Archiv:Das Haus derer von Harderin (BB 41)
Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 41, Seite 21
Aventurisches Datum: 1038 BF (aventurischer Stand des irdischen Feature-Artikels)
Wappen der Harderins |
Wappen der Grafschaft |
Die Grafendynastie derer von Harderin ist eines der jüngsten Hochadelsgeschlechter des Horasreichs – weil es erst nach dem horasischen Thronfolgekrieg zu Grafen aufstieg, aber auch weil es seine Stammtafel sicher nur bis in die Zeit der Kusliker Herzöge, in die Rohalszeit nämlich zurückführen kann. Sein namensgebender Stammsitz, der Marktort Harderin, wurde zu dieser Zeit angeblich auf den Ruinen einer bosparanischen Siedlung gegründet, von deren Namen er sich wiederum ableitet: Yrides. Dass das Haus selbst sich ebenfalls auf bosparanische Vorfahren beruft, und hierfür gerne auf die ältere Siedlung verweist, gilt unter Historikern und Ahnenforschern als wenig glaubhaft.
Tatsächlich weisen die Ortschaft und das Haus Harderin zwei grundverschiedene Wappen auf, die dem eigenen Anspruch der Grafendynastie im Weg stehen: Der Marktort führt den alten yridischen Adler in Schwarz auf goldenem Grund, das Haus aber auf Rot zu Gold gespaltenem Schild zwei zueinander aufgerichtete Hasen in vertauschten Farben. Diese erlangten gleichwohl als redendes Wappen des Hauses unter Heraldikern Bekanntheit. Die „hadernden Hasen der Harderins“ sind auch deshalb zu einem geflügelten Wort geworden, weil die Harderins oft kaum einem Hader aus dem Weg gehen. Arela Weißblatt, die langjährige Gesandte des Mittelreichs in Vinsalt, bezeichnete sie einst als „Streitzigs vom unteren Yaquir.“
Besonders zum Haus Westfar, aber auch den Carsons aus Gilforn bestehen traditionelle Rivalitäten und Feindschaften, während auf der anderen Seite viele alte Galahanisten historische Verbündete der Harderins (gewesen) sind. Die eigenen verwandtschaftlichen Beziehungen zum ehemaligen Kusliker Fürstenhaus waren so eng, dass die Harderins zeitweilig kaum mehr als eigene Familie angesehen wurden. Kusmarion von Harderin zählte nach dem Blutkonvent 1019 BF zu den hingerichteten Hochverrätern an der Krone. Dass sein Sohn Aurention (d.Ä.) 1030 BF von Comto Protector Ralman von Firdayon-Bethana zum Grafen erhoben wurde, überraschte daher viele. Gerüchte über einen schwerwiegenden Verrat Aurentions an den übrigen Galahanisten im Zuge des ‘Unternehmen Weinlese’ 1028 BF versuchen hierfür eine Erklärung zu finden. Tatsächlich begünstigte der Fall Ulim Marcieros, des letzten regulär gewählten Landherrn der Domäne Clameth, seines Vetters, Aurentions Aufstieg an die Hausspitze. Seither bemüht er sich vor allem um neue Bündnisse mit Parteiungen außerhalb der alten Galahanisten-Riege. Die Vermählung seines Sohns Argelion mit Iridia von Tomrath näherte die Harderins dem Kriegeradel Arivors – ausgenommen die Westfars – an. Durch seine eigene, verstorbene Gemahlin ist er noch mit den Salicum-Selzins verschwägert, dem ehemaligen Comto Schatzkanzler Tarin Salquirio vor allem, und dessen Großneffen Thalion, der als Baron von Salicum zugleich sein Vasall ist.
Sorgenfalten treiben dem Grafen das oft allzu leichtlebige Verhalten seiner Ältesten, Rondravia, und die Kränklichkeit des jüngsten Sohns Aurention (d.J.) auf die Stirn. Rondravia, längst Titularbaronin von Fulni, ist trotz fortgeschrittenen Alters noch unvermählt – weil der Graf bislang keinen standesgemäßen Gemahl gefunden hat, wie es heißt, aber wohl auch, weil sie selbst ihre Ungebundenheit zu sehr genießt. Dass sie seit einigen Monden den Kusliker Bällen fernbleibt, schieben manche einem wachsenden Verantwortungsbewusstsein zu, andere hingegen einer heimlichen Schwangerschaft. Der als Nachzügler geborene (jüngere) Aurention weilt seit Jahren am abgeschotteten Hof des Horas, wo er den kaiserlichen Ärzten mehr Beschäftigung verschafft, als diesen lieb sein kann.
- Besitzungen des Hauses
Die Grafschaft Harderin ist die wichtigste Domäne des Hauses, auch wenn sie nur einen wenige Meilen breiten Streifen Land von Harderin im Norden bis nach Salicum im Süden umfasst. Die meisten Güter besitzt das Grafenhaus um die alte Stammfeste Harderin selbst, sowie von dort den Yaquir entlang bis Fulni, das (nur) formell ein eigener Baronssitz ist. Als Residenz dient der Familie gleichwohl das repräsentative Schilfgrasschloss an der Flussmündung bei Rigalento.
Die Stadt Rigalento ist ebenso Teil der Grafschaft, wird aber vom Patriziat der unmittelbar benachbarten Metropole Kuslik dominiert. Das königstreue Haus Torrem wurde hier nach dem Blutkonvent 1019 BF einst als Stadtherrengeschlecht eingesetzt, veräußerte seine Rechte später jedoch an die Calvens aus Shenilo, die sie wiederum an die Kusliker verpfänden mussten. Dass die Harderins dieses Privilegiengeflecht am liebsten auflösen würden, um selbst eine direktere Herrschaft über ‘ihre Residenzstadt’ auszuüben, ist ein offenes Geheimnis. Bislang mangelte es dazu aber an der geeigneten Gelegenheit.
Salicum im Süden ist das Stammgut des Hauses Salicum-Selzin und seit dem Ende des Thronfolgekriegs eine eigene Baronie. Der Einfluss der Harderins beschränkt sich hier weitgehend auf die hochadligen Privilegien, die ihnen als Lehnsherren zustehen. Da Baron Thalion selbst weitläufig verschwägert ist, blieben Versuche, dies zu ändern, bislang aus.
Ein ständiger Streitgegenstand ist hingegen der Grenzverlauf zu den Carson-Besitzungen und der Baronie Gilforn im Norden. Der Zwist zwischen beiden Familien rührt noch aus der Zeit der Domäne Clameth her, als man sich regelmäßig auch um das (nichterbliche) Amt des Valvassors der Domäne stritt.
Am umkämpftesten war in den letzten Jahren – im Zuge des Terubiser Baronsstreits – die Ausdehnung der Grafschaft nach Osten, wo vorübergehend sogar der Stammsitz der verfeindeten Westfars unter die Herrschaft der Harderins zu fallen drohte (bzw. versprach). Das südliche Vitellozzo untersteht als Gutsbezirk der Harderins außerhalb der eigentlichen Grafschaft heute Comto Argelion, der auch im Regentschaftsrat um den minderjährigen Baron von Terubis eine Schlüsselposition innehat.
