Briefspiel:Urbasi nach dem Verrat (4)

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Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 23. Praios 1032 BF Schauplatz: Magistratspalast in Urbasi Entstehungszeitraum: ?
Protagonisten: Miguel Flaviora, Alessandero dell'Arbiato, Leomar della Pena, Auricanius von Urbet, Amene di Salsavûr und weitere Autoren/Beteiligte: Haus dell Arbiato.png Dellarbiato, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Familie Flaviora.png Flaviora, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus di Salsavur.png Rondrastein
Zyklus: Übersicht · Am Morgen vor der Sitzung · Die Sitzung ist eröffnet ... · Efferdas delenda est! · Von Lämmern und Verbündeten · Der Pöbel und die Treue · Von der Ehre und einem Auszug · Galeas Einwürfe und Leomars Rückkehr · Es wird entschieden und verkündet ...


Miguel Flaviora

Von Lämmern und Verbündeten

Miguel Flaviora

Zwischenruf des Gonfalonieres:
„Ich muss entschieden ... hier und heute und auch in der Zukunft ... – hochverehrte Patrona Aliena – jeglichen Vergleich mit euren Kindern und ihren Eigenarten von mir weisen.“


Amene di Salsavûr

Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, erhob sich die Rondra-Geweihte und begann zusprechen:
„Warum spricht das Lamm, wenn das Schaf sprechen sollte?“
Amene di Salsavûr musterte erst Niccolo Flaviora und dann dessen Vater.
„Das Lamm sollte von Dingen sprechen, von denen es was versteht und Kriegszustände gehören wohl nicht dazu.“
Sie machte eine rhetorische Pause und schaute in die Runde.
„Außerdem sollte das Lamm besser informiert sein, bevor es spricht. Efferdas marschiert bereits!!!“
Wieder eine Pause, um Niccolo abwertend zu mustern.
„Der Priore militaris, mein Neffe, hat ebenso wie die Häuser della Pena und Urbet-Marvinko das einzig Richtige als Antwort darauf getan. Er hat die stehenden Truppen der Stadt nach Süden geführt, um die … UNSERE Grenzen und UNSERE Stadt zu schützen.“
Amene richtete sich auf und hob stolz ihren Kopf.
„Wenige Urbasier sind es, im Gegensatz zu den Efferdiern, aber sie werden ihre Stadt verteidigen, wie sie es geschworen haben.“
Ein weiterer vernichtender Blick wanderte zu Niccolo.
„Also beleidigt sie nicht, in dem ihr sagt, dass sie sich dadurch Schande auf die Häupter ihrer Ahnen laden. DAS tun nämlich jene, die sich lieber verkriechen und nichts als große Worte schmettern, ohne wirklich zu wissen, worum es geht.“
Bevor sie sich wieder setzte mustere die Geweihte noch einmal viele der Anwesenden mit einem lodernden Blick.


Auricanius von Urbet

„Nun, was Hochwürden di Salsavûr wohl eigentlich sagen will“, hob Auricanius betont ruhig wieder zu sprechen an, „... ist: Es stehen schon einige Kontingente unserer Fürstlichen Gemeinde und einiger der hier vertretenen Geschlechter an der Torre. Priore militaris Romualdo di Salsavûr ist ja bereits in Erwartung des Konflikts mit Efferdas nach Cindano abgereist, auch wenn diese Erwartung noch einen anderen Hintergrund hatte. Ebendort befindet sich auch unser Vetter Panthino, der Valvassor von Urbet. Allein wir geraten mit unserer Diskussion allmählich durcheinander, wie mir scheint.“
Der junge Geweihte machte eine Kunstpause, auch um sich selbst nochmal zu sammeln.
„Es steht hier im Raum die Frage nach der Verlängerung der Amtszeit des Consiglios, um sich durch eine Wahl in den kommenden Tagen nicht weiter zu schwächen. Es stehen fürderhin im Raum Vorwürfe unterschiedlicher Art, die wir indes mit aller Besonnenheit behandeln sollten. Es steht im Raum die Frage nach den Konsequenzen, die eine unbefriedigende Antwort Efferdas’ auf unsere Forderungen nach sich zu ziehen hätte.
Hierzu, verehrte Freu… ähm Kollegin … dell’Arbiato, sei auch auf weitere, nicht in erster Linie kriegerische Maßnahmen verwiesen, die man ergreifen könnte, ja vielleicht sogar müsste, wenn man sich die Truppenverhältnisse an der Torre so anschaut. Die Bekanntmachung des unwürdigen Verhaltens der Baronin von Efferdas und weiterer der efferdischen Senatoren bei Dritten ist ein guter Anfang, da gebe ich euch recht. Darüber hinaus gilt es aber auch etwaige Sperrungen der Handelswege etwa zu prüfen – Hemmnisse, die den gemeinen efferdischen Kaufherrn womöglich schwerer treffen, als man denkt.“
Bei den letzten Sätzen hatte sich etwas Zynismus in die Worte Auricanius’ gemischt, bevor auch die Schärfe seiner Rede nochmal deutlich zunahm:
„Zuletzt möchte ich aber noch eine weitere Frage aufwerfen, die insbesondere die Häuser della Pena ä.H. und di Salsavûr betrifft. Dass meine eigene Familie mit dem Haus Torrem verschwägert ist, ist ja hinreichend bekannt und dennoch versicherte ich bereits eindeutig der Fürstlichen Gemeinde vor allen solchen Verwandtschaften meine Treue. Doch wie sieht dies bei besagten beiden Geschlechtern aus, die dem sogenannten Sikramtaler Ritterbund angehören. Und deren Situation Priore Leomar so treffend umschrieb, als er vom Bündnisfall sprach. Was geschieht denn nun, sollte sich die Fürstliche Gemeinde dazu entschließen gegen Bündnispartner vorzugehen? Ist dies das Ende dieses Ritterbunds oder dasjenige der Treue zu Urbasi?“


Leomar Romualdo della Pena
Leomar della Pena

Diese Worte bewirkten zunächst einen Moment der Stille, der erst allmählich vom allgemeinen Gemurmel der Signoria beendet wurde. Dann aber erhob sich Leomar della Pena, nachdem seine Tochter Lutisana, die ihn als nicht stimmberechtigte Beraterin begleitete, längere Zeit mit ihm getuschelt hatte. Er wandte sich an den Praios-Geweihten, der zuletzt so scharfe Worte in Richtung der della Pena und di Salsavûr gesprochen hatte:
„Uns erstaunt es zutiefst, euch solch eine Rede führen zu hören, Ehrwürden. So mag es zwar angehen, dass ihr es mit der Herrin Travia nicht so streng haltet und daher die eheliche Verbindung mit dem Hause Torrem auflösen wollt … oder zumindest faktisch ignorieren werdet – nun, das soll euch unbenommen sein. Wir haben unsere Lektion gelernt und werden die Gebote der gütigen Travia fortan hochhalten …“
Leomar warf einen Seitenblick auf Horanthe Barbero, die ihn erst im vergangenen Jahr durch den Vorwurf eines Traviafrevels zu einer zeitraubenden Pilgerfahrt gedrängt hatte. Die Eingeweihten quittierten diese Bemerkung daher teilweise mit leisem Gelächter, das Leomar mit einer Aufmerksamkeit heischenden Bemerkung schnell beendete und fortfuhr:
„Als Diener des Gerechten solltet ihr jedoch wissen: pacta sunt servanda! Das Haus Torrem hat offensichtlich gegen keinen Passus der Bündnisakte des Sikramtaler Ritterbundes verstoßen, somit haben wir vor Praios' Auge keinen direkten Grund den Pakt zu brechen. Ich stimme euch insofern zu, dass der Bund zu Konsultationen zusammentreten sollte, um die Geschehnisse nachzubesprechen und eine Zukunft des Bundes zu beraten, hierzu werden die Häuser Torrem, della Pena, di Salsavûr, di Onerdi und Calven-Imirandi auch sicher in Bälde zusammentreten.
Die Treue zu Urbasi hat mit diesem Umstand jedoch in keinster Weise zu tun, sofern Urbasi nicht beabsichtigt sich Landbesitz der Torrems unrechtmäßig anzueignen – in diesem Falle würden sich die della Pena unabhängig von jedem Bündnis gegen eine solche Enteignung stellen, würde hier doch ein gar schändlicher Präzedenzfall geschaffen.
Wenn ihr nun allerdings verlangt entweder einen bislang unbefleckten Bündnisvertrag zu brechen oder aber die Treue zu unserer Stadt zu verraten – also so oder so einen Treueeid zu brechen – dann denken wir, ihr habt demnächst mal etwas mit eurem Gott, unserem guten Herren Priaos, und auch mit seiner Kirche, der ihr ja … noch … angehört, zu besprechen! Also überlegt es euch gut!“
Beim letzten Satz hatte Leomar seine Stimme merklich erhoben und seine donnernden letzten Worte hallten noch im Saal nach.
Jetzt fuhr er mit geringerer Lautstärke, versöhnlicher und wieder an die Signoria gewandt, fort:
„Ihre Ehrwürden hat seine letzten Worte sicher unbedacht gesprochen, und wir wollen es ihm für den Moment nachsehen, schließlich neigt man in seinem jugendlichen Alter zu unvorsichtigen Äußerungen. In anderen Punkten hat er jedoch sehr wohl schon die nötige Weisheit seines Amtes bewiesen, denn der Forderung nach einer Verlängerung der Amtszeit des Consiglio haben wir uns ja bereits zuvor angeschlossen.
Auch der Vorschlag die Handelswege der Efferdier abzuschneiden erscheint uns Wert, in Erwägung gezogen zu werden.
In diesem Zusammenhang wollen wir auf die enorme Nützlichkeit der Flussflotte bei diesem Vorhaben hinweisen, mit der wir auch den Wasserweg ausreichend kontrollieren könnten um die efferdischen Ländereien vom Handel abzuschneiden. Ich erwähne dies nur, weil es in diesem Gremium in der Vergangenheit Stimmen gab, die den Nutzen der Erwerbungen in Frage gestellt haben und weil nebenbei bemerkt die Finanzierung immer noch im Raum steht …
Für eine Sperrung der Landwege stehen neben den Truppen der Stadt dem Consigilo natürlich auch die Hausgarde der della Pena zur Verfügung – steht man ja mit Gerrich und Ovriola ohnehin an vorderster Front.
Und auch wenn wir eine Vernichtung von Efferdas als etwas überzogen sehen – niemand will ein zweites Parsek – freuen wir uns, dass unser Amtsbruder dell'Arbiato unsere Meinung teilt, den republikanischen Umtrieben entschlossen entgegen zu treten. Und die Aufrichtigkeit und der rondrianische Geist von Hochwürden Amene sind natürlich unumstritten.
Insofern sind wir zuversichtlich das wir uns auf die richtige Vorgehensweise einigen können.“


Auf der Piazza di Renascentia

"... als Akt der Freundschaft aufgefaßt werden. Gesiegelt und gezeichnet durch das Consiglio della Priori Urbasis", beendete der Herold das Verlesen der Botschaft an Efferdas. Für einen Moment herrschte gespenstische Stille auf der Piazza.
Dann jedoch brüllte ein Dutzend Stimmen ihre Wut hinaus, in die wenige Herzschläge später der restliche Mob einfiel:
"Ad armas! Zu den Waffen, Urbasier! Efferdas soll brennen!"