Briefspiel:Das Fest der vielen Bösartigkeiten/Hausführung III

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Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 4. Efferd 1029 BF Schauplatz: Palazzo Lacrimosa in Urbasi Entstehungszeitraum: September 2007 bis März 2008
Protagonisten: Haus della Pena ä.H. und viele Gäste – vor allem aus dem Patriziat Urbasis Autoren/Beteiligte: Haus di Tamarasco.png Daniel bartholomae, Haus dell Arbiato.png Dellarbiato, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus di Punta.png Di punta, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Familie Changbari.png HH Changbari, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus di Salsavur.png Rondrastein
Zyklus: Übersicht · Vorbereitungen · Empfang · Hausführung I · II · III · IV · Hymne · Bankett · Ball und Epilog

1. Akt: Die Hausführung – Dritter Teil

Della Pena ä.H.
Leomar della Pena setzt seine Hausführung fort.

Bevor sich die Gäste zu langweilen drohten und aus der Gruppe ausscheren konnten, beendete man die kurze Rast auf der Veranda und Leomar geleitete die Gruppe durch eine andere Tür wieder zurück ins Haus, nun in den Westflügel. Als die Adeligen an der Brüstung vorbei schritten, konnten sie einen Blick in den Innenhof werfen, wo gerade die Gruppe der Patrizier in Sicht kam. Die Großbürger der Stadt Urbasi amüsierten sich gerade prächtig, was daran lag, dass die kleine Tharinda della Pena, das Nesthäkchen, gerade die Führung der Gruppe übernommen hatte. Dem Charme der gerade acht Götterläufe Zählenden konnte kaum einer der Anwesenden widerstehen. Und als sie mit großem Ernst über die Schwierigkeiten des Baus dozierte, konnten viele der Anwesenden ein kurzes Lachen nicht unterdrücken – zu drollig war das Bild des gelockten Mädchens in ihrem schulmeisterlichen Habitus – was die kleine Tharinda verständnislos mit einem Stirnrunzeln quittierte. Offenbar fehlte den Bürgerlichen das Verständnis für ein Bauvorhaben dieser Größe.
Und schon verschwand das eigentümliche Schauspiel aus dem Blickfeld der Adeligen, als die Patrizier durch ein anderes Tor den Innenhof verließen.


Di Tamarasco

Inzwischen war die Gruppe in den Westflügel gekommen, und kaum, dass Romejan die kleine Tharinda erblickte, erinnerte er sich an die Frage, die er noch stellen wollte. Er blickte sich kurz um und sah Odina mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an die Brüstung gelehnt. Mit einem freundlichen Lächeln näherte er sich ihr.
„Sagt, wie geht es eigentlich Eurem Mann? Er hat es, scheint es, auch nicht hier her geschafft?"


Di Onerdi

Nun trat man auf die Veranda, wo man unten im Hofe der Patrizier ansichtig wurde.
„Schaut, Hochgeboren, das Mädchen! Ist es nicht herzallerliebst? Hach …", seufzte Sanya, hatte dabei aber vor allem Augen für ihren Mann, der sie alsbald erspähte und bemüht gleichmütig zum Gransignore und ihr heraufsah. Sie winkte ihm, lächelte und versuchte, ihm zu vermitteln, dass alles in Ordnung sei. Traviano neben ihr hatte jedoch ein wenig eindeutiges Lächeln aufgesetzt, sodass ihren Bemühungen wenig Erfolg beschieden war. Ein wenig Hilflosigkeit sprach aus Domenicos Gesicht, als er ihr nachblickte, denn schon zog die adlige Schar weiter.


Urbet-Marvinko

"Ihn haben anderweitige Pflichten davon abgehalten", antwortete Odina auf die Frage Romejan di Tamarascos. "Er ist bereits vor ein paar Tagen zurück nach Calven gereist, um seinem Vater wieder zur Hand gehen zu können."
"Was ich auch sehr begrüße", fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu, als ihr gewahr wurde, dass man ihre Worte ansonsten vielleicht als Beschönigung einer Flucht des Gatten vor seiner Gemahlin hätte deuten können.
"Ein Müßiggänger scheint er immerhin nicht zu sein, und sich früh Einblick in die dereinst zu übernehmenden Herrschaftsaufgaben zu verschaffen, ist ja nie verkehrt. Ich werde ihm aber auch in den nächsten Tagen folgen und mir Calven selbst einmal anschauen, obgleich ich nicht glauben kann, dass es schöner als unser Urbasi ist ..."
So setzte sich das Gespräch zwischen Odina und Romejan zunächst fort, bis sie vor dem Kabinett angekommen waren.
"... ginge es nur nach mir, wäre ich wohl auch schon früher aufgebrochen - aber mein Bruder lässt mich ungern ziehen ... in diesen Zeiten ... nach Horasia ... naja Ralman und so ..."
Bei der Erwähnung Travianos hatte Odina unwillkürlich nach diesem Ausschau gehalten, konnte ihn in der Gruppe der Adligen aber nicht ausmachen und verlor dabei den Faden ihrer Unterhaltung. Wo steckte der Bruder? Sofort zählte Odina die Salsavûrer durch, aber die schienen ebenso wie die dell'Arbiato vollzählig zu sein ...


Della Pena j.H.
Tarquinios Gemahlin: Tsabella ya Mornicala – (c) Mornicala

Tarquinio fand seine Gemahlin, als diese mit trübsinnigen Blick vom Rande der Veranda das Treiben der Patrizier im Hof verfolgte. Mit seiner Hand gebot er die Zofe der di Punta sie zu verlassen und trat von hinten an Tsabella heran. Im Rahmen dieser förmlichen Feierlichkeit war es ein ungewohnter Akt der Zärtlichkeit, als er ihr wortlos seine Hand auf die Schulter legte. Dies erwidernd blickte sie ihm verständnisvoll in die Augen und ergriff seine Finger mit den ihren, danach verfolgten beide schweigend das Geschehen auf dem Innenhof.
Als die Gesellschaft die Veranda verließ um vom Patron der Familie der della Pena weiter durch den prächtigen Palazzo geführt zu werden, waren sie die letzten die folgten. Die Gemütslage Tarquinios hatte sich etwas beruhigt, auch wenn er immer noch mit Argwohn die Bewegungen der Salsavûr verfolgte.
"Tharinda ist putzig", flüsterte Tsabella ihrem jungen Gatten zu und kurz war ein Lächeln in ihrem blassen Gesicht zu finden. Ihr Gemahl drehte sich zu ihr um, just als ein Lakai aus einem Flur hinaustrat und so mit dem Signor von Marvinko zusammenstieß.
Aus dem Schreck heraus reagierte Tarquinio eilig und gab dem Diener einen festen Stoß, so dass dieser, ohnehin noch völlig im Schreck, rücklings stürzte und mit einem Poltern auf den Boden aufschlug. Erschrocken trat Tsabella einen Schritt zurück. Eine Weinflasche, die der Diener mit sich trug, rollte über den Boden.
"Es tut mir leid, mein Herr", erklärte der Mann und rieb sich seine Beule am Hinterkopf. Er wandte sich weiter an Tarquinio, der ihn skeptisch musterte und setzte zu einem hastigen Schwall von Entschuldigungen an.
"Bitte Herr, glaubt mir, ich hatte nicht vor euch zu stören oder euch in den Weg zu laufen, untertänigst bitt' ich euch mir zu verzeihen, ich sah nicht ... ahnte nicht ..."
Der Signor von Marvinko unterbrach die Worte, indem er seine Hand ausstreckte und dem Diener aufhalf.
"Es ist gut. Ein Versehen, einem jeden kann dies Zeit seines Lebens einmal geschehen. Ich war ebenso wenig aufmerksam wie ihr", beruhigte er den Diener.
"Danke, habt Dank'!", verneigte er sich vor Tarquinio und richtete seine Kleidung neu. Unsicher blickte er dem Edelmann in die Augen, der ihn gutmütig ansah. Geduckt wollte er sich entfernen und ging rückwärts einige Schritte zurück, als ihm auffiel, dass er die Weinflasche vergessen hatte. Doch nicht er war es, der sie aufhob; der junge Edelmann, der ohnehin näher stand, bückte sich nach der Flasche, die den Sturz zum Glück unbeschadet überstanden hatte.
Dankbar nahm der Diener das Gut entgegen und verneigte sich erneut vor dem Signor, ehe er endgültig gehen wollte, sich dann aber doch nach einigen Schritten wieder Tarquinio zuwandte, der mitsamt seiner Gemahlin schon wieder auf dem Weg war der davongeeilten Gesellschaft zu folgen.
"Verzeiht Signor, darf ich Euch noch etwas fragen."
Tarquinio blieb stehen, allmählich fühlte er sich doch von diesem Diener gestört, doch noch einmal drehte er sich um.
"Was gibt es?", fragte er nun streng.
Der Diener zierte sich, doch dann rückte er heraus mit der Sprache.
"Man sagt ihr hättet auch ein Ohr für das einfache Volk und da ihr zugleich ein Edelmann seid und das Vertrauen des Silberherrn genießt, wollte ich euch fragen, ob ..."
"Kommt auf den Punkt", befahl Tarquinio knapp, der sich zwang weiterhin ruhig zu bleiben. Tsabella ermutigte freundlich dreinblickend den Gemeinen fortzufahren, was dieser mit großer Eile tat.
"Mein Bruder, der übrigens Fleischer ist und die beste Sikrami in ganz Urbasi fertigt, wird vorgeworfen am jaltekischen Aufstand beteiligt gewesen zu sein. Dabei weilte er zu jenem Zeitpunkt nicht einmal in der Stadt, sondern in Sikramara, doch die Richter schenken seinen Worten keinen Glauben ... es ist furchtbar ..."
Tarquinio, der selbst einige Zeit in der Gefangenschaft von Aufständischen unter Führung eines 'Jaltek Firdayon' gewesen war, lauschte nun aufmerksam und zeigte Verständnis für das Problem des Lakaien, der sich an ihn um Hilfe wandte. Waren sie nicht deshalb von Praios als Adel eingesetzt, um der Gerechtigkeit zu dienen und sie voranzutreiben? Im all dem Kampf um Macht und Einfluss sollte diese eine ihnen von einer höheren Macht verliehenen Aufgabe, nicht aus den Augen verloren werden ...

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