Briefspiel:Magistratswahlen 1036 BF/Tote Hähne und gesprächige Bader

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
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Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Athanasius
Familie Brahl klein.png Brahl
Haus Doren klein.png Dorén

Die Briefspielgeschichte Tote Hähne und gesprächige Bader ereignet sich im Praios des Jahres 1036 BF im Vor- und Umfeld der Wahlen zu Gransignore und Magistrat.

Sheniloer Straße, in der Nähe von Sodanyo, 1. Praios 1036 BF

Eine Woche zum Vergessen erlebt Ilmordro de Maltris

Der Gesandte des Waldes, Ilmordro de Maltris, hatte Sodanyo für die Wahlen gen Shenilo soeben verlassen, als plötzlich bewaffnete Maskierte auftauchten und Ilmordros Kutsche aufhielten. Gespannte Armbrüste verhinderten Widerstand. Da trat ihr Anführer vor, ein großer Mann mit breiten Schultern, wehendem Umhang und schweren Stiefeln. Sein Gesicht mit einem tiefblauen Tuch vermummt und die struppigen, offensichtlich kohlegeschwärzten Haare über die linke Gesichtshälfte mehr gelegt denn gekämmt, trat er boshaft grinsend vor den frisch Geadelten. Sein unverdecktes, rechtes Auge blitzte auf, als ihm ein dreckiges Lachen entfuhr: "Schon auf dem Weg eure Gesandtenstimme in Shenilo zu erheben, mein Guter? Habt ihr da nicht ganz vergessen, den anzuhören, der Euch geschickt hat? Der Wald hat eine Botschaft für Euch - ich hoffe für Euch, dass Ihr sie nicht überhört!"
Und während er bei diesen Worten immer näher an den wehrlosen Gesandten herangetreten war, holte er aus einem Sack plötzlich einen unterarmlangen, im Praioslichte funkelnden ... Fisch hervor - und steckte das glitschige, tote Ding tief in Ilmordros Gewandung. Wieder dieses dreckige Lachen. "Ich hoffe doch, wir sehen uns nicht so bald wieder!" Dann brachte einer der heruntergekommenen Gestalten seinem Anführer eines der Pferde der Kutsche - und er ritt gefolgt von seinen Männern in Richtung des Arinkelwaldes davon.
Das Pferd jedoch tauchte bald darauf vor den Häusern Sodanyos wieder auf. An den zerschnittenen Zügeln zog das herantrabende Tier einen mitgenommenen, toten Hahn hinter sich her...

Shenilo, 3. Praios 1036 BF, Porta Pertakia in der Nähe des Haus des Bundes

Autor:Dorén
„Ilmordro! Auf ein Wort!", rief Endor Dorén dem Gesandten des Waldes zu, als beide sich in der Nähe des Gesandtenhauses in Shenilo trafen. Endor stieg von seinem tulamidischen Rappen, eines der Langschwerter, ohne die man den Jäger der „Feinde der Ordnung“ in letzter Zeit nicht mehr sah, nahm die Zügel des Tieres. „Lasst uns doch einige Schritte zu Fuß gehen, Signor de Maltris“, Endor legte den Arm freundschaftlich um den Gesandten und beide schlugen den Weg in die eher schmaleren Gassen der Hesindestadt ein. Als man sich über Belanglosigkeiten wie das Wetter und die Erfolge der Sheniloer Immanmannschaft in der Vergangenheit ausgetauscht hatte, kam man in eine schmale Gasse Shenilos. Endors Begleiter hatten sich inzwischen aufgeteilt und nun kamen drei der Gardereiter dicht an dicht nebeneinander vom anderen Ende der Gasse auf die beiden zu. Als Ilmordro dies bemerkte und sich hastig umsah, sah er dass auch die drei Reiter hinter ihnen die Gasse nun mit ihren Pferden versperrten. „Ilmordro, bleibt ganz ruhig ich möchte nur mit euch sprechen, vorerst“, beschwichtigte Endor. „‘Cavalliere‘ oder ‚Gesandter des Waldes‘, wie darf ich euch in Zukunft nennen?“, fuhr Endor mit ernster Stimme fort.
„Beides eine Farce und das wisst ihr so gut wie ich, habt ihr jemals auch nur einen Fuß in den Wald gesetzt von dem ihr euch Gesandter wagt zu nennen? Und eurer Fähnchen im richtigen Wind hat wohl mehr zur Erhebung in den Stand des Cavalliere beigetragen als die vorgegebenen Verdienste für Sodanyo.“ „Ich möchte euch warnen de Maltris, ich werde nicht zulassen, dass ihr oder eure Freunde Sodanyo oder Shenilo Schaden zufügen.“ Endors Griff wurde etwas fester. „Falls der Magistrat der Nobilitierung durch den scheidenden Gransignore zu euren Gunsten bereits zugestimmt hat, habt ihr außer den falschen "Freunden" nichts zu verlieren. Ich erwarte eure Stimme deshalb für Baron Carson, alles andere wäre eine Schande für das von uns repräsentierte, sich einig zeigende Sodanyo.“
„Ich hoffe, wir haben uns verstanden?“, merkte Endor an als er den Gesandten aus dem Griff entließ und wieder auf sein Pferd stieg, „Grüßt mir eure Freunde, Signor de Maltris!“ Mit diesen Worten wendete Endor seinen Rappen und verließ mit seinen Langschwertern die Gasse in Richtung des Stadttores.

Shenilo, Studiora, 5. Praios 1036 BF

Valsinian Siltalenis betrat das Studiolo im Palazzo Carolani und schloss die Tür behutsam hinter sich. „Ihr wünschtet mich zu sprechen?“, sagte er nachdem der ältere Mann, der die Kammer bewohnte, eine Weile in verschiedenen Schriftstücken gelesen hatte, ohne aufzublicken. „Ah, Majordomus. Sagt, was berichtet man in der Curia über die Absichten der Familie Brahl bei der kommenden Wahl?“ Valsinian faltete die Hände hinter dem Rücken und nickte. „Man hört manche Namen auf den Fluren, aber in der Sache, mit der ihr mich instruiertet, gibt es keine Fortschritte, bedauerlicherweise.“ Sein Gegenüber runzelte die Stirn und schüttelte ärgerlich den Kopf. "Längeres Warten wäre nicht gut. Ich denke, wir fahren fort, auch ohne eine definitive Antwort. Die Männer aus Porta Pertakia stehen bereit?" Valsinian nickte. „Mein Kontakt hält sie bereit und hat die Vorbereitungen für ihre Abreise danach bereits getroffen.“
„Gut, dann beginnt mit dem Museumsgast. Es wird Zeit, dass wir am Sockel rütteln. Sollten die Brahl weiter zögern bringen wir nötigenfalls einen anderen Namen ins Spiel.“ Valsinian nickte, beugte den Kopf knapp und verließ den Raum.

Porta Pertakia, 6. Praios 1036 BF

Ein Medicus in politischer Mission

Der Gesandte von Sodanyo war auf dem Weg durch die Gassen Porta Pertakias. An seiner Hüfte befand sich ein Streitkolben, den er seit der Begegnung mit nicht einer, sondern zwei Gruppen Bewaffneter in den letzten Tagen stets bei sich trug. Ilmordro war eilig unterwegs, hatte er doch kein Interesse an einer neuerlichen Begegnung ungebetener Art. Allerdings hatte er auch das Gespräch mit einem Badermeister aus Sodanyo nicht absagen wollen, der von einem Fuhrwerk angefahren worden war und darob im Therbûniten-Spital behandelt wurde. Mit einem Mal traf ihn etwas Hartes gegen den Hinterkopf und ließ ihn taumeln. Er griff nach seinem Streitkolben, als er sah, dass mehrere düstere Gestalten aus einer schattigen Häuserecke zu ihm herübereilten. Eine wilde Rangelei und einige unangenehme Hiebe später fand sich Ilmordro mit blutender Nase, dröhnendem Schädel und heftigen Schmerzen am Boden wieder, der Streitkolben lag entzweigebrochen zwischen den Füßen des stiernackigen Mannes der vor ihm aufragte. Dann beugte sich der Mann zu ihm hinab und eine weingetränkte Stimme flüsterte dem Gesandten etwas ins Ohr.
„Dein Landvogt wünscht, dass du seinen Kandidaten unterstützst!“ schallte es noch längere Zeit im Schädel Ilmordros nach, als er längst alleine mit seinem Schmerz am Boden lag.

Palazzo Carolani, einige Zeit später

Canyzethius Menaris fand seinen älteren Bruder im Asmodena-Flügel, wo er ganz versunken bei der Betrachtung eines Gemäldes war, das ein ehemaliges Oberhaupt der Familie zeigte. Der Medicus blieb einige Schritt entfernt stehen. Dieses Andenken an die Patriarchen war Tradition, aber es ließ ihn doch unzufrieden brummen. Es starben auch andere Menaris, denen keine Gemäldegalerie gewidmet war.
"Ah, da seid Ihr, Bruder." Valeran drehte sich um und maß Canyzethius mit einem ernsten Blick. Der Magister war nie ein besonders warmherziger Bruder gewesen, doch er hatte sich stets auf ihn verlassen können.
"Im Spital der Therbûniten wurde ein Patient eingeliefert, der Eurer besonderen Aufmerksamkeit bedarf, Bruder."
Canyzethius runzelte die Stirn. "Im Spital?" Er machte eine wegwerfende Geste. "Sollen sich doch Kedio oder der Brahl um ihn kümmern." Valerans Blick wurde nun strenger. "Es ist wichtig, dass dieser Patient die beste Behandlung erhält, die er innerhalb der Mauern kriegen kann. Damit kommt nur einer infrage." Canyzethius lächelte schmal, obwohl Valerans Ton keine Spur der Schmeichelei verriet.
"Es dient nicht nur seiner Gesundheit, sondern auch uns, Bruder." Der Medicus schwieg jetzt und blickte seinen Bruder erwartungsvoll an.
"Der Mann, von dem ich spreche, ist der Gesandte des Waldes, Ilmordro aus dem Hause de Maltris." Nun zog Canyzethius eine Augenbraue hoch. "Es geht um die Wahl." Valeran nickte und fuhr fort. "Wenn Ihr ihn behandelt habt, scheut Euch nicht dem Gesandten Eure Sicht der Dinge mitzuteilen."'
Canyzethius schürzte die Lippen. "Und meine Sicht der Dinge ist..." "Dass die Vikarin von Selshed eine besonders geeignete Gransignora abgeben würde", vervollständigte Valeran seinen Satz. Glücklicherweise ersparte er seinem Bruder die Nachfrage, warum er dieser Meinung sein sollte.
"Wenn das, was in der Eteria gesagt wurde, nur ein wenig der Wahrheit entspricht, dann ist Mazarina eine Frau, der Unrecht schlaflose Nächte bereitet. Wenn wir endlich eine gerechte Behandlung der letzten Tage der Herrschaft des Calveners wollen, dann brauchen wir ein Stadtoberhaupt, der diese Monde nicht unter den Teppich kehren will, wie die anderen Kandidaten und der Rest des Patriziates!"
"Oder unser Patriarch...?" warf der Medicus mit säuerlichem Grinsen ein. Valeran warf ihm zur Antwort nur einen düsteren Blick zu.
Canyzethius atmete durch und blickte eine Weile durch die Galerie, sein Blick blieb bei dem erst seit einiger Zeit aufgehängten Portrait Esindio Menaris' hängen. Er hatte in den vergangenen Götterläufen aufgehört daran zu glauben, dass er jemals Gerechtigkeit für seinen Verlust erlangen würde. Aber Valeran schien davon überzeugt zu sein und - mit Ausnahme Asteratus]' - war nur er ihm in der Familie geblieben. "Silem und Varsinia sollten hier ebenfalls einen Platz finden, Bruder." Er wartete einen Augenblick auf eine Antwort Valerans, die aber nicht kam. Es war lediglich eine steile Falte zwischen den silbernen Brauen des Magisters entstanden. "Ich werde tun, was Ihr wünscht", sagte Canyzethius dann und machte sich auf, den Palazzo zu verlassen.
"Bevor Ihr geht solltet Ihr den Majordomus aufsuchen, er wird Euch ein Geschenk für den Gesandten mitgeben." Canyzethius blieb noch einmal stehen. Er schüttelte den Kopf. "Erlaubt mir eine Frage, Valeran. Es wird sicher auffallen, was Ihr von mir wünscht. Dummheit kann man den wenigsten Brahl unterstellen. Werden sie nicht die Gelegenheit wittern, einen Vorteil in Ihre gierigen Hände zu bekommen?"
Jetzt lächelte Valeran selbst. "Darum sollen sich andere sorgen, Bruder."


Shenilo, Therbuniten-Spital, Einige Zeit später

Ilmordro blickte auf und unterbrach sein Gespräch mit dem Bader, der neben ihm im Bett lag. Zuerst verzog er furchtsam das Gesicht, als er den ihm unbekannten Mann, der sich an seine Liegestatt gestellt hatte, musterte. Dann erst erkannte er, dass es sich bei dem Bärtigen offenbar um einen Medicus handelte. „Ich habe von dem Übel erfahren, das Euch wiederfahren ist, Cavalliere. Erlaubt ihr, dass ich Euch meine Dienste zur Verfügung stelle?“ Während der Mann, der sich als Canyzethius Menaris vorstellte, Ilmordros Schürfungen und Verletzungen mit einer grünlichen, stark riechenden Salbe bestrich und einen kräuterigen Verband für den gebrochenen Arm anlegte, kam er auf die anstehende Gransignorewahl zu sprechen, bei der er keinen Zweifel daran ließ, dass nur die Vikarin von Selshed die geeignete Frau für das Amt sei. Bevor er ging, stellte Canyzethius eine kleine Truhe auf das Fußende des Bettes. „Für Medicin und die Traktionen“, erläutert er knapp, bevor er mit freundlichem Gruß den reichlich verwirrten Gesandten von Sodanyo zurückließ.

am gleichen Ort, nur wenig später

Kaum hatte Canyzethius Menaris das Therbûnitenspital verlassen, trat Fedesco Brahl zu dem Verletzten. Beiläufig bemerkte er die hinzugekommene Truhe, die in dem zu kleinen Bau mit den einfachen Strohbetten merklich fehl am Platze war, bevor sich der Perainegeweihte dem Gesandten widmete. Kein Wort kam über seine Lippen, außer einer Frage nach dem Befinden seines Patienten. Doch innerlich brodelte es in ihm: Fedesco witterte eine Chance; eine Chance, seinen Bruder hinter sich zu lassen, wenn es hieß, die Familie voranzutreiben!
Trotz dessen Expertise war der Medicus Canyzethius seit den Landherrenhändeln nicht im Spital gesehen worden. Das war sicherlich nichts Ungewöhnliches, war die Zahl der sich hierher verirrenden Patrizier doch geringer als die hiesigen Vorräte teurer Salben; doch Fedesco wusste, dass der Anatom nach dem Tode seiner letzten verbliebenen Tochter jeglichen Kontakt zu einem Brahl mied. Selbst heute hatte er abgewartet, bis der Geweihte mit der täglichen Suppenausgabe an die Armen beschäftigt war – doch Fedescos scharfem Blick war er nicht entgangen, oh nein! Wenn der zornige Mann doch nur die Wahrheit über sein eigen Fleisch und Blut wüsste – doch dazu hatten die Menaris natürlich nicht den Schneid. Nun, sei’s drum. Fedesco hatte Wichtigeres zu bedenken.
Kaum hatte sich der Perainejünger von der Krankenstatt Ilmordros zurückgezogen, bat er den Bader im üblichen ernsten Tonfall, ihn für ein Fußbad zu begleiten, um die Wunde frei von üblen Miasmen zu halten. Auf den Geweihten gestützt, humpelte der Badermeister sogleich mit Fedesco davon.

Burg Yaquirstein, kurz darauf

Autor:Dorén
Die Wunden des Meisters aus Sodanyo waren gerade erst ausreichend versorgt, dass er nicht weiterhin eines der wenigen Strohbetten belegen musste, da hatte sich dieser auf den Weg zu Burg Yaquirstein gemacht. Dieser stets düster dreinblickende Geweihte der Gütigen Göttin musste wohl ein schlechtes Gewissen gehabt haben, einen solch anständigen Mann wie ihn einfach auf die Straße setzen zu müssen. Warum sonst sollte er für ihn ein Zimmer mit weichem Daunenbett in der Vinsalter Stube bezahlt und ihm eine kostbare Salbe für den Fuß mitgegeben haben? Die knöchrigen Bettler und dreckigen Pilger, die sich nun um sein einfaches Strohbett streiten mussten, wurden sicherlich nicht mit solch einer Geste des Respekts bedacht!
Nur um einen kleinen Gefallen hatte der Geweihte ihn gebeten, dessen Sinn sich ihm ehrlich gesagt nicht gänzlich erschloss. „Der Therbûnit des Spitals schickt mich! Er bat mich, Signore Dorén unmittelbar von dem zu berichten, was ich im Spital höchstselbst mit ansah. Er sagte auch, dass der Herr hocherstaunt wäre, was ich zu äh berichten hätte. Jawohl! Führt mich also zu ihm, Wache!“ Mit diesen selbstbewusst vorgetragenen Worten also verschaffte sich der Bader Zugang zum Palazzo Dorén und bereits wenige Stunden später auch zu einem der wichtigsten Männer der Stadt. Das wird ihm doch zuhause niemand glauben!

Eine Dienerin in einer schicken Uniform betrat den Raum in den der Bader vor geraumer Zeit zum warten geführt wurde. "Signor Dorén empfängt euch nun, folgt mir und sprecht erst sobald man euch dazu auffordert", der Bader nickte einige Male schnell hintereinander, den Landvogt hatte er bisher nur im vorbeireiten, von Weitem gesehen. Die Dienerin führte ihn zu einer schweren doppelflügligen Holztüre, die sie öffnete und mit den Worten, "Signor Dorén, Euer Edelwohlgeboren, der Bader ähm..aus Sodanyo",
"Mein Name ist Alfonso, Alfonso aus Sodanyo", stammelte der Bader, betrat den Raum und ging vor Endor Dorén mit gesenktem Haupt auf die Knie. "Habt dank Cusmara, bringt uns doch einen kühlen, mit Wasser verdünnten Criadera und schließt die Tür hinter euch". Endor drehte sich zu seiner Linken zu einer Sitzgruppe bestehend aus einem Tisch und vier Stühlen aus edlem Holz um. Alfonso blickte kurz auf und nutze die Gelegenheit sich den Raum anzuschauen. Die Täfelung, das Parkett und die kunstvolle Kassettendecke des Raums bestanden aus teurem Palisander. Zu seiner Linken war ein großes Bücherregal in die Täfelung eingelassen, die sich über die gesamte Länge des Raumes hinweg, bis zum einzigen großen Fenster am anderen Ende erstreckte. An der rechten Wand des Raumes hing ein einziges Gemälde. Es zeigte den Blick auf Shenilo, wohl von einem erhöhten Punkt aus gesehen.
"Was führt dich zu mir, Alfonso aus Sodanyo", sprach Endor den immer noch knienden Bader an, er hatte inzwischen einen Stuhl der Sitzgruppe an der Lehne zurückgezogen und lud Alfonso mit einer Handbewegung ein Platz zu nehmen. "Ich komme aus dem Therbûnitenspital, Herr", antwortet er und nahm zögerlich den angebotenen Platz ein. "Grazioso Fedesco Brahl schickt mich, Euch, Herr, zu berichten was sich während der Zeit in der ich mich in den Händen der Gütigen Herrin Peraine im Spital befand zugetragen hat."
So berichtet der Bader was sich zugetragen hatte, über Ilmordro de Maltris, den Besuch des Menaris, das Geschenk und den "Wunsch" den Medicus Canyzethius dazu geäußert hatte. Endor Dorén traute seinen Ohren kaum, er schritt mit hinter dem Rücken verschränkten Armen im Raum auf und ab. Soso, ein Menaris auf Stimmenfang für diese di Selshed. Wie lange mochte es her sein, Tankred Menaris' Handschlag in Endorin, als man sich anscheinend geeinigt hatte? Ja, gar ein Bündnis schloss und der leichtgläubige Patriarch der Dorén einer Vermählung seines ältesten Sohnes Sybaris Dorén mit dieser jungen Adepta Argelia zustimmte. Wollte ihn dieser Menaris in die Khôm schicken mit seinem doppelten Spiel? Steckten die Menaris mit dieser Vikarin unter einer Decke? Wie konnte er so blind sein?
Die Gedanken prasselten nur so auf Endor ein. Der Gesandte des Waldes!, er musste mit Ilmordro sprechen, und das schnell, fuhr es Endor durch den Kopf. Der Bader war inzwischen verstummt. "Habe ich Euch erzürnt, Herr", kam es aus Alfonsos Mund. "Nein, nein du hast mir und meinem Haus einen großen Dienst erwiesen, Alfonso", Endor legte eine Hand auf die Schulter des Baders. "Erzähle niemanden von dem was du mir gerade berichtet hast bis ich dich dazu anweise, hast du verstanden NIEMANDEM!" "Ja, ja Herr, niemandem", wiederholte er. "Du bist in Gefahr, aber vertrau mir, ich lade dich ein hier auf der Burg zu bleiben, dir wird es an nichts fehlen und sobald sich die Sache geklärt hat, werde ich dich reichlich belohnen, darauf mein Wort." Der Bader staunte nicht schlecht, auf der Burg? Er? Als Gast? In Sodanyo würden sie ihn als Lügner davon jagen, sobald er diese Geschichte erzählen würde. "Aber, aber..ich kann nicht, meine Familie ist noch in Sodanyo", stammelte Alfonso erneut. "Ich werde sofort eine Kutsche schicken die deine Familie ebenfalls hierher bringt!" Und dann knöpfe ich mir diesen Ilmordro vor und falls sich die Sache bestätigen sollte, den Menaris!, dachte Endor.
„Ja, dann bleibe ich gerne eine Zeit hier", freute sich Alfonso. Endor Dorén öffnete die schwere Tür, "Cusmara! Gib Alfonso eine große Kammer im Gesindehaus und alles nach dem er verlangt, schick nach Lyssandra, sie soll dich mal die Wunde anschauen, er wird eine Zeit unser Gast sein. Schick eine Kutsche mit einigen Langschwertern nach Sodanyo, sie sollen seine Familie ebenfalls auf die Burg bringen und sag den Capitani Bescheid, ich möchte sie sofort sprechen, wir müssen die Wachen verstärken und die Tore schließen und an wichtige Personen Passierscheine ausgeben. Schick eine Spende von 5 Horasdor an das Therbûnitenspital", kommandierte Endor in einem Ton, eines Heermeisters würdig.

Fortsetzung