Briefspiel:Kronkonvent Tsa 1035 BF (5)
|
Die Abstimmung ist eröffnet
Autor: Schatzkanzler
Nach einer kurzen Unterbrechung eröffnete die Sprecherin der Edlen wieder die Sitzung: "Ehrenwerte Signoras und Signores, wir kommen nun zur Abstimmung. Gemäß den Regularien des Hauses ist gewählt, wer mindestens eine Stimme mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen auf sich vereint. Trifft dies nach Abschluss der Wahl auf keine der zur Abstimmung stehenden Personen zu, kommt es zu einer weiteren Wahl zwischen den beiden Personen mit der jeweils höchsten Stimmenanzahl. Folgende Personen stehen zur Wahl:
- Amaryll di Camaro, Tochter des Bewahrers von Wind und Wogen zu Efferdas
- Larona Garlischgrötz, Tochter Herzog Cusimos von Grangor
- Ricarda ash Manek, Base Gräfin Sionas vom Chabab
- Rondralia della Pena, Tochter Graf Horasios von Bomed
- Ariana Torrem, Base Comtessa Perainias von Toricum
Die Wahl erfolgt geheim durch Einwerfen einer weißen Abstimmungskugel in die bereit stehenden fünf Wahlurnen, die hier zu meiner Linken hinter dem Vorhang aufgebaut worden sind. Die schwarze Abstimmungskugel wird nicht benötigt und ist vor den Gang hinter den Vorhang an einen der bereit stehenden Saalpagen abzugeben, um die abgegebenen Stimmen mit den anwesenden Delegierten zu vergleichen. Die Delegierten werden nun von den Sekretären namentlich genannt und zur Abstimmung gerufen. Es beginnt mit den Delegierten der Städte, anschließend stimmen die Delegierten der Barone ab. Nach Beendigung der Wahl verlassen diese sodann den Saal." Die Sprecherin unterbrach noch einmal kurz und fragte nach: "Hat jeder das Prozedere der Wahl verstanden, sonst wiederhole ich es noch einmal." Und nach einem Blick in den Saal: "Das ist nicht der Fall, so dass nun die Wahl beginnen kann."
Mit Beginn der Wahl lasen die Sekretäre die Namen der jeweils stimmberechtigten Delegierten vor. "Der Delegierte von Aldyra, der Delegierte von Ankram, ..."
Otravio und die Delegierte Urbets
Autor: Gonfaloniere
Au, ja! Der Gänsemarsch zu den Urnen … Für Otravio war das eine der langweiligsten Angelegenheiten überhaupt während der Konventssitzungen. Würde er als Baronsdelegierter nicht so elendig weit hinten aufgerufen – ein Unding, wie er schon oft genug betont hatte –, bliebe er dem ‘Spektakel’ zumindest frühzeitig fern. Aber so sah er sich nur mal wieder nach Leidensgenossen um.
Eine solche war allerdings schon auf dem Weg zu ihm. Ghescarda Praetorin, die Delegierte Valvassor Valpozas aus Urbet, nahm kurzerhand auf dem leeren Sitz mit dem Wappen des Barons von Castarosa neben ihm Platz.
„Signore Otravio, ich fürchte meinem Herrn ist der Ausgang dieser Wahl herzlich egal“, machte sie keine großen Umschweife. „Habt ihr konkretere Vorstellungen, wem ihr eure Stimme schenkt?“
Ghescarda war Uolbos Delegierte, erwies auch dem Haus Urbet aber Gefälligkeiten, wenn sie so billig waren wie hier. Zumal Uolbo und Baron Panthino ja auch sonst Alliierte waren.
„Ich denke, ich werde die Kandidatin Signore Alvaros unterstützen“, gab Otravio zurück. „Er ist ein Freund der Familie, ein Urbasier wie der Baron und hat überhaupt die vernünftigste Kandidatin benannt.“
„Da mögt ihr recht haben. Wobei diese Rondralia interessanterweise ja nur eine von drei Yaquirbrucherinnen ist. Die ash Manek ebenso wie die Torrem gehen ja wohl als halbe Veliriserinnen durch. Da hat sich die Heiratspolitik einmal ausgezahlt, möchte man meinen. Oder ergeben zwei halbe Veliriserinnen eine ganze?“ Ein Lächeln huschte über Ghescardas Gesicht.
„Naja, wählbar ist jedenfalls ohnehin nur eine. Die ash Manek. Über die Torrem, die noch großspurig als Comtessa angekündigt wurde, obwohl sie keine ist, muss man sich ja gar nicht erst unterhalten.“ Otravio verzog das Gesicht.
„Wählbar, aber wählen wollt ihr sie dennoch nicht …“ Ghescarda hakte nach.
„Richtig. Und das aus gutem Grund: Rondralia ist tatsächlich die bessere Kandidatin. Wer kennt etwa in Albernia schon den Namen ash Manek? Niemand. Graf Horasio ist hingegen wirklich mal eine Referenz. Zumal Bomed auch einfach die bessere Heimat ist. Das erinnert zumindest an Zivilisation dort. Suderstein hingegen … Habt ihr das damals von der Reise der Calvener gehört? Die waren händeringend auf der Suche nach einer nur halbwegs vernünftigen Partie – und selbst die haben’s damals fast nicht gefunden. Als sie dann aber da waren, haben sie sofort eine Tochter vermittelt gekriegt. Wahrscheinlich waren die ash Maneks froh, überhaupt mal jemanden in der Ecke zu sehen, der nicht nur aus dem nächsten Dorf kam …“
„Ich fürchte, ihr übertreibt ein wenig.“
„Mag sein. Naja, lassen wir uns überraschen. Charakterlich kann man die jungen Dinger sowieso alle noch nicht richtig einordnen. Bleibt nur die Frage, ob man den Alberniern am Ende Namhaftes oder eben doch nur ‘Visionen’ verkaufen will …“
Efferdische Kabalen
Autor: Di onerdi
Festo ya Escelino gehörte als Delegierter des Barons von Parsek zu den Letzten, die aufgerufen wurden. Er nutzte diese Zeit gewöhnlich für ein wenig Unterhaltung mit Sitznachbarn und Planungen für den Abend.
Nicht aber heute. Festo wusste, er hatte noch viel zu tun. Grade auf dem Weg zu einem Toricumer Hinterbänkler, wurde er von Efferdobal di Camaro abgefangen. Sie wechselten nicht wenige Worte, wobei der Geweihte scheinbar wechselnd mal salbungsvoll, mal zornig auf den Delegierten einredete. Schließlich wendete der Priester sich wieder anderen Leuten zu, Festo hatte darüber jedoch den Toricumer aus den Augen verloren.
Bestimmt bahnte er sich einen Weg durch die Menge, die mal kleinere, mal größere Trauben an diskutierenden Menschen bildete. Ya Escelino besprach sich kurz mit Arissa Cerno, der Delegierten Ankrams, bis er schließlich einen Abgesandten der Stadt Toricum traf. Ernst und leise sprachen beide miteinander, Umstehende vermochten kaum mehr als die Worte "Efferdas, die Urbasier...", "Galahan!" "dennoch, überlegt..." zu vernehmen.
Einige Minuten später, mit Schweiß auf der Stirn, machte sich Festo auf zurück zu seinem Sitz. Jetzt war etwas Wein nötig. Und am besten noch der Delegierte des Barons von Sibur.
Stichwahl
Autor: Schatzkanzler
Ein Page des Kronkonventes läutete die Glocke und rief die Edlen zurück in den Saal. Die Sprecherin der Edlen würde jetzt gleich das Ergebnis verkünden. Unruhe machte sich unter den Edlen breit, waren doch erste Gerüchte durchgesickert, dass es wohl keine der Kandidatinnen geschafft hatte, die nötige Mehrheit der Stimmen auf sich zu vereinigen. Als Baronessa dil Cordori ihren Platz eingenommen hatte, herrschte absolute Stille im Saal.
"Ehrenwerte Signoras und Signors, hiermit verkünde ich das Ergebnis der Wahl. Abgegebene Stimmen 171, die erforderliche Mehrheit beträgt somit 86 Stimmen.
Auf Larona Garlischgrötz entfielen 40 Stimmen, auf Ricarda ash Manek 54 Stimmen, auf Rondralia della Pena 21 Stimmen, ebenso entfielen 21 Stimmen auf Ariana Torrem, und auf Amaryll di Camaro entfielen 35 Stimmen. Damit stelle ich fest, dass keiner der Wahlvorschläge die erforderliche Mehrheit von 86 Stimmen erreicht hat. Es kommt daher zu einem zweiten Wahlgang zwischen Ricarda ash Manek und Larona Garlischgrötz. Der Wahlvorgang entspricht dem vorangegangenen Wahlgang."
Für und Wider der großen Lösung
Autor: Gonfaloniere
Und nochmal … Otravio lächelte schicksalsergeben. Es ging doch nichts über eine Stichwahl als Krönung des ganzen Wahlprozederes. Nunja, es war ja vorherzusehen gewesen.
„So vergnügt, Signore? Die Comtessa della Pena ist doch schon aus dem Rennen …“ Ghescarda hatte sich diesmal von der anderen Seite ‘herangeschlichen’, nahm zur Abwechslung auf dem leeren wappengeschmückten Sitz des Barons von Aldan neben ihm Platz.
„Signora, wo kommt ihr denn …“ Otravio vermochte seine Überraschung nicht zu überspielen, besann sich dann aber. „Ach nein, es ist die Verzweiflung die mich meinem Schicksal ins Gesicht lächeln lässt.“
Ghescarda runzelte die Stirn.
„Nun, was könnte man in dieser hier verstreichenden Zeit nicht alles Sinnvolleres anstellen?“
Sein Gegenüber schüttelte nur mitfühlend den Kopf, stieß dann aber doch mit einer weiteren Frage vor: „Zurück zum Wesentlichen: Habt ihr euch schon eine neue Favoritin auserkoren?“
„Gute Frage. Auf der einen Seite haben wir das Mädchen, das zwar wählbar ist, das aber keiner kennt. Auf der anderen hingegen die ganz große Lösung, die zu wirklich interessanten Verwicklungen führen, aber auch grandios scheitern kann. Sollte der Herzog dem Rat der Edlen tatsächlich folgen und seine Tochter als Kandidatin bereit stellen … was bei seiner Unberechenbarkeit nicht auszuschließen ist … dann käme eine Ablehnung eben dieser von Seiten Albernias einem Eklat gleich. Daran gäbe es dann nichts mehr zu schönen. Würde Larona zurückgewiesen, nachdem der Kronkonvent sie zur Kandidatin des Horasreichs gekürt hat … Neinnein, man mag gar nicht drüber nachdenken …“
„Aber bedenkt die Möglichkeiten“, hielt ihm Ghescarda entgegen.
„Cusimo, der Herrscher des Westens? Bindeglied zwischen Albernia und den Nordmarken? Nicht nur Herzog und Markgraf und Admiral der Westflotte des Mittelreichs, sondern gleich noch Überfürst in Havena? Während ihm die Patrizier Grangors auf der Nase rumtanzen und er mit der ‘Metropole’ Farsid als Residenzstadt vorliebnehmen muss …“
Seine Sitznachbarin räusperte sich, als wollte sie den Cindaner davon abhalten, sich weiter in Rage zu reden.
„Ähm ja … Vielmehr Nein. Nein danke! Cusimo immer mehr mittelreichische Besitzungen in den Rachen zu schieben, sollte nicht die Aufgabe des Horasreichs sein. Der alte Schwerenöter sagt ja doch nur ‘Danke’ und erinnert sich beim nächsten Mal seiner alten Loyalitäten nicht mehr … Neinnein, da wähle ich dann doch lieber die, die wählbar ist, die aber keiner kennt.“
Duridanyas gekaufte Stimme ...
Autor: Toshy
Duridanya Zorgazo hockte gelangweilt auf ihrem Stuhl. Ihre Sitznachbarn hatten sich allesamt im Raum verteilt und so war sie in ihrer Reihe als Einzige noch sitzen geblieben. Die ewigen Debatten hatten sie ermüdet und an ihren Nerven gerüttelt.
Was hatte sie von diesem Konvent erwartet? Sehen und gesehen werden? Nun das hatte sie erreicht! Gefühlt hatte sich mindestens jeder zweite, männliche Anwesende einmal zu ihr umgedreht und sie freundlich, nickend angelächelt. Ob Höflichkeit oder ihres Aussehens geschuldet, ließ Duridanya in ihren Gedanken aus. Sie war längst übergegangen zu einem Stadium der Verärgerung.
Wurden auf solchen Konventen nicht normalerweise ganze Ländereien verschachert? Duridanya dachte wie man es sie gelehrt hatte: "Mach aus jeder sich bietenden Gelegenheit Gewinn", hatte ihr Vater stets zu ihr gesagt. Sie blickte sich neugierig im Saal nach den beiden verbliebenen Parteien um. Wen würden sie versuchen noch zu überzeugen? Welche Gesprächspartner suchten sie auf?
Wär das meine Tochter, die hier die Gelegenheit bekam, den Spross eines so hohen Hauses zu ehelichen, oh ihr Götter seid meine Zeugen, ich würde 'schachern'. Sie nickte sich in Gedanken selbst zu um sich zu bestätigen. Duridanya hatte eine Nase für Geschäfte. Und einen besonderen Riecher für Geschäfte "spezieller Art" wie sie es nannte. Würden die Kontrahenten versuchen unentschlossene Stimmen zu 'kaufen'? Für einen Moment gab ihr diese Idee neuen Elan und so konnte sie sich damit beschäftigen, zu beobachten ob ihr etwas Verdächtiges auffiel. Als sich aber nach einiger Zeit scheinbar nichts tat, sackte sie wieder in lustlos in ihrem Sessel zusammen und ließ einen Säufzer zwischen ihren sinnlichen Lippen los.
Zum Glück mußte sich Duridanya keine ernsthaften Gedanken machen, welche der beiden Kandidatinnen sie wählen sollte. Im Grunde war es ihr egal. "Hätte ich eine Stimme würd ich sie demjenigen verkaufen, der mir als Erster ein Glas Wein bringt", murmelte sie sich selbst zu in der Hoffnung, dass die Abstimmung bald ein Ende finden würde ...
Ebius schreibt einen Brief (Auszüge)
Autor: Elanor
(...) Der di Camaro wirkte wahrhaft erfrischend mit seiner bescheidenen Art in diesem Haus der untertänigen Großsprecher.
(...) So mussten also die Löwen vor den Schafen kapitulieren, es waren ihrer zu viele. Es verwundert kaum, dass in diesem Convent meist nur wohl versorgte Delegaten ihre Wänste pflegen. Welchen Sinn machte es, hier seine Zeit zu verbringen, wenn allein die Frage zu beantworten ist, vor welchem Fürsten man katzbuckeln mag? Das Patrziat deucht mir kraftlos geworden, kaum dass es ein wenig Teilhabe errang.
So bleibt nunmehr die Wahl zu erbetteln, von welches Fürsten Hand man gestreichelt werden, welches Kind man mit geringer Aussicht auf Gewinn auf dem Altar der Turmpolitik opfern mag.
(...) Blicke ich in die Mienen dieser halbhohen Damen und Herren, kann ich ihre Gedanken erraten. Hunden gleich sind sie. Schoßhunde, die sich fragen, wie sie die Zuneignung ihrer Herren erringen mögen, Straßenköter, die sich fragen, was sie wagen sollen den größten Knochen zu ergattern, ein paar Kampfhunde, die sich fragen mögen, was eine Niederlage für den Grangorier und welche, schmerzhafter wäre.
(...) Und vielleicht ein paar, die weit blicken und sich fragen, was nun noch bleibt, um sich Hesindes Gaben würdig zu erweisen. Ich für meinen Teil werde wohl dem unsere Stimme veräußern, welcher meine trüben Gedanken zu vertreiben vermag. Sei es durch einen guten Tropfen oder andere Erfreulichkeiten (...)
Die Siegerin
Autor: Schatzkanzler
Zum zweiten Mal läutete die Glocke und rief die Edlen zurück auf ihre Plätze. Baronessa dil Codori betrat den Saal und die Gespräche zwischen den Bänken verstummten. "Ehrenwerte Signoras und Signors, wir haben ein Ergebnis. Abgegebene Stimmen erneut 171, die erforderliche Mehrheit beträgt somit weiterhin 86 Stimmen.
Auf Larona Garlischgrötz entfielen 79 Stimmen, auf Ricarda ash Manek 92 Stimmen." Applaus brandete auf Seiten der Unterstützer der Außenseiterin auf. In den Lärm stellte die Sprecherin der Edlen fest: "Ricarda ash Manek hat damit die erforderliche Mehrheit Stimmen erreicht und ist somit gewählt. Mag der Prinz Albernias an dieser Blume des Lieblichen Feldes Gefallen finden."