Archiv:Politik der eisernen Hand (BB 29)
Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 29, Seiten 25-26 | Datiert auf: Tsa/Phex 1028 BF |
Machtverschiebungen in der Urbasiglia – Marvinko-Allianz schlägt zu
Seit Mitte des Boronmondes, als mit dem Einbruch des übermäßig harten Winters jegliche Kampfhandlungen im Lieblichen Feld abbrachen – so auch in der Urbasiglia nach dem Abzug von Condottiere Valpozas Cohorta Collaribianci (vgl. BB#27) –, herrschte unter den einfachen Urbasiern ein beständiger Wechsel zwischen hoffnungsvoller Zuversicht und unheilvollem Bangen. Der Umzug des neuen Stadtherrn Traviano von Urbet-Marvinko (vgl. BB#28) wurde – zumindest überwiegend – als Zeichen dafür gewertet, dass mit seiner Präsenz auch die Gefahr erneuter Übergriffe auf die Stadt gebannt sei. Andererseits sorgten Äußerungen des einstigen Stadtherrn Ulmessan von Urbasi-Agendayo, sich seiner Ländereien wieder bemächtigen zu wollen, für neue Unruhe.
Dem Ansinnen des Comtos aus dem Geschlecht der Auspizzi scheint der neue Stadtherr nun aber zuvorgekommen zu sein, als mit den ersten Strahlen der Frühlingssonne eine gewaltige Heermacht der Marvinko und weiterer Alliierter gegen sämtliche Ländereien der Auspizzi in der Urbasiglia auszog und eine Ortschaft nach der anderen besetzte. Neben dem Gransignore und Silberherrn Traviano beteiligten sich daran auch der urbasische Stadtvogt Alessandero dell'Arbiato, der Signore Leomar della Pena und sein Schwiegersohn Drakon di Gorfar, der junge Signorino Romejan di Tamarasco und Travianos Vetter Tarquinio von Kullbach-Marvinko. Drohend erhoben, wehte ihnen dabei zumeist der gewaltige Panzerhandschuh der Marvinko voran.
Bereits am Morgen nach der mutmaßlichen Absprache der Alliierten am Rande der Wiedereinweihung des Silbernen Saals (siehe hier) brach Gransignore Traviano höchstselbst mit beeindruckender Reiterschar (darunter den erst im Winter ausgebildeten urbasischen Arbalettieren) gen Nordwesten auf – dem unmittelbaren Blickfeld Urbasis zunächst entschwindend. Das Gros der Alliierten und ihrer Truppen folgte zwei Tage später. Beinahe gleichzeitig öffneten sich die Tore der Garnisonen von Urbasi, Marvinko und Tamarasco und entließen die Feldherren und ihr Gefolge in vier Zügen in vier unterschiedliche Richtungen.
Das Hauptheer der Allianz, mehrheitlich urbetische Infanterie unter dem Kommando von des Gransignore Hofconstabler Gonzalo von Urbet-Marvinko, marschierte der Via Sikrama folgend gen Sibur, rückte bis kurz vor die Nachbarstadt vor und richtete sich auf eine Belagerung der wichtigen Flussfeste Salmanya ein. Die vornehmlich berittenen Truppen der Familien dell'Arbiato und della Pena ließen unterdessen diverse Ortschaften nördlich des Sikram und östlich der Argenna besetzen. Aus Tamarasco drang die Garde der gleichnamigen Familie am südlichen Sikramufer ebenfalls bis vor die Stadt Sibur vor, während die Soldaten Signore Tarquinios von Marvinko aus die südliche Hälfte der Herrschaft Terrena am nördlichen Mardiloufer besetzten.
Dass die Auspizzi diesem Ansturm an allen Fronten nicht gewachsen waren, offenbarte sich schnell. Einzig Signore Orphiles d'Auspizzi in Regredia verfügte über eine hinreichend große Garde, um dem Unternehmen zumindest Widerstand entgegensetzen zu können. Die Stadt Sibur, inmitten aller Auspizzi-Güter selbst Herrin mehrerer Dörfer, vermochte noch durch die Jaltekenunruhen des vergangenen Herbstes geschwächt nur sich selbst zu verteidigen. Die Auswirkungen des Jaltekenaufstands bekamen aber auch die Eroberer zu spüren: Im südlichen Terrena hatten die Aufrührer selbst die Herrschaft übernommen – der angebliche 'Jaltek' gebot über zahlreiche Verblendete, die nur mit Mühe von Signore Tarquinio auseinandergetrieben werden konnten.
Im Nordosten schwächte sich die urbasische Allianz dagegen scheinbar selbst, als plötzlich Truppen der della Pena und dell’Arbiato in Gefechte gegeneinander verstrickt wurden. Der Hintergrund dieser Ereignisse, die auch Signore Orphiles ein Aufbäumen erlaubten, ließ sich bislang nicht ergründen – da sich keine der Parteien dazu äußern wollte. Eine Eskalation dieses Zusammentreffens, das auf Seiten der dell’Arbiato noch durch zusätzlich aufmarschierende Truppen der efferdischen di Punta verstärkt wurde, konnte nach weiteren Verhandlungen der Alliierten untereinander jedoch verhindert werden. Im gleichen Zuge wechselten offenkundig die Anführer der Urbet-Marvinko-Truppen und der della Pena-Truppen, Hofconstabler Gonzalo und der Magier Drakon di Gorfar, ihre jeweiligen Stellungen aus. Davon und vor allem von dem plötzlich magisch unterstützten Sturmangriff auf ihr Tor überrascht, kapitulierte die Festung Salmanya in der zweiten Woche des Phexmonds.
Zu dieser Zeit war auch der dem Blickfeld entschwundene Stadtherr längst nach Urbasi zurückgekehrt. Über Nebenstraßen und Feldwege der nordwestlichen Urbasiglia (die als Herrschaft Alicorno dem Stadtvogt Alessandero dell’Arbiato untersteht) gelangte die Reiterschar nämlich bis in die Herrschaft Silvaniesco, um fortan die Comtessa und Signora Fiona Firdayon-Auspizzi sowie ihre Tochter Preciosa als Begleiterinnen mit sich zu führen. Gerüchte, auch hier sei es zu Zusammenstößen zwischen den Marvinkotruppen und der Garde der dell’Arbiato gekommen, scheinen sich aus Arivor mittlerweile zu bestätigen. Die Reiter des Gransignore setzten ihren Weg der Via Rondra folgend dann jedoch nach Montarena fort, die zuletzt durch ihren nach Grangoria abgewanderten Signore Lorion Vistelli verlassene (und offenbar jahrelang ausgebeutete) Signorie besetzend.
Die Rückkehr Travianos nach Urbasi gestaltete sich nach diesem militärischen Verlauf als Triumphzug – denn die gesamte Urbasiglia schien von den Auspizzi gewonnen, die drohende Gefahr eines Gegenschlags gebannt zu sein – und wartete noch mit einer weiteren Überraschung auf: Am ersten Phex ließ der Gransignore seine anstehende Vermählung mit der Firdayon-Auspizzi-Tochter Preciosa verkünden (siehe hier). Die Kampfhandlungen in der Urbasiglia fanden indes mit dem Aufruf des Erzherrschers zum Landtag in Arivor (siehe hier) ihr vorläufiges Ende.