Briefspiel:Im Auge des Chaos/Widerstand ist zwecklos: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Abelmir Ventargento|Abelmir]] war verunsichert. Er war nie ein Freund von Unordnung gewesen, und dieses Chaos war wirklich schrecklich und jetzt sollte er auch noch hinaus aus dieser Oase der Ruhe und des Friedensund. Zudem das nich um auf schnellstem Wege in das Kontor schleichen sondern zum Haus der Familie A'Temelon. Was war das denn, warum sollte er das denn machen? Die Behauptung das er ja den Vertrag gemacht habe und das man ihm wohl mehr vertrauen würde war ja wohl fadenscheiniger als das Nachthemd eines Dockarbeiters weil der ja keins hat. Pah, nur weil er nicht schnell genug auf jemand anderen gezeigt hatte, er hätte ja [[Helmar Ventargento|Helmar]] vorgeschlagen aber der war ja schon verschwunden. Sich derart bemitleident lief er durch die Eingangshalle und erschrak sich fast zu Tode als sieben riesige Männer hinter den Säulen hervor traten und ihm so gut drei Meter von ihm entfernt den Weg versperrten. Hinter ihm öffnete sich eine Tür und [[Eadwin Ventargento|Eadwin]] trat hervor. "Abelmir mein Freund, bevor du gehst wollte ich dir noch einige Begleiter an die Seite stellen." Sagte er und deutete auf die Sieben Männer. "Wir wollen dich doch wiedersehen."
 
[[Abelmir Ventargento|Abelmir]] war verunsichert. Er war nie ein Freund von Unordnung gewesen, und dieses Chaos war wirklich schrecklich und jetzt sollte er auch noch hinaus aus dieser Oase der Ruhe und des Friedensund. Zudem das nich um auf schnellstem Wege in das Kontor schleichen sondern zum Haus der Familie A'Temelon. Was war das denn, warum sollte er das denn machen? Die Behauptung das er ja den Vertrag gemacht habe und das man ihm wohl mehr vertrauen würde war ja wohl fadenscheiniger als das Nachthemd eines Dockarbeiters weil der ja keins hat. Pah, nur weil er nicht schnell genug auf jemand anderen gezeigt hatte, er hätte ja [[Helmar Ventargento|Helmar]] vorgeschlagen aber der war ja schon verschwunden. Sich derart bemitleident lief er durch die Eingangshalle und erschrak sich fast zu Tode als sieben riesige Männer hinter den Säulen hervor traten und ihm so gut drei Meter von ihm entfernt den Weg versperrten. Hinter ihm öffnete sich eine Tür und [[Eadwin Ventargento|Eadwin]] trat hervor. "Abelmir mein Freund, bevor du gehst wollte ich dir noch einige Begleiter an die Seite stellen." Sagte er und deutete auf die Sieben Männer. "Wir wollen dich doch wiedersehen."
 
Dies ging Abelmir durch den Kopf, als er über den Schlaffen Körpern der drei Söldner stand. Nun, dachte er sich, er hätte sie nicht gesehen und sie hätten ihn einfach nieder gemacht aber sie hatten die Sieben von Eadwins Schlägern nicht gesehen und es hatte ihnen wohl nicht gut bekommen. Er machte sich schleunigst von dannen den das Haus der Familie A'Temelon war kaum noch zwei Straßen entfernt.  
 
Dies ging Abelmir durch den Kopf, als er über den Schlaffen Körpern der drei Söldner stand. Nun, dachte er sich, er hätte sie nicht gesehen und sie hätten ihn einfach nieder gemacht aber sie hatten die Sieben von Eadwins Schlägern nicht gesehen und es hatte ihnen wohl nicht gut bekommen. Er machte sich schleunigst von dannen den das Haus der Familie A'Temelon war kaum noch zwei Straßen entfernt.  
Als er dann ankam klopfte so lange wild an die Tür das sie sich Erstens öffnete und zweitens seine Hand weh tat. Der [[Familie A'Temelon/Mitglieder und Angestellte/Angestellte|Mann]] der öffnete trug eine weiße, um die Hüfte gegürtet Tunika mit einer Brosche auf der Schulter. "Was ist ihr begehren?" fragte der Mann mit einem leichten zyklopäischen Akzent durch den Türschlitz.
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Als er dann ankam klopfte so lange wild an die Tür das sie sich Erstens öffnete und zweitens seine Hand weh tat. Der [[Familie A'Temelon/Mitglieder und Angestellte|Mann]] der öffnete trug eine weiße, um die Hüfte gegürtet Tunika mit einer Brosche auf der Schulter. "Was ist ihr begehren?" fragte der Mann mit einem leichten zyklopäischen Akzent durch den Türschlitz.
  
 
===Familie A'Temelon===
 
===Familie A'Temelon===

Version vom 26. Juni 2023, 15:04 Uhr

Auge-grau.png

Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: Rahja 1044 BF Schauplatz: Efferdas Entstehungszeitraum: Herbst 2022
Protagonisten: gemäß Zeitleiste Efferdas 1032 BF - 1044 BF Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Di Camaro, Haus Efferdas.png Elanor, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Ventargento.png Silberwind, 12px Temelon, Haus ya Pirras.png Ya Pirras, Familie Trenti.png Trenti, Haus Legari.png Legari
Zyklus: Übersicht · Ein Zug über Letrans Felder · Widerstand ist zwecklos · Senatswahl 1045 BF


30. Rahja, Senat in Efferdas. Das Reinigungsfest

Von draußen klangen hundertfach Schreie in den marmornen Sitzungssaal des Senates. Er konnte nicht sagen, dass er sich an diese gewöhnt hatte, aber sie waren im vergangenen Jahr keine Seltenheit mehr. Viele schreiten vor Schmerz, weitere vor Kummer. Doch heute waren sie zahlreicher und verzweifelter als je zuvor. Und wenngleich er seinen Platz auf den Stufen dieses Gebäudes erst seit einem Monat innehatte, sprach sein Blick von Reue und Verzweiflung. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie hatte er es so weit kommen lassen können? Was jetzt geschah, war vielleicht sogar das logische Ende einer Entwicklung, die mit dem Erdbeben vor etwas mehr als einem Jahr seinen Anfang genommen hatte. Seitdem hatte die Angst Einzug in die Stadt gefunden und die Gier nach schnellen, radikalen Lösungen für ihren Weg aus der Not hatte viele das Miteinander vergessen lassen. Unter der Devise „mich wird es schon nicht treffen“ hatte es inzwischen jeden in der Stadt sehr wohl getroffen. Die Rondrikan-Löwen hatten ganze Arbeit geleistet, sich inzwischen einmal komplett durch die Bevölkerung geprügelt, beleidigt, erpresst und geplündert. Man hätte sie vielleicht viel früher in ihrem Tun stoppen müssen. Vielleicht hätte er etwas tun müssen. Seinen Vater vielleicht früher zum Rücktritt aus dem Senat drängen sollen, um sich selbst diesem Chaos entgegen zu stellen. So aber erlebte Croënar di Camaro eine Perversion des Reinigungsfestes, welches er sich so in seinen schlimmsten Alpträumen nicht hätte erdenken können.

Für gewöhnlich verbringt man in Efferdas den Tag des hesindegefälligen Festes mit einem Hausputz und der rituellen Reinigung der Tempelschätze. Nicht nur Unrat wird feierlich vor dem grünen Platz verbrannt, auch von Tand und Plunder, der einem materiell oder seelisch Ballast geworden ist, befreit man sich auf diese Art. So soll, heißt es, das Böse und Dunkle aus dem Haus getrieben und gebannt werden. Und so wie das Volk die eigene Wohnstatt pflegt und hegt, so trachten die Priester der Zwölfe danach einander bei der Purgato* der heiligen Tempel zu übertreffen. Statuen, Bildnisse, Devotonalien – alles blitzt und blinkt, so dass es manchen Gläubigen blenden mag, wenn er die Hallen in dieser Schönheit bei seinem Besuch erstrahlen sieht. Kurzum: Die Stadt gleicht einem emsigen Bienenhaufen, der sich herausputzt und der Dunkelheit der Namenlosen Tage rein und geläutert trotzen will.

Auch im Senat wird in der traditionell letzten Sitzung des Jahres zum Ende symbolisch ein Pamphlet verbrannt, welches alle gescheiterten Anträge und Einwürfe des Jahres auflistet. Doch in diesem Jahr brannte etwas anderes: Lodernde Flammen schlängelten sich als eilig errichteten hölzernen Barrikaden in den Gassen der Stadt empor, griffen auf Häuserzüge über und verwandelten Teile seiner Heimatstadt in eine tödliche Feuersbrunst. Doch noch viel schlimmer, die Werte und Worte der Republik, ihre Constitutio , die sich ihrer Jugend und Freiheit in der Coverna rühmte, standen in Flammen!

Ein kräftiger Fußtritt in den Rücken des Senators weckte diesen aus seinen Gedanken. „Los, du Verräter!“ Der Säbel des Söldlings ließ keinen Zweifel daran, dass dieses Raubein den Senator di Camaro an dessen neuen Arbeitsort eskortieren wollte – einer Kerkerzelle im Keller. Auch um ihn herum hatten Soldaten der Republikanergarde anderen Senatoren unmissverständlich klar gemacht, dass sie das Ende dieser Senatssitzung nicht an dieser Stelle erleben würden. Wohlgemerkt den wenigen Senatoren und Beamten, die noch geblieben waren. Ja, Valerio ya Pirras, Cordovan di Malavista, Hesindio Vinarii und Dettmar Gerber hatten sich diese Sitzung sicher auch anders erhofft. Doch Celestina Kanbassa, Bran ya Bocca, Vitello Slin, Massimiliano Changbari oder Barabo di Punta hatten die Stadt schon vor Wochen und Monaten verlassen müssen. Und mit ihnen mindestens zwei Dutzend Beamte, die seitdem das Behördentum fast zum Erliegen brachten und dem Treiben der „Goldenen Löwen“ unter Giacomo d’Oro entsprechend kaum etwas entgegenstellen konnten. So verhallte auch jeglicher Protest unbeachtet, als urplötzlich Serafanos, der Vertreter Halca Thirindars mit den Rondrikan-Löwen im Schlepptau den Senat betrat und den anderen die Beteiligung an einem Mordkomplott an Baron Eslam von Efferdas vorgeworfen hatte.

Der Vorwurf war lächerlich. Und die Motivation dahinter offensichtlich. Die Spatzen pfiffen von den Dächern, dass Baron Eslam heute verkündet hätte, dass die Senatswahl in drei Monaten nicht wie erst angedacht ausgesetzt würde. Die Stimme des Volks war zu laut geworden, der Druck zu stark gewachsen. Spätestens mit einem Alrik Binder als Senator wären die Zeiten der „Investigatoren“ vorbei gewesen. Doch ein Mordkomplott? Das war nichts anderes als ein Vorwand, um den Baron „aus Sicherheitsgründen“ an einen unbekannten Ort verschleppen zu können, wie ihm beim Vorbringen der Anschuldigungen schnell klar wurde. Doch was konnten die verbliebenen Senatoren tun als sich einstweilen in ihr Schicksal ergeben? Männer und Frauen des Senatsbanners, an sich verantwortlich für die Sicherheit der vom Volk gewählten Vertreter, hatten ihren Eid gegenüber der Republik wohl hintangestellt und sich der Sache ihres Hauptmanns Rondrigo d’Oro, oder vielmehr der seines Vaters Giacomo, angedient. Nicht allzu verwunderlich, nachdem Verlassen Desiderias di Punta waren sie das einzige Banner der stolzen Republikanergarde, das noch Sold erhalten hatte. Zweifellos hatten sie dies ihrem Marinaio und seiner umtriebigen Familie zu verdanken. Diesen Dank zu vergelten, waren sie nun offenbar nur allzu bereit. Sie zögerten nicht der Anweisung Serafanos Thirindars nachzukommen und die anderen Senatsmitglieder zu verhaften. Darunter auch Cordovan di Malavista, Marinaio der Efferdischen Garde. Womit klar war, wer nun nicht zur Hilfe eilen würde. Wobei der Gedanke, dass die persönliche Garde Elanor von Efferdas‘ FÜR den Senat eintreten würde eh nie mehr als ein frommer Wunsch gewesen wäre.

Das musste Croënar dem Sohn Halca Thirindars zugestehen. Er hatte es hervorragend verstanden, innerhalb eines Jahres die gesellschaftlichen Strukturen von Efferdas komplett auszuhöhlen. Erst brachte er die Rondrikanlöwen sowie die Hylailer Seesöldner auf seine Seite, dann wurde die Admiralität zur Piratenjagd verleitet, die Niedergeschlagenheit des Tempelvorstehers der Efferdkirche schadlos ausgenutzt, der Popoli gegeneinander ausgespielt und unterdrückt, ehe schließlich auch die Regimenter unterwandert wurden und wichtige Amtsträger aus der Stadt vertrieben werden konnten. Und nun ein Staatsstreich! Ärgerlich, dass er erst jetzt all dies in ganzer Klarheit vor sich sah und verstand! Er konnte sich kaum vorstellen, dass allein die Thirindar und ihre Schergen hinter dieser Kabale steckten. War dies etwa ein Einstandsgeschenk des neuen Seekönigs? Waren die Zyklopen jetzt auf einmal expansiv? Wenn ja, dann war dies eine beeindruckende Demonstration ihrer neuen Macht.

„Damit werdet ihr nicht durchkommen! Das Volk von Efferdas liebt seine Freiheit und wird euch damit nicht durchkommen lassen. Sie werden euch bekämpfen, denn sie glauben an diese Republik!“, protestierte Dettmar Gerber lautstark zu Croenars Linken und kassierte dafür einen üblen Kinnhaken von seinem Bewacher. Hart schlug der Senator mit dem Kopf auf dem weißen Marmor des Senatsforums auf und blieb bewusstlos liegen. Der Söldner packte ihn nun bei den Füßen und schleifte ihn Richtung Ausgang, eine Spur aus Blut zurücklassend. Serafanos betrachtete die Szenerie gleichgültig. Dann wandte sich der hagere, bleiche, etwa dreißig Götterläufe zählende Mann mit den dunklen Locken an seine Gefangenen. „Ihr hattet schon immer zu viel Vertrauen in eure räudigen Pisspagen“, murrte er nur. „Ihr solltet alle nicht vergessen, dass es die Schwäche des Volkes von Efferdas war, die all dies ermöglichte. Ein Unglück reichte und sofort war all ihre ach so wertvolle Moral und Freiheit vergessen, schon sehnten sich die Menschen nach einer festen Hand, die ihre Geschicke leitet und sie durch die Dunkelheit der Geschichte führt!“ Ein leichtes triumphierendes Lächeln ließ seine Lippen kräuseln. „Ihre sich so wichtig nehmenden Senatoren jedoch entpuppten sich als Geizhälse, Betrüger und nun auch noch Mordbuben. Solch eine Freiheit ist wertlos. In Zeiten der Not zeigt sich der Wert des alten Adels. Und die wird das Haus Efferdas ihnen nun wieder geben!“ „Niemand hier hat dem Baron nach dem Leben getrachtet. Und das wisst ihr, Serafanos!“, zischte ihm Croënar entgegen, wofür er einen Klaps von seinem Bewacher erhielt. „Ach, Senator di Camaro. Von allen werden sie euch dies am wenigsten glauben. Euer Vater hat die Stadt im Stich gelassen, als es gegen Piraten gehen sollte, euer Neffe hat sie im Stich gelassen, als sie jemanden brauchten, der ihnen ihren Glauben zurückgeben sollte. Und jetzt, wo wir hier sprechen, verkündet Violetta d’Oro in der ganzen Stadt von eurer jüngsten Missetat. Ihr Pfeffersäcke seid nichts weiter als eine großmäulige Plage und es hat sich gezeigt, dass die Götter ihre Wahl mit Bedacht getroffen haben, als es darum ging, wer die Menschen führen soll. Euer Machwerk hier hat nun ein Ende. Und ihr werdet sehen, dass euer Volk euch sehr schnell vergessen und seinen neuen Herren zujubeln wird. Und nun führt diese Verräter endlich ab…“

Vor den Stufen des Senats erklang derweil die Stimme Violetta d’Oros. Sie mochte vor einer größeren Menge an Leuten sprechen, aber kaum einer hörte zu, was vor allem daran lag, dass sie von den Rondrikan-Löwen gerade windelweich geprügelt wurden. Eigentlich hatten sie sich versammelt, um sich zu vergewissern, dass Eslam von Efferdas auch wirklich die Durchführung der Senatswahlen verkünden würde. Doch schnell sahen sie sich vom Söldnerbanner des goldenen Löwens umstellt. So verhasst das Söldnerbanner unter dem geknechteten Volk Efferdas‘ auch gewesen sein mochte, so überlegen war es den unbewaffneten und friedfertigen Bürgern doch. Nun, so schien es, trachteten die Löwen danach, das Volk nun restlos zu brechen. Wer sich von der Massenkeilerei am Senatsvorplatz noch entfernen konnte, erlebte nun eine Treibjagd durch die engen Gassen der Stadt. Immer wieder versuchten die Verfolgten Barrikaden aufzubauen und hinter ihnen Schutz zu suchen, doch die Söldner schreckten auch vor dem Legen von Feuer nicht zurück und so brannte es an diversen Stellen in der Stadt lichterloh.

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Und da, wo die Stadt Violetta nicht hören konnten, vernahmen sie es über andere Herolde, die dem Volk klar machten, dass es kein Entkommen geben würde. Der Senat wäre ein Haufen voller Mörder, die versucht hätten, den Baron zu töten. Um all dies aufzuklären, wäre eine Ausgangssperre über die Stadt erhoben worden. Der Hafen wäre unter der Kontrolle der Hylailer Seesöldner, die Stadttore in der Hand der Rondrikan-Löwen und vor den Toren würde jeden Flüchtenden die Söldner des Tarquinio della Pena erwarten, welche auch das Umland der Stadt entsprechend abgeriegelt hätten.

„… aber keine Sorge, dies alles geschieht nur zu eurem Schutze, um die Mordbuben ausfindig zu machen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Also, geht alle nach Hause. Dort seid ihr sicher. Und vergesst nicht, morgen ist der erste Namenlose Tag. Da wärt ihr eh zuhause geblieben. Stellt euch einfach vor, dass die Namenlosen Tage ein wenig früher anfangen.“ Kopfschüttelnd hatte Dartan di Camaro die Worte dieses Herolds vom Balkon seines Zimmers in der Villa Camaro zur Kenntnis genommen. Wie konnte es dieser Söldner aus dem Banner der Rondrikan-Löwen nur wagen, solche Nachrichten durch den Stadtteil Residencia zu brüllen. Doch ein Blick vom Balkon über die Stadt verriet ihm, dass es nicht gut aussah. Er konnte die zahlreichen Seesöldner im Hafen sehen und der Kampfeslärm aus dem benachbarten Stadtteil zog bis zu ihm herauf. Die schwarzen Rußwolken über der Stadt verdunkelten den Himmel in ein bedrohliches Grau. Und ja, ab morgen würde sich ein violett dazu gesellen. Welch tödliche Mischung. Dartan begab sich zurück ins Haus, wo einige Familienmitglieder ihn bereits mit besorgten Augen anblickten. „Es ist verheerend“, kommentierte er das Gehörte und Gesehene nur knapp, auch die anderen hatten natürlich mitbekommen, was der Herold von sich gegeben hatte. „Mein Mann ist kein Mörder“, schüttelte Cassiopeia Trenti unverständig den Kopf. „Jeder, der ihn kennt, weiß das. Was soll das ganze nur?“ „Natürlich ist er das nicht, aber darum geht’s gar nicht. Das Ganze ist ein lupenreiner Staatsstreich. Und es dürfte nicht lange dauern, ehe die Löwen auch vor unserer Tür stehen“, grummelte Dartan. „Dann lass uns eiligst die Stadt verlassen, lass uns zu Mama und Papa nach Lacrimento gehen“, warf seine Schwester Phelippa ein. „Das wäre das Schlechteste, was wir momentan tun könnten“, warf Vigo, der jüngste von Estebans Kindern ein. „Wenn vor unseren Toren wirklich ein urbasisches Söldnerheer steht, dass jeden abfangen soll, der versucht, die Stadt zu verlassen, wäre eine Senatorenfamilie auf der Flucht Wasser auf die Mühlen. Zumal wir so ihren Herolden ja auch noch recht geben und alles aufgeben, was hier aufgebaut wurde. Die Symbolwirkung auf die Stadt wäre kaum auszumalen. Wir würden vermutlich nie wieder nach Efferdas zurückkehren können.“ Cassiopeia blickte auf ihre beiden Kinder, die am anderen Ende des Raumes miteinander spielten. Man merkte auch der sechsjährigen Ardare an, dass sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Entsprechend blickte sie etwas besorgt auf ihre Mutter zurück. Genau so schien sich der vierjährige Genaro davon etwas anstecken zu lassen, es war kein unbesorgtes, freudiges Spielen wie sonst. „Und was sollen wir sonst tun? Ich kann und werde meine Kinder nicht den Löwen überlassen“, stellte Cassiopeia klar. „Natürlich nicht! Wir müssen die beiden irgendwo in der Stadt in Sicherheit bringen.“ „Nur gibt es diesen Ort aktuell nicht, Dartan“, wandte Vigo ein. „Dann müssen wir eben einen schaffen. Diese ganze Sache kann nur beendet werden, indem wir die d’Oros aufhalten, den Baron befreien und Serafanos in Gewahrsam nehmen können.“ „Wir und welche Armee?“, spöttelte Phelippa. „Das ist doch völlig utopisch. Die sind uns haushoch überlegen! Die Sache ist längst verloren, wir sollten die Stadt noch verlassen, solange es geht.“ „Und unseren Bruder seinem Schicksal überlassen? Oder die Efferdasi, denen wir unseren Reichtum verdanken? Das kommt nicht in Frage!“, machte Dartan klar. „Nun, einfach wird es nicht, aber tatsächlich glaube ich, dass es noch so manch andere gibt, die von diesen Ereignissen wenig begeistert sein dürften. Wenn wir es schaffen, diese Kräfte in der Stadt zu bündeln und in irgendeiner Form auszurüsten, sodass sie etwas standhalten können, bis die Camarino von der Piratenjagd zurückkehrt, dann geht da vielleicht was“, versuchte Vigo etwas Hoffnung zu verbreiten. „Und wann kommt Cesareo mit der Flotte zurück?“, traute sich Cassiopeia fast nicht in die Runde zu fragen. „Wochen? Monate? Das weiß leider keiner“, war Phelippa den Tränen nahe. „So viel steht fest, solange wir hier nur rumsitzen, hat Serafanos bereits gewonnen. Cesareo mag noch unterwegs sein, aber jemand von uns könnte schon mal zu Neetya Vinarii gehen. Die Delphinoccospieler hinter uns zu wissen, wäre schon mal ein schlagkräftiger Anfang. Cassiopeia, du könntest zu Madalena gehen und schauen, ob die Familie Trenti irgend etwas tun kann. Vigo, du könntst versuchen, ob du es packst, dich in die Efferdgrotte zu schleichen. Wir müssen irgendwie Efferdobal zu Besinnung bringen. Wenn eine der Kirchen das Volk zum Widerstand aufruft, hat das Gewicht. Wir sollten auch bei einigen der anderen großen Familien anklopfen. Ich denke, die wenigsten von denen haben ein Interesse an einer solchen Ausgangssperre.“ „Meine Güte, Dartan, du willst, dass das Volk von Efferdas sein Leben aufs Spiel setzt und einen Straßenkrieg für uns durchführt? Während der Namenlosen Tage? Was noch? Ein Spontanbesuch des Horas?“ „Genau das, Phelippa, Genau das! Weil es das Einzige ist, was wir tun können. Den Leuten zeigen, dass es sich lohnt, für die Republik Efferdas zu kämpfen. Oder was dir gerade wichtig ist. Also los. Lasst uns Verbündete suchen und einen sicheren Hafen erbauen.“

„Solch eine Freiheit ist wertlos. In Zeiten der Not zeigt sich der Wert des alten Adels. Und die wird das Haus Efferdas ihnen nun wieder geben!“ Der Wert des alten Adels. Damit konnte sein nichtsnutziger Neffe kaum gemeint sein, war sich Ebius von Efferdas sicher. Wenn jemals offenbar geworden war, dass eine Abstammung allein noch keinen Wert darstellte war dies in den letzten Monden offenbar geworden. Und nun war sein Neffe bei dem verzweifelten Versuch, die Folgen seiner Selbstsucht in einer verzweifelten Tat ungeschehen zu machen, selbst zum Opfer geworden. Zu schade, dass Mama in Belhanka weilte. Des Senators liebe Schwester hatte ihren Sohn stets zu nachsichtig behandelt und die Wogen geglättet, die seine Zügellosigkeit verursacht hatte. Sollte er sich doch selbst herauswinden. Mehr Sorgen machte er sich schon um seine Nichte Orlane. Sie hatte sich schon vor Monden im Magistrat quasi verschanzt. Ebius hoffte inständig, dass die Lanze der efferdischen Garde, die ihre Bedeckung darstellte, treu geblieben war -anders als Senatorengarde. Wie war es überhaupt um die Treue der efferdischen Hausgarde bestellt. 5 Lanzen befanden sich in Ranaqídes, die Wachen der Residenz waren entweder übergelaufen oder in Kämpfe verstrickt, der Rest sicher wahrscheinlich auch. Könnte er nach Ranaqídes entkommen, würde ein Reiter wahrscheinlich am nächsten Morgen in Belhanka sein, doch wie lange würde es dauern, Hilfe während der namenlosen Tage zu mobilisieren? Oder sollte er versuchen sich zum Magistrat durchzuschlagen? Oder zunächst seine stets so hoch geschätzten Mitsenatoren befreien? Wofür er sich auch entscheiden sollte, es würde alsbald geschehen müssen. Ewig würde er sich nicht durch Magie unsichtbar hinter dieser Säule verstecken können. Also würde er handeln und seine Schmach von vor 22 Jahren endlich vergessen können. Er war der letzte handlungsfähige Efferdas in dieser Stadt und er würde den wert seines Hauses unter Beweis stellen.

Haus Ventargento

Xana Ventargento rief ihre Familie zu sich, als die Stadt brannte. Sie hatte schon kurz vorher die Rauchsäule über der Stadt gesehen und dann den Jungen, der die Schuhe putzte, los geschickt. Nachdem er ihr keuchend und außer Atem berichtet hatte, schickte sie ihn fast sofort schon wieder los. Nur diesmal zum Kontor im Hafen, um die Familienmitglieder, die nicht in der Villa Ventargento gewesen waren, auf schnellstem Wege zu ihr zu bringen. Sie war bestürzt, denn sie hatte gehofft, das ihre ersten Jahre als Familienoberhaupt in Efferdas möglichst ruhig sein würden. Doch so hatten die Zwölfe es wohl nicht gewollt.
Also galt es erstmal Schäden zu begrenzen. Das hatte Casimo auch immer gesagt, bis sie ihn nach Vinsalt geschickt hatte. Sie würde seinen Gesichtsausdruck nie vergessen, aber das war jetzt unwichtig. Sie formte ihr Gesicht zu einer Maske aus Kälte und Kontrolle, genau wie er es damals stets getan hatte. Jetzt Konzentration.
Xana öffnete die Tür und ihre Schritte klackten auf dem Boden des Salon. Sie musterte alle, die da waren, es war der größte Teil der Familie. Eigentlich alle außer Badvin. - Eadwin betrat den Raum als letztes. "Meine Damen und Herren", erhob sie ihre Stimme, "ich denke, ihr habt alle bemerkt, das es ein paar kleinere Probleme gibt, welche sich gerade in der Verhaftung des Senates, einer allgmeinen Ausgangssperre und - das ist an dieser Stelle vielleicht das wichtigste - einer Meute Randalierender, Plünderungen und sich ganz im allgemeinen unangenehm Benehmender niederschlägt. Hat Jemand Vorschläge?"
Erst entstand eine Stille von einer Tiefe, so dass man den Koch im Keller beim Schneiden des Gemüses während der Zubereitung des Mittagsmahls hätte hören können. Eine Hand hob sich. "Ich meine solche Dinge, welche sich in aktiver Weise von den Dingen unterscheiden, welche wir gerade unternehmen." Die Hand senkte sich wieder.
"Nun, wäre es nicht sinnvoll zuerst einmal herauszufinden wer eigentlich wer ist? Ich meine, es wird ja nicht so sein, dass diese Söldner, die durch die Stadt ziehen, hier völlig zufällig sind." Dieser Einwurf stammte von Alfonso der sich einen blauen Fleck auf der Stirn rieb und leise fluchte. Xana war verwundert, begnügte sich aber mit der Aussage, dass er eine Meinungsverschiedenheit gehabt hatte.
Eadwin hob die Hand. "Was willst du?", knurrte Alfonso.
Eadwin lächelte. "Nun drei Dinge: Erstens solltest du vielleicht zum Ort deiner sogenannten "Auseinandersetzung" zurückkehren und deine Manieren mitsamt Selbstbeherrschung vom Boden aufsammeln. Sie wären zwar etwas schmutzig, aber besser als das jetzige Ergebnis." Alfonso blickte noch finsterer. "Zweitens bin ich zwar in die Handelsangelegenheiten dieser wunderbaren Familie nicht wirklich eingeweiht, doch weiß ich, dass wir ein Kontor im Hafen haben und dass, wie von dieser Blume der Freundlichkeit und der genauen Beschreibungen gesagt", er machte eine Handbewegung in Richtung von Xana, "eine gewisse Menge an, wie ebenfalls erwähnt, plündernden Söldnern durch die Stadt ziehen. Wäre dieser für diese nicht auch ein recht angenehmes Ziel und für uns ein recht unangenehmes?" Seine linke Augenbraue hob sich um eine perfekte Winzigkeit. "Und dann wäre da noch die Angelegenheiten dieses Hauses welches zwar, soweit ich weiß, nicht mit wertvollen Tuch ist jedoch voll mit uns. Ich befand dies als erwähnenswert", sagte er und setzte sich wieder. Nevinia Ventargento schob die Berillgläser auf ihrer Nase nach oben und erhob sich. "Ich denke zu zweiterem kann ich eine eine hilfreiche aussage mache." Die gesamte Gruppe der Hochseeblauen begann zu grinsen und wurde leicht unruhig. "Es ist so das der größte teil unserer Tuchbestände auf den Schiffen Familie A'Temelon auf dem Weg vom Mittelreich zurück zu uns, nur jetzt in Form von Dukaten und Silberlingen." "Das ist doch angenehm, jetzt müssen wir uns nur noch Sorgen darum machen das wir alle ausgeraubt und massakriert werden." Darauf hin entspann sich wieder ein langes Schweigen, während sich Helmar Ventargento erhob und sich leicht verneigte. "Was das angeht kann ich euch weiterhelfen, wenn es euch genehm ist." Xana Ventargento hob die Augenbrauen "Ach, du Helmar Ventargento hast tatsächlich einmal etwas nützlich beizutragen?" "Tatsache meine Liebe Schwester, ich tue das. Wenn ihr bitte euere Schritte in die Richtung unserer Eingangshalle wenden würdet." Sprach er deutete mit großer Geste auf die Tür. Nach einem kurzen gestoße und verwundert Gemurmel wanderte die gesamte Familie in einer kurzen Prozession durch die Tür, die aber fast sofort weieder ins stocken geriet als die ersten Familien Mitglieder durch die Tür schritten. Zwei reihen aus je fünf grimmig wirkenden Mänern und Frauen mit Hellebarden und Armbrüsten standen, in habacht stellung, in der mitte der Halle. Die gesamte Gruppe wannte sich mit gehobennen Augenbrauen und ander weitig erstaunten Gesichtsausdrücken Helmar Ventargento zu. "Nun" sprach Helmar, baute sich vor ihnen auf hob die Arme und Lächelte breit. "Ich nenne sie die Winde der Ventargento." "Und wo hast du in diesem denkbar günstigsten Moment Soldaten her?" Kam ein Zwischenruf vom gerade den Raum betretenden Badvin Ventargento "Ich habe sie aus der Stadt Garde, ich habe sie schon seit einigen Monaten bezahlt weil ich etwas mitbekommen habe und für den Fall das es nichts gewesen war leß ich sie da einfach weiter arbeiten" "Ach du hast also "etwas mir bekommen" sagst du?" Zudra Ventargentos stimme war so skeptisch das man meinen könnte das er behauptet hätte das der Horas ein Oger und seine Mutter ein Lurch seien. "ach, ihr kennt doch mein Motto" ein Gewinnendes Lächenl erstrahlte auf seinem Gesicht "Man sollte alle Quellen des Wissens sprudeln lassen, keiner von ihnen trauen, sich jedoch auf fast alles vorbereiten." "Ist aber ein recht langes und geschwollenes Motto" "Jedoch hat es dazu geführt, dass wir eine Gruppe aus zehn Gardisten zu unserer Verfügung haben" sprach er fast schon beleidigt und schritt von dannen.

Kurze Zeit später

"So, nach dem wir das jetzt geklärt haben und uns alle wieder ruhigt sind können wir darüber sprechen was wir nun tuhen wollen. „Ich" Xana Ventargento legte ihre Hand mit gespreizten Fingern auf ihr Brust "schlage vor, dass wir versuchen in dieser unsicheren Zeit einige Freunde zu finden, welche uns weiter unterstützt und die wir unterstützen können, bevor wir irgend etwas anderes unternehmen. Wir werden nun Kontakt zu allen der großen Familien aufnehmen und versuchen herauszufinden wer was unterstützt und wer nicht nun denn wir treffen uns in" Sie sah kurz ins Leere "Morgen gegen Mittag wieder, bis dann."


Helmar Ventargento wollte sich gerade auf den Weg machen als sich eine gepflegte Hand auf seine, stilvolle, schwarz berobe, Schulter legte. Es war Eadwin welcher mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen hinter ihm im Gang stand. "Nun Helmar ich will ja nicht andeuten das, du in irgendeiner der von uns unwürdigen Sterblichen erlernbaren Fähigkeiten nicht ein Meister währest, jedoch wollte ich dir einige Freunde an die Seite stellen" sagte er und trat zur Seite. Zwei, gut zwei Schritt große und halb so breite Männer, in schwarzer Kleidung füllten den gesamten Korridor aus deren Gesichter vernarbt waren und jedem mindestens einem ein Zahn fehlte. "Ah, mein Lieber Eadwin es ist nur so das ich einen recht kleinen Kreis aus möglichen Freunden, jeder dieser möglichen Freunde muss bestimmte Fähigkeiten haben und bestimmte andere nicht. Zufälligerweise scheinen deine Freunde auf den ersten Blick weder die nötigen Fähigkeiten noch scheinen sie die Fähigkeiten die ich verabscheue nicht zu haben." Helmar riss sich von Eadwin und schritt auf die Tür zu. "Helmar! Was würdest du tuhen wenn du zufällig auf einen Trupp Söldner triffst?" Helmar erstarrte, darüber hatte er tatsächlich nicht nachgedacht. "Nagut Eadwin, ich nehme sie mit wenn ich sie dann nicht wieder sehen muss.

Helmar Ventargento klopfte an die Tür des Palazzo des Haus ya Pirras, Helmar's Robe war in Unordnung geraten und ein leicht blutender Schnitt zog sich über sein Arm. Dann öffnete die Tür sich.


Abelmir war verunsichert. Er war nie ein Freund von Unordnung gewesen, und dieses Chaos war wirklich schrecklich und jetzt sollte er auch noch hinaus aus dieser Oase der Ruhe und des Friedensund. Zudem das nich um auf schnellstem Wege in das Kontor schleichen sondern zum Haus der Familie A'Temelon. Was war das denn, warum sollte er das denn machen? Die Behauptung das er ja den Vertrag gemacht habe und das man ihm wohl mehr vertrauen würde war ja wohl fadenscheiniger als das Nachthemd eines Dockarbeiters weil der ja keins hat. Pah, nur weil er nicht schnell genug auf jemand anderen gezeigt hatte, er hätte ja Helmar vorgeschlagen aber der war ja schon verschwunden. Sich derart bemitleident lief er durch die Eingangshalle und erschrak sich fast zu Tode als sieben riesige Männer hinter den Säulen hervor traten und ihm so gut drei Meter von ihm entfernt den Weg versperrten. Hinter ihm öffnete sich eine Tür und Eadwin trat hervor. "Abelmir mein Freund, bevor du gehst wollte ich dir noch einige Begleiter an die Seite stellen." Sagte er und deutete auf die Sieben Männer. "Wir wollen dich doch wiedersehen." Dies ging Abelmir durch den Kopf, als er über den Schlaffen Körpern der drei Söldner stand. Nun, dachte er sich, er hätte sie nicht gesehen und sie hätten ihn einfach nieder gemacht aber sie hatten die Sieben von Eadwins Schlägern nicht gesehen und es hatte ihnen wohl nicht gut bekommen. Er machte sich schleunigst von dannen den das Haus der Familie A'Temelon war kaum noch zwei Straßen entfernt. Als er dann ankam klopfte so lange wild an die Tür das sie sich Erstens öffnete und zweitens seine Hand weh tat. Der Mann der öffnete trug eine weiße, um die Hüfte gegürtet Tunika mit einer Brosche auf der Schulter. "Was ist ihr begehren?" fragte der Mann mit einem leichten zyklopäischen Akzent durch den Türschlitz.

Familie A'Temelon

Palamydes A'Temelon beriet sich mit seinen Familienmitgliedern. Genauer gesagt, er gab Befehle. „Pylades, wir müssen aufpassen, dass unsere Wache nichts ohne Befehle unternimmt. Wenn sie sehen, das dort unten ihre ehemaligen Kameraden kämpfen, könnten sie sich dazu hinreißen lassen, einzugreifen. Befiehl ihnen, die aus dem Tor kommenden Flüchtenden abzufangen, bevor sie in die Söldner della Penas hineinlaufen. Iokaste, kümmere dich um ihre Versorgung, und schick Verletzte zu Nermaka.“
„Sollten wir unsere Truppe nicht lieber ebenfalls zur Verfügung stellen?“, fragte Philumena. „Wenn die Thirindar die neuen Machthaber sind, sollten wir uns nicht mit ihnen gut stellen? Wäre das nicht im Interesse des Seekönigs?“
Das alternde Familienoberhaupt schüttelte den Kopf: „Wir wissen nicht viel über den Zustand in der Stadt. Wenn wir jetzt die Thirindar unterstützen, verbauen wir uns Zukunftsoptionen. Wenn der Streich der Thirindar gelingt, können sie uns nichts vorwerfen. Sollte das Volk die Stadt zurückgewinnen, können wir uns immer noch auf ihre Seite schlagen. Aber bei all dem könnte es helfen, den Rest unserer Truppe als militärisches Gewicht zu haben. Pydilion, wann kehren die Schiffe zurück?“
„Nemesas kehrt vermutlich in einer Woche zurück, meine Schwester eher in drei.“ - „Dann müssen wir uns erstmal so halten. Admentos, du begibst dich in die Stadt. Wir haben noch nichts vom Efferdtempel gehört, und auch Memnon ist in die Stadt gegangen um eine Rede zu irgendeiner seiner politischen Ideen zu halten und ist noch nicht zurück. Nimm zwei Männer aus der Truppe mit und überzeug dich davon, das Menander in Ordnung ist, dann halt auf dem Rückweg nach Memnon Ausschau.“
„In Ordnung, Großvater!“

Memnon A'Temelon war sauer. Normalerweise als Philosoph sehr um Ausgleich bemüht, war er das letzte Mal so wütend gewesen, als er seine Frau mit ihrem Verehrer im Bett erwischt hatte. Da wollte er eine klingende Rede am Senatsgebäude halten, über das republikanische System und seine Vorzüge, er wollte das Volk lehren und in ihren Herzen den Funken der Demokratie entfachen, und dann kam diese Violetta d’Oro mit ihren rüpelhaften Löwen und stieß ihn die Treppe des Senatsgebäudes herab. Während Memnon durch die Straßen eilte, sah er überall Flammen auflodern. Die Löwen waren von der Leine und ließen sich nicht wieder einfangen. Plötzlich erfasste er auch vor dem Tor einen Trupp Rondrikan-Löwen. Schnell blickte er sich um und erkannte über einem Tor das Wappen der di Camaro. „Nun, zumindest bei denen ist es unwahrscheinlich, dass sie etwas damit zu tun haben, also könnte ich hier sicherer sein“, sagte er sich, während er an die Tür klopfte.

Traviane von Efferdas, geborene Ilsurer

Die andere Seite des Bettes war auch heute Nacht wieder unberührt geblieben. Traviane von Efferdas hatte sich im Laufe der Jahre Ihrer Ehe mit dem Baron daran gewöhnt, dass Eslam es bevorzugte, die Betten anderer Frauen zu zerwühlen. An die lärmende Selbstverständlichkeit, mit der diese neuen Söldlinge sich bereits in den frühen Morgenstunden in der Residenz bewegten, würde sie sich wohl auch gewöhnen müssen, gehörten diese wohl zu den neuen Verbündeten ihres ach so treusorgenden Gemahls. Und Verbündete konnte Eslam sicher gebrauchen, wenn ihn schon sein eigener Onkel als hesindeverlassenen Verräter, der den Namen Efferdas besudele, titulierte. Und das so von den Zwölfen geprüfte Volk auf den Straßen hatte sicherlich noch üblere Beschimpfungen für ihn parat. Vielleicht zu recht. Sie selbst hatte -fast noch ein Kind- die Tyrannei des Grafen Mondino erlebt. Vieles, was sie damals erlebt und gesehen hatte, hatte sich die in den letzten Monden in Efferdas wiederholt. Damals war sie als stolze junge Belhankinerin sicher gewesen, auf der richtigen Seite zu stehen, hier und jetzt war sie sich ganz und gar nicht sicher. Travia sei Dank, dass ihre kleine Phelippa schon seit Wochen in Ranaqídes weilte. Das Lustschloss im beschaulichen Hinterland war sicherlich ein besserer Aufenthalt für eine Sechsjährige als diese Stadt in Aufruhr. Aber ihr Platz als Gemahlin des Barons war hier, wenn auch nicht um seinetwillen, so doch als aufrechte Patrizierin für das Wohl dieser Stadt und ihrer Bewohner einstehend. Wenn an Schlaf ohnehin nicht mehr zu denken war, konnte sie genauso gut schon jetzt mit ihrer Morgentoilette beginnen. Seufzend ließ sie sich auf dem Schemel vor vor dem großen Spiegel nieder und begann ihr Haar zu bürsten. Irgendwann würde sich sicherlich auch ihre Kammerzofe Cenza blicken lassen. Auf das junge lebenslustige Ding hatte Eslam auch schon seine gierigen Blicke geworfen. Doch soweit Traviane es beurteilen konnte, hatte Cenza den Nachstellungen widerstanden, da sie wohl eher ein Faible für junge schneidige Gardesoldaten an den Tag legte als dem Charme eines notorischen Schürzenjägers zu erliegen, dessen Maßlosigkeit sich zunehmend auch in seinem Äußeren zeigte. Sie schalt sich nur halbherzig für diese Bosheit ihrem Gatten gegenüber, da sie sich selbst eingestehen musste, dass sie ihrer Zofe gerade deshalb einiges durchgehen ließ, was sie sicherlich als unbotmäßig hätte tadeln sollen. Cenzas Auftritt wenige mit dem süffisanten Lächeln ihres Spiegelbildes gefüllte Augenblicke später, jedoch noch unbotmäßig zu nennen, fiel Traviane schwer. Unfrisiert und derart kaum bekleidet, dass es selbst für covernische Verhältnisse anzüglich war, stürmte ihre Zofe ins Zimmer. Traviane streckte ihren Rücken, blickte Cenza mit dem tadelnden Blick an, von dem sie hoffte, dass er die exakte Kopie jenes alles zum Schweigen bringende Blicks ihrer Mutter war und hob an, dem Blick auch Worte folgenden zu lassen… „Schnell Baronin, wir müssen hier weg!“ Den Blick ihrer Mutter zu imitieren, würde sie also noch üben müssen. „Cenza, du kannst nicht...“ „Später Baronin!“ Cenza riss sie mit einer solchen Wucht von ihrem Schemel hoch, dass ihr förmlich die Luft wegblieb und mit sich zur Tür. Völlig überfordert stolperte Traviane Cenza hinterher. Der Gedanke, dass es wohl kaum mit ihrem Stand vereinbar wäre, selbst derart unbekleidet in unbotmäßiger Eile durch die Residenz zu hasten, durchzuckte sie. In ihrer Hilflosigkeit griff sie nach ihrer Nachthaube, während Cenza ohne den Griff um ihren Arm zu lockern, die Tür öffnete und in den Gang dahinter spähte. „Schnell, Euer Hochgeboren!“ Die ehrerbietige Anrede gepaart mit dem keinen Widerspruch zulassenden Befehl war so grotesk, dass Traviane lächeln musste, während sie ihrer Zofe hinterhereilte.

Haus Ya Pirras

Helle Aufregung herrscht im Palazzo ya Pirras . Vor kurzer Zeit erschien eine aufgewühlte Magierin ohne ihrem Herrn vor dem Tor und stürmte schnellen Schrittes in den Palazzo auf der Suche nach der Hausherrin. Kurz danach versammeln sich alle anwesenden Familienmitglieder im Studierzimmer des Familienoberhauptes.
Am Schreibtisch sitzt Nissara ya Pirras. Ihre Augen sind gerötet und man kann sehen, dass es ihr schwerfiel die gewohnte Ruhe auszustrahlen. Hinter ihr steht hoch aufgerichtet Tharinda della Pena in ihrer grauen Robe mit arkanen Zeichen und ihren Magierstab in der Hand. Sie sieht erschöpft aus und wer sie genau beobachtet sieht ein leichtes Zittern.
Ihnen gegenüber sitzen Elphya ya Pirras und ihre Kinder Niccolo und Irinja. Ebenso anwesend ist der Corporal der Falcones aurea und der oberste Hausdiener.

An den Corporal richtet Nissara auch zuerst ihr Wort. "Hauptmann, Ihr setzt Eure Leute sofort in Alarmbereitschaft. Niemand außer den noch nicht anwesenden Familienmitgliedern und ihren engsten Vertrauten betritt dieses Haus. Patrouilliert auch durch den Garten und achtet auf jede auffällige Bewegung. Unruhen sind ausgebrochen und wir müssen auf der Hut sein. Ihr könnt abtreten." Der Corporal schlägt die Hacken aneinander und mit einem zackigen "Zu Befehl" auf den Lippen verlässt er den Raum.
"Das gleiche gilt für Euch, mein Lieber.", wendet sich Nissara an den Hausdiener. "Niemand des Personals lässt jemanden herein. Stellt ihnen frei, ob sie im Palazzo bleiben oder zu ihrem Familien in die Stadt wollen. Der Rest bleibt auch im Inneren. Hof und Garten sind bis auf weiteres für euch tabu. Ihr sollt kein Ziel möglicher Übergriffe werden. Nun eilt. Die Zeit rennt." Mit einem Winken entlässt sie den Hausdiener.

Danach sieht sie in die Gesichter besorgter Familienmitglieder. "Ich weiss nicht viel, aber das mir Bekannte möchte ich Euch mitteilen. Zunächst Euer Gatte und Vater. Sein momentaner Aufenthaltsort ist mir nicht bekannt. Teile seiner Einheit waren bei einem bewaffneten Eindringen in das Senatsgebäude beteiligt. Im Zuge dessen wurde unser Oberhaupt und mein Mann mit den anderen Senatoren des Verrats bezichtigt und verhaftet."
Mit jeder weiteren schlechten Nachricht wird Nissaras Stimme brüchiger und weinerlicher. "Mein Sohn Icaro und seine Frau Mireia sitzen, durch die Unruhen auf den Straßen, im Magistratsgebäude fest.
Und ob sich meine Schwägerin Madolina noch im Hesinde-Tempel aufhält entzieht sich auch meiner Kenntnis."

Ein bedrückendes Schweigen macht sich breit. Dann hört man ein leises Gemurmel, als jemand ein Gebet an den Himnelskönig beginnt und nach und nach alle einstimmen.


Erdano ya Pirras atmete schwer durch. Nach dem Tumult im Senat und dem Verrat einiger seiner Soldaten, hatte er noch mit seinen wenigen verbliebenen Getreuen versucht die Verhaftung der Senatoren zu verhindern. Aber schon bald musste er die zahlenmäßige Überlegenheit der Gegner akzeptieren und man trat zähneknirschend den Rückzug an. Auch dieser gestaltete sich als schwierig, denn auch auf den Straßen von Efferdas waren Tumulte ausgebrochen und als gut zu erkennende Soldaten der Republik konnte man schnell zum Ziel gewalttätiger Unmutsäußerungen werden.

Schwere Stiefelschritte hallten durch das Foyer des Palazzo Vinarii. "Ich danke Euch, dass ihr uns in dieser Notlage eingelassen habt, Signor Mazarino. Wir stehen in Eurer Schuld und werden, während unserer Anwesenheit, wenn nötig Euer Hab und Gut und Euer Leben verteidigen. Und verzeiht, wenn ich Euch mit der Verhaftung Eures Vaters keine guten Nachrichten aus dem Senat überbringen konnte." Der Angesprochene nickte abwesend. "Ja, ja, natürlich. Macht was ihr für richtig haltet. Ich werde jetzt meiner Familie alles erklären müssen. Entschuldigt mich bitte." Mazarino machte auf der Stelle kehrt und verschwand schnellen Schrittes. Erdano begab sich sofort in das Büro, welches seinen Soldaten und ihm samt Vorzimmer als Kommandozentrale überlassen wurde. Hier saßeb oder standen seine verbliebenen 21 Soldaten. Er betrat schwungvoll das Vorzimmer und einige Köpfe ruckten in seine Richtung. "Soldaten.", rief er in den Raum und ein gemurmeltes 'Capitan' kam zurück. "Durch die Verhaftung der Senatoren und das Verschwinden des Barons ist Efferdas führungslos und damit sind dem Chaos und den D" Oros mit ihren Rondrikan-Löwen noch mehr Türen und Tore geöffnet, als ihnen der Baron bisher unglücksseligerweise zugestanden hatte. Trotzdem haben wir eine Verpflichtung. Wir sind die Republikanergarde . Unterstellt dem Senat von Efferdas . Ihm zu dienen und zu schützen. Und genau das werden wir machen. Man kann die Senatoren nicht dauerhaft im Senatsgebäude festsetzen. Man wird sie bestimmt verlegen, zumindest wenn man ihnen öffentlich den Prozess machen will. Und genau dann werden wir zuschlagen. Wir müssen auf der Hut sein und dürfen das Gebäude zu keiner Tages und Nachtzeit aus den Augen lassen. Die Sicht aus diesem Palazzo ist dafür formidabel. Wir werden uns paarweise auf verschiedene Zimmer verteilen, um unterschiedliche Blickwinkel zu haben. Auch den Hafen sollten wir im Auge behalten. Also los, wer mit wem?"

"Capitan.", hört Erdano neben sich. Er hält das Senatsgebäude weiterhin im Blick. Mit sorgenvoller Miene sieht er auch das mehrere Feuer in der Stadt ausgebrochen sind und bewaffnete Gruppen durch die Gassen ziehen. "Was gibt es Novalio?" "Ich hatte bisher noch keine Möglichkeit Euch zu danken. Ich stehe in Eurer Schiuld und… ." Erdano winkt ab. "Du schuldest mir überhaupt nichts." "Capitan. Ohne Euch wäre ich unehrenhaft entlassen worden oder Schlimmeres. Mein Leumund wäre ruiniert gewesen. Von einer neuen Anstellung einmal abgesehen. Als der Sold ausblieb und ich meine Waffe verpfändet habe für….." "...etwas zu Essen für die Familie.", unterbricht ihn Erdano wieder. "Und damit genug davon. Mein Haus hat daraufhin einen Teil des Soldes für das Banner übernommen. Nicht alles und darum sind wohl nicht alle mehr bei uns. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und uns gegenseitig geholfen und unterstützt, wie es zwischen Soldaten einer Einheit üblich ist. Das war aber anscheinend nicht genug."
Auf einmal entsteht Tumult auf dem Flur. Die Tür zum Zimmer wird aufgerissen und eine Soldatin steht schweratmend im Türrahmen. "Capitan, Capitan, in der Bucht……Schiffe…..fremde Schiffe….. sie riegeln die Bucht ab."

Familie Trenti

Wie von ihrem Schwager anempfohlen, suchte Cassiopeia ihre Familie auf. Sie eilte sich und hielt sich von den großen Straßen fern, was in Residencia naturgemäß schwieriger war. Aber ihre bewusst gewählte einfache Kleidung erleichterte ihr durchkommen. In Sanct Parvenus kannte sie sich hingegen aus wie in ihrer sprichwörtlichen Westentasche, weshalb ihr dort gleich leichter ums Herz wurde. Hier war auch vom Tumult der anderen Stadtteile weniger zu spüren, er konzentrierte sich wohl auf den alten Markt, Residencia, den Hafen und vermutlich Quarto Novo und Novalia... Alles weit entfernt von ihrem Ziel am Haselnussmarkt.

In der Casa Trenti angekommen, stieß sie zuerst auf ihren Bruder Thalio.

"Ah, Cassiopeia! Du auch mal wieder hier, schön dich du sehen, Schwesterchen. Wo ich dich gerade sehe, hat deine liebste Schwiegermutter eigentlich schon etwas zu meinem Manuskript gesagt?"

Cassiopeia blieb mitten im Lauf wie erstarrt stehen. Während sie durch die in Trümmern liegende Stadt gerannt war, sich Horrorszenarien um Croënars Verbleib und das Schicksal der Stadt ausgemalt hatte, sich überlegte, wie sie ihre Familie antreffen würde, dachte ihr Bruder an ein... Buch? An seinen neuen Roman, der so geheim war, das er niemandem das Manuskript zeigen wollte? (Zugegebenermaßen ein einzigartiger Vorgang.) Sprach mit ihr, als würde die Stadt nicht in den Niederhöllen versinken, sondern als wäre alles in bester Ordnung?

"WAS?" Blaffte sie ihn an. Hob ihren Arm und zeigte aus dem Fenster auf die Rauchsäulen der Stadt. "Was ist los mit dir? Glaubst du, das sind Kamine? Glaubst du, heute wird der letzte schöne Tag im Rahja und du kannst heute Abend noch tanzen gehen? Da draußen brechen die Niederhöllen los! Die Stadt brennt, der Senat wurde besetzt, die Senatoren verhaftet. CROENAR WURDE VERHAFTET!" Ihre überraschend laute Stimme steigerte sich im Laufe ihrer Tirade zu einem Schreien. Thalio wich erschrocken zurück und wurde rot. "Ich... äh. Nein, aber... äh... Was sollen wir denn dagegen tun? Die Gerichte werden..."

"WERDEN WAS? Mach die Augen auf! Die D'Oro übernehmen Efferdas - UNSERE Stadt - vor unseren Augen! Einen Götterverfluchten Scheiß werden die Gerichte! Bis dahin ist es längst zu spät. WIR müssen! WIR müssen uns sammeln. Diejenigen, die an die Republik glauben, müssen sich zusammenschließen. Wir müssen die Söldner in die Flucht schlagen! Du schleppst doch sonst ständig diesen komischen Elfensäbel mit dir rum. Jetzt kannst du mal zeigen, ob du ihn verdient hast!" "Kind! Was redest du da! Du sprichst hier von einem Bürgerkrieg!" Angelockt duch Cassiopeias Geschrei waren einige der anderen Familienmitglieder herbeigeeilt. Madalena hatte das Wort ergriffen. "Wir sind die letzten Jahre und Jahrzehnte gut damit gelitten, uns aus der Politik herauszuhalten." Auch sie zeigte nun auf die Flammen. "Die Häuser derer, die sich zu höherem Berufen fühlten, bekommen nun Ingerimms Zorn zu spüren. Er und seine Geschwister werden diese Stadt reinigen. Ja, das Seebeben des Efferd hat vieles zerstört, aber wer sind wir, die Götter in Frage zu stellen?"

"Das sind keine Götter, Tante! Das sind marodierende Söldner!"

"Verdrehe nicht meine Worte! Wir halten uns zurück. Und jetzt ist hier Ruhe! Ich werde diese Diskussion nicht noch einmal führen."

"'Noch einmal'? Wie meinst du das, Tante?"

Lessandero ergriff das Wort, er stand hinter Madalena, sprach betont leise und ruhig: "Wir leben nicht alle in unserer eigenen Welt wie dein Bruder es zuweilen pflegt. Vor einiger Zeit haben wir über diese ganze Situation bereits gesprochen. Und wir hatten auch..." er blickte zu seiner Schwester "festgehalten, das wir mit dir noch einmal reden werden. Du hast unser Haus zwar verlassen, doch du bist auch ein Teil dieser Familie und sollst gehört werden. Und nun... ich denke, jeder hat dich gehört." Er zwinkerte ihr zu. "Es ist alles im Umbruch, die Stadt geht vor die Hunde. Und die meisten von uns" wieder blickt er zu Madalena "sind deiner Meinung, Cassiopeia. Auf uns kannst du zählen. Und auf unsere Leute. Seit dem Beben hat sich unser Leben, unser Geschäft stark gewandelt. Aber aus der Not heraus konnten wir den Wiederaufbau der Stadt mit unserem Holz und unseren Fähigkeiten gut unterstützen, nachdem die Werft zerstört war. Die Stadt und ihre Bevölkerung hat uns viel gegeben. Es wird Zeit zu zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind." Er grinste kurz ob dieses Wortspiels, dann wurde sein Gesicht wieder ernst.

Haus Legari

Daria sah von ihrer Stickarbeit auf, als ihre Zofe hereinstürzte. Das Haar der jungen Frau hatte sich aus ihrer Frisur gelöst, ihre Kleider waren schmutzig und sie roch nach Rauch. „Herrin“, keuchte sie, „die Niederhöllen sind ausgebrochen. Ales versinkt im Chaos. Ihr müsst hier weg!“ Die Angesprochene musterte die aufgelöste und schweißüberströmte Frau einen moment lang überrasch, dann stand sie auf, drückte die Jüngere in einen der bequemen Polstersessel und reichte ihr ,nach kurzem zögern, eine Tasse Tee. „Nimm dir einen Keks, meine Liebe“, meinte sie, als sich die Dienerin wieder etwas beruhigt hatte, „und dann erzählst du mir ganz genau was dir passiert ist.“ Wärend sie etwas verschämt an ihrem Gebäck knabberte, begangen die Zofe zu erzählen. Sie war, wie viele andere auch, heute aufgebrochen um zu hören, wie der Baron die Durchführung der Senatswahlen verkündete, aber anstelle von Eslam war eine wichtig aussehende Frau aufgetaucht, die verkündete, dass die Senatoren versucht hätten, den Baron zu ermorden. Viel mehr hatte sie aber nicht mitbekommen, weil sie vor den Rondrikan-Löwen geflohen war, die es anscheinend auf die Bürger abgesehen hatten und nun anscheinend die Stadt abfackelten. Abgesehen davon wäre sie fast in ein Gefecht zwischen Teilen der Senatsgarde geraten, von denen der eine Teil unter dem Kommando von Erdano ya Pirras (da war sie sich sehr sicher, Daria vermutete, dass sie trotz des Altersunterschieds ein bisschen für den Offizier schwärmte) anscheinend versucht hatte den Senat zu schützen, sie waren aber deutlich in der Unterzahl gewesen. „Und jetzt ziehen die Söldner durch die Straßen, verprügeln Menschen und plündern Läden. Es wird nicht mehr lange dauern und sie werden sich wohlhabenden Häusern zuwenden. Ihr seid hier vollkommen ungeschützt, ihr müsst hier weg und zwar schnell.“ Daria rieb sich die Stirn, sie hatte in ihrem Leben schon einiges mitgemacht, aber ein derartiger Aufruhr war ihr neu. Nun, es gab für alles ein erstes Mal. Die Beschreibung der wichtig aussehenden Frau, passte auf Violetta d’Oro. Anscheinend hatte diese Familie sich in den Kopf gesetzt, es sich mit einem ganzen Haufen sehr wichtiger Familien zu verscherzen und das auf sehr spektakuläre Art. Wobei, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die d’Oro wagten viel, sie konnten aber auch viel gewinnen. Falls ihr Putsch, und nichts anderes war es, gelang schafften sie in ein paar Monaten, wofür andere Familien Jahrzehnte brauchten, wenn nicht länger. Daria setzte sich auf, die Entscheidung ob und wenn ja ob die Familie Position bezog, lag bei ihr. Außer ihr geliebter Neffe hatte etwas Unüberlegtes und Auffälliges getan. Aber so eine Sache durfte nicht überstürzt entschieden werden. Sie griff nach dem Klingelzug und kurz darauf erschien ihr Butler leise wie ein Schatten neben ihr. „Hol Answin aus dem Zwinger und kette ihn hinter der Eingangstür an, sei so gut. Ach ja und gib ihm eine von diesen scharfen Würsten, die ihn so verrückt machen. Ich will keine Stiefelabdrücke von marodierenden Söldnern auf meinem Teppich. Schließ außerdem bitte alle Fensterläden und stell Eimer mit Sand und Wasser bereit. Sag den anderen, dass sie heute leider, trotz des Feiertages, nicht den Rest des Tages frei bekommen. Sollte aber jemand seine Familie her holen wollen, steht ihm das frei. Sie dürfen bleiben bis sich die Unruhen gelegt haben.“ Der Diener verschwand. Daria viel nichts mehr ein, was sie zum Schutz des Hauses tun konnte, außer vielleicht Söldner anzuwerben, aber das war gerade keine Option. Dann wandte sie sich an ihre Zofe. „Bitte bring mir die spitzen, stabilen Haarnadeln und such einen Dolch für dich, außerdem leihst du dir in der Küche ein Marzipantörtchen, für den Fall das wir auf dem Rückweg an Answin vorbei müssen.“ Die Zofe starte sie entsetzt an „Was meint ihr mit Rückweg? Ihr müsst die Stadt verlassen! Mit einem guten Pferd seid ihr heute Abend bei eurer Familie!“ Dara schüttelte nachsichtig den Kopf. „Wer auch immer gerade versucht die Macht zu übernehmen, hat bestimmt dafür gesorgt, dass man nicht so leicht aus dieser Falle von einer Stadt heraus kommt. Abgesehen davon muss ich Rahjalin finden. Er ist viel zu weichherzig und hilfsbereit um nicht in Schwierigkeiten zu stecken.“ Sie hob abwehrend die Hand „Nein, auf einen von euch wird er nicht hören, jedenfalls nicht wenn er sich in etwas reingesteigert hat, ich muss ihn schon selbst sagen, das er sich in seinen Tempel verziehen soll und dabei werden wir sehen, was die anderen Familien so treiben. Mach dir nicht so viele Sorgen, wir werden auf unseren kleinen Ausflug Helmar mitnehmen. Er ist der beste Leibwächter den wir, im Moment, auftreiben können und an sonsten verlasse ich mich darauf, dass du uns durch die einiger Maßen sicheren Seitenstraßen ans Ziel bringst.“


Rahjalin drückte sich in ein schattige Mauernische und versuchte seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Auf dem Weg zurück zum Tempel waren ihm auf einmal recht schlecht gelaunte Söldner entgegen gekommen. Sie trugen die Uniformen der Rondrikan-Löwen und waren jetzt offensichtlich endgültig durchgedreht. Zusammen mit den Herolden auf den Straßen, die lauthals Unsinn verbreiteten. Da holten drei Söldnerinnen vor seinem Versteck einem fliehenden Mann in einfachen Kleidern ein und begannen auf ihn ein zu schlagen. Er werte sich zwar ein wenig, hatten aber gegen die hartgesottenen Frauen keine Chance. Der Priester atmete einmal tief durch. Er wusste das seine nächste Aktion sehr dumm war, aber egal. Mit einem freundlichen Lächeln trat er aus seinem Versteck und auf die Gruppe zu „Rahja zu Gruße die Damen, wäret ihr so freundlich diesen Herrn in Frieden zu lassen?“ Sie starten ihn vollkommen verwirrt an. Vermutlich war es das erste Mal in ihrem Leben, das jemand sie Damen nannte, aber ihr Opfer nutzte den kurzen Moment der Unaufmerksamkeit aus. Er verdrehte der Frau, die ihn fest hielt, das Handgelenk, stieß die anderen beiden auseinander und spurtete los. Direkt an Rahjalin vorbei. Der war zwar dumm genug sein Versteck zu verlassen, um einem Wildfremden beizustehen, aber nicht so sehr von Phex, Hesinde und Nandus verlassen danach stehenzubleiben bis die Söldnerinnen mit dem Stolpern und Fluchen fertig waren. Also rannte er dem Mann hinterher. Allen Zwölfen sei Dank für das Schönheitsideal des schlanken Mannes. Es sorgte nämlich dafür, das er, um seiner repräsentativen Aufgaben als Rahjapriester nachzukommen, regelmäßig Sport machte. Eine Tatsache die ihm jetzt sehr half. Er holte sogar den Mann ein, der vor ihm rannte. Es ging vorbei an brennenden Barrikaden, Gruppen von Söldnern die auf Bürger einprügelten und schließlich auf ein Platz hinaus. Hier packte Rahjalin den Mann am Arm und zerrte ihn in hinter den breiten Sockel einer Säule die die Fassade eines repräsentativen Bauwerkes zierte. „Verdammte Scheiße“, murmelte sein neuer Bekannter, „wir sind in die falsche Richtung gerannt. Das da vorne ist ja der Senat.“ Das stimmte und auf dem Platz davor waren Söldner glücklicherweise zu sehr damit beschäftigt Leute zu verprügeln, um sie zu bemerken. Während eine Adlige von den Stufen des Senats eine Rede über die moralischen Verfehlungen der Senatoren hielt, was aber kaum jemand mitbekam. „Das wars dann wohl mit der Republik“, meinte der Mann mit bitterer Stimme „erst das Erdbeben, dann reißen sich diese nichtsnutzigen Patrizier gegenseitig in Stücke und dann das hier. Ich glaube ich ziehe nach Belhanka, da soll es ruhiger sein.“ Dann wandte er sich Rahjalin zu „Ich bin Thion Pionsada, Dockarbeiter, danke für das Ablenkung vorhin, obwohl das echt seltsam war.“ Rahjalin zickte sie Achseln „Mir ist auf die schnelle nichts schlaueres eingefallenen gerngeschen. Ich bin Rahjalin Legari, Rahjapriester.“ Thion verzog den Mund „Sieht man. Du bist doch nicht hier weil im Senat ein paar deiner Verwandten festsitzen oder?“ Als Rahjalin den Kopf schüttelte seufzte er erleichtert „Ich habe mir schon sorgen gemacht dir bei irgendeiner schwachsinnigen Rettungsaktion helfen zu müssen, weil ich dir wegen eben was schulde.“ Rahjalin lächelte ihn an „Ach wir finden bestimmt noch etwas wobei du mir helfen kannst, wenn Phex weiter einen so guten Tag für uns beide hat wie bisher.“,