Briefspiel:Die Seemannsbraut - 12. Phex 1037 BF - An anderen Ufern

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Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: 12. bis 15. Phex 1037 BF Schauplatz: Efferdas und das Meer der Sieben Winde Entstehungszeitraum: Ende 2014 bis Juli 2016
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Dajin, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen/Neli, Familie Kanbassa.png Kanbassa, Haus ya Papilio klein.png GrK, Familie di Monte Fuori.png X-toph, Haus ya Pirras.png Elanor, Familie Trenti.png Trenti Haus di Onerdi.png di Onerdi
Zyklus: Übersicht · Bewerberschreiben · Ankunft in Efferdas · 12. Phex 1037 BF - Leinen los · 12. Phex 1037 BF - Leinen los (2) · Die Seemannsbraut - 12. Phex 1037 BF - An anderen Ufern · Phexisches Belhanka · Nachts auf den Zimmern · Auf nach Karsina · Von Marlinen und Lilien · Im Schatten Thuans

Hier geht es um die ersten Seemeilen der Verführerin der Rosen, rund um die Brautschau des Croënar di Camaro, im Rahmen des Briefspielprojekts Die Seemannsbraut.

An Bord

Inzwischen war etwas Zeit vergangen, sodass jeder die Zeit hatte, sich auf dem Schiff zu recht zu finden. Für einige stellte das Leben auf einem Vergnügungsschiff deutlich eine Umgewöhnung dar. Natürlich, gerade in Sachen Speis, Trank und Unterhaltung fehlte es den Gästen an nichts. Doch die Möglichkeit, einer Dutzendschaft an Sondergästen eine Unterkunft zu geben, die den Ansprüchen der Adeligen an Land genügen würde, dies konnte die Verführerin natürlich nicht erfüllen. Sie versuchte ihr bestes, im Aufbau am Heck des Schiffes waren in den wenigen Räumen, die es gab jeweils eine Schar an Trennwänden aufgestellt worden, dazwischen standen hübsch geschmückte Feldbetten und darüber eine quasi zweite Etage aus Hängematten. Viele Blumengestecke sorgten für einen guten Duft an Bord, doch nichts sollte über den Fakt hinweg trösten, dass es nur einen lauten Schnarcher bedurfte, um Nachts dem ganzen Idyll einen gehörigen Kratzer zu verpassen. Und auch die Enge ließ sich einfach nicht kaschieren, für einige Gäste in den Ecken war nicht einmal ein zusätzlicher Stuhl übrig geblieben. Esteban hatte allerdings längst die Plätze fest zugewiesen. Gerade die Brautwerberinnen wurden bewusst wieder im Block unter gebracht, nahe ihrer Familien. Die Juroren jedoch waren in einem anderen Raum unter gebracht, ebenso die Familie. Sie sollten wenigstens Nachts die Möglichkeit haben, ein wenig dem Beobachtungsdruck entfliehen zu können und sich ein wenig gehen zu lassen. Die unbeliebten stuhllosen Ecken übernahmen Efferdobal und seine Tochter Amaryll. Gerade Efferdobal war so bodenständig, dass er diesen Platz freiwillig übernahm und da seine recht klein geratene Tochter nicht so viel Platz im Bett verbrauchte, konnte diese überschüssiges Gepäck zu ihren Füßen deponieren.

Doch noch war ja nicht Schlafenszeit. Es war nicht einmal Mittag. Nachdem sich die Rudergesellschaft etwas frisch machen konnte, wurde es eher wieder feierlich. Rahjanessa Kanbassa begann mit einigen Musikstücken ein lockeres Unterhaltungsprogramm, dann meldete sich auch der Capitan Ignesco Cettini zu Wort und begrüßte die Anwesenden. Er gab ein wenig die Fahrtroute vor und erklärte, dass er davon ausgehe, heute Abend auch schon Belhanka zu erreichen. Er würde dafür auch extra nah an der Küste entlang fahren, damit man etwas zu sehen bekäme während der Fahrt. Zudem wäre im Hotel Imperial in Belhanka ein großer Bereich für die Feiergesellschaft organisiert. Auch ist in Belhanka ein längerer Aufenthalt geplant. Daher würde es erst am darauf folgenden Tag Richtung Übersee gehen, wenn die Küstenwege hinter sich gelassen würden und das offene Meer richtung Karsina angesteuert würde. Cettini gehe davon aus, dass zwei bis drei Tage an Bord ausreichen müssten, um auch Karsina zu erreichen. Am Hofe von Siona ash Manek, dem Castello Carsina würde dann die Entscheidung getroffen und die Verführerin der Rosen würde die letzte Fahrt machen, ausschließlich für die dann feststehende Braut und den Bräutigam. Diese Fahrt führe das Paar zur Herzinsel, auf dass die beiden sich dort dann noch etwas kennen lernen können.

Mittag

Kurze Zeit später wurde ein üppiges Mittagsmahl aufgetischt. Natürlich auch hier nicht ohne kurze Ansprache. Erneut war es Esteban, der sein Wort erhob.

„Ich will gar keine großen Worte machen, mir war nur danach, kurz mein Lob an die Teilnehmer auszusprechen. Sie werden es schon bemerkt haben, wir haben uns bisher einige kleine Frechheiten erlaubt, am Anfang sprachen wir von drei Prüfungen, inzwischen dürfte jedoch die Erkenntnis gereift sein, dass auch die Zeit zwischen den Prüfungen recht fordernd zu sein scheint. Dafür müssen wir uns natürlich entschuldigen, auch wenn wir natürlich nicht versprechen können, dass es damit nun aufhört. Dafür ist uns die Entscheidung dann doch zu wichtig.“ zwinkerte der „alte Zauderer“ in die Menge. „Doch damit man uns nicht als Lügner schelten muss, will ich noch einmal klar machen – es gibt diese drei großen Prüfungen noch. Sie werden von ihrer Bedeutung entsprechend höher gewertet als diese kleinen eingepackten Fallen wie eben. Und sie sind auch einer der Gründe, warum wir uns morgen einen Tag lang in Belhanka aufhalten werden. Dies wird nämlich die Phexensprüfung, jede Teilnehmerin darf ihr Handelsgeschick, ihre Phantasie und ihr waches Auge beweisen. Denn dann werden wir euch

„einkaufen schicken.“ Jeder erhält von uns ein gewisses Budget und darf den Tag damit verbringen, ein Geschenk zu besorgen, dass Einzigartig sein soll. Dass zweier liebenden würdig ist und gleichzeitig Ausdruck einer gewissen, persönlichen Klasse sein soll. Und da es eine Phexische Probe ist, gibt es für Rückgeld vielleicht noch einen kleinen persönlichen Bonus. Dies steht also für morgen an. Heute wollen wir uns erst einmal an den Wellengang gewöhnen, nicht jeder wird mit den Eigenarten einer Schifffahrt vertraut sein. Zumal es heute auch recht windig ist. Heute Abend zum Abendessen wird uns dann wieder Rahjanessa Kanbassa in die Welt der Lyrik einstimmen. Es gibt Gedichte über die See und die Wellen, einige Schlafgeschichten und natürlich auch ein Werk über die Kraft der Liebe.“ Estebans Blick traf die Brautbewerberinnen. „Vielleicht hat ja jemand noch Interesse, mit einem eigenen Gedicht in diesen poetischen Abend mit einzustimmen. Auch wenn eine Einfahrt in den Belhankaner Hafen bei Sonnenuntergang in Sachen Poesie kaum zu schlagen ist. Dies wird der Höhepunkt der heutigen Fahrt, das kann ich euch aus eigener Erfahrung garantieren.“

Derweil, im Kabelgatt

Er war durchnässt, fror, hatte keinen müden Kreuzer mehr in der Tasche und saß als blinder Passagier im Kabelgatt. Zwar war er hier hinter all den Tampen und Segeltüchern einigermaßen vor Entdeckung geschützt, wenn niemand auf die Idee käme, sich während der Fahrt Anker oder Galionsfigur einmal näher anschauen zu wollen, andererseits schützte ihn hier beinah nichts vor allem Unbill der See. Tovelo lachte kurz auf. Allmählich war er wohl tatsächlich ein halber Efferdier geworden… Total verrückt. Genauso verrückt wie der Festungskommandant von Efferdossa, dem er zunächst bei allen Zwölfen geschworen hatte, nicht von der Gefängnisinsel geflohen zu sein, was diesen wohl wenig interessiert hatte. Erst als er ihm die ganze Geschichte seines unglücklichen Sehnens nach seiner Rahja erzählt hatt, hatte der Kommandant ihn für eine langen Augenblick unverwandt angeschaut bis ein wahrer Sturzbach von Tränen aus seinen Augen gequollen war. Unter heftigem Schniefen hatte er Tovelo gestanden, dass 'unglückliche Liebesgeschichten ihn immer so rühren würden…' und seinen zwei Ruderern befohlen ihn wieder an Land zu bringen. Es hatte ihn seine gesamte ohnehin nicht übermäßig gefüllte Geldkatze gekostet diese Ruderer dazu zu bewegen, ihn doch noch zur Verführerin der Rosen zu bringen. Beim Hochklettern der Ankerkette hatte er sich sein Gewand endgültig ruiniert, aber das war nun wirklich nicht mehr wichtig.

Beinahe wäre er wie der Kommandant der Gefängnisfeste in Tränen ausgebrochen. Doch er hörte Schritte, die sich auf sein Versteck zu bewegten. Er hielt den Atem an. Eine Gestalt bewegte sich eilends dorthin, wo Tovelo sich an Bord gestohlen hatte, steckte seinen Kopf nach draußen und erbrach sich. Mehrfach. Gerade als Tovelo zu überlegen begann, ob der Mann hinreichend abgelenkt sei, dass er sich in seinem Rücken davonschleichen könnte, drehte sich dieser um. Tovelo erschrack. Der Mann -dieser Juror, der mit seiner Rahja angereist war- erschrack ebenfalls. Tovelo erkannte dies, weil der Hauch von grün im Gesicht des Mannes vollends der Blässe wich. „Bei Efferd, Phex und den anderen Zehn, Junge. Das muss jetzt aber unter uns bleiben.“ Tovelo war verwirrt.

„Ja Junge, ich bin Alrik Binder! Ich habe mal 4 Renze in einem Spiel gemacht. Was meinst du was passiert, wenn rauskommt, dass ich seekrank werde, wenn so ein blödes Schiff auch nur ein klein wenig schaukelt, hä? Ein efferdischer Held bin ich dann die längste Zeit gewesen. Das wär's dann gewesen mit nem neuen Kontrakt, zumal ich sowieso nicht mehr der jüngste bin. Aber zwei, drei Jahre brauch ich schon noch bis ich meine Phraisschafe im Trocknen habe.“ „Warum habt Ihr Euch denn überhaupt dieser Reise zugestimmt?“ wagte Tovelo einzuwenden. „Hörst Du mir denn überhaupt nicht zu? Ich habe noch keinen Vertrag für die nächste Saison. Da sollte sich mit den Sponsorii stellen… Aber was machst Du eigentlich hier, Junge?“

Tovelo atmete einmal tief durch, erinnerte sich an den Festungskommandanten und entschied sich die ganze Geschichte zu erzählen…

Alrik Binder starrte ihn erst fassungslos an und begann dann glucksend zu lachen, was sich als Fehler herausstellte, denn er musste erneut zum Bug stürzen, um 'Efferd Kreaturen zu füttern' -wie man so sagte. Nachdem Efferds Kreaturen genug bekommen hatten, wandte sich Binder grinsend zu ihm um: „Du möchtest dem Mädel also so richtig an die … na was auch immer… Ich kann dich gut verstehen, mein Junge. Schließlich bin ich selbst Wühler und gern da, wo es richtig zur Sache geht. Und bei ihr ist ja genug zum Rumwühlen dran.“ Das anzügliche Grinsen hätte Tovelo dem Kerl am liebsten aus dem Gesicht geprügelt, allerdings hatte dieser wesentlich breitere Schultern als er und es sah so aus, dass dieser Binder sein einziger Verbündeter an Bord dieses Schiffes werden könnte. „Also gut mein Junge, du hältst deinen Mund und ich will sehen, was ich für dich tun kann. Hand drauf!?“

Abend

Das Abendessen war, wie bislang alle Mahlzeiten, exquisit und ebenso waren es die Darbietungen der Rahjanessa, darin waren sich Daria und Santino einig. Gebannt lauschten sie den Gedichten und Geschichten und in den Pausen diskutierten sie angeregt über mögliche Einflüsse, besondere lyrische Kniffe und mehr dergleichen. Einige der anderen Anwesenden schienen sichtbar verdutzt über die plötzliche Eintracht zwischen den Geschwistern, war diese doch das genaue Gegenteil dessen, was beide im bisherigen Umgang miteinander an den Tag gelegt hatten. Die von beiden geteilte Begeisterung für die Poesie blieb somit den wenigsten Gästen verborgen und so kam es, dass, als die Rahjanessa verkündete, es wäre nun das Ende ihrer Vorstellung gekommen, mehr und mehr Stimmen laut wurden, die verkündeten, Daria, als Tochter einer Künstlerfamilie könne doch sicher etwas zur allgemeinen Erheiterung beitragen. Santino blickte Daria fast flehend an und da sie den Abend bislang sehr genossen hatte, beugte sie sich dem allgemeinen Wunsche. „Zunächst möchte ich der Domna Rahjanessa danken, dafür, dass sie diese Werke mit uns geteilt hat, mein Bruder und ich haben die Darbietung sehr genossen.“ Sagte sie und lächelte der Angesprochenen freundlich zu. „Dann möchte ich vorab gestehen, dass ich mehr Dramatikerin, als Poetin bin und nur selten einmal ein Gedicht verfasse. Das folgende ist die Einleitung zu dem Theaterstück, an welchem ich gerade arbeite und trägt deshalb keinen Titel.“ Santino schluckte kurz, dann fiel ihm ein, dass ja erst mit dem zweiten Akt des Stückes dessen politische Ausrichtung richtig deutlich wurde und entspannte sich wieder ein wenig. Daria Begann ihre Deklamation:

„Langsam weicht das Karmesin der Praiosscheibe
Einem matten Zwielichtgrün
Wenn dann im letzten Dämmerscheine
Leichte Abendwinde
Über endlos weite Wälder weh’n
Dringt selbst durch dichteste Geäste
Hin und wieder Madas Lichte
Weißer Schatten
Tropfenweise fällt‘s hinab
In die tiefen schwarzen Seen
Fängt sich konzentrisch
In den ungezählten Wellenkreisen
Die sich schier immerwährend flieh‘n
Bis dass sie sich am Ufer brechen
In der Finsternis der Nacht
Und all‘ die Wiesen
Weiden, Felder
Wiegen fast verschwiegen Flüsterlieder
Silbrig glänzt das Sternenfeuer

Auf den Halmen, Ähren, Stängeln, Blättern, Zweigen
Vor dem kosmosblauen Himmel
Treiben taubengraue Wolken
Wolkenschatten jagen Nebelschwaden
All‘ das was schläft, das träumt
Ein fernerer Gestade Leben
Doch was noch wach ist, kleidet sich in Schemen
Feiert, tanzt im wilden Feste
Verlebt rasant die sehnlichsten Gelüste
Und so neigt sich Stund‘ um Stunde
Das nocturne Firmament
Bis im Osten Dämmerlichte
Stern um Stern um Stern verschlingt
Mit dem ersten Sonnenstrahl verklingt
Der Gesang der Nachtigall
Von den nachtgewob’nen Nebeln
Bleibt einzig Glanz des Morgentaus“

Gespannt blickte Daria in die Runde, dies war das erste Mal, dass ein Teil ihres Stückes der Öffentlichkeit vorgetragen worden war.

„Bravo!“, rief nach einer kurzen, erstaunten Pause Horasio ya Papilio. „Ihr seid eine wahre Dichterin!“, war der junge Mann ehrlich begeistert. „Selbst auf den Bühnen Methumis' habe ich in meiner Studienzeit selten einen dichter gewobenen Prolog vernommen.“ Er kannte sich mit Theaterdichtung wohl aus, schien es Daria. Ungewöhnlich für einen Vertreter eines Hauses, das außerhalb Shenilos am ehesten für sorgfältige Schreiber und pflichtbewusste Verwalter bekannt war. Doch Horasio überraschte sie weiter, und ließ sie jäh erröten: „Ließe es der Platz zu – und der Anlass ...“, fuhr er mit bedauerndem Seitenblick auf Croenar fort, „so würde ich Euch meine innige Verehrung aussrpechen. Das...“, schloss er, hob den Weinkrug zum Prosit und warf Daria eine Kusshand zu, „muss für den Augenblick genügen.“
Wie versteinert saß seine Kusine neben ihm. 'Er hat recht', fuhr es Corrada durch den Kopf. 'Das war inhaltlich und formal schlicht schöne, düstere, romantische Prosa.' Und diese gefiel ihr. Sie hatte viel gelesen, aber wenig eigenes Talent. Wie sollte sie bei dieser unausgesprochenen Prüfung auch nur einen Hauch von Wohlgefallen hervorrufen? Sie würde einfach stumm bleiben, beschloss sie.