Briefspiel:Schwertfest in Urbasi (3)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 15. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast und Renascentia-Platz in Urbasi Entstehungszeitraum: Juli bis September 2011
Protagonisten: etliche Patrizier Urbasis, dazu auswärtige Gäste Autoren/Beteiligte: Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell'Arbiato.png Dellarbiato, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie van Kacheleen klein.png Van Kacheleen, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Teil 3: Weitere Auftritte: Iquancensa, Zorgazo, dell’Arbiato, da Brasi & della Pena j.H.


Autor: Van Kacheleen

Es war nicht einfach für Tranquilo Iquancensa die spöttischen Blicke der anwesenden Möchtegernadligen und neureichen Patrizier zu ertragen. Er war ein einfacher Silberschmied, der in seinem Tagwerk aufgehen konnte. Stunde um Stunde schmiedete er an seinen Exponaten. Immer auf der Suche nach Perfektion. Schon seit Generationen waren die Iquancensa Silberschmiede. Heute war es anders, Tranquilo war ein Teil desssen, welches er immer ablehnend gegenüber stand. Und eigentlich wäre er auch gar nicht hier, wenn, ja wenn es nicht diesen aus seiner Sicht heftigen Eklat mit Gründung der Silbertaler Bank gegeben hätte. Doch dies war zur Zeit erst einmal die bittere Vergangenheit. Auch wenn diese Vergangenheit bald sein Handeln begründen würde.
Seine Tochter Unella konnte sich vom Ponte Phecchio und der Esse nicht lösen und so war er hier alleine und auf sich gestellt.

So, Tranquilo schaute einsam und hilfesuchend auf dem Schwertfest umher. Zu laut, zu viele Neider, die ihn, den Emporkömmling mit ebensolcher Arroganz und auch Nichtachtung straften.


Autor: Toshy

Abelmir Zorgazo betrat den Saal und wurde promt erdrückt von dem Gewirr aus Stimmen, dem Gelächter, dem erdrückend schwerem Duft der übereinanderliegenden und konkurrierenden Parfüms und vor allem der vielen Menschen. Abelmir hasste Menschenansammlungen.

Eigentlich war er mit seiner Cousine Duridanya zusammen auf das Schwerfest gekommen, aber er hatte sie schon kurze Zeit später aus den Augen verloren. Eine Tatsache die ihn keinesfalls betrübte. Er hasste Duridanya und wenn es um sie ging dann konnte er dies auch nie verbergen. Mochte er auch ein Mann sein mit annähernd so vielen Geheimnissen wie all diese vorzüglichen, geschmückt und parfümierten Adelsschnösel, die sich hier ein Stelldichein der Maskerade gaben. Künstliches Lächeln und heuchlerisches Gekicher wohin man sah und hörte.

Abelmir seufzte. Er hatte seine Cousine erblickt. Diese Tatsache schmerzte nur halb so wenig wie die, dass auch sie ihn erblickte hatte und auf ihn zukam. Stolz. Arrongant. Die Nase höher als ein vertrottelter Adelsschnösel der noch dazu auf einem Ross sitzt. Warum nur erkannte Niemand was für eine Schlange sie war? Wie eine Spinne platzierte sie ihre Beute im Netz. Ganz Urbasi spielte sie die Wohltäterin vor. Nahm Waisenkinder gefallener Kriegshelden als Gesellen und Zofen in ihre Dienste. Verdoppelte in diesen schweren Zeiten die Armenspeisungen. Umschmeichelte dem Adel mit ihren neusten Pralinen und Tortenkreationen aus der Familienkonditorei und war immer der neusten Mode nach gekleidet.

Abelmir bemühte sich nicht einmal ein Lächeln vorzuspielen, als Duridanya vor ihn trat und ihn mit ihren eisblauen Augen anblicke. Sie sagte etwas zu ihm mit ihrer hellen eindringlichen Stimme, aber Abelmir blickte durch sie hindurch. Sah ein vetrautes Gesicht und nickte. Seine höfliche Geste wurde erwidert und ein schmales Lächeln verzog sich auf dem unrasierten aber ansehnlichen Gesicht des ältesten Sprösslings aus dem alten Kornhandelshaus Zorgazo.

Warum nur bei allen Zwölfen tat seine Mutter ihm das an, und setzte ihm diese kleine arrogante Gör vor die Nase, die nach und nach die Leitung des Familienbetriebs übernahm? Wenn seine Mutter doch nur nicht schon so senil wäre. Varosja Zorgazo war vor zwei Götterläufen erstmalig an hohem Fieber erkrankt und seitdem nie wieder richtig Gesund geworden. Immer mehr zog sie sich in den Geschlechterturm am Kornmarkt zurück und lies nur noch ihre beiden Zofen zu sich. Sie hatte ihren ältesten Sohn nichtmal eingelassen als dieser sie angefleht hatte ein Machtwort zu sprechen und zu unterbinden das sein junger Bruder Debero sich bereit erklärt hat seine Familie zu repräsentieren.

Abelmirs Gedanken verfinsterten sich und Duridanya konnte in den Falten seiner Stirn lesen was ihn beschäftigte.
"Es gibt kein zurück ob es dir gefällt oder nicht", harschte sie ihn an.
"Debero ist viel zu Jung!" erwiderte dieser in noch harscherem Ton. "Fast noch ein Kind."
Die junge Frau Anfang zwanzig schüttelte verständnislos den Kopf. Ihr war klar, dass Abelmir sich Sorgen machte um seinen jüngeren Bruder, auch wenn zwischen beiden fast Zwanzig Götterläufe Altersunterschied lagen. Trotzdem fand sie war seine Aufregung übertrieben. Debero war zwar Jung, aber hatte bereits seinen Kriegerbrief in der Kriegsakademie zu Vinsalt erlangt. Ausserdem war Boromin bei ihm. Der ehemalige Geselle der als Waisenkind von den Zorgazos aufgenommen wurde, war zwar kaum ein Jahr älter als Debero, aber doch wesentlich begabter mit der Waffe und wich ihm keinen Schritt von der Seite. Und auch er hatte einen Kriegerbrief und war von den Zorgazo zum Cavalleristo ernannt worden. Er würde schon auf ihn aufpassen und vor allem darauf achten das der jüngste Spross der Zorgazos dem Ansehen des Hauses keine Schande machte.


Autor: Dellarbiato

Alessandero dell'Arbiato blickte von seinem Aussichtspunkt auf der Loggia des Magistrats gelangweilt auf die Menschenmenge hinab, die sich auf der Piazza versammelt hatte. Ameisengleich wimmelte der Popolo, begierig, einen Blick auf die Reichen und Mächtigen von Urbasi zu werfen. Einige wenige Worte und Gesten der Ermutigung würden ausreichen, um die Stimmung anzuheizen und die Menge in einen tobenden Mob zu verwandeln, der nach Rache und Vergeltung schrie. Alessandero hatte dies schon einmal getan, damals in der Torremundaffäre.

"Schau nicht so finster, Alessandero", rügte ihn seine Gemahlin Aliena, die ihn begleitete. "Lächle, nicke grüßend dem einen zu und winke einem anderen. Irgendjemand wird sich schon angesprochen fühlen." Alessandero setzte gehorsam ein Lächeln auf und winkte jemanden zu, als sei dies ein lange vermisster Freund.

"Ich mag keine Versammlungen", murrte er leise, während seine Mundwinkel zu schmerzen anfingen. "Wäre es nicht für Camilla, würde ich jetzt in meinem Studiolo sitzen, Arivorer trinken und wäre nicht mit Leuten zusammen, die ich nicht ausstehen kann." Camilla dell'Arbiato, Schwester des Signore, war auf sein Geheiß hin aus Arivor herbeigeeilt, um die 'Ehre von Urbasi gegen den schurkischen Marvinko' zu verteidigen. Camilla hatte schon immer eine Schwäche für Theatralik gehabt. Im Augenblick saß sie in voller Rüstung auf ihrem schwarzen Schlachtroß, umgeben von ihrem Gefolge in den Farben des Hauses dell'Arbiato und einem Bannerträger, welcher die Fahnen von Rondra, Urbasi und des eigenen Hauses vorantrug.

"Sieh es doch einfach als Schauspiel", schlug Aliena vor, "ich hoffe übrigens, Du hast für angemessenen Jubel und Beifall gesorgt?"

"Natürlich", erwiderte Alessandero in verletztem Tonfall, "wenn dieses 'Schauspiel' denn endlich beginnen sollte, wird das Volk in Jubel ausbrechen. Und wenn schließlich Camilla die Piazza erreicht, werden Lobgesänge zu Rondra erschallen und der Popolo vor Freude weinend auf die Knie sinken. Eine wiedergeborene Sancta Salkya, so werden sie rufen!" Alessandero schaute kurz in das entgeisterte Gesicht seiner Gemahlin. "Ist natürlich ein Scherz, "erläuterte er schließlich mit unbewegtem Gesicht. "Und jetzt genug davon, wie es scheint, werden uns bald die anderen Signori Gesellschaft leisten."


Autor: Horasio

Zu den Feierlichkeiten des heutigen Tages hatten sich die Silberstadt und ihre Bewohner herausgeputzt, dabei spielte es keine Rolle ob man aus den Gassen Agrepparas stammte oder dem städtischen Patriziat angehörte.
Und so wie auf den Straßen die Wimpel und Fahnen der Nachbarschaften ein wildes Farbenspiel bildeten wie man es sonst nur vom Palio della Balestra kannte, so stellten die Edelleute im Magistratspalast in ihren bunten Gewändern und Kleidern, zumeist in den Farben ihrer Familien, wunderbar dar wie kompliziert die politische Landschaft Urbasis wirklich war.

Wie eine dunkler Rabe unter Singvögeln, so stach Vascinia da Brasi, die junge Signora von Brasimento, in der Menge hervor. Aus Trauer um den Schlachtentod ihres Oheims Korrago trug sie ein schwarzes Kleid, das ebenso wie ihre Haube in schwarze Spitze überging, die allerlei borongefällige Symbolik zeigte. Mit ernster Miene schritt sie voran, griff sich einen Kelch mit Wein und beobachtete die miteinander disputierenden Adeligen.

Ursprünglich hatte sie vorgehabt dieser Veranstaltung fernzubleiben, doch es gehörte zu den Pflichten eines Mitglied der Signoria und trotz ihrer Trauer entschloss sie sich diesen Pflichten nachzukommen. Auch wenn sie für die politischen Ränkespiele der Mächtigen nichts anderes als Verachtung übrig hatte.

Immerhin sorgte ihr Trauerkleid noch dafür, dass sie nicht von den Intriganten umgarnt wurde, vor denen sie ihr Vetter Tarquinio zurecht gewarnt hatte. Hätte er ihre Güter nicht schnell von Bewaffneten sichern lassen, wären sie nun zum Spielball der urbasischen Politik geworden.


Signora Pira Rahjalina

Vascinia erblickte einige befreundete Gesichter. Lachend standen Tarquinio della Pena, Pira Rahjalina della Pena und ein unbekannter Fremder zusammen, der sie an schönere Tage erinnerte. Als Pira ihrer ansichtig wurde, entschuldigte sie sich bei ihren Gesprächspartnern und eilte in ihrem grünen Kleid mit silberner Borte auf sie zu.

"Signora Vascinia, es freut mich euch hier zu sehen", sagte sie freundlich und machte einen artigen Knicks.
Vascinia lächelte verlegen und freute sich jene junge Frau zu sehen, die sie während ihrer zuletzt häufigen Besuche im Palazzo Broinho als gute Zuhörerin kennengelernt hatte.
"Es tut gut Euch zu sehen", sagte sie leise und ging einen Schritt voran, damit sie niemand sonst hören konnte. "Sag Pira, wer steht dort neben Signor Tarquinio?"
"Es ist ein entfernter Verwandter aus dem Yaquirbruch. Er ist Offizier im Heer des Grafen von Bomed, meines Vetters Horasio, du erinnerst dich bestimmt noch an seinen Besuch in Urbasi." Pira machte eine Pause.

Die Erinnerung an das rauschende Fest anlässlich des Empfangs des bomeder Grafen waren nicht mehr als in grauen Nebelschwaden gebundene Bilder für Vascinia. Vielleicht hatte der Offizier seinen Graf schon damals begleitet, doch war er ihr damals nicht aufgefallen. Damals lebte allerdings ihr Onkel Korrago da Brasi noch.

"Komm, ich stelle euch vor wenn du möchtest", flüstere Pira und griff nach der Hand der schwarzgewandeten Edeldame.
"Alvaro della Pena, wenn ich vorstellen darf, Signora Vascinia da Brasi, Herrin von Brasimento und Argentale."
Der stattliche Mann lächelte freundlich, verneigte sich leicht und griff mit seiner linken Hand an sein Barett um es sich vom Kopf zu ziehen. "Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen. Und zuvorderst möchte ich euch mein Beileid für euren Verlust aussprechen, in diesen unruhigen Tagen müssen wir den Verlust zu vieler Seelen beklagen, die wir erst nach der Reise über das Nirgendmeer wieder sehen werden."
Vascinia nickte nur und betrachtete ihn weiter. Er war groß und kräftig. Sein schwarzes Haar trug er kurz und ließ es an den Schläfen in einen perfekt gestutzten schwarzen Vollbart übergehen. Sein Blick lag ruhig auf ihrem. Sein vom Kampf gezeichneter Körper, der ihm fehlende linke Kleinfinger war das deutlichste Zeichen hierfür, erinnerten sie an ihren toten Onkel.

"Lasst uns zum Balkon gehen und dort der Parade folgen", erklärte Tarquinio della Pena, an dessen Seite sich nun seine Gemahlin Tsabella ya Mornicala eingefunden hatte.