verhandlungen sollen morgen auf Burg Schwarzzack beginnen."
Der Comto Schatz-Canzler warf sein abgebranntes Tabakblatt in einen kleinen verzierten Messingeimer, den ein Diener auf einen Wink bereithielt. "Eolan ist zu beneiden." Der Comto erhob sich.
"Ihr wollt schon wieder fort?"
"Ich muß. Bis morgen will ich zurück auf Burg Schwarzzack sein und ich will noch nach Castello Selzin reiten." Der Comto ließ sich seinen Mantel und den Stock geben."
"Wartet noch, bevor Ihr geht, will ich Euch doch noch wenigsten einige dieser Tabakblätter mitgeben."
"Oh, sehr aufmerksam."
"Irgendwie gehören sie ja auch Euch", lächelte der Comto Seneschall.
Comto Tarin steckte die Tabakblätter ein. "Gehabt Euch wohl."
"Bevor ich es vergesse, was treibt Euch in die kalten Gemäuer von Castello Selzin?"
"Ich habe da noch irgendwo Dokumente..."


***


Baronin Elanor von Efferdas, die Vermittlerin

Auf einer Wiese nahe Shumir hatte man mehrere Zelte aufgestellt. Das größte von ihnen stand in der Mitte und trug die Blume und den Delphin von Efferdas. Unter dem Geleit der Baronin Elanor von Efferdas trafen sich die Beteiligten der Shumir-Krise um einen Waffenstillstand zu unterzeichnen.

Auf Seiten des Prinzen von Horasia waren Rendariell ya Grendol de Millenis und Endor Dorén von Shenilo-Felsfelden anwesend. Baron Ariano hatte Tarim Ciras von Veliris-Carinto und Ralhion Trebesco, als Vertreter des noch immer gefangengehaltenen Connetabels mitgebracht. Als Vermittlerin trat Baronin Elanor auf, die zusammen mit Comto Tarin Salquirio von Salicum-Selzin auch als Beurkundungszeugen auftraten.

"Edle Herren, wir sind heute hier zusammengetroffen, um die Niederlegung der Waffen festzuschreiben. Beide Seiten haben sich auf mich als Vermittlerin geeinigt und so bin ich dieser verantwortungsvollen Aufgabe nachgekommen und habe ein für beide Seiten annehmbares Dokument verfaßt."

Die Baronin breitete eine pergamentene Urkunde auf dem Tisch auf. "Hiermit wird am Achten Tage der Herrin RONdra ein Waffenstillstand zwischen den Parteiungen des Erb-Prinzen Ralman von Firdayon-Bethana und Horasia und dem Baron Ariano von Treuffenau-Veliris festgeschrieben. Baron Ariano verpflichtet sich jedwede Söldlinge aus der Gemarkung Shumir zu entfernen und sie zu entlassen. Erbprinz Ralman verspricht im Gegenzuge alle erzherzöglichen Soldaten aus der Gemarkung Shumir zu entfernen. Die kommissarische Regentschaft über die Baronie werde auf dem östlichen Gebiet, das die Landschaften Sewaklauf, Linnrath, Tillvod, Yasbêk, Ferlath und Illstan umfaßt, auf Baronet Ariano Sal von Treuffenau-Veliris und auf dem westlichen Gebiet, das die Landschaften Perainidâl, Holdan, Talante und Millenis umfaßt, auf Signor Rendariell ya Grendol übertragen. Für die Stadt Shumir und ihre umgebenden Ländereien wird die kommissarische Regentschaft in die Hände der Baronin Elanor von Efferdas, also mir, übergeben. Dieses Gebiet muß weiterhin von allen Soldaten befriedet und darf von allen Beteiligten mit nicht mehr denn 20 Soldaten betreten werden. Die Burg Schwarzzack zu Shumir werde als Konferenzort bestimmt, auf dem über das weitere Schicksal der Baronie nach Recht und Gesetz zu beraten und entscheiden ist. Folgende Verhandlungsführer wurden bestellt. Für die Baronie Veliris Signor Romualdo ya Cantarra, für die Domäne Pertakis Signorino Endor Dorén von Shenilo-Felsfelden, für die Stadt Shumir Ragordan Nestefan, für die Grafschaft Yaquiria Esquirio Sibur Aralzin, für das Erzherzogtum Comto Alwîn di Bellafoldi und für die Krone Comto Tarin Salquirio von Salicum-Selzin. Dieser Waffenstillstand ist auf den Zeitraum von 12 Monden befristet. Unterzeichnet und gesiegelt von Ralman Firdayon-Bethana von Horasia, Ariano von Treuffenau-Veliris, Rendariell ya Grendol de Millenis, Tarim Ciras von Veliris-Carinto, Endor Dorén von Shenilo-Felsfelden und Ralhion Trebesco. Bezeugt und beurkundet von Elanor von Efferdas und Tarin von Salicum-Selzin. Soweit der aufgesetzte Inhalt. Nun schreitet zur Unterzeichnung."

In der genannten Reihenfolge unterschrieben und siegelten die Anwesenden das Dokument. Anschließend reichte die Baronin jedem einen Becher voll Wein. Sie hob den Pokal und sprach einen Trinkspruch: "Auf die Baronie Shumir."

Andree Hachmann