Briefspiel:Schwertfest in Urbasi (12)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 15. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast und Renascentia-Platz in Urbasi Entstehungszeitraum: Juli bis September 2011
Protagonisten: etliche Patrizier Urbasis, dazu auswärtige Gäste Autoren/Beteiligte: Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell Arbiato.png Dellarbiato, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie van Kacheleen klein.png Van Kacheleen, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt
Zyklus: Übersicht · Eröffnung · Die Carasbaldis · Weitere Auftritte · Panthino und Malvolio · Dalidions und Salsavûrs · Die Efferdier · Auf der Treppe · Auf dem Dach · Die Cavallieri · Turani und Onerdi · Baron Macrin? · Kriegeradlige · Und jetzt die Miliz? · Protestierende Popoli · Lauter Entgeisterte · Leonore und Leomar · Das Ende der Parade

Teil 12: Kriegeradlige unter sich – oder: Der Parade dritter Teil


Autor: Rondrastein

Sobald sie die erste Etage und insbesondere der Balkon sich füllten, begaben sich die beiden gerüsteten Männer auf den Weg ins Untergeschoss. Der Klang von schweren Stiefeln und Metall, das aufeinander schlug, war im Treppenhaus nicht zu überhören, als die beiden Kämpfer die Treppe hinab stiegen.


Einige Zeit später ritten drei Reiter, mit die letzten der Cavallieri, in das Sichtfeld des Balkons. Ihre Wappenröcke und die Wappendecken der Rösser leuchteten in strahlendem Rot und darauf prangten die weißen Wölfe des Hauses di Salsavûr.
Alle drei trugen unter ihren Wappenröcken blank polierte Rüstungen und saßen auf Streitrössern des hauseigenen Gestüts, so dass man sie mit Helm wohl nicht hätte unterscheiden können, wären da nicht ein paar Kleinigkeiten. Einer der Reiter trug neben dem Wappnrock noch einen Umhang, auf dem ebenfalls das Wappen, das den amtierenden Gonfaloniere stellte, zu sehen war. Für Eingeweihte war daraus ersichtlich, dass es sich hierbei um ein Mitglied eben dieser Familie handelte, wohingegen die anderen nicht dazu gehörten. Auch trug der Kämpfer eine Orknase an der Seite, was doch eher selten im Horasreich war. Gut informierte Personen könnten daher wissen, dass es sich bei dem Mann um den jüngeren Bruder des Hausoberhaupts, Timor Sâl di Salsavûr, handelte.
Ihn begleiteten die Cavalleristi seines Bruders und eines Vetters. Bei den Cavalleristi handelte es sich um Personen aus eher konservativen Landadelshäusern, die den di Salsavûr nahe standen. Nämlich Lovisa di Tolfiano, Mitglied eines Hauses, dass schon seit Jahrhunderten zu den Gefolgsleuten der di Salsavûr zählt und dem Gonfaloniere als Cavallerista dient und Vascal da Brasi, ein recht naher Verwandter Vascinia da Brasis und Vertreter des Vogts von Salsavûr.


Autor: Dellarbiato

Fanfarenschall und Trommelschlag kündigten die nächste Teilnehmerin der Prozession an. Hinter den Trommlern mit ihrem an einen Herzschlag erinnernden Marschrhytmus marschierten drei Bannerträger in den Farben des Hauses dell'Arbiato. Sie trugen die Banner der Fürstlichen Gemeinde und des Ordens der Heiligen Ardare. Zwischen ihnen aber wehte stolz das rot-weiße Banner mit den gekreuzten Schwerten. Blumenmädchen in weißen Gewändern streuten vielfarbene Blüten auf den Weg, die sogleich von den eisenbeschlagenen Hufen des nachtschwarzen Schlachtrosses zermahlen wurden. Ein Knappe führte den Rappen mit sicherer Hand. Die Reiterin aber, barhäuptig, trug einen blankpolierten Plattenharnisch aus Arivorer Herstellung. Camilla dell'Arbiato lächelte leicht ob des Jubels. Ein Dutzend schwerbewaffnete Reiter im Halbharnisch folgten ihr in Doppelreihe, auch sie im rot-weißen Wappenrock.

"Na endlich", kommentierte Alessandero dell'Arbiato, "Phex hätte ihr den ersten Platz in der Parade bescheren sollen."
"Ist dies nicht etwas übertrieben?", fragte seine Frau leise, "Trommler, Fanfaren, die Blumenmädchen..."
"Unsinn", wehrte dell'Arbiato ab, "wer nichts hat, kann auch nichts vorweisen. Außerdem habe ich nur wenige Silbertaler ausgegeben, um Camilla gebührend vom Popolo empfangen zu lassen." Er winkte hoheitsvoll zu seiner Schwester herunter, die vor dem Palazzo der Signoria leicht ihr Banner senkte und ihm grüßend zunickte. "Lieber will ich zu Boron fahren, als der Cavallarista unseres Hauses den ihr zustehenden Empfang zu verweigern. Andere Häuser mögen sich nicht darum scheren, wenn sie ihre Cavallieri wie Weidener Raubritter allein und ohne Gefolge in unsere Stadt bringen, aber das Haus dell'Arbiato wird angemessen präsentieren - jetzt und immerdar!"


Autor: Dellapena

Einige der versammelten Signori hatten sich bereits geraume Zeit gefragt, warum bislang noch kein Mitglied der Familie della Pena ä.H. im Palazzo Magistrale erschienen war. Seit dem Beginn der Parade war das Getuschel über das auffällige Fernbleiben des Priore urbis und seiner Familie nur noch stärker geworden und Gerüchte über eine Krankheit des Barons oder einen Streit mit den anderen Mitgliedern des Consiglio della Priori hatten die Runde gemacht.
Nun näherte sich der Zug der Cavallieri und Cavalleristi seinem Ende und noch immer hatte sich kein Vertreter der della Pena ä.H. auf dem Balkon oder in den Sälen des Palazzo sehen lassen - offenbar war der Patriarch schockierenderweise nicht einmal erschienen, um seinen eigenen Streitern im Zug der Cavallieri Reverenz zu erweisen, wie man sich auf dem Balkon hinter vorgehaltener Hand zuzischte.

Doch als der "Geflügelte Löwe", das alte Prachtbanner der della Pena, auf die Piazza di Renascentia getragen wurde, wurde zumindest ein Teil der Gerüchte zerstreut:
Hinter dem Bannerträger ritt ein prächig bewehrter Recke auf einem kräftigen Streitross. Die blank polierte Rüstung glänzte silbern im Sonnenlicht und der Helm war kunstvoll in Form eines Löwenkopfes gestaltet. Die Satteldecke und der Wappenrock des Streiters trugen das Emblem des Hauses della Pena ä.H., das dem geschulten Beobachter verriet, dass der Baron von Sibur das Standartenprivileg besaß, während auf dem Schild natürlich das vollständige Wappen der della Pena zu sehen war. Man rätselte noch über die Identität des Reiters, als mit Thalionmel della Pena eine Wohlbekannte als zweite Cavalliera der della Pena auf den Platz ritt. Die Bargella hatte ihren Helm unter dem Arm und begrüßte die Menge mit einem Hochrecken ihrer Lanze. Sie war als letztjährige Gewinnerin des Gestechs von Urbasi in der Stadt bekannt und recht beliebt. Auch wenn sie als Bargella noch wenig Erfolge vorweisen konnte, wurde sie daher mit lautem Jubel begrüßt.
Als auch die Corazzas der beiden Reiter auf dem Platz angekommen waren, gab der bislang unerkannte Cavalliere ein Zeichen zum Halten und begann seinen Helm abzunehmen. Wie groß war die Überraschung in der Menge als man da Baron Leomar Romualdo della Pena ä.H., den Patriarchen der Familie, Priore urbis und "Helden von Urbasi" selbst erkannte, der nun gleich seinem Wappentier die Locken ausschüttelte und dann zum Gruß an die Bürger der Stadt ebenfalls die Lanze in den Himmel reckte.
Seine Beliebtheit hatte in den vergangenen Monden innerhalb der Bürgerschaft deutlich nachgelassen, denn viele seiner Entscheidungen als Priore ruris waren auf wenig wohlwollende Resonanz gestoßen – sicherlich verstärkt durch die eifrigen Bemühungen seiner politischen Gegner ihn in schlechtem Licht darzustellen. Doch nun brandete tosender Jubel auf – es waren Auftritte wie dieser, die es immer wieder schafften, die Sympathien wieder aus seine Seite zu bringen: als einziges Mitglied der Signoria war er persönlich in die schwere Gestechsrüstung gestiegen und gedachte die Farben seines Hauses ins Feld zu tragen. Obgleich er kurz davor war, sein sechzigstes Lebensjahr zu vollenden, würde er an vorderster Front für seine Stadt kämpfen, so wie er es immer getan hatte, wenn es nötig war. Und das rechneten ihm die Bürger der Stadt hoch an und waren daher geneigt ihm letztlich manch unpopuläre Entscheidung zu verzeihen.

Leomar genoss den Beifall der Menge. Endlich fühlte sich alles wieder richtig an: auf dem Pferderücken, die Waffe in der Hand, würde er dem Feind entgegenreiten und dafür jubelte ihm das Volk zu. Hier fühlte er sich wohl - viel wohler als in den Amtsstuben und Sitzungssälen der Signoria. Das war das Leben, wie es sein sollte!
Er hatte lange Streite mit seiner Gemahlin Odina austragen müssen, die es nicht gerne sah, dass er trotz seines Alters und der Kriegsverletzung wieder in den Sattel stieg und ins Felde zog. Letztlich war es soweit gekommen, dass sie ihm seinen Willen ließ, jedoch verkündete, aus Protest nicht den öffentlichen Feierlichkeiten beiwohnen zu wollen. Sie könne nicht noch applaudieren, wenn ihr Gemahl ohne Not in den Krieg zöge, um sein Leben für die Ländereien eines anderen zu riskieren.
Odinas Meinung galt ihm stets viel und so hatte diese Ankündigung Leomar schwer getroffen, doch als er nun weiterritt und in die verblüfften Gesichter seiner Amtsbrüder auf dem Balkon des Palazzo Magistrale blickte, wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.


Im Schatten einer Säule des Palazzo Magistrale stand unterdessen Lutisana della Pena. Die Tochter des Priore urbis hatte sich bereits seit Beginn des Empfangs im Gebäude herumgetrieben und aus versteckten Winkeln die versammelten Würdenträger im Auge behalten. Zwischendurch hatte sich die Archivarin in ihre Amtsräume zurückgezogen, einige Beobachtungen notiert und sich ein repräsentatives Kleid übergezogen.
Rechtzeitig zum Beginn der Parade war sie über einen der unbekannteren und versteckten Dienstbotengänge des Magistratspalasts zurückgekehrt und hatte einen Beobachtungsposten nahe dem Balkon bezogen, um die Gespräche der Signori zu verfolgen. Als nun auf der Piazza ihr Vater und ihre Schwester den Jubel der Menge genossen, war sie aus den Schatten getreten.
Die verblüfften Gesichter der anderen Signori musste sie aus der Nähe sehen …