Briefspiel:Ritterturnier von Mortêc 1045 BF/Licht und Schatten
|
Licht und Schatten
Autor: Ya Pirras,
"Du hast mich jetzt seit heute Morgen ignoriert und kein Wort mit mir gewechselt. Es reicht." Hesacynthia ya Pirras lenkte ihre Stute in den Weg ihres Mannes. "Wir werden bald Mortec erreichen und ich möchte jetzt wissen, was das soll. Du hast noch nie an so etwas wie einem Turnier teilgenommen. Natürlich ist es schön zu sehen, wie du nach der ganzen Zeit des Hinterfragens und Anbiederns nun anscheinend ein neues Ziel hast, aber ich habe mir in Veliris auch etwas aufgebaut und möchte dies nicht wieder so einfach hinter mir lassen. Das gab es schon zu oft in meinem Leben." Sarpedon ya Pirras starrte seine Frau an. In seinem Gesicht verzog sich keine Miene. "Das Turnier ist eine Prüfung meiner äußeren Kraft und meiner inneren Stärke. Danach werden wir nach Urbasi weiterreisen und die Familie meiner Mutter aufsuchen. Und wenn meine Bestrebungen dort Erfolg zeigen, sehen wir weiter." Damit waren aus seiner Sicht genug der Worte gewechselt und er passierte seine Frau und das von ihr geführte Packpferd. "Was meinst du mit 'sehen wir weiter'? Verdammt. So kannst du mich nicht behandeln. Sarpedon….. Sarpedon……"
Nach der Prozedur der Anmeldung wurde Sarpedon für das Turnier ein Knappe zugeteilt. Der junge Ahron war quirlig und flink. Sofort sorgte er für eine Gasse und kündigte lautstark die Ankunft des neuen Turnierstreiters an, was ihm eine Zurechtweisung einbrachte. Schweigend zog man weiter, bis man den Platz erreichte der für die nächsten Tage die Wohnstatt sein sollte. Ein großes Zelt mit ausreichend Platz für drei Personen mit einem Vorzelt. Davor ein Gestell auf dem das Wappen des Hauses ya Pirras gespannt war. Eine kleine eingezäunte Koppel für die Pferde, eine Kochstelle, kurzum alles was für einen Aufenthalt in aller Bescheidenheit notwendig war.
Sarpedon stieg ab und drückte Ahron die Zügel seines Pferdes in die Hand. "Bring die Pferde auf die Koppel. Danach kümmerst du dich um die Kisten, damit diese ins Zelt kommen. Und dann verpflegst und striegelst du die Pferde. Zu guter Letzt besorgst du uns etwas zu Essen und zu Trinken. Hurtig." *Natürlich hoher Herr.", sprach der Junge und verbeugte sich, bevor er sich an die Arbeit machte.
Sarpedon bot seiner Frau die Armbeuge an, in die sie sich mit mürrischer Miene einhakte, und sie schritten gemeinsam auf den Zelteingang zu. Dort entstand auf einmal Bewegung als jemand von innen den Eingang öffnete und in das Vorzelt trat. Eine junge Frau erschien dort. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten und im Gesicht war sie dezent dunkel geschminkt.
Orleane ya Pirras schaute ihren Bruder an. Dieser blieb ihr gegenüber stehen und sie schauten sich beide tief in die Augen. "Was willst du hier?", brummte Sarpedon. "Auch ich freue mich, dich nach so langer Zeit wieder zu sehen, Bruder. Ich habe dich schmerzlich bei der Gedenkfeier von Großmutter vermisst." "Ich war zu diesem Zeitpunkt mit anderen Dingen beschäftigt." "Was kann denn bitte wichtiger sein, als seinem Familienoberhaupt die letzte Ehre zu erweisen und den Herrn" BORon zu bitten sich ihrer anzunehmen?" "Im Dienst des Herrn PRAios zu stehen. Und zwischenzeitlich war ich in vor meiner Heirat in Efferdas und habe Großmutter die letzte Ehre erwiesen. Ich weiss sowieso nicht, wieso ich mich gerade dir gegenüber rechtfertige." "Das nennt man schlechtes Gewissen, Bruder." "ich wüsste nicht warum." "Da fällt mir so einiges ein."
Bevor das Gespräch weiter an negativen Schwingungen gewann, räusperte sich Hesacynthia lautstark. Sie schenkte Orleane ein Lächeln, welches diese auch nach einer ersten eingehenden Betrachtung erwiderte. "Und das ist also deine, mir bis dato unbekannte, Ehefrau. Du siehst mich überrascht Bruder." Sarpedon drückte kurz die Hand Hesacynthias, die immer noch in seiner Armbeuge lag. "Darf ich Euch einander vorstellen. Meine Frau Hesacynthia. Ihr Vater ist Herr von Banquiris und Hepheia, Außerdem Erster Rat von Shenilo und Doctor iuris utriusque, iIhre Mutter ist Signorina von Elmantessa." Kurz ließ er seine Worte wirken. "Meine Schwester Orleane." Beide Damen nickten sich zu. "Und nun halte mich nicht länger auf. Ich möchte meinen Heimstatt der nächsten Tage inspizieren und habe danach noch einiges zu tun." "Natürlich Bruder." Orleane verbeugte sich etwas zu theatralisch und gab den Weg frei. Sarpedon löste sich aus dem Arm seiner Frau und marschierte grußlos ins Zelt. Hesacynthia und Orleane sahen ihm kopfschüttelnd hinterher.
Während des ersten Turniertages
Hesacynthia ya Pirras schlug das Tuch zum Eingang des Zeltes beiseite. Der Knappe half Sarpedon ya Pirras gerade aus seiner Rüstung. "Lass nur Junge. Ich mache das. Kümmere dich um deine weiteren Aufgaben." Dieser nickte und verließ das Zelt.
Langsam löste Hesacynthia die Riemen des Brustpanzers und der Rückenplatte. Am Rücken waren Bandagen zu sehen. Vorsicht entfernte sie diese und Striemen kamen zum Vorschein. Sie verlor kein weiteres Wort und behandelte diese mit einer Salbe und verband sie neu.
"Ich gratuliere dir zu deinem Sieg. Es ging schnell." "Der Gleißende lenkte meine Hand auf das unzüchtige Wappen derer von Tribêc und sein Zorn traf die Baronessa mit voller Wucht. Ich war nur das Werkzeug." Hesacynthia erinnerte sich an das Wappen mit der barbusigen Frau. Von Sarpendon unbemerkt schüttelte sie den Kopf. "Dabei ist sie eine Gläubige des Götterfürsten. Ich möchte ihr einige Worte der Ermunterung und des Glaubens aufschreiben." "Natürlich. Ich muss auch einen Heiler aufsuchen. Wir benötigen neue Wundsalbe." Er hatte schon nach Federkiel und Tinte gegriffen und murmelte zustimmend.
"Ihr seht mich überrascht, werte Schwägerin. Lasst mich raten, mein Bruder hat keine Ahnung, dass Ihr mich aufgesucht habt." Hesacynthia nickte. "Ich habe ihm gesagt, dass ich zu einem Heiler gehe und genau das habe ich getan." "Und damit habt Ihr gut getan. Natürlich habe ich etwas Wirselkrautsalbe dabei, welche ich Euch gerne überlassen werde. Begleitet mich zu meiner Herberge, dann werde ich sie Euch aushändigen. Aber es wundert mich, warum Ihr sie benötigt. Seine erste Niederlage scheint er gut überstanden zu haben. Davon zeugt sein überzeugender Sieg im zweiten Duell." Orleane Miene verdüsterte sich. "Hat er sich etwa wieder…." Hesacynthia nickte nur. Orleane nahm ihre Hände. "Ich bin froh, dass er Euch an seiner Seite hat. Achtet bitte gut auf ihn. Trotz aller Differenzen ist er immer noch mein Bruder." "Das werde ich. Der Herr Praios ist mein Zeuge. Sagt aber, was bekommt Ihr für die Salbe?" Orleane lachte. "Ihr wollt mich wohl beleidigen." Sie öffnete die Tür zur Herberge und Orleane führte Hesacynthia in ihr Zimmer.
Ein seltsamer Geruch hing in der Luft. Hesacynthia sah ein akribisch aufgeräumtes Zimmer, in dem einige Rauchschalen verteilt waren. Aus diesen stieg dieser Geruch auf. Orleane kramte aus ihrer Reisekiste zwei Dosen hervor. "Bitte. Kurz vor unserer Abreise hergestellt. Ich hatte so ein Gefühl, dass es gebraucht wird. Und mir ist gerade eingefallen, wie Ihr es mir doch vergelten könnt." Sie legte ein schwarzes Buch auf einen Tisch und fing an zu blättern. "Sagt, wie sind die Beziehungen Eures Hauses zu dem Haus Carson?" Sie nahm einen Kreidestift in die Hand und schaute Hesacynthia erwartungsvoll an.