Briefspiel:Schwertfest in Urbasi (17)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 15. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast und Renascentia-Platz in Urbasi Entstehungszeitraum: Juli bis September 2011
Protagonisten: etliche Patrizier Urbasis, dazu auswärtige Gäste Autoren/Beteiligte: Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell Arbiato.png Dellarbiato, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie van Kacheleen klein.png Van Kacheleen, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt
Zyklus: Übersicht · Eröffnung · Die Carasbaldis · Weitere Auftritte · Panthino und Malvolio · Dalidions und Salsavûrs · Die Efferdier · Auf der Treppe · Auf dem Dach · Die Cavallieri · Turani und Onerdi · Baron Macrin? · Kriegeradlige · Und jetzt die Miliz? · Protestierende Popoli · Lauter Entgeisterte · Leonore und Leomar · Das Ende der Parade

Teil 17: Der Aufmarsch der Miliz und die Rede des Gonfaloniere


Autor: Gonfaloniere

Das lauthalse Getöse der Nachbarschaften nahm beim (erneuten) Auftritt Baron Leomars allmählich ab. Gespannt harrten die Popoli seiner Worte, die er zunächst an die Kommandeure der Hausgarden, dann an sie selbst richtete. Vereinzelt ertönte ein „Jawohl!“, „So ist’s recht!“ oder „Geht doch!“, als sich die ersten Berittenen der Silbernen Löwen in Bewegung setzten.

Eine gefährliche Situation, dessen war sich auch der schwitzende Auricanius mitten unter den Cavallieri bewusst. Den Eindruck, das Patriziat tanze nach der Pfeife der Popoli, galt es unbedingt zu vermeiden. Und so reckte er selbst die Lanze in die Höhe, in der Hoffnung unter den Cavallieri neben ihm Nachahmer zu finden. Tatsächlich stiegen diese darauf ein, bekundeten somit vor allem die Zustimmung des Patriziats zur vorgenommenen Korrektur.

Dann folgte die Erklärung Leomars an die Volksmenge – und Auricanius wurde unter seinem Helm knochenbleich. Von einem Fettnäpfchen ins nächste … Dass der alte Recke Urbasi 1029 gegen die Jalteken gehalten hatte verwunderte ihn mittlerweile weniger als die Tatsache, dass er es nicht vorher schon selbst gegen sich aufgebracht hatte.

Hastig nahm er sich den Helm ab, suchte Blickkontakt zum Segretario Segreto seines Hauses, dem so viel politikverständigeren Salquirio della Pena, von dem er genau wusste, wo er ihn an der Fassade des Palazzo Casciano zu suchen hatte. Ein Blick, ein bestätigendes Nicken, ein leises Kommando zu einem weiteren Gefolgsmann vor dem Palast – und die sich soeben unter der Nachbarschaft der Schnecke abzeichnenden Hohn- und Spottrufe wurden von plötzlichem „Bravo!“-Gebrüll übertönt. Glücklicherweise ließen sich auch die anderen Nachbarschaften davon eher anstecken als von den abfälligen Bemerkungen.

So kehrte Leomar unter dem Jubel des Volkes, dessen Bräuche er immer noch nicht zu verstehen schien, schließlich zu seinem Platz unter den Cavallieri zurück – um von dort mitanzusehen wie der Bereich, den er soeben zur Zone des Gedenkens an die Arbalettieri erklärt hatte, schlussendlich von der Miliz eingenommen wurde …


Oben auf dem Balkon hatte sich Panthino soeben noch über den ‘lobenden’ Auftritt Leonores gewundert, bevor er die versteckten Spitzen darin verstand und sich ein anerkennendes Lächeln nicht verkneifen mochte. Dann verfolgte er wieder das Schauspiel auf der Piazza, hatte beim etwas missratenen Erklärungsversuch Leomars sogar Mitleid mit dem überfordert wirkenden Veteranen – und wurde doch auch des plötzlich seinen Helm abnehmenden Auricanius gewahr. Er folgte dem Blick des Geweihten zum eigenen Familienpalast, kniff suchend die Augen leicht zusammen und setzte schließlich einen triumphierenden Gesichtausdruck auf – ein Hausoberhaupt hatte ein Geheimnis mehr seiner nicht ganz uneigensinnigen Familienmitglieder in Erfahrung gebracht.

Fanfarenschall erklang und fesselte die Aufmerksamkeit des Priore wieder an das Geschehen auf der Piazza. Endlich bog die erste Bandiera der Miliz zwischen den Due Torri auf das Paradefeld ein. Die silber-rot-schwarzen Röcke wiesen sie als jene der traditionsreichen Nachbarschaft der Lanze aus, unter deren Mitgliedern denn auch sofort der größte Jubel ausbrach. ‘Die Farben Urbasis, welch Omen’, dachte sich hingegen Panthino zur ausgelosten Reihenfolge und bewunderte auch die prachtvolle, gleichwohl nicht allen heraldischen Grundregeln gehorchende Fahne mit dem schwarzen, Esel-geschmückten Querbalken und farbenfrohen Ritter des Stadtteils Torneocampo oben in der Ecke.

Es folgten – unter dem Jubel der entsprechenden Nachbarschaften die Bandieras der Harfe und Eidechse (beide aus Sikramargino, direkt hintereinander weg), des Stiers und Einhorns (pikanterweise miteinander verfeindet wie kaum zwei andere in der Stadt), der Nymphe und Schnecke (mit den zweifellos lautesten Grölern), der Schlange und des Schafs sowie schließlich des Silbertalers und Brunnens (mithin zwei der wohlhabendsten, was sich in der Ausstaffierung auch bemerkbar machte).

Eng an eng nahmen sie vor dem Palazzo del Castello Aufstellung – nicht ganz ohne kleinere Zwischenfälle wie zwischen Stier und Einhorn – und reckten dann stolz ihre Banner dem Patriziat und Gonfaloniere auf dem Balkon entgegen.


Autor: Rondrastein

Romualdo hatte Leonore Dalidion nur halb zugehört, aber dennoch die Spitzen mitbekommen. Nichtsdestotrotz erwiderte er ihr Lächeln ebenso freundlich, so als ob es ihn interessieren würde, was sie zu sagen hatte. „Ihr dürft euch entfernen“, sagte er, als sie sich dann entschuldigte und ging.
Larissa di Salsavûr hatte die Szene zwischen Leonore und ihrem Hausoberhaupt aus dem Augenwinkel aufmerksam beobachtet und zugehört. Sie nahm sich vor mehr Informationen über die Familie Dalidion sammeln zu lassen, wäre doch gelacht, wenn sich da nicht etwas finden ließ, was man gegen sie einsetzen konnte um sie ruhig zu stellen.

Als die Miliz auf die Piazza einbog, erhob sich das zeremonielle Oberhaupt Urbasis, zum einen um besser sehen zu können und zum anderen um besser gesehen zu werden. Er applaudierte demonstrativ, wie auch die anderen Mitglieder des Hauses di Salsavûr, die sich auf den Balkon befanden, während die Miliz aufmarschierte.

Als schließlich alle Bandieras der Nachbarschaften ihre Plätze eingenommen hatten, hob er die Arme, um sich Ruhe zu verschaffen. Auf das Zeichen hin setzen die Trompeter mit den Fanfaren ein, damit der Popoli schwieg und auf den Balkon aufmerksam wurde. Nachdem halbwegs Ruhe auf der Piazza eingekehrt war, erhob der Gonfaloniere das Wort.
„Volk von Urbasi, nicht einmal vier Jahre ist es her, dass, schon ein Mal, ein Marvinko nach Urbasi griff und eine Tyrannei errichtete, die ihres gleichen suchte. Er wurde besiegt und Urbasi befreit!“
Er machte eine rhetorische Pause um das Gesagte wirken zulassen und dabei aus dem Augenwinkel das aktuelle Oberhaupt des Hauses Urbet-Marvinko zu beobachten.
„Wieder versucht ein Marvinko nach Urbasi und dessen Verbündeten zu greifen. Er besetzte Marudret hinterhaltartig, bevor die Wochenfrist abgelaufen war, ließ die Fehdeerklärung falsch datieren, lockte die Garde Urbasis in eine Falle und beruft sich dennoch darauf ein Nachfahre der Rondraheiligen“, Romualdo betonte das Wort besonders, „Lutisana von Kullbach zu sein…“
Wieder eine Pause. Auf dem Platz vor den Palazzo Magistrale herrschte fast komplette Stille.
„Zeigen wir ihm, dass Urbasis Töchter und Söhne sein Eigen nicht sind! Zeigen wir ihm, dass Hinterhältigkeit sich nicht auszahlt, in dem wir ihn rondragefällig besiegen! Zeigen wir ihm, dass die Bewohner Urbasis ihre eigenen Herren sind und nicht einem fremden Herrn dienen!“
Er ließ seinen Blick über die Bewaffneten auf dem Platz schweifen.
„Ich sehe hier stolze Männer und Frauen, die sich von einem Marvinko, einem mehrfachen Verräter, nicht unterjochen lassen! Also zeigen wir ihm, aus was für einem Eisen Urbasi und seine Bewohner geschmiedet ist und seine Verbündeten nicht im Stich lässt, wenn sie Hilfe brauchen!“
Jubel brandete auf, als der Gonfaloniere geendet hatte. Erst bei den Nachbarschaften Magistralias und dann auch bei den anderen. Ja, selbst die Nachbarschaften der Schnecke und des Schafs jubelten, wenn auch deutlich verhaltener als die Bewohner der anderen Stadtteile.
Romualdo warf kurz einen Blick auf die auf dem Balkon anwesenden Signori, um sich dann wieder dem Volk, das ihm zujubelte, zu winken.