Benutzer:Athanasius/Menarisches Memorialbuch

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Das Menarische Memorialbuch ist das Familienbuch der Familie Menaris aus Shenilo

Entstehung

Das Memorialbuch wurde in den 1040er Jahren nach Bosparans Fall veröffentlicht. Es entstand zunächst unter der Feder von Tankred Nandurian Menaris bis es nach dessen Tod von seiner Nichte Geronya kompiliert und ergänzt wurde. Es vereinte von Beginn an Elemente einer chronikalischen Abhandlung über die Geschichte der Menaris, aber auch eines Geschlechterbuches über das Patriziat der großen Landstadt von Naclador und Famerlor Shenilo, wie Tankred seine Heimat benannte.
Die Adressaten des Werkes sind eindeutig die späteren Generationen der Familie Menaris, aber auch all jene, welche diese bescheidene Weisheit zum Ruhme ihres Geschlechts und ihrer Stadt einzusetzen wissen. Dabei ist die Erzählung endlich mit dem Appell an den - ausschließlich aus Patrizierkreisen gedachten - Leser, sofern er sich selbst für würdig erachte, die Chronistik, aber auch die Weisheit für seine Zeit fortzusetzen und dadurch wiederum eine Tradition und Wegweiser für seine eigenen Nachkommen und Nachfolger anzufertigen.

Inhalte

Der chronikalische Teil des Memorialbuches behandelt den Zeitraum seit der Ankunft der Menaris in Shenilo zur Zeit der Magierkriege. Die Darstellung verharrt jedoch nicht bei der Beschreibung der Familiengeschichte. Vielmehr greift die Erzählung aus Sicht der Familie auf die städtische Geschichte und die der Ponterra aus. Diese Sichtweise, die keineswegs auf eine einseitige Erhöhung der Bedeutung der Familie für die städtische Geschichte ausgerichtet ist, begreift die Familiengeschichte als Teil der Geschlechtergeschichte der Civitas Shenilo. An schierer Masse nimmt die Darstellung der Geschichte nach dem Krieg der Drachen jedoch schon allein aufgrund der unmittelbaren Kenntnis der Verfasser den breitesten Raum ein. Weil Tankred Menaris als Consiliere Naclador auch Zugriff auf die städtische Überlieferung hatte, erreicht das Memorialbuch allerdings auch für die Zeiten seiner Väter und Vorväter eine beeindruckend dichte Darstellung.
Damit ist der zweite Teil, der allerdings nicht streng vom ersten unterschieden ist, angesprochen. Dieser beschreibt die wichtigsten Patriziergeschlechter Shenilos in ihrer Herkunft. Allerdings liegt der Schwerpunkt dabei auf dem Adelsstand der stadtpatrizischen Familien einerseits und ihrer - als entscheidend herausgestellten - Rolle bei der Erkämpfung und Bewahrung der Unabhängigkeit der Landstadt und andererseits auf der - hier allerdings nicht immer stringenten - Formulierung einer spezifisch ponterranischen Ehrbarkeit aus Familien mit stadt- wie landadliger Herkunft. Dabei werden nicht nur politisch-historische Aspekte herausgearbeitet, sondern durchaus auch Fragen der Gelehrsamkeit, der Religiösität, des patrizischen Erbrechts oder der Geschäftsehre behandelt.
Die enge Verzahnung von Stadt- und Geschlechtergeschichte wird zum Beispiel dadurch erkennbar, dass am Ende der entsprechenden Zeitereignisse immer die wichtigsten zu Boron gerufenen Patriziatsvertreter aufgeführt werden.

Texte

Schlangenstäbe und Schlangenhalsbänder - Die Ahnen der Familie

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Durch das Patriziat zur Landstadt

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Die Ponterranischen Landherrenhändel des Jahres Eintausend und Dreiundreißig nach Bosparans Fall

Die beiden größten Lügen über jene Fehde des Jahres 1033 Bosparans Fall, die der Vergangenheit eingedenk als Ponterranische Landherrenhändel zu bezeichnen sind, um sie von früheren Gransignorsfehden zu unterscheiden, die beiden größten Lügen aber sind jene:
Ad primo, dass jene Ereignisse aus einer coniuratio, einer - nota bene hier übelmeinenden und übelsinnigen - Verschwörung mehrerer Patriziergeschlechter gegen mehrere andere Patriziergeschlechter hervorgegangen sind.
Ad secundo, dass jene Ereignisse den Häusern, die verantwortlich gemacht werden, sie angestoßen zu haben, zum Vorteile gereicht hätten.
Um jene erste Lüge als das, was sie ist, zu enttarnen ist es erfoderlich auf das zu schauen, was damals war. Shenilo hatte gerade erst seine Unabhängigkeit erstritten und sich ein gewähltes Stadtoberhaupt, den Gransignore, gegeben. Doch schon bei der zweiten Wahl eines solchen Gransignore zeigte sich, dass die Mütter und Väter des Friedens von Shenilo in all ihrem Elan nicht alle Wirrnisse der Welt vorausgeahnt hatten. Der Amtsinhaber, Ludovigo von Calven und Imirandi, dessen Leben und Sterben der Verfasser dieser Zeilen ein eigenes Kapitel gewidmet hat, und der ewige Zweite Endor Dorén, die Götter mögen ihnen beiden gnädig sein, hatten beide die gleiche Anzahl an Stimmen der Signoria erhalten.
Ludovigos Verzicht löste die Starre der Ordnung der Landstadt - er legte aber auch eine schwere Last auf die Zukunft. Aber wer hätte damals erahnen oder gar planen können, was dann später geschah? Und wer hätte wissen können, dass ausgerechnet in diesem Jahr jene düsteren Wolken über der Ponterra aufzogen und Rebe und Korn verdarben? Wie anders wäre jenes Jahr Endor Doréns als Gransignore verlaufen, hätte der Herr Efferd seine Gnade schon früher auf diese Lande ausgestreckt?
So aber war ein Mann des Schwertes in einem Jahr des Federkiels und der Harke zum Gransignore geworden. Wir werden später noch dazu kommen, dass ein Gransignore aus dem Stadtadel den Schaden für Handel und Wandel, Land und Leute, den jener nasse Tsa-Mond im 1032ten Jahre bedeutete, wohl besser hätte bekämpfen können. Er hätte sein Schwert beiseite und gegen eine Harke eintauschen müssen um zu helfen - aber sind wir nicht heute manchmal froh, dass er sein Schwert fest in Händen behielt?
Manche haben es Endors Beratern angelastet. Alle großen Gestalten der Historie, denen ein Versagen oder ein Übel vorgeworfen wird, haben solche Berater, denen manche mitunter mehr Macht zugestehen wollen, als jene Frauen und Männer, die sie berieten, selbst ihr Eigen nannten. Wir werden noch sehen, dass auch den Beratern Ludovigos manche Schuld gegeben worden ist - und ihnen auch manche Schuld nicht abgesprochen werden kann. Wir wollen aber hier nicht weiter verweilen, hat doch der ehrenwerte Magister Albergio Avediano aus Kuslik unlängst seine DE CONIURATIONE LUDOVICI DE CALVENA vorgelegt, die kenntnisreich und der Zeitläufte enthoben berichtet. Widmen wir uns also jenen Beratern von Ludovigos Konkurrenten - wenn man ihn denn so nennen darf - von Endor Dorén. Es ist nämlich ebenso wahr, dass die Familie Tuachall in jenem Jahr von Endors Herrschaft über Stadt und Umland einen dominierenden Einfluss im Magistrat gehabt hat. Von der Polemik, eine Mirhamionette der Weizenbarone gewesen zu sein, erholte sich Endor in den nächsten Jahren nur langsam.
Aber das oben Gesagte kann den aufmerksamen Leser doch nur stutzig machen - wie groß kann denn der Einfluss jener reichen und wohlhabenden Gutsbesitzerfamilie auf "ihren" Gransignore gewesen sein, wenn der Magistrat dennoch die richtigen Schritte, um mit der Flut und dem Regen umzugehen, nicht ging? Denn der Schaden auf den Feldern der Tuachall war kaum minder schlimm als in den Weinbergen der Brahl!
Oben habe ich von Harke und Federkiel gesprochen. Mit der Harke allein - und vielleicht haben wir hier auch einen Grund für die Ohnmacht der Tuachall - war es noch nicht getan. Denn war nicht auch in den Monden nach dem Regen ein Mann des Federkiels gefragt, um sich jenen Anschuldigungen über sein Versagen, über Endor den Zauderer, entgegenzustellen? Wie soll man auch einen Diurnisten dazu bringen, wahrhaftiger zu schreiben? Nicht mit dem Schwert!
Wir haben also gesehen, dass die Lage nicht gut war und den Herrschenden zudem nicht die Werkzeuge mitgegeben waren sie zu verbessern. Und wo kommt nun die Verschwörung ins Spiel? Oder war es nicht vielmehr ein Bund? Denn wer weiß denn heute - wenn er nicht selbst in Masara gewesen ist! - was verabredet wurde, welche sinistren Pläne geschmiedet worden sind? Ich sage, es war ein Bündnis, das im Ursprunge recht und nötig war. Welchen Weg es nahm, dass muss hier nicht beschrieben werden. Entlang dieses Weges strauchelten manche. Viele durch eigenes Verschulden, manche aber auch, weil fehlgeleitete, düstersinnige oder dünkelhafte Hände sie mit blut'gem Dolch oder spitzer Feder vom Weg hieben und schrieben!

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Jene zweite Lüge zwingt mich genauer auf das Schicksal der Familie Menaris einzugehen. Sicher könnte man auch über das Zerbrechen der Calven und der Imirandi sprechen oder über die Stagnation der Brahl. Aber zum einen wissen die Leser, was später aus diesen Geschlechtern wurde - wir widmeten ihnen eine längere Abhandlung unter den Patricii Shenilos - und zum anderen ist die Kenntnis der (Miss-)Geschicke der Familie durch und nach den Landherrenhändeln dem Verfasser naheliegenderweise bekannter als alles, was lange Jahre der Gelehrsamkeit zu Tage fördern konnten.
Waren es nicht drei Mitglieder meiner Familie, die in den Händeln den Tod fanden? Keiner davon als Opfer eines Kriegerschwertes, allesamt von übelwollender Hand zu Tode gebracht! Der Tod jener drei Menaris, der Tod Silem Madaros, der Tod Varsinias, schließlich der Tod des Patriarchen Esindio selbst, lastete er nicht schwer auf der Familie? Hat nicht die Trauer über die Toten so manches Übel in die Familie gebracht, so manchen Keil geschlagen?
Varsinias Tod brach ihrem Vater das Herz. Silems Tod brach dessen Vater das Herz. Beide Väter, im Schmerz vereinte Brüder, wie konnten sie nicht jenen, die damals die Last der Familie auf ihren Schultern trugen, die Schuld für das Geschehene geben? Meinem Vetter, Valeran, dessen alten und neuen Schmerz ich teile und verstehe, sage ich: Nicht ich, habe die Brandfackel gelegt und ich weinte bitterlich um jeden schwarzen Stein und die toten Diener meiner Familie - doch weine ich nicht um jenes Übel, dem das Feuer galt! Ein weiser Lenker der Familie wird und muss wissen, wo totes, krankes und ansteckendes Fleisch aus dem gesunden Leibe geschnitten werden muss, trotz aller Schmerzen!
Und ich sage ihm auch, dass jener dritte tote Menaris der Landherrenhändel, niemand anderer als mein Vater Esindio Menaris, den Tod Silems gerächt hat. Er hat den Mörder aus seinem Versteck gerungen und seine Freunde zerstreut. Und er bewahrte die Familie vor jenem Übel, das sich schon damals hätte viel weiter ausbreiten können! Und er bezahlte mit seinem Leben für seine Taten.
Oftmals vergessen wird der vierte Tote, den die Familie zu beklagen hatte, wiewohl er manche Kluft öffnete, auch wenn er nicht als Menaris geboren war. Er, der den Namen unseres großen Ahnen, meines Onkels, trug, wurde an jenem düstren Fluss dahingerafft. Ist wahr, dass sein Tod meinen Geist berührt hat? Ja. Ist wahr, dass sein Tod es leichter gemacht hat, sich von den Taten seines Vetters reinzuwaschen? Ja. Ist wahr, dass ich seinen Tod gewollt, ja befohlen habe? Nein, nimmer!
... Die Menaris haben nicht so viele Dukaten in jenen Monden verloren, wie das Haus Calven. Heißt das, sie hätte nichts verloren?
Haben sie nicht unter dem Niedergang jenes sikramischen Geldhauses ebenso gelitten wie andere fehlgeleitete Unterstützer jener urbasischen Posse? Haben sie keine Dukaten bereitgestellt, um die Angriffe auf Arinken und den Mord an Silem zu rächen? Haben sie später nicht schier mit dem letzten Heller ausgeholfen, als es galt Ludovigos Söldlinge bei der Stange zu halten und sie statt gen Porta Pertakia gen Pertakis zu führen?
Manche sagen, die Menaris hätten ein Kloster gewonnen - wiewohl sie übersehen, dass es für die Hesinde-Kirche gewonnen wurde, nicht für eine der Allweisen verbundene Familie. Doch in der Tat erfolgte die Gründung von Helas Ruh in den Monden von Ludovigos zweiter Herrschaft als Gransignore. Und muss denn diese seine Tat zu jenen späteren, bösen hinzugezählt werden? Kann ein Tyrann niemals Gutes vollbringen? Und ist alles, was ein Tyrann vollbringt niemals gut? Ob gut oder schlecht, das Kloster wurde gegründet. Und gereichte dies den Menaris zum Vorteil? Ich frage, wiewohl die Leser die Antwort kennen. Was später in Helas Ruh geschehen ist ist hinlänglich bekannt. Ein Gewinn für die Menaris, frage ich?

Die Fischkriege und der Rote Herbst

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