Archiv:Wettende liegen mitunter daneben (BB 42)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 42, Seiten 5-6
Aventurisches Datum: Ende Rahja 1038 BF



Wettende liegen mitunter daneben
von Eolan ya Aragonza u.a.


Das Arivorer Königsturnier zeigte es: Beim Wetten liegt so mancher mitunter daneben. Den tatsächlichen Sieger Mondino von Calven hatte zwar mancher auf dem Zettel gehabt. Die Quoten an den zahllosen Wetttafeln, etwa jener im Weinkeller „Blutlese“, hatten jedoch gegen manchen gestanden, der mit seinem Können – oder Glück – die – nennen wir es ruhig beim Namen – Glücksspieler überraschte, im Positiven wie im Negativen. Eine Auswahl:

Vom oft recht zurückhaltenden, doch als Heerführer des Freigonfalonierats kampferprobten Sirlan di Matienna hatte sich manch Wettender einen sicheren Einzug in die Finalrunden und damit einen schnell verdienten Taler erwartet. Und ja, es gelang dem Arinkener, sich auch gegen starke Gegner durchzusetzen. Doch welch großes Entsetzen brandete durch das Schwerterfeld, als die Lanze des Gabellano am zweiten Tage einem Bratenspieß gleich Sirlans Helm durchbohrte. Es kann nur der besonderen Gunst der Zwölfe zu verdanken sein, dass jener nicht nur mit dem Leben, sondern auch ohne schwere Verletzungen davongekommen war.

Wenig in der Gunst des Arivorer Publikums stand Travian di Faffarallo, den man seit seiner unseligen Rolle bei der Schlacht von Westfar nur noch den „Heiligenmörder“ nennt. Jedes Mal wenn der Condottiere in die Schranken trat, erscholl dieser Schmähname von den Tribünen. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb erreichte der versierte Schwertkämpfer die Finalrunde. Seine Taktik war simpel, aber wirkungsvoll. Er setzte während der Lanzengänge darauf selbst im Sattel zu bleiben und weniger den Gegner aus dem Sattel zu heben – auch etwas, was ihn beim Publikum nicht beliebter machte. Im Fußkampf hatte Faffarallo, dank seiner fundierten Erfahrung im Duellfechten, mit den wenigsten Gegnern ein Problem. Diese Taktik brachte ihm letztendlich einen Platz unter den vier Besten des Turniers. Erst dem späteren Sieger Mondino musste er sich dann geschlagen geben.

Prinz Folnor von Firdayon-Bethana bereitete seinem Vater Freude, in dem er sich in der Hauptrunde wacker schlug und auch im ersten Finaldurchgang lediglich einen Anritt benötigte, um seine Gegnerin zu überwinden. Die Erwartungen der Wettenden enttäuschte er, indem er Torreon de Torri aus dem Turnier warf. In der dritten Forderung aber stellte sich Phex gegen ihn – vielleicht litt er auch unter den Folgen eines schwereren Treffers des „Schwarzen Turms“ –, so dass er gegen Thalion Gabellano patzte und vom Pferd fiel.

Damit ist ein weiterer Name genannt. Mit Gabellano wäre mancher Horasdôr zu machen gewesen – wenn ihn denn jemand auf dem Zettel gehabt hätte. Der „Gabelritter“ kämpfte sich mit einer Siegesserie unter die besten vier Lanzenreiter des Reiches vor und bezwang dabei neben dem Prinzen Folnor auch gestandene Recken wie den Nordmärker Koromar, den Septimaner Batiste und den „blutroten Cavalliere“ Horasio Amarinto. Und das, obwohl er sich bislang noch auf keinem großen Turnier hervorgetan hatte. Seine Niederlage gegen Adalrik von Schreyen sehen viele daher als Zeichen für das Glück des Unerfahrenen, das durch die Fähigkeiten des Erfahrenen gestoppt werden konnte. Andere meinen, dass der junge Cavalleristo in Arivor erst das erste Kapitel seiner eigenen Geschichte geschrieben hat.

Die Niederlage Kalmans von Schelfing gegen Darion Amarinto überraschte, und doch auch wieder nicht. Der Constabler von Pertakis ist bekannt dafür, seine Pferde ohne Rücksicht einzusetzen. So war es bemerkenswert, dass er bis in die Finalrunde gelangte, ohne sein Ross zwischen sich und eine gegnerische Lanze zu zwingen. Allerdings ist er eher ein berittener Säbelkämpfer denn als Lanzenreiter bekannt, so dass seine Niederlage letztlich nicht verwunderte.

Ähnliches kann man im Nachhinein über Koromar von Liobas Zell sagen. Jener hat manchem als einer der heimlichen Favoriten gegolten – und damit als Schreckbild, sollte der Miles Horanthis doch nach der Meinung vieler ein Horasier sein. Zumindest brachte der Nordmärker und Knappherr des Poldoron von Urbet etwas Weltmännischkeit ins Turnier. Indes: Er hat an vielen Turnieren teilgenommen, dort manchen Sieg errungen, und von seiner Beteiligung an „Deryas Wahnsinnsritt“ in der Schlacht auf dem Schönbunder Grün werden in seiner Heimat Lieder gesungen. Nur: seine Fähigkeiten mit dem Schwert übertreffen jene mit der Lanze, sodass er zurecht – und früh – aus dem Turnier schied. Es wird gemunkelt, dass selbst der Baron ya Ramaúd gegen seinen zeitweiligen Cavalleristo gewettet und eine ansehnliche Summe Horasdôr gewonnen hat.

Eine ausgezeichnete Form bewies Graf Tilfur von Eskenderun zu Thegûn: Der charmante Chababier hatte zuvor keine herausragenden Wettquoten erhalten, und bahnte sich doch fast unaufhaltsam seinen Weg durchs Turnier. Selbst die Almadanerin Gerone vom Berg und die Löwenritterin Bardica della Cordaio bezwang er wider alle Erwartungen. Wohl auch dank der Fürsorge seines Leibmedicus Syranon ya Aragonza gelangte er in großer Frische in die Finalrunde. Erst in der dritten Forderung und im dritten Anritt musste er sich Adalrik von Schreyen geschlagen geben – und schritt aufrechten Haupts unter großem Beifall vom Platz.

Adalrik, der bekannte Turnierritter, spaltete das Publikum in jene, die ihm zujubelten, und jene, die ihn verspotteten – waren seine Erfolge bei vergangenen Turnieren doch oft hinter großen Ansprüchen zurückgeblieben. Doch Adalrik belehrte die Spötter in Arivor bei manch spannendem Lanzengang und kam mit nur einer Niederlage in die Finalrunde. Erst im Finale unterlag er nach drei Lanzengängen dem „Schwarzen Calven.“

Der junge Condottiere Mondino galt zwar – wie erwähnt – nicht eben als Außenseiter, doch hatte er bisher auf dem Turnierplatz noch nicht von sich reden gemacht, eher als skrupelloser Handlanger Horasio della Penas. Im gesamten Wettbewerb musste er sich nur Luca di Onerdi geschlagen geben. Mit Comto Erlan Sirensteen lieferte er sich ein besonders dramatisches Duell. Der Sieger kann nicht als Publikumsliebling gelten: Nicht ohne Grund nennt man ihn den „Schwarzen Calven“ oder nach seinem Wappen den „Schwarzfisch“. Wie die Nachricht vom Sieg Mondinos indes im benachbarten Almada ankommen wird, wo gerüchteweise wegen einiger Kriegsvergehen noch 100 goldene Dukaten für seinen Kopf zu bekommen sind, mag sich der geneigte Leser selbst ausmalen.

(cw, ka, sa, ts, wus)