Briefspiel:Ritterturnier von Mortêc 1045 BF/Brautschau wider Willen: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Auch der Plan von [[Corvona di Bellafoldi]] und [[Orleane ya Pirras]] ging erst einmal auf. [[Eolan di Bellafoldi]] konnte durch gutes Zureden zum Besuch des Wettstreits überredet werden. Dort angekommen, erschien auch der geladene Gast in Gestalt der Baronessa [[Leonora Tribêc von Trebesco]] . <br> | ||
− | “Euer Hochgeboren, Hoher Herr, darf ich Euch meine Schwägerin vorstellen? Hesacynthia ya Pirras geborene di Côntris, die Frau meines Bruders Sarpedon ya Pirras. Ich denke wir haben für sie noch einen Platz in unserer Mitte.” Eolan räusperte sich. “Aber natürlich. So nehmt doch bitte Platz.” Er erhob sich um Hesacynthia die Möglichkeit zu geben sich zu setzen. Diese zeigte ein dankbares Lächeln und warf einen Blick in die Runde. Dabei schaute sie die Baronessa etwas länger an. Dies war also die Frau, der ihr Mann diese praiosgefälligen Psalmen geschickt hat. “Habt Dank und lasst Euch von mir nicht stören. Fahrt fort, worüber Ihr Euch auch immer unterhalten habt.” | + | Leonora trug eine elegante weiße Tunika mit dem Wappen ihres Hauses. Sie betrat den Platz des Bardenwettstreits. Ihr langes Haar war zu einem sorgfältigen Zopf gebunden, und ihre Augen strahlten Ruhe, aber auch etwas Unsicherheit aus |
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+ | Als sie ihren Platz einnahm, konnte sie einen freien Blick auf Bühne und Publikum genießen. Der Wettstreit hatte bereits begonnen, die Melodien der Barden erfüllten die Luft. Der Bereich war gut gewählt, und Leonora konnte sich in angenehmer Atmosphäre auf das Geschehen konzentrieren. <br> | ||
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+ | Eolan di Bellafoldi, zunächst durch seine Tjost-Niederlage etwas betrübt, wurde durch Orleanes geschicktes Zureden ermutigt, ein Gespräch zu führen. Die geladene Baronessa Leonora Tribêc von Trebesco war nun rechtzeitig erschienen und die geplante Begegnung nahm ihren Lauf. <br> | ||
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+ | Während Leonora und Eolan sich über den [[Stab-und-Schwert-Orden]] und die Situation in [[Baronie Tikalen|Tikalen]] unterhielten, fiel Orleane [[Hesacynthia di Côntris]] auf. Sie begab sich zu ihr, um sie einzuladen sich der Runde anzuschließen. | ||
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+ | Als Orleane sie erreicht hatte, nahm sie einfach neben ihr Platz. “Sei gegrüßt, Schwägerin. Ein sehr interessanter Auftritt der [[Bardenvereinigung Düsterwald]].” Hesacynthia blickte neben sich und lächelte. “Das stimmt. Ich kenne sie noch von einem Auftritt in [[Shenilo]] und war schon sehr gespannt auf ihre heutige Darbietung.” “Dann hoffe ich, dass sie Deine Erwartungen erfüllt haben. Leiste uns doch Gesellschaft. Wir sitzen in einer netten Runde beisammen.” Sie wartete Hesacynthias Antwort gar nicht erst ab, sondern ergriff ihre Hand und zog sie einfach mit sich. <br> | ||
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+ | Leonora, die von den Gesprächen auf der Bühne und dem Bardenwettstreit abgelenkt war, bemerkte, wie Orleane und Hesacynthia sich näherten. Die Baronessa stand auf, um die beiden Damen zu begrüßen. | ||
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+ | “Euer Hochgeboren, Hoher Herr, darf ich Euch meine Schwägerin vorstellen? Hesacynthia ya Pirras geborene di Côntris, die Frau meines Bruders [[Sarpedon ya Pirras]]. Ich denke wir haben für sie noch einen Platz in unserer Mitte.” | ||
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+ | "Seid gegrüßt, werte Dame, willkommen. Es ist mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen. Setzt Euch und genießt den Wettstreit der Barden. Wir haben einen angenehmen Abend vor uns." | ||
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+ | Eolan räusperte sich. “Aber natürlich. So nehmt doch bitte Platz.” Er erhob sich um Hesacynthia die Möglichkeit zu geben sich zu setzen. Diese zeigte ein dankbares Lächeln und warf einen Blick in die Runde. Dabei schaute sie die Baronessa etwas länger an. Dies war also die Frau, der ihr Mann diese praiosgefälligen Psalmen geschickt hat. “Habt Dank und lasst Euch von mir nicht stören. Fahrt fort, worüber Ihr Euch auch immer unterhalten habt.” <br> | ||
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+ | Leonora setzte sich wieder. Die Klänge der Barden umhüllten die Gruppe, als sich Leonora an sie wandte. | ||
+ | "Noch einmal vielen Dank für die Einladung. Lasst mich ein wenig von meiner Heimat erzählen. Tikalen, meine Zuhause, ist ein Ort voller Geschichte und Traditionen. Die Lande am Tikal sind waldreich, und die Menschen pflegen das einfache, ehrliche Leben. Die Flussufer der engen Täler, die sich unter Praios' strahlendem Licht offenbaren, sind von üppigem Grün durchzogen, und die dichten Wälder, die sich auf unserem Herrschaftsgebiet erstrecken, bergen noch manches Geheimnis. Hohe Berge ragen majestätisch empor wie Wächter, die über die Täler wachen. Ihre Gipfel werden von den ersten Sonnenstrahlen Praios' geküsst, während die Täler noch im morgendlichen Schatten ruhen. Die Sonnenuntergänge über dem Tikaltal sind sehr schön. Die Himmelsfarben spiegeln sich im Wasser der Seen. In solchen Momenten fühle ich die tiefe Verbindung mit der Gegend dort." | ||
+ | Ein sanftes Lächeln huschte über Leonoras Gesicht, als sie ihre Heimat beschrieb. "Die Burg in Trebesco, mein Heim, thront auf einem Hügel und bietet einen großartigen Blick über das Tikaltal und den Goldenen Steig. Es ist ein Ort der Zusammenkunft für die Menschen aus Tikalen, wo gekocht wird, Feste gefeiert und wichtige Angelegenheiten besprochen werden." <br> | ||
+ | Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr. "Meine vier Geschwister und ich sind dort aufgewachsen. Sie sind alle starke Persönlichkeiten. Jeder von ihnen ist auf seine Weise vom Leben in der Baronie geprägt. Obwohl die Aufgaben oft herausfordernd sind, verbindet uns die Liebe zu Tikalen." | ||
+ | Leonora lehnte sich leicht zurück, während die Klänge der Barden den Raum erfüllten, und ein Hauch von Wehmut umspielte ihre Augen. "Meine Eltern, Pulpio und Savinya, sind tapfere und praiosfürchtige Menschen. Mein Vater, Ritter, hat mich von Kindesbeinen an in den Tugenden des Götterfürsten unterwiesen. Seine Liebe zu Praios und die Pflicht gegenüber unserer Herrschaft sind für ihn untrennbar miteinander verbunden." | ||
+ | Ein sanftes Lächeln erschien auf Leonoras Lippen. "Meine Mutter, Savinya, Boron habe sie selig, agierte mehr als ruhige Kraft im Hintergrund. Ihre Weisheit und Güte haben nicht nur unsere Familie, sondern auch die Menschen des Dorfes geprägt. Sie hatte stets ein Rezept für jede Situation parat."<br> | ||
+ | Ihr Blick wanderte kurz in die Ferne, bevor sie wieder ihre Aufmerksamkeit auf die anderen richtete. "Aber seitdem Mama nicht mehr unter uns ist, sind die Zeiten nicht so ungetrübt. Papa ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Daher muss ich ihn jetzt oftmals vertreten. Aber die Tribêcs von Trebesco sind nicht so leicht zu erschüttern. Ich werde meine Pflicht erfüllen und unser Land schützen, so wie es die Vorfahren getan haben." | ||
+ | Leonora hob ihr Glas, das Licht funkelte in ihren blauen Augen. "Möge Praios über Tikalen wachen und diejenigen leiten, die sich der Gerechtigkeit und dem Wohl unseres Landes verschrieben haben. Und nun, erzählt mir von Eurer Heimat und Traditionen." <br> | ||
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+ | Orleane lächelte. “Ich beneide Euch Baronessa. Ihr habt einen Ort, den Ihr Heimat nennen könnt. Meine Heimat habe ich mit sechs Lenzen verloren. [[Belhanka]], die Stadt der Liebe, die mir ihr hässlichstes Gesicht gezeigt hat. Die Heimat meines Hauses. Für Jahrhunderte. Wir waren angesehen. Unser Glaube an den [[Praios|Götterfürsten]] war wohl bekannt. Wir stellten Richter, Geweihte, Ordenskrieger. Und dann kam der [[Horasischer Thronfolgekrieg|Thronfolgekrieg]]. Wir wurden aus unserem Palazzo gezerrt und mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt. Verbannt.” Ein Schatten schob sich über die sonst so lebensfrohe Miene der jungen Dame. Sie atmete einmal tief durch und schaute in betretene Gesichter. <br> | ||
+ | “Verzeiht, ich wollte die Stimmung nicht trüben.” Orleane nahm sich die Karaffe mit Wein, füllte ihren Becher und bot dann an bei den Gästen nachzuschenken. <br> | ||
+ | “Nun nennen wir das [[Noionitenspital von Corden]] unser zu Hause.” Dabei deutete sie auf Corvona. “Es liegt in den Sikramer Sümpfen umgeben von hohen Mauern, aber es ist ein Ort des Wirkens im Sinne der heiligen Noiona und des Glaubens an den [[Boron|Gebieter der Nacht]]. Der Ort [[Corden]] ist nicht mehr als ein größerer Marktplatz zwischen Belhanka und Toricum, also auch nicht der Erwähnung wert. Außerdem sind wir Sonderlinge aus dem Spital dort nicht gerne gesehen. Es ist alles ziemlich trist und bescheiden, daher genieße ich auch solche Momente wie diese hier und wartet…. “ Sie hielt kurz inne und [[Rondinella von Trebesco|Fugate Caril]] die Bühne betrat. “.... lasst uns der Darbietung auf der Bühne lauschen. Reden können wir gleich noch.” | ||
===Das Abschlussbankett=== | ===Das Abschlussbankett=== |
Aktuelle Version vom 5. März 2024, 21:24 Uhr
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Brautschau wider Willen
Autoren: Ya Pirras, Amarinto, Tribec
Eine kleine Reisekutsche aus Richtung Ruthor kommend rumpelte über den Karrenweg nach Mortêc. Zwei Bewaffnete ritten seitlich auf Höhe der Türen. An der Kutsche und auf der Brust der Soldaten war das Wappen der Baronie Ruthor zu sehen.
In der Kutsche saßen zwei junge Damen. Eine war augenscheinlich als Magierin zu erkennen. Sie trug eine graue Reiserobe mit silbernen Stickereien, welche mit einem einfachen Gürtel gehalten wurde. Unter der Kapuze lugten schwarze Haarsträhnen hervor. Über ihren Knien lag ihr Magierstab. Es war ein schön gedrechselter Stab aus Steineiche, in dessen Spitze von Astwerk umschlossen eine milchig schimmernde Kugel befand.
Die andere trug eine weiße Seidenbluse mit einer schwarzen Weste, dazu eine schwarze Hose mit passenden Schuhen. Ihre schwarzen schulterlangen Haare hatte sie mit einem Band zusammengebunden. Um ihren Hals trug sie eine Kette an dessen Ende ein silbernes Boronsrad hing. An der rechten Hand prangte am Zeigefinger ein klobiger Ring mit einem schwarzen Onyx.
"Ich danke dir so sehr, dass du mich begleitest." Die junge Magierin Corvona di Bellafoldi atmete tief durch. "Ich kann auch nicht verstehen, wie unser Familienoberhaupt gerade auf mich kommt, um jemanden wie meinen Cousin Eolan auf dem gesellschaftlichen Parkett einzuführen." Orleane ya Pirras konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Nun, ich denke, bei mir ist es das gleiche wie bei dir. Unsere werten Familienoberhäupter denken, dass es wieder an der Zeit ist, uns aus dem dunklen Kloster heraus zu holen. Dabei ist ihnen der Vorwand ziemlich egal. Zumindest ist es bei meinem Vater immer so. Gleichzeitig wird auch noch aufgezeigt, dass wir noch auf dem Heiratsmarkt zu haben sind. Sehen wir das Positive daran. Wir kommen wirklich einmal raus und es springen bei Besuchen zu Hause immer ein paar zusätzliche Dukaten für unser Kloster heraus." Demonstrativ rieb sie Daumen und Zeigefinger aneinander. "Sag, wo wollten wir uns noch einmal mit ihm treffen?" "Im Gasthaus 'An der Arena'. Er wollte uns nicht in seinem Turnierzelt empfangen, sondern für eine standesgemäße Umgebung sorgen. Einer Maga gebührend." Orleane öffnete die Klappe zum Kutscher. "Guter Mann, wann erreichen wir Mortêc." "In einer knappen halben Stunde, hohe Dame.", antwortete dieser. "Nun liebste Corvona, dann erzähl mir noch etwas mehr über eure familiären Beziehungen, damit wir bei unseren Bemühungen nicht eine neue Fehde auslösen."
Das Gasthaus war wegen des Turniers sehr gut besucht. An einem der Tische saßen die beiden Frauen aus der Kutsche und ein junger großgewachsener, muskulöser Mann gekleidet in eine schlichte weiße Reiserobe. Einzig das Wappen auf seiner Brust, ein gekreuzter Stab und Schwert in Rot, wiesen ihn als Ordensritter des Stab-und-Schwert-Ordens aus. Seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten und an seinen markanten Gesichtszügen konnte man sehen, wie angespannt er war.
Die Begrüßung unter den Verwandten war recht kühl und unbeholfen, ganz so wie man es bei zwei solchen Charakteren, die sich nicht viel um die menschliche Gesellschaft außerhalb ihrer gewohnten Umgebung scherten, erwarten konnte. Auch über den Grund ihrer Anwesenheit war Eolan di Bellafoldi nicht sehr erfreut und zwischen Cousin und Cousine entbrannte unversehens eine Diskussion. Orleane nippte an ihrem Wein und machte sich Notizen in ihrem Buch. Nachdem das Essen aufgetragen wurde ergriff diese auch das Wort. "Meine liebe Corvona, hoher Herr Eolan. Ich darf Euch doch beim Namen nennen, oder? Die ganze Streiterei über das Wieso, Weshalb und Warum bringt überhaupt nichts. Wir sind nun mal in dieser Lage und sollten das Beste daraus machen. Da es nur noch wenige Tage bis zum Bankett sind, sollten wir uns Gedanken über unser Auftreten machen. Und auch über unsere knurrenden Mägen." Damit griff sie zu, nahm sich ein Stück Brot, dazu Schinken und auch zwei Rotwürste. "Ich denke, in Eurem Orden habt ihr auch eine Art Gardeuniform oder so etwas Ähnliches. Diese solltet ihr tragen und nicht das Zeug womit ihr auf dem Turneyfeld streiten werdet. Und sagt, welche Tänze beherrscht ihr? Die Yaquirella? Die Volta? Die Pavane?" Mit jeder weiteren Erwähnung eines Tanzes wurde das Gesicht Eolans verschlossener. "Ich bin nicht hier um auf dem Parkett zu streiten, sondern auf dem Turneyfeld und…." Orleane unterbrach ihn. "Also keinen. Nun, dann solltet ihr zu den üblichen körperlichen Ertüchtigungen auch noch dieses einstudieren. In dieser kurzen Zeit werdet ihr nicht alles erlernen, aber zumindest Euch nicht komplett blamieren. Und Eurem Hause zur Ehr solltet ihr Euch auf beiden Schlachtfeldern auskennen. Schließlich geht es auch darum, Ausschau nach einer geeigneten Braut zu halten. Und damit meine ich nicht mich. Sollte ich Euch zu forsch, zu brüsk oder gar unverschämt erscheinen? Ja, das bin ich. Und das ist wahrscheinlich genau der Grund, warum ich heute hier sitze." Corvona legte eine Hand auf die Schulter ihrer Freundin. Gleichzeitig lächelte sie ihren Cousin beschwichtigend an. "Was meine Freundin sagen möchte, sind hier einige interessante Häuser anwesend. Allen voran Rondralia della Pena. Auch das Haus Torrem ist anwesend. Darüber hinaus das Haus Amarinto als Gastgeber, in dessen Gefolge….." Eolan winkte unwirsch ab. "Genug jetzt. Dies alles können wir in den nächsten Tagen besprechen. Es sind auch noch nicht alle Teilnehmer vor Ort. Unter anderem fehlt auch noch der Teilnehmer Eures Hauses." Orleane stutzte. "Meines Hauses?", fragte sie überrascht. "Ja. Auf der Teilnehmerliste steht Sarpedon ya Pirras."
Nach dem Essen trennten sich die Wege des jungen Ordenskrieger und der beiden Damen. Viel hatte man sich auch nicht mehr zu sagen. Gedankenverloren nahm Orleane noch einen Schluck Wein. "Wer ist Sarpedon? Du hast in vielen Gesprächen schon Mitglieder Deines Hauses erwähnt, aber nie den Namen Sarpedon." Die Angesprochene atmete schwer durch. "Mein Bruder. Sarpedon ist mein jüngerer Bruder. Ich, oder besser gesagt wir alle hatten seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihm. Er war noch nicht einmal zu Hause, als unsere Großmutter, unser Oberhaupt gestorben ist." Ihre Stimme geriet ins Stocken. "Bei der Wahl des neuen Oberhauptes war er auch nicht zugegen. Ein Schreiben hatte er dafür aufgesetzt. Sonst nichts. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er in den Orden der Aldinogenser eintreten wollte und dies über alles stellte. Sogar über die Familie." Sie wollte mit einem Wink eine neue Karaffe Wein bestellen, aber Corvona hielt sie zurück." Möchtest du abreisen?", fragte Corvona besorgt. "Nein, nein. Ich lasse dich nicht alleine. Ich bin nur unsicher, wie ich ihm gegenübertreten soll. Unser Verhältnis war nicht gut. Er hat mich für meinen Weg verurteilt und es als Schande angesehen, dass ich mich dem Dunklen Vater und nicht dem Herrn des Lichts zugewandt habe." Corvona nahm Orleane fest in den Arm. "Diesmal stehe ich Dir zur Seite und werde Dich unterstützen so gut ich kann."
Nach dem Bankett
"Tairena Carson und Saphirella ze Westherfolden sind die beiden holden Streiterinnen, die deinem Cousin im Tjost gegenüberstehen werden. Vielleicht kann man da ja schon tätig werden." Orleane ya Pirras und Corvona di Bellafoldi schlenderten nach dem üppigen Bankett und ausreichend Musik und Tanz gemächlich zurück zu ihrer Herberge. Man hatte sich höflich von Eolan di Bellafoldi verabschiedet und höflich seine Angebot der Begleitung abgelehnt. Orleane hatte kurz nach ihrem Bruder und seiner Frau gesucht, aber nicht gefunden. Dabei war sie sich sicher, ihn bei der Ziehung der Gruppen noch gesehen zu haben.
"Wir sollten uns nach den beiden Damen in ihrem Umfeld erkundigen, ob sie als Braut für deinen Cousin in Frage kommen könnten." "Meinst du das wirklich?" "Aber natürlich. Beide haben einen rondragefälligen Hintergrund, sind in seinem Alter und wohl auch von adeliger Herkunft. Damit sind wohl einige grundlegende Bedingungen erfüllt." "Aber wie sollen wir das denn anstellen?" Orleane lachte auf. "Das ist jetzt nicht dein Ernst. Beide werden Gefolge dabei haben. Vielleicht auch Wesenheiten männlichen Geschlechts darunter. Und du weisst ja, dass dieses Turnier auch in Zeichen der Herrin RAHja steht und daher…." "Du denkst doch nicht etwa..", erschrak Corvona und errötete. "Nein. Soweit will ich gar nicht gehen. Vielleicht nicht. Ein Augenaufschlag hier und nette Worte da und dann werden wir sehen, ob sich Zungen lösen werden." Corvona schaute skeptisch. "Es ist ja auch möglich, dass die Damen auch in Begleitung Zauberkundiger sind. Es würde dir bestimmt leichter fallen fachzusimpeln als leichte Konversation zu betreiben. Was läufst du denn jetzt so steif? Leg doch nicht gleich jedes Wort auf die Goldwaage."
Das Turnier beginnt
Nach dem Frühstück begaben sich beide jungen Damen zum Zelt des Eolan di Bellafoldi um mit ihm das morgendliche Training zu absolvieren. Dieser hatte bereits seine kriegerischen Übungen abgeschlossen und konnte, es laut seiner Gesichtsmimik, gar nicht mehr erwarten.
Sie zogen sich in sein Zelt zurück Orleane strich ihr Kleid glatt. "Nun gut, ohne Musik wird es etwas schwierig, aber wir fangen mit einem einfachen Tanz an. Einer Pavane." Mit ruhiger Stimme erklärte Orleane Eolan die Grundschritte und Haltungen. Danach nahm Orleane die erste Position für den Tanz ein und deutete Eolan an das gleiche zu tun. Dieser stellte sich direkt neben ihr und ergriff mit seiner rechten ihre linke Hand. "Stellt Euch jetzt Trommeln vor die im Takt schlagen. Und eins… "
Eolan fiel es schwer sich die Reihenfolge der Schritte zu merken. Mal verpasste er es nach hinten zu gehen, oder machte einen Schritt zuviel. Als der Teil mit seinem Kniefall kam, begann Orelane um ihn herum zu schreiten. "Wir haben uns nach der ersten Kandidatin erkundigt. Saphirella ze Westherfolden. Leider wird sie als zukünftiges Oberhaupt ihren Familiensitz nicht gegen ein Kloster in den Goldfelsen eintauschen." Eolan stand auf und dann versuchte sie die nächsten Schritte einer Ronde zu bewältigen. "Es ist gar nicht so einfach jemanden für Euch zu finden. Aua. Fast so holprig wie Euer Tanzen." Orleane löste sich aus seinem Griff und rieb sich die schmerzende Stelle. Eolan konnte ein leichtes Grinsen nicht verbergen. "Aber ich werde nicht aufgeben." Dabei tippte sie dem Ritter mit dem Zeigefinger gegen die Brust. Sanft schob Eolan die Hand zur Seite. "Euer Ehrgeiz ist beeindruckend. Aber nun entschuldigt mich bitte. Bald stehen die ersten Kämpfe im Tjost an und ich möchte mich gerne auch darauf vorbereiten." Corvona hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. "Wir werden unter den Zuschauern sein und Euch unterstützen, Cousin." Danach halte sie sich bei ihrer Freundin ein und führte diese freundlich aber bestimmt aus dem Zelt.
Eolan di Bellafoldi ließ sich gerade den Brustpanzer anlegen, als der Zelteingang sich öffnete und Orleane ya Pirras eintrat. "Was wollt ihr denn hier? Seht ihr nicht, dass ich für meinen Kampf im Tjost vorbereitet werde. Wo ist Corvona?" "Wenn ihr diesen Agression gleich auf dem Turnierfeld zeigt, werdet ihr zweifellos den Sieg davon tragen. Den Sieg über Tairena Carson, einer weiteren Kandidatin aus altem Arivorer Adel, wie mir zugetragen wurde." Sie fing an in ihrem Buch zu blättern. "Wie geschaffen für einen Ordenskrieger der Rondra. Tochter des Herrn von Prateria und selbst Herrin von L'Odina einem kleinen Landgut bei Ruthor. Nichts was man nicht für einen prächtigen Krieger wie Euch…. "
"Werte Dame Orleane. Es reicht mir für heute mit irgendwelchen Kandidatinnen, Bräuten oder sonstigen Weibsvolk. Würdet Ihr bitte damit aufhören, solange der Tjost andauert, mich damit zu behelligen? Später, bei den Feierlichkeiten oder den anderen Vergnügungen könnt ihr mir gerne Eure Vorschläge unterbreiten. Wenn ich nun bitten dürfte." Orleane schaute ihn von oben bis unten an. "Wie ihr wünscht." Danach verließ sie das Zelt.
An seinen Knappen gewandt sagte Eolan, "Sollte diese Dame hier noch einmal erscheinen, verweigert ihr den Zugang. Das ist ein Befehl."
Die ersten Schritte
Er hasste sich für das was er gleich sagen würde und wollte am liebsten im Boden versinken. Aber dann fasste Eolan seinen Mut zusammen und wandte sich an Corvona und Orleane, die beide gerade die Turnierbahn beobachteten: "Ähm, also...nun, es ist so. Ja, nun. Also, Signora Tribêc von Trebesco ist wirklich eine tolle Frau. Äh, Ritterin. Ach, ihr wisst schon." Er starrte mit ärgerlichem Blick auf den Boden. "Was soll ich tun...äh, ich kann ja nicht einfach so mit ihr reden. Was soll ich denn sagen? Nein, auf keinen Fall. Es war dumm von mir das zu sagen, vergesst es."
Wir werden nichts vergessen, dachten die beiden Damen, als sie Eolans Rücken, nach diesen für ihn emotionalen Gefühlsdurchbruch, betrachteten. Baronessa Leonora Tribêc von Trebesco also. ”Ich werde sehen, dass wir einen guten Platz für den Bardenwettstreit bekommen.”, sagte Orleane. “Und ich werde eine offizielle Einladung aufsetzen, damit die Baronessa die Begleitung meines Cousins an diesem Abend wird.”
Corvona di Bellafoldi hatte eine formelle Einladung aufgesetzt und nachdem Orleane ya Pirras für einen guten Platz beim abendlichen Bardenwettbewerb gesorgt hatte, musste jetzt nur noch für die Begegnung zweier Unbekannter gesorgt werden.
Eiligen Schrittes verließ Orleane Corvonas Zimmer, um sich zu den Räumlichkeiten der Baronessa Leonora zu begeben. Diese befanden sich zufällig auf dem gleichen Flur wie die ihren. Trotzdem war man sich bisher nicht begegnet. Ruckartig blieb Orleane stehen. Vor ihrem Ziel stand der Knappe ihres Bruders. Verwundert sah sie, wie dieser sich entfernte und zum Glück in die entgegengesetzte Richtung, zur Treppe hin, verschwand. Als Orleane sich langsam der Tür näherte, machte sie sich Gedanken darüber, was ihr Bruder von der Baronessa wollte. Hatte es etwas mit seinem Bestreben zur Aufnahme in einen praiosgefälligen Orden zu tun? Diesen Aldiginensern? Gedankenversunken blieb sie vor der Tür stehen und klopfte.
Leonora, vertieft in die Vorbereitungen für den abendlichen Bardenwettbewerb, hörte das Klopfen an ihrer Tür und unterbrach kurz ihre Beschäftigung. Ein wenig überrascht, dass jemand zu dieser Stunde Einlass begehrte, näherte sie sich der Tür.
Als sie sie öffnete, erblickte Leonora eine elegante junge Frau, die vor ihrer Tür stand. Die Unbekannte strahlte eine gewisse Entschlossenheit aus, und Leonora konnte nicht anders, als sie freundlich zu begrüßen. "Seid willkommen! Wie kann ich Euch behilflich sein?“
Orleane, die sorgfältig über ihre Worte nachgedacht hatte, trat höflich ein. "Euer Gnaden, ich bin Orleane ya Pirras, die Schwester von Sarpedon ya Pirras. Ich hoffe, ich störe Euch nicht zu einer ungelegenen Zeit.“
Leonora erwiderte höflich: "Nein, nicht im Geringsten. Was führt Euch zu mir, Orleane ya Pirras?“
Orleane überreichte höflich die Einladung. "Ich überbringe Euch eine Einladung von Corvona di Bellafoldi. Sie hat Euch zu einem Treffen mit einer weiteren Dame eingeladen. Es scheint, als hätte sie Eure Gesellschaft für diesen Anlass vorgesehen.“
Leonora nahm die Einladung entgegen und lächelte dankbar. "Ich danke Euch, Orleane ya Pirras. Es freut mich, dass Corvona an mich gedacht hat. Ihr könnt ihr ausrichten, dass ich ihre Einladung gerne annehme. Möchtet Ihr noch einen Moment eintreten und etwas verweilen?“
Orleane, von der Herzlichkeit der Baronessa überrascht, sagte höflich: "Ich danke Euch, Eure Gnaden, aber ich sollte mich wieder auf den Weg machen. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege später erneut. Euch noch einen angenehmen Abend.“
Mit einem respektvollen Knicks verabschiedete sich Orleane. Leonora hingegen betrachtete nachdenklich die Einladung und machte sich auf die bevorstehende Begegnung gefasst.
Während des Bardenwettstreits
Während des Bardenwettstreits
Es war ein wahrhaftig guter Platz. Man hatte freien Blick auf die Darbietungen auf der Bühne und man konnte sich trotzdem gut unterhalten.
Auch der Plan von Corvona di Bellafoldi und Orleane ya Pirras ging erst einmal auf. Eolan di Bellafoldi konnte durch gutes Zureden zum Besuch des Wettstreits überredet werden. Dort angekommen, erschien auch der geladene Gast in Gestalt der Baronessa Leonora Tribêc von Trebesco .
Leonora trug eine elegante weiße Tunika mit dem Wappen ihres Hauses. Sie betrat den Platz des Bardenwettstreits. Ihr langes Haar war zu einem sorgfältigen Zopf gebunden, und ihre Augen strahlten Ruhe, aber auch etwas Unsicherheit aus
Als sie ihren Platz einnahm, konnte sie einen freien Blick auf Bühne und Publikum genießen. Der Wettstreit hatte bereits begonnen, die Melodien der Barden erfüllten die Luft. Der Bereich war gut gewählt, und Leonora konnte sich in angenehmer Atmosphäre auf das Geschehen konzentrieren.
Eolan di Bellafoldi, zunächst durch seine Tjost-Niederlage etwas betrübt, wurde durch Orleanes geschicktes Zureden ermutigt, ein Gespräch zu führen. Die geladene Baronessa Leonora Tribêc von Trebesco war nun rechtzeitig erschienen und die geplante Begegnung nahm ihren Lauf.
Während Leonora und Eolan sich über den Stab-und-Schwert-Orden und die Situation in Tikalen unterhielten, fiel Orleane Hesacynthia di Côntris auf. Sie begab sich zu ihr, um sie einzuladen sich der Runde anzuschließen.
Als Orleane sie erreicht hatte, nahm sie einfach neben ihr Platz. “Sei gegrüßt, Schwägerin. Ein sehr interessanter Auftritt der Bardenvereinigung Düsterwald.” Hesacynthia blickte neben sich und lächelte. “Das stimmt. Ich kenne sie noch von einem Auftritt in Shenilo und war schon sehr gespannt auf ihre heutige Darbietung.” “Dann hoffe ich, dass sie Deine Erwartungen erfüllt haben. Leiste uns doch Gesellschaft. Wir sitzen in einer netten Runde beisammen.” Sie wartete Hesacynthias Antwort gar nicht erst ab, sondern ergriff ihre Hand und zog sie einfach mit sich.
Leonora, die von den Gesprächen auf der Bühne und dem Bardenwettstreit abgelenkt war, bemerkte, wie Orleane und Hesacynthia sich näherten. Die Baronessa stand auf, um die beiden Damen zu begrüßen.
“Euer Hochgeboren, Hoher Herr, darf ich Euch meine Schwägerin vorstellen? Hesacynthia ya Pirras geborene di Côntris, die Frau meines Bruders Sarpedon ya Pirras. Ich denke wir haben für sie noch einen Platz in unserer Mitte.”
"Seid gegrüßt, werte Dame, willkommen. Es ist mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen. Setzt Euch und genießt den Wettstreit der Barden. Wir haben einen angenehmen Abend vor uns."
Eolan räusperte sich. “Aber natürlich. So nehmt doch bitte Platz.” Er erhob sich um Hesacynthia die Möglichkeit zu geben sich zu setzen. Diese zeigte ein dankbares Lächeln und warf einen Blick in die Runde. Dabei schaute sie die Baronessa etwas länger an. Dies war also die Frau, der ihr Mann diese praiosgefälligen Psalmen geschickt hat. “Habt Dank und lasst Euch von mir nicht stören. Fahrt fort, worüber Ihr Euch auch immer unterhalten habt.”
Leonora setzte sich wieder. Die Klänge der Barden umhüllten die Gruppe, als sich Leonora an sie wandte.
"Noch einmal vielen Dank für die Einladung. Lasst mich ein wenig von meiner Heimat erzählen. Tikalen, meine Zuhause, ist ein Ort voller Geschichte und Traditionen. Die Lande am Tikal sind waldreich, und die Menschen pflegen das einfache, ehrliche Leben. Die Flussufer der engen Täler, die sich unter Praios' strahlendem Licht offenbaren, sind von üppigem Grün durchzogen, und die dichten Wälder, die sich auf unserem Herrschaftsgebiet erstrecken, bergen noch manches Geheimnis. Hohe Berge ragen majestätisch empor wie Wächter, die über die Täler wachen. Ihre Gipfel werden von den ersten Sonnenstrahlen Praios' geküsst, während die Täler noch im morgendlichen Schatten ruhen. Die Sonnenuntergänge über dem Tikaltal sind sehr schön. Die Himmelsfarben spiegeln sich im Wasser der Seen. In solchen Momenten fühle ich die tiefe Verbindung mit der Gegend dort."
Ein sanftes Lächeln huschte über Leonoras Gesicht, als sie ihre Heimat beschrieb. "Die Burg in Trebesco, mein Heim, thront auf einem Hügel und bietet einen großartigen Blick über das Tikaltal und den Goldenen Steig. Es ist ein Ort der Zusammenkunft für die Menschen aus Tikalen, wo gekocht wird, Feste gefeiert und wichtige Angelegenheiten besprochen werden."
Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr. "Meine vier Geschwister und ich sind dort aufgewachsen. Sie sind alle starke Persönlichkeiten. Jeder von ihnen ist auf seine Weise vom Leben in der Baronie geprägt. Obwohl die Aufgaben oft herausfordernd sind, verbindet uns die Liebe zu Tikalen."
Leonora lehnte sich leicht zurück, während die Klänge der Barden den Raum erfüllten, und ein Hauch von Wehmut umspielte ihre Augen. "Meine Eltern, Pulpio und Savinya, sind tapfere und praiosfürchtige Menschen. Mein Vater, Ritter, hat mich von Kindesbeinen an in den Tugenden des Götterfürsten unterwiesen. Seine Liebe zu Praios und die Pflicht gegenüber unserer Herrschaft sind für ihn untrennbar miteinander verbunden."
Ein sanftes Lächeln erschien auf Leonoras Lippen. "Meine Mutter, Savinya, Boron habe sie selig, agierte mehr als ruhige Kraft im Hintergrund. Ihre Weisheit und Güte haben nicht nur unsere Familie, sondern auch die Menschen des Dorfes geprägt. Sie hatte stets ein Rezept für jede Situation parat."
Ihr Blick wanderte kurz in die Ferne, bevor sie wieder ihre Aufmerksamkeit auf die anderen richtete. "Aber seitdem Mama nicht mehr unter uns ist, sind die Zeiten nicht so ungetrübt. Papa ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Daher muss ich ihn jetzt oftmals vertreten. Aber die Tribêcs von Trebesco sind nicht so leicht zu erschüttern. Ich werde meine Pflicht erfüllen und unser Land schützen, so wie es die Vorfahren getan haben."
Leonora hob ihr Glas, das Licht funkelte in ihren blauen Augen. "Möge Praios über Tikalen wachen und diejenigen leiten, die sich der Gerechtigkeit und dem Wohl unseres Landes verschrieben haben. Und nun, erzählt mir von Eurer Heimat und Traditionen."
Orleane lächelte. “Ich beneide Euch Baronessa. Ihr habt einen Ort, den Ihr Heimat nennen könnt. Meine Heimat habe ich mit sechs Lenzen verloren. Belhanka, die Stadt der Liebe, die mir ihr hässlichstes Gesicht gezeigt hat. Die Heimat meines Hauses. Für Jahrhunderte. Wir waren angesehen. Unser Glaube an den Götterfürsten war wohl bekannt. Wir stellten Richter, Geweihte, Ordenskrieger. Und dann kam der Thronfolgekrieg. Wir wurden aus unserem Palazzo gezerrt und mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt. Verbannt.” Ein Schatten schob sich über die sonst so lebensfrohe Miene der jungen Dame. Sie atmete einmal tief durch und schaute in betretene Gesichter.
“Verzeiht, ich wollte die Stimmung nicht trüben.” Orleane nahm sich die Karaffe mit Wein, füllte ihren Becher und bot dann an bei den Gästen nachzuschenken.
“Nun nennen wir das Noionitenspital von Corden unser zu Hause.” Dabei deutete sie auf Corvona. “Es liegt in den Sikramer Sümpfen umgeben von hohen Mauern, aber es ist ein Ort des Wirkens im Sinne der heiligen Noiona und des Glaubens an den Gebieter der Nacht. Der Ort Corden ist nicht mehr als ein größerer Marktplatz zwischen Belhanka und Toricum, also auch nicht der Erwähnung wert. Außerdem sind wir Sonderlinge aus dem Spital dort nicht gerne gesehen. Es ist alles ziemlich trist und bescheiden, daher genieße ich auch solche Momente wie diese hier und wartet…. “ Sie hielt kurz inne und Fugate Caril die Bühne betrat. “.... lasst uns der Darbietung auf der Bühne lauschen. Reden können wir gleich noch.”
Das Abschlussbankett
Genau wie von Dareius Amarinto versprochen, waren Eolan di Bellafoldi, Orleane ya Pirras und Corvona di Bellafoldi beim Abschlussbankett an einem Tisch mit Leonora Tribêc von Trebesco und Tairena Carson platziert worden. Komplettiert wurde die Gruppe vom Famerlorianer Leonato dem Roten. Etwas nervös stellte Eolan sich den beiden Turnierstreiterinnen vor, Tairena Carson beglückwünschte er nochmal für ihren Sieg über ihn in der Turnierbahn und platzierte ein eher ungelenkes Kompliment über Tairenas 'starke Oger-Arme, die ihn mühelos in den Staub geworfen hatten', was ihm unter dem Tisch einen schmerzhaften Tritt gegen das Schienbein einbrachte. Er war sich nicht sicher ob dieser von Orleane, Corvona oder gar Tairena selbst gekommen war und konnte die Situation gerade noch mit einem überraschend humorvollen Scherz auf seine Kosten retten, welcher die anwesenden Damen zum Lachen brachte. Sogar der ansonsten recht humorlose Ordensritter Leonato konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Durch diesen unerwarteten Glücksgriff gewann Eolan, zu Orleanes und Corvonas Zufriedenheit, schnell an Selbstsicherheit und konnte sogar noch einen weiteren unterhaltsamen Scherz über den Unterschied zwischen einem Almadaner, einem Novadi und einem Silbertaler Esel nachlegen bevor er höflich den Damen wieder das Wort überließ.