Archiv:Zwischen Vinsalt und Veliris (BB 15)

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Zwischen Vinsalt und Veliris

Von Veliris gen Shumir, an einem Frühlingstag im TSA.

Das kleine Städtchen Shumir lag beschaulich zwischen den sanften Weinhängen. Die hohen Türme der starken Mauer ragten hinauf in den Himmel. Allein die dunklen Zinnen der mächtigen Burg, die auf einem Hügel über der Stadt thronte, zeugte von den Dingen die da kommen sollten.
In der Stadt selbst herrschte rege Betriebsamkeit. Die Söldner Baron Arianos liefen aufgeregt hin und her, die Wachen der Stadt besetzten überall die Wehrgänge, und zudem war heute auch noch Horastag, der alte Markttag. Aus der nahen Umgebung waren Bauern und Marketender angereist, die ihre Waren feilboten. Gaukler und Artisten zeigten ihre Kunststücke und das Vieh blökte, gackerte und muhte in das unbeschreibliche Stimmengewirr.
Natürlich waren auch heute wieder die Drohgebährden Baron Arianos Stadtgespräch. Kaum glaubte man die Lage hätte sich entspannt, da wurden Gerüchte laut, mehrere große Heerhaufen seien aus Veliris auf dem Weg.
Bislang hatte es noch keine größere Auseinandersetzung zwischen den beiden verfeindeten Parteien gegeben. Auf der einen Seite stand Baron Ariano mit seinen Gefolgsleuten, und auf der anderen marschierten die Truppen aus Pertakis. Hier und da hatte es zwar schon kleine Geplänkel gegeben, die mal zugunsten des Barons, mal zugunsten der Pertakiser ausgingen, aber Entscheidungsschlachten waren nicht darunter.
Diese Spannung lag nun wie ein schweres Tuch über der Stadt, man konnte förmlich fühlen, daß etwas in der Luft lag. Niemand auf dem Marktplatz wußte etwas genaues, aber jeder hatte eine Meinung und wußte etwas zu den unzähligen Gerüchten beizusteuern.
Baron Kemoc sei wieder aufgetaucht und er wolle der Stadt seine Freiheit nehmen, hieß es dort. Und anderswo munkelte man, daß die Pertakiser einen Sturm auf die Stadt wagen würden. Kaiserin Amene wolle die Ordnung durch die Horaslegion wieder herstellen, doch sie könnte es nicht, da sie den Mittelreichern im Osten zu Hilfe eilen müßte. Das und noch vieles mehr, kursierte in der Stadt.

An der Spitze eines langen Heerzuges ritt der Baron von Veliris. Er war längst nicht mehr der junge Krieger von einst und silbergraue Strähnen hatten seine braunen Haare schon vor Monaten durchwirkt. Ein versilberter Küraß, verziert mit allerlei Ornamenten - insbesondere schmückte natürlich die Lilie, das Zeichen des Hauses Veliris, den Panzer - bedeckte seine Brust, der rote Mantel lag auf dem Rücken des starken Bomeder Fuchs' und der pelzverbrämte Dreispitz, das Markenzeichen des Barons, trotzte dem stärker werdenden lauen Wind.
"Euer Hochgeboren", rief ein junger Mann, der sich mit seinem Pferd dem Baron näherte. "Der Gonfaloniere läßt anfragen, wo Ihr genau hinreiten wollt. Er möchte wissen, wie er die Rasten zu verteilen hat."

Der Gonfaloniere Tarim Ciras von Veliris-Larindau war ein entfernter Verwandter des Barons und normalerweise für die freiherrschaftlichen Soldaten zuständig. Er ärgerte sich maßlos darüber, daß er nicht den blassesten Schimmer hatte, wo der Baron hinwollte. Seit er Veliris verlassen hatte, führte er den Zug in Richtung Ratinau. Wollte er nach Vinsalt? Oder über die Seitenwege gen Bomed? Vielleicht gar noch in die tikalischen Erbwirren eingreifen? Er haßte es, wenn er nicht informiert wurde.
Und dabei hatte es zu Beginn seiner Amtszeit so gut ausgesehen. Mit den Stimmen seines Familienzweiges und der Gräfin wurde er als mächtiger Gegner dem Baron vor die Nase gesetzt. Mit der Signoria hinter sich konnte er beinahe schalten und walten, wie er es für richtig hielt. Doch nun sah alles ganz anders aus. Baron Ariano hatte es geschafft, die Familie hinter sich zu bringen und auch sonst alle Stimmen der Signoria auf seine Seite gezogen. Er als Gonfaloniere hatte beinahe seine ganze Macht verloren. Jetzt war er nichts weiter als ein Befehlsempfänger.
Wäre er selbst nicht einer der Leidtragenden könnte er den Shumirangriff fast bewundern. Keinen besseren Zeitpunkt als jetzt hätte es geben können, da die meisten Adligen des Landes gen Osten blickten, wo sich ein Halbgott aufmachte das Mittelreich zu erobern. Sollte er doch, die Legionen der Horas könnten auch einem Halbgott trotzen! Und wenn er gerade die Garether Feinde aufrieb, sollte es einem nur recht sein, dachte Tarim grimmig. Wer aber nicht nach Osten blickte, der sah beunruhigt nach Vinsalt. Die Gerüchte wollten nicht abreißen, Kaiserin Amene sei schwer erkrankt. Seit sie alle Ziele des Hauses Firdayon erreicht zu haben schien, Kaisertitel, Entmachtung des Hauses Galahan, ginge es mit ihrer Gesundheit rapide bergab.
Aber heute am Horastag drängte sich auch noch eine andere Variante auf. Einige Horaspriester hatten öffentlich geäußert, daß das Heilige Horarium nahe an Blasphemie grenze und das Siechtum nun eine Strafe der Götter sei. Verwunderlich nur, daß Prinz Timor dem keinen Einhalt geboten hatte, waren es doch Priester aus seinem Heilig-Blut-Orden. Oder waren das gar schon die ersten Vorbereitungen eines zukünftigen Erben?
Aus diesen Gedanken wurde Tarim Ciras geschreckt, als sein Page mit der Antwort Baron Arianos wieder zurückkehrte. Wahrscheinlich ließ ihn Ariano noch weiter im Ungewissen.
"Euer Edelgeboren, Baron Ariano sagt, Ziel des Zuges sei die Stadt Shumir!"

Je näher der Zug aus Veliris der Stadt kamen, desto mehr Menschen standen an den Wegen, um sie zu begrüßen. Feldarbeiter kamen an den Straßenrand und winkten dem Baron aus Veliris mit Kappen, Tüchern und Händen zu. Der alte, immer schon etwas unheimliche Baron war nun wohl endgültig fort und wie es aussähe, würde nun dieser Mann Herr über Shumir werden. Also stellte man sich lieber gleich gut mit ihm, zumal er auch heute Abend ein großes Fest in der Stadt geben würde, zu dem die ganze Umgebung eingeladen war.

Als Baron Ariano das Stadttor von Shumir durchritt, schlugen ihm die Zurufe der begeisterten Menge schon entgegen. Die Plätze und Straßen der Stadt waren angefüllt mit jubelnden und feiernden Menschen. An vielen Stellen waren bunte Bänder mit kleinen Wimpeln über die Straßen gespannt und zahlreiche Fahnen - darunter sogar einige mit den drei roten Lilien des Hauses Veliris - hingen aus den Fenstern, wo ebenfalls winkende Menschen standen.
"Hoch Baron Ariano!" und "Lang lebe Seine Hochgeboren!" erscholl überall in der Stadt, während der so Bejubelte sichtlich zufrieden in Richtung Burg Schwarzzack ritt, der Zwingfeste aus den alten Tagen mittelreichischer Besatzung, die düster über Shumir thronte.

"Nun, Euer Hochgeboren, das ist doch ein voller Erfolg", sagte Tarim Ciras, der mittlerweile bis zur Spitze des Zuges aufgeschlossen war.
"Das ist bislang erst der Empfang. Der wirkliche Erfolg wird folgen", entgegnete Baron Ariano zurückhaltend.
"Zumindest war es eine gute Idee unsere Fahnen zu verteilen. So sieht doch alles gleich viel heimischer aus", grinste der Gonfaloniere den Baron an und erheischte sogar ein mildes Lächeln.
"Viel wichtiger ist allerdings, daß Ihr die Gerüchte über die Pertakiser verbreiten konntet. Wenn die Bauern hier von Plünderungen und Brandschatzungen hören, werden sie uns weitaus gewogener sein."
"Das habe ich schon vor Tagen veranlaßt, wie Ihr es wünschtet. Außerdem haben unsere Leute einige Felder in der Nähe der Pertakiser Truppen abbrennen lassen - als kleinen Beleg für unsere List."
"Sehr gut, Tarim, ich hoffe allerdings Ihr habt die Bauersleut dafür entschädigt?"
"Wie Ihr befohlen habt. Die Salländer der örtlichen Adligen wurden allerdings nicht entschädigt. Sie werden nun den Druck auf ihre Pächter erhöhen und so die Stimmung weiter verschlechtern. Eine ideale Ausgangsbasis für uns."
Sie erreichten geraden den Vorplatz zu Burg Schwarzzack, auf dem ein hohes hölzernes Podest errichtet wurde und wo einige würdevoll gekleidete Honoratioren bereits warteten.

Der Platz hatte sich mittlerweile gefüllt und unter Fanfarenklängen schritt Baron Ariano zusammen mit dem Gonfaloniere und einigen andern seiner engsten Gefolgsleute auf das Podest. Im Hintergrund ragten die düsteren Mauern von Burg Schwarzzack bedrohlich auf und verliehen dem Spektakel auf dem Vorplatz eine herrliche Kulisse.
Für Baron Ariano hatte man eigens einen hohen Lehnstuhl herbeigeschafft von dem aus er nun auf die gespannte Menge hinuntersah.
Ragordan Nestefan, Bürgermeister der Stadt, erhob nun seine Stimme: "Bürger von Shumir, lange schon hegten wir den Wunsch nach Freiheit und Eigenständigkeit, aber stets wurde er durch die widrigen Verhältnisse in der Baronie erstickt. Doch in der Stunde unserer schlimmsten Erniedrigung, als die Söldner Signora Darias uns nicht nur Gold und Gut, sondern auch die Unschuld unserer Töchter raubten, da war es die Hilfe aus Veliris, die uns nicht nur unsere Freiheit, sondern auch unseren Stolz zurückgab. Vielmehr noch, Baron Ariano befreite uns von den Zwängen einer fremden Oberherrschaft und schenkte uns unsere Selbständigkeit!"
Während die Bürger jubelten, saß Baron Ariano beinahe unbewegt auf seinem Stuhl und hörte den Lobreden des Bürgermeisters zu. Nicht der Jubel war es, den er begehrte.
"...verleihen wir Euch hiermit den Titel eines Befreiers von Shumir und schwören Eurer Person feierlich die Treue und Gefolgschaft bis in den Tod, im Angesicht des Herrn PRAios daselbst und der anderen elf göttlichen Geschwister..." Es folgten noch weitere förmliche Bestandteile des Treueides, doch nun war es geschafft. Die wichtigste Stadt der Baronie stand nun vorbehaltlos hinter ihm, und um so schwerer würde es sein, seine Ansprüche zu ignorieren. Außerdem hatte er noch einen weiteren Trumpf in der Hand.

Noch während der offiziellen Zeremonie bereitete sich plötzlich Unruhe unter den Menschen auf dem Vorplatz aus. Ein weiteres Heer näherte sich der Stadt. Griffen die Pertakiser jetzt schon an? Sollte es hier in Shumir zu einer Entscheidung kommen?
Nervosität machte sich breit und die Blicke waren wie gebannt auf das Podest gerichtet, denn dort saß der Baron von Veliris völlig ungerührt in seinem Stuhl. Und nachdem der Gonfaloniere kurz mit dem Baron gesprochen hatte rief er mit durchdringender Stimme einem seiner Leute auf den Mauern der Stadt zu: "Kann er ein Wappen, ein Banner oder die Farben der Flaggen erkennen?"
"Bisher noch nicht, aber wartet, jetzt wird es deutlicher! Ah, jetzt ja, eine Fahne! Euer Edelgeboren es sind Monsignore Horasio della Pena und seine Gemahlin Tsadanja!"

Es dauerte nicht mehr lange und der Zug des Kullbachers hatte die Stadt erreicht. Ihm und seiner jungen Frau wurde ein ebenso freundlicher Empfang bereitet, wie nur wenige Stunden zuvor noch Baron Ariano.
Der Connetabel von Grangoria und seine Gemahlin, die Signora von Tarin, ritten gemeinsam an der Spitze eines großen Heerzuges durch die Gassen der Stadt Beide lächelten und winkten sie den Menschen zu und diese jubelten zurück, wohl wissend, daß Baron Ariano die Ansprüche seiner Nichte Tsadanja auf die Baronie vertrat und bislang zumindest sehr erfolgreich durchsetzte.
Auf dem Vorplatz zu Burg Schwarzzack kam der Zug zum Stehen. Signor Horasio half seiner Angetrauten von der weißen Stute und beide stiegen sie die Stufen zum Podest hinauf, wo Baron Ariano seinen Schwiegersohn und seine Ziehtochter herzlich begrüßte.
"Euer Hochgeboren", sprach Signor Horasio so laut, daß es alle hören konnten, "ich komme, um die Soldaten die meinem Befehl unterstehen, mit den Euren zusammenzuführen. Als Connetabel von Grangoria bin ich mit einigen Bannern des Herzogtums zu Euch geritten. Nun verfügt über mich und meine Soldaten."

Das Heer des Barons von Veliris war somit auf über 500 Mann gestiegen, mehr als doppelt so viel, wie die Landadeligen aus Pertakis bislang aufgebracht hatten. Als ein Bote spät in der Nacht die Nachricht überbrachte, die Pertakiser hätten sich zurückgezogen, war das zu niemandes Erstaunen.

- - -

In der Horasstadt Vinsalt, am selben Tag.

In einem prächtigen Raum im Südflügel des Vinsalter Kaiserschlosses saß eine erlauchte Gesellschaft beisammen. Der Kronrat Yaquirias tagte im ovalen Saal, von dem aus man durch hohe Glastüren direkt in den Schloßpark gelangen konnte, was der Sitzung schon des öfteren den Spottnamen "Gartenkabinett" eingebracht hatte.
Das "Gartenkabinett" traf sich jeden zweiten Monat hier im Schloß und beriet über die Angelegenheiten des Königreiches Yaquiria. Viele Kompetenzen waren ihnen nicht mehr geblieben, seit Amene-Horas den Staatsapparat auf sich vereinigt hatte, aber mit um so größerer Inbrunst füllte man nun die wenigen Aufgaben aus, bereit die alten Vorrechte bis aufs Blut zu verteidigen.
Erzherzog Hakaan als Canzler Yaquirias hatte den Vorsitz. Anwesend waren an diesem Tage in persona nur die Comtessa Siegelbewahrerin, Gräfin Hesindiane Aralzin, der Comto Geheimsiegelbewahrer, Signor Amaldo Ravendoza von Yaquirkuppen, und der Comto Herold Alricio ya Vardeen. Die anderen Cronräte hatten Vertreter entsandt: der Zeugmeister Yaquirias, Marchese Gorfar von Schradok, sprach für den Cron-Mareschall, der 2te Cammerrichter Rimaldo di Scapanunzio, derzeiten auch Supervisor zu Tikalen, vertrat den Herzog von Methumia im Amt des Iustitiars, der Comto Schatz-Canzler hatte den 1ten Schatzmeister Alricilian Sal von Veliris-Carinto beauftragt, und der Comto Seneschall schließlich den Pfalzgrafen von Naumstein, Delgado von Firdayon-Striazirro, an seiner statt gesandt.
Nachdem man die Diversa der letzten Wochen erledigt hatte, wie es Erzherzog Hakaan auszudrücken pflegte, war der Übergriff des Barons von Veliris auf Shumir Thema der Runde.
"Ich bin der Ansicht, wir sollten uns nicht einmischen", sprach Gräfin Hesindiane. "Es handelt sich hierbei nur um eine weitere Adelsfehde, die hitzig beginnt und bald beendet ist, wenn andere nicht die Glut des Streites schüren."
"Wer befehdet sich denn?" fragte der Comto Herold sarkastisch, "bislang war mir nur zu Ohren gekommen, daß Baron Ariano das östliche Shumir besetzt hat!"
"Und schon wieder ist es der Osten eines Landes, aus dem Unheil uns erwächst...", bemerkte Comto Ravendoza spitz und fing sich damit einige böse Blicke ein, derer er sich erwehrte, in dem er beschwichtigend die Linke hob.
"Was sagt denn die Kaiserin?" fragte Bergkönig Gorfar von Schradok den Erzherzog von Horasia.
"Die Kaiserin?" entgegnete Haakan Firdayon-Bethana, "Kaum einer hat sie in den letzten Tagen zu Gesicht bekommen. Einzig ihre Leibmedica, die Magier der Anatomischen Akademie und Comto Abelmir werden zu ihr vorgelassen. Ein Rückfall in den Raschen Wahn, munkelt man... Der Marvinko führt sich in letzter Zeit auch schon auf, als wäre er der Kaiser. Aber sollte Amene tatsächlich sterben, dann ist er längste Zeit Staatsminister gewesen, Prinzessin Aldare kann den Erzwissensbewahrer nicht einmal von hinten sehen."
Comto Rimaldo di Scapanunzio verbarg ein spöttisches Lächeln hinter der Hand, mit der über seinen Schnurrbart strich - nur zu gut war allen der Neid bekannt, der an dem aus der Gunst gefallenen Hakaan nagte.
"Und was sagt Eminenzia Abelmir?", wollte Schatzmeister Alricilian Sal wissen.
"Abelmir? Der wollte schon den Staatsorden auf den Veliriser hetzen, ist dann aber von seiner Mutter Gräfin Irionya zurückgepfiffen worden, wie es hinter vorgehaltener Hand heißt. Die Marvinkos haben wohl ihre eigenen Pläne,", sinnierte Pfalzgraf Delgado und sog an seiner Tabakpfeife.
"Die Machinationen der Staats-Prokuratur zählen nicht zu unseren Belangen,", erhob der Erzherzog seine Stimme wieder, "wohl aber diese Eingabe des Prinzen Ralman von Firdayon-Bethana zu Horasia..."
"Eures Sohnes?" Der Comto Herold ya Vardeen sah auf.
"Ja. Er bittet den erlauchten Cronrat um Brief und Siegel, die sein Vorhaben, den Veliriser mit Heeresmacht aus dem von ihm wider Recht und Gesetz geraubten Land zu vertreiben, billigen und unterstützen. Auch von Waffenhilfe ist die Rede... Lest selbst!" Er gab das Schreiben an den Comto Ravendoza, der es aufmerksam studierte.
"Warum nicht RONdra die Entscheidung auf dem Schlachtfeld überlassen? Das wäre meinem Herrn, dem Meister Dapifer ter Bredero, bestimmt gefällig,", der zwergische Zeugmeister schien zustimmen zu wollen.
"Wohl gesprochen", meinte Pfalzgraf Delgado, "die Dreistigkeit, mit der Baron Ariano seine Finger nach den firdayonschen Gütern Holdan, Naumstein und Baliiri streckt, ist nicht länger tolerabel."
"Und mit welchen Soldaten will Prinz Ralman die Schlacht schlagen?", fragte Gräfin Hesindiane mißgestimmt. "Die gräflichen Banner stehen ihm nicht zur Verfügung, das sage ich hiermit klar und deutlich. Ich habe dem Veliriser mein Wort gegeben mich aus der Angelegenheit herauszuhalten und bei EFFerd, genau das werde ich auch tun."
"Eide soll man nicht brechen", bekräftige der 2te Cammerrichter Rimaldo die Gräfin.
"Liebe Base", Erzherzog Hakaan sah die Siegelbewahrerin des Reiches streng an, "auf Eure Unterstützung können wir wohl verzichten."
"So ist es ja gut", erwiderte Hesindiane Aralzin, nicht weniger ernst.
"Was die Soldaten betrifft...", meldete sich Comto Ravendoza zu Wort, "Ich lese hier von des Prinzen eigener Garde - 30 Ritter - die er vom Golde Horasias und aus seinen Amtspfründen beständig unterhält, ferner 100 Schwertschwinger aus den herzöglichen Städten und Gütern. Zwei Banner hylaische Söldner sind gedungen und auf dem Wege von Belhanka her, Armbrüste und schweres Gerät zu Kuslik in Auftrag gegeben. Der Prinz sähe gern das yaquirische Cron-Regiment an seiner Seite, zumindest aber das Soll von Ruthor, Westenende und Pertakis - das sind acht Banner."
"Die Cron-Legion sollen wir für des Prinzen Pläne opfern? Niemals!" Schatzmeister Alricilian von Veliris-Carinto war aufgefahren, doch hatte dies nur wenig Eindruck auf die Runde; zu sehr war man sich seiner Parteiung bewußt. Welch Fügung, daß nicht der Comto Schatz-Canzler selbst hier saß!
"Wär's nicht rondragerecht, den Prinzen Ralman allein mit seinen Truppen gegen Baron Ariano streiten zu lassen?", das waren die wohlgesetzten Worte von Comto Rimaldo di Scapanunzio. "Wenn wir den einen nicht verdammen, so können wir dem andern uns're Unterstützung nur versagen."
Zeugmeister Gorfar wog sein Zwergenhaupt hin und her. "Das sind Menschlichkeiten und Details der Götterkunde, über die ich doch so recht nicht an des Bundesmeisters statt befinden mag."
"Dann laßt uns abstimmen", meinte der Comto Herold, "wer dafür ist, daß der Erbprinz von Horasia ein königliches Mandat erhält, um mit seinen Soldaten und einem Kontingent der Krone gegen den Baron von Veliris zu ziehen, der hebe die Hand. Die Abstimmung erfolgt in der traditionellen Reihenfolge. Zuerst der Comto Canzler, also Ihr, Hoheit Hakaan..."
"Dafür."
"...dann der Comto Geheimsiegelbewahrer, mein guter Ravendoza,..."
"Dafür."
"...hiernach die Comtessa Siegelbewahrerin, die werte Gräfin Aralzin..."
"Dagegen!"
"Es folgt der Comto Herold, also Wir, der Wir dagegen sind. Dann der Comto Cron-Mareschall, an seiner statt Marchese Gorfar..."
"Enthaltung."
"...für den Comto Schatzkanzler Ihr, Schatzmeister Alricio,..."
"Dagegen!"
"Der Comto Seneschall, der Euch, Pfalzgraf Delgado, als seinen Vertreter entsandt hat..."
"Dafür."
"Und letztlich also gibt die Stimme des Comto Iustitiars in diesem Fall den Ausschlag. Bitte, Comto Rimaldo... "
"Dagegen!"
"So sei es. Das Ersuchen ist abgelehnt." Bitter kamen diese Worte über des alten Erzherzoges Lippen.
Kaum war dies gesprochen, barst es aus dem Pfalzgraf heraus: "Glaubt Ihr, Rimaldo, das sind die Wünsche Eures Herrn, des Herzogs Eolan von Berlînghan? Das Ihr die Marvinko an der Seite von Veliris machen laßt?"
"Signor Delgado," gab der Beschuldigte zurück, "laßt die Familiengeschichten aus dem Spiel. Trotz Eures Firdayon-Stammes steht es Euch nicht an, in fremden Belangen ein Urteil zu fällen."
"Ha! Ihr seid zwar ein Richter, Rimaldo, aber doch denkt Ihr nicht an das Wohl der Krone. Nur Eure eigenen Ziele treiben Euch - ihr haßt die Berlînghan, liebt Marvinko, in Tikalen und anderswo."
"Ihr klagt mich der Gewinnsucht oder Vorteilnahme an?"
"Noch besser, Richter,", Pfalzgraf Delgado hatte sich erhoben, , "ich bezichtige Euch der Falschheit."
"Dann, Pfalzgraf,", Comto Rimaldo stand auf, "werdet Ihr mir in zwei Tagen Satisfaction gewähren."
"So sei es. Bis zum zweiten Blute."

- - -

Nahe der Landstadt Pertakis, am selben Abend.

Der Mantel des Ritters in der silbernen Vollrüstung wehte wie ein Drachenschweif in seinem Rücken. Die noch jungen Augen blickten entschlossen den Yaquir hinauf, verfolgten den Lauf des Flusses zurück nach Vinsalt, Shumir und Veliris. In der gepanzerten Rechten hielt er die Depesche, die ein Eilreiter gerade aus der Horasstadt gebracht hatte, zusammengeknüllt: "...müssen Wir Euch, Unserem prinzlichen Sohn, die Unterstützung der Krone bei Eurem Vorhaben mit größtem Bedauern versagen." Ein Flußschiffer schaute furchtsam zu der Gestalt auf dem Uferfelsen und schlug gleich die Augen nieder, als er im Fackelschein den Zorn auf dem herrschaftlichen Antlitz bemerkte.
Die Lage in Shumir entwickelte sich ganz und gar nicht nach den Vorstellungen des jungen Prinzen Ralman von Firdayon-Bethana. Das Haus Veliris galt nicht unbedingt als Anhänger des Kaiserhauses. Ihre Gefolgsleute waren allesamt in den Reihen der Rondrianer, Marvinkos oder gar Galahanisten zu suchen. Ein vereinigtes Shumir-Veliris war geradezu eine Bedrohung für das Erzherzogtum Horasia. Und wenn schon keine Bedrohung, so doch zumindest ein Affront gegen den Erzherzog. Und so etwas durfte nicht ungesühnt bleiben.
Schon schlimm genug, daß sich seine Base Hesindiane gänzlich aus dieser Angelegenheit heraushalten wollte. Und das nur um den Grafenstuhl von Bomed für das Haus Aralzin zu erlangen. Was ein Trugschluß! Was hätte die Grafschaft denn dann noch für einen Wert, wenn der Baron von Veliris auch noch über Shumir herrschte? Die Gräfin Bomed könnte keinen Schritt ohne den verdammten Veliriser tun.
Aber was sich diese pertakiser Landadeligen bei ihrem Alleingang gedacht hatten, konnte auch er nicht nachvollziehen. Wenn sie zumindest irgendwelche Siege errungen hätten, aber nein, statt dessen murrte die Bevölkerung und der Signor von Perainidâl rief lautstark gen Veliris um Hilfe, als man sein Land betrat. Was für ein Fiasco!
Das war jetzt einerlei, denn mit oder ohne Placet des Kronrates würde er, Prinz Ralman, schleunigst für Ruhe und Ordnung sorgen. Die schwere Rüstung gab Geräusch, als er sich zu seinen Begleitern umwandte. "Ihr müßt sie beständig tragen, bis sie zu einer zweiten Haut für Euch wird", hallten die Worte seines alten Fechtmeisters in ihm nach. Das würde auch sein Knappe Odoardo - ein Bub von gerade vierzehn Lenzen, den alle nur Odo nannten, und der derzeiten vollauf mit dem Hochhalten der Fackel beschäftigt war - bald lernen müssen. Der Prinz ließ seine Adjutantin, Capitanya Nurîm Trîbec von Trebesco, eine stattliche Mittvierzigerin mit ein, zwei grauen Strähnen im braunen Haar, mit einem Wink auf Armlänge herantreten. "Nurîm, wie lange sind die Boten nach Shumir schon unterwegs?"
"Euer Hoheit, sie wurden vor etwa sechs Stunden losgeschickt."
"Dann sollten die verammten Pertakiser aber bald hier sein!" Ungeduldig blickte er auf seine Soldaten, die unweit beim Abendmahl zusammensaßen. Nahe der Stadt Pertakis hatte er das Feldlager aufschlagen lassen. Noch im Morgengrauen waren Boten entsandt, die die verfügbaren Truppen hier sammeln sollten. Einzelaktionen würde es jetzt nicht mehr geben. Wenn die Zeitungen seiner Agenten stimmten, besaß Baron Ariano weit mehr als 300 schlagkräftige Soldaten. Dem wollte er mindestens noch einmal die gleiche Menge wenn nicht mehr entgegenstellen.
"Mein Prinz", rief da die Capitanya, "die Pertakiser kommen." Und in der Tat, von dem kleinen Hügel aus konnte man eine kleine Gruppe Reiter erkennen, die im gestreckten Galopp auf das Feldherrenzelt des Prinzen zuritten.

"Warum habt Ihr uns zurückgerufen, Euer Hoheit?", schimpfte Endor Doren Shenilo-Felsfelden, der für seinen Vater, den Gransignor von Pertakis, die Aktion in Shumir anführte.
"Wohlgeboren", begann der Prinz sanft, "mit Eurem eigenmächtigen Handeln habt Ihr zwar wohl die Interessen Horasias vertreten, unserem Ansehen aber schwer geschadet." Energisch fuhr er fort: "Wißt Ihr eigentlich was auf dem letzten Cron-Convent passierte? Der Baron von Veliris hatte wohl dafür gesorgt, daß seine Anhänger und Freunde zahlreich vertreten waren in dem ansonsten spärlich besuchten Theater. Ich wurde beinahe ausgelacht bei dem Versuch, Eure Taten zu rechtfertigen. Der Signor von Perainidâl ließ über einen Boten öffentliche Beschwerde gegen Euer Vordringen vorbringen, und die Gräfin von Thegûn frug mich gar, ob der Erzherzog die Kontrolle über seine Mannen verloren habe. Dieser Convent convenierte keineswegs!"
"Hätten wir dem Eroberungszug des Barons denn schweigend und tatenlos zusehen sollen?" erkundigte sich vorsichtig der Signor von Millenis, Rendariell ya Grendol, der eine führende Rolle im Vorgehen der Pertakiser innehatte.
"Bedachtsam! Wohlgeboren, überlegt!" mahnte da der Prinz, "Es kämpft sich zwar gut mit RONdra im Herzen, doch ohne HESindes Geist erringt man sehr selten einen Sieg! Und das ist es was wir brauchen, einen Sieg! Man stelle sich vor, Eure Soldaten wären gegen den Baron unterlegen, was dann? Shumir wäre gänzlich und auf immerdar für uns verloren gewesen."
"Und was nun sind Eure Pläne, prinzliche Hoheit?" fragte der Signorino von Shenilo ungeduldig.
"Ihr werdet Euch und Eure Soldaten meinem Befehl unterstellen. Morgen werden wir unsere Streitmächte zusammenführen und dann mit aller Macht gen Shumir ziehen."

- - -

In der Baronsstadt Ruthor, am selben Abend.

Bei einem Glas schwerem Rotwein saßen der Comto Seneschall, Baron Alwîn Gandolfo di Bellafoldi von Ruthor, und sein langjähriger Freund, der Comto Schatz-Canzler Tarin Salquirio von Salicum-Selzin, auf der Terrasse des Palazzo Ruthor und blickten in die untergehende Sonne.
"Was für ein Anblick", schwärmte Salquirio von Salicum-Selzin.
"Was für ein Tag", entgegnete Alwîn Gandolfo di Bellafoldi. "Hättet Ihr geglaubt, der Baron von Veliris ginge so weit?"
"Hättet Ihr geglaubt, der Connetabel von Grangoria ginge so weit?"
"Wer stellt hier eigentlich die Fragen, mein Lieber?"
"Ihr natürlich, Comto Seneschall'", entgegnete sein Gegenüber lächelnd und nahm noch einen Schluck aus seinem Kristallpokal. "Feine Arbeit", sagte der Signor von Salicum und Selzin, "das Glas stammt aus Veliris, nicht wahr?"
"Ich für meinen Teil schätze nur das Glas aus Veliris, nicht seine Soldaten!"
"Ich könnte immer noch nach Salicum fliehen, sollte sich Baron Ariano mit Shumir nicht zufriedengeben und gen Westen voranschreiten."
"Damit Euch dann seine Gefolgsleute aus Clameth aufreiben?"
"Ihr meint Ulim Marciero von Selzin und Harderin stünde auf Seiten Arianos?"
"Warum wohl sonst sollte er Pertakis bedrohen?" Der Comto Seneschall blickte auf das Meer der Sieben Winde. "Der Harderiner ist ein Galahan", führte er weiter aus, "er wartet sicherlich nur auf seine Chance Kuslik zurückzuerobern und dann seinem Vetter Romin zu übergeben. Die Frage ist natürlich nur, wie wird er sich nun verhalten? Wie es aussieht, zieht Prinz Ralman mit allen Soldaten gen Shumir - ein abschlägiger Bescheid seitens des Kronrates wird ihn nicht davon abbringen - und entblößt somit die Südseite Pertakis', und..."
"...wenn Ulim nun Pertakis angreift", übernahm Comto Salquirio den Gedanken, "zwingt er die Pertakiser zum Rückzug und Prinz Ralman steht plötzlich nur noch mit der Hälfte seines Heeres da und wird vermutlich Baron Ariano unterliegen." "Dann könnte nur noch Amene den Veliriser stoppen."
"Die Kaiserin?" fuhr Salquirio auf, "Die wird sich hüten, mit der Horaslegion in die Angelegenheiten der Adligen einzugreifen. Sie verlöre sofort jegliche Unterstützung beim Adel. Nein, nein, ein König des Lieblichen Feldes hatte sich nicht in die Streitigkeiten der Adligen einzumischen und das gilt auch für eine Kaiserin."
Beide nickten noch einmal bestätigend zu den letzten Worten, der eine zustimmend, der andere bekräftigend, stießen die Gläser an und schauten eine Zeit lang in die untergehende Sonne, bis der Comto Schatz-Canzler wieder die Stille brach: "Was glaubt Ihr, Alwîn, werden die Aralzins machen? Ihr kennt sie doch besser als ich!"
Der Comto Seneschall, der als Baron von Ruthor desöfteren am gräflichen Hof der Aralzin verkehrte, zögerte zunächst mit der Antwort. "Nun, Tarin, wißt Ihr, das ist eine gute Frage. Auf der einen Seite sind sie ja mit dem Erzherzog verwandt, auf der anderen Seite haben sie die Demütigung des Kaiserhauses nach dem Blutkonvent, ihnen diesen Herzog überhaupt vor die Nase zu setzen, bis heute nicht verziehen. Gräfin Hesindiane deutete mir gegenüber auch schon mal an, und ich muß Euch bitten, das privatimst zu behandeln, sie mache diese Entscheidung der Kaiserin für den plötzlichen Tod ihrer Mutter verantwortlich."
"Aber Udora war doch schon alt!"
"Nur gelinde älter als wir beide, Tarin... Wie dem auch sei, Hesindiane wird sich wohl nicht einmischen. Da spielt vielleicht auch diese Sache in Bomed eine Rolle, aber das ist sicherlich nicht ausschlaggebend."
"Ihr glaubt demnach, die Aralzins halten sich heraus?"
"Das habe ich nicht gesagt! Nur Hesindiane wird sich heraushalten. Ihr Vetter Ralhion hingegen, mit dem ihr doch schließlich auch verwandt seid..."
"Entfernt."
"..hat sich schon im Cron-Convent auf die Seite Arianos gestellt. Seine familiären Bindungen zu Hakaan sind nicht so eng. Zumal er ja auch wiederum mit dem Clamether verwandt ist."
"Ich möchte nicht Ralmans Gesicht sehen, wenn er erfährt, sein Vetter Ralhion falle ihm in den Rücken", sagte Comto Tarin leicht belustigt, "Das würde das eh schon labile Erzherzogtum ganz schön ins Wanken bringen."
"Vielleicht ist das ja die Absicht der Aralzins", stellte der Baron fest.
"Wie es also aussieht hat der Veliriser alle Trümpfe in der Hand, die Stadt Shumir, eine erbberechtigte Nichte, die halbe Baronie, starke Verbündete und eine stattliche Anzahl von Soldaten. Glaubt Ihr das reicht?"
Der Comto Seneschall stellte sein Glas Rotwein auf das kleine Tischen, das zwischen den zwei hohen Korbsesseln stand, auf dem die beiden Kronbeamten saßen. "Es gibt noch ein paar Fallstricke für den guten Ariano."
"Die wären?"
"Zum einen Holdan. Wie Ihr wißt, ist diese Signorie, die Stammburg Ihres seligen Vaters, das einzige Erbteil, daß der kleinen Salkya Firdayon geblieben ist. Ein Griff nach Holdan - und mit dem Veliriser ist's vorbei. Dann greift das Familienrecht der Firdayon, die ganze Sippschaft wird einig hinter Ralman stehen, zudem vielleicht noch Druck aus Almada - schließlich hat Salkya den Baron von Artesa zum Manne - das war's."
"Ariano ist sich dieser Verbindungen sicherlich bewußt. Aber wenn seine Kampfgenossen nicht so weit schauen, mag das sein Schicksal wohl besiegeln... Ihr habt recht. Was weiter, Alwîn?"
"Zum andern Baronin Elanor von Efferdas. Mit ihrer Besetzung Sewamunds wird sie dem Baron von Veliris kaum einen Gefallen getan haben. Sie kann nun mit ihren, zugegeben wenigen Soldaten, den Handelsweg nach Sewamund sperren, oder Veliris direkt bedrohen, oder aber dem Baron in den Rücken fallen, ganz wie es ihr beliebt."
"Und wenn die Baronin auf Seiten Arianos steht? Was ist, wenn er ihr Unterstützung zur Eroberung Terubis angeboten hat? Die riesige Baronie liegt schließlich auch völlig herrenlos dort in Arivor!"
"Tja dann, fallt die Baronie Shumir wohl an das Haus Veliris", resümierte der Comto Seneschall. "Aber in Terubis sitzen doch die Westfar-Weilenscheins, die entfernt mit dem dortigen Baron verwandt waren, die werden sich doch wohl nicht mit einer Baronin Elanor zufrieden zeigen?"
"Kaum. Ich kenne die Westfars ganz gut, schließlich spiele ich mit Signor Viburn schon mal eine Partie Bolthan. Sie werden Terubis nicht ohne Kampf aufgeben. Aber wenn Baron Ariano den Clamether überreden könnte, die Westfars zu beschäftigen, dann sähe alles schon ganz anders aus. Obschon der kleine Galahanist kaum gegen Pertakis und Terubis bestehen könnte, und dann wohl auch das mißbilligende Auge der Staats-Prokuratur auf ihn fiele... Aber ich glaube wir kommen so langsam von unserem eigentlichen Thema Shumir ab. Was glaubt Ihr, wird Cusimo zu den Taten seines Connetabels sagen?"
"Wenn die Veliriser verlieren, wird er ihn - wie sagte Shafir noch zu dem erst kürzlich gewählten Cronvogt - er würde ihn 'feuern'?" Beide lachten herzhaft. "Aber im Ernst, Cusimo will seine Grötzschen Hausgüter im Norden, dazu wird er noch einen untadeligen Connetabel benötigen. Ich bin mir daher sicher, daß Horasio seinen Posten los ist, wenn die Veliriser nicht entscheidend gewinnen. Wenn sie gewinnen, wird er über die Eigenmächtigkeit nicht erfreut sein, aber ein Connetabel mit mächtigen Verbündeten und einem guten Ruf, den wird man nicht einfach so nach Hause schicken."
"Apropos Grötzsche Hausgüter", warf der Comto Schatzkanzler ein, "da mußte ich doch vor einigen Tagen wieder einige Ausführungen dieses enervierenden Gerilian von Torrem ertragen. Ich kann Euch sagen, starke Stücke! Also..."

Und während der Signor von Salicum und Selzin noch seine Geschichte erzählte, versank am Horizont die Sonne im Meer der Sieben Winde.

Andree Hachmann, mit Beiträgen von Frank Bartels und diversen anderen Spielern