Varsinia Menaris
Varsinia Menaris |
Familie: Familie Menaris |
Kindheit und Jugend
Wie für nicht magisch begabte Menaris üblich, wurde Varsinia Menaris, sobald sie alt genug war, ins Noviziat der Hesinde-Kirche gesandt. Sie strebte nicht in dem Maße nach Wissen oder Erkenntnis wie ihre älteren Geschwister Asteratus und Gylduria Nandina, aber fügte sich ins Urteil ihres Vaters. Schon damals wurde im Palazzo Carolani für sie ein kleiner Hasenstall errichtet, weil die kleine Varsinia eine für sie höchst ungewöhnliche Neigung für jene Tiere empfand.
Zur Priesterweihe kam es jedoch nicht, denn als Varsinia 16 Jahre alt war, ereignete sich ein Skandal: Ein etwas älterer Mitnovize behauptete, sie trage sein Kind unter dem Herzen! Bald nahm ihr Vater Canyzethius sie wieder in sein Heim, die Behauptung des Jungen wurde als infame Lüge enttarnt. Einige Tage später fand man den jungen Novizen mit eingeschlagenem Schädel, ein Akoluth, Jago Boemin, gestand die Tat. Nach dieser Tragödie nahmen die Eltern Varsinia aus dem Noviziat und sandten sie stattdessen an die Volksschule in Shenilo, wo sie zur Privatlehrerin ausgebildet wurde.
Rohrstock und Karotten
Mittlerweile fungiert Varsinia als Hauslehrerin der Nichten und Neffen ihrer Mutter im Hause der Familie di Asuriol. Nach dem tragischen Tod ihrer Schwester Gylduria am Tursolanisee hat sie sich zur Akoluthin der Hesinde machen lassen und erwirkt, dass sämtliche Besitztümer ihrer Schwester nach Shenilo gebracht wurden, um "im Geiste bei ihr zu sein". Das angespannte Verhältnis zu ihrem Vater hat sich infolge des gemeinsamen Verlustes deutlich gebessert und heute steht der Vater wieder ganz hinter ihr.
Daran haben auch die hinterhältigen Gerüchte nichts geändert, nach denen Varsinia zu vielen Männern aus ihrem Umfeld eher rahjagefällige Beziehungen unterhalten soll. Dazu gehören Männer wie Valsinian Siltalenis, Majordomus der Familie Menaris oder Travin di Asuriol, der Vater ihrer Schützlinge. Die claj-trächtigste Behauptung ist sicherlich ihre Liebschaft mit Yarbosco Aurandis, die ungeheuerlichste die mit ihrem Onkel Tankred Menaris...
Neben ihren Patrizierzöglingen, widmet sich Varsinia mit Hingabe ihren Rotpüscheln, die sie ob ihrer rondragefälligen Farbe gerne Famerlor und Mythrael nennt, solange kein Rondrianer in der Nähe ist. Von einer besonderen Tapferkeit sind die Tiere offenbar nicht gesegnet, wehren sie sich doch nicht, wenn Varsinia zu besonderen Anlässen auch ihre Hasen serviert und durch gleichaussehende ersetzt.
Meisterinformationen: Die Saat
Seltsamerweise liegen zwischen der Behauptung des angeblichen Vaters und der Einschulung Varsinias in die Volksschule mehrere Monate. Dass der junge Jago zu Varsinia in Liebe entflammt war, ist ebenfalls nie bekannt geworden. Und nichteinmal die Eltern Varsinias ahnen etwas von dem wahren Zweck des Karottengartens den Varsinia nach dem Skandal anpflanzte und dessen Gemüse noch heute nicht wirklich gedeihen will...
Was an den Gerüchten über Liebschaften Varsinias Wahres ist, kann nicht entschieden werden, ihre neuentdeckte Liebe zu ihrer zu Boron befohlenen Schwester erscheint Manchen etwas unerwartet. |
Enttäuschungen und unerwartete Karrieresprünge
Als 1031 BF der Posten des Rektors der Volks- und Handwerksschule Shenilo zu besetzen war, stand auch Varsinias Name unter den Bewerbern. Obwohl ihr Verwandter Tankred zu jener Zeit als Interims-Cancellario fungierte, entschied er sich nicht für Varsinia, wahrscheinlich, um die in der Schule sehr stark engagierte Familie Tuachall nicht zu brüskieren. Varsinias ohnehin schwach ausgeprägter Familiensinn hat unter dieser Entscheidung des Oberhauptes nicht wenig gelitten. Die im Rondra 1032 bekannt gegebene Verlobung mit Kalman Phecadio Torrem, Vogt der Ankhello erscheint deshalb fast als bewusstes weg"verheiraten" und ist ganz offensichtlich von Ehrwürden Tankred in die Wege geleitet worden.
Wie um dies zu bestätigen fand man Varsinia in den kommenden Tagen und Wochen häufig im St. Brigon-Tempel der Hesinde vor, wo sie gemeinsam mit dem Hohen Lehrmeister Ka Folmin in tiefem Gebet angetroffen werden konnte. Beobachter vermuteten, die junge Frau wolle sich der Kirche der Göttin weihen, um einer ihr unliebsamen Heirat zu entgehen.
Allerdings wurden sie alle eines besseren belehrt, als der Hohe Lehrmeister verkündete, Varsinia erfülle alle Vorraussetzungen für die Weihe der Hesinde-Kirche. Bald nach ihrer Weihe in Kuslik war klar, dass Varsinia sich hinter den Kulissen eine bedeutende Mitgift zu ihrer Hochzeit ausgehandelt hatte: Anfang Efferd 1032 BF wurde sie feierlich zur Priorin des Hausklosters der Torrems Sancti Silemis Revelatoris zu Toricum erhoben.
Unfreiwillige Wanderschaft
Im Herbst 1032 BF kehrte Varsinia von einem Ausritt nach Salma Palustre mit ihrem Gatten alleine zurück. Er sei, so berichtet die zutiefst verstörte Priorin, auf der Jagd nach einem Phalaxanenreiher spurlos verschwunden. Als Suchmannschaften aus Toricum einen von Alligatoren angenagten, nackten Männerkörper aus den Sikramsümpfen zogen, wurden erste Zweifel an ihren Aussagen laut. Nachdem es einen Übergriff auf das Kloster gegeben hatte, bei der ein Bediensteter, der zu ihrem Schutz geeilt war, zu Tode kam, flüchtete Varsinia aus Kloster und Stadt. In Toricum lastete man ihr fürderhin nicht nur einen angeblichen Mord an ihrem Gatten an, sondern auch die Veruntreuung eines Teils des Tempelschatzes. In Ermangelung eines Leichnams Kalmans - der geborgene Leib war nicht eindeutig zu identifizieren - konnte es jedoch nicht zu einer förmlichen Anklage kommen. Um den Unter- und Nachstellungen der Verwandten ihres Mannes zu entkommen suchte Varsinia zunächst Zuflucht im Donatorier-Kloster von Monchiesa nahe Cindano.
Meisterinformationen: Gefährliche Begierde
Wie jeder Gatte, der in vollem Saft steht, so verlangte es auch den einfach gestrickten Kalman nach Vollzug der jungen Ehe. Umso mehr verwunderte, verwirrte und verärgerte ihn die stetigen Ausweichtaktiken seiner Angetrauten, sobald er erst einmal durchschaut hatte, was ihre häufigen "Unpässlichkeiten", spätabendlichen Termine und "zufälligen" Störungen der Klosterdienerschaft zu bedeuten hatten. Eines Abends im Frühherbst entschied der aufgebrachte Gatte darob, vom Wein mit ungewöhnlichem Mut erfüllt, sich zu seinem Recht zu verhelfen. Wieder störte ein Diener, doch zu spät: Varsinias Ehre war befleckt und ihre Wut geweckt. Sie plante ihre Vergeltung. Einige Wochen später, im Boron, hatte sie alles beisammen: Einen willfährigen Gehilfen, eine Dosis Kelmon und ein verlockendes Angebot: ein Abend mit der begehrten und scheinbar willigen Frau fernab des Klosters für den totgeweihten Ehemann. Nachdem sie den Wein Kalmans mit dem Gift versetzt hatte, wartete sie ab, packte ihren schlafenden Gatten mit ihrem Gehilfen in einen Leinensack, nachdem sie ihn entkleidet hatte, und warf ihn in die Sümpfe. Sie trennte sich von ihrem Helfer und verbarg die Kleider und Besitztümer ihres Mannes. Dann kehrte sie nach Toricum zurück. Sie beabsichtigte zu warten, bis die nötige Frist verstrichen war, um ihren Gatten für tot und die Ehe für geschieden zu erklären. Bis dahin würden ihr die Pfründen des Klosters ein behagliches Wittumsgut bieten. Dann entdeckten die Suchenden einen Leichnam. Varsinia wusste, dass sie sich von den Vorwürfen nur schlecht würde in Toricum verteidigen können und floh. |
Aufstieg und Fall
Von dort aus gelang ihr gemeinsam mit Gorcan Kanbassa und vor allem Auricanius von Urbet ein Durchbruch im Streit um das Renascentia-Edikt im Tsa-Mond 1032 BF, der ihr die Rückkehr in die Heimat erleichterte.
Einige Zeit später, wieder in der Ponterra, wurde Varsinia nach dem Anschlag auf ihren Vetter Tankred sogleich als Nachfolgerin im Amt der Matriarchin gehandelt, musste dann aber dem vom Rat der Verdienten ihr vorgezogenen Esindio den Vorzug lassen. Dieser band sie allerdings bald in die Familiengeschicke ein, indem er sie im Praios 1033 BF als Stellverttreterin seines Sohnes im Consilium Draconis benannte. Nur zwei Monde später stieg sie gar zur Secretaria der Stadt auf, nachdem Ludovigo von Calven-Imirandi seine Gegner aus dem Magistrat Shenilos verbannt hatte, und wurde vom selbsternannten Fürsten der Ponterra sogar zur Baronessa von eigenem Recht erhoben. Zwischenzeitlich stieg sie zu einer der wichtigsten Beraterinnen des "Fürsten" Ludovigo auf, war in jedem Fall sein Sprachrohr im Consilium Draconis geworden - und wurde vom "Verrat" ihrer Familie, den Esindio im Travia-Mond vollzog, offenbar vollkommen überrumpelt: Als sich die Menaris öffentlich gegen Ludovigos Herrschaft stellten und Shenilo bei Nacht und Nebel verließen, blieben nur Esindio und Varsinia selbst zurück. Bald darauf starb Esindio unter nicht ganz geklärten Umständen, wofür dessen alter Freund Zerbero Brahl Varsinia verantwortlich machte, ohne ihr jedoch einstweilen gefährlich werden zu können. Im Gegenteil war Varsinia nunmehr faktisch Matriarchin ihrer Familie - deren prominenteste Mitglieder freilich von Ludovigo friedlos erklärt worden sind - und hatte ohnehin
in den folgenden Wochen offenbar fast als einzige das Ohr des immer erratischer vorgehenden Fürsten. So konte sie diesen am 19. Travia sogar vor dem Verrat der Curatoren bewahren. Kurz schien es, als könne sie Ludovigo ganz für sich gewinnen, doch nicht ganz eine Woche später stand alles, was Varsinia erreicht hatte, wortwörtlich in Flammen: Während in der Stadt der Despot wütete, drangen Kämpfer der Familie Brahl um Geron Accali und Zerbero in den Palazzo Carolani vor. Es kam zum Kampf, bei dem Zerbero und Varsinia selbst zu Tode kamen, aber auch der Palazzo in Brand geriet. Ihr Tod sollte das Verhältnis zu den Brahl für die kommenden Jahre zumindest teilweise vergiften...
Aussprüche und Notizen im Buch der Schlange
"Wenn man in der Coverna verreist, sollte man an zwei Orten ganz besonders genau hinschauen um keine - in Teilen unangenehme - Überraschung zu erleben: Wanderst du durch Toricums Straßen, so blicke dich stets nach allen Seiten um, denn ständig kann man Neues entdecken. Wo eben noch ein Wohnblock war, mag die emsige Bautätigkeit der Toricumer im nächsten Monat ein Götterbildnis entstehen lassen. Verschlägt es dich jedoch nach Efferdas, so blicke stets nach unten: Wo beim letzten Besuch noch das Pflaster von Straßen und Plätzen deine Schuhe sicher zu deinem Ziel geführt hat, mag beim erneuten Stadtrundgang nur mehr gähnende Leere auf sie warten!" - Varsina Menaris im Früherbst 1032 BF, die offenbar noch das langsame Shenilo vor Augen hat.
"Welch Ironie, Mythrael! Die arrogante Magusfamilie befördert eine unbequeme Person ins toricum'sche Exil und sie nennen es Weisheit. Die gierige Kaufherrenfamilie verscherbelt ihre wenigen Söhne an Rauschkrautsüchtige und sie nennen es Heiratspolitik. Die eitle Winzerfamilie schickt eine unbegabte Händlerin aus, den Toricum'schen Handel zu führen und sie nennen es Geschäftssinn. Shenilos dritt- und viertgeborene Söhne und Töchter wandern lechzend nach einer Pfründe durch die Coverna und diesem Treiben gibt man einen wohlklingenden Namen. Was tun wir da, Mythrael? Wir lächeln unverfänglich und bieten Hesinde ein weiteres Wort dar, ihre unendliche Weisheit zu mehren." - Varsinia Menaris über Neologismen zu einem ihrer Hasen
"Wehe dem, der nach der bereits gepflückten Frucht trachtet. So mancher hat sich die sanfte Süße erhofft und in giftige Bitterkeit gebissen." - Varsinia Menaris im Boron 1032 BF