Briefspiel:Der Horas ruft

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Briefspielgeschichte aus: Stadt Unterfels klein.png Briefspiel in Unterfels bzw. Briefspiel:Königsturnier
Datum (aventurisch / irdisch): Firun, Tsa und Rahja 1038 BF / 2015
Beteiligte (aventurisch / irdisch): Erlan Sirensteen, seine Gemahlin Shahane Sforigan y Scheffelstein, Bellatrix Sirensteen und weitere / Erlan (mit Dank an beteiligte Personen!)


Hiermit wird die Geschichte, die in Von Praios' Glanz und Rondras Ruhm vorbereitet wurde fortgesetzt - und natürlich geht es um das Königsturnier in Arivor (1038 BF).

Autor: Erlan

Auf Mission im Reiche Rauls: Von Angbar nach Garetien und in die Nordmarken

Ende Firun/Anfang Tsa 1038 BF.


Am Ende des Firunmondes verließ die Kutsche von Comto Erlan Sirensteen von Irendor endlich Elenvina. Der Yaquirbrucher hatte als Kopf der horasischen Delegation ursprünglich die Kaiserpfalz Pervalia bei Angbar im Kosch angesteuert, doch die Ereignisse führten die Horasier aber auch eine wackere Gruppe von tapferen Besuchern des allaventurischen Konventes aus beiden Reichen erst nach Garetien und schlussendlich in die Nordmarken.

Aufgrund namenloser Umtriebe wurde  Sirensteen verletzt und auch seine Kutsche war beschädigt worden, so dass er die nordmärkische Capitale erst viel später als geplant verlassen konnte. Kaum, dass die Kutsche durch eine örtliche Stellmacherei wieder repariert war, machte er sich mit seinen Getreuen auf den Weg gen Heimat. Die teils erschreckende Kunde vom Besuch im Mittelreich hatten Vinsalt (seinen Schwager) und Unterfels (seine Frau) schon durch Boten erreicht - seinen Informationspflichten hatte er also entsprochen. Nichtsdestotrotz wollte er so schnell wie möglich in die Heimat.

"Ein Hoch auf das Gebraute!"

Erlan Sirensteen

Aber seine Frau dürfte zufrieden sein, dachte er sich, während die Kutsche über die Schradoker Straße durch den Phecanowald steuerte, schließlich hatte er einen Erfolg zu vermelden. Ein Erfolg, der so gar nicht geplant und bei den ersten Gesprächen auch nicht absehbar war...

Sirensteen blickte aus dem Fenster der Kutsche und konnte nicht so recht erkennen, wo man jetzt war. Imdal und die Grenze hatten sie vor einiger Zeit verlassen, aber wie weit es jetzt noch war, konnte er nicht ermessen - doch just in dem Moment passierte die Kutsche eine Kurve und im malerischen Schein der untergehenden Abendsonne, sah er in einiger Ferne die Feste Schradoxor, die auf dem Hügel oberhalb der Stadt Schradok lag.

Er schaute sich noch einmal das Schreiben an, was er an Gorfar Sohn des Gurobead aufgesetzt hatte - aber erst nach dem er die Grenze passiert hatte. Vorher war ihm die Strecke ein wenig zu holprig gewesen, er musste zwei Versuche mit dem Schreiben zu beginnen abbrechen, da sich ob der unsteten Strecke die Tintenkleckse auf den ersten beiden Schreiben verteilt hatten.

Im dritten, dann erfolgreichen, Versuch gelang es ihm, dem Bergkönig zu schildern, wie das Geschenk der horasischen Delegation - eine Uhr für den Turm der neuen Kaiserpfalz, an der die zwergischen Ingenieure 12 Monate und 12 Tage lang gearbeitet hatten, aufgenommen wurde. Man war voll des Lobes ob der Uhr und diese Freude wollte er dem Bergkönig natürlich mitteilen.

In Schradok angekommen steuerte die kleine Reisegruppe das Gasthaus "Baroschem" an und erkundigte sich nach freien Unterkünften. Dort angekommen signierte Erlan das Schreiben an den Bergkönig noch mit "gegeben zu Schradok, derzeit im Baroschem weilend", siegelte es und gab es einem seiner Gardisten, der das ganze in die Festung des Bergkönigs bringen sollte.

Nach der langen Kutschfahrt war er froh endlich nicht mehr sitzen zu müssen und verließ das Gasthaus alleine, nicht aber ohne einen der Gardisten zu informieren, die im Gastraum Boltan spielten, dass er mal kurz etwas Luft schnappen wolle.

Als er zurück kam, sah er vor dem Gasthaus zwei Zwerge mit dem Wappenrock des Bergkönigreiches, die sich miteinander auf Rogolan unterhielten - eine Sprache die er natürlich nicht wirklich verstand. Als er sie freundlich grüßte, erwiderten sie seinen Gruß und fielen wieder in ihr Gespräch und sagten laut vernehmbar "Gigrim" und "Groschim Horasin" - jedoch wusste er da noch nicht, dass sie ihn damit meinten...

Im Gasthaus angekommen konnte er kaum die Tür hinter sich schließen, als schon einer seiner Gardisten auf ihn zustürmte und ihn fast schon bedrängte: "Herr, da seid Ihr ja endlich! Der Bote des Bergkönigs" und mit diesen Worten zeigte er auf einen bei ihm stehenden Angroschim bevor er fortfuhr "möchte mit Euch sprechen."

Erlan entschuldigte sich bei dem Angroschim, dass er auf ihn warten musste, wobei dieser ein "Wir haben genug Zeit" murmelte, bevor er nach einer kurzen Vorstellung zum Anlass des Besuches kam: "Unser Rogmarok weilt in Schradoxor und lädt Euch und Eure Begleiter heute Abend ein ihm Gesellschaft zu leisten und aus dem Kosch zu berichten. Außerdem seid ihr natürlich eingeladen in Schradoxor zu nächtigen, bevor ihr Euch morgen oder später auf den weiteren Weg macht."

Angesichts der großzügigen Einladung dankte Erlan dem zwergischen Boten für dessen Angebot und nahm dies an, nicht jedoch ohne zu erklären, dass er die eine Nacht im Baroschem vorher begleichen müsse, schließlich würde das Gasthaus jetzt damit rechnen. "Baroschem können wir auch auf Schradoxor noch sagen", sagte der zwergische Bote, der weiter erklärte, dass das wörtlich für ein Hoch auf das Gebraute oder aber einfacher für das Wort Prost stehen würde.

In Schradoxor

Zwei Stunden später, inzwischen hatte sich die kleine Reisegruppe in den Unterkünften der Feste eingerichtet, begann ein großes Bankett mit dem Bergkönig, bei dem Erlan von den Erlebnissen im Reiche Rauls berichtete:

Auf der Kaiserpfalz zu Pervalia

Sirensteen schilderte dem Bergkönig wie die Festivität in Angbar ablief und wie das Geschenk - die Turmuhr, die von den Schradoker Zwergen gefertigt wurde - aufgenommen wurde. Die zwergische Ingenieurskunst genießt hohe Achtung auch im Reiche Rauls, was der Bergkönig wohlwollend aufnahm.

Die Geschehnisse rund um den Maskenball und um den verstorbenen Herzog wurden so weit wie möglich getreulich geschildert und sorgten bei dem einen oder anderen Teilnehmer des Banketts für große Aufregung.

Der Bote Haffaxens

Ob der Schilderung über den sinistren Vorfall, bei dem sich ein Bote Haffaxens direkt vor den horasischen Gästen und der Kaiserin zeigte, herrschte Aufregung beim Bankett. Schließlich ward hier nicht vergessen, mit welch unheiligem Gezücht Haffax paktiert hatte. Auch dass der Feldzug Borbarads beinahe ein ganzes Zwergenvolk neu ins Horasreich gebracht hätte, hatte der Bergkönig nicht vergessen - hat er dessen Ansiedlung in den Goldfelsen doch verhindert...

Garetien und namenlose Umtriebe

Als die Schilderungen in Garetien, genauer gesagt beim Schloss Neu-Sighelmsstein ankamen, interessierten sich die Angroschim nicht nur für den Kampf gegen die Anhänger des Namenlosen, sondern auch vor allem für das Schloss, den zwergischen Baumeister und die dortigen Tunnelanlagen.

"Wo ihr gerade die Tunnel dort erwähnt, fällt mir ein, dass Ihr nicht der erste Sirensteen seid, der hier zu Gast ist" - mit diesen Worten wandte sich Bergkönig Gorfar direkt an seinen Gast: "Euer Garascho ... oder war es der Garascho des Garascho? Ihr Gigrim seid immer nur so kurz da ... auf jeden Fall Euer Ahnherr Romin war hier oft zu Gast und wir ihm behilflich."

Erlan schaute überrascht - davon wusste er bisher nichts und auf die Nachfragen seiner Gastgeber schilderte er die Geschehnisse weiter. Über die Beziehungen seines Ahnen Romin Sirensteen zum Bergkönigreich dachte er nicht weiter nach und am nächsten Morgen hatte sich der Einfluss des zuvor genossenen zwergischen Bieres so ausgewirkt, dass er sich nicht mehr daran erinnerte... was schade war, denn hätte er hier nachgehakt, hätte er interessantes zur Vergangenheit erfahren.

Beratung der Kaiserin zu Elenvina

Von den Geschehnissen zu Elenvina berichtete Erlan getreulich dem Bergkönig, der sich besonders interessiert zeigte, welche Auswirkungen die Geschehnisse auf das Herzogshaus der Nordmarken hatte.

Von Schradok via Unterfels nach Vinsalt

Am nächsten Tag kam die Reisegruppe endlich in Unterfels an, wo Erlan jedoch den Palazzo Arindello verwaist auffand. Natürlich nicht wirklich verwaist, aber seine Familie war nicht vor Ort - dem Haushofmeister zufolge war man für einige Tage nach Grangor gereist. Erlan wies ihn an eine Depesche gen Grangor zu schicken, aus der hervorging, dass er wieder im Lande weilen würde, jetzt aber erst noch nach Vinsalt reisen würde, um von der Reise zu berichten.

Rapport an Ralman

Am nächsten Tag reiste Erlan Sirensteen nach Vinsalt um dort den Comto Protector Ralman von Firdayon-Bethana aufzusuchen und ihm von den Ereignissen im Reiche Rauls getreulich zu berichten.

Rückkehr nach Unterfels

Als Erlan endlich wieder in Unterfels ankam, erwartete ihn seine Frau schon, bevor er den Palazzo Arindello betreten konnte vor den Stallungen, wo er sein Pferd einemm Stallburschen übergab, bevor er Shahane um den Hals fiel und mit einem länger andauernden Kuss begrüßte.

Nach einigen Augenblicken richtete sie das Wort an ihn: "Erlan, eigentlich müsste ich ja sauer sein, dass du so lange fort warst. Auch die Kinder waren enttäuscht als andere Unterfelser zurückkamen und du nicht dabei warst." Er schaute sie mit einem Blick an, der eine gewisse Schuld erkennen ließ und fragte sie, ob die Kinder nicht seine Schreiben gelesen hätten. "Deine Schreiben an mich? Wo du von blutigen Details wie abgetrennten Köpfen - wie scheußlich! - berichtet hast? Die sollten unsere Kinder lesen?" Erlan druckste ob des Vorwurfes ein wenig herum, murmelte eine Entschuldigung und murmelte etwas davon, dass irgendwann die Wahrheit vor Kindern nicht mehr ferngehalten werden könne. Der leicht zornige Blick seiner Frau ließ ihn aber dahingehend verstummen, die aber selber ihre Gemütslage schnell änderte:

"Ich bin aber froh, dass es dir gut geht! Nicht auszudenken, wenn was schlimmeres passiert wäre!", so Shahane zu ihrem Ehemann, der sich gerade in Gedanken ausmalte, was denn noch hätte schlimmeres passieren können - eigentlich nur der Ruf Golgaris, wie er nüchtern feststellen musste, was er ihr aber natürlich nicht sagte, da er sich jetzt dran erinnerte, dass er Shahane nicht alle Details geschildert hatte und sie daher nicht wusste, wie sehr es auf Messers Schneide stand. Die unheilige Kreatur des Namenlosen hatte ja auch Todesopfer gefordert und beinahe wäre er ein weiteres gewesen. Ein Fakt, den Shahane vielleicht nicht so genau wissen musste.

Eine erfreuliche Bestätigung

Shahane blickte mit einem Mal ihren Gemahl leicht verwirrt an und fragte ihn: "Sag an Erlan, Du weißt es noch nicht?" Er wusste tatsächlich nicht was sie meinte und erklärte ihr das auch. "Du warst doch bei Ralman, hat er Dir nichts von der Entscheidung mitgeteilt?" Erlan verinnerlichte sich noch einmal in seiner Erinnerung das Gespräch mit Ralman - und eigentlich war es eher ein Monolog seinerseits. Denn je länger er drüber nachdachte: Ralman hatte in dem Gespräch nur zugehört und selber nichts gesagt - außer die üblichen Höflichkeitsfloskeln. Aber wenn Shahane von einer Bestätigung sprach, dann konnte ja eigentlich nur eine Sache gemeint sein:

Die Belehnung mit der Baronie Yaquirbruch

"Hat der Horas etwa schon entschieden?" fragte Erlan seine Frau und ihr Lächeln beantwortete ihm die Frage von alleine. "Der Tross in Richtung Angbar war gerade ein paar Tage weg, als der horaskaiserliche Bote auf Burg Irendor ankam um die Entscheidung des Horas vom 5. Hesinde des Jahres, der der Belehnung Eurer Person zum Baron des Yaquirbruches zustimmte, mitzuteilen."

Erlan lächelte jetzt auch, war doch damit ein Ziel erreicht, ein Ziel welches er lange angestrebt hatte. Ein Ziel, welches vor Jahren greifbar nahe war, bevor es dann doch wieder in weite Ferne rückte.

Das es jetzt vermutlich klappen würde, hatte er erhofft. Doch der zeitliche Ablauf verwunderte ihn, denn das war wirklich eine schnelle Entscheidung.

Das war tatsächlich eine Überraschung, in der Vergangenheit gab es Fälle, wo so etwas dann doch deutlich länger dauerte - und er hatte damit ernsthaft nicht so schnell gerechnet. Umso erfreulicher war er ob dieser wunderbaren Nachricht gestimmt. "Lass uns über diese freudige Angelegenheit später sprechen. Jetzt sollten wir über Angbar aber auch Gareth und Elenvina reden, oder?" fragte Shahane und er nickte. Er berichtete von den Ereignissen auf der Reise nach Angbar und wie man auf der dortigen Kaiserpfalz ankam. Wer alles aus dem Reich des Horas mit vor Ort war, aus welchen fremden Provinzen des Mittelreiches Gäste zugegen waren usw.usf.

Arangerie des Palazzo Arindello

Gemeinsam schlenderten sie durch die Arangerie des Palazzos und bewunderten das prächtige Wasserspiel des Sternenbrunnens. Bevor Erlan dazu was sagen konnte, erklärte sie ihm gleich, dass der Haushofmeister ihn nur aktiviert hätte, da er am generalüberholten Mechanismus was überprüfen wolle - und die Kinder seien auf Burg Irendor und somit nicht in der Nähe des für Kinder und Angetrunkene gefährlichen Brunnens. Es hielt sich in Unterfels hartnäckig das Gerücht, dass schon mehr als eine Seele ihren Frieden im Brunnen gefunden hatte - was für Erlan ein Grund war, den Sternbrunnen eigentlich so gut wie nie - außer bei festlichen Anlässen, wo immer mindestens ein Gardist am Brunnen unauffällig wachte - zu nutzen.

Während er mit Shahane durch die stilisierten Gässchen schritt, fragte sie ihn nach allen möglichen Details aus, auch so Dinge, auf die er jetzt nicht unbedingt selbständig Wert gelegt hätte ("Wie sah die Kaiserin aus? Was trägt sie so? Was trug Prinzessin Concabella?"), wo er aber wusste, dass es sie interessierte und wo er dadurch versuchte so getreulich wie möglich zu berichten.


Verschuldet für's Seelander

Shahane und Erlan setzten sich auf eine Bank, auf der sie einen hinreißenden Blick auf die Stadt Unterfels zu Füßen der Grafenhöhe hatten und wo die Praiosscheibe in Zusammenspiel mit dem Yaquir zauberhafte Lichteffekte hervorzauberte. "Es tut gut wieder hier zu sein, Shahane", sagte Erlan und genoss die Aussicht, während sie einem der Bediensteten ein Signal gab, der kurze Zeit später mit einem Tablett wiederkam und den beiden den schweren süffigen Yaquirbrucher eingoss, den Rotwein, der hier an den Hängen der Region angebaut wurde und wo auch Trauben aus Irendor drin waren.

Plötzlich zeigte Shahane auf ein Journal in ihrer Hand und fragte Erlan, was es denn damit auf sich hätte - sie zeigte ein Exemplar des Aventurischen Boten, in dem darüber berichtet wurde, dass Erlan seinen Tsatag im feinen Hotel Seelander in Gareth gefeiert hatte und sich für das 12-Gänge-Menü (für die Möpse von Tilfur Sâl della Trezzi gab es jedoch nur 4 Gänge) verschulden musste. Erlan errötete leicht als er das sah und las sich den Artikel erstmalig durch und murmelte dabei, dass der Bote anscheinend immer noch sehr schnell berichten könne, trotz all der "Umstellungen", die es in Gareth gab.

"Nun", ein wenig stammelte er, bevor er sich fing, "es stimmt insoweit, als dass wir im Seelander waren. Und ja, es war mein Geburtstag. Das wir nach Gareth mussten, konnte ja keiner ahnen und was wäre ich denn für ein Mensch gewesen, der an einem solchen Tag seine Begleiter nicht zu einem angemessenen Mahl einlädt? Und glaub mir, die Dimension, ab wann sich ein üblicher Adliger des Raulschen Reiches, dessen Finanzverhältnisse vielleicht den Schreiberlingen des Boten bekannt sind, verschulden muss und einem Horasier sind vielleicht doch etwas anders." Das Erlan zumindestens in Gareth sich nicht Geld leihen musste stimmte - und nach der Reparatur für die Kutsche, die Kosten für die teuren Heiltränke und dergleichen hatte Shahane ja nicht gefragt. Abgesehen davon, dass die Krone wohlwollend die Übernahme von außergewöhnlichen Spesen prüfen wolle.

Wenn die Verwandtschaft Probleme löst

Bevor Shahane aber weiter nachhaken konnte, wollte er die Initiative ergreifen und fragte sie: "Warum hast du eigentlich noch nicht nachgefragt, ob ich dir deinen Wunsch erfüllt habe, den du vor der Abreise geäußert hast?" - und bei diesen Worten grinste er über das ganze Gesicht.

"Du hast etwas für Ludovigo erreicht?" fragte Shahane mit einem Strahlen auf ihrem Gesicht die rhetorische Frage, auf die Erlan mit einem breiten Grinsen "Auftrag erfüllt!" antwortete: "Ich muss sagen, die Lösung lag auf der Hand und es zeigt sich, dass die Verwandtschaft einem doch hilft, selbst wenn man nicht dran denkt - oder selbst wenn der Schwippschwager eigentlich gar nicht mit einem direkt verwandt ist." Erlan führte einen der Pokale mit dem Yaquirbrucher an seine Lippen und kostete noch einen vollen Schluck, bevor er seiner Frau die frohe Kunde verbreitete, die dieser sehr erfreut aufnahm.

Auf Burg Irendor: Ludovigos Reaktion

Das Gemälde Burg Irendor im Schein der Mada hängt im Vinsalter Salon der gleichnamigen Burg.

Einen Tag später ritten Shahane und Erlan von Unterfels nach Irendor. Während Erlan im Dorf noch seine Verpflichtungen hatte, so musste er beispielsweise vom Tod eines der Gardisten berichten, war Shahane schon auf der eigentlichen Burg, wo sie nach dem rechten sah. Eigentlich gefiel ihr die Burg ja, aber sie lag halt so weit vom Schuss - nein, hier konnte sie wirklich nicht dauerhaft leben und sie war froh, dass sie Erlan trotz den Geschehnissen der Vergangenheit davon abbringen konnte, Unterfels zu verlassen.

Während Ludovigo mit seinen Geschwistern Amando und Elissa im Burggarten, der eigentlich kein wirklicher Burggarten war (sondern vor der Burg lag), spielte, las Shahane im Bosparan Herold über die neueste Opernaufführung in Vinsalt, als sie auf dem Pass in Richtung Burg Irendor plötzlich Bewegungen ausmachte - aber das schwarze Fell des Pferdes, die weißblonden Haare des Reiters - das war eindeutig Erlan und neben ihm erkannte er an ihrem Wappenrock Morena Dolvarn, die Kommandantin der Irendorer Liliengarde, die mit ihm gemeinsam die traurige Nachricht überbracht hatte.

Als die beiden ankamen, tauschten Shahane und Erlan nur ein paar subtile Blicke aus und nach einem Nicken rief Erlan dem Erstgeborenen seiner Frau zu: "Dom Ludovigo, kommst du bitte mit deiner Mutter und mir nach oben. Wir müssen ein Gespräch führen."

Der so angesprochene Junge schaute ein wenig überrascht zu seinen Eltern und folgte den beiden, während die beiden Geschwister von ihm sich bei ihrem Spiel nicht stören ließen - vor allem nicht von irgendwelchen Gesprächen, die bei den Großen ja sowieso immer soooo wichtig und in Wirklichkeit eher langweilig sind.

Im Rondraturm der Burg setzten sich die drei an einen Tisch und der aufgeweckte Ludovigo war sichtbar nervös. Seine Mutter hielt seine Hand und setzte mit folgenden Worten an: "Ludovigo - wir hatten doch schon mal über deine weitere Zukunft gesprochen. Dein Vater", und mit diesen Worten blickte sie in Richtung Erlan, "hat auf seiner Reise nicht nur eine Aufgabe für das Reich, wenn nicht sogar für beide Reiche, erfüllt, sondern auch in dieser Angelegenheit Gespräche geführt."

Obwohl das Gesicht Ludovigos ein wenig fahler wurde - oder lag es an den Lichtverhältnissen hier im Turm? - fuhr Erlan die Rede fort: "Wir haben uns schon länger Gedanken über eine Schwertmutter oder einen Schwertvater für dich gemacht. Wir haben da nun eine tolle Lösung gefunden."

Die leicht quiekige Frage "Im Mittelreich?" nahm Erlan zwar belustigt auf, seine aus Almada stammende Frau eher nicht.

"Genauer gesagt in Garetien."

"Bei den Haferyaquiriern?!" - jetzt war die Stimme schon etwas mehr entsetzt, wie Erlan feststellen musste. Er musste sich aber beherrschen, damit er nicht laut los lachte - denn als jemand, der einige Zeit in Punin gelebt hatte, war ihm diese - abfällige - Bemerkung für die nördlicheren Provinzen des Raulschen Reiches sehr wohl bewusst. Doch er durfte nicht schmunzeln oder gar lachen, sondern musste ernst bleiben und tadeln: "LUDOVIGO! Das sagt man nicht." - und sowohl Erlan als auch Shahane ergänzten für sich im Kopf "Denkt man aber!" dazu.

"Es handelt sich um niemand geringeren als Burggraf Alarich Ruhmrath von Gareth-Sighelmsmark, den neuen Reichserzkanzler des Raul'schen Reiches - und meinen Schwippschwager. Ist er doch mit Prinzessin Lorindya verheiratet, die eine Schwester von Deinem Onkel Ralman ist.

Shahane, die die ganze Zeit die Hand ihres Sohnes drückte, küsste ihn leicht auf die Stirn und sprach ihn an: "Ich denke einen fähigeren Schwertvater zu finden wird nicht einfach. Und ich finde es nicht verkehrt, wenn du auch etwas von der Heimat deiner dich liebenden Mutter und deines leiblichen Vaters kennenlernst."

Man sah dem kleinen Ludovigo deutlich an, dass er die Begeisterung seiner Eltern nicht wirklich teilte...

Der Tsatag, der eigentlich im Firun stattfand

Im Tsamond zu Unterfels.


Einige Tage später, in einem der Säle des Palazzo Arindello. Erlan Sirensteen, der seinen Tsatag nicht vor Ort feiern konnte, da er da gerade in Gareth weilte, hatte die nähere Familie eingeladen, um den Ehrentag nachträglich im Kreis der Familie zu begehen.

"Auf deinen Tsatag, bester Erlan!", prostete sein Schwager Ralman ihm zu und die anderen anwesenden Gäste, mehr als ein Dutzend, schlossen sich dem Gruß an. "Auf, dass du ihn nächstes Jahr nicht wieder irgendwo in Gareth verbringen musst und - ich zitiere da sinngemäß - dich in Schulden dafür stürzen musst."

Die erwachsenen Gäste lachten ob des Scherzes, die Kinder versuchten von den Erwachsenen unbemerkt schon den einen oder anderen Bissen vom Grangorer Kranz zu nehmen. Erlan freute sich über die Begrüßung, lachte auch über den Scherz mit und erklärte, dass er es schätzen würde, dass alle da wären, auch die, die einen etwas weiteren Weg gehabt hätten - bei diesen Worten blickte er seine Schwester Erlgard an, die gemeinsam mit ihrem Gemahl und den beiden jüngsten Kindern von Vinsalt aus angereist kam.

Ancalita Sirensteen tuschelte mit ihrer Schwester Bellatrix und fragte in einer Lautstärke, die einige der anwesenden Gäste noch mitbekamen (was ihre Intention war): "Anscheinend ist Vinsalt also näher als Bomed. Oder hast du Rinaldo gesehen?"

Damit spielte sie auf das Fernbleiben des Verwandten von Erlan an, der im Geheimen Rat der Grafschaft Bomed sitzt und der zu Erlan nicht unbedingt das beste Verhältnis hat. "Er soll unpässlich sein", antwortete Bellatrix, worauf diese etwas schmunzelte. Ihr Gemahl Silem, der diese Aussage gehört hatte, wandte sich an seine Frau und deren Schwester: "Ich bin ja kein Mann der Anatomie und Medizin: Ich glaube aber, dass die Unpässlichkeit sich vor allem darauf bezieht, dass dies ein Empfang von Erlan ist und er auf ihn nicht gut zu sprechen ist."

Bellatrix kicherte ein wenig und stellte fest, dass Silem zwar noch nicht so lange zur Familie gehört, aber schon die wichtigsten Dinge wusste...

"Der Tsa steht für Veränderungen und so soll auch dieser Tsatag für Veränderungen stehen", fing Erlan eine Rede an. "Sonst hat mein Tsatag mit den Aspekten Tsas eher weniger zu tun, schließlich feiere ich meinen Tsatag auch sonst eher im Firunmond und nicht im Tsa." Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er die Aufmerksamkeit aller Zuhörer hatte - sprich: nachdem er sah, dass Ancalita, Bellatrix und Silem ihr anscheinend amüsantes Gespräch beendet hatten - fuhr er mit seiner Rede fort:

"Es ist interessant, was in einigen Klatschpostillen über meine Reise ins Raul'sche Reich so berichtet wird. Die auch aufgetretenen Gerüchte über meinen Tod sind beispielsweise stark übertrieben. Wenigstens kam diesmal nicht eure Großmutter", bei diesen Worten blickte er Ancalita und Bellatrix an, "auf die Idee, in Irendor irgendwelche Forderungen ob des Erbes zu erheben" - damit spielte er auf eine Angelegenheit der fernen Vergangenheit an, die dazu führte, dass im Endeffekt inzwischen seine Tante als Justitiarin im almadanischen Cres und nicht mehr im Horasreich weilte.

"Aber ja, es stimmt, es sind einige Dinge dort passiert, die erschreckend waren. doch glaubt mir, die Angelegenheiten wurden zum größten Teil zu unserer aller Zufriedenheit gelöst." Mit deutlich bedeckterer Stimme und an seinen Schwager Ralman gewandt: "Hoffentlich wird dies auch beim kleinen Dirion der Fall sein."

Mit nunmehr wieder lauterer und vor allem festerer Stimme erklärte er, dass es nun mehr eine freudige Nachricht für die ganze Familie geben würde:

"Ludovigo wird in Knappschaft gehen - und zwar bei niemand geringerem als dem Burggrafen Alarich Ruhmrath von Gareth-Sighelmsmark, des Raul'schen Reiches Erzkanzler."

Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht und allesamt gratulierten die Gäste Ludovigo dazu, der jetzt auch deutlich erfreuter wirkte, als an dem Tag, als ihm die Planungen zu seiner nahen Zukunft vorgestellt wurden. Shahane und Erlan waren stolz auf ihren Sohn.

Nachdem die Gratulationen beendet waren, fuhr Erlan fort: "Und eigentlich könnt ihr gleich weiter gratulieren: Denn auch für Amando können wir die freudige Nachricht verkünden, dass er demnächst in Knappschaft gehen wird - bei niemand geringerem als Nicolo Faellan di Onerdi, dem Baron von Parsek. Liebe Elissa, es wird aber auch für Dich nicht langweilig, wenn Deine Brüder fort sind und bevor Du irgendwann die Heimat verlässt. Denn gleichzeitig wird Parseks Erbbaronet Nicolo Tolman di Onerdi mich als Schwertvater bekommen."

Auch hier feierten die Gäste die frohe Nachricht und beglückwünschten den designierten Erben des Hauses Sirensteen ob dieser Nachricht.

Nachdem Erlan mit seiner Rede fertig war, stand sein Schwager Ralman auf und prostete ihm mit seinem Pokal zu: "Ich muss sagen, mein Schwager, du überraschst mich - und auch deine Schwester!" - dabei lächelte er die neben ihm sitzende Erlgard an. "Noch vor wenigen Jahren, fragten wir uns, ob du dein diplomatisches Geschick nur in den Dienst des Reiches oder auch mal in den Dienst der eigenen Familie stecken würdest. Und ob du auch irgendwann die dynastischen Verpflichtungen die du hast, erfüllen würdest. Doch dann heiratest Du gegen alle Widerstände diese liebreizende Frau", Ralman prostete mit seinem Pokal in Richtung Shahane, "hast dann auch schon sofort ein Kind, dem zwei weitere folgen sollten - und dein Einsatz für die Zukunft der Kinder spricht Bände. Wenn das so weitergeht", und bei diesen Worten schaute er seine kleine Nichte an, "dann solltest du Elissa, wohl mal schon schauen, wo denn das Mhaharanyat Aranien oder das Königreich Brabak liegen."

Bis auf Struan bren Dundoch, der hinter Ralman stand und aufmerksam die Ein- und Ausgänge des Saals beachtete lachten alle Erwachsenen über den Scherz, während die Kinder, vor allem Elissa, nicht so recht wussten, was gemeint war und daher einfach mitlachten.

Vom geplanten Königsturnier

Erlan mit seinem Pferd Dschinni beim Tjost.

"Aber wo wir gerade von Ruhm und Ehre der künftigen Generationen reden, sollten wir Satinav nicht vorgreifen - und auf das Hier und Jetzt kommen. Stimmt es Erlan", und er schaute seinen Schwager mit dem durchdringenden Blick an, für den Ralman bekannt bzw. sogar gefürchtet war, an, "dass du dich bisher nicht zum Königsturnier angemeldet hast?"

Erlan zögerte ein wenig, bevor er seinem Schwager antwortete:

"Ich glaube es ist erst ein Jahr her, als ich Shahane sagte, dass wir Sirensteens nicht gerade als Turnierstreiter bekannt sind und es gar nicht auffallen würde, wenn der Name nicht auf der Teilnehmerliste auftauchen wird."

Sein Schwager legte den Kopf ein wenig auf die eine Schulter und fixierte Erlan: "Wenn ich dem Horas auf dem Schwerterfeld mitteile, dass ihr nicht dabei seid, dann würde es auffallen."

Nun schluckte Erlan ein wenig und wurde sichtbar nervös: "Der Horas? Er hat sich doch noch nie für das Turnierwesen interessiert..."

"Es gibt immer ein erstes Mal, mein Schwager. Und vermutlich darfst du dich bei deiner Nichte Udora dafür bedanken. Der Horas wird am Königsturnier teilnehmen und ein jeder Adliger des Reiches, der etwas auf sich hält ist dabei."

Shahane, die das gesellschaftliche Potential einer solchen Turnei realisierte, wandte sich mit säuselnder, aber von jedem am Bankett deutlich zu hörender Stimme an ihren Gemahl: "Wir sprachen doch schon mal drüber." Du sagtest, du wärest ein loyaler Gefolgsmann des Königs und des Horas - dann musst du dich ja jetzt anmelden."

Erlan sah ein, dass er "verloren" hatte. Manchmal muss man die eine oder andere Pflichtübung durchführen, auch wenn man es nicht will - sonst wäre es ja keine Pflichtübung. Das hatte ihm sein Vater beigebracht, das hatte ihm die Akademie vom ersten Tag an ("Erlan von Irendor: Meint Ihr nicht auch, dass der Korridor auf dem Horas-Stockwerk noch einmal gewienert werden sollte?") vermittelt und das war auch eine Lektion, deren Bedeutung sein Oheim ihm schon als kleinen Jungen verinnerlichte.

"Dann sei es so." - und im pathetischen Tonfall fuhr er fort: "Wenn der Horas die rondragefälligen Streiter des Reiches nach Arivor ruft, dann wird das Haus Sirensteen dem Ruf folgen!" - und er sah sich schon in voller Rüstung und Schwert auf dem Turnierplatz. Deutlich weniger pathetisch und - jetzt direkt an Shahane gerichtet - ergänzte er noch: "Aber Shahane, erwarte nicht, dass ich das Turnier gewinne, geschweige denn überhaupt die erste Runde überstehe. Es gibt Dinge, die kann ich besser als dem Turnier zu frönen - beispielsweise den Wunsch einer schönen Frau nach einer Turnierteilnahme nicht ablehnen!"

Auch wenn sich die gerade etwas angespannte Situation beim Bankett deutlich gelöst hatte, blieb Erlan selbst angespannt. Ihm kursierten die verschiedenen Gedanken nur so durch den Kopf. Würde der Horas zum Turnier einladen, dann wäre damit zu rechnen, dass ein Großteil des Hochadels vor Ort sein würde. Sicherlich auch sein Graf - ein Rimon Sâlingor würde sich das sicherlich nicht entgehen lassen und wenn jetzt Rinaldo auch noch ... nein, diese Gedanken wollte sich Erlan jetzt nicht mehr machen.

Eine weitere Bewerbung für die Turnei

Bellatrix Sirensteen

Die Stille nutzend richtete die junge Bellatrix Sirensteen das Wort an Erlan und erklärte mit fester Stimme: "Ich habe auch vor mich beim Königsturnier anzumelden."

Doch bevor Erlan darauf reagieren konnte, fing ihr Vater Rondravio Sirensteen an: "Du willst wieder nach Arivor? Ich dachte Du hättest damit abgeschlossen. Es war schwer und kostspielig genug, dich direkt danach nach Methumis zu schicken..."

Seine Tochter blitzte leicht wütend auf, beherrschte sich dann aber doch (ob das auch der Fall gewesen wäre, wenn die beiden alleine miteinander gesprochen hätten, sei einmal dahingestellt...) und stellte fest, dass man das ja kaum miteinander vergleichen könne.

Ihr Vater hakte nach und fragte sie, ob es nicht so sei, dass sogar die Kadetten der Akademie zu Ehren Anshag von Glodenhofs an der Ausrichtung des Königsturniers beteiligt wären, was sie mit einem schlichten "Ja.... und?" quittierte.

Ancalita hakte bei ihrer Schwester nach, ob es denn stimmen würde, dass die Gewinner des Königsturniers in das Register der rondragefälligen Recken aufgenommen werden würden, was Bellatrix mit einem Lächeln auf den Lippen bestätigte.

Jetzt sah sich Erlgard in der Pflicht und versuchte die leicht angestrengte Unterhaltung mit einer Art Schlusswort zu beenden: "Ein schönes Stichwort. Ich schlage vor, wir wechseln das Thema, bis eine Sirensteen oder aber ein Sirensteen erneut in das Register der rondragefälligen Recken aufgenommen wird."

Shahane verstand die Intention ihrer Schwägerin und wechselte das Thema: "Übrigens Erlgard, wir nehmen gerne eure Einladung zum Tag der Unabhängigkeit an. Die ganze Familie - wir freuen uns mal wieder auf Vinsalt. Und Erlan wollte mich sowieso noch anlässlich seines Tsatags zu einem 12-Gänge-Menü einladen. Und Vinsalt liegt ja näher als Gareth."

[...]

Einige Stunden später, die Gäste hatten den Palazzo bereits verlassen und die Kinder schliefen bereits. Erlan stand am Fenster des Schlafgemaches und blickte in die sternenklare Nacht. Shahane näherte sich ihm von hinten und streichelte ihn auf Brusthöhe über sein Wams und flüsterte ihm ins Ohr: "Wird mein horasischer Krieger für mich den Turniersieg holen?"

Erlan drehte sich um, nahm den Kopf Shahanes in seine Hände und küsste sie, anstatt auf diese (rhetorische) Frage zu antworten...

Beim Königsturnier zu Arivor

Mitte Rahja zu Arivor.


Erlan Sirensteen bei einer Übung für den Tjost

Mitte Rahja sollte der der Reisetross aus Unterfels in Arivor ankommen. Entgegen der eigentlichen Planung reisten die Sirensteens in mehreren Gruppen an: Das Rinaldo Sirensteen separat aus Bomed anreiste, wunderte nicht. Jedoch war Erlan auch nicht im Tross der Unterfelser, der unter Führung von Shahane aus sich gen Süden aufmachte. Denn ihr Gemahl war gemeinsam mit Comto Tilfur Sâl della Trezzi vor einigen Wochen dringend nach Kuslik aufgebrochen und bisher nicht zurückgekehrt. Doch in den Depeschen, die sie miteinander austauschten, versicherte er ihr, dass er zeitig in Arivor ankommen würde. Ein Versprechen was er auch einhielt. "Ich dachte erst, ihr hättet die Gefahr von Wohl und Wehe für das Reich nur vorgeschoben, damit Du nicht am Turnier teilzunehmen hast", begrüßte Shahane ihren Ehemann leicht spöttisch aber dennoch hoch erfreut. Da sie sich umarmten, konnte sie den leicht blassen Blick Erlans nicht sehen, der sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünschte, als dass es wirklich nur um eine Ausrede gehen würde...

Während Erlan und Bellatrix - als Teilnehmer des Königsturniers - ihre Unterkunft in gar prächtigen Zelten direkt in der Nähe des Schwerterfeldes bezogen, zog der Rest der Familie in Hotels der Stadt. Während beispielsweise Shahane in einem der besseren Hotels untergekommen war, war das bei der Verwandtschaft von Bellatrix nicht der Fall, die Unterkunft in einer zwar guten aber dennoch schlichteren Pension fanden.

Insgesamt vier Zelte mit der Irendorer Lilie bildeten schon eine kleine Zeltstadt: Jeweils ein Zelt gab es für die beiden Unterfelser Sirensteens, während es eine Art Gemeinschaftszelt und eines für die Bediensteten und die Irendorer Liliengarde gab.

Schon im Yaquirbruch hatten Erlan und Bellatrix natürlich für das Turnier geübt, doch auch in Arivor selbst nutzten sie jede Gelegenheit um sich vorzubereiten.

Rondra sei Dank verlernt man das Tjosten ja nicht wirklich und durch die jüngsten Ereignisse im Reiche Rauls, die sich von den administrativen Beschäftigungen zu Unterfels und Irendor unterschieden, fühlte sich Erlan in guter Form.

Außerdem merkte er, dass er - auch wenn er kein Freund des Turnierwesens war - immer mehr den Ehrgeiz entwickelte so gut wie es geht zu kämpfen. Spannend wäre natürlich die Frage, mit wem er auf eine Turnierbahn gelost werden würde, denn das würde sein Weiterkommen mit beeinflussen.

Als er sich bei diesen ehrgeizigen Gedanken "ertappte", überlegte er, woher das kommen würde. Vielleicht lag es daran, dass die Akademie zu Vinsalt das Lanzenreiten nicht den dortigen Eleven lehrte und er das ganze auf Wunsch seines Vaters während der wenigen freien Zeit in der Heimat und vor allem in der kurzen Zeit nach der Akademie und vor der Armee lernen musste? Lag sein plötzlicher Ehrgeiz daran, dass der Horas anwesend beim Turnier war? Wenn er ehrlich mit sich selbst war, dürfte das nicht der Grund sein. Schließlich war der Horas zwar nahe, aber doch leider viel zu weit weg und unnahbar, wie Tilfur, Gishtan und er in Horasia feststellen musste. Grund seiner Aufregung war viel eher, dass Shahane zugegen war - und bei diesem Gedanken lächelte er fast schon selig.

Auslosung der Turnierbahnen

19. Rahja, am Vorabend des Turnieres.


Mit lauter Stimme wurden die einzelnen Turnierbahnen eingeteilt. Nachdem die Turnierbahnen Hlûthar, Leomar, Thalionmel und Geron und deren Teilnehmer bekannt gegeben wurde, ging es schon gleich weiter:

[...] benannt nach der Heiligen Ardare, die als Schwertschwester den dortigen Tempel der göttlichen Leuin heldenhaft bis zum bitteren Ende verteidigte. Nach ihr wurde der Orden der Heiligen Ardare zu Arivor benannt.

Hier treten an:

"della Pena", dachte sich Erlan. "Den habe ich ja noch gar nicht gesehen. Gut zu wissen, dass der Bruder Horasios auch zugegen war. Dem sollte man lieber auf dem Weg gehen, vor allem wenn er nur halb so impulsiv wie sein Bruder [...]"

Doch diesen Gedanken konnte Erlan Sirensteen nicht weiter verfolgen, denn in diesem Moment wurde weiter verkündet, wer auf der Turnierbahn Ardare antritt - und er aus seinen Gedanken gerissen:

Während der Bekanntgabe der einzelnen Turnierteilnehmer war Erlans Gesicht regungslos geblieben, nur bei dem einen oder anderen Namen, wo er sich über die Teilnahme freute, sah man den Hauch eines Lächelns. Doch als jetzt sein eigener Name genannt wurde, verzog der Yaquirbrucher das Gesicht so, als ob man ihm einen umgekippten Wein serviert hätte.

Dass er ausgerechnet gegen den Bruder seines langjährigen Widersachers antreten musste, das war jetzt nicht das, was er sich für das Turnier gewünscht hätte. Würde er gegen ihn verlieren, würde dieser das als Zeichen familiärer Rache deuten und auskosten, würde er gegen ihn gewinnen und ihn vielleicht dabei - was nun mal passieren konnte - verletzen, würde man ihm übertriebene Härte vorwerfen. Es hätte nur eine Auslosung geben können, die Erlan noch mehr missfallen hätte...

Mit diesem Ergebnis nicht ganz einverstanden, beschloss er die kommenden Tage noch wachsamer zu agieren. Er hatte Rommilys damals nicht vergessen - und diesmal ging es nicht um einen Knappen, sondern um den Bruder.