Briefspiel:Die Seemannsbraut - 12. Phex 1037 BF - Leinen los (2)

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Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: 12. bis 15. Phex 1037 BF Schauplatz: Efferdas und das Meer der Sieben Winde Entstehungszeitraum: Ende 2014 bis Juli 2016
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Dajin, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen/Neli, Familie Kanbassa.png Kanbassa, Haus ya Papilio klein.png GrK, Familie di Monte Fuori.png X-toph, Haus ya Pirras.png Elanor, Familie Trenti.png Trenti Haus di Onerdi.png di Onerdi
Zyklus: Übersicht · Bewerberschreiben · Ankunft in Efferdas · 12. Phex 1037 BF - Leinen los · 12. Phex 1037 BF - Leinen los (2) · Die Seemannsbraut - 12. Phex 1037 BF - An anderen Ufern · Phexisches Belhanka · Nachts auf den Zimmern · Auf nach Karsina · Von Marlinen und Lilien · Im Schatten Thuans


Hier geht es um die Abfahrt der Verführerin der Rosen, rund um die Brautschau des Croënar di Camaro. Es gehört zum Briefspielprojekt Die Seemannsbraut.

Es geht an Bord

Die fünf Damen folgten dem Diener an den Kai, wo zum erkennbaren oder insgeheimen Entsetzen der Bräute die Verführerin der Rosen schon abgelegt hatte und etwa 100 Schritt entfernt in der Bucht ankerte, knapp vor den Mauern von Efferdossa und der Küstenfestung. Schnell wurde den Damen aber gewahr, dass es hier sich nicht etwa um einen schlechten Scherz handelte: Der Diener deutete auf vier kleine Ruderbote. Zweisitzer. "Dies ist ebenfalls Tradition bei einer Efferdischen Brautschau, wurde mir gesagt...", gab der Bote kund und deutete auf die Nussschalen: "In jedem Boot können zwei Personen Platz nehmen." Ein Blick zeigte den fünfen, dass drei Personen von diesem Angebot bereits Gebrauch genommen hatten. In jeweils einem Boot saßen Isaura di Camaro, Alrik Binder und Migaele di Onerdi. Ein Boot war noch komplett frei. In jedem Boot waren auch zwei Ruder, welche hochkant an einer Halterung befestigt waren. "Sucht Euch einen Platz aus. Ich wünsche den Damen dann eine angenehme Fahrt und viel Glück. Herr Croënar ist so ein toller Mensch...", gab der Bote noch von sich und verschwand dann in Richtung Stadt.

Cassiopeias Gedanken und Wahl

Vollkommen aufgelöst stand Cassiopeia da. Was hatte sie falsch gemacht? Hilfesuchend blickte sie zu ihrer Tante hinüber, doch diese schüttelte nur enttäuscht den Kopf.

Trotzig hob Cassiopeia den Kopf: Pah! Sollen sie doch! Sie hatte halt keine Ahnung von Blumen, und? Wenn das der einzige Weg in Croënars Herz sein sollte, war er ein armer Tropf. Und überhaupt: wichtig war ja, das sie ihrer Tante das Signal gegeben hatte, die Familiengeschäfte nicht übernehmen zu wollen. Das durfte einem schon mal einen Patzer wert sein, oder? Und vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren...

Im Pavillion hielt sie sich abseits und hing so ihren Gedanken nach, zwischen wütendem Trotz, völliger Verzweiflung und vorsichtigem Optimismus. Die köstlichen Speisen würdigte sie keinen Blickes. Als es zu den Booten ging, steuerte sie Zielsicher Alrik Binder an... Zum einen war sie ein Fan, war sie doch mit dem Delphinocco aufgewachsen, und zum zweiten schien er der Verständnisvollste für Ihre Entscheidung zu sein. Vielleicht konnte er ihr ihren Fehler erklären?

Zögerlich

Dass die Herausforderungen so schnell aufeinander folgen würden, hätte Mirinia nicht erwartet. Sie schaute zu dem großen Schiff, das nun ein ganzes Stück von ihnen entfernt in der Bucht lag. Die kleinen Ruderboote sahen nicht sehr vertrauenserweckend aus. Hundert Meter rudern, das sollte also die Efferd-Prüfung darstellen? Nun, sie hatte schon einmal in einem Ruderboot gesessen, aber das war Jahre her, mit einem ihrer Brüder auf dem kleinen See in Bassalo, wo sie auch Schwimmen gelernt hatte. Nicht zu vergleichen mit diese Bucht, vor allem bei diesem Wetter! Wenn sie sich zu einem der Männer setzen würde, würde sie sicher gut ankommen, das wäre die einfache Wahl, aber darum ging es hier nicht. Aber was war mit den beiden in dem letzten Schiff? Wie sollten zum Beispiel die zarte und jetzt erst recht verunsicherte Cassiopeia mit der aufgetakelten Terantina sicher bis zu dem Schiff kommen? Obwohl, die beiden stammten schließlich aus Efferdas, sie hatten vielleicht eine Grundausbildung in der Seefahrt? Nun wie auch immer, sie musste sich für einen Weg entscheiden. Mirinia drückte die Schultern durch, drehte sich zu Daria di Monte Fuori um und fragte mit leiser Stimme: „Liebe Daria, könnt ihr vielleicht rudern? Wir könnten uns zusammen dieser Prüfung stellen, was meint Ihr?“ Und Sie deutete auf das letzte Boot, in dem noch beide Plätze frei waren.

Daria war immer noch halb damit beschäftigt gewesen in ihrem Kopf zu sortieren, was bei der letzten Prüfung passiert war. Erst Mirinias Frage holte sie wieder vollends ins Hier und Jetzt zurück. Richtig, es galt auf die Verführerin der Rosen zu gelangen. Wurde hier wirklich die Seetüchtigkeit der Kandidatinnen getestet oder war es nicht doch ihr Mut, der auf die Probe gestellt werden sollte? Vielleicht ging es auch viel mehr darum in Erfahrung zu bringen, welche der Damen bereit war, ein Stück ihrer Freiheit aufzugeben und sich fremder Obhut zu unterstellen, quasi ein Symbol dessen, was letztendlich eine Ehe ausmachte? Unfug, das war nun wirklich zu weit hergeholt... und überhaupt, warum machte

sie sich überhaupt so viele Gedanken darüber? Energisch wischte sich Daria eine besonders durchnässte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Zugegeben, Rudern gehört nicht wirklich zu meinen Paradedisziplinen, aber es wäre mir eine Ehre, mit euch an meiner Seite unterzugehen liebe Mirinia, sollte das der Wille des Herren Efferd sein!“ Sagte sie mit gespielt ernster Miene.

Bei Darias Antwort musste Mirinia fast lachen, beherrschte sich jedoch, da es doch schnell hätte hysterisch wirken können. „Nun, wir hoffen auf seine Gnade und geben uns in seine Hand!“, sagte sie mit fester Stimme und mehr Entschlossenheit als sie tief in sich verspürte. Ihre Wahl einer Partnerin war auf Daria gefallen, da diese ebenfalls körperlich ausdauernd wirkte und wohl nicht vor Leibesertüchtigung zurückschreckte. ‚So schwer kann das ja nicht sein, sonst würden sie uns einer gar zu großen Gefahr aussetzen.’, versuchte sie sich Mut zuzureden. ‚Efferd und Rondra, steht uns bei!’ Nach diesem Stoßgebet schritt sie auf das Boot zu und hielt es fest, damit Daria sich hineinsetzen konnte. Danach kletterte sie ebenfalls in das kleine Gefährt und blickte gespannt zu den Juroren und anderen Damen. Es würde sicher ein Startsignal geben, wenn alle ihre Plätze eingenommen hatten. Sie nutze die Zeit bis dahin um sich schon mal mit Daria zu beraten. „Ich denke das Wichtigste wird sein, dass wir im gleichen Takt rudern, sonst werden wir uns nicht zielgerichtet fortbewegen können. Vielleicht sollte einer den Takt vorgeben?“ Sie versuchte sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und wartete auf ein Signal von den Juroren.

Forsch

Terantina wog einen Augenblick ab. Das freie Boot und um einen kräftigen Ruderer werben? Unter ihrer Würde. Nochmals alles über die vier Renze in einem Spiel anhören? Unsäglich. Sich der Gefahr eines Giftmordes aussetzen? Besser nicht. Bliebe also der Signor di Onerdi - zumindest annähernd standesgemäß.Sie löste ihren Mantel und warf ihn und unschuldigen Blick Migaele di Onerdi zu. "Mögt Ihr so galant sein und mir Eure Hand reichen, verehrtester Signor? Und greift ruhig recht beherzt zu, Tantchen würde weder Euch noch mir jemals verzeihen, würde dieses wunderschöne Kleid über Gebühr mit efferdischem Hafenwasser in Berührung kommen."

Überlegt

Corrada ya Papilio schien keine Eile zu haben, „ihr“ Boot zu wählen. Sie ließ den anderen vier den Vortritt. Dann war nur noch der Platz Isaura di Camaro gegenüber unbesetzt, die die junge Frau mit undeutbarem Gesichtsausdruck anblickte.

Corrada zog die linke Augenbraue empor, ebenso den linken Mundwinkel zu einem halben Lächeln: „Croenar würde nicht wollen, dass seine geliebte Frau Mutter und seine künftige Gemahlin unter ihrem Stand die Riemen ergriffen und womöglich im schmutzigen Hafenwasser kenterten“, stellte sie schlicht fest und drehte sich für ihre Figur überraschend flink um.
Sie schritt ohne Hast auf ein Grüppchen Seeleute zu, das in der Nähe auf Kisten saß und Maulaffen feil hielt. Erst feixten die groben Gesellen, dann richtete die kleine, kaum erwachsene Frau in der dunklen Kleidung einige Worte an den breitschultrigsten der Männer. Was sie sagte, war aus der Entfernung nicht zu verstehen, wohl aber zu erkennen, wie sein herablassendes Grinsen gefror, sein Gesicht einen verunsicherten Ausdruck annahm und sein Blick mehrfach zum Boot wanderte, in dem Isaura noch immer alleine saß.

Der Mann stand auf, nahm seine Mütze in die Hände und verbeugte sich untertänig vor der jungen Papilio, die er leicht um zwei Köpfe überragte. Sie gab ihm etwas, schrieb in ihr schwarzes Büchlein und kam dann zurück zum Boot, den Matrosen hinter sich, der mit hängenden Schultern folgte und dabei nervös seine Mütze in den Händen walkte.
„Signora Isaura“, sagte Rahjada, „Meister Tassilo sagt, er sei ein erfahrener Ruderer. Er wird Euch sicher zur „Verführerin“ übersetzen, ohne Euch mit Worten zu langweilen. Anschließend wird er auch mich holen.“ Tassilo verbeugte sich tief vor Esquiria di Camaro, stieg ins Boot und band es los. Dann legte er die Riemen in die Dollen und steuerte mit kräftigen Zügen die Karavelle an. Isaura, die mit dem Rücken zum Kai saß, bemerkte, dass sein Blick immer wieder an ihr vorbei zum Ufer wanderte, wo Corrada geduldig darauf wartete, dass er auch sie abholen werde.

Rudert!

Das Gesicht des besten Delphinisti aller Zeiten hellte sich auf, als Cassiopeia ohne zu zögern als erste gleich sein Boot betritt. „Willkommen auf der 4 Renze in einem Spiel“ scherzte Binder und machte sich bereits an die Riemen. Cassiopeia lächelte sanft, doch man konnte ihr anmerken, dass die Geschichte mit dem Glücksbringer immer noch an ihr nagte. Alrik Binder gab sich gewohnt empathisch und fing gleich mit einem Gespräch über den letzten Alrik-Binder-Pokal an. Die junge Dame aus dem Hause Trenti versuchte so gut es ging zu schauspielern, dass sie auch in Gedanken der Geschichte Binders folgen wollte. Dennoch nutzte sie eine kurze Pause Alriks, um das Gespräch an sich zu reißen. „Verzeiht, Herr Binder, darf ich diese idyllische Fahrt kurz mit einer Frage behelligen, die mir auf der Seele liegt...“

„Aber natürlich, Schätzchen. Du willst sicher wissen, was man tun muss, um so ein guter Delphinoccospieler zu werden. Nun, als erstes braucht man den Segen des Zwölfgöttlichen Talentes, so wie ich...“ „Nein nein nein... auch wenn mich das genauso brennend interessiert... aber ich bin in Gedanken immernoch bei diesem Glücksbringer. Ich habe so das Gefühl, als wäre die Orchidee nicht bei jedem gut angekommen. Ich verstehe nicht so ganz warum, sie ist doch so eine schöne und anmutige Pflanze?“

Alrik lachte kurz auf. „Ha. Tja, Mädchen, die Orchidee ist tückisch. Im Flor Falar heißt sie so viel wie „Du bist mir zu verspielt.“ Das hat der ein oder andere sicher als Kritik an dieser Veranstaltung werten können. Denn auch das ist ja ein Spiel. Und den Gastgebern zu sagen, dass du mit der Art der Wahl nichts anfangen kannst, war vielleicht ein wenig zu direkt...“

„Zu direkt? Ich habe eine Blume von einem Tisch aufgehoben.“

„Als Glücksbringer...“

„Und glaubt mir, Herr Binder, ich wollte auch ganz sicher niemanden brüskieren. Ich hab mich da einfach vertan...“ Cassiopeias war sichtlich gefrustet. Und das merkte dieses Mal sogar Binder.

„Ach Kindchen, mach dir da mal keinen Kopf. Ich habe mir schon gedacht, dass du das Flor Falar einfach nicht so gut kennst. Es hätte schlimmer kommen können. Die gelbe Rose zum Beispiel... schenke ich meiner Frau häufiger... die wäre hier überhaupt nicht gut angekommen. Noch ist das Spiel nicht abgepfiffen, du kannst noch genügend Fische in die Renze schleudern und auch die anderen Bräute werden garantiert auch noch vom Wühler getunkt.“

Nicht nur Binders vollendete Delphinocco-Jargon munterte Cassiopeia auf. Ihrem Gesicht entsprang wieder ein Lächeln. „Wir können ja mal versuchen, ob wir als erste an der Verführerin ankommen, dann ist das mit der Orchidee sicher schon wieder gut gemacht. Wollt ihr mal das mit dem Rundern versuchen?“

Die Efferdierin zuckte mit den Schultern. Es war schon eine Weile her, dass sie zuletzt in einem Ruderboot hand an die Riemen legte, doch es war ihr natürlich nicht komplett fremd. „Warum nicht... „ sie stockte kurz. „Moment... ist das wieder eine Prüfung?“ „Die liegt schon hinter dir, Kleines. Du bist nicht in das freie Boot gestiegen, als noch Plätze bei den Juroren zu haben war.“ zwinkerte er und blickte kurz auf das Boot von Mirinia und Daria. Ein Funken Energie erfuhr auch Cassiopeia und schnappte sich die Ruder. (Probe knapp Misslungen) Ein Ruck ging durch das Boot und bremste.

„Andersrum“ hüstelte Binder kurz.

„Ups...“ bemerkte Cassiopeia verlegen und ruderte nun mit dem Strom. Das Boot nahm kaum Fahrt auf, sodass nach kurzer Zeit Binder ein Einsehen hatte. „Lasst das doch lieber mal den Papa Alrik machen, euer Wohlgeboren. Das hier braucht eindeutig die kräftigen Ruderschläge eines Delphinocco-Gottes. Hab ich euch schon einmal erzählt, wie ich zweimal in Folge Torschützenkönig des Alrik-Binder-Pokals geworden bin?“

„Nein... erzählt doch... und lasst nichts aus.“ Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwähnen, als war Binder gerade recht froh, den Retter in der Not mimen zu dürfen.

Einige Schritt entfernt versuchten derweil Mirinia di Bassalo und Daria Eri di Monte Fuori ihr Boot in Bewegung zu setzen. Das letzte Mal, dass die beiden ruderten war wirklich lange her, schnell holte Sie die Erinnerung ein, dass so kleine Ruderboote meist nur zwei Paddel hatten. Da machte auch dieses kleine Boot keine Ausnahme. „Puh... nimmt jetzt jeder eines?“ fragte Daria vorsichtig an?

„Wir können es versuchen...“ gab sich Mirinia mutig. Nachdem mit vier kräftigen Schlägen sich das Boot einmal im Kreis gedreht hatte, ohne dabei auch nur einen Schritt voran zu kommen, entschieden sich die beiden für ein weiteres „Krisengespräch.“

„So funktioniert das schon mal nicht...“ stellte Daria lakonisch fest. Sie blickten auf das benachbarte Boot, wo zumindest Cassiopeia ähnliche Nöte zu haben schien. Aber es war dennoch inspirierend.

„Da rudert nur einer...“

„Wechseln wir uns dann einfach ab? Wir sollten schauen, dass wir schnell aufbrechen. Und zumindest Corrada scheint ja noch kein Interesse zu haben, vor uns an Bord zu kommen.“ Deutete Mirinia auf ihre Konkurrentin, die gerade weg vom Pier ging.

„In Ordnung... ich fange dann mal an.“ Schnappte sich Daria auch das zweite Ruder. (Probe deutlich misslungen).

Zwei Schläge lang setzte sich das Boot gekonnt in Bewegung... doch mit jedem weiteren Schlag kam die kleine Nussschale weniger voran.

„Uuuh... das geht ganz schön in die Arme...“ stellte die Unterfelserin fest und bald wurde die Geschichte zu einer wirklich schweißtreibenden Angelegenheit. Nach vielleicht 20 Schritt verlor sie zudem fast das Ruder. Auch Mirinias Blick war sehr besorgt. Sie hätte natürlich froh sein können, dass eine Konkurrentin gerade in efferdgefälligen Nöten ist, aber daran verlor sie keinen Gedanken, denn sie saßen ja in einem Boot. „Soll ich übernehmen?“

Daria versuchte noch einen erfolglosen Ehrenruderer, dann gab sie die Paddel weiter. Mirinias Erfolgsquote war aber ebenfalls bestenfalls als gruselig zu bezeichnen. (Probe ebenfalls deutlich misslungen). Sie tauchte die Rudern meist immer nur knapp über der Wasseroberfläche ins Wasser ein und konnte so kaum die nötige Kraft aufbringen, um das Boot wirklich weiter zu bringen. Zwar gelang es ihr, die Richtung zu halten, aber alles ging nur sehr sehr gemächlich voran.

„Geben wir uns damit zufrieden?“ fragte Mirinia schon etwas außer Atem. Daria sah, wie am Ufer ein Mann in das Boot von Isaura einstieg und schon in wenigen Schlägen an ihnen vorbei gezogen war.

Isaura wirkte... nun gut, wütend wirkte sie immer. Aber im Moment schien irgendetwas nicht nach Plan gelaufen zu sein. Meister Tassilo sah die ganze Fahrt über aus, als sei er eine der Bräute und gerade mitten in einer Prüfung. Hätte er nicht gerudert, er hätte wohl wie eine Maus vor der Schlange gewirkt. Doch in der Tat, er verstand sein Handwerk offensichtlich. In einem unfassbaren Tempo brachte er Isaura zur "Verführerin". Nicht einmal Binder konnte mit ihm mithalten. Die beiden folgenden Fahrten schienen deutlich gemütlicher von statten zu gehen. Wahrscheinlich die Erschöpfung. Im Hafen hatte Tassilo bereits jetzt den Ruf des mutigsten Totgeweih... Ruderers in ganz Efferdas gewonnen. Und so brachte er auch Corrada sicher hinüber zur "Verführerin". Stolz ging sie an Bord. Sie war sicher, dass dieser unkonventionelle Ansatz bei Isaura gut angekommen war, irgendwie spürte sie jetzt schon eine Art Verbindung. Und tatsächlich nahm sie Isaura kurz nach Ankunft an der Verführerin zur Seite.

„Corrada, darf ich euch auf ein Wort entführen?“

„Aber natürlich.“

Isaura setzte ein freundliches Gesicht auf, aber da war es wieder: Isauras freundlichem Gesicht fehlte es nicht nur an jeglicher Herzenswärme, es ließ Corrada beinahe frösteln. Irgendetwas lief gerade schief.

„Nun, Verehrteste, dann will ich Euch zunächst für Euren Verstand loben. Es war ja offensichtlich, dass man die Ruderqualitäten mit prüfenden Augen beobachten würde. Das war wirklich gut. Sehr gut mitgedacht...“

Corrada fing an breit zu lächeln.

„...wäre es um das Rudern gegangen, versteht sich.“

Corradas Lächeln gefror. Ein Zusatz, der so begann, wirkte wie ein aufziehendes Gewitter.

„Allerdings ging es uns nicht um das Rudern. Ich will offen sein, ich hatte mich auf ein schönes Gespräch mit einer der Brautwerberinnen gefreut, ganz gemütlich unter vier Augen. Ich wollte mir die Zeit nehmen, in die Seele meines Gegenübers zu blicken. Dass ich darum geprellt wurde, betrübt mich. Stattdessen sah ich in die Augen von Meister Tassillo, eines Menschen, der mich in diesem Moment nicht nur absolut nicht interessierte, der zudem Symbol dafür war, dass ihr mir nicht zutraut, ein Ruderboot zu steuern. Junge Dame, ich lebe nun schon seit vielen Jahrzehnten in einer Hafenstadt, ich hätte es schön gefunden, wenn man mir zugetraut hätte, ein Ruder zu bewegen. Und so klug ihr Euch gefühlt haben mögt, wirklich zu Ende gedacht habt Ihr nicht. Denn jetzt befindet sich Meister Tassilo auch noch an Bord eines Schiffes, auf das er nicht gehört. Wir allerdings benötigen noch das Ruderboot, mit dem er gekommen ist. Was machen wir also nun mit ihm? Über Bord werfen? Rudert jemand ihn an Land und dann zurück?“

Für einen kurzen Moment war Corrada sprachlos. Leider ein Tick zu lange, sodass Isaura noch einen weiteren Satz hinzufügen konnte. „Aber ich traue Euch zu, dass ihr dieses Problem zu lösen wisst. Nur, fürs nächste Mal wäre ich Euch sehr verbunden, wenn Ihr es auch den Juroren überlasst, worauf sie bei einer Prüfung zu achten haben und worauf nicht. Schließlich liegt auf ihren Worten ein gehöriges Stück Verantwortung, nicht wahr?“ Die immer noch bedrohlich lächelnde Frau ließ sie gar nicht antworten, sondern drehte sich zurück zur Gesellschaft. Mit einem „dann wollen wir doch einmal dafür sorgen, dass unseren Bräuten den vollen Luxus der Verführerin der Rosen zu kosten bekommen! Los! Erfrischungsgetränke!“, ließ sie Corrada einfach im abnehmenden Nieselregen alleine. Corradas Blick fiel auf Meister Tassilo, der irgendwie zufällig gerade dumm aus der Wäsche blickte.

Wären Blicke Giftdolche, so wäre Isaura augenblicklich unter Corradas Augen zu Boden gesunken, die der Bräutigammutter folgten. Die junge Papilio schalt sich, nicht schnell genug eine passende Erwiderung gefunden zu haben. Darin, jemanden herunterzuputzen, könnte sie von der Esquiria noch etwas lernen.
Immerhin: Die verwelkende Sumpfblüte schien der Meinung zu sein, dass es ihr, Corrada, um sie gegangen sei. Ein typischer Fehlschluss von Frauen, denen lüsterne Kerle zu oft gezeigt hatten, dass sie schön waren, und die immer davon ausgingen, alles drehe sich um sie.
Für Corrada zählte nur, dass sie keine Schwäche gezeigt und sich nicht mit ihrer völligen Unfähigkeit zum Gespött gemacht hatte, ein Boot zu bewegen. Wie konnte man das nur von ihr erwarten? Sie würde niemals dem Zerrbild entsprechen, dass Frauen ihrer Statur lustig sein müssten. Und falls Isaura noch immer mehr über sie wissen wollte, würde die Giftzunge schon noch die Gelegenheit dazu haben. Wichtig war letztlich nur eines: Croenar und seiner Mutter zu verdeutlichen, dass sie keine Dienerin sein wollte, sondern eine Herrin.
Was sie zu dem Seemann führte: „Meister Tassilo...“, wandte sie sich mit lächelndem Mund an jenen, „es scheint, als ob dieses Schiff nicht eines sondern vierer Beiboote bedürfe...“ Der Efferdier schluckte. „100 Schritt bis zum Ufer sind für einen guten Schwimmer keine Entfernung, vermute ich?“ Er nickte wortlos. „Gut. Zögert nicht, meinen Vetter Mesquino von mir zu grüßen, wenn Ihr bei ihm vorstellig werdet. Sobald Ihr wieder trocken seid...“
„Erfrischungsgetränke“, hatte Isaura gesagt, erinnerte sich Corrada, als sie sich mit beherrschter Miene umdrehte, um den versprochenen Luxus zu inspizieren. Das Platschen im Hafenbecken beachtete sie ebensowenig wie die teils ungläubigen Blicke jener, die die kleine Szene mitbekommen hatten. Egal was Vetter Horasio sagt – ihr war jetzt nach einem Perlwein mit Wermutlikör.

Zieleinlauf

Als Cassiopeia und Alrik die Verführerin erreichten, konnte sie bereits wieder laut über die Geschichten des Spielers lachen: „Haha, ja, das war fast genauso ein Unglücktreffer wie in unserem letzten Saisonspiel.“

„Ach ja richtig, die Trentis... Ein gutes Team, leider etwas Pech gehabt in der letzten... Oh! da sind wir ja schon.“

Behände klettern die beiden an Bord des Schiffes. Oben angekommen, ließ Cassiopeia ihren Blick erst über das Deck des Schiffes schweifen, um dann einen Blick zurück zu werfen: Isaura war bereits an Bord, doch es waren immer noch drei Boote im Wasser? Eines auf dem Weg zum Kai, mit einem einzelnen Hünen besetzt? Was war da geschehen? Sie hatte sich so sehr mit ihren Ruderversuchen und später in das Gespräch mit Herrn Binder vertieft, das sie nur wenig von dem mitbekommen hatte, was die anderen trieben. Offensichtlich waren sie als zweite an Bord

gelangt, wie Isauras Anwesenheit bewies. Das Mirinia und Daria nicht besser vom Fleck kamen als sie, heiterte sie zuerst etwas auf, doch dann begann sie sich Sorgen zu machen: nicht, das die beiden noch kenterten! Hoffentlich konnten sie in dem Falle gut schwimmen, oder sich wenigstens am Boot festhalten... Aber ihre Gastgeber würden bestimmt nicht zulassen, das Bewerberinnen zu Schaden kamen, und das beruhigte sie. Nur dieser Hühne da im Boot, der nun fast das Ufer erreicht hatte... Hatte die Signora di Camaro Corrada etwa nicht ins Boot gelassen? Das machte doch keinen Sinn... Da entdeckte sie Corrada am Kai, offensichtlich wartete sie auf den Ruderer. Auf diese Geschichte war sie gespannt...

Da sich die Signora aber gerade mit Alrik Binder unterhielt und sehr verstimmt wirke, wartete sie lieber ab und beobachtete weiter.

Schwimmen

Tovelo schaute dem letzten Boot nach. Da war sie vondannen seine Rahja. Wie sollte er an Bord gelangen? Sich einfach hinüber rudern lassen? Man würde ihn gar nicht an Bord lassen. Er war kein guter Schwimmer aber so weit sah es gar nicht aus und sein Gewand war ohnehin schon vom Regen durchweicht. (...) War er dem Schiff eigentlich schon näher gekommen? Er hatte natürlich nicht den direkten Weg gewählt, um einer Entdeckung zu entgehen. Er blickte über seine Schulter. Eine Unvorsichtigkeit, die er mit einem erneuten Schluck efferdischen Hafenwassers bezahlte, ihm jedoch die

Erkenntnis einbrachte das das rettende Ufer noch weiter entfernt war als das Schiff. Fuhr es etwas schon? Nein die Ankerkette war noch ausgebracht. An dieser beabsichtigte er hinaufzuklettern, sobald er sie erreicht hätte. Wenn er sie denn jemals erreichen würde. Seine Glieder wurden zunehmend schwerer, die Menge des geschluckten Wasser ließ ihn übel werden, seine vollgesogenes Gewand zog ihn nach unten. "Oh Rahja", betete er, "lass es nicht zu, dass dein ergebener Jünger nun ausgerechnet als Futter für Efferds Kreaturen endet!"

Tackle

Nach einigen frustranen Bemühungen und weiteren Studien der anderen Ruderer hatten sie den Dreh raus. Sie kamen zwar nur langsam voran, aber zumindest drehte sich das Boot nicht mehr im Kreis. Als sie endlich einen Takt für die Ruderschläge gefunden hatten, stimmte Mirinia leise ein altes Lied an, das darauf passte. Es war aus der Praiostags Schule und offenbar hatte Daria es auch gelernt, da sie bald mit einstimmte.

„Ich fürchte wir werden als letzte das Schiff erreichen, Daria, aber zumindest haben wir es aus eigener Kraft geschafft!“, keuchte Mirinia als sie nicht mehr weit von der Verführerin der Rosen entfernt waren. Die körperliche Anstrengung war größer als sie gedacht hätte, aber es hätte auch etwas erstaunlich befreiendes, so kurz über der Wasseroberfläche durch das Meer zu pflügen. Endlich angekommen wurden sie noch einmal von einer Welle getroffen, die das kleine Boot gefährlich zum schwanken brachte, als sie es gerade an dem großen Schiff befestigen wollten und ihre Kleider weiter durchnässte. So kletterten die beiden Damen tropfend die Leiter hoch. Mirinia klebten einige Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, im Gesicht und sie atmete schwer von der Anstrengung. Kurz nach ihrer Ankunft wurde ihre Freude über die bewältigte Seestrecke etwas abgedämpft, als sie erfuhr dass ihre frühe Wahl für das freie Schiff den Juroren wohl nicht gefallen hatte, da diese es so interpretierten, als würde sie sich keinem privaten Gespräch mit einem von Ihnen aussetzen wollen. Damit hatte sie nicht gerechnet und ihr Vater war nicht begeistert. „Das hättest du wirklich klüger anstellen können, Kind! Und wie du jetzt aussiehst, ganz rot im Gesicht“ brummt Bosper di Bassalo leise, damit bloß sonst niemand die Kritik an seiner Tochter hören konnte. „Ich hätte wohl kaum einen besseren Eindruck gemacht, wenn ich die werte Signora di Camaro mit meinen Ruderkünsten beglückt hätte." erwiderte Mirinia. "Es wird sich noch Gelegenheit bieten zu zeigen, dass ich keine Angst vor ihnen habe." Sie küsste ihren strengen Vater sanft auf die Wange und wollte sich auf die Suche nach ihrer Kajüte machen, um wieder etwas Ordnung in ihre Erscheinung zu bringen. Das Herz schlug ihr noch bis zum Hals und sie war unaufmerksam, so dass sie beinah mit einem jungen Mann zusammenstieß, als sie sich von ihrem Vater abwandte. Es war Croënar. Ob er ihre Worte gehört hatte?

"Huch" lachte Croënar ob des Beinahe-Remplers. Er stand schon etwas länger an dieser Stelle neben den Bassalos und hatte so in der Tat das Gespräch der beiden mitbekommen. "Den Bräutigam von Bord zu rempeln wäre wohl nicht wirklich die Gelegenheit, auf die ihr gewartet hättet." lächelte er. Doch so versöhnlich sein Lächeln auch sein sollte, Mirinia war es unangenehm, dass ihre Kampfansage doch so deutlich zu hören war. Und dann auch noch ihren Vielleicht-zukünftigen anzurempeln machte es wirklich nicht besser. Doch Croënar wirkte entspannt. Schnell griff er zu einer Pferdedecke in seiner Reichweite und legte diese Mirinia um die Schultern und sah ihr ins Gesicht. "Macht euch mal keine Sorgen, die Juroren werden sicher nicht eure Paddelqualitäten zum Maßstab gemacht haben. Diese Prüfung war wahrscheinlich in dem Moment beendet, wo das Boot betreten war. Und alles, was jetzt wichtig ist, ist, dass ihr schnell wieder trocken werdet. Es soll sich doch niemand erkälten." Das Platzen des knapp neben ihm ins Wasser gesprungenen Tassilos lies ihn kalt.

Das erste, was Daria sah, als sie nach Mirinia das Deck der Verführerin der Rosen erklomm, war ihr Bruder, der eine gewisse Belustigung, ob ihrer alles andere, als triumphalen Ankunft an Bord, unter seinem bemüht strengen Blick nicht zu verbergen vermochte. „Es freut mich zu sehen, dass du dir scheinbar doch noch einen Funken Humor über deine schwere Bürde, die einzige Hoffnung unserer Familie zu sein, bewahrt hast.“ Sagte sie in leicht genervtem Tonfall, während sie vor ihm stehend äußerst undamenhaft begann, Haare und Kleid auszuwringen. „Weißt du Schwesterchen, ich hoffe einfach, dass dir das eine Lektion in Sachen Demut war.“ Entgegnete Santino mit einer woher auch immer neugewonnenen Gelassenheit, legte ihr eine Decke um und schob sie in Richtung der Kabinen.

Tovelos Kraft sank zusehends. Immer öfter wurde es zur Kraftanstrengung für ihn, sich über Wasser zu halten. Doch was war das? Offensichtlich hatte ihn jemand vom Boot aus entdeckt und war ins Wasser gesprungen! Rettung! Der Mann kam schnell auf ihn zu. "Oh bei allen Göttern, Efferd voran, ich danke dir für dein Erbarben..." fuhr es Tovelo durch den Kopf. Als der Mann ihn erreicht hatte, grüßte dieser freundlich mit einem "Efferd mit euch" und schwamm an ihm vorbei weiter. Mit schreckgeweiteten Augen blickte er Tassilo nach. Was... war da gerade geschehen? Erneut schluckte er das Hafenwasser und diesesmal fand er nicht mehr die Kraft und sank langsam im Wasser nach unten. Gerade hatte er seinen letzten Gedanken gedacht - ein einsames "Terrantina, verzeih mir."... da packte ihn auf einmal ein Arm wieder nach oben. Hastig schnappte er nach Atemluft. Tassilo war unter ihn geschwommen, hatte ihn mit einem Arm in eine art Schwitzkasten genommen und schwomm mit der anderen richtung nächstem Festland. Tatsächlich kamen die beiden bald an einigen Felsen an. "Danke... Danke... du hast mir das Leben gerettet..." "Keine Ursache. Tassilo Buchenen stets zu diensten!" nickte dieser ihm zu und sprang wieder ins Wasser, um weiter zum Hafen zu schwimmen. Tovelos sah sich um. Wo war er hier? Wie kam er nun nach... oh nein... diese Mauern hinter ihm... das war.... Efferdossa... jetzt würde er sich etwas einfallen lassen müssen, denn schon vernahm er eine Stimme, die deutlich "Hey, ist da einer ausgebüchst" zu jemand anderem sprach...


‚Aufmerksamer als ich gedacht hätte.’ Mirinia sah den jungen Mann an, der als Preis dieser ganzen Veranstaltung auf eine der fünf Damen wartete. Ob für ihn die Situation so seltsam war wie für sie? Schließlich blieb ihm genauso wenig eine Wahl. Sie deutete ein Nicken an. „Habt Dank, Signore Croënar!“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln. „Ich hoffe doch, dass ihr mir keine böse Absicht unterstellt. Ich muss mich wohl erst an den schwankenden Boden gewöhnen.“ ‚Und daran, dass jeder meiner Schritte und jedes Wort genauestens bewertet wird.’ Das sagte sie jedoch nicht laut. Dann wandte sie sich ab und hielt einen Diener auf, der mit Erfrischungen an ihr vorbeilaufen wollte. „Könntet ihr mir wohl meine Kajüte zeigen?“