Briefspiel:Urbasi nach dem Verrat (1)

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Alessandero dell'Arbiato, am Morgen des 23. Praios:

Alessandero dell'Arbiato

„Magnifico“, murmelte Alessandero dell'Arbiato und beugte sich vor, um ein Detail der Statue genauer zu begutachten. Über 1000 Götterläufe hatte die marmorne Schönheit am Ufer der Argenna geschlummert, durch dicke Erdschichten vor Satinav geschützt, bis vor einigen Wochen Maestro Ligorio sie vorsichtig aus ihrem dunklen Schlaf erweckte. Nach sorgfältiger Reinigung schimmerte der weiße Marmor nun wieder in bleicher Vollkommenheit. Nur mit einer altmodischen Tunika bekleidet, posierte die liegende Schöne als Rahja, mit einem Apfel in der Hand, die ihren Geliebten erwartete.

„Wie verlaufen die Vorbereitungen?“, fragte er den geduldig wartenden Scipione Gonfarra und warf ihm einen kurzen Blick zu. „Wie ich hörte, rumort es bereits auf den Straßen der Stadt.“

Gonfarra lächelte dünn: „Das Volk ruft bereits nach Vergeltung, um die Schmach von Torremund durch efferdisches Blut abzuwaschen, Padrone.“ Er verzichtete darauf, dell'Arbiato Einzelheiten mitzuteilen. Dieser wollte Ergebnisse, keine unwichtigen Details. „Vor der heutigen Sitzung der Signoria wird sich gewiß ein Teil der Bevölkerung auf der Piazza vor dem Magistrat versammeln, um seinen Unmut zu artikulieren.“

„Wie außerordentlich unzivilisiert“, meinte Alessandero abwesend, während er weiterhin die 'Rahja von Urbasi' bewunderte. Ja, so würde er sie jedem vorstellen. Maestro Ligorio hatte zwar vorsichtig angedeutet, daß vielleicht sogar die schöne Kaiserin persönlich Modell gestanden hatte, aber Alessandero hatte diesen Gedanken im Keim erstickt. Schließlich war es noch nicht lange her, daß das bloße Aufstellen eines solchen Meisterwerkes verpönt war.

„Und Deine Leute, Scipione?“

„Keine Sorge, Padrone. Wie von Euch gewünscht werden sie sich unter die Menge mischen. Ihr werdet nicht enttäuscht werden.“

„Ausgezeichnet, Scipione, wirklich ausgezeichnet. Ich mag nämlich keine Enttäuschungen.“


Auricanius von Urbet-Marvinko, am Morgen des 23. Praios:

„Und, tut sich schon was?“

„Das Volk versammelt sich auf der Piazza, mein Herr, aber sonst habe ich noch nichts Ungewöhnliches bemerkt …“

„Du bist auch wirklich aufmerksam, Gilmon?“

„Aber natürlich, mein Herr, und ich soll alles Ungewöhnliche aufschreiben, ich weiß.“

Ein Lächeln beantwortete die Ergebenheit des Bediensteten. Der junge Geweihte versicherte sich jedoch lieber einmal zu oft als zu wenig, dass seine Order auch richtig ausgeführt wurden. Von dem Raum neben seinem eigenen Studiolo sollte die Piazza di Renascentia gut zu überblicken sein. Es mochte nur ein ungutes Gefühl sein, aber er mochte nicht ausschließen, dass sich jemand der versammelten Menge bedienen wollte, sie bewusst aufstacheln … und im Zweifel war man lieber vorbereitet. Oder zumindest in der Lage, Geschehnisse auch im Nachhinein noch richtig wiedergeben zu können.

„Und Selinde?“

„Die hat sich auf dem Turm postiert, genau wie ihr es wünschtet, mein Herr.“

Sehr gut. Die Lage des Palazzo Casciano in der Mitte der Stadt hatte durchaus ihre Vorteile …


Miguel Flaviora, am Morgen des 23. Praios:

Miguel Flaviora

Nur selten musste Miguel die ersten Anweisungen des Tages schon geben, während er mit scharfer Klinge ein gepflegtes Äußeres für den heutigen Tag sicherstellte und so stand ein halbes Dutzend Familienmitglieder und Vertrauter in seinem Ankleidezimmer, wo er die Morgentoilette zu begehen pflegte.

“Rafik – lass die fähigsten Männer zusammentrommeln und schicke Boten zur Lederzunft. Nicht nur ich, auch die Stadtwache wird heute auf der anderen Seite des Sikrams gebraucht werden. Ich denke auch Galea wird bald über den Sikram schreiten und so liegt es in deiner Hand und in der der unserer Zünfte, dass wenigstens Agreppara ruhig bleibt. Unter dem Hügel brodelt ein Vulkan und wenn Travia es nicht verhütet, wird dieser ausbrechen und die versammelten Case Nobili stehen zum Tanz bereit.“

„Wie ihr Wünscht Patrone – benötigt ihr Begleitung nach Magistralia.“

„Ich werde mich auf die Städtischen Garden verlassen, sonst sagt man noch selbst der Priore urbis würde sich in dieser Stadt nicht sicher fühlen.“ Wenigstens einigen der Stadtwachen konnte Miguel inzwischen vertrauen, auch durch die ein oder andere Zuwendung in den letzten zwei Jahren. So durfte sich der Sohn des Weibels seines Vertrauens seit einem Jahr als Lehrling der Wollzunft beweisen.

“Niccolo – ich sende dich mit dieser Botschaft zum Bargello. Mach ihm unmissverständlich klar, dass die Stadtwache auf dem verdammten Hügel für Ordnung zu sorgen hat, sonst wird morgen unser Censori seinen Kopf fordern. Wenn nötig soll er Blankwaffen an die Männer ausgeben. Ich werde mich vor ihn stellen, wenn unter blutenden Unruhestiftern Adelslakaien sind. – Danach hole Murako, vielleicht müssen wichtige Nachrichten versendet werden. Vielleicht kann er ja zeigen ob er zu irgendetwas nützlich ist. Begebe dich mit ihm ins Magistrat, wir sehen uns dort. Und Niccolo geh nicht alleine!“


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